Achilles ist tot – wenigstens am Schluss von Heinrich von Kleists „Penthesilea“. Achilles wird in einem kannibalischen Akt von Penthesilea aufgefressen. Vielleicht bringt sie Achilles mit der Hilfe ihrer Hundemeute aber auch nur um, wenn es heisst, „[d]ie Glieder des Achills reisst sie in Stücken!“. Gemäss der Sage gestaltet sich ebengenanntes Verhältnis jedoch ein wenig anders. Als die Amazonen auf Seiten Trojas in den Krieg eingreifen, verwundet Achilles deren Königin Penthesileia tödlich und verliebt sich dabei in die Sterbende. Das Schlachtfeld ist aber in beiden Fällen identisch: Vor den Toren Trojas tobt der Krieg, die Trojaner verteidigen sich scheinbar chancenlos gegen die Griechen. In dieser Situation eilen ihnen die Amazonen mit ihrer Königin Penthesilea zu Hilfe – wenn auch aus etwas unterschiedlichen Motiven in den beiden erwähnten Fassungen. Der Kriegsschauplatz ist blutgetränkt, die Krieger trauern um die gefallenen Freunde und bereiten sich bereits auf weitere, unausweichliche Kämpfe vor. Überall lauert der Tod.
In einem Aufsatz zum Thema „Tod und Trauer“ sagt Thomas Macho: „Der Tod ist ein widerspenstiges Thema. Seine wissenschaftliche Theoretisierung und Diskussion wird aus verschiedenen Gründen erschwert“ und nennt u.a. den Umstand, dass ein „wissenschaftlicher Blick auf Sterben und Tod nur aus einer externen Perspektive“ möglich sei. In der vorliegenden Arbeit soll auf weitere Auslegungen zur Todesthematik auf einer kulturwissenschaftlich-komparatistischen Basis eingegangen werden. Diese Darlegungen sollen als tertium comparationis für den nachfolgenden Vergleich dienen. Dabei werden – nach zwei Interpretationen des Todes des Achill in Auftritt 23 – Aspekte von Achilles’ Tod in von Kleists „Penthesilea“ untersucht und analysiert. Dabei sollen Parallelen zu von Kleists eigenen Lebensdaten nicht mit in die Diskussion einbezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Im Tod ist auch der Tote tot.
- Der Tod: Einige kulturtheoretische Überlegungen
- Das brutale Ende in Kleists „Penthesilea“.
- Die Ermordung des Achilles als kannibalischer Akt
- Die Ermordung des Achilles aus Liebe
- Schlussbemerkungen..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der doppelten Todesthematik in Heinrich von Kleists „Penthesilea“ und untersucht die verschiedenen Interpretationen des Todes des Achilles im Kontext der kulturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Tod.
- Die Darstellung des Todes als ein „widerspenstiges Thema“
- Die Bedeutung des Wissens um die eigene Sterblichkeit für die menschliche Kultur
- Die Rolle des Todes in der Gestaltung kultureller Praktiken
- Die Suche nach Unsterblichkeit in der Kultur
- Die Verbindung von Wissen und Tod in der menschlichen Existenz
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die verschiedenen Interpretationen des Todes des Achilles in Kleists „Penthesilea“, wobei die beiden zentralen Aspekte der Ermordung durch Penthesilea und der kannibalischen Handlung im Vordergrund stehen.
Das zweite Kapitel widmet sich der kulturtheoretischen Auseinandersetzung mit dem Tod, analysiert die Schwierigkeiten der wissenschaftlichen Betrachtung des Todes und beleuchtet die Bedeutung des Wissens um die eigene Sterblichkeit für die menschliche Kultur.
Schlüsselwörter
Tod, Sterblichkeit, Kultur, Wissen, Penthesilea, Achilles, Kannibalismus, Kulturtheorie, Todesthematik, Kleist.
- Citation du texte
- BA Philipp Brunner (Auteur), 2010, Der Tod des Achilles. Zur doppelten Todesthematik in Heinrich von Kleists „Penthesilea“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313614
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