In der letzten Zeit gewinnt das Anlagekriterium der Sicherheit bei immer mehr Investoren an Bedeutung. Der Grund dafür liegt sicherlich darin, daß sich viele Anleger aufgrund der Börseneuphorie an immer spekulativere Werte herangewagt haben. Zunächst konnten sie dadurch hohe Renditen erwirtschaften, bis es allerdings zu einem allgemeinen Kursrutsch kam und zahlreiche Anleger hohe Verluste in Kauf nehmen mußten. Inzwischen legen aus diesem Grund gerade viele Privatanleger mehr Wert auf Sicherheit, die bei der Anlage in Bundesanleihen auf jeden Fall gewährleistet ist (vgl. Kapitel 2.2.2 und Kapitel 3.5). Des weiteren sind Bundesanleihen jederzeit liquidierbar und erwirtschaften eine marktgerechte Rendite. Bundeswertpapiere bilden allgemein eine lukrative Anlagealternative, was sich bei einem Vergleich von Bundesschatzbriefen mit deutschen Rentenfonds zeigt5. In dieser Studie in dem Zeitraum von März 1991 bis März 2001 ging man davon aus, daß ein Anleger monatlich DM 100,- in den jeweils aktuellen Bundesschatzbrief Typ B einzahlt und daß bei Fälligkeit das angesparte Geld wieder angelegt wird. Gleichzeitig wurde unterstellt, daß ein Sparer regelmäßig DM 100,- in einen Rentenfonds investiert. Nach zehn Jahren erwirtschafteten die Bundesschatzbriefe einen Ertrag von DM 16400,- , während der Durchschnitt von 69 untersuchten Fonds bei DM 16112,- lag. Bei den Fonds wurden allerdings noch keine Depotgebühren berücksichtigt, die den Ertrag weiter schmälern würden. Das Erkenntnisziel dieser Arbeit soll eine Diskussion von Vor- und Nachteilen der Bundesanleihe unter besonderer Berücksichtigung der angesprochenen Anlegerziele sein. Insbesondere soll dabei die Frage beantwortet werden, inwiefern es sich bei der Bundesanleihe um ein geeignetes Mittel zur Kapitalanlage handelt. 5 Vgl. Öchsner, Thomas, Bundesschätze schlagen deutsche Rentenfonds, in: Süddeutsche Zeitung vom 20.06.01, S. 32
Gliederung
1. Einleitung
1.1 Problemaufriß: Anlegerkonflikt zwischen Sicherheit, Rentabilität und Liquidität 3
1.2 Erkenntnisziel der Arbeit
2. Was sind Bundesanleihen?
2.1 Zum Begriff der Anleihe
2.2 Staatsanleihen
2.2.1 Grundlinien des staatlichen Schuldenmanagements
2.2.2 Sicherheitsaspekt
3. Merkmale der Bundesanleihen
3.1 Verzinsung und Zinszahlung
3.2 Laufzeit und Rückzahlung
3.3 Erwerbsmodalitäten
3.3.1 Tenderverfahren
3.3.2 Verkauf über die Börsen
3.3.3 Kosten bei Erwerb
3.4 Verkauf vor Fälligkeit
3.5 Spezielle Eigenschaften unter dem Sicherheitsaspekt
3.5.1 Mündelsicherheit
3.5.2 Deckungsstockfähigkeit
3.6 Verwahrung und Verwaltung
3.6.1 Definition der Wertrechte
3.6.2 Bundesschuldbuch
3.6.3 Vorteile der Wertrechte
3.7 Steuerliche Aspekte
3.8 Stripping bei Bundesanleihen
4. Sekundärmarkt für Bundeswertpapiere
4.1 Definition des Sekundärmarktes
4.2 Bundesanleihen an der Börse
4.2.1 Umlaufsrendite
4.2.2 Feststellung des amtlichen Kurses
4.2.3 Markt- und Kurspflege
5. Schlußfolgerung: Bundesanleihen als „sichere“ Alternative für private und institutionelle Anleger
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Problemaufriß: Anlegerkonflikt zwischen Sicherheit, Rentabilität und Liquidität
Jeder Anleger verfolgt individuelle Ziele mit seiner Investitionsentscheidung. Bei diesen Zielen handelt es sich am häufigsten um Sicherheit, Rentabilität und Liquidität. Unter Sicherheit versteht man die „Erhaltung des angelegten Ver-mögens“.[1] „Die Rentabilität einer Geld- und Vermögensanlage richtet sich nach ihren Erträgen und nach den Kosten, die sie verursacht“.[2] Liquidität bedeutet, „wie schnell ein Betrag, der in einen bestimmten Wert investiert wurde, wieder in Bankguthaben oder Bargeld umgewandelt werden kann“.[3]
Allerdings kann eine Kapitalanlage nicht alle Ziele auf einmal berücksichtigen, denn diese Kriterien beeinflussen sich gegenseitig. So erwirtschaftet eine be-sonders sichere Anlage meist eine geringere Rendite als eine spekulative Kapi-talanlage. Insofern ist es für jeden Anleger notwendig, Prioritäten zu setzen und für seine Anlagen eine Rangordnung dieser Ziele festzulegen.[4] Diese Rangord-nung ist subjektiv, denn jeder Kapitalanleger ordnet den einzelnen Zielen eine individuelle Bedeutung zu. Der Anleger hat also das Problem, seinen Schwer-punkt bezüglich der Anlagekriterien bei einer Investitionsentscheidung fest-zulegen.
