Als Begriff der politischen Theorie bezeichnet der Pluralismus ein zentrales Leitbild moderner Demokratien, in dem die politische Ordnung und deren Legitimität auf der Anerkennung vielfältiger individueller Meinungen, Überzeugungen, Interessen und Ziele beruht. Keine Instanz, weder politisch, religiös, noch eine andere, darf in der Lage sein, anderen ihre Ansichten aufzuzwingen und dadurch die Offenheit pluralistischer Gesellschaften zu gefährden. Das pluralistische Prinzip der Vielfalt gilt daher als Grundlage des politischen und sozialen Zusammenlebens fortschrittlicher Gesellschaften.
Auch Rawls’ Überlegungen nehmen von folgender Beobachtung ihren Ausgang: „Die politische Kultur einer demokratischen Gesellschaft ist stets durch eine Vielfalt gegensätzlicher und einander ausschließender religiöser, philosophischer und moralischer Lehren gekennzeichnet.“ Über diese Beobachtung, dass liberale Gesellschaften historisch betrachtet immer pluralistisch verfasst sind, hinaus, hat er den Eindruck, dass „dieses Faktum zu akzeptieren“, Bürgern „nicht immer leicht“ falle, weswegen „die politische Philosophie […] sich bemühen [müsse], uns mit dieser Gegebenheit zu versöhnen, indem sie zeigt, was daran vernünftig und in politischer Hinsicht womöglich sogar heil- und nutzbringend ist.“
In der vorliegenden Arbeit sollen Rawls’ Faktum des vernünftigen Pluralismus, seine Bedeutung, Quellen und Konsequenzen näher betrachtet werden, wobei die Fragestellung „Wodurch entsteht vernünftiger Pluralismus und welche Konsequenzen hat er für eine Gesellschaft?“ lautet. Zunächst wird an verschiedenen Textteilen seines Werks „Politischer Liberalismus“ das Konzept einer vernünftigen Gesellschaft dargestellt, danach werde ich die Bürden des Urteilens als Quellen vernünftiger Meinungsverschiedenheiten bearbeiten und zum Abschluss des ersten Teils der Arbeit erläutere ich die vernünftigen umfassenden Lehren als Konsequenzen eines vernünftigen Pluralismus. Im zweiten Teil richte ich dann mein Augenmerk auf die Ansichten zwei anderer Autoren über die möglichen Konsequenzen von Rawls’ vernünftigem Pluralismus und erschließe mir dazu eine eigene Meinung.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- John Rawls vernünftiger Pluralismus
- Aus ,,Politischer Liberalismus“
- Die vernünftige Gesellschaft
- Die Bürden des Urteilens
- Vernünftige umfassende Lehren
- Kritik und eigene Position
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Konzept des vernünftigen Pluralismus, wie es von John Rawls in seinem Werk "Politischer Liberalismus" dargestellt wird. Das Ziel ist es, die Bedeutung, Quellen und Konsequenzen dieses Konzepts zu untersuchen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Frage, wie der vernünftige Pluralismus entsteht und welche Auswirkungen er auf eine Gesellschaft hat.
- Die Rolle des vernünftigen Pluralismus in modernen Demokratien
- Das Konzept der "vernünftigen Gesellschaft" bei Rawls
- Die "Bürden des Urteilens" als Quelle vernünftiger Meinungsverschiedenheiten
- Die Bedeutung vernünftiger umfassender Lehren für eine pluralistische Gesellschaft
- Die Folgen des vernünftigen Pluralismus für den Umgang mit unterschiedlichen Weltanschauungen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema des Pluralismus in modernen Demokratien ein und stellt Rawls' Überlegungen zu den Herausforderungen, die aus der Vielfalt von Meinungen und Überzeugungen in liberalen Gesellschaften entstehen, vor.
- John Rawls' vernünftiger Pluralismus:
- Aus ,,Politischer Liberalismus“: Dieser Abschnitt stellt das Konzept einer vernünftigen Gesellschaft, wie es Rawls in "Politischer Liberalismus" definiert, dar. Die Idee der Reziprozität und die Unterscheidung zwischen "Rationalität" und "Vernunft" werden hier erläutert.
- Die Bürden des Urteilens: Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit den Herausforderungen, die aus der Komplexität und Vielschichtigkeit von politischen Fragen entstehen. Es wird erläutert, warum es selbst unter vernünftigen Personen zu Meinungsverschiedenheiten kommen kann.
- Vernünftige umfassende Lehren: Hier werden die Eigenschaften vernünftiger umfassender Lehren definiert und es wird dargelegt, wie diese Lehren zu einer Form von Toleranz in pluralistischen Gesellschaften beitragen können.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen der politischen Philosophie, insbesondere mit dem vernünftigen Pluralismus, der "vernünftigen Gesellschaft", den "Bürden des Urteilens" und den "vernünftigen umfassenden Lehren" von John Rawls. Es werden die Auswirkungen dieser Konzepte auf die Organisation und das Funktionieren moderner Demokratien untersucht, wobei Themen wie Toleranz, Meinungsverschiedenheiten und gesellschaftliche Kooperation im Fokus stehen.
- Quote paper
- Selina Winkler (Author), 2014, John Rawls’ vernünftiger Pluralismus. Kritik und eigene Position, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311862