Im Fokus der folgenden Arbeit steht die Analyse von Liebeserklärungen in Briefen. Der Brief als schriftliches Kommunikationsmedium bietet eine konservierte Grundlage, um sich der Kommunikation zwischen Liebenden anzunähern. Anhand eines Korpus bestehend aus dreißig Liebesbriefen des Koblenzer Liebesbriefarchives wird die sprachliche Realisierung von Liebe analysiert. Dabei stellt sich die Frage, wie eine Liebeserklärung definiert werden kann und was für ein Sprechakt sie ist.
Nachdem diese Frage geklärt ist, soll die Verwirklichung dieses Sprechaktes in der Zeitspanne von 1900 – 1990 analysiert werden. Deutlich im Fokus der Analyse steht der Wandel. Diese Arbeit stellt die These auf, dass die Kommunikation zwischen Liebenden sich einem wandelnden Konzept der Liebe anpasst und somit die Sprache in Liebesbriefen rückschließend etwas über das gesellschaftliche Bild von Liebe aussagen kann. Darüber hinaus versucht die Analyse festzustellen, dass Liebeserklärungen Mustern folgen, die über die Zeit wiederzuerkennen sind und somit einen Sprechakt darstellen, der eventuell modifiziert in dem semantischen Feld des Liebesbriefes verankert ist. So wird eine Brücke geschlagen zwischen der historischen Pragmatik und der Soziolinguistik.
Diese Hausarbeit bewegt sich im Feld der historischen Pragmatik. Sie stellt die Frage, wie ein spezieller Sprechakt im Laufe einer Zeitspanne verwirklicht wurde. Das Feld der Pragmatik steckt Aspekte der Interpretation von sprachlichen Äußerungen ab, die vom Kontext dieser Äußerung abhängen. Kommunikative Funktionen sollen analysiert und interpretiert werden.
Wie bereits von Staffeldt kritisiert, beschäftigte sich die Linguistik auffallend wenig mit dem Handlungsfeld Liebe, beziehungsweise den „berühmten drei Worten“. In der Forschungsliteratur ist es nur schwierig, einen Konsens darüber zu finden, ob und – wenn ja – welchen Mustern Liebeskommunikation folgt. Liebesbriefe bieten dabei eine realistische Konservierung der Sprache, da er als private Übermittlung von Nachrichten an geliebte Personen keinen speziellen formalen Regeln folgt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Korpus
3. „Denn ich muss dir gestehen, dass dies der erste Liebesbrief den erdacht“ Analyse der Liebeserklärungen
3.1 Annäherung an eine Definition
3.2 Die Liebeserklärung als sprachliche Handlung
3.3 Verwirklichung, Funktion und Form der Liebeserklärung in den Briefen
3.3.1 Einflechtung und Kennzeichnung
3.3.2 Funktion & Intention
4. Der Wandel der Liebeserklärungen im Zusammenhang mit Gesellschaftlichem Wandel
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
7. Anhang
1. Einleitung
„Die besten Liebesbriefe entstehen, wenn man vorher nicht weiß was man schreiben wird, und hinterher nicht weiß, was man geschrieben hat.“ (Jean- Jaques Rosseau)
Das Feld der Pragmatik steckt Aspekte der Interpretation von sprachlichen Äußerungen, die vom Kontext dieser Äußerung abhängen, ab. Kommunikative Funktionen sollen analysiert und interpretiert werden. Diese Hausarbeit bewegt sich im Feld der historischen Pragmatik, sie stellt die Frage wie ein spezieller Sprechakt im Laufe einer Zeitspanne verwirklicht wurde. Wie bereits von Staffeldt kritisiert beschäftigte sich die Linguistik auffallend wenig mit dem Handlungsfeld Liebe, bzw. den „berühmten drei Worten“ (Staffeldt, 2011: 179). In der Forschungsliteratur ist nur schwierig ein Konsens darüber zu finden, ob und wenn ja, welchen Mustern Liebeskommunikation folgt.
Im Fokus der folgenden Arbeit steht die Analyse von Liebeserklärungen in Briefen. Der Brief als schriftliches Kommunikationsmedium bietet eine konservierte Grundlage, um sich der Kommunikation zwischen Liebenden anzunähern. Liebesbriefe bieten dabei eine realistische Konservierung der Sprache, da er als private Übermittlung von Nachrichten an geliebte Personen keinen speziellen formalen Regeln folgt. Anhand eines Korpus bestehend aus dreißig Liebesbriefen des Koblenzer Liebesbriefarchives, zehn aus dem Jahren 1900-1910, zehn weiteren aus der Zeitspanne von 1940 bis 1950 (davon einige ohne genaues Datum) und zehn Briefen aus den Jahren 1980 bis 1990, wird die sprachliche Realisierung von Liebe analysiert. Dabei stellt sich die Frage, wie eine Liebeserklärung definiert werden kann und was für ein Sprechakt sie ist. Nachdem diese Frage geklärt ist, soll die Verwirklichung dieses Sprechaktes in der Zeitspanne von 1900-1990 analysiert werden. Deutlich im Fokus der Analyse steht der Wandel. Diese Arbeit stellt die These auf, dass die Kommunikation zwischen Liebenden sich einem wandelnden Konzept der Liebe anpasst und somit die Sprache in Liebesbriefen rückschließend etwas über das gesellschaftliche Bild von Liebe aussagen kann. Darüber hinaus versucht die Analyse festzustellen, dass Liebeserklärungen Mustern folgen, die über die Zeit wiederzuerkennen sind und somit einen Sprechakt darstellen, der eventuell modifiziert in dem semantischen Feld des Liebesbriefes verankert ist. So wird eine Brücke geschlagen zwischen der historischen Pragmatik und der Soziolinguistik.
Nach Beschreibung des Korpus, wird im Hauptteil direkt mit der Beantwortung obenstehender Fragen begonnen, um die These ausführlich zu diskutieren. Da diese Arbeit nur begrenzt das Spektrum der interessanten Aspekte rund um das Handlungsfeld Liebe einbeziehen kann, werden einige Dinge nicht besprochen werden, wie etwa Geschlechterspezifitäten der Absender.
2. Das Korpus
Das Korpus der Analyse umfasst dreißig Briefe, die vom Koblenzer Liebesbriefarchiv gesammelt und transkribiert wurden. Damit bietet der Korpus ,echte‘ Briefe, die aus privaten Haushalten gespendet wurden. Die Briefe sind Nummerierung der Briefe durch das Archiv wird in dieser Arbeit übernommen. Der erste Teil des Korpus umfasst zehn Briefe aus den Jahren zwischen 1900 und 1910. Der zweite Teil des Korpus umfasst weitere zehn Briefe aus den Jahren von 1940 bis 1950 von verschiedenen Absendern zwischen 94 Wörtern und 700 Wörtern lang. In diesem Teil des Korpus ist zu unterscheiden zwischen Soldatenbriefen aus dem Einsatz und Briefen von Frauen, die sich vermutlich in der Heimat aufhielten und Nachkriegsbriefen. Es gibt kurze Feldpostkarten und längere Briefe aus dem Einsatz. Besonders interessant in diesem Teil ist ein Trennungsbrief (0027), der einen Gegensatz zu den umgebenen Briefen der Liebesbekundung und Hoffnung auf Wiedersehen darstellt. Inhaltlich lassen diese Briefe sich festlegen als Briefe mit der Funktion zur Informationsübermittlung. Der dritte Teil des Korpus umfasst die letzten zehn Briefe der Jahre 1980 bis 1989. Der kürzeste Brief dieses Teils umfasst 16 Worte, der längste 538.