1.2 Erkenntnisziel der Arbeit
In der letzten Zeit gewinnt das Anlagekriterium der Sicherheit bei immer mehr Investoren an Bedeutung. Der Grund dafür liegt sicherlich darin, daß sich viele Anleger aufgrund der Börseneuphorie an immer spekulativere Werte herange-wagt haben. Zunächst konnten sie dadurch hohe Renditen erwirtschaften, bis es allerdings zu einem allgemeinen Kursrutsch kam und zahlreiche Anleger hohe Verluste in Kauf nehmen mußten. Inzwischen legen aus diesem Grund gerade viele Privatanleger mehr Wert auf Sicherheit, die bei der Anlage in Bundes-anleihen auf jeden Fall gewährleistet ist (vgl. Kapitel 2.2.2 und Kapitel 3.5).
Des weiteren sind Bundesanleihen jederzeit liquidierbar und erwirtschaften eine marktgerechte Rendite. Bundeswertpapiere bilden allgemein eine lukrative Anlagealternative, was sich bei einem Vergleich von Bundesschatzbriefen mit deutschen Rentenfonds zeigt[5]. In dieser Studie in dem Zeitraum von März 1991 bis März 2001 ging man davon aus, daß ein Anleger monatlich DM 100,- in den jeweils aktuellen Bundesschatzbrief Typ B einzahlt und daß bei Fälligkeit das angesparte Geld wieder angelegt wird. Gleichzeitig wurde unterstellt, daß ein Sparer regelmäßig DM 100,- in einen Rentenfonds investiert. Nach zehn Jahren erwirtschafteten die Bundesschatzbriefe einen Ertrag von DM 16400,- , wäh-rend der Durchschnitt von 69 untersuchten Fonds bei DM 16112,- lag. Bei den Fonds wurden allerdings noch keine Depotgebühren berücksichtigt, die den Ertrag weiter schmälern würden.
Das Erkenntnisziel dieser Arbeit soll eine Diskussion von Vor- und Nachteilen der Bundesanleihe unter besonderer Berücksichtigung der angesprochenen Anlegerziele sein. Insbesondere soll dabei die Frage beantwortet werden, inwiefern es sich bei der Bundesanleihe um ein geeignetes Mittel zur Kapitalanlage handelt.
