Hinter dem Neuen Steuerungsmodell (NSM) verbirgt sich kurz gefasst der Impuls, konzernähnliche Strukturen auf die öffentliche Verwaltung und in deren Folge auch auf den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe zu übertragen, um damit Kosteneinsparungen zu realisieren und den Schuldenanstieg der öffentlichen Haushalte zu begrenzen. (vgl. Holtkamp 2012, S.205-206 und S.208) Die Grundannahme im NSM ist, dass die Strukturen und Methoden profitorientierter Unternehmen als Modell für die öffentliche Verwaltung und den Non - Profit - Sektor geeignet seien (vgl. Dahme 2012, S.77-78) und dass sie dort eine wettbewerbsähnliche, leistungsfördernde Wirkung entfalten. (vgl. Nolte, Wöhner 2012, S.30) Es wird dabei unterstellt, dass der Wettbewerb als Strukturmaxime des Marktes in der Lage sei, Effektivität und Effizienz in öffentlichen Verwaltungen und in der Folge auch in der Kinder- und Jugendhilfe zu erhöhen und Innovationen und Qualität zu fördern. (vgl. Flösser, Vollhase 2006, S.82)
Dieses Postulat wird in der Masterthesis einer kritischen Überprüfung unterzogen. Es wird gezeigt, wie es hierbei zu Übertragungsfehlern mit weitreichenden Folgen gekommen ist. Der Leistungsprozess in der Herstellung konsumierbarer Produkte ist grundsätzlich nicht übertragbar auf den Leistungsprozess in der sozialen Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Methodik
- Das Neue Steuerungsmodell (NSM): Ausgangspunkt und Hauptanliegen
- Historie des NSM und seine Verbindungen zum New Public Management
- Das Bürokratiemodell nach Max Weber
- Die KGSt und die Übertragung der NSM Reformen auf die Jugendhilfe
- Das Neue Steuerungsmodell
- Ziele und Methoden des NSM
- Begriffserläuterungen
- Outputsteuerung
- Verwaltungsleistung als Produkt
- Dezentrale Fach- und Ressourcenverantwortung
- Das Kontraktmanagement
- Neuordnung zwischen Politik und Verwaltung
- Kontraktmanagement und Management by Objectives
- Controlling und Berichtswesen
- Auswirkungen des NSM auf die Jugendhilfe
- Finanzierungsgrundlagen für Leistungen der Jugendhilfe
- Jugendhilfeleistungen als meritorische Güter
- Das jugendhilferechtliche Finanzierungsdreieck
- Machtverlagerung zugunsten der öffentlichen Träger der Jugendhilfe
- Rückzug des öffentlichen Trägers aus der Anbieterrolle
- Eindämmung des Einflusses der freien Träger
- Das Kontraktmanagement und die Finanzierung der Jugendhilfe
- Das Kontraktmanagement und die Bedeutung der Leistungsvereinbarung
- Vom Selbstkostendeckungsprinzip zum prospektiven Kostensatz
- Das NSM und die Einführung der Sozialraumbudgets
- Outputorientierung und seine Übertragung auf die Jugendhilfe
- Outputorientierung und die SMART - Methodik im Hilfeplan
- Outputorientierung: Der Einsatz von Bonus- und Malussystemen
- Finanzierungsgrundlagen für Leistungen der Jugendhilfe
- Kritik an konzeptionellen Grundannahmen des NSM
- Steuerungsschwäche zwischen Politik und Verwaltung
- Konflikt zwischen Effizienzparadigma und Rechtsstaatsparadigma
- Kollision von sozialpädagogischer Fachlichkeit und Effizienzparadigma
- Bewertung des NSM und Diskussion der Ergebnisse
- Auswirkungen des NSM auf die Verschuldung der öffentlichen Haushalte
- Auswirkungen des NSM auf die Aufwendungen für die Jugendhilfe
- Die Transaktionskosten des NSM
- Bewertung des NSM in weiteren Anwendungsfeldern
- Ausblick: Aufbruch in eine neoweberianische Verwaltung
- Die Idee des neoweberianischen Staats
- Merkmale neoweberianischer Bürokratien
- Transkription der neoweberianischen Staatsidee in konkrete Konzepte
- Kooperative Demokratie als Technik des neoweberianischen Staats
- Die Bürgerkommune
- Der Bürgerhaushalt
- Neoweberianische Bürokratie: Übertragungsentwürfe auf die Jugendhilfe
- Bürgerkommune und -haushalt als Techniken einer Sozialraumfinanzierung
- Entwicklung der AG's §78 SGB VIII zu Gremien kooperativer Demokratie
- Neuordnung der Finanzierung der Jugendhilfe
- Katamnestische Erhebungen als Mittel zur Effektivitätsmessung
- Verstärkte Prozessorientierung als Effizienznachweis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Neue Steuerungsmodell (NSM) und seine Auswirkungen auf die Jugendhilfe. Ziel ist es, die konzeptionellen Grundannahmen des NSM zu beleuchten, seine Effektivität zu bewerten und alternative Steuerungskonzepte zu diskutieren.