Als Untersuchungsgegenstand den Liebesbrief zu wählen bringt verschiedene Probleme mit sich. Der Korpus löst eines der größten bereits von allein - wie bereits erwähnt handelt es sich um gesammelte Briefe aus privaten Haushalten, somit kann davon ausgegangen werden, dass dem Alltag nahe Sprache auch in den privaten Briefen untereinander verwendet wird. Das Archiv bietet damit einen Korpus der eher selten ist, am ehesten archiviert sind Briefe von Personen des öffentlichen Lebens, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit darüber bewusst waren, dass ihre Briefe gelesen und veröffentlich werden, dem entsprechend ,unwirklich‘ kann die Verwendung der Sprache sein (vgl. Bergs, 2014: 3). Bei der Auswahl innerhalb des Korpus wurde nicht auf Ähnlichkeit geprüft, sondern vielmehr auf eine breite Varietät. Es wurde versucht möglichst viele verschiedene Verfasser_innen herauszusuchen, um bei der Analyse ein breites Bild der Kommunikation aufstellen zu können, dass möglicherweise nicht nur auf Individualfälle zutrifft, sondern ähnliche Muster über individuelle Paarsprache hinaus erkennen lässt.
3. „Denn ich muss dir gestehen, dass dies der erste Liebesbrief den erdacht" Analyse der Liebeserklärungen
3.1 Annäherung an eine Definition
Bevor Liebeserklärungen analysiert werden können, braucht es eine feststehende Definition, um überhaupt den Gegenstand der Untersuchung erkennen zu können. Was also gilt als eine Liebeserklärung? Der Duden macht es recht einfach:
„das Offenbaren seiner Liebe gegenüber der Geliebten, dem Geliebten. Beispiele jemandem eine Liebeserklärung machen<in übertragener Bedeutung>: eine Liebeserklärung an die Pfalz“. (Duden Online)
So wären alle Worte, die ausdrücken, dass man jemanden liebt, auch eine Liebeserklärung, dabei stellt sich erneut die Frage, ob ebenjene Worte nur „Ich liebe dich“ oder ähnlich eindeutige Formulierungen sein können. Auer verwendet als Liebeserklärung alles, was Emotionen der Zuneigung zum Ausdruck bringt, womit der Begriff sich bereits ausweitet (Auer, 1988: 12). Nach Staffeldt lässt sich die Liebeserklärung wie folgt definieren: Liebeserklärungen enthalten einen Bezug auf spezifische und typische Äußerlichkeiten, Äußern der Besitzergriffenheit durch den anderen, sowie die explizite Äußerung der Liebe. Und „Ich liebe dich“ ist die denkbar expliziteste Form diesen Ausdrucks (Staffeldt, 2011: 179, 187 ff.). Um Liebeserklärungen darüber hinaus einzuteilen, wird der Begriff der direkten Liebeserklärung und der indirekten verwendet werden. Direkt bedeutet dabei das explizite Erklären der Liebe oder Zuneigung, wie etwa „Ich liebe dich“ und „ich hab dich lieb“ oder auch „Meine Liebe für dich ist heiß und innig“. In all diesen Formulierungen wird klar, dass eindeutig von dem Gefühl der Liebe des Absenders zum Adressaten die Rede ist, also die Liebe dargelegt wird. Als indirekte Liebeserklärungen lassen sich Formulierungen, wie „Meine Gedanken sind immer bei dir von morgens früh bis abends spät“ oder „Ich weiß einfach nicht, was ich ohne dich mit mir anfangen soll“ festhalten. In diesen Umschreibungen des Gefühls wird nicht explizit von Liebe gesprochen, dennoch wird gestanden, dass die Zuneigung starke emotionale Haltungen auswirkt. Der Gefühlsausdruck läuft ohne das direkte Äußern von „Ich liebe dich“ darauf hinaus, dass der Adressat versteht, der Absender will ihm seine Liebe deutlich machen. Um die Liebeserklärung als solche zu definieren, gilt es also darauf zu achten, ob eine Zuneigung des Absenders dem Adressaten gegenüber erklärt wird. Schwierig wird die Definition, was als Liebeserklärung gelesen werden kann und was nicht, sobald das semantische Feld Liebe verlassen und stattdessen von körperlichem Verlangen gesprochen wird. „ICH MUSS DICH SEHEN / UMARMEN WÜRD ICH DICH / FEST AN MICH DRÜCKEN / DICH KÜSSEN / IN DIR AUFGEHEN“ (595), hier beschreibt der Absender das starke Verlangen nach körperlicher Intimität. Zwar wird keine direkte Gefühlswelt im Sinne der inneren ungreifbaren Liebe, erklärt, dennoch sollte auch der Ausdruck von körperlichem Verlangen zur Analyse von Liebeserklärungen gehören, da sie ebenso eine Besitzergriffenheit beschreiben. Leisi beschreibt Liebeserklärungen als Teil des erotischen Rituals (Leisi, 1978: 60), womit Bekundungen des körperlichen Verlangens definitiv zum Analyseraster gehören. In diesem Beispiel wird durch die Formulierung mit „muss“ sogar die absolute Notwendigkeit für den Absender deutlich. Weiter mit eingeschlossen werden verschiedene metaphorische Phrasen, wie etwa die Herzsymbolik in Äußerungen wie „dass mein Herz nur allein für sie meine liebe Bertha schlägt“ (0714). Wyss bezeichnet diese bekannten Symboliken auch als „floskelhafte Thematisierung von Gefühlen“ („Liebeserklärungen zwischen Ernsthaftigkeit/Fiktionialisierung“, 300), die ebenso einen Teil der Liebeserklärung ausmachen. Zusammenfassend wird als Liebeserklärung gewertet, jede Form des Ausdrucks eines Gefühls der Zuneigung oder Sehnsucht zu/nach dem Adressaten, jede Form der Besitzergriffenheit und jede Form von Komplimenten. In Liebesbriefen, sollte man meinen, findet sich nichts anderes, als eine Liebeserklärung. Jedoch können, genauso wie die Erklärung als sprachliches Handeln, auch die Briefe als Gegenstand in dem der Ausdruck seinen Platz findet, in verschiedene Typen unterschieden werden.
„Neben Briefen des Beginns, des Aufbaus und der Konsolidierung, Briefen der Trennung und des Abschieds finden sich nun Liebesriefe mit weiteren, differenzierteren sozialen Funktionen“ (Wyss, „Liebeserklärungen zwischen Ernsthaftigkeit/Fiktionalisierung“, 301).
