In dieser Hausarbeit sollen auf Basis eines theoretischen Überblicks ausgewählte Diskurselemente sprachlich im Hinblick auf heteronormative Ausschlüsse untersucht werden. Im Rückgriff auf eine Deutung des Wittgensteinschen Zitats, dass die Grenzen der Sprache auch die Grenzen der Welt bedeuten, ist es hierbei das Ziel durch ein Explizitmachen diskriminierenden oder exkludierenden Sprachgebrauchs Sprachlosigkeit in Bezug auf wirkmächtige Annahmen zur Heterosexualität als unbedingtem Normalfall zu überwinden. Denn nur wenn man die Performanz der Sprache für eine Umdeutung und Neubesetzung bestimmter Semantiken nutzbar macht, werden queere Personen sichtbar. Sonst sind sie der Welt der Sprache und damit der intersubjektiv vermittelbaren Welt nicht wahrnehmbar.
Hierzu werden zuerst ausgehend vom Strukturalismus, poststrukturalistische Ansätze und schließlich Annahmen zur Sprechakttheorie dargelegt. Abrundend und ergänzend sollen ausgewählte Aspekte der Queer Theorie, dort wo sie relevant sind für die Sprachwissenschaft, ausgeführt werden. Auch der Ansatz Luise Puschs, der sich von klassisch queeren Ansätzen mit einer feministischen Kritik absetzt, soll kurz erläutert werden.
Darauf folgend soll eine sprachliche Untersuchung ausgewählter Texte stattfinden: die Topoi der Polarität, Reproduktionsfähigkeit, geschichtlichen Gewachsenheit, Zerstörung der Ehe, dem Kindeswohl, der Natürlichkeit, sowie Illegitimität homosexueller Handlungen sind hierbei leitende Themenfelder.
Schließlich wird dargestellt, wie das Selbstverständnis gewalt- und diskriminierungsfrei zu handeln bei den jeweiligen Autor*innen konstruiert wird, und auf welche Art und Weise sich hier bereits gegenteiliges Handeln andeutet.
Den Schlusspunkt bilden transphobische Ausschlüsse, wie sie sich insbesondere im Namensrecht manifestieren.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- I. Teil: Theoretische Grundlagen der Queeren Linguistik
- 2.1. Zur Begriffsklärung des Wortes Queer
- 2.2. Vom Strukturalismus zur Queer Theorie
- 2.2.1. Strukturalismus
- 2.2.2. Poststrukturalismus
- 2.2.3. Sprechakte und Performativität
- 2.2.4. Allgemeine und sprachliche Aspekte des Konstruktivismus und der Queer Theorie
- 2.3. Der gemeinsame Kern der Queeren Lingusitik – ein Zwischenfazit
- 2.4. Ausschlüsse als Problem der Prototypizität – feministische Kritik der Queer Theorie
- II. Teil: Praktische Analyse einzelner Textausschnitte
- 3.1. Polarität als notwendiges Strukturprinzip
- 3.2. Reproduktion und Fortbestand der Gesellschaft
- 3.3. Geschichtliche Gewachsenheit
- 3.4. Zerstörung der Ehe/Semantische Umdeutung als Anmaßung
- 3.5. Kindeswohl
- 3.6. Natürlichkeit
- 3.7. Homosexuelle Handlungen als illegitimer Akt
- 3.8. Bekundungen der Nicht-Diskriminierung
- 3.9. Transphobische Diskurse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Hausarbeit befasst sich mit der sprachlichen Analyse heteronormativer Ausschlüsse in Diskurseinheiten. Ziel ist es, durch die Explizitmachung diskriminierenden Sprachgebrauchs die Sprachlosigkeit in Bezug auf die Annahme der Heterosexualität als Normalfall zu überwinden. Die Arbeit befasst sich mit der Performanz von Sprache und deren Umdeutungsmöglichkeiten, um queere Personen in der Welt der Sprache sichtbar zu machen.
- Theoretische Grundlagen der Queeren Linguistik, insbesondere der Sprechakttheorie und der Queer Theorie
- Analyse von Diskursen, die heteronormative Ausschlüsse reproduzieren
- Die Bedeutung von Polarität, Reproduktionsfähigkeit und der Konstruktion von Natürlichkeit in der Sprache
- Die sprachliche Konstruktion von Diskriminierung und Gewalt
- Transphobische Diskurse, insbesondere im Namensrecht
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und erläutert die Zielsetzung und den Forschungsgegenstand. Sie verweist auf die Bedeutung von Sprache für die Konstruktion von Wirklichkeit und die Sichtbarkeit queerer Personen. Im ersten Teil werden die theoretischen Grundlagen der Queeren Linguistik vorgestellt, wobei der Begriff Queer in seiner Entwicklung und seinen Bedeutungsfacetten beleuchtet wird. Es werden die Einflüsse des Strukturalismus, Poststrukturalismus und der Sprechakttheorie auf die Queer Theorie erläutert.
Der zweite Teil analysiert konkrete Textausschnitte, die heteronormative Ausschlüsse aufweisen. Dabei werden Themen wie Polarität, Reproduktionsfähigkeit, die Konstruktion von Natürlichkeit und die Illegitimität homosexueller Handlungen beleuchtet. Die Analyse zeigt auf, wie diese Ausschlüsse sprachlich konstruiert werden und welche Auswirkungen sie auf die Lebenswelt queerer Menschen haben.
Schlüsselwörter (Keywords)
Queere Linguistik, heteronormative Ausschlüsse, Diskursanalyse, Sprache und Diskriminierung, Sprechakttheorie, Performativität, Queer Theorie, Transphobie, Namensrecht.
- Citation du texte
- Philipp Hülemeier (Auteur), 2015, Untersuchung homophober und heteronormativer Diskursausschnitte auf Basis der Annahmen der Queeren Linguistik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315726