Eine gängige Metapher für den Film ist das Fenster. Aber auch der Rahmen. Gerade diese beiden Bilder interessieren mich in der Fülle der weiteren –wie dem Spiegel, dem Auge oder dem Ohr –, weil mir im ersten Moment der Unterschied nicht schlüssig ist.
Ein Fenster besitzt einen Rahmen, kann ein Rahmen nicht auch ein Fenster sein? Warum möchte man den Film zu solchen doch auch abstrakten Begriffen zuordnen? Nicht immer oder jedem fiel eine Einordnung so schwer. Wissenschaftler wie Arnheim, Balázs, Eisenstein, Bazin, Grierson, Kracauer oder Vertov ordnen sich oder lassen sich in die Reihe der Fenster-oder-Rahmen-Diskussion einordnen. Auf der Grundlage ihrer Positionen und der Literatur dazu, möchte ich im Folgenden versuchen, auch mein Bild über den Film diesen Metaphern anzunähern.
Zuerst werde ich auf die des Fensters eingehen, weiter dann auf das Bild des Rahmens. Schließlich soll versucht werden, beide zusammenzuführen.
Inhaltsverzeichnis
0) Was ist Film? Und was soll er mit Fenster und Rahmen?
1) Welche Metapher funktioniert besser?
1.1) Ich wähle das Fenster!
1.2) Oder doch den Rahmen?
1.3) Gibt es eigentlich einen Kompromiss?
2) Was soll uns diese Überlegung bringen?
3) Literaturverzeichnis
0) Was ist Film? Und was soll er mit Fenster und Rahmen?
Eine gängige Metapher für den Film ist das Fenster. Aber auch der Rahmen. Gerade diese beiden Bilder interessieren mich in der Fülle der weiteren -wie dem Spiegel, dem Auge oder dem Ohr -, weil mir im ersten Moment der Unterschied nicht schlüssig ist. Ein Fenster besitzt einen Rahmen, kann ein Rahmen nicht auch ein Fenster sein? Warum möchte man den Film zu solchen doch auch abstrakten Begriffen zuordnen? Nicht immer oder jedem fiel eine Einordnung so schwer. Wissenschaftler wie Arnheim, Balázs, Eisenstein, Bazin, Grierson, Kracauer oder Vertov ordnen sich oder lassen sich in die Reihe der Fenster-oder-Rahmen- Diskussion einordnen. Auf der Grundlage ihrer Positionen und der Literatur dazu, möchte ich im Folgenden versuchen, auch mein Bild über den Film diesen Metaphern anzunähern. Zuerst werde ich auf die des Fensters eingehen, weiter dann auf das Bild des Rahmens. Schließlich soll versucht werden, beide zusammenzuführen.
1) Welche Metapher funktioniert besser?
Liest man Literatur zu dem Thema, ob ein Film ein Fenster oder ein Rahmen sei, stößt man relativ schnell auf eine andere Debatte. Es scheint darum zu gehen, ob ein filmisches Werk als Kunst anzusehen ist oder nicht. Die Vertreter des Fensters sprechen sich gegen sie aus. Der Film zeigt hier die Realität, die Wirklichkeit, auf die man schauen kann und soll. Wer für den Rahmen plädiert, der sieht das anders. Film ist hier Kunst, die weiter geht als nur produktionstechnisch zu reproduzieren.
1.1. Ich wähle das Fenster!
Zu den Vertretern der Fenster-Metapher zählen unter anderem Bazin, Grierson und Kracauer. Meine Argumentation wird sich an ihre anschließen.
Diejenigen, die den Film als Fenster sehen, sehen ihn als Fenster zur Welt. Mit ihm können sie die Wirklichkeit zeigen und für sich wirken lassen. Jegliche Art von Schnitt oder Montage fängt an, diesen Effekt zu zerstören. Dann würde man dem Zuschauer vorschreiben, was er zu sehen hat. Mit der Anordnung von Szenen und durch ihre inszenierte Beziehung zueinander, werden Schlüsse schon vorprogrammiert. Dies soll aber unterlassen werden, da sich sonst alles nur den Intentionen des Künstlers unterwirft. Doch sollten nicht die des Rezipienten wichtiger sein? Eigentlich wird doch für ihn der Film gemacht? Die technischen Möglichkeiten und die Ästhetik müssen dem Echten und dem moralischen Sinn, alles zu zeigen, untergeordnet werden. Eben das Alltägliche und die soziale Wirklichkeit oder ein ehrlicher Blick auf verschiedene Milieus und historische Situationen sind jenes, was den Zuschauern interessieren würde. So verschwinden die Künstlichkeit und vielleicht sogar das Medium. Hier stellt sich die Frage nach der Langeweile. Ohne Effekte oder technische Mittel für die Spannungserhöhung, wo bleibt da der Spaß? Die Vertreter der Fenster-Metapher negieren diesen Vorwurf. Der Zuschauer wird eben gerade durch diese Direktheit angesprochen. Er erkennt sich selbst im Alltäglichen, in den Situationen, die oft geschehen. So wird er emotional reagieren und im Film involviert.
Diese Emotionalität kann ebenfalls durch eine Detailgenauigkeit provoziert werden. Jeder noch so kleine Gegenstand wird gezeigt, jede noch so kurzweilige Geste. Sie sind es, die Situationen charakterisieren. Auch eine Tiefenstaffelung oder Tiefenschärfe kann dies hervorrufen. Alles ist zu sehen. Der Zuschauer kann sich im Filmbild verlieren, seinen Fokus selbst setzen. Soviel zur Kameraführung. Doch auch die Figurenführung ist wenig begrenzend. Es werden Typen gezeigt, mit welchen man sich identifizieren kann. Sie tragen trotzdem individuelle Züge, bewegen sich manchmal narrativ funktionslos, um eine Wirklichkeit schaffen zu können. Man nimmt ihnen so das Leben ab. Kamera- und Figurenführung schaffen also ein Fenster, durch welches der Rezipient durchsehen kann. Es wirkt wenig begrenzend. Es meint den Effekt der Wirklichkeit, welche mechanisch reproduziert werden kann.
Besonders in dieser Richtung scheint sich der Dokumentarfilm einordnen zu können. Er möchte zeigen und erklären, was die historische Zeit und die Gesellschaft wirklich ausmacht. Er kann zum Lernen anregen, politisch und historisch aufklären und soll gemeinnützig wirken. Er zeigt auf verständliche Art und ohne jegliche Verfälschung, was ist. So schafft man eine Wirklichkeit, die über die Leinwandgrenze spürbar ist. Gezeigtes Handeln kann zum Denken anregen und Identifikation hervorrufen. Auch wenn man sicherlich hier mit der Wahl der Szenen auch schon eine Vorentscheidung trifft, was man dem Rezipienten zeigt, so ist doch die Gestaltung dieser frei von technischen Raffinessen oder Bestimmungen. Möchte man sich also der Fenster-Metapher anschließen, so vertritt man die Meinung, der Film sei dazu da, das Wirkliche zu zeigen - unverfälscht. Beliebige Augenblicke und etwas, was allen Menschen gemein ist, wecken Emotionen des Zuschauers.
Nutzen kann man dies für solche Situationen, vor denen man im „realen“ Leben die Augen verschließt. Der Film kann sie zeigen, ohne Repressionen zu provozieren.
[...]
- Quote paper
- Anne-Marie Holze (Author), 2012, Der Film als Fenster oder Rahmen. Eine Diskussion der Metaphern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311638
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.