- Einführung und Funktionsweise des Neuen Steuerungsmodells (NSM)
- Auswirkungen des NSM auf die Finanzierung und Organisation der Jugendhilfe
- Kritikpunkte und Limitationen des NSM
- Alternative Steuerungskonzepte im Kontext der neoweberianischen Verwaltung
- Bewertung der Effektivität und Effizienz des NSM
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung und Methodik: Diese Einleitung beschreibt den methodischen Ansatz der Arbeit und gibt einen Überblick über die Forschungsfrage und die Struktur der Untersuchung. Es wird die Relevanz des Themas im Kontext der Jugendhilfe herausgestellt und die Vorgehensweise bei der Analyse des Neuen Steuerungsmodells (NSM) erläutert. Die methodischen Schritte, die zur Beantwortung der Forschungsfrage führen, werden detailliert beschrieben und begründet.
Das Neue Steuerungsmodell (NSM): Ausgangspunkt und Hauptanliegen: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehungsgeschichte des NSM, seine Verbindung zum New Public Management (NPM) und das klassische Bürokratiemodell nach Max Weber. Es wird der historische Kontext der NSM-Einführung erläutert und die zentralen Unterschiede zwischen dem traditionellen Bürokratieverständnis und dem modernen, outputorientierten Ansatz des NSM herausgearbeitet. Die Übertragung der NSM-Reformen auf die Jugendhilfe durch die KGSt wird detailliert analysiert, um die spezifischen Herausforderungen und Anpassungen zu verstehen.
Das Neue Steuerungsmodell: Hier werden die Ziele und Methoden des NSM im Detail vorgestellt. Es werden zentrale Begriffe erläutert, die Outputsteuerung, die dezentrale Verantwortlichkeit und das Kontraktmanagement werden umfassend beschrieben. Besonderes Augenmerk liegt auf der Neuordnung der Beziehungen zwischen Politik und Verwaltung im Kontext des NSM, inklusive der Rolle des Controllings und des Berichtswesens. Die Kapitelteile ergänzen sich, um ein umfassendes Bild der Funktionsweise des NSM zu vermitteln.
Auswirkungen des NSM auf die Jugendhilfe: Dieses Kapitel untersucht die konkreten Auswirkungen des NSM auf die Jugendhilfe. Es analysiert die Veränderungen in der Finanzierung, die Machtverschiebungen zwischen öffentlichen und freien Trägern und die Rolle des Kontraktmanagements bei der Leistungsvereinbarung. Die Einführung von Sozialraumbudgets und die Umsetzung der Outputorientierung in der Praxis (z.B. SMART-Methodik) werden kritisch beleuchtet, wobei die jeweiligen Herausforderungen und Chancen für die Jugendhilfe detailliert beschrieben werden.
Kritik an konzeptionellen Grundannahmen des NSM: Dieses Kapitel widmet sich einer kritischen Auseinandersetzung mit den konzeptionellen Grundannahmen des NSM. Es analysiert Steuerungsschwächen zwischen Politik und Verwaltung, den Konflikt zwischen Effizienz- und Rechtsstaatsparadigma sowie die Kollision zwischen sozialpädagogischer Fachlichkeit und dem Effizienzanspruch des NSM. Die kritischen Punkte werden anhand von Beispielen und Fallstudien veranschaulicht, um die komplexen Herausforderungen des Modells aufzuzeigen.
Ausblick: Aufbruch in eine neoweberianische Verwaltung: Das Kapitel entwirft einen Ausblick auf alternative Verwaltungskonzepte. Es beschreibt die Idee des neoweberianischen Staats und seine Merkmale, und diskutiert die Übertragung dieser Idee auf die Jugendhilfe, insbesondere im Kontext von Bürgerkommune und -haushalt. Die Möglichkeit einer verstärkten Kooperation und Partizipation der Bürger wird als zukunftsweisender Ansatz vorgestellt.
