Die vorliegende Untersuchung hat das Ziel, die Rolle der schwarzen Frauen im gesellschaftlichen Entwicklungsprozess Kubas von der Sklaverei bis zur Revolution am Beispiel der Testimonio-Literatur von Reyita darzustellen. Dabei soll durch die Analyse des 1997 in Havanna veröffentlichten Buches "Ich, Reyita – Ein kubanisches Leben" von Daisy Rubiera Castillo gezeigt werden, wie die historischen Kategorien Geschlecht und Ethnizität die Rolle der schwarzen Frauen in Kuba vom Ende des neunzehnten Jahrhunderts bis zum Ende des zanzigsten Jahrhunderts bestimmten, und wie sich die Diskriminierung schwarzer Frauen zu Zeiten der Sklaverei, im vorrevolutionären Kuba und während der Revolution äußerte.
Hierbei stellt sich die Frage, ob die kubanische Revolution von 1959 ihrem Anspruch auf soziale Gleichheit und Gerechtigkeit hinsichtlich der Frauen- und Rassengleichheit gerecht werden konnte. Insgesamt soll deutlich gemacht werden, dass schwarze Frauen nicht nur passive Opfer historischer Prozesse waren sondern aktiv die Geschichte beeinflusst haben, und ihnen daher ein Platz in der Geschichte eingeräumt werden muss. Anhand der Lebensgeschichte von Reyita wird ersichtlich, dass schwarze Frauen in Kuba trotz jahrhundertlanger Unterdrückung und Diskriminierung aufgrund von Geschlecht und Ethnizität ihren Kampf um Gerechtigkeit nie aufgegeben haben und bis heute für Geschlechter- und Rassengleichheit kämpfen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Untersuchungsgegenstand und Vorgehensweise
1.2. Begriffsdefinitionen und Forschungsstand
2. Testimonio-Literatur in Kuba
2.1. Testimonio-Literatur als umstrittenes Genre
2.2. Entwicklung der Testimonio-Literatur in Lateinamerika und Kuba
2.3. „Ich, Reyita. Ein kubanisches Leben“ - Historische und theoretische Einordnung
3. Schwarze Frauen in der kubanischen Sklavengesellschaft
3.1. Wirtschaftliche und sexuelle Ausbeutung von Sklavinnen
3.2. Matrifokalität und Instabilität der Familienstrukturen
4. Frauen- und Rassendiskriminierung im vorrevolutionären Kuba
4.1. Armut und Überlebensstrategien der Afrokubanerinnen
4.2. Erscheinungsformen der Frauendiskriminierung in der kubanischen Gesellschaft
4.2.1. Machismo und die Auswirkung auf die Rolle der Frau im 20. Jahrhundert
4.2.2. Prostitution als Zeichen weiblicher Notlage
4.3. Rassismus und seine mikro- und makrogeschichtlichen Dimensionen
4.3.1. Historische Wurzeln der Rassendiskriminierung und die Auswirkung auf das Leben der Afrokubanerinnen
4.3.2. Die „guerra de razas“ als Ausdruck ethnischer Gewalt
4.3.3. Rassismus und der Kampf um Gleichheit
5. Afrokubanerinnen und die kubanische Revolution
5.1. Die zunehmende Emanzipation der Kubanerinnen vor der Revolution
5.2. Die Revolution und ihre Auswirkungen auf die Situation der Frauen
5.2.1. Weibliches Engagement in der Revolution
5.2.2. Politische Maßnahmen und ihre positiven Konsequenzen
5.2.3. Geschlechterungleichheit nach der Revolution
5.3. Die Auswirkungen der Revolution auf die Rassendiskriminierung
5.3.1. Maßnahmen der revolutionären Regierung und ihre Folgen
5.3.2. Zwischen Überwindung und Fortbestehen rassistischer Tendenzen in der kubanischen Gesellschaft
5.3.3. Afrokubanerinnen kommen zu Wort
6. Fazit und Ausblick
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Untersuchungsgegenstand und Vorgehensweise
Die vorliegende Untersuchung hat das Ziel, die Rolle der schwarzen Frauen im gesellschaftlichen Entwicklungsprozess Kubas von der Sklaverei bis zur Revolution am Beispiel der Testimonio-Literatur[1] von Reyita darzustellen. Dabei soll durch die Analyse des 1997 in Havanna veröffentlichten Buches Ich, Reyita. Ein kubanisches Leben[2] von Daisy Rubiera Castillo[3] gezeigt werden, wie die historischen Kategorien Geschlecht und Ethnizität die Rolle der schwarzen Frauen in Kuba vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts bestimmten, und wie sich die Diskriminierung schwarzer Frauen zu Zeiten der Sklaverei, im vorrevolutionären Kuba und während der Revolution äußerte. Hierbei stellt sich die Frage, ob die kubanische Revolution von 1959 ihrem Anspruch auf soziale Gleichheit und Gerechtigkeit hinsichtlich der Frauen- und Rassengleichheit gerecht werden konnte. Insgesamt soll deutlich gemacht werden, dass schwarze Frauen nicht nur passive Opfer historischer Prozesse waren sondern aktiv die Geschichte beeinflusst haben, und ihnen daher ein Platz in der Geschichte eingeräumt werden muss. Anhand der Lebensgeschichte von Reyita wird ersichtlich, dass schwarze Frauen in Kuba trotz jahrhundertlanger Unterdrückung und Diskriminierung aufgrund von Geschlecht und Ethnizität ihren Kampf um Gerechtigkeit nie aufgegeben haben und bis heute für Geschlechter- und Rassengleichheit kämpfen.[4]
Die Untersuchung von Geschlecht und Ethnizität in Kuba ist deshalb so wichtig, weil schwarze Frauen bisher eine sehr marginale Position in der kubanischen Geschichtsschreibung einnehmen. Mit der Biographie über ihre Mutter Reyita stellt sich Daisy Rubiera Castillo gegen die traditionelle Geschichtsschreibung, in der schwarze Frauen weitgehend ausgeblendet werden.[5] So ist es in der historischen Literatur eine Neuheit, dass die kubanische Geschichte des 20. Jahrhunderts aus der Perspektive einer schwarzen Frau dargestellt wird, deren familiäre Herkunft bis in die Zeit der Sklaverei zurückreicht. Reyitas Erzählung ergänzt somit das Konzept der Oral History[6] um eine weibliche Perspektive. Das Buch stellt aber nicht nur eine Weiterentwicklung des Genres der Testimonio-Literatur dar, sondern erweitert auch den sozial- und kulturgeschichtlichen Ansatz um eine geschlechterspezifische Betrachtung.[7] So können durch Reyitas Erzählungen neue historische Erkenntnisse über Sklaverei, Familie, Rassenbeziehungen und die Beteiligung der kubanischen Frauen an der Politik gewonnen werden. Reyitas Testimonio ist deshalb so wichtig, weil es zu einem umfassenderen Geschichtsbild beiträgt und die Geschichtsschreibung durch die Perspektive einer bisher marginalisierten Gruppe ergänzt. Es gibt den Afrokubanerinnen, die bisher keine Möglichkeit hatten, sich in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen, eine Stimme und trägt dazu bei, dass sie den Platz in der Geschichte erhalten, der ihnen zusteht.