2. Was sind Bundesanleihen?
2.1 Zum Begriff der Anleihe
Eine Anleihe bezeichnet man auch als Rentenpapier oder als festverzinsliches Wertpapier. „Durch die Ausgabe (Emission) von festverzinslichen Wertpapie-ren nimmt ein Schuldner (Emittent) fremde Gelder in größerem Umfang und für einen bestimmten festgelegten Zeitraum auf. Dafür verpflichtet er sich zur Zah-lung von Zinsen und zur Rückzahlung des geliehenen Betrages.“[6] Hieraus ist ersichtlich, daß eine Anleihe zwei verschiedene Zwecke erfüllt: Der Aussteller kann sich mit ihrer Hilfe Fremdkapital beschaffen, während sie dem Anleger als verzinsliche Kapitalanlage dient.[7]
Ein festverzinsliches Wertpapier setzt sich aus verschiedenen Grundelementen zusammen: Als Nennwert bezeichnet man den Betrag, den der Aussteller dem Anleger schuldet und den er am Ende der Laufzeit zurückzahlen muß.[8] Als Preis für die Überlassung seines Kapitals erhält der Anleger einen bestimmten Zins, den sogenannten Nominalzins. Seine Höhe hängt unter anderem ab von dem zum Emissionszeitpunkt herrschenden Marktzinsniveau und der Kreditwürdig-keit des Emittenten.[9] Die Effektivverzinsung berücksichtigt hingegen den „An-lageertrag bezogen auf eine Anlagedauer von 1 Jahr und einen Kapitaleinsatz von 100,00 DM“.[10] Man unterscheidet Anleihen mit laufender und ohne laufen-de Zinszahlung, wobei die Zinsen jährlich bzw. am Ende der Laufzeit ausbe-zahlt werden. Des weiteren gibt es Rentenpapiere, die nicht mit einer festen, sondern mit einer variablen Verzinsung ausgestattet sind. Die Laufzeit „wird gerechnet vom Tag der Emission bis zum Fälligkeitstag (Datum der Rückzah-lung)“.[11] Sie beträgt zwischen einem und 30 Jahren. Ein weiteres Element ist die Tilgung bzw. die Art der Rückzahlung. Es lassen sich Gesamtfälligkeit, also Rückzahlung der Anleihe in einer Summe am Ende der Laufzeit, und eine Rückzahlung in jährlich gleichbleibenden Raten differenzieren.[12] Die erste Variante ist die heute gebräuchlichere Form. Außerdem kann man Anleihen nach den verschiedenen Emittenten einteilen in Bankschuldverschreibungen, Industrieobligationen, Pfandbriefe und Anleihen der öffentlichen Hand.
2.2 Staatsanleihen
2.2.1 Grundlinien des staatlichen Schuldenmanagements
Nicht nur Unternehmen, sondern auch Staaten decken einen Teil ihrer Ausgaben durch Kreditaufnahmen, z. B. zur Finanzierung von Haushaltsdefiziten, zur Ver-besserung der Infrastruktur und zur Durchführung öffentlicher Aufgaben. Der Fiskus könnte sich auch durch eine Steuererhöhung Kapital verschaffen, doch „dadurch, daß der Staat in einem gewissen Umfang Anleihen auflegt anstatt Steuern zu erheben, läßt er seine Bürger vermögensmäßig an seinen Investitio-nen teilhaben. Durch den Erwerb der Anleihepapiere kann der Bürger Vermö-gen bilden, während ihm die Steuer Geld entzieht.“[13]
In Artikel 15 des Grundgesetzes ist bestimmt, daß es für die Aufnahme von Krediten zur Finanzierung des Bundeshaushalts einer der Höhe nach bestimm-ten Ermächtigung durch ein Bundesgesetz bedarf, dem jährlich vom Parlament zu verabschiedenden Haushaltsgesetz.[14]
Neben der Bundesrepublik Deutschland (Bund) gibt es andere Emittenten, die ihre Wertpapiere über die Deutsche Bundesbank begeben haben, wie z. B. der Erblastentilgungsfonds, der Fonds „Deutsche Einheit“, der Entschädigungs-fonds und bis 1994 die Treuhandanstalt und die Deutsche Bundespost. Seit 1995 ist allerdings neben dem Bund keines der genannten Sondervermögen als Emit-tent in Erscheinung getreten. Zum Teil decken sie ihren Finanzierungsbedarf über Emissionen des Bundes bzw. wurden wie die Deutsche Bundespost in Aktiengesellschaften umgewandelt.[15]
Eine wichtige Aufgabe des Schuldenmanagements des Bundes ist es, „das im Haushaltsplan vorgesehene Kreditvolumen termingerecht, zu marktgerechten Bedingungen sowie auf möglichst breiter Basis zu beschaffen“[16]. So paßt der Bund seine gewählten Laufzeiten je nach Marktlage, Zinsniveau und Anleger-präferenzen an, wobei die mittel- und langfristige Haushaltsfinanzierung domi-niert. Außerdem erlauben die verschiedenen Bundeswertpapiere eine Beeinflus-sung der Gläubigerstruktur, um eine breite Basis zu ermöglichen, wie z. B. durch Bundesschatzbriefe, die lediglich für private Anleger angeboten werden.[17] Die kostenlose Verwaltung der Bundeswertpapiere durch die Bundesschulden-verwaltung soll einen weiteren Anreiz für die Investition in Bundestitel schaf-fen. Hohe Bedeutung wird der Liquidität von Bundeswertpapieren beigemessen. Diese wird erreicht durch große Emissionsvolumina, Einführung in den Handel an deutschen Wertpapierbörsen sowie eine Kurspflege an den Börsen durch die Bundesbank.[18] So besteht folglich die Möglichkeit für den Anleger, seine er-worbenen Titel jederzeit verkaufen zu können. Wenn ein Bundeswertpapier wie z. B. die Bundesschatzbriefe nicht an der Börse gehandelt werden, kann man sie trotzdem zum Nennwert zuzüglich Zinsen vorzeitig an den Emittenten zurück-geben.
