Sehr geehrte Damen und Herren,
der Handel mit Waren, die aktive und passive Dienstleistungsfreiheit, Möglichkeiten über Töchter und Niederlassungen in anderen Mitgliedsstaaten tätig zu sein und die Dynamisierung des Faktors Kapital führt auch im Bereich der Rechnungslegung zu einer Harmonisierung, um eine Vergleichbarkeit unter den Unternehmen innerhalb der (mittlerweile 27 Mitgliedsstaaten Europas) herzustellen.
Die Arbeit beschäftigt sich ausgehend von den Triebfeldern der Internationalisierung primär mit dem IASB als privatrechtlichem "standard setter", dessen Organisation, Struktur und Aufgaben. Im Anschluss werden die Grundelemente (Framework, Standards und Interpretationen) dargestellt und synoptisch mit Beispielen erläutert. Nach Darstellung ausgewählter Bilanzpositionen folgt ein Ausblick auf die Zukunft der Rechnungslegung, insbesondere zum Norwalk- Agreement für die Konvergenz mit dem US- GAAP.
Für die, zum damaligen Zeitpunkt (2005) herausfordernd neue Arbeit, danke ich meiner Professorin Frau Prof. Dr. Buck- Heeb sehr, die mich immer aktiv bei der Erstellung der Arbeit unterstützt hat. Ferner gebührt Herrn Thorsten Spannhoff und Frau Elfriede Maritzen ein großer Dank für die maßvolle Durchsicht und Endkorrektur der an der Leibnitz Uni Hannover eingereichten Seminararbeit.
Lars Maritzen, Münster 2007
Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Anhangverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Internationales Bilanzrecht: IAS/IFRS
A. Einleitung
I. Problemstellung und Triebfelder der Rechnungslegungsinternationalisierung
II. Gang der Untersuchung
B. Der Harmonisierungsprozess der internationalen Rechnungslegung
C. Das System der internationalen Rechnungslegung nach IAS/IFRS
I. Die institutionellen Grundlagen der IAS/IFRS
1. Die Entwicklung ISAC – IASB
2. Das IASB
3. Die Organisation des IASB
II. Die Grundstruktur der IAS/IFRS – Rechnungslegung
1. Das Framework
2. Die Standards
3. Die IFRIC- Interpretationen
III. Die Rechnungslegungsgrundsätze der IAS/IFRS
1. Grundannahmen (underlying assumptions)
2. Qualitative Anforderungen (qualitative characteristics)
a) Verständlichkeit (understandability)
b) Relevanz (relevance)
c) Verlässlichkeit (reliability)
d) Vergleichbarkeit (comparability)
D. Die Basiselemente der Bilanzierung nach IAS/IFRS
E. Schlussbemerkung und Ausblick
Anhang
Literaturverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anhangverzeichnis
Anhang 1: Organisationsstruktur des IASB
Anhang 2: Überblick über die verabschiedeten IAS
Anhang 3: Rechnungslegungsgrundsätze nach IAS/IFRS
Anhang 4: Bilanzansatzprozess nach IAS/IFRS
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„If the nuclear superpowers can´t quite bring order to the world,
perhaps the timid bookkeepers can.”[1]
A. Einleitung
I. Problemstellung und Triebfelder der Rechnungslegungsinternationalisierung
Die zunehmende Globalisierung der Märkte und die Verflechtung der Wirtschaftsräume haben für die betroffenen Unternehmen weitreichende Konsequenzen. Diese globale Welt erfordert auch globale Standards. Wenn Güter, Kapital und Menschen grenzüberschreitend beweglich sein sollen, dann ist es ein großes Hindernis, wenn jedes Land seinen eigenen Rechnungslegungsvorschriften folgt.