Die Testimonio-Literatur von Reyita eignet sich sehr gut für die Analyse der Geschichte schwarzer Frauen in Kuba von der Sklaverei bis zur Revolution, weil es die fast ein Jahrhundert lange Lebensgeschichte der Afrokubanerin María de los Reyes Castillo Bueno (1902-1997), kurz Reyita genannt, erzählt. Anhand von Reyitas Lebensgeschichte können verschiedene Aspekte der kubanischen Geschichte untersucht werden. Da es für diese Arbeit jedoch zu umfangreich wäre, zusätzlich Aspekte wie Religion oder bestimmte Elemente der afrokubanischen Kultur aufzuführen, beschränkt sich die Analyse auf die Bedeutung von Geschlecht und Ethnizität. Verschiedene Textstellen zu den Themenaspekten Geschlecht und Ethnizität sollen auf ihre historische Bedeutung hin untersucht werden. Da die Testimonio-Literatur in der Geschichtswissenschaft allein nicht als verlässliche, objektive Quelle betrachtet werden kann, wird weitere Forschungsliteratur hinzugezogen. Zudem sollen weitere Quellen der Oral History berücksichtigt werden, um die Aussagen von Reyita mit denen anderer Afrokubanerinnen zu vergleichen. Auf diese Weise wird in dieser Arbeit die wichtige Bedeutung der Testimonio-Literatur von Reyita für die kubanische Geschichte herausgestellt.
Zunächst wird im zweiten Kapitel ein Überblick über die Testimonio-Literatur in Kuba gegeben und erklärt, warum sie nicht ohne Vorbehalte als historische Quelle genutzt werden kann. Auch sollen die wesentlichen Merkmale der Testimonio-Literatur aufgeführt sowie ihre Bedeutung in Lateinamerika herausgestellt werden. Schließlich wird anhand dieser Informationen eine historische und theoretische Einordnung des Buches „Ich, Reyita. Ein kubanisches Leben“ vorgenommen. In den darauffolgenden drei Kapiteln rückt die Bedeutung von Geschlecht und Ethnizität in der kubanischen Geschichte in den Vordergrund. Zunächst stellt sich im dritten Kapitel die Frage, in welcher Form schwarze Frauen während der Sklaverei wirtschaftlich und sexuell ausgebeutet wurden. Auch soll ihre schwierige Lage in einer von Matrifokalität[8] und von instabilen Familienstrukturen geprägten Sklavengesellschaft untersucht werden.
Im vierten Kapitel steht die Frauen- und Rassendiskriminierung im vorrevolutionären Kuba im Mittelpunkt. In Bezug auf die Frauendiskriminierung werden besonders die Aspekte Machismo und Prostitution als primäre Erscheinungsformen der Diskriminierung beleuchtet. Der Rassismus in Kuba, der zentrales Thema in Reyitas Lebensgeschichte ist, soll hinsichtlich seiner mikro- und makrogeschichtlichen Dimensionen untersucht werden. Seine historischen Wurzeln sowie die Auswirkungen des Rassismus auf das Leben der Afrokubanerinnen stehen hier im Vordergrund. Als Beispiel für eine Form der ethnischen Gewalt soll die „guerra de razas“ näher betrachtet werden. Ebenso sollen Reyitas Bestrebungen im Kampf um die Rassengleichheit aufgeführt werden. Im fünften Kapitel wird die Rolle der Afrokubanerinnen während der Revolution fokussiert. Dabei soll analysiert werden, inwiefern sich die Situation der schwarzen Frauen durch die Revolution im Hinblick auf die Frauen- und Rassendiskriminierung veränderte. Zunächst soll die zunehmende Emanzipation der Kubanerinnen im Laufe des 20. Jahrhunderts dargestellt werden. Dann sollen das weibliche Engagement in der Revolution sowie die politischen Maßnahmen zur Gleichstellung der Frauen in Kuba und ihre Konsequenzen behandelt werden, um schließlich auch die fortbestehende Geschlechterungleichheit nach der Revolution zu dokumentieren. Ebenso sollen die Maßnahmen der revolutionären Regierung in Bezug auf die Rassendiskriminierung kritisch betrachtet werden, um schließlich zu untersuchen, inwiefern rassistische Tendenzen in der kubanischen Gesellschaft fortbestehen. Am Ende des Kapitels soll gezeigt werden, welch wichtige Rolle die Oral History von Afrokubanerinnen in der kubanischen Geschichte einnimmt.
1.2. Begriffsdefinitionen und Forschungsstand
Um die Bedeutung der historischen Kategorien Geschlecht und Ethnizität in Kuba zu untersuchen, ist es wichtig, diese Begriffe zuerst einmal zu definieren. Der Begriff Geschlecht soll in dieser Arbeit im Sinne von Gender verwendet werden. Der englische Begriff Gender beschreibt das soziale oder psychologische Geschlecht bzw. die Geschlechtsidentität. Er steht dem Begriff Sex gegenüber, der das biologische Geschlecht bezeichnet. Das biologische Geschlecht ist in der Regel durch physische Merkmale eindeutig erkennbar. G ender hingegen beschreibt die soziale Geschlechterrolle und die sozialen Geschlechtsmerkmale. Darunter versteht man Eigenschaften, die in einer Kultur als typisch für ein bestimmtes Geschlecht angesehen werden wie z.B. Kleidung, Beruf etc.. Die Wahrnehmung von Gender ist abhängig von der jeweiligen Region, der Geschichte und der Kultur der zu untersuchenden Gesellschaft. Kulturelle Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit variieren je nach Land und Ethnizität sowie in Abhängigkeit von den historischen Entwicklungen des Landes und der betrachteten Epoche. Das Geschlecht ist somit sowohl historisch- als auch kulturbedingt. Die Konzepte von Gender beeinflussen das Verhalten in den verschiedensten sozialen Kontexten: am Arbeitsplatz, in der Familie, in Politik und Wirtschaft etc..[9] Geschlecht ist demnach auch eine politische Kategorie. So nehmen die Beziehungen zwischen den Geschlechtern starken Einfluss auf die soziale Organisation einer Gesellschaft.[10] Die Kategorie Geschlecht kann demnach als wichtiges, analytisches Werkzeug in der Geschichtswissenschaft dienen und soll in dieser Arbeit für den Fall Kuba genutzt werden. Es soll untersucht werden, welche Rolle die schwarzen Frauen in Kuba in der Gesellschaft aufgrund ihres Geschlechts einnahmen, und wie sich diese Rolle innerhalb eines Jahrhunderts veränderte.