2.2.2 Sicherheitsaspekt
Die Sicherheit einer Anlage in festverzinslichen Wertpapieren kann anhand ver-schiedener Kriterien beurteilt werden. Als erstes läßt sich das Bonitätsrisiko des Emittenten nennen. Darunter versteht man „die Gefahr der Zahlungsunfä-higkeit oder Illiquidität des Schuldners, d. h. eine mögliche, vorübergehende oder endgültige Unfähigkeit zur termingerechten Erfüllung seiner Zins- und / oder Tilgungsverpflichtungen“[19]. Die Bonität der Bundesrepublik Deutschland gilt als erstklassig, denn die Steuerkraft sowie das sonstige Vermögen eines Staates haften für die Erfüllung der Zahlungsverpflichtungen. „Infolge seiner Steuerhoheit kann er auf laufende Einnahmen zurückgreifen, durch die seine Schulden abgesichert sind“.[20]
[...]
[1] Wurm, Gregor / Wolff, Karl / Küpper, Franz J. , Kompaktwissen Bankbetriebslehre, 5. Auflage, Köln 1996, S. 306
[2] Grill, Wolfgang / Perczynski, Hans, Wirtschaftslehre des Kreditwesens, 7. Auflage, Bad Homburg vor der Höhe, 1996, S. 384
[3] Wurm, Gregor / Wolff, Karl / Küpper, Franz J. , a. a. O. , S. 306
[4] Vgl. Grill, Wolfgang / Perczynski, Hans, a. a. O. , S. 385
[5] Vgl. Öchsner, Thomas, Bundesschätze schlagen deutsche Rentenfonds, in: Süddeutsche Zeitung vom 20.06.01, S. 32
[6] Kauper, Ingeborg , Festverzinsliche Wertpapiere, 1. Auflage, Bonn 1992, S. 1
[7] Vgl. Grill, Wolfgang / Perczynski, Hans, a. a. O. , S. 272
[8] Vgl. Kauper, Ingeborg, a. a. O. , S. 4
[9] Vgl. Kauper, Ingeborg, a. a. O. , S. 4 - 5
[10] Wurm, Gregor / Wolff, Karl / Küpper, Franz J. , a. a. O. , S. 244
[11] Kauper, Ingeborg, a. a. O. , S. 8
[12] Vgl. Wurm, Gregor / Wolff, Karl / Küpper, Franz J. , a. a. O. , S. 246
[13] Müncks, Hans H., Die Bundesanleihen. Das Sparen mit festverzinslichen Wertpapieren am Beispiel der Anleihen von Bund, Bahn und Post, 1. Auflage, Frankfurt am Main 1972, S. 10
[14] Vgl. Deutsche Bundesbank (Hrsg.), Der Markt für deutsche Bundeswertpapiere, 3. Auflage, Frankfurt am Main 2000, S. 24
[15] Vgl. Deutsche Bundesbank (Hrsg.), a. a. O. , S. 19 - 23
[16] Deutsche Bundesbank (Hrsg.), a. a. O. , S. 25
[17] Vgl. Deutsche Bundesbank (Hrsg.), a. a. O. , S. 25
[18] Vgl. Deutsche Bundesbank (Hrsg.), a. a. O. , S. 26
[19] Wurm, Gregor / Wolff, Karl / Küpper, Franz J. , a. a. O. , S. 247
[20] Löffler, Antje-Ulrike, Anleihen. Nationale und internationale Anleihensformen als Finanzierungsinstrument und Kapitalanlage, 1. Auflage, Bern 1987, S. 39
- Citar trabajo
- Heike Matalla (Autor), 2001, Vor- und Nachteile der Bundesanleihe unter Berücksichtigung von allgemeinen Anlagezielen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31340
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