Diese Diversifizierung des Textbegriffes macht es schwieriger, einfach von Liebesbriefen als einem Genre zu sprechen. Der Korpus erstreckt sich von Briefen der Konsolidierung mit dem Zweck zum Informationsaustausch, Briefen des Beginns und des reinen Gefühls bis hin zu Briefen der Trennung und des Abschieds. Unterschiede bezüglich der Kategorisierung sind besonders in den unterschiedlichen Zeitabschnitten untereinander auffällig. Den Kontext zu berücksichtigen erscheint unumgänglich, um die Liebeserklärung zu erkennen und auf genannte Kriterien zu prüfen.
3.2. Die Liebeserklärung als sprachliche Handlung
Mit der Namensgebung seines Aufsatzes „ Über die Möglichkeiten, einen unmöglichen sprachlichen Handlungstyp zu realisieren“ (1988) macht Auer bereits klar, auf welche Schwierigkeit man bei der Frage nach dem Sprechakt der Liebeserklärung stößt. Dennoch stellt er die These auf
„Soweit Liebeserklärungen als Ausdruck von Emotionen gelten können impliziert dieses Vorgehen auch, daß deren Darstellung in der Interaktion alles andere als "natürlich" ist, sondern in hohem Maße bestimmten vorgegebenen Mustern folgt“ (1988: 12).
Als erstes sollte ein Blick auf die Satzsemantik der Liebeserklärungen geworfen werden. Der „Prototyp“ (1988: 12) so, wie Auer es bezeichnet, der Liebeserklärung wäre „Ich liebe dich“, dessen satzsemantische Grundform sich leicht „auf eine gemeinsame scheinbar triviale Formel“ (1988: 12) bringen lässt. Das zweistellige Prädikat lieben, verbindet das Subjekt mit dem Objekt, so übermittelt eine einfache Subjekt-Verb-Objekt-Syntax den Ausdruck des Affektes. Die Äußerung „Ich liebe dich“ kann jedoch nicht als einfacher Satz gesehen werden, da er zerfällt, sobald eine Veränderung stattfindet. Die Äußerung steht außerhalb der Syntax, sie ist damit eine Holophrase, die nicht zerlegbar ist. Der weitere Vergleich mit Searles Performativen (taufen, versprechen), stellt heraus, dass Liebeserklärungen Situationsabhängig sind. Während andere zweistellige Verben in der Verbindung mit ich - Verb - dich/dir im Präsens eine Handlung ausführen (ich taufe dich /ich verspreche dir) und im Präteritum ihren Vollzug beschreiben, drückt ich& lieben im Präsens & dich eine affektive Haltung aus (vgl. Auer, 1988: 13). Durch den Ausdruck einer Haltung, wird eine Sequenz eröffnet, die der andere schließen muss (vgl. Auer, 1988: 14). So birgt die Liebeserklärung auch immer eine Erwartung an den Hörer. Welche Illokution mit der Äußerung verbunden ist und damit welche Illokution die Sprachhandlung hat, ist allerdings noch nicht geklärt. Zwar wurde eben erläutert, dass das Äußern einer Liebeserklärung auch eine Erwartung weckt, jedoch beinhaltet „Ich liebe dich“ keine direkte Anweisung. In der Präsensform wird vom Rezipienten der Liebeserklärung eine Antwort verlangt, eröffnet einer der Gesprächsteilnehmer eine Paarsequenz mit „Ich liebe dich“ ist es schwierig, diese Äußerung mit etwas anderem, als einem direkten Bezug entgegen zu kommen. Es kann mit „Ich liebe dich auch“ oder „Ich liebe dich nicht“ geantwortet werden. Im Normalfall erwartet der Sprecher einen positiven Bescheid. Diese Auslegung spricht in gewisser Weise für einen direktiven Sprechakt, jedoch wird zwar die Hoffnung auf einen positiven Bescheid mitschwingen, das Begehren danach jedoch nicht explizit kommuniziert. Dazu bräuchte es eine Formulierung wie „Ich bitte dich, mich auch zu lieben.“ Die Liebeserklärung als kommissiver Sprechakt ist ebenfalls nicht stichhaltig genug zu argumentieren. Mit der Präsensform „Ich liebe dich“ wird keine zukünftige Verpflichtung ausgedrückt, es sei denn es kommt zu Formulierungen wie „Ich verspreche dir, dich immer zu lieben“, welche sich von dem Prototyp „Ich liebe dich“ entfernt. Auch für einen assertiven Sprechakt bräuchte man ein Hilfsverb wie etwa „Ich versichere dir, ich liebe dich“. „Ich liebe dich“ ist eine eindeutig expressive Äußerung.
„Mit lieben wird ein Verb verwendet, das auf einen andauernden emotionalen Zustand Bezug nimmt. Zusammen mit der 1. Person ergibt sich, dass S mit dieser Äußerung ausdrücklich (explizit) zu verstehen gibt, in welchem emotionalen Zustand er sich befindet“ (Staffeldt, 2011: 182).
Wenn lieben den Gehalt des Satzes angibt, dominiert dieser die anderen Indikatoren. Dasselbe gilt für Vermissen und Hassen, Gefühlszustände einer Person gegenüber (vgl. Staffeldt, 2011: 185). Nimmt man an „Nach einer Liebeserklärung ist die Welt nicht mehr so wie sie vorher war“ (Staffeldt, 2011: 193), haben Liebeserklärungen auch starke Ähnlichkeiten zu deklarativen Sprechakten. Er verändert die Beziehung, und die Situation.
Wie diese Sprechhandlung verwirklicht wurde, ist die Frage der weiteren Analyse. Liegt ein Wandel vor oder tritt die Liebeserklärung als Sprechakt auch in einer Zeitspanne von 90 Jahren nach gleichen Mustern auf. Obwohl in diesem Kapitel nur die prototypische Äußerung „Ich liebe dich“ kategorisiert wird, zählen zur Analyse auch die genannten indirekten Liebeserklärungen, die aus einem Gefühlsausdruck bestehen und damit ebenfalls expressiv sind.