Bei der Verwendung des Gender -Konzepts muss beachtet werden, dass die Kategorie „Frauen“ keine unumstrittene Kategorie darstellt. Es existieren grundlegende Unterschiede zwischen Frauen verschiedener Klassen, Ethnien, religiöser oder sexueller Orientierung und beliebig vielen anderen Kategorien. Bei der Untersuchung von Gender -Fragen muss folglich berücksichtigt werden, dass eine Homogenisierung der Frauen einer Gesellschaft problematisch ist. Für den Fall Kuba ist es wichtig, sich in Bezug auf die Gender -Frage mit der Existenz verschiedener Ethnien in Kuba auseinanderzusetzen. In der Forschung über die Situation der kubanischen Frauen werden diese in der Regel als homogene Gruppe betrachtet. Allerdings sind die Lebensrealitäten schwarzer und weißer Frauen in der kubanischen Gesellschaft äußerst verschieden.[11] In dieser Arbeit liegt der Fokus auf der Situation der schwarzen Frauen in Kuba. Eine Ausweitung auf die Situation der weißen Frauen wäre zu umfangreich.
Ebenso wie die Kategorie Geschlecht kann auch Ethnizität als wichtige Kategorie zur historischen Analyse genutzt werden. Jedes Individuum gehört einer Ethnie an und hat eine ethnische Identität, wobei die individuelle ethnische Identität selten absolut ist sondern sich vielmehr in Abhängigkeit vom sozialen Kontext verändert. Eine Ethnie ist als soziale Gruppe von Menschen zu verstehen, die eine gemeinsame Abstammung, gemeinsame kulturelle Traditionen und eine gemeinsame Geschichte aufweist. Durch diese Gemeinsamkeiten grenzt sie sich von anderen Gruppen ab. Die Mitglieder einer Gruppe teilen historische Erfahrungen, die wiederum die Grenzen der Gruppe definieren. Ethnische Grenzen können durch Sprache, Religion, physische Charakteristika oder andere kulturelle Merkmale wie Kleidung, Essen etc. entstehen.[12] Die Globalisierung hat dazu geführt, dass sich ethnische Gruppen gebildet haben, die geografisch von ihren Heimatländern getrennt wurden.[13] So wurden die schwarzen Sklaven aus Afrika nach Kuba verschleppt und brachten ihre Kultur, ihre Traditionen und Religionen nach Kuba, wo sie sich mit anderen Kulturen vermischten und sich durch die historischen Bedingungen der Sklaverei veränderten. In den 30er und 40er Jahren des 19. Jahrhunderts kam es in Kuba zu einer kulturellen Integration der Sklaven. Diese führte dazu, dass Sklaven nicht nur Kulturelemente aufnahmen, sondern ihrerseits einen Beitrag zur entstehenden kubanisch-kreolischen Kultur leisteten. Fernando Ortiz versuchte dieses Phänomen anhand des Konzepts der Transculturación[14] zu untersuchen.[15] Die Sklaverei und die damit verbundene extreme Erniedrigung und Ausbeutung schwarzer Bevölkerungsteile hat in der kubanischen Gesellschaft tiefe Spuren hinterlassen, die bis heute nicht überwunden werden konnten. Welchen Einfluss die Ethnizität auf das Leben von Reyita hatte, und welche Diskriminierung sie aufgrund ihrer afrokubanischen Wurzeln in Kuba erleben musste, soll in dieser Arbeit analysiert werden.
Was den Forschungsstand bezüglich der schwarzen Frauen in Kuba angeht, so ist die Geschichte der Afrokubanerinnen bisher in der allgemeinen Geschichtsschreibung unterrepräsentiert. In Kuba fehlt es insgesamt an einer historischen Frauenforschung, denn in den vorherrschenden Kategorien der Geschichtsschreibung liegt das Interesse v.a. in dem von Männern dominierten Bereich des öffentlichen Lebens. Der Frauenbereich des Privaten, d.h. Frauen in ihrer typischen Lebenssituation in Haushalt und Familie, wird weitgehend ausgegrenzt.[16] Historische Untersuchungen über die Lage schwarzer Frauen in Kuba sind noch seltener zu finden, denn kubanische Frauen werden häufig als kulturell homogene Gruppe betrachtet, was den unterschiedlichen Lebensrealitäten schwarzer und weißer Frauen in der kubanischen Geschichte nicht gerecht wird.[17]
Zur Geschlechtergeschichte Lateinamerikas gibt die Literatur von Barbara Potthast einen detaillierten Einblick in die Rolle der Frauen in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern.[18] Die Studie von Doris Henning gibt einen hilfreichen Überblick über die Rolle der Frauen im gesellschaftlichen Entwicklungsprozess Kubas von der Kolonialzeit bis zum Sieg der Revolution 1959.[19] Allerdings wird hier nur teilweise zwischen schwarzen und weißen Frauen differenziert. Michael Zeuske hingegen hebt in seinen Aufsätzen die Bedeutung schwarzer Frauen in der kubanischen Geschichte hervor, besonders in Bezug auf ihre Rolle in der Sklavengesellschaft und während der Sklavenemanzipation.[20] Insgesamt ist Forschungsliteratur über schwarze Frauen in Kuba, wie oben angedeutet, jedoch eher selten zu finden. Daisy Rubiera Castillo stellt hier eine Ausnahme dar. Sie geht sehr detailliert auf die historische Bedeutung schwarzer Frauen in Kuba ein.[21] In einem Interview betonte sie u.a. die Notwendigkeit, die Geschichte und die Rolle der schwarzen Afrikanerinnen zu erforschen, die als Sklavinnen nach Kuba kamen.[22] Einen umfangreichen Überblick über die Testimonio-Literatur in Kuba gibt Klaus Bunke.[23] Das folgende Kapitel soll zunächst einen Einblick in diese Thematik geben.
2. Testimonio-Literatur in Kuba
2.1. Testimonio-Literatur als umstrittenes Genre
Besonders in Lateinamerika ist die Testimonio-Literatur von großer Bedeutung, denn Testimonios erscheinen v.a. in den Ländern, die von ökonomischen, sozialen und politischen Krisen betroffen waren und geben marginalisierten Bevölkerungsteilen eine Stimme. In diesem Kapitel sollen die wesentlichen Merkmale der Testimonio-Literatur herausgestellt sowie die Problematik im Umgang mit den Testimonios erläutert werden, um zu zeigen, welche Bedeutung der Testiomonio-Literatur in der Geschichtswissenschaft zukommt.
