Warum ist der Begriff der Freundschaft in sozialen Netzwerken, insbesondere bei Facebook, nicht mit dem Begriff der Freundschaft gleichzusetzen, so wie er in soziologischen Texten definiert wird? Mit dieser Frage setzt sich die vorliegende Hausarbeit auseinander.
Zuerst werden einige Definitionen und Beschreibungen des Freundschaftsbegriffes aus der soziologischen Grundlagenliteratur diskutiert. Diese erste Beleuchtung soll einen Überblick darüber geben, ab wann eine Beziehung zwischen zwei Menschen aus soziologischer Sicht als Freundschaft bezeichnet werden kann, oder ob in anderen Fällen lediglich von Bekanntschaften gesprochen werden kann. Es soll differenziert werden, ob es verschiedene Arten von Freundschaften gibt und in welchen Aspekten sie sich gleichen oder unterscheiden.
Anschließend wird im zweiten Themenbereich herausgearbeitet, welche Bedeutung sogenannte Freundschaften in sozialen Netzwerken haben. Besondere Beachtung findet hier das soziale Netzwerk Facebook, in dem es mittlerweile normal ist, dass der Durchschnittsnutzer Personen im dreistelligen Bereich per Mausklick zu seinen Freunden erklärt, ohne außerhalb der virtuellen Welt Kontakt zu ihnen zu pflegen. Der Löwenanteil dieser virtuellen Freunde trägt also lediglich zur Selbstdarstellung der betreffenden Person bei und soll ihre soziale Eingebundenheit in die Gesellschaft bezeugen. Die Bezeichnung „Freundesliste“ ist in sozialen Netzwerken also eine Umschreibung der sich ebenfalls in diesem Netzwerk befindenden Kontakte oder einfach Mitmenschen, aber keinesfalls handelt es sich bei jedem virtuellen auch um einen realen Freund.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass reale Freundschaften nicht existieren können, wenn sie vernachlässigt werden, und dieser Umstand hat zur Fragestellung dieser Arbeit geführt. Der Begriff der Freundschaft muss in bzw. für soziale(n) Netzwerken deutlich anders definiert werden als in den klassischen Texten der Soziologie, da man beispielsweise auf der Internetplattform Facebook nichts weiter zu tun braucht als einer fremden Person eine Freundschaftsanfrage zu schicken und darauf zu warten, dass diese angenommen wird. Passiert dies, so ist der fremde Mensch ab sofort in der Freundesliste des Akteurs zu finden, und ist vielleicht der 231. „Freund“, der lediglich den Zweck erfüllt, das betreffende Profil durch seine sogenannte Freundschaft aufzuwerten.
Inhaltsverzeichnis
- Leitfrage
- Einleitung
- 1. Freundschaft in der soziologischen Theorie
- 1.1 Was bedeutet Freundschaft?/ Definition
- 1.2 Durch welche Aspekte zeichnet sich eine klassische Freundschaft aus?
- 1.3 Welche Arten von Freundschaft gibt es?
- 1.4 Der beste Freund/ Die beste Freundin
- 2. Freundschaften im Internet
- 2.1 Freundschaft in Sozialen Netzwerken
- 2.2 Was bedeutet eine Freundschaft bei Facebook?
- 2.3 Facebook-Freunde als „Ware“
- 2.4 Facebook-Freunde als Teil der Selbstdarstellung
- 3. Warum eine Facebook-Freundschaft keine echte Freundschaft ist
- 4. Fazit
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Diskrepanz zwischen dem soziologischen Verständnis von Freundschaft und der Verwendung des Begriffs in sozialen Netzwerken, insbesondere auf Facebook. Sie analysiert zunächst den klassischen soziologischen Freundschaftsbegriff, um anschließend die Bedeutung von „Freundschaften“ im Kontext von Facebook zu beleuchten und die Unterschiede herauszuarbeiten.
- Definition und Charakteristika von Freundschaft in der soziologischen Theorie
- Das Phänomen von Freundschaften in sozialen Netzwerken
- Der Unterschied zwischen realen und virtuellen Freundschaften
- Die Rolle von Facebook-Freundschaften für die Selbstdarstellung
- Die kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff „Freundschaft“ im Kontext von Facebook
Zusammenfassung der Kapitel
1. Freundschaft in der soziologischen Theorie: Dieses Kapitel liefert verschiedene soziologische Definitionen und Beschreibungen von Freundschaft. Es werden die Aspekte Freiwilligkeit, Dauerhaftigkeit, emotionale Bindung und das Fehlen sexueller oder externer sozialer Kontrolle betont. Die verschiedenen Arten von Freundschaften werden diskutiert, ebenso die Besonderheiten der Beziehung zum „besten Freund“. Es wird herausgearbeitet, dass Freundschaft eine freiwillige, nicht zielgerichtete und auf die Persönlichkeit ausgerichtete Beziehung ist, die sich von Familien- und anderen sozialen Bindungen unterscheidet. Die drei Hauptfunktionen von Freundschaft (Hilfe, sozialer Rückhalt, gemeinsame Interessen) nach Argyle und Henderson (1986) werden erläutert, wobei der Fokus auf der Bedeutung von gemeinsamer Zeit und intensiven sozialen Kontakten liegt.