Dabei sind es immer wieder die sog. Global Player, worunter man Unternehmen mit weltweiten und weit verzweigten Aktivitäten versteht[2], die Initiator einer dynamischen Bewegung in der Unternehmenswelt sind. So eben auch die Daimler Benz AG, die erstmals am 5.10. 1993 ein Listing an der New York Stock Exchange anstrebte, da höhere Investitionen in ein umfassenderes Produktportfolio und die damals eingeleitete Globalisierungsstrategie zu einem erhöhten Eigenkapitalbedarf geführt haben. Dazu musste Daimler damals, wie europäische Unternehmen noch heute, aufgrund der strengen Anforderungen der Securities and Exchange Commission (SEC), die als nationale Wertpapieraufsicht die Ausgabe und den Wertpapierhandel an den nationalen Börsen der USA kontrolliert[3], die Rechnungslegung mittels einer Überleitungsrechnung bzgl. des Eigenkapitals (reconciliation) auf die Generally Accepted Accounting Principles (US- GAAP) umstellen.[4] Das Ergebnis wies jedoch eine erhebliche Divergenz zwischen beiden Abschlüssen auf, da sich nach US- GAAP ein Verlust i.H.v. 1,8 MRD DM und nach HGB ein Gewinn nach 0, 6 MRD DM ergab. Ein Aufschrei der Fachwelt war zu vernehmen und ein tiefgreifender Vertrauensverlust gegenüber den deutschen Jahresabschlüssen nach HGB war förmlich greifbar.[5] Daimler folgten auch andere globale Konzerne[6], die aufgrund ihres Einflusses den dt. Gesetzgeber aus der starren Lethargie zu lösen versuchten, um zu durchgreifenden Reformen zu gelangen. Heutzutage lassen sich nun fünf charakteristische Triebfelder ausmachen, die für die Internationalisierung der (Konzern-) Rechnungslegung stehen, da der Einzelabschluss für die Informationsadressaten und den Verkehr weniger Bedeutung hat.
Dies ist, aufgrund der überragend praktischen Bedeutung, die Öffnung für internationale Kapitalmärkte, da die nationalen Kapitalmärkte für Unternehmen sehr eng[7] geworden sind und somit zum einen die sog. Global Player, die „Insider in der Triade“[8], als auch die Unternehmen mit einem Börsenlisting in Deutschland, einen starken Bedarf im Rahmen der Außenfinanzierung mit Eigenkapital von internationalen Kapitalmärkten generiert haben.[9] Dies hängt damit zusammen, dass private und institutionelle Anleger zunehmend, z.B. im Rahmen von Investment- oder Pensionsfonds, in verschiedene Anteile ausländischer Unternehmen investieren, um das Gesamtrisiko ihres Portfolios durch eine räumliche Diversifikation zu streuen. Die Konsequenz dieser Orientierung einer möglichst zeitnahen, umfassenden und verständlichen Berichterstattung ggü. dem Anteilseigner besteht im ideellen Quantensprung vom Gläubigerschutzgedanken zu einer Rechnungslegung mit einer primären Informationsfunktion für die Investoren.[10]
Zweitens ist das Shareholder- Value Konzept ein Internationalisierungsfaktor. Dies ist eine Unternehmensstrategie, die alleinig auf die Maximierung des Aktionärsvermögens ausgerichtet ist. Dabei wird das Unternehmen zunächst durch Barwerte, die anhand von risikogerechten Marktrenditen errechnet werden, bewertet, um anschließend durch eine Identifizierung von Werttreibern eine Nettowertsteigerung für die Aktionäre zu erreichen.[11] Dabei können die Anteileigner nur eine Überrendite erzielen, wenn das Unternehmen unvorhergesehene Wertsteigerungen erreicht. Das Management sieht sich also einer sehr transparenten Informationspolitik gegenüber, die seitens der Chairmans auch mit einiger Kritik bedacht wurde.[12] Trotzdem ist dies ein fortwährender Prozess, der in der Rechnungslegung mit der Entwicklung vom „Financial Accounting zum Business Reporting“ gekennzeichnet wird, da der Unternehmensfokus durch die kapitalmarktinduzierte Informationsvermittlung gelenkt wird.[13]
Ferner ist die Konvergenz von externem und internem Rechnungswesen als ein weiterer Faktor zu sehen. Darunter versteht man die Verwendung von primär aus dem externen(Einzel- und Konzernabschluss) Rechnungswesen stammenden Daten für die interne Unternehmensrechnung und nicht mehr die Beschaffung des Datenmaterials aus der kalkulatorischen sowie zahlungsstromorientierten Unternehmensrechnung.[14] In der angelsächsischen Rechnungslegung besteht tendenziell immer ein konvergentes Verhältnis zwischen dem internen und externen Rechnungswesen. Das folgt daraus, dass die ermittelte Erfolgsgröße nicht aufgrund des Gläubigerschutzgedankens und des Vorsichtsprinzips betriebswirtschaftlich unzutreffend abgebildet wird, (Aktiva wird eher unter- und die Passiva tendenziell überbewertet), da die Rechnungslegung dem decision usefullness approach folgt. Das internationale Listing bringt auch Image- und Prestigevorteile mit sich, die durch die Bereitstellung von entscheidungsrelevanten, validen Informationen und einer Transparenz des Unternehmens verbunden sind.[15]
Ein internationales Listing, wie das an dem größten Kapitalmarkt der Welt, an der New York Stock Exchange, erfordert für die Platzierung von Wertpapieren und Anleihen ein externes Rating (Moody´s, Fitch, Standard& Poors, …) Dabei sollen die angewendeten Rechnungslegungsstandards als Mittel zur Risikoeinstufung dienen. Dies trifft nun mit dem Umstand zusammen, dass Unternehmen am deutschen Wertpapiermarkt, durch die Einführung des Prime- Standard zum 1.1. 2003, neuen transparenteren Vorschriften unterliegen, um die segmentbedingte internationale Orientierung zu erfüllen. Auf der Fremdkapitalseite führt das neue Basel II- Konzept zu schärferen Kriterien bei der Kreditvergabe, womit ein heutiges Unternehmen, wenn es sich am Markt behaupten will, international werden muss, um nicht als einmal als „ Poor- Dog“ zu enden.
