Gegenstand der Untersuchung sind literarische Darstellungen des Todes und Sterbens am Beispiel von dreißig ausgewählten mittelhochdeutschen Mären im Stichprobenvergleich mit motivisch verwandten altfranzösischen Fabliaux und Novellen Boccaccios. Im Anschluss an die Einzeluntersuchungen wird ein Gesamtbild des literarischen Umgangs mit diesem Thema, dessen Funktionalisierung und Entwicklung skizziert.
Im ersten Schritt wird konstatierend und kommentierend das zusammengetragen, was sich an Reflexen von Todesdenken und Sterbebrauchtum im Korpus der dreißig ausgewählten Mären findet – auch anhand eines Stichprobenvergleichs mit drei Fabliaux und neun Novellen Boccaccios. Dazu ist noch zu sagen, dass mit diesen dreißig auch schon nahezu alle Mären aufgezählt sind, die für eine solche Untersuchung fruchtbar gemacht werden können (vielleicht ausgenommen einiger weiterer wie z.B. Der Richter und der Teufel).
Diese Mären stellen immerhin einen Anteil von etwa 14% des gesamten Märenkorpus. Zusammenfassend soll dann im zweiten Schritt aus dem Mosaik der Einzelergebnisse ein Gesamtbild des literarischen Umgangs mit diesem Thema skizziert werden, auch wenn dieses notwendigerweise eher einem aus den Befunden zu den jeweiligen drei Märentypen zusammengesetzten Triptychon ähneln muss.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort und Danksagung
- Einleitung
- Bestandsaufnahme / Interpretationen
- Bis der Tod sie zusammenführt: Sentimentale Geschichten von Liebe über den Tod hinaus
- Konrad von Würzburg: Herzmäre
- Die Frauentreue
- Der Schüler von Paris A
- Der Schüler von Paris B
- Der Schüler von Paris C
- Hero und Leander
- Pyramus und Thisbe
- Bis der Tod sie scheidet: exemplarische Geschichten vom ernsten Spaß des ehelichen Zusammenlebens
- Das Schneekind (A/B)
- Der Stricker: Die drei Wünsche
- Der Stricker: Das erzwungene Gelübde
- Der Stricker: Der Gevatterin Rat
- Der Stricker: Der begrabene Ehemann
- Drei listige Frauen (A)
- Heinrich Kaufringer: Drei listige Frauen (B)
- Hans Folz: Drei listige Frauen (C)
- Heinrich Kaufringer: Die Rache des Ehemannes
- Die böse Adelheid
- Des Weingärtners Frau und der Pfaffe
- Bekehrung oder Tod: Von den Wegen zur „Heilung“ widerspenstiger Frauen und der Rettung der Ehe
- Der Stricker: Die eingemauerte Frau
- Der Herr mit den vier Frauen
- Heinrich Kaufringer: Die Suche nach dem glücklichen Ehepaar
- Wernher der Gärtner: Meier Helmbrecht
- Kurioses, Dreistes, Komisches: der Tod als unerhörte Begebenheit
- Der Zwickauer: Des Mönches Not
- Der Freudenleere: Der Wiener Meerfahrt
- Heinrich Kaufringer: Die unschuldige Mörderin
- Niemand: Drei Mönche zu Kolmar
- Rosenplüt: Der fünfmal getötete Pfarrer
- Hans Schneider: Dieb und Henker
- Zwei Wiedergängergeschichten
- Die undankbare Wiedererweckte
- Rittertreue
- Bis der Tod sie zusammenführt: Sentimentale Geschichten von Liebe über den Tod hinaus
- Zusammenfassung / Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Dissertation untersucht die Darstellung des Todes und des Sterbens in der mittelhochdeutschen Märendichtung. Ziel ist es, das literarische Verständnis und den Umgang mit diesem Thema in verschiedenen Märentypen zu analysieren und ein Gesamtbild zu skizzieren. Der Vergleich mit Fabliaux und Boccaccios Novellen dient der Einordnung und Kontextualisierung.
- Darstellung des Todes in verschiedenen Märentypen (sentimentale, exemplarische, schwankhafte Mären)
- Vergleichende Analyse mit Fabliaux und Novellen Boccaccios
- Die Rolle des Todes in Liebesgeschichten (Minnetod)
- Der Tod als Element komischer oder moralischer Erzählungen
- Der Umgang mit dem Thema Tod und Sterben im Kontext des mittelalterlichen Weltbildes
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort und Danksagung: Dieses Vorwort stellt die Dissertation als Gegenstück zu einer früheren Arbeit des Autors über die Heidenbekehrung dar und erläutert die zentrale These, dass im mittelalterlichen Denken nicht die Geburt, sondern die Taufe den Beginn des Lebens markierte. Es wird ein Paradoxon aus "Barlaam und Josaphat" angeführt, das diese Sichtweise illustriert. Das Vorwort bedankt sich bei verschiedenen Personen für ihre Unterstützung.
Einleitung: Die Einleitung definiert Mären als heterogene Gruppe kürzerer Verserzählungen, die sich zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert entwickelten. Sie erläutert Fischers Definition von Mären und deren Unterteilung in drei Gruppen: didaktisch-moralische, derb-komische Schwankmären und höfisch-galante Minnemären. Die Einleitung hebt die Besonderheiten der sentimentalen Mären vom Minnetod hervor, die sich durch ihren Sprachstil und ihre positive Darstellung der Liebe bis zum Tod auszeichnen.