Schlüsselwörter
Neues Steuerungsmodell (NSM), New Public Management (NPM), Jugendhilfe, Outputsteuerung, Kontraktmanagement, Dezentralisierung, Effizienz, Effektivität, Sozialraumbudget, neoweberianischer Staat, kooperative Demokratie, Bürgerbeteiligung, Finanzierung, Machtstrukturen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Neuen Steuerungsmodell (NSM) in der Jugendhilfe
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Neue Steuerungsmodell (NSM) und seine Auswirkungen auf die Jugendhilfe. Sie beleuchtet die konzeptionellen Grundannahmen des NSM, bewertet dessen Effektivität und diskutiert alternative Steuerungskonzepte.
Was sind die Ziele der Arbeit?
Die Arbeit hat zum Ziel, das NSM umfassend zu verstehen, seine Auswirkungen auf die Finanzierung und Organisation der Jugendhilfe zu untersuchen, Kritikpunkte und Limitationen aufzuzeigen und alternative Steuerungskonzepte im Kontext der neoweberianischen Verwaltung zu diskutieren. Die Effektivität und Effizienz des NSM werden kritisch bewertet.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt die Einführung und Funktionsweise des NSM, dessen Auswirkungen auf die Finanzierung und Organisation der Jugendhilfe, Kritikpunkte und Limitationen des NSM, alternative Steuerungskonzepte im Kontext der neoweberianischen Verwaltung sowie eine Bewertung der Effektivität und Effizienz des NSM. Spezifische Aspekte umfassen die Outputsteuerung, das Kontraktmanagement, Dezentralisierung, Sozialraumbudgets, neoweberianischer Staat, kooperative Demokratie und Bürgerbeteiligung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Einleitung und Methodik, dem NSM: Ausgangspunkt und Hauptanliegen, dem NSM im Detail, den Auswirkungen des NSM auf die Jugendhilfe, Kritik am NSM, und einem Ausblick auf eine neoweberianische Verwaltung. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Analyse der jeweiligen Aspekte.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit beschreibt detailliert den methodischen Ansatz, der zur Beantwortung der Forschungsfrage verwendet wurde. Die methodischen Schritte werden begründet und erläutert. Die Analyse des NSM stützt sich auf eine umfassende Literaturrecherche und möglicherweise Fallstudien (nicht explizit im Text erwähnt, aber impliziert).
Welche Kritikpunkte am NSM werden angesprochen?
Die Arbeit kritisiert Steuerungsschwächen zwischen Politik und Verwaltung, den Konflikt zwischen Effizienz- und Rechtsstaatsparadigma sowie die Kollision zwischen sozialpädagogischer Fachlichkeit und dem Effizienzanspruch des NSM. Konkrete Beispiele und Fallstudien veranschaulichen diese Herausforderungen.
Welche alternativen Steuerungskonzepte werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert alternative Steuerungskonzepte im Kontext der neoweberianischen Verwaltung, insbesondere die Idee des neoweberianischen Staats, kooperative Demokratie, Bürgerbeteiligung (Bürgerkommune, Bürgerhaushalt) und deren Übertragbarkeit auf die Jugendhilfe.
Wie werden die Effektivität und Effizienz des NSM bewertet?
Die Bewertung der Effektivität und Effizienz des NSM bezieht Aspekte wie die Auswirkungen auf die Verschuldung der öffentlichen Haushalte, die Aufwendungen für die Jugendhilfe und die Transaktionskosten des NSM mit ein. Weitere Anwendungsfelder des NSM werden ebenfalls bewertet.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Neues Steuerungsmodell (NSM), New Public Management (NPM), Jugendhilfe, Outputsteuerung, Kontraktmanagement, Dezentralisierung, Effizienz, Effektivität, Sozialraumbudget, neoweberianischer Staat, kooperative Demokratie, Bürgerbeteiligung, Finanzierung und Machtstrukturen.
Wo finde ich weitere Informationen?
Weitere Informationen können durch eine detaillierte Lektüre der vollständigen Arbeit gewonnen werden. (Hinweis: Die FAQ basieren auf dem bereitgestellten HTML-Inhalt, der einen Überblick über die Arbeit bietet, nicht auf der vollständigen Arbeit selbst).
- Quote paper
- Stefan Böhmer (Author), 2014, Das Modell der Neuen Steuerung und seine Auswirkungen auf den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/311314