Politische, ökonomische und damit einhergehend auch soziale Veränderungen in der Bundesrepublik Deutschland in den vergangenen zwei Jahrzehnten stellten auch das Bildungssystem dieses Landes vor neue Herausforderungen, die nach adäquaten Lösungen verlangten.
Vor allem die im Gegensatz zum wachsenden Bedarf der Wirtschaft nach höher qualifizierten Schulabgängern stehenden ernüchternden unterdurchschnittlichen Ergebnissen deutscher Schüler bei nationalen und internationalen Leistungsvergleichsstudien (PISA, TIMMS, IGLU, etc.), die immer häufiger zu beobachtenden auf Bewegungsmangel zurückzuführenden gesundheitlichen Defizite der Heranwachsenden, die oft kritisierte, unzureichende Ausbildung von Lehrern und ihre wohl altersbedingte Fort- und Weiterbildungsmüdigkeit (vgl. DVLfB, 2003) ließen auch für das Fach Sport eine neue Lernplangeneration entstehen, die sich durch eine gestiegene „Orientierung am Output“ (Schumacher, 2011, S. 1) sowie eine pädagogische Akzentuierung der Inhalte des Sportunterrichts charakterisiert. Mit der Implementation dieser neuen kompetenzorientierten Lehrpläne und Richtlinien im Fach Sport ab 1999 sind die Erwartungen an das Fach und somit auch an die Professionalität von Sportlehrern durch die Zuschreibung eines erweiterten beruflichen Anforderungsprofils und Kompetenzbeherrschungsspektrums enorm gestiegen.
Die neuen Kerncurricula und deren gegenwärtige staatliche Vorgaben bedeuten einen erheblichen Mehraufwand für Sportlehrkräfte, weil weder konkrete Hinweise zur inhaltlichen Gestaltung des Unterrichtvorhabens noch unterstützende Unterrichts- und Weiterbildungsmaterialien vorliegen (vgl. ebd.). Einerseits ist der Sportunterricht durch diese erste „Reformwelle“ (ebd., S. 3) mit der pädagogischen Akzentuierung aufgewertet worden. Andererseits hat hierdurch jedoch eine „inhaltliche Verwässerung“ (ebd.) des Schulsports stattgefunden, die die praktische Umsetzung der Lehrpläne erschwert. Zur Verwirklichung des überfachlichen Erziehungs- und Bildungsauftrags soll der Schulsport einen noch stärkeren Beitrag leisten und die fachpädagogische Arbeit und Bildung von Sportlehrern verstärkt an vorgegebenen Standards und Kompetenzbereichen ausrichten (vgl. KMK, 2004). Diese gestiegenen Qualitätsansprüche an die pädagogische Arbeit der Sportlehrer erfordern vielfach neue und damit auch neu zu erwerbende Kompetenzen (vgl. auch Geist, 2011), wodurch sich die Analyse, Diagnostik und Bewertung professioneller [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Merkmale qualitativ hochwertigen Sportunterrichts
- Legitimation und Auftrag des Schulsports
- Anforderungen und Aufgaben an eine Sportlehrkraft
- Sportlehrerprofessionalität
- Ansätze zur Bestimmung von Lehrerprofessionalität
- Definition des Kompetenzbegriffs
- Kompetenzen eines Sportlehrers nach Uwe Pühse (1995)
- Kompetenzmodell nach Michael Bräutigam (2003)
- Fachkompetenz
- Selbstkompetenz
- Sozialkompetenz
- Sachkompetenz
- Systemkompetenz
- Persönliche Eigenschaften
- Ausbildungsphasen der Sportlehrerbildung
- Phasenmodell nach Fuller und Bown (1975)
- Sportlehrerfortbildung
- Organisationsformen
- Funktion und Bedeutsamkeit
- Bochumer Schulsporttag
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht, welche fachlichen Kompetenzen und persönlichen Merkmale Sportlehrer benötigen, um qualitativ hochwertigen Sportunterricht zu realisieren. Des Weiteren analysiert sie den Beitrag von Sportlehrerfortbildungen zur Kompetenzentwicklung und Professionalisierung von Sportlehrkräften und deren Bedeutung für die Gewährleistung qualitativ hochwertigen Sportunterrichts.
- Qualitätsmerkmale von Sportunterricht
- Legitimation und Auftrag des Schulsports
- Anforderungen und Aufgaben an Sportlehrer
- Kompetenzen und Merkmale professioneller Sportlehrer
- Funktion und Bedeutsamkeit von Sportlehrerfortbildungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Das zweite Kapitel beleuchtet die Qualitätsmerkmale von Sportunterricht, die den Erfolg und die Effektivität des Unterrichts beeinflussen. Es werden die Studien von Gebken (2003) und Meyer (2011) sowie weitere Forschungsergebnisse aufgegriffen, die sich auf die Merkmale guten Unterrichts beziehen.
- Im dritten Kapitel wird der Kontext der Qualitätsmerkmale des Sportunterrichts beleuchtet, indem die Legitimation und der Auftrag des Schulsports sowie die Anforderungen aktueller Lehrpläne dargestellt werden.
- Das vierte Kapitel befasst sich mit den Anforderungen an einen Sportlehrer und beschreibt seine Aufgaben im Rahmen der erzieherischen, bildenden und gesellschaftlichen Verantwortung des Schulsports.
- Kapitel fünf befasst sich mit dem Thema Sportlehrerprofessionalität und Kompetenzentwicklung. Zunächst werden drei Ansätze zur Bestimmung von Lehrerprofessionalität - der berufsbiographische, der strukturtheoretische und der kompetenztheoretische Ansatz - vorgestellt und abgegrenzt. Es wird eine Definition des Kompetenzbegriffs erörtert, die dem weiteren Verlauf der Arbeit zugrunde liegt.
- In Kapitel sechs werden persönliche Eigenschaften von Sportlehrern aus Schülersicht untersucht, die für die Lehrkompetenz und den Lernprozess der Schüler eine wichtige Rolle spielen.
- Kapitel sieben analysiert die Funktion und Bedeutsamkeit von Sportlehrerfortbildungen für die Entwicklung von Sportlehrerkompetenzen.
Schlüsselwörter
Die Masterarbeit befasst sich mit den Themen Sportlehrerprofessionalität, Kompetenzentwicklung, qualitativ hochwertiger Sportunterricht, Legitimation des Schulsports, Anforderungen an Sportlehrer, Kompetenzmodell von Michael Bräutigam, Sportlehrerkompetenzen nach Uwe Pühse, und Sportlehrerfortbildung.
- Arbeit zitieren
- Erika Wießner (Autor:in), 2015, Sportlehrerprofessionalität. Merkmale und Kompetenzentwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312511