Trotz ausreichender Verfügbarkeit von Wasser befinden wir uns in einer Wasserkrise. Laut dem Auswärtigen Amt hatten 2007 etwa 1,1 Milliarden Menschen keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser und mehr als doppelt so viele keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der damit einhergehenden Etablierung der freien Marktwirtschaft als einzig denkbare Wirtschaftsform der Welt, muss man konstatieren, dass es eben dieser Wirtschaftsform nicht gelungen ist, alle Menschen in ihren elementarsten Bedürfnissen zu befriedigen, geschweige denn allen Nationen zu Wohlstand zu verhelfen.
Um das Problem der Wasserversorgung zu lösen, wurden im Jahr 2000 die Millennium Development Goals von den Vereinten Nationen verabschiedet. Punkt sieben, die Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit, ist in Bezug auf die Wasserproblematik von Bedeutung, da sich die Mitgliedsstaaten in Zielvorgabe 10 dazu verpflichten, „bis 2015 den Anteil der Menschen um die Hälfte zu senken, die keinen nachhaltigen Zugang zu einwandfreiem Trinkwasser und grundlegenden sanitären Einrichtungen haben“.
Vor allem in Entwicklungsländern investieren die global agierenden Konzerne, ist dort das Wasser doch besonders knapp und somit besonders renditeträchtig. Lateinamerika, wo sich über 26 % des weltweit verfügbaren Süßwassers befinden (bei sechsprozentigem Anteil an der Weltbevölkerung), ist ein lukrativer Markt für Konzerne, die möglicherweise auch das Ziel haben, Wasser irgendwann im großen Stil zu exportieren.
Dieser Beitrag zeigt die Konsequenzen der Wasserprivatisierung in Lateinamerika auf und erläutert weshalb diese oft katastrophale Folgen nach sich zieht. Ebenso wird geklärt welche Anstrengungen unternommen werden müssen, um die Inwertsetzung des Wassers zu verhindern bzw. rückgängig zu machen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Exposition der Fragestellung
- Wasser, ein Bedürfnis
- Der Weltwasserrat
- Das Weltwasserforum
- Die Weltwasservision
- Die Akteure: Interessen und Strategien
- Transnationale Konzerne
- Veolia Environment
- Suez Environment
- Nichtregierungsorganisationen
- Die Weltbank
- Der Internationale Währungsfonds
- Die Welthandelsorganisation
- Regierungen
- Transnationale Konzerne
- Neoliberale Hegemonialansprüche in Lateinamerika
- Der „Wasserkrieg“ von Cochabamba
- Weitere Privatisierungsprojekte in Lateinamerika
- Die Bank des Südens
- Prämissen einer befriedigenden Wasserversorgung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Dieser Beitrag analysiert die Folgen der Wasserprivatisierung in Lateinamerika und beleuchtet die negativen Auswirkungen dieser Entwicklung. Ziel ist es, die Ursachen und Folgen der Privatisierung der Wasserversorgung aufzuzeigen und die Herausforderungen für eine nachhaltige und gerechte Wasserversorgung zu beleuchten.
- Die Kommodifizierung von Wasser als Ware
- Die Rolle des Weltwasserrates bei der Privatisierung
- Die Interessen und Strategien der Akteure (Konzerne, NGOs, Regierungen)
- Die Folgen der Privatisierung in Lateinamerika
- Die Bedeutung einer öffentlichen Bereitstellung von Wasser
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Kapitel 2 befasst sich mit den theoretischen Folgen der Kommodifizierung von Wasser. Es wird analysiert, wie die „unsichtbare Hand“ des Marktes zu einer Ungleichheit im Zugang zu sauberem Wasser führt, insbesondere für Menschen mit geringer Kaufkraft.
Kapitel 3 untersucht die Rolle des Weltwasserrates als zentrale Organisation, die die Privatisierung von Wasser fördert. Hier wird die Bedeutung des Weltwasserforums und der „World Water Vision“ beleuchtet, die die Liberalisierung der Wassermärkte als Lösung für die Wasserkrise propagieren.
Kapitel 4 stellt die verschiedenen Akteure der Wasserprivatisierung vor. Die Strategien und Interessen von transnationalen Konzernen, Nichtregierungsorganisationen und Regierungen werden im Kontext der Wasserprivatisierung analysiert.
Kapitel 5 widmet sich den Folgen der Wasserprivatisierung in Lateinamerika anhand von Fallbeispielen wie Bolivien, Argentinien und Nicaragua. Der Beitrag untersucht den „Wasserkrieg“ von Cochabamba und die Rolle der deutschen Entwicklungshilfe.
Schlüsselwörter (Keywords)
Wasserprivatisierung, Weltwasserrat, Weltwasserforum, Transnationale Konzerne, Nichtregierungsorganisationen, Lateinamerika, Cochabamba, Entwicklungshilfe, öffentliche Bereitstellung, Zugang zu Wasser, Menschenrechte, Nachhaltigkeit
- Quote paper
- Anonym (Author), 2008, Wasserprivatisierung in Lateinamerika. Akteure, Strategien, Widerstand, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/315180