Ist es gerechtfertigt, mit gleichem Maß die Handlungen von Personen unterschiedlichster Lebensumstände und -erfahrungen zu bewerten? Diese Fragestellung scheint auch in J.M.R. Lenzens "Zerbin oder die neuere Philosophie" problematisiert. Während Lenz in seiner Moralphilosophie den klaren Standpunkt eines freien Willens vertritt, scheint der Protagonist in diesem Werk auf den ersten Blick damit zu scheitern. Während zahlreiche Interpretationen diesem ersten Anschein folgen, möchte diese Arbeit eine Alternative aufzeigen. Auf der Grundlage dieses Werkes sollen dabei anhand des Protagonisten Zerbin die Möglichkeiten eines freien Willens und die moralische Verantwortung des Einzelnen für seine Handlungen exemplarisch nachvollzogen werden. Die leitende Frage dabei ist, ob diese Erzählung eine Art Probehandlung Lenzens moralphilosophischer Theorie in der Wirklichkeit, das Scheitern des freien Willens in der Praxis, darstellt, oder ob er vielmehr auf die Notwendigkeit seiner Moralphilosophie und die in der menschlichen Natur angelegten Gefährdungen verweisen möchte, indem er Zerbin scheitern lässt, weil dieser eventuell gar nicht dieser Philosophie folgt.
Die Textgrundlage ist dabei für eine moralphilosophische Betrachtung prädestiniert: der Titel des Werkes rekurriert mit der ‚neueren Philosophie’ auf die Doktrin der Aufklärung, welche den Vernunftgebrauch im Zuge eines freien Willens als moralische Pflicht proklamiert. Lenzens Werke werden allgemein als moralphilosophisch eingeordnet. Dies erscheint plausibel, war er doch lange Zeit Schüler Kants, welcher Orientierungspunkt jeder Reflexion über das Verhältnis von Autonomie und Moral ist. Hierdurch lässt sich vermuten, dass die Konstruktion des Textes der Problematik der Autonomie Rechnung trägt, was durch den Alternativtitel der ‚neueren Philosophie’ unterstrichen wird und legitimiert darüber hinaus den theoretischen Zugang über Kant.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Bewertung der Handlung: Ergebnis vs. Intention
3. Konstitution einer Handlungsentscheidung: Autonomie, Affekt und Vernunft
3.1 Autonomie des Willens
3.2 Affekt
3.3 Vernunft
4. Textanalyse
4.1 Zerbin als autonomes Individuum
4.2 Zerbin als Spielfigur seiner Affekte
4.3 Die Verführung Maries. Zerbins neue Vernunft
4.4 Die inhärente Ironie Zerbins neuer Vernunft
4.5 Die analoge Figurenkonstitution und deren Bedeutung
5. Autonomie vs. Schicksal
6. Fazit: Der Fall Zerbin. Ein Beispiel für die Notwendigkeit Lenzens Moralphilosophie
7. Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Marco Gierke (Autor:in), 2015, Der Fall Zerbin. Über die Möglichkeiten eines autonomen Willens und die moralische Verantwortung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315621
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.