Grundlegend für die Testimonios ist die Repräsentation privater Umstände, die häufig mit dem historischen Anliegen einhergeht, einen sozialen Wandel herbeizuführen. Oft werden daher in den lateinamerikanischen Testimonios Menschenrechtsverletzungen oder soziale Missstände thematisiert. Die Testimonios sollen dabei nicht vorrangig den Werdegang des Autors und seiner Zeit erklären, sondern die kollektive Erfahrung einer entscheidenden Veränderung oder eines historischen Wandels in der betroffenen Gesellschaft beleuchten. Sie dokumentieren das, was in der Öffentlichkeit bislang nicht thematisiert wurde. Testimonios sind durch eine enge Beziehung zwischen Literatur und Geschichte gekennzeichnet. Sie befinden sich nah an der Historiografie, weil sie sich auf vergangene Ereignisse beziehen und einen Teil der Vergangenheit rekonstruieren. Allerdings wird bezüglich des Wahrheitsgehaltes der Testimonios Kritik laut, da eine Überprüfbarkeit subjektiv wahrgenommener Erlebnisse äußerst schwierig ist. In der Testimonio-Literatur hängt die Erzählung historischer Ereignisse mit dem Bewusstsein des Erzählers zusammen, das wiederum durch seine Geschlechtszugehörigkeit, seine Ethnizität, seine Kultur und Klassenzugehörigkeit gekennzeichnet ist. Somit spricht er als Vertreter seines Geschlechts, seiner Ethnie, seines Volkes oder seiner sozialen Klasse und kann nicht als neutraler Betrachter verstanden werden.[24]
Die Komplexität des Genres aufgrund seiner historischen und literarischen Eigenschaften macht eine eindeutige Definition unmöglich, so dass im Spanischen die verschiedensten Bezeichnungen für das Genre genutzt werden: novela testimonio, testimonio, texto de no ficción, literatura testimonial, discurso memorialístico, narrativa de no ficción y discurso documental, literatura de resistencia, historia oral, testimonio oral etc..[25] Eine Definition von John Beverly benennt die wichtigsten Aspekte des Testimonios:
Un testimonio es una narración […] contada en primera persona gramatical por un narrador que es a la vez el protagonista (o el testigo) de su propio relato. Su unidad narrativa suele ser una `vida´ o una vivencia particularmente significativa (situación laboral, militancia, política, encarcelamiento, etc.). La situación del narrador en el testimonio siempre involucra cierta urgenica o necesidad de comunicación que surge de una experiencia vivencial de represión, pobreza, explotación, marginalización, crimen, lucha.[26]
Das wichtigste Merkmal des Testimonios ist demnach, dass der Protagonist seine eigene Geschichte erzählt. Dabei fokussiert er wichtige Erlebnisse aus seinem Leben, die aus einer Notwendigkeit heraus erzählt werden sollen. Durch die Beschreibung bestimmter Erlebnisse wie Armut, Marginalisierung, Verbrechen etc. wird er vom Opfer zum Ankläger.
Die Autoren der Testimonios schreiben aus einem Gefühl der sozialen Verpflichtung gegenüber den gesellschaftlichen Sektoren, die sie repräsentieren. Sie wollen das Bewusstsein der Leser erweitern und ihnen die Verantwortung für soziale Gerechtigkeit näher bringen. Die Testimonio-Literatur dokumentiert das bisher Unbekannte und Unveröffentlichte, um die „wahre“ Geschichte im Gegensatz zu der Geschichte, die durch die dominanten Sektoren bestimmt wurde, darzustellen. Ihre Motivation geht sogar über das Anliegen, die offizielle Version der Geschichte zu korrigieren, hinaus. So wird sie häufig zu einem Befreiungsinstrument marginalisierter Gruppen im Kampf um ihre Rechte. Die Zeugen nutzen ihre eigene Lebensgeschichte, um ihre Forderungen, Proteste und Erwartungen auszudrücken. So schaffen die Testimonios eine Kollektivität und drücken eine Ideologie aus, die der offiziellen Geschichtsschreibung entgegensteht. Denn die offizielle Geschichtsschreibung gibt großen Teilen der Bevölkerung keine Stimme, weil sie sich zu sehr auf die vom vorherrschenden System privilegierten historischen Ereignisse und Personen konzentriert.[27]
Die Testimonio-Literatur hat unterschiedliche formale Typen. Klaus Bunke spricht von vier formalen Grundlinien der Gattung: das journalistische, das autobiographische, das ethnographische[28] und das multiple[29] Testimonio.[30] Im ethnographischen Testimonio, das wir bei Reyita finden, vermischen sich Autor und Informant zu einer Einheit, denn es ist zwar in der Ich-Form nicht aber vom Informanten selbst geschrieben. Eine wichtige Funktion bei dem Versuch, die Geschichte realitätsgetreu zu dokumentieren, nimmt der Autor ein, der in einer komplexen Wechselbeziehung zu seinem Informanten steht.[31] Er hat in der Regel dem Informanten gegenüber einen Informationsvorsprung, der es ihm ermöglicht, das Erzählte in den historischen Kontext einzuordnen, und nimmt somit großen Einfluss auf die Inhalte, die in seinem Testimonio vermittelt werden. Schließlich ist der Autor derjenige, der den Fokus seines Textes festlegt. Auch wählt der Autor seine Informanten bewusst aus, um bestimmte historische Ereignisse oder Prozesse zu verdeutlichen. Die Aufgabe des Autors besteht v.a. darin, eine möglichst hohe Übereinstimmung zwischen individueller Biographie und kollektiver Geschichte zu erreichen.[32]
Ebenfalls von großer Bedeutung ist die Sprache, die in der Testimonio-Literatur verwendet wird. Häufig wird eine literalisierte Umgangssprache eingesetzt. Sie gilt als Informationsträger und ist wichtig für die Vermittlung der Inhalte und der Botschaft. Die Testimonios sind in der Regel in der Ich-Form verfasst, auch wenn sie nicht vom Erzähler selbst aufgeschrieben werden. Dadurch soll die besondere Ausdrucksweise der Informanten berücksichtig werden, mit dem Ziel, das spezifische Vokabular und die Redewendungen zu erhalten. So kann eine höhere Authentizität und eine bessere Vermittlung der Nachricht erreicht werden, denn die verwendete Sprache ist ein Indikator für das Milieu, die Klasse sowie die historische Epoche, aus welcher der Sprecher stammt.[33] Damit gibt sie den Lesern eine wichtige Auskunft und dient zur Einordnung der Person, die aus ihrem Leben erzählt, in den entsprechenden historischen und sozialen Kontext. Das Besondere an der Testimonio-Literatur zeigt sich darin, dass der Mensch und seine Lebensgeschichte in den Mittelpunkt historischen Interesses rücken. Dadurch kommt eine Perspektive zum Vorschein, die in der Geschichtswissenschaft bisher nicht genügend Beachtung findet. Die Testimonios geben einen Einblick in zwischenmenschliche Beziehungen und kollektive Einstellungen, die sich im Persönlichen manifestieren, und in Situationen, die das private und alltägliche Leben mit all seinen Höhen und Tiefen widerspiegeln.[34] Durch diese mikrohistorische Betrachtung ist es möglich, die Geschichte eines Individuums mit dem gesellschaftlichen Prozess zu verbinden.