Bestandsaufnahme / Interpretationen: Dieser umfangreiche Kapitel analysiert verschiedene Mären und kategorisiert sie nach ihren Themen und stilistischen Merkmalen. Es werden einzelne Mären genauer betrachtet und ihre unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema Tod herausgearbeitet.
Schlüsselwörter
Mittelhochdeutsche Dichtung, Märe, Tod, Sterben, Minnetod, Fabliaux, Boccaccio, exemplarische Märe, sentimentales Märe, schwankhafte Märe, mittelalterliches Weltbild, literarische Analyse.
Häufig gestellte Fragen zur Dissertation: Darstellung des Todes und des Sterbens in der mittelhochdeutschen Märendichtung
Was ist der Gegenstand dieser Dissertation?
Die Dissertation untersucht die Darstellung des Todes und des Sterbens in der mittelhochdeutschen Märendichtung. Sie analysiert das literarische Verständnis und den Umgang mit diesem Thema in verschiedenen Märentypen und erstellt ein Gesamtbild. Ein Vergleich mit Fabliaux und Boccaccios Novellen dient der Einordnung und Kontextualisierung.
Welche Märentypen werden untersucht?
Die Arbeit betrachtet sentimentale, exemplarische und schwankhafte Mären. Konkret werden zahlreiche Beispiele aus der mittelhochdeutschen Literatur analysiert, darunter Werke von Konrad von Würzburg, dem Stricker, Heinrich Kaufringer und anderen Autoren. Die untersuchten Mären behandeln Themen wie Liebe über den Tod hinaus, eheliches Zusammenleben, Bekehrung oder Tod widerspenstiger Frauen, sowie komische oder moralische Erzählungen mit dem Tod als unerhörte Begebenheit.
Welche Ziele verfolgt die Dissertation?
Die Dissertation zielt darauf ab, das literarische Verständnis des Todes und des Sterbens im Mittelalter zu ergründen. Sie untersucht, wie dieses Thema in verschiedenen literarischen Formen dargestellt wird und welche Rolle der Tod in Liebesgeschichten, komischen oder moralischen Erzählungen spielt. Der Vergleich mit Fabliaux und Novellen Boccaccios ermöglicht eine breitere Einordnung der mittelhochdeutschen Mären.
Wie ist die Dissertation strukturiert?
Die Dissertation beinhaltet ein Vorwort mit Danksagung, eine Einleitung, ein umfangreiches Kapitel mit Bestandsaufnahme und Interpretationen der einzelnen Mären, eine Zusammenfassung und Schlussfolgerungen, sowie eine Liste mit Schlüsselwörtern. Das Kapitel „Bestandsaufnahme / Interpretationen“ ist gegliedert in Unterkapitel, die verschiedene thematische Gruppen von Mären behandeln.
Welche Schlüsselthemen werden behandelt?
Schlüsselthemen sind die Darstellung des Todes in verschiedenen Märentypen, ein Vergleich mit Fabliaux und Novellen Boccaccios, die Rolle des Todes in Liebesgeschichten (Minnetod), der Tod als Element komischer oder moralischer Erzählungen, und der Umgang mit dem Thema Tod und Sterben im Kontext des mittelalterlichen Weltbildes.
Welche konkreten Werke werden analysiert?
Die Dissertation analysiert zahlreiche mittelhochdeutsche Mären, einschließlich Werke von Konrad von Würzburg (Herzmäre), dem Stricker (verschiedene Mären), Heinrich Kaufringer (verschiedene Mären), sowie Mären von anderen Autoren wie Wernher der Gärtner (Meier Helmbrecht), dem Zwickauer, dem Freudenleere, Niemand, Rosenplüt und Hans Schneider. Auch die "Drei listigen Frauen" in verschiedenen Fassungen werden behandelt.
Welche Bedeutung hat der Vergleich mit Fabliaux und Boccaccios Novellen?
Der Vergleich mit Fabliaux und Boccaccios Novellen dient der Kontextualisierung und Einordnung der mittelhochdeutschen Mären. Er hilft, die spezifischen Merkmale der Darstellung des Todes und des Sterbens in der mittelhochdeutschen Literatur herauszuarbeiten und in einen weiteren europäischen Kontext einzuordnen.
Wie wird der Tod in den sentimentalen Mären dargestellt?
Die sentimentalen Mären, die oft den Minnetod thematisieren, zeichnen sich durch einen besonderen Sprachstil und eine positive Darstellung der Liebe bis in den Tod hinein aus. Diese werden im Vergleich zu anderen Genres untersucht.
Wie wird das mittelalterliche Weltbild in die Analyse einbezogen?
Die Dissertation betrachtet die Darstellung des Todes und des Sterbens im Kontext des mittelalterlichen Weltbildes. Das Vorwort verweist beispielsweise auf die Bedeutung der Taufe im mittelalterlichen Denken im Gegensatz zur Geburt.
- Citation du texte
- Radovan Glovna (Auteur), 2011, Der Tod in der mittelhochdeutschen Dichtung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/313207