Was war vor dem Anfang?
Wer bin ich?
Sehen alle Menschen die gleichen Farben?
Was ist Zeit?
Bereits im Grundschulalter stellen Schüler aufgrund der Unbefangenheit ihres Denkens derart philosophische und fundamentale Fragen. Sollte man bereits Kindern die Fähigkeit zum Philosophieren zusprechen, oder sind sie intellektuell noch gar nicht in der Lage, über solche Dinge nachzudenken? Der Pädagoge Hans Ludwig Freese bejaht dies und meint, es sei das Staunen der Kinder über die ihnen komplex und zusammenhangslos erscheinende Welt, welche sie dazu anregt, über derartige Dinge nachzudenken.
Wenn Kinder über derartiges Potential verfügen, stellt sich die Frage, ob es nicht möglich oder gar notwendig wäre, das Philosophieren auch in den (Sach-)Unterricht zu integrieren. Inwieweit dies möglich und umsetzbar ist und welche Chancen und Grenzen sich dabei aufzeigen, wird in dieser Hausarbeit herausgearbeitet.
Gliederung
Einleitung
1. Philosophieren mit Grundschulkindern? Eine Utopie oder eine Herausforderung ?
Hauptteil
2.1. Philosophieren als Methode
2.2. Probleme, Grenzen und Kritik an der Kinderphilosophie
2.3. Chancen und Sinn des Philosophierens mit Grundschulkindern im Sachunterricht
2.4. Praktische Umsetzung im Sachunterricht
Schluss
3. Fazit
1. Philosophieren mit Grundschulkindern - eine Utopie oder eine Herausforderung?
Was war vor dem Anfang? Wer bin ich?
Sehen alle Menschen die gleichen Farben? Was ist Zeit?
Bereits Grundschulkinder stellen Schüler aufgrund der Unbefangenheit ihres Denkens derart philosophische und fundamentale Fragen. Sollte man bereits Kindern die Fähigkeit zum Philosophieren zusprechen, oder sind sie intellektuell noch gar nicht in der Lage, über solche Dinge nachzudenken? Der Pädagoge Hans Ludwig Freese bejaht dies und meint, es sei das Staunen der Kinder über die ihnen komplex und zusammenhangslos erscheinende Welt, welche sie dazu anregt, über derartige Dinge nachzudenken (vgl. Freese 1998).
Wenn Kinder über derartiges Potential verfügen, stellt sich die Frage, ob es nicht möglich oder gar notwendig wäre, das Philosophieren auch in den (Sach-)Unterricht zu integrieren. Inwieweit dies möglich und umsetzbar ist und welche Chancen und Grenzen sich dabei aufzeigen, wird in dieser Hausarbeit herausgearbeitet.
Hauptteil
2.1. Philosophieren als Methode
Vorerst soll geklärt sein, wenn vom „Philosophieren“ gesprochen wird immer auf die Methode Bezug genommen und nicht auf das fächerübergreifende Prinzip. Die Methode des Philosophierens mit Kindern beinhaltet in diesem Zusammenhang also „das angeleitete Gespräch zur Klärung, Begründung und Kritik kindlicher Meinungen und deren Voraussetzungen in Bezug auf die klassischen Fragen der Philosophie“(Jablonski 2007, 196-197). Jedoch muss das Gespräch nicht immer angeleitet sein, sondern die Frage kann auch im Sinne der Kindorientierung bei den Schülern selbst auftauchen und aufgegriffen werden. Nach Zoller besteht die Relevanz nämlich darin, nicht die Kinder anzuleiten, sondern sie Kinderfragen situativ aufzugreifen und mit ihnen umzugehen (vgl. Zoller 1995). Relevante Themen hierfür sind beispielsweise „natürliche Phänomene, logische Rätsel, existentielle Erfahungen, moralische Dilemmata, sowie gesellschaftliche Probleme“ (Jablonski 2007, S.197).