II. Gang der Untersuchung
Nach dieser ökonomischen Analyse der Faktoren der Internationalisierung, folgt eine Darstellung der Institutionen, die die International Accounting Standards (IAS) / International Financial Reporting Standards(IFRS) bestimmen und herausgeben, danach die wesentlichen Komponenten der IAS/IFRS- Rechnungslegung im Hinblick auf die Grundannahmen und qualitativen Anforderungen. Anschließend folgen die Grundzüge der Bilanzierung und Bewertung von Aktiva- und Passiva und ein Ausblick.
B. Der Harmonisierungsprozess der internationalen Rechnungslegung
Die deutsche Rechnungslegung wurde in den letzten Jahrzehnten maßgeblich durch die Harmonisierungsbestrebungen der EU beeinflusst. Daher muss eine Analyse der Rahmenbedingungen der internationalen Bedingungen der Konzernrechnungslegung auch die Ergebnisse der Bemühungen um eine Etablierung eines supranationalen Bilanzrechts in Europa und deren Auswirkungen auf die Einzelstaaten umfassen, um die stille Revolution der Rechnungslegung[16] kennzeichnen zu können.
[...]
[1] Janssen, WSj, S. 8.
[2] Küting, WPg 1993, 401, 401.
[3] KPMG, Rechnungslegung nach US- amerikanischen Grundsätzen, S. 6.
[4] Tschesche, IAS- Konzernabschlüsse, S. 28; Küting, DStR 2000, 38, 44.
[5] Vigelius, HGB/US- GAAP/IAS, S. 88; Liener, ZfB 1995, 741, 744 .
[6] Deutsche Telekom notierte 1996 an der New York Stock Exchange ( NYSE ), E- ON 1997, SAP 1998 und Infenion, BASF, Schering, sowie die Allianz im Jahr 2000.
[7] Küting, BB 2000, 451, 451.
[8] Triade sind die drei Wirtschaftsräume Nordamerika, Westeuropa und Ostasien, vgl. Liener, ZfB 1992, 269, 270.
[9] Gidlewitz, Internationale Harmonisierung der Rechnungslegung, S.36; Küting/Hayn, WPg 1993, 401, 401 .
[10] Böcking / Benecke, WPg 1998, 92, 92.
[11] www.credit-suisse.com ( Credit Suisse Economic Research 2000, Economic Briefing 17 ).
[12] Finanzvorstand von Daimler Benz Manfred Gentz „ Wenn nur noch die Gewinnmaximierung zählen würde, dann müssten wir zunächst eine Mafia gründen, denn die verspricht die höchste Rendite“, vgl .Spiegel 36/1996, S. 103.
[13] Böcking/Benecke, WPg 1998, 92, 92; Küting, DStR 2000, 38, 39.
[14] Küting/Lorson, BB1998, 2251, 2251; Küting, DStR 2000, 38, 40; Moxter, BB 2000, 2143, 2149.
[15] Gidlewitz, Internationale Harmonisierung der Rechnungslegung, S.36; Küting/Hayn, WPg 1993, 401, 402; Küting, DStR 2000, 38, 39.
[16] FAZ vom 14.1.2002, S.11.
- Citation du texte
- Lars Maritzen (Auteur), 2004, Einführung in das internationale Bilanzrecht IAS/IFRS , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31625
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