Allerdings kommt es vonseiten der Historiker häufig zu Kritik, weil die Geschichtswissenschaft eine strenge Objektivität und Nachprüfbarkeit der Ereignisse verlangt. Die Frage nach Authentizität versus Fiktionalität in der Testimonio-Literatur ist ein großer Kritikpunkt, denn individuelle Lebenserfahrungen werden in der Wissenschaft nicht als „seriöse Quelle für ein objektivierbares Geschichts- und Gesellschaftsbild“[35] anerkannt. Allein die Tatsache, dass der Autor in das von ihm gesammelte Material eingreift, könnte bereits eine Art der Manipulation darstellen und als Schritt zur Fiktionalität gesehen werden. Schließlich haben die Informanten häufig nicht den notwendigen Bildungsstand, um ihre Geschichte selbst aufzuschreiben und sind auf die Hilfe eines Autors angewiesen. Schon durch die Selektion dessen, was von dem Erzählten veröffentlicht wird und was nicht, legt der Autor den Fokus auf bestimmte Aspekte und nimmt so Einfluss auf die Geschichte. Eine weitere Veränderung des Gesagten entsteht auch durch die Übersetzung des Buches in andere Sprachen.[36]
Neben dem Problem der Veränderung des Erzählten durch den Autor stellt sich auch die Frage nach der Authentizität der Erinnerung. Die Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis kann je nach befragter Person sehr unterschiedlich sein. Die Perspektive hängt u.a. vom Vorwissen des Beobachters sowie seiner persönlichen Lebenssituation ab. Allerdings wirkt die testimoniale Geschichtsschreibung genau dadurch authentisch. Sie gibt die menschliche Seite der Historie und Bewusstseinszustände von Menschen in einem bestimmten historischen Moment oder Zeitraum wieder. Das Problem besteht darin, dass die Erinnerung z.B. durch traumatisierende Erfahrungen verzerrt sein kann.[37] Auch können bestimmte Ereignisse vergessen werden. Das Vergessen oder Schweigen über Erlebnisse deutet in der Geschichte häufig auf eine Traumatisierung und Verdrängung hin.[38] Dadurch entstehen nicht nur Zweifel an der Wahrhaftigkeit der konkreten Berichte, sondern auch an der Repräsentativität des zeugnisablegenden Individuums für soziale Gruppen oder größere Entitäten.[39] Die Darstellung kann auch durch gezielt oder unbewusst eingesetzte Übertreibungen manipuliert werden, um der Erzählung mehr Spannung zu verleihen und einen breiteren Leserkreis zu erreichen. Da es sich methodisch bei der Testimonio-Literatur um verschriftlichte Oral History handelt, wird eine mündliche Überlieferung, die ohnehin problematisch ist, zusätzlich gefiltert und möglicherweise verfälscht.[40]
Zusammenfassend kann man zur Problematik im Umgang mit der Testimonio-Literatur festhalten, dass es teilweise Unstimmigkeiten bezüglich der Übereinstimmung des Erzählten mit den realen Fakten gibt, und sie sich nicht dazu eignet, historische Fakten festzustellen. Dafür gibt sie aber Auskunft über das Leben und die Wahrnehmung historischer Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven. Die Testimonio-Literatur kann also durchaus als eine wichtige Erweiterung der historischen Quellen gesehen werden, denn die Lebensberichte und Erinnerungen, noch dazu an traumatische Erfahrungen, sind nie unparteiisch und selten detailgetreu. Sie geben aber einen treffenden Einblick in die Lebenssituation und Weltsicht bestimmter Kulturen oder sozialer Gruppen.[41]
Im Folgenden soll ein Überblick über die bedeutendsten testimonialen Werke in Lateinamerika und Kuba gegeben werden, um später die Lebensgeschichte von Reyita in ihren historischen Kontext einzuordnen.
2.2. Entwicklung der Testimonio-Literatur in Lateinamerika und Kuba
Seit der Eroberung des amerikanischen Kontinents spiegeln testimoniale Texte die verschiedensten lateinamerikanischen Lebensrealitäten wider. Ausgangspunkt der lateinamerikanischen Testimonio-Literatur des 20. Jahrhunderts waren anthropologische Feldforschungen. 1952 veröffentlichte der mexikanische Anthropologe Ricardo Pozas das Buch Juan Pérez Jolote- Biografía de un tzotzil[42], in dem er den Lebensalltag der indigenen Bevölkerung Mexikos darstellte und so die Geschichte und Gegenwart gesellschaftlicher Randgruppen anhand individueller Lebensgeschichten in literarischer Form aufzeichnete. Ebenso bekannt wie Pozas wurde der amerikanische Anthropologe Oscar Lewis, der in seinem Werk Los hijos de Sánchez[43] die Erzählungen von einer mexikanischen Familie über ihr Leben in den Slums von Mexiko Stadt veröffentlichte.
Fast zeitgleich im Jahre 1960 wurde in Brasilien das Buch Quarto de despejo[44] von Carolina Maria de Jesus, einer Frau aus einem Armenviertel in São Paolo, zum Bestseller. Das Tagebuch des Hungers, das aus ihren Tagebuchnotizen entstanden war, spiegelte den Wunsch, dem trostlosen Leben in der Favela[45] zu entrinnen, wider und war so erfolgreich, dass es schließlich in 16 Sprachen übersetzt und verfilmt wurde.[46] Ab den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts begannen Wissenschaftler und Journalisten, sich vermehrt für das von Armut und Marginalisierung geprägte Leben von Frauen zu interessieren. So entstanden später in den 1980er Jahren die Werke von Rigoberta Menchú, die sich für die Rechte ihres indigenen Volkes, der Quiché-Maya, einsetzt, und von Domitilia Barrios[47], einer Frau aus den Minen Boliviens. Thematisiert wurde das Leben von armen Frauen, die häufig aus ländlichen Regionen kamen. Viele der Testimonios stammten von politischen Aktivistinnen.[48]
Viele lateinamerikanische Autoren ab den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts schlossen sich dieser Art der „Geschichtsschreibung von unten“ an. Auch in Kuba erfuhr die Testimonio-Literatur stetig mehr Beachtung. Als Vorläufer der modernen Testimonio-Literatur in Kuba gilt die Kriegsbuchliteratur, literatura de campaña, in der über die beiden kubanischen Unabhängigkeitskriege des 19. Jahrhunderts berichtet wird. Später, ab Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts, waren es der zunehmende Einfluss der USA und der Unmut der benachteiligten Bevölkerungsschichten gegenüber der Machado-Diktatur, die zu politischen und sozialen Spannungen führten. Viele kubanische Intellektuelle kamen unter dem Diktator Machado ins Gefängnis. Dadurch entstand eine neue journalistische Prosa über die Erfahrungen politischer Gefangener, wie z.B. La isla de los 500 asesinatos[49] von Pablo de la Torriente Brau.
Anfang der 1960er Jahre wurden in Kuba die Berichte aus der Guerrilla der 1950er Jahre bekannt. Eines der meist gelesenen Kriegstagebücher war Ernesto „Che“ Guevaras Pasajes de la guerra revolucionaria[50]. In seinen Tagebüchern zeichnete Guevara seine persönlichen Erinnerungen auf, wobei seine Absicht darin bestand, die Ereignisse mit einem absoluten Wahrheitsgehalt wiederzugeben, damit sie als historische Quelle dienen konnten.[51] Guevara verfolgte außerdem das Ziel – und darin stimmt er mit der Motivation der Testiomonio-Literatur überein – „geschichtliche Ereignisse mit den Augen derer zu betrachten, die als Individuen aus der Anonymität der Masse normalerweise nicht hervortreten“[52]. Die Betroffenen sollten nicht länger als Objekte oder Opfer der Geschichte gesehen werden sondern als kollektive Subjekte, die für die historischen Entwicklungen von Bedeutung waren.