Die Reflexion über philosophische Sachverhalte muss sich nicht auf Gespräche und Diskussionen beschränken, sondern kann auch in Form von Gedankenspielen und Phantasiereisen stattfinden. Im Folgenden wird jedoch lediglich die Methode des Gesprächs herangezogen. Hierbei ist zu beachten, dass es keine inhaltlichen Lernziele geben kann, weil es keine eindeutigen oder gar richtigen Antworten zum Beispiel auf Dilemmafragen geben kann. Bei dieser Methode sollte der Prozess und damit der individuelle Erkenntnisgewinn im Vordergrund stehen. (vgl. Rude 2008)
2.2. Probleme, Grenzen und Kritik an der Kinderphilosophie
Es stellt sich nun die Frage, ob Kinder im Grundschulalter gemäß ihres entwicklungspsychologischen Stadiums zu derartigen geistigen Leistungen fähig sind. Würde man nach Piaget argumentieren, kann man den Kindern diese Fähigkeit nicht zusprechen, da das logische Denken und die abstrakte Denkfähigkeit noch nicht weit genug entwickelt ist. Jedoch greift diese Reduktion des Philosophierens auf rein formal logische Denkprozesse nicht weit genug(vgl. Horster 1992). Hingegen anzuführen ist der Entwicklungspsychologe Lawrence Kohlberg, welcher bereits bei Kleinkindern moralisch-ethische Argumentationsmuster erkennen ließ(vgl. Kohlberg 1996).
Zudem kann das rgument angeführt werden, dass man die Kinder nicht wie „kleine Erwachsene“ (Guarda 1994, S.411) behandeln soll und ihren kindlichen Denk- und Argumentationsweisen ein theoretisches und von Erwachsenen erschaffenes Konstrukt eines philosophischen Diskurses überstülpen soll. Dabei könnte nämlich die Gefahr entstehen, dass das Staunenkönnen und die Unbefangenheit des Kindes unter einem einseitig rationalen Vorgehen leiden könne (Vgl. Horster 1992).
Dies geschieht aber in der Praxis eher nicht, da es sich um eine kindgemäße Form des Philosophierens handelt. Die Themen sollten nämlich vom Fragen und Staunen der Kinder ausgehen.
2.3. Chancen und Ziele des Philosophierens mit Grundschulkindern im Sachunterricht
Trotz der genannten Einwände sind philosophische Gespräche im Unterricht durchaus möglich und ergiebig. Im Allgemeinen schafft ein philosophisches Gespräch eine entspannte Klassenatmosphäre. Denn bei dieser Methode gibt es keine Unterscheidung zwischen leistungsschwachen und leistungsstarken Schülern, da die Kategorien „richtig“ und „falsch“ nicht gelten und da kein bestimmtes Wissen vorausgesetzt ist. Die Lehrkraft muss ihr Rollenverständnis ändern, denn nun steht sie auf Augenhöhe mit den Kindern, da sie keine letztgültigen Antworten auf die Fragen geben kann und nicht wie im konventionellen Unterrichtsgeschehen eine Antwort oder Lösung darbieten kann. Sie soll lediglich den kindlichen Selbstbildungs- und Erkenntnisprozess unterstützen. Daher ist eine Öffnung des Unterrichts notwendig, denn die Schüler benötigen gedankliche Freiräume. Durch ein förderliches Unterrichtsklima kann man im Unterricht eine „Kultur der Nachdenklichkeit“(Popp 1989, S. 32). Die Schüler denken nun über die alltäglichen Dinge der Welt nach. Sie nehmen sie jedoch nicht mehr als gegeben hin, sondern hinterfragen diese und man erarbeitet somit eine Kritikfähigkeit.
Durch diese Kritikfähigkeit wird man auch befähigt, selbstständig über gesellschaftliche Verhältnisse und Normen zu reflektieren. Horster betont hierbei das enorme Gefälle zwischen den technischen Errungenschaften und Fähigkeiten und den eher gering ausgeprägten Argumentationsschemata über eine moralische Verantwortung und Rechtfertigung dieser(vgl. Horster 1992).
[...]
- Arbeit zitieren
- Laura Smith (Autor:in), 2015, Philosophieren im Sachunterricht. Eine Methode mit Chancen und Grenzen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311601
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.