Das Thema meiner Arbeit ist die Geschichte des neusprachlichen Fremdsprachenunterrichts im 20. Jahrhundert. In meiner Arbeit werde ich mich speziell auf den Englischunterricht konzentrieren. Ich werde nachfolgend einen geschichtlichen Abriss der Entwicklung des neusprachlichen Fremdsprachenunterrichts geben. Ein Aspekt meiner Arbeit beinhaltet die Fragestellung, inwieweit der Unterricht der modernen Fremdsprachen für die Übermittlung der politisch-ideologischen Ansichten in den verschiedenen Staatsformen genutzt wurde. Zuerst werde ich einen kurzen Überblick über die Geschichte des neusprachlichen Fremdsprachenunterrichts in der Weimarer Republik geben. Hier werde ich kurz über den Stellenwert des Englischunterrichts berichten. Daran anschließend werde ich die Entwicklung des neusprachlichen Fremdsprachenunterrichts in der Zeit des Nationalsozialismus beschreiben. Ich werde hier insbesondere die politisch- ideologische Rolle des Englischunterrichts betrachten. Den Schwerpunkt habe ich auf die Entwicklung des Fremdsprachenunterrichts in der ehemaligen SBZ und DDR gelegt, da dies auch Thema meines Referats war. Hier werde ich einen ausführlichen geschichtlichen Überblick geben und anschließend die politisch- ideologische Rolle des Englischunterrichts darlegen. Danach werde ich über die Entwicklung in den ehemaligen westlichen Besatzungszonen und der BRD berichten. Abschließend werde ich den Stellenwert des Englischunterrichts in den einzelnen Perioden miteinander vergleichen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entwicklung des Unterrichs der modernen Fremdsprachen in der Weimarer Republik
3. Entwicklung des Unterrichts der modernen Fremdsprachen während des Nationalsozialismus
4. Entwicklung des Fremdsprachenunterrichts nach 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR
4. 1. Fremdsprachenunterricht im allgemeinbildenden Schulwesen
4. 2. Methodisch-didaktische Aspekte des neusprachlichen Fremdsprachenunterrichts
5. Der Englischunterricht nach 1945 in den westlichen Besatzungszonen und der BRD
5. 1. Englischunterricht am Gymnasium der BRD
6. Der Stellenwert des Englischunterrichts im Vergleich – unter besonderer Betrachtung von BRD und DDR
7. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Das Thema meiner Arbeit ist die Geschichte des neusprachlichen Fremdsprachenunterrichts im 20. Jahrhundert. In meiner Arbeit werde ich mich speziell auf den Englischunterricht konzentrieren. Ich werde nachfolgend einen geschichtlichen Abriss der Entwicklung des neusprachlichen Fremdsprachenunterrichts geben. Ein Aspekt meiner Arbeit beinhaltet die Fragestellung, inwieweit der Unterricht der modernen Fremdsprachen für die Übermittlung der politisch-ideologischen Ansichten in den verschiedenen Staatsformen genutzt wurde. Zuerst werde ich einen kurzen Überblick über die Geschichte des neusprachlichen Fremdsprachenunterrichts in der Weimarer Republik geben. Hier werde ich kurz über den Stellenwert des Englischunterrichts berichten. Daran anschließend werde ich die Entwicklung des neusprachlichen Fremdsprachenunterrichts in der Zeit des Nationalsozialismus beschreiben. Ich werde hier insbesondere die politisch-ideologische Rolle des Englischunterrichts betrachten. Den Schwerpunkt habe ich auf die Entwicklung des Fremdsprachenunterrichts in der ehemaligen SBZ und DDR gelegt, da dies auch Thema meines Referats war. Hier werde ich einen ausführlichen geschichtlichen Überblick geben und anschließend die politisch-ideologische Rolle des Englischunterrichts darlegen. Danach werde ich über die Entwicklung in den ehemaligen westlichen Besatzungszonen und der BRD berichten. Abschließend werde ich den Stellenwert des Englischunterrichts in den einzelnen Perioden miteinander vergleichen.
2. Entwicklung des Unterrichts der modernen Fremdsprachen in der Weimarer Republik
Nach dem Ersten Weltkrieg herrschte eine allgemeine Zerrissenheit in Deutschland. Einerseits gab es einen Widerstand gegen die Sprachen der Kriegsgegner und andererseits herrschte Kritik am früheren Fremdsprachenunterricht, der realienkundlich angelegt war. Es wurde die Forderung nach einem einheitlichen, höheren Schulwesen, nach vereinheitlichterer Sprachenfolge und nach kulturkundlichem Fremdsprachenunterricht laut.