Die meisten Werke vor 1959 entstanden in historisch wichtigen Momenten, wobei ihnen eine revolutionäre Motivation zugrunde lag. In den folgenden Jahrzehnten machten sich die Auswirkungen der Revolution bemerkbar, und es trat eine kulturpolitische Entwicklung in den Vordergrund, die zu einem regelrechten Boom in der kubanischen Testimonio-Literatur führte. Nachdem die Diktatur Batistas[53] zusammengebrochen war, kam es in Kuba nicht nur zu politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, sondern auch zu einer kulturellen Reform. Dies hing eng zusammen mit der 1961 begonnenen Alphabetisierungskampagne[54], denn sie ermöglichte der gesamten kubanischen Bevölkerung einen Zugang zu Bildung und Kultur. Fidel Castro strebte eine aus dem Volk kommende Kultur und Literatur an. Die Kultur sollte ihren Elitecharakter verlieren, indem die Beziehung zwischen dem kubanischen Volk und den Kulturschaffenden neu definiert wurde.[55] Eines der wichtigsten Werke der Testimonio-Literatur in Kuba, das in dieser Zeit entstand, ist die 1966 veröffentlichte Biografía de un Cimarrón[56] von Miguel Barnet.[57] Die Biographie eines entlaufenen schwarzen Sklaven namens Esteban Montejo schildert die Sklaverei aus einer Perspektive, die bis dahin in der Geschichte nicht berücksichtigt worden war.
Der Begriff der Testimonio-Literatur etablierte sich in Kuba offiziell erst einige Jahre später im Rahmen des Literaturwettbewerbs der Casa de las Américas[58] . Ab Mitte der 1970er Jahre wurde das Testimonio in den bedeutendsten Literaturwettbewerben als eigene Gattung ausgeschrieben. Die Testimonio-Literatur galt als förderlich für die Revolution, denn die sozialistische Regierung wollte im Gegensatz zu der elitären Literaturproduktion eine unabhängige, revolutionäre Literatur vorantreiben. Dafür war die Testimonio-Literatur gut geeignet, denn sie zeichnete sich durch eine lineare Darstellung und einen einfachen Stil aus und war so für einen weiten Leserkreis zugänglich. So konnten politische und historische Inhalte unterhaltsam und leicht verständlich vermittelt werden.[59] Neuerdings begann eine Vielzahl nicht-professioneller Autoren über ihre Erlebnisse und Erfahrungen zu schreiben, und mit der starken Rezeption durch das kubanische Leserpublikum nahm die politische Bedeutung der Testimonio-Literatur stetig zu. In der kubanischen Gesellschaft zeigte sich eine neue Wertschätzung von zuvor nicht beachteten Informationsquellen, wodurch bisher in der Öffentlichkeit vernachlässigte Ereignisse, Bewegungen und Ideen festgehalten werden konnten.[60] Dementsprechend wurde die Testimonio-Literatur in Kuba zunehmend als wichtiger Beitrag zur Geschichtsbewältigung anerkannt und konnte sich in den 1980er Jahren als historisch wie literarisch wichtiges Genre etablieren. Seitdem befindet sich die Gattung des Testimonio in ständiger inhaltlicher und formaler Weiterentwicklung.
Es ist deutlich geworden, dass die Testimonio-Literatur in Lateinamerika und in Kuba besonders im 20. Jahrhundert eine wichtige Stellung einnahm und den marginalisierten Bevölkerungsteilen die Möglichkeit gab, sich öffentlich auszudrücken. Die Testiomonio-Literatur in Kuba wurde besonders durch die Revolution populär, denn sie stellte einen Gegenpol zu der elitären Literaturproduktion dar und entsprach als Literatur aus dem Volk den Vorstellungen der revolutionären Regierung. So erlangte sie einen immer größeren Einfluss auf die kubanische Geschichtsschreibung. In diesem Zusammenhang ist auch Reyitas Testimonio zu untersuchen, was im Folgenden geschehen soll.
2.3. „Ich, Reyita. Ein kubanisches Leben“ - Historische und theoretische Einordnung
Nachdem im vorherigen Kapitel ein Überblick über die Testimonio-Literatur in Lateinamerika und in Kuba gegeben wurde, sollen nun wichtige Informationen zum Buch über Reyita aufgeführt werden, um es historisch und theoretisch einzuordnen und seine besondere Bedeutung für die kubanische Geschichte zu verdeutlichen. Reyitas Tochter Daisy Rubiera Castillo zeichnete die Biographie ihrer Mutter auf, bevor diese im Oktober 1997 mit 95 Jahren starb, und konnte so einen wichtigen Teil der kubanischen Geschichte festhalten. Reyitas Erzählungen reichen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurück, denn sie berichtet über das Leben ihrer weiblichen Vorfahren, welche die Sklaverei selbst erdulden mussten. Reyita berichtet von wichtigen historischen Ereignissen wie der „guerra de razas“ von 1912 und der Revolution, sie schildert aber auch den kubanischen Alltag aus Sicht einer Afrokubanerin. Sie spricht über ihre persönlichen Einstellungen, Familie, Glaube, traditionelle kubanische Speisen, Musik, Elemente der afrokubanischen Kultur etc.. Ebenso nimmt sie Bezug auf die politische, wirtschaftliche und soziale Situation im Land und fokussiert dabei die Themen der Frauen- und der Rassendiskriminierung in Kuba.