3.3 Verwirklichung, Funktion und Form der Liebeserklärung in den Briefen
3.3.1 Einflechtung und Kennzeichnung
In den ältesten Briefen lassen sich deutlich inhaltliche Ähnlichkeiten feststellen. Die Begrüßung beinhaltet bereits Äußerungen der Zuneigung, die Angeschriebene Person wird weiter spezifiziert als „Innigst geliebste Bertha“ (1902; 0721), „Meine liebe gute Bertha“ (1902; 0716), „Mein liebes
Bertchen“ (1902;0719), „Teure Bertha“ (1902; 0724) „Meine liebe Emmy“ (1903; 0577), „Meine liebe Braut“ (1903; 0462), „Meine innig geliebte Braut“ (1903; ), „Lieber Julius“ (0326) „Mein lieber lieber Rudolf“ (4299). Alle Adressaten beginnen ihren Brief mit einem Bezug auf ihr Verhältnis oder ihr Gefühl für die angeschriebene Person. Diese „vokativische Ausdrucksweise“ (vgl. Wyss „Intimität und Geschlecht“: 191) hat eindeutig „phatische und identifkatorische Funktionen“ (ebd. 192). Der/die Angeschriebene wird vom Adressaten als seine Braut oder seine Geliebte identifiziert, zudem schafft er/sie Intimität und verbindet bereits mit der Anrede einen Ausdruck des Gefühls, nämlich der/die Angeschriebene sei dem Absender lieb, innig geliebt und teuer. In sieben der zehn Briefe des Teilkorpus folgt auf die Anrede eine Referenz auf vorhergegangene Briefe oder Karten. Es wird deutlich, dass die schriftliche Kommunikation über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten wurde und die Kommunikation im Sinne des Informationen Austauschens über das Medium des Briefes konstituiert wird. Im Hauptteil der Briefe finden sich Informationen über das alltägliche Leben und Nachfragen zum Befinden Dritter. (Bsp. „Was macht Amrei? Hat sie kein Heimweh?“ (0721) „Ich habe eine ganz gute Stelle hier wir sind beide beieinander ich und mein Bruder wir haben zusammen 30 Kühe und 40 schweine[...]“ (0724).) In drei Briefen des Korpus wird der zukünftige Alltag thematisiert und herbei gesehnt (Bsp. „Ich sass mit Dir in unserem zukünftigen Heim, wir plauderten zusammen, ich umarmte Dich und küsste Dich und bat zuletzt den lieben Gott, dass er alles dieses recht bald erfüllen möge.“ (0584)) . Es handelt sich offenbar um Briefe in der Verlobungszeit (Anrede „Braut“, Thematisierung der Meinung der Eltern, Sprechen über gemeinsame Zukunft). Die Liebeserklärungen flechten sich in folgende Komponenten: 1. Grüße und Nachfragen an Dritte 2. Beschreibung des Alltags an dem Aufenthaltsort 3. Schwärmen und Planen über das zukünftige alltägliche Leben miteinander. Durch die Eröffnung des Briefes, wird der erste Moment der Intimität geschaffen, im nächsten Schritt wird die vorangegangen Kommunikation aufgegriffen, sich dafür bedankt und zum Ausdruck gebracht, wie glücklich es macht von dem Partner zu hören (Bsp. „Welche Freude hast Du mir wieder bereitet mit Deinem lieben Brief.“ (0584).) Bereits bei der Eröffnung der Briefe ist durch die Identifikation der anderen Person durch den Absender und der Bezug auf die Zuneigung, die der Absender hat, eine indirekte Liebeserklärung vorhanden. Im weiteren Verlauf vermischt sich der Brief des Informationsaustausches mit den Liebeserklärungen. Der Gefühlsausdruck ist durch häufig auftretende Motiviken zu erkennen, beispielsweise wird die Liebe in Verbindung mit Hoffnung ausgedrückt „Aber ich lebe in der Hoffn u lange hoffnung führt zum Ziele. Du siehst nun, dass ich bereit bin, dir meine Liebe zu schenken“ (0724), in Verbindung mit der Herzsymbolik „Wie es aber scheint haben Sie mein Herz gefangen genommen“ (0326) , dem Ausdruck von Glück durch den anderen „Emmy mir stehen die Tränen in den Augen vor Glück“ oder die Besitzergriffenheit der Gedanken durch den anderen „Meine Gedanken weilen immer bei dir“ (0716). Beinhaltet der Brief Schwärmereien über das zukünftige Leben oder Pläne für den gemeinsamen Alltag, wie etwa die Briefe an die „Braut“ oder den Brief gerichtet an Rudolf, steht der Gefühlsausdruck im Brief im Fokus. Es ist durchgehend die Rede von der Freude und der Erwartung an das gemeinsame Zukünftige, damit wird ebenfalls eine indirekte Liebeserklärung gemacht (Bsp. „Könnte ich doch nur bei Dir sein und mit Dir unterm Weihnachtsbaum sitzen, ich würde vor Dir niederknien und Dich anbeten.“ (0451). Besonders auffällig ist, dass Liebeserklärungen sich zumeist gegen Ende des Briefes, also eher im Schlussteil befinden. „Ich erwarte nun mit Sehnsucht du würdest mich nächstens auch mit einigen Zeilen erfreuen, den freudigeres kannst du mir nicht gewähren, als mich mit dir zu verbinden. Bitte vergiss nicht den Gruss an meine Mutter“(0724); „In einer schönen Oper dagegen, wo meine Gedanken bei Dir sein können da wird es feierlich um mich und mir ist als sei ich in einem Gotteshaus.“ (0584). Auf Liebeserklärungen im Schlussteil folgt meist eine direkte Schlussformel. Etwa „dein dich liebender Max“ (0716) „Nun will ich schließen mit Tausend Herzlichen grüssen und küssen von deinem dich teuer liebenden Jakob“ (0724), „In Sehnsucht u Liebe umschlingt dich in Gedanken deine glückliche Emmybraut“ (0326) oder beispielsweise „Schliesse mit den herzlichsten Grüssen von Ihrer ergebenen <Karol. Haslimann>.“ (0326). Nachdem am Beginn des Briefes der/die Adressaten näher identifiziert wurde, fungiert die Verabschiedung, beziehungsweise die Unterschrift, als Selbstidentifikation. In pronominaler Form und durch das Possesivum wird erneut eine Besitzergriffenheit zum Ausdruck gebracht, wie auch das Gefühl, dass man dem/der Adressat_in gegenüber hat deutlich beschrieben. Der Brief wird also umrahmt durch die Identifikation der beiden Liebenden, dazwischen befindet sich die Liebeserklärung gekennzeichnet durch den Ausdruck der Zuneigung mittels rhetorischer Stilmittel, wie etwa die Personifizierung der Gedanken, die bei dem/der Angeschriebenen weilen.