1925 kamen die „Richtlinien für die Lehrpläne der höheren Schulen Preußens“ heraus. Die Ziele der Reform waren die Vereinheitlichung des höheren Schulwesens, Vergleichbarkeit von Abschlüssen und inhaltliche Straffung für Einzelfächer. Ziel des Fremdsprachenunterrichts war die Einführung in die fremde Kultur- und Geisteswelt. Es sollte keine Wissensvermittlung stattfinden, sondern es sollte zur Erziehung zum Deutschtum beigetragen werden. Es wurde nur eine Sprachbeherrschung auf einer relativ einfachen Ebene erstrebt. Die Lektüre stand im Mittelpunkt, da man meinte, dass sie das Wesen des fremden Volkes verdeutliche und zur staatsbürgerlichen Erziehung beitrage. Die Grammatik sollte nicht Übersetzungsregeln geben, sondern das innere Wesen der Sprache durch Vergleiche mit der Muttersprache aufzeigen. Eine korrekte Aussprache wurde durch Sprechübungen und Konversation angestrebt. Der deutschkundliche Gedanke sollte mit reformpädagogischen und unterrichtsmethodisch-innovativen Elementen verknüpft werden. Im Sinne der Einheitlichkeit aller Erziehungsziele wurde die Zusammenarbeit zwischen neueren Fremdsprachen und den Fächern Geschichte und Erdkunde gefordert. Die Richtlinien enthalten genaue Ausführungen zur Sprachenfolge und zum Umfang des Fremdsprachenunterrichts an den verschiedenen höheren Schulen.
Aus den Lehrwerken lässt sich ablesen, inwieweit der erzieherische Anspruch in den Unterricht hineingetragen wurde, letztendlich hing dies aber doch von den jeweiligen Lehrern ab.
Hermann Funk hat neusprachliche Lehrwerke der 1920er Jahre untersucht. Er stellt fest, dass kultur- und deutschkundliche Auswahlkriterien in der Themenwahl dominieren. In den Lehrwerken findet man oft krass-naive und abwegige Darstellungen und Urteile über historische Sachverhalte. Militär und Militärgeschichte haben einen großen Stellenwert. Die Autoren der Lehrwerke sind bemüht, Grundstrukturen des englischen Wesens sichtbar zu machen. Dabei werden Aussagen zum englischen und deutschen Volkscharakter gemacht. Nach Aussage von Funk, konnte durch ein Studium der Unterrichtsmaterialien von ihm nicht zweifelsfrei eingeschätzt werden, ob ein Text antienglisch ist. Was aber festgestellt werden konnte, war, dass der Anspruch der Kulturkundler, ein überparteiliches, unpolitisches und humanistisches Bildungsziel zu vertreten, nicht eingelöst wurde.[1]
Es gab eine Vielfalt der Sprachenfolge im höheren Schulwesen. Englisch war traditionell dem Französischen nachgeordnet. In den 1920er Jahren wurde es jedoch stärker verankert. 1926 boten in Preußen 38% der höheren Schulen für Jungen bzw. Mädchen Englisch als erste Fremdsprache an, 1931 waren es 44,4% der höheren Jungenschulen in Preußen. Der preußische Kultusminister Grimme stellte sich dieser Tendenz und Sprachenvielfalt mit Erlass vom 27.11.1931 entgegen. Ab dem Schuljahr 1932 sollte an allen grundständigen höheren Schulen Preußens Französisch als erste Fremdsprache gelehrt und beim Lehren der zweiten modernen Fremdsprache den Schulen freie Wahl gelassen werden. Die übrigen Länder schlossen sich der Entscheidung an.
3. Entwicklung des Unterrichts der modernen Fremdsprachen während des Nationalsozialismus
Hitlers Vorstellungen über die Leitziele für die nationalsozialistische Erziehung waren die Verpflichtung zur „Blutreinheit“ und „Rassenhygiene“. Die nationalsozialistische Erziehung müsse, schrieb er, „ihre Krönung darin finden, dass sie den Rassensinn und das Rassegefühl instinkt- und verstandesgemäß in Herz und Hirn der ihr anvertrauten Jugend einbrennt.“ Die Darstellung von „wirklich bedeutsamen Männern unseres Volkes [...] als bedeutsame Heroen“ trage zur Erstarkung des Nationalgefühls und des Nationalstolzes bei. Die körperliche Gesundheit hatte Priorität, danach folgte die Charakterbildung und dann die wissenschaftliche Schulung.[2]
Die Konsequenz für die Stellung des Fremdsprachenunterrichts war seine Reduzierung, damit mehr Zeit für Körperertüchtigung und charakterliche Erziehung zur Verfügung stand.