Bereits der Entstehungskontext des Buches bestätigt, dass Reyita eine Sonderstellung in der kubanischen Literatur einnimmt. Reyitas Buch wurde in den 1990er Jahren in Kuba veröffentlicht, obwohl aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation die kubanische Druckpresse so gut wie stillgelegt war. Nur dringend notwendige Bücher, wie Schulbücher etc., wurden gedruckt. Auch, dass das Buch Finalist für den Literaturpreis der Casa de las Américas wurde, bestätigt die Wichtigkeit und das Interesse, das dieses neuartige Testimonio hervorrief.[61] Seit der kubanischen Revolution von 1959 zählten immer mehr Frauen zu den einflussreichen Autoren der kubanischen Historiografie.[62] Schließlich konnte nach Sieg der Revolution neuerdings eine Vielzahl von Frauen ein Universitätsstudium aufnehmen. So hatte auch Reyitas Tochter Daisy Rubiera Castillo die Möglichkeit, ein Studium zu absolvieren, was für eine schwarze Frau aus einem armen Elternhaus vor der Revolution so gut wie unmöglich gewesen war. Mit ihrem Buch leistete Daisy Rubiera Castillo einen wichtigen Beitrag zur kubanischen Geschichtsschreibung, da zum ersten Mal in der kubanischen Literatur das Testimonio einer Afrokubanerin veröffentlicht wurde. Bemerkenswert an dem Buch über Reyita ist, dass es sich bei der Protagonistin um eine schwarze Kubanerin handelt, deren Leben von Armut und Diskriminierung geprägt ist. Damit ist Reyita eine Person, die von der Gesellschaft mehrfach marginalisiert wird: als Frau, aufgrund ihrer Hautfarbe und aufgrund ihrer Armut. Die Betrachtung ihrer Lebensgeschichte hat daher nicht nur einen frauen- und mikrogeschichtlichen sondern auch einen sozial- und kulturgeschichtlichen Hintergrund. Dadurch unterscheidet sich Reyitas Testimonio von vielen vorherigen kubanischen Testimonios, die ihren Fokus auf die „Männerwelt“, auf Kriege und revolutionäre Ereignisse gelegt hatten. Betrachtet man das Buch im lateinamerikanischen Kontext, kommt es thematisch nah an das Tagebuch des Hungers von Carolina Maria de Jesus heran, das ebenfalls von der schwierigen Lebenssituation einer schwarzen Frau handelt.[63] Gemeinsamkeiten weist Reyitas Lebensgeschichte ebenso mit dem Testimonio von Rigoberta Menchú auf, denn in beiden Texten wird die Sicht einer spezifischen Klasse und „Rasse“[64] ausgedrückt und gleichzeitig die Geschlechterfrage artikuliert.[65]
Das Buch über Reyita zählt zu der modernen Testimonio-Literatur und zeichnet sich dadurch aus, dass es die historische Literatur um eine weibliche, schwarze und familiäre Perspektive erweitert und so einen ganz anderen Blick auf die kubanische Geschichte der Sklaverei und des 20. Jahrhunderts zulässt.[66] Es stellt somit eine Neuheit in der kubanischen Testimonio-Literatur dar, wobei sein Entstehungskontext eng mit der politischen und sozialen Entwicklung des Landes zusammenhängt. Das Buch macht deutlich, dass trotz der Revolution und der in verschiedenen Bereichen der kubanischen Gesellschaft erreichten Gleichheit in Bezug auf Klasse, Ethnizität und Geschlecht noch immer die Notwendigkeit besteht, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Reyitas Erzählungen halten die Zeiten fest, in denen in der kubanischen Gesellschaft eine starke Diskriminierung in Bezug auf Geschlecht, Ethnizität und Klassenzugehörigkeit herrschte, und ein Großteil der Bevölkerung kaum Chancen hatte, sich zu entwickeln. Reyitas Tochter Daisy geht somit nicht nur ihren familiären Wurzeln nach und schreibt die Lebensgeschichte ihrer Mutter auf. Sie sorgt dafür, dass die Erlebnisse und Lebensverhältnisse einer stark marginalisierten Gruppe, die der Afrokubanerinnen, einen Platz in der Öffentlichkeit finden und zu einem Teil der kubanischen Geschichte werden. Daisy hält die Erinnerungen ihrer Mutter und deren Erfahrungen fest, die hunderttausende Afrokubanerinnen mit ihr teilen, damit sie nicht in Vergessenheit geraten.
[...]
[1] lat. testimonium: Zeugnis.
[2] Rubiera Castillo, Daisy (Hg.), Ich, Reyita. Ein kubanisches Leben, Zürich 2000.
[3] Daisy Rubiera Castillo wurde 1939 in Santiago de Cuba geboren. Sie forscht als Historikerin zu Themen, die Geschlecht, Ethnizität und Religion in Kuba betreffen. Insbesondere ist sie spezialisiert auf die Veränderungen, welche die schwarze Kultur und Bevölkerung seit der kubanischen Revolution durchlebt haben. Sie dokumentiert die Lebensgeschichte schwarzer Frauen und die geschlechtsspezifische, rassistische und religiöse Diskriminierung, die sie erfahren.
[4] Rubiera Castillo, Daisy, „Schwarze Frauen in Kuba“, in: Lang, Miriam (Hg.), Salsa Cubana- Tanz der Geschlechter. Emanzipation und Alltag auf Kuba, Hamburg 2004, S. 78.
[5] Henning, Doris, Frauen in der kubanischen Geschichte. Zur Rolle der Frau im gesellschaftlichen Entwicklungsprozess Kubas von der Kolonialzeit bis zur Revolution, Frankfurt/M. u.a. 1996, S. 43 .
[6] Die Oral History ist eine Methode der Geschichtswissenschaft, die auf dem Sprechenlassen von Zeitzeugen basiert. Sie wird von Historikern oder Sozialwissenschaftlern nicht dafür verwendet, um Fakten oder bestimmte Ereignisse festzustellen, sondern vielmehr, um einen Einblick in die subjektiven Wahrnehmungen, Vorstellungen und persönlichen Einstellungen der Informanten zu bekommen. So können besonders Alltagsbeschreibungen das Geschichtsbild ergänzen, denn Informationen über das alltägliche Leben werden in anderen historischen Quellen nur selten gefunden.
[7] Zeuske, Michael, „Schwarze Erzähler, weisse Literaten. Erinnerungen an Sklaverei, Mimesis und Kubanertum“, Nachwort in: Rubiera Castillo, Daisy (Hg.), Ich Reyita. Ein kubanisches Leben, Zürich 2000, S. 228.
[8] Matrifokalität (Mutterzentriertheit) bedeutet, dass die Mutter das Zentrum und stabilisierender Faktor von Familie und Haushalt ist.
[9] Peoples, James/ Bailey, Garrick, Humanity. An Introduction to Cultural Anthropology, Belmont 2006, S. 212-213.
[10] Opitz, Claudia, Um-Ordnungen der Geschlechter. Einführung in die Geschlechtergeschichte, Tübingen 2005 , S. 65 .
[11] Rubiera Castillo, „Schwarze Frauen in Kuba“, S. 68.
[12] Peoples/ Bailey, Humanity, S. 355.
[13] Ibid., S.355.
[14] Zum Konzept der Transculturación siehe Ortiz, Fernando, „El fenómeno social de la transculturación y su importancia en Cuba”, in: Revista Bimestre Cubana (Julio-Dic. 1940), Vol. XLVI, La Habana, S. 273-278. Nancy Morejón erklärt das Konzept folgendermaßen: „ Transculturation signifies constant interaction, transmutation between two or more cultural components whose unconscious end is the creation of a third cultural whole- that is, culture- new and independent, although its bases, its roots, rest on preceding elements. The reciprocal influence here is determining. No element is superimposed on the other; on the contrary, each one becomes a third entity. None remains immutable. All change and grow in a “give and take” which engenders a new texture”, (Morejón, Nancy, „Race and nation”, in : Sarduy, Pedro Perez/ Stubbs, Jean (Hg.), Afrocuba. An anthology of cuban writing on race, politics and culture, Australia 1993, S. 229).
[15] Zeuske, Michael, Kleine Geschichte Kubas, München 2002, S. 103.
[16] Henning, Frauen in der kubanischen Geschichte, S. 8-9.
[17] Rubiera Castillo, „Schwarze Frauen in Kuba“, S. 68.
[18] Potthast, Barbara, Von Müttern und Machos. Eine Geschichte der Frauen Lateinamerikas, Wuppertal 2003.
[19] Henning, Frauen in der kubanischen Geschichte.