Der nächste Teil des Korpus weist ähnliche Grußformeln auf. In neun Briefen wird in ähnlicher Art und Weise angeredet, etwa mit „Mein liebstes“ (0509). Nur einmal tritt eine andere Form der Begrüßung auf „Sali an Ruth und Familie“ (0771). Die Anrede als liebstes bleibt erhalten, seltener werden weitere Auszeichnungen, wie etwa „innig geliebte“. Die Verabschiedung bietet einen neuen Aspekt des Liebesbriefes, in dem 40er Jahre Korpus wird sich deutlich häufiger mit Küssen verabschiedet: „Sei innig geküsst zum letzten Male von deinem Babettli“ (0027); „Herzlichste Grüße und viele Küsse Oskar“ (0509), „ Empfange meinen Segen, liebe Grüße und viele Küsslein“ (Z 27). Nachdem das ,Küsse schicken4 im vorherigen Teil des Korpus nur in einem Brief auftrat, findet sich dieses Motiv nun in sechs der Briefe der 40er Jahre. Die Briefe aus diesen Jahren sind in zwei Kategorien einzuteilen, Feldpost und vereinfacht gesagt keine Feldpost. Allein unter diesen zwei gibt es deutliche Unterschiede im Gefühlsausdruck. In den Feldpostbriefen verhält es sich inhaltlich ein bisschen anders, als in den anderen Briefen der 40er. Die sieben ausgewählten Feldpostbriefe sind von den Soldaten im Einsatz nach Hause geschickt worden. In Brief (0771) wird ein Zweck der Feldpost verdeutlicht, er dient schlicht und einfach dazu, die Familie zuhause wissen lassen zu können, dass man noch am Leben ist: „Also drückt mir die Daumen für meinen langen Marsch und falls ich ihn überstehe, lasse ich auch wieder etwas von mir hören“ (ebd.). Die Feldpostbriefe sind, bis auf einen, sehr knapp „Wir sind eben vom Manöver heimgekehrt und ich habe nur ein paar Minuten Zeit, um für ein paar Worte zu schreiben.“ (0071). Über das Geschehen am Einsatzort wird nicht berichtet, es wird nur in wenigen Briefen beschrieben, was der Soldat für Aufgaben hat oder wie sein Alltag aussieht „Im Ernstfälle würde unsere Aufgabe in der Bewachung von Internierten oder Gefangenen bestehen“ (0510) „Die letzten zwei Tage waren furchtbar streng. In den Nächten habe ich ganze 4 Stunden geschlafen. Wir drei Mann waren sozusagen Tag und Nacht unterwegs. Immer wieder neue Leitungen mussten gebaut werden, da unsere Truppen sich immer weiter zurückzogen. Einmal bauten wir in einer dunklen Nacht bei strömendem Regen eine Leitung durch ein uns vollständig fremdes Gebiet zu bauen, das zum Teil schon vom “Feind” besetzt war“ (0074). Die Liebeserklärungen sind nicht eingeflochten in die Berichterstattung über den Alltag des Schreibenden oder in Informationen über sein Befinden. Der Gefühlsausdruck befindet sich viel mehr abgespalten vom Rest des Briefes, gegen Ende des Schreibens. Er ist außerdem geprägt von dem Gefühl des Vermissens und des Heimwehs. „Werde Dir nun fleißig schreiben. Bist dann doch nicht so allein. [...] In Gedanken werde ich immer bei euch sein, bei meiner Frau + Kind“ (0510); „Ich bin auch lieber bei dir als im Dienst. Es geht ja nun nicht mehr so lange bis du dein Mannli wieder hast + ich mein Frauli“ (0511); „Rösy, wir können heim.[...] Rösy, ich liebe Dich. Immer denke ich an Dich und an unsere wunderschönen Stunden bei meinem Urlaub. Du, immer wollen wir uns so lieb haben. Immer liebe ich Dich, Du. Morgen schreibe ich dir mehr“ (0071); „Hoffe bestimmt, dass ich am Freitag zu Dir kommen kann, liebes Schatzli“ (0509). Es wird außerdem eine andere Bedeutung der Briefe aus der Heimat für die Soldaten deutlich: „Es geht also nur noch ganz kurze Zeit, bis ich bei dir bin. Rösy, zum schönen Teil verdanke ich es Dir, dass es mir so gut gegangen ist. Der Gedanke an Dich gab mir immer wieder neue Kraft und neuen Mut zum aushalten. Denn ich wusste, dass Du immer bei mir warst und immer mir zur Seite standest.“ (0074) Die Briefe, die der Soldat durch die Feldpost erhalten konnte, gehen in ihrer Bedeutung auch in der strategischen weit über das Übermitteln von Informationen hinaus. Zwischen diesen knappen Briefen der Feldpost, in denen es hauptsächlich um ein kurzes Melden daheim geht, und als Gefühlsausdruck die Hoffnung bald wieder daheim zu sein im Vordergrund steht(,) gibt es einen besonderen Brief aus dem Jahr 1944. Der Brief ist deutlich länger als die anderen Feldpostbriefe, er ist 700 Worte lang, fasst darüber hinaus mehr Seiten da er auch Zeichnungen beinhaltet. Es ist der einzige Brief dieses Teilkorpus, der über den Krieg tatsächlich zu reflektieren scheint, der eindeutiger erkennen lässt, dass der Soldat sich seiner Situation deutlich bewusst ist „Muss erst einmal all das Schreckliche der letzten Wochen Vergessen“, „Nichts Schönes, Nichts Zartes um mich“. In dem Brief wird zwar auch über das Umfeld berichtet („Stuttgewitz habe ich zur kämpfenden Truppe geholt. Der hat ebenso wie ich alles gut überstanden“), jedoch steht der Gefühlsaudruck im Mittelpunkt, nimmt dementsprechend auch den größten Raum des Briefes ein. „Nur wieder richtig Mensch zu sein, dazu brauche ich Dich, mein Lieb“, „Und dabei möchte ich doch so gern, das Hohe Lied der Minne singen, geht aber nicht, Es ist eine Dornrösschenminne geworden.“. Die Liebeserklärung steht in Verbindung mit Verzweiflung und Sehnsucht „Aber ich befürchte ich werde vor Kriegsende wohl nie mehr in Urlaub fahren“, „Schreibe mir doch wenigstens oft und liebt“. Auch hier wird die Bedeutung der Möglichkeit von der Geliebten zu hören deutlich ausgedrückt: „Weisst ja gar nicht wie wohl das einem tut, endlich einmal ein paar liebe Worte?!“. Der Absender betitelt die Angeschriebene mit Engelein und Gnädigste, ähnlich wie in der Anrede verhalten sich Kosenamen als Intimitätsmarker. Dieser letzte Feldpostbrief zeigt ein gegensätzliches Beispiel, es ist ein langer, durch die Zeichnungen wahrscheinlich auch zeitintensiver Brief mit viel Gefühlsausdruck und Gedanken über den Krieg.
Neben den Feldpostbriefen beinhaltet der Teilkorpus der 40er Jahre noch weitere drei Briefe. Die Liebeserklärungen in diesen Briefen flechten sich wieder in andere Komponenten ein, als etwa in den Feldpostbriefen. Es bleibt festzustellen, dass die Liebeserklärungen ihren Gipfel kurz vor der Verabschiedung finden. Nachdem in Brief Z27 länger berichtet wird, was geschehen ist, ohne Bezug zu einem direkten Gefühl zum Adressaten findet sich die Liebeserklärung ganz am Ende „Lieber Erwin, jetzt kann ich gar nichts mehr finden zum schreiben. Grad jetzt muss ich gehen, ich will allein sein, allein sein mit Dir, dein liebes Bild sehen, nur an Dich denken, für dich sein, beten und vertrauen.“. Eine Besonderheit stellt der Brief 0027 dar. Es handelt sich dabei um einen Trennungsbrief, beziehungsweise um einen Brief verfasst nach der Trennung. Dieser Brief ist reiner Gefühlsausdruck. Körperlicher Schmerz wird dargestellt „Es zerreist mir fast mein Herz“ und es wird beschrieben, wie die Liebe vor der Trennung war „Du warst mein einziges auf Erden, das ich liebte. Liebte mit innerer Kraft. Ich lebte nur noch für dich“. Diese Beschreibung der Gefühle der Vergangenheit bietet sozusagen eine rückwirkende Liebeserklärung. Durch die Formulierung „Ich bin zu dem Entschluss gekommen und gebe Dich endlich frei“ wird die Besitzergriffenheit aufgelöst. Es wird zudem nicht von der gemeinsamen Zukunft geschwärmt, sondern eine gute Zukunft für den Verlassenen gewünscht. In diesem Brief muss sich die Liebeserklärung in keine weiteren Komponenten des Briefes einflechten, der Brief ist dazu da, vergangene Gefühle zu erinnern und mit ihnen abzuschließen.