Erlasse zur Sprachenfolge an den höheren Schulen des Reiches vom 20.04.1936 und 12.03.1937 führten Englisch als erste Fremdsprache an allen Schulen, außer an Gymnasien für Jungen, und Latein als zweite Pflichtsprache, außer an Oberschulen für Mädchen (dort wurde Französisch als zweite Fremdsprache eingeführt), ein. Die Begründung für diese Prioritätensetzung war zum einen eine „Rassenverwandtschaft“, die außenpolitische Annahme, dass ein gemeinsames deutsch-englisches Interesse am Kampf gegen Frankreich und gegen den „jüdisch-bolschewistischen Weltfeind“ bestände und dass England eine deutsche Ostexpansion tolerieren würde, aber auch Hitlers Sympathie für das „nordische Brudervolk“.
Am 29.01.1938 wurden die „reichseinheitlichen Richtlinien und Lehrpläne“, die ab dem Schuljahr 1938/1939 in Kraft traten, erlassen. Für den Englischunterricht bedeutete dies keine Reduzierung aus wirtschaftlichen und ideologischen Gründen. England diente als positive Folie durch die „rassische Verwandtschaft“ und als „Lehrbeispiel für die zielstrebige Entwicklung eines großen Volkes.“ Das Ziel war die Stärkung des Nationalbewusstseins durch Sprachen- und Wesensvergleich. Es wurde kein literarischer Pflichtkanon vorgegeben, sondern Kriterien für die Auswahl. Es sollten Werke gelesen werden, von denen behauptet wurde, dass sie den Volkscharakter wiederspiegeln und die Artverwandtschaft oder das Anderssein des englischen Volkes darstellen, Werke, die die „großen geschichtlichen und kulturellen Leistungen in den fremden Führerpersönlichkeiten aufdecken“, oder Werke, die die „gegenwärtige Einstellung des Fremdvolkes zu unserem Volk aufzeigen“.[3] Für den Englischunterricht von Mädchen sollten die Lesestoffe gewählt werden, die deren gesellschaftliche Rolle propagierten. Im Vergleich zu den preußischen Richtlinien von 1925 ist auffällig, dass die Veränderungen der Stoffgebiete sich vor allem auf die Oberstufe konzentrierten. Die Themengebiete haben sich auf außenpolitische Forderungen des NS-Staates ausgeweitet wie Kolonisation, Lebensraum und Beseitigung der Folgen des Weltkrieges.
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs veränderten sich die Ansichten bezüglich der Erziehung. Die Schulerziehung übernahm nun die Funktion der Vermittlung von soldatischen Tugenden wie Gehorsamkeit und Disziplin. Des weiteren wurde der Kriegsverlauf verfolgt. Der Englischunterricht sollte laut den Neuphilologen eine klare Freund-Feind Haltung einnehmen und von der englandfreundlichen Einstellung abrücken.
Im Kriegsverlauf konnten die Lehrpläne auf Grund von Gebäudezerstörungen, Lehrermangel oder Kriegseinsätzen der Klassen zunehmend weniger eingehalten werden. Der fremdsprachliche Unterricht musste zurücktreten, auch damit sich sprachliche Fachkräfte für den Unterricht der deutschkundlichen oder naturwissenschaftlich-mathematischen Fächergruppe zur Verfügung stellen konnten. Dies forderte ein Erlass des Reichserziehungsministeriums im August 1943.[4]
Es gab Einschränkungen und Schwierigkeiten in der Lehrbuch- und Lektürefrage. Erst 1942 wurden neue Lehrbücher veröffentlicht. Die Neuauflagen waren kaum verändert. Es gab aber eine Anzahl von Lektüren, die das Kriegsgeschehen schilderten. Lektüren aus dem Ersten Weltkrieg, die ein abwertendes Englandbild entwarfen, wurden wieder aufgenommen.
[...]
[1] Funk, Hermann S. 89ff
[2] Hitler, A.: Mein Kampf, S. 475 in Lehberger, R.: Englischunterricht im Nationalsozialismus, S. 44
[3] Lehberger, R., S. 91
[4] Lehberger, R., S. 198
- Citation du texte
- Bettina Hanke (Auteur), 2003, Geschichte des Unterrichts der Modernen Fremdsprachen im 20. Jh. unter besonderer Berücksichtigung des Englischunterrichts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31180
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