[20] Zeuske, Michael, „Sklaverei, Postemanzipation und Gender auf Kuba. Ein Überblick“, in: Schmieder, Ulrike, Postemanzipation und Gender, Leipzig 2007, S. 18-37; Zeuske, Michael, „Two Stories of Gender and Slave Emancipation in Cienfuegos and Santa Clara, Central Cuba: A Microhistorical Approach to the Atlantic World”, in: Scully, Pamela/ Paton, Diana, Gender and Slave. Emancipation in the Atlantic World, Durham 2005, S. 181-198.
[21] Rubiera Castillo, „Schwarze Frauen in Kuba“.
[22] Hossiri, Godo-Solo, „Entrevista a Daisy Rubiera Castillo autora de Reyita, sencillamente”, in: PALARA: Publication of the Afro-Latin/American Research Association (2002), Vol. 6, S. 55.
[23] Bunke, Klaus, Testimonio-Literatur in Kuba, Pfaffenweiler 1988.
[24] García, Gustavo, La literatura testimonial latinoamericana. (Re)presentación y (auto)construcción del sujeto subalterno, Madrid 2003, S. 45.
[25] Ibid. , S. 33.
[26] Beverly, John, „Anatomía del testimonio”, in: Revista de Crítica Literaria Latinoamericana (1987), Bd. 25, S. 9.
[27] García, La literatura testimonial latinoamericana, S. 22-25.
[28] Die Ethnographie ist eine Methode der Ethnologie, durch welche die Ergebnisse aus der teilnehmenden Beobachtung einer Feldforschung aufgezeichnet werden.
[29] Das multiple Testimonio setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen, die ein Ereignis dokumentieren, wie beispielsweise Fotos, Gedichte, Zeitungsartikel etc..
[30] Bunke, Testimonio-Literatur, S. 84.
[31] Dies gilt nicht für die autobiographischen Testimonios, bei denen Autor und Erzähler dieselbe Person darstellen. Durchaus relevant ist dieser Punkt allerdings für den Fall von Reyita, da die Autorin die Tochter der Informantin ist (siehe Kapitel 2.3.).
[32] Bezüglich der komplexen Interaktion zwischen Autor und Erzähler siehe auch Kornweibel, Karen Ruth, „Daisy Rubiera Castillo´s Reyita: “Mujer Negra”. From Objectified Symbol to Empowered Subject”, in: Letras Hispanas (Herbst 2010), Vol. 7, S. 68-69.
[33] Sklodowska, Elzbieta, Testimonio Hispano-Americano. Historia, teoría, poética, New York 1992, S. 33-34.
[34] Bunke, Testimonio-Literatur, S. 109.
[35] Ibid., S. 93.
[36] Potthast, Von Müttern und Machos, S. 394-395.
[37] Dies ist bei der Guatemaltekin Rigoberta Menchú der Fall. Sie erzählt von der extremen Grausamkeit der Militärs gegenüber der Maya-Bevölkerung und von dem Tod ihres Bruders. Nach Untersuchungen wurden mehrere Fehler und Ungenauigkeiten in Rigobertas Erzählungen entdeckt, was eine starke Unsicherheit über den Wahrheitsgehalt des Buches insgesamt mit sich brachte (Burgos-Debray, Elizabeth, Me llamo Rigoberta Menchú y así me nació la conciencia, México, D.F. 1989).
[38] Zeuske, „Schwarze Erzähler“, S. 254.
[39] Plesch, Svend, „Literatur im Zeugenstand? Zur neueren kubanischen Testimonio-Literatur“, in: Ette, Ottmar/ Franzbach, Martin (Hg.), Kuba heute. Politik, Wirtschaft, Kultur, Frankfurt am Main 2001, S. 437.
[40] Potthast, Von Müttern und Machos, S. 392.
[41] Ibid., S. 395.
[42] Pozas, Ricardo , Juan Pérez Jolote- Biografía de un tzotzil, México, D.F. 1980.
[43] Lewis, Oscar, Los hijos de Sánchez. Autobiografía de una familia mexicana, México, D.F. 1961.
[44] Jesus, Carolina Maria de, La favela, La Habana 1965.
[45] Unter Favelas versteht man Armenviertel in Brasilien, die am Rande großer Städte liegen. Es handelt sich um informelle Siedlungen, in denen die Bewohner nicht über legalen Grundbesitz verfügen.
[46] Bunke, Testimonio-Literatur, S. 7.
[47] Barrios de Chungara, Domitilia, Wenn man mir erlaubt zu sprechen…Zeugnis der Domitilia, einer Frau aus den Minen Boliviens, Bornheim-Merten 1981.
[48] Potthast, Von Müttern und Machos, S. 383.
[49] Torriente Brau, Pablo de la, La isla de los 500 asesinatos, La Habana 1962 .
[50] Guevara, Ernesto, Pasajes de la Guerra Revolucionaria, New York 2006.
[51] Plesch, „Literatur im Zeugenstand?“, S. 422-423.
[52] Bunke, Testimonio-Literatur, S. 17.
[53] Fulgencio Batista (1901-1973) amtierte 1940 bis 1944 als gewählter und von 1952 bis 1959 als diktatorisch regierender Staatspräsident Kubas und wurde im Rahmen der Kubanischen Revolution gestürzt.
[54] Die 1961 durchgeführte Alphabetisierungskampagne hatte das Ziel, das Analphabetentum in Kuba zu beseitigen. Ziele der Kampagne waren zudem eine politische Bildung und die Überwindung der vorrevolutionären Gesellschaftsordnung.
[55] Bunke, Testimonio-Literatur, S. 27-29.
[56] Barnet, Miguel, Biografía de un cimarrón, La Habana 1966.
[57] Siehe hierzu Barnets Aufsatz über die Bedeutung der novela testimonio, in der er die Möglichkeit sah, eine kollektive Erinnerung Kubas wiederzuerwecken (Barnet, Miguel, „Die novela testimonio: Schwarze Kunst der Erinnerung“, in: Ette, Ottmar/ Franzbach, Martin (Hg.), Kuba heute. Politik, Wirtschaft, Kultur, Frankfurt am Main 2001, S. 387).
[58] Die Casa de las Américas gilt im kubanischen Literatur- und Kulturbetrieb als eine der einflussreichsten Institutionen und ist auf internationaler Ebene bekannt.
[59] Bunke, Testimonio-Literatur, S. 63.
[60] Sklodowska, Testimonio Hispano-Americano, S. 32.
[61] Davies, C., „Reyita: The life of black Cuban woman in the twentieth century, as told to her daughter Daisy Rubiera Castillo”, in: LABOUR-LE TRAVAIL (2002), Vol. 50, S. 363.
[62] Zeuske, „Schwarze Erzähler“, S. 227.
[63] Plesch, „Literatur im Zeugenstand?“, S. 433.
[64] Der Begriff „Rasse“ wird in dieser Arbeit aufgrund seiner problematischen, rassistischen Konnotation bewusst selten verwendet und in Anführungszeichen gesetzt.
[65] Plesch, „Literatur im Zeugenstand?“, S. 420.
[66] Zeuske, „Schwarze Erzähler“, S. 228.
- Citation du texte
- Claudia Lucas (Auteur), 2012, Geschlecht und Ethnizität in Kuba von der Sklaverei bis zur Revolution. Die Testimonio-Literatur von „Reyita“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/316972
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