Die Briefe der 80er Jahre bieten untereinander die größte Variation. Hier ist es kaum möglich gemeinsame inhaltliche Formen zu finden. In vier Briefen gibt es keine Grußformel, in den anderen sechs wird mit Liebe/Lieber oder Dear (4862) , oder nur „Meiteli“ (0737) der Brief begonnen. Auch bei der Unterschrift ist eine Tendenz zur Einfachheit zu finden, so wird entweder nur mit dem Namen (4862), (4310), oder mit kurzen Formulierungen wie „Dein JM“ (0737), „Alles Liebe Rolf“ (4324), „Es grüßt dich herzlich Margit“ (6337) oder auch ganz ohne Signatur der Brief geschlossen. Der Teilkorpus bietet den größten Gegensatz in der inhaltlichen Form und dem Auftreten der Liebeserklärung. In sechs Briefen geht es um den reinen Gefühlsausdruck, die Liebeserklärung ist der einzige Inhalt des Briefes, in drei Briefen nimmt die Liebeserklärung deutlich den größten Raum ein und nur in einem dient der Brief zur Kommunikation von anderen Informationen. Von einer Einflechtung der Liebeserklärung in die briefliche Kommunikation ist kaum noch zu sprechen. Die Briefe, in denen es einzig und allein um die Liebeserklärung geht, sind untereinander auch verschiedenartig. Der kürzeste Brief des gesamten Korpus beschränkt sich auf „Meiteli, Ich liebe dich immer mehr! Ich habe heute nacht über dich geträumt <Herz> Küsse Dein Jm“ (0737). Trotz der wenigen Worte beinhaltet dieser Brief alles, was ihn zu einer Liebeserklärung macht. Die Angeschriebene Person wird mit einem Diminutiv betitelt, also bekommt sie einen Kosenamen, eine deutliche Markierung der Intimität. Es folgt eine explizite Liebeserklärung in ihrer einfachsten und stärksten Form mit „Ich liebe dich“, in diesem Brief sogar gesteigert durch „immer mehr“. Durch das Träumen wird eine Besitzergriffenheit deutlich, selbst im Schlaf denkt der Absender an die Angeschriebene Person. Zum Schluss folgt das Herz und Körperlichkeit durch Küsse, sowie die Selbstdarstellung mit Possesivum als zu der angeschriebenen gehörig. Auch die beiden nächstkurzen Briefe (4324) und (1402) beinhalten kurze konzentrierte Liebeserklärungen, mit der expliziten Äußerung „Ich liebe dich“ (4324) und „I love you“ (1402). Brief 1446 besteht aus einem „Metaphergestöber“, wie es der Absender selbst nennt. Er verschlüsselt seine Liebeserklärung in poetische Bilder. Brief 4862 ist einer von den zwei Briefen der zweisprachig geschrieben ist. Der Absender, Ekkehard, berichtet von seiner Reise. Dabei wird die Sehnsucht deutlich „Wahnsinnig, dass Du jetzt nicht hier bist, - nach viel Wochen völliger Enthaltsamkeit könnte ich Dich verwöhnen!“ Das Vermissen bekommt hier einen neuen Aspekt, den der Körperlichkeit und Sexualität. „und ich wollte, ich könnte Dich die ganze Nacht beschlafen, befliegen, beflattern“. Zum ersten Mal in den Briefen des Korpus taucht auch Sexualität auf. Dieses körperliche Verlangen drückt genauso eine Liebeserklärung aus, es handelt sich um eine Form der erotischen Zurede, (vgl. Leisi, 1978: 60) die zur Kommunikation zwischen Paaren gehören kann. Es geht dabei um eine andere Form der Besitzergriffenheit - das körperliche Verlangen nach dem anderem. Dieses Verlangen wird in einem weiteren Brief des Korpus in extremis geführt. Brief (594) ist geschrieben in Blockschrift, in Großbuchstaben. Er beinhaltet das Verlangen, dass der Absender für die angeschriebene, Anita, hat, beziehungsweise thematisiert, was er gerne mit ihr erleben würde „ICH MUSS DICH SEHEN UMARMEN WÜRD ICH DICH FEST AN MICH DRÜCKEN DICH KÜSSEN IN DIR AUFGEHEN EINFACH MIT DIR PLAUDERN MAL ESSEN GEHEN MIT DIR EINSCHLAFEN“ es folgen weitere Dinge, wie mit der Person tanzen oder Musik hören. Zwischen diesen Dingen und dem bereits zitierten „in ihr aufgehen“ auch immer wieder erotische Dinge wie „DICH VERWÖHNEN“ oder „DIR IN DEN PO KNEIFEN“. Der Brief schließt mit „ICH GLAUBE ICH LIEBE DICH“. Das Verlangen gipfelt sich in der explizitesten Form der Liebeserklärung. Bereits bekannt aus den 40er Jahren ist der Trennungsbrief. Auch in diesem Teilkorpus ist ein Trennungsbrief. Er besteht aus dem Ausdruck der Gefühle für die Person die den Absender verlassen hat, es wird deutlich dass seit dem mehrere Briefe geschickt wurden. Die Verzweiflung über die beschriebenen Gefühle schwingt im gesamten Brief mit, er beinhalten negative Emotionen „Manchmal wache ich in der Nacht auf und während ich vollkommen wach bin, rufe ich nach dir“. Anders als im Trennungsbrief der 40er ist dieser Trennungsbrief durchzogen von traurigen Gefühlen statt den positiven Gefühlen der Vergangenheit. Er schließt jedoch mit der kämpferischen Aussage "Solange ich die Hoffnung nicht aufgebe, dich wieder zu finden, ist es mir egal, wie lange es dauert, und wie viele einsame Nächte ich noch schlaflos sein werde.“ Er löst also die Besitzergriffenheit nicht auf, macht viel deutlich, dass sie noch andauert. Im völligen Kontrast zu diesen Briefen, in dessen Zentrum die Liebeserklärungen stehen, stehen die letzten beiden Briefe. Brief 414 zeigt erst den Beginn einer Paarsequenz „Es liegt an uns beiden, dies Beziehung stets zu suchen; lass‘ es uns also tun“. Brief 6337 ist im absoluten Kontrast - er beinhaltet keine Liebeserklärung über die Anrede hinaus, er dient nur zur Kommunikation von Informationen über den Kurzurlaub.