2. Freundschaften im Internet: Dieses Kapitel fokussiert auf das Verständnis von Freundschaften in sozialen Netzwerken, besonders auf Facebook. Es wird analysiert, wie der Begriff „Freundschaft“ in diesem Kontext verwendet wird und wie die „Freundesliste“ als Werkzeug der Selbstdarstellung und des Ausbaus des sozialen Netzwerks dient. Der zunehmende Gebrauch des Begriffs „Freund“ für flüchtige oder oberflächliche Online-Bekanntschaften wird kritisch beleuchtet. Die Arbeit stellt heraus, dass die bloße Aufnahme in eine Facebook-Freundesliste nicht den Kriterien einer echten, soziologisch definierten Freundschaft entspricht.
3. Warum eine Facebook-Freundschaft keine echte Freundschaft ist: Dieses Kapitel vertieft die kritische Auseinandersetzung mit dem Unterschied zwischen realen und virtuellen Freundschaften. Es wird argumentiert, dass die Leichtigkeit, mit der „Freundschaften“ auf Facebook geschlossen werden, im Gegensatz zum tieferen Engagement und der emotionalen Investition realer Freundschaften steht. Der Aspekt der oberflächlichen Selbstdarstellung mittels einer umfangreichen Freundesliste wird weiter beleuchtet und die Konsequenzen für das Verständnis von Freundschaft im digitalen Zeitalter diskutiert.
Schlüsselwörter
Freundschaft, Soziologie, soziale Netzwerke, Facebook, virtuelle Freundschaft, reale Freundschaft, Selbstdarstellung, soziale Bindung, Online-Kommunikation, soziale Beziehungen.
Häufig gestellte Fragen zu: Soziologische Analyse von Freundschaft im Kontext sozialer Netzwerke
Was ist das Thema dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Unterschiede zwischen dem soziologischen Verständnis von Freundschaft und der Verwendung des Begriffs „Freundschaft“ in sozialen Netzwerken, insbesondere auf Facebook. Sie analysiert den klassischen soziologischen Freundschaftsbegriff und vergleicht ihn mit der Bedeutung von „Freundschaften“ auf Facebook, um die Diskrepanzen herauszuarbeiten.
Welche Aspekte der Freundschaft werden in der soziologischen Theorie behandelt?
Die Arbeit beleuchtet verschiedene soziologische Definitionen und Beschreibungen von Freundschaft. Dabei werden Aspekte wie Freiwilligkeit, Dauerhaftigkeit, emotionale Bindung, das Fehlen sexueller oder externer sozialer Kontrolle und die verschiedenen Arten von Freundschaften diskutiert. Die Bedeutung des „besten Freundes“ wird ebenso betrachtet, sowie die drei Hauptfunktionen von Freundschaft nach Argyle und Henderson (1986): Hilfe, sozialer Rückhalt und gemeinsame Interessen.
Wie wird Freundschaft in sozialen Netzwerken, speziell auf Facebook, dargestellt?
Die Hausarbeit analysiert, wie der Begriff „Freundschaft“ im Kontext von Facebook verwendet wird und wie die „Freundesliste“ als Werkzeug der Selbstdarstellung und des sozialen Netzwerkausbaus dient. Der zunehmende Gebrauch des Begriffs „Freund“ für oberflächliche Online-Bekanntschaften wird kritisch beleuchtet.
Was ist der Kerngedanke der Arbeit bezüglich des Unterschieds zwischen realen und virtuellen Freundschaften?
Die Arbeit argumentiert, dass die Leichtigkeit, mit der „Freundschaften“ auf Facebook geschlossen werden, im Gegensatz zum tieferen Engagement und der emotionalen Investition realer Freundschaften steht. Die oberflächliche Selbstdarstellung mittels einer umfangreichen Freundesliste wird als wichtiger Unterschied herausgestellt.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit bezüglich Facebook-Freundschaften?
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass eine bloße Aufnahme in eine Facebook-Freundesliste nicht den Kriterien einer echten, soziologisch definierten Freundschaft entspricht. Der Unterschied zwischen realer und virtueller Freundschaft wird deutlich herausgearbeitet und die Konsequenzen für das Verständnis von Freundschaft im digitalen Zeitalter diskutiert.
Welche Schlüsselbegriffe werden in der Arbeit verwendet?
Schlüsselbegriffe sind: Freundschaft, Soziologie, soziale Netzwerke, Facebook, virtuelle Freundschaft, reale Freundschaft, Selbstdarstellung, soziale Bindung, Online-Kommunikation und soziale Beziehungen.
Welche Kapitel enthält die Hausarbeit?
Die Hausarbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Leitfrage, Einleitung, 1. Freundschaft in der soziologischen Theorie, 2. Freundschaften im Internet, 3. Warum eine Facebook-Freundschaft keine echte Freundschaft ist, Fazit und Literaturverzeichnis. Kapitel 1 behandelt den soziologischen Freundschaftsbegriff, Kapitel 2 Freundschaften in sozialen Netzwerken, Kapitel 3 vertieft den Vergleich und das Fazit fasst die Ergebnisse zusammen.
Wo finde ich ein detailliertes Inhaltsverzeichnis?
Ein detailliertes Inhaltsverzeichnis mit Unterpunkten zu jedem Kapitel ist im HTML-Dokument enthalten. Es umfasst Unterpunkte zu Definitionen, Arten von Freundschaften, Facebook-spezifischen Aspekten und der kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema.
- Citation du texte
- Jakob Steinberger (Auteur), 2013, Was macht Freunde aus? Der Freundschaftsbegriff bei Facebook und aus soziologischer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/312250