Zusammenfassend lässt sich die Tendenz erkennen, dass die Liebeserklärungen immer mehr Raum in schriftlicher Kommunikation zwischen Paaren einnehmen. In dieser Zeitspanne müssen sich die Liebeserklärungen nicht mehr in andere inhaltliche Komponenten mit einflechten. Zuvor stehen die expliziteren Liebeserklärungen meist gegen Ende des Briefes, in „last topic position“ (Auer,1988: 19). Im Falle der Feldpostbriefe um letzte Worte „bevor es zu spät ist“ zu äußern. Zu erkennen sind ähnliche Motive und Phrasen. Jedoch wird der Gebrauch von direkten Liebeserklärungen von 1900 bis 1990 stringent mehr, bis in den letzten Briefen deutlich häufiger „Ich liebe dich“ verwendet wird, in den 1900er Jahren dagegen eher über andere Gefühlsausdrücke, wie etwa das Glück, die Zuneigung dargelegt wurde. Bestimmte Phrasen treten immer wieder auf, wie etwa die Personifizierung der Gedanken. Zunehmen tut auch das Bild der Unsagbarkeit, mit Formulierungen wie „Ich weiß einfach nicht.“
3.3.2 Funktion & Intention
Nachdem herausgestellt wurde, wie und wo sich die Liebeserklärung in den Brief einflechtet und wie sie zu erkennen ist, handelt folgender Teil von der Intention, die hinter der schriftlichen Darlegung dieser Liebeserklärungen steht. Wie Grice in seinen Konversationsmaximen festhält, gehört es zu einer gelungenen Kommunikation, wenn (unter anderen Maximen) die Maxime der Qualität eingehalten wird, die beinhaltet, dass nichts gesagt wird, wofür es keinen angemessenen Grund gibt. Davon ausgehend, dass sich alle Absender an diese Maxime halten, gilt es diesen angemessenen Grund herauszustellen, um das Kommunizieren von Liebeserklärungen weiter zu beschreiben. Kommunikation zwischen Liebenden scheint ein sehr individuelles Gefüge zu sein. Dennoch können anhand des Korpus einige grundlegende Intentionen eine Liebeserklärung zu machen, festgestellt werden. Verallgemeinernd haben alle Liebeserklärungen gleichermaßen die Intention Emotionen mitzuteilen. Roland Barthes benennt den Liebesbrief in Fragments d’un discours amoureux als Metazeichen der Liebe, als Ganzes drückt es die Liebe des Absenders aus (vgl. Wyss, From the Bridal Letter to Online Flirting: Changes in Text Type from the 19th Century to the Internet Era: 1 ). Doch er erfüllt noch mehr kommunikative Funktionen.
Kurz nach der Jahrhundertwende finden sich noch bestimmte gesellschaftliche Konventionen, die Wyss dem 19. Jahrhundert zuordnet:
“The exchange of letters between bride and groom during their period of engagement became a “must” within the bourgeois context of the 19th century. This form of letter-writing is referred to as “Verlobungskorrespondenz” or engagement correspondence, which names the ritual it pertains to, or as “Brautbriefe” or bridal letters, which refers to the authors of the letters.” (Wyss “From the Bridal Letter to Online Flirting: Changes in Text Type from the 19th Century to the Internet Era” : 3).
In den Briefen gerichtet an “Emmybraut“ (Bsp. 0451), lässt sich eben dies wiederfinden. Etwas modifiziert, findet die Praxis des Brautbriefe Schreibens auch zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch statt. Zwar gelten die Briefe nicht als formelles Schriftstück, wie etwa der Verlobungsbrief des 19.Jh. (vgl. Wyss „From the Bridal Letter to Online Flirting: Changes in Text Type from the 19th Century to the Internet Era“), sondern finden im privatem Raum statt, doch wird sich über die bevorstehende Hochzeit unterhalten in Zeiten der Verlobung. Die Briefe des ersten Teilkorpus sind durchgehend geschrieben in Zeiten räumlicher Trennung. Kontakt zu halten funktionierte zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausschließlich über Briefe. Somit haben die Briefe über ihren Wert als Liebeserklärungen hinaus noch den wichtigen Zweck Kommunikation überhaupt aufzubauen und zu halten. Die Liebesbeziehung wird überhaupt erst über die Briefe konstituiert, über die sich das Paar unterhalten kann. In dieser Zeit funktioniert die Liebeserklärung auch als Klärung der Beziehung. Die Gefühle können durch räumliche Trennung nicht anders ausgetauscht werden, die Beziehung nicht anders besprochen. Die Intention hinter den frühesten Liebesbriefen ist das Beginnen einer Paarsequenz und später auch das aufrecht erhalten.
Im zweiten Teil des Korpus ist es wieder für die genaue Analyse wichtig, Feldpostbrief und Briefe aus der Nachkriegszeit nicht gleich zu behandeln. Der Feldpostbrief hat eine besondere Geschichte, beziehungsweise einzigartige kommunikative Funktionen, er war die einzige Möglichkeit zur Kommunikation zwischen Soldaten an der Front und ihren Familien. Unter dem Bedacht, dass die Feldpost eigens dafür ins Leben gerufen wurde, ist sie natürlich auch ein strategisches Mittel der Kriegsführung. Durch die Möglichkeit zur Kommunikation, sogar wenn die Einheiten in Bewegung waren, (vgl. Schwender, 2014: 213) hatten die Soldaten eine Motivation, Informationen von Zuhause, die Möglichkeit mit der Familie in Kontakt zu sein, und dadurch ein besseres psychisches Befinden. Während des 2. Weltkrieges wurden 30 bis 40 Milliarden Schriftstücke, die als Feldpost markiert waren, versand (Schwender, 2014: 213).
“In examining the content of the letters, it becomes apparent that those which serve as communication of love are actually perfectly ordinary love letters. They fulfil all the criteria and patterns: There are various themes that also appear in other communications of love, such as declaration of love, interest in arelationship, andcashes over jealousy” (Schwender, 2014: 215).
Die Absender der Briefe bewegen sich, manchmal auch über viele Jahre, in vier verschiedenen Ebenen (Schwender, 2014: 215 ff.). Die erste davon ist das Leben an der Front. Im Korpus wird darüber nur wenig gesprochen. Es ist zu vermuten, dass zu viele Informationen zu gefährlich für die Armee sein könnten. Was berichtet wird, scheint den Absendern schmerzlich vorzukommen (Bsp. (4838)). Eine weitere Ebene ist die Heimat, in der die Familie und der Partner sich befinden. Schwender stellt über den Soldaten fest:
„In most cases he was involuntarily torn out of his family and social surroundings. He wanted to continue to participate in this world. He repeatedly asked questions and thereby requested communication” (2014: 219).
Die dritte Ebene ist die Vergangenheit und die Zukunft. In der Gegenwart hat der Soldat keine Gemeinsamkeiten mit der Partnerin, sie können über keine gemeinsamen Verabredungen sprechen oder gemeinsame Erlebnisse bereden, stattdessen haben sie nur gemeinsame Erinnerungen, die aufrecht erhalten werden, um das Gefühl der Trennung zu überwinden. Sich in Zukunft sehen zu können fungiert als Motivator. Das einzige Gemeinsame zwischen den Briefschreibern war die 4. Ebene, die Medien. Propaganda Reden wurden auch den Soldaten gezeigt, so hatten die Soldaten und die Partnerinnern diese eine Sache über die sie gemeinsam diskutieren konnten, es ist ein synchrones Erlebnis (vgl. Schwender, 2014: 223). Feldpost erfüllt damit verschiedene kommunikative Funktionen. Die Nachricht zu geben, dass der Vermisste lebt und die Partnerin in der Heimat noch liebt, ist die offensichtlichste Intention. Darüber hinaus ist der Grund für das Schreiben der Briefe auch, weiterhin Teil der Beziehung und der gemeinsamen Welt zu sein. Die Beziehung wird aufrechterhalten. Die Liebeserklärungen drücken nicht nur das Gefühl der Liebe für den Partner aus, sondern auch Heimweh, Sehnsucht oder Angst. Die schriftliche Liebeserklärung dient dazu, dem anderen in unbestimmter Trennung, dennoch das innere Befinden mitteilen zu können.
Der letzte Teil des Korpus zeigt den Wandel am deutlichsten auf. In den 80er Jahren waren Paare nicht mehr auf die schriftliche Kommunikation angewiesen. Häufig fallen die Briefe eher kurz aus, etwa wie Zettelchen, die nichts außer der Liebeserklärung mitteilen. Der Brief ist zu einem romantischen Medium geworden, Kommunikation war auf schnelleren Wegen einfacher möglich. Der Liebesbrief nimmt dadurch an ,Besonderheit‘. Wenn überhaupt eine räumliche Trennung beschrieben wird, dann ist diese zeitlich begrenzt, nicht etwa wie bei der Feldpost unabsehbar. Die schriftliche Liebeserklärung wird also zu einem besonderen, individuellen Phänomen, das mit alltäglicher Kommunikation zwischen Paaren nicht mehr viel zu tun hat, da diese über andere Medien stattfindet. Die Briefe der 80er Jahre enthalten reine Gefühlsausdrücke. Hinzu kommt das körperliche Verlangen, sexuelle Anspielungen. Leisi beschreibt dieses erotische Zureden, als wichtigen Teil der Kommunikation zwischen Paaren (vgl. Leisi, 1978: 57). Begehren spielt eine große Rolle, sie soll dem Partner klargemacht werden und wird als ausgedrückte Emotion ein Teil der Liebeserklärung. Die Trennungsbriefe beinhalten eine wichtige Intention, nämlich der getrennten Person trotz dessen, dass sie kein Paar mehr sind, die Gefühle mitzuteilen, um die Wichtigkeit der anderen weiter zu verdeutlichen. Dabei wird an die gemeinsame Welt angeknüpft. Sie werden in der Hoffnung beschrieben, der „Kampf“ (4310) würde sich lohnen.
In all den Briefen lässt sich folgende Intention festhalten: einen positiven Bescheid zu bekommen. Die Beziehung wird in Zeiten der räumlichen oder emotionalen Trennung aufrechterhalten. Die Briefe der 1900er erfüllten zudem noch die Funktion als Konstituierendes Mittel, die Feldpostbriefe hatten noch weitere historische Bedeutung, die Briefe der 80er sind letztendlich zum reinen Liebesausdruck geworden. Die dargelegten Intentionen beweisen nochmal, dass Liebeserklärungen expressiv sind: ein emotionaler Zustand, eine Haltung des Affektes, wird ausgedrückt.
4. Der Wandel der Liebeserklärungen im Zusammenhang mit Gesellschaftlichem Wandel
Deutlich zu erkennen ist eine Entwicklung zur Vereinfachung und Explizitheit. Die Sprache die verwendet wird, steht im historischen Zusammenhang mit der Alltagssprache der jeweiligen Zeitspanne. Was jedoch interessant für den Vergleich der Liebeserklärungen ist, ist was Leisi „Privatsprache“ nennt. Zu dieser Privatsprache gehört unter anderem das Geben neuer Namen. Kosenamen und Diminutive werden in allen Zeitspannen relativ gleich häufig verwendet. Diese Privatsprache bildet eine Art Code, ein Code den das Paar versteht und damit eine Intimität durch Sprache bildet (vgl. Leisi,1978: 12 ff.). Neue Namen, im Falle der Briefe Diminutive und Kosenamen (Bsp. „Meiteli“, „Mein Engelein“), zeichnen eine Art „schöpferischen Impuls“ (Leisi, 1978: 23) aus, der mit der Sprache der Paarbeziehung verbunden ist. Das Geben von neuen Namen hat eine weiterreichende Bedeutung als das Kosen allein. Es zeichnet auch den Übergang in die „Paarwelt“ (Wyss, „Liebeserklärungen zwischen Ernsthaftigkeit/Fiktionalisierung, 304; Leisi, 1978: 25)aus, den Beginn einer gemeinsamen Welt. Kosenamen sind damit Teil dessen, was die Intimität der Beziehung in sprachlicher Hinsicht mit konstruiert. Die Bedeutung dieser sprachlichen Ebene der Konstruktion von Intimität scheint über die Zeitspanne der Liebesbriefe erhalten geblieben zu sein.
Die Briefe der 1900er Jahre zeigen deutlich mehr indirekte Liebeserklärungen, durch romantische Metaphern, die uns bekannt vorkommen, da sie häufig wiederholt romantisiert werden, und tatsächlich zu einer Art allgemeingültigen Floskel für Liebesbriefe geworden sind, zum Beispiel „Meine Gedanken sind bei dir“. Was heute wie eine altbackene Phrase klingt, muss es damals noch nicht gewesen sein. Der Ausdruck des Gefühls durch eine bildhafte Sprache kommt dem Pathos der Liebesbeziehung gleich. Es ist zu berücksichtigen welche Zukunft das Paar in der Zeit hatte. Historisch gesellschaftlich war der Partner, einmal verlobt, auch derjenige mit dem tatsächlich das Leben verbracht wurde. Über die Briefe, auf Grund des noch nicht vorhandenen technischen Fortschritts(,) wurde die Beziehung, von der man Ausgang, die nun die einzige des Lebens sein würde, überhaupt erst konstruiert. Die Briefe übernehmen dabei sowohl im sprachlichen Ausdruck der Emotion als auch in anderen Belangen das Medium der Konsolidierung ein. Die Verhaltenheit und ,Reinheit‘ der Liebeserklärungen hängt sicher auch mit der relativen Öffentlichkeit der Briefe zusammen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch Eltern die Verlobungsbriefe mitlasen. Liebe im Angesicht des Krieges tritt bereits häufiger in direkten Liebeserklärungen auf.
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- Citar trabajo
- Anónimo,, 2015, Liebeserklärungen im Wandel. Der schriftliche Gefühlsausdruck als Sprachhandlung in Briefen zwischen 1900 und 1990, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315558
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