Eine Orientierung an Werten scheint in der heutigen Zeit, besonders im beruflichen Kontext, immer bedeutsamer zu werden. Durch eine komplexere (Arbeits-)Welt wird der Ruf nach Orientierung und "Entschleunigung" lauter. Dass eine werteorientierte Haltung für das berufliche Handeln von großer Bedeutung ist, vor allem im Hinblick auf die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt, soll mit der vorliegenden Arbeit aufgezeigt werden. Besonders dem Wert Achtsamkeit wird dabei eine bedeutende Rolle zuteil.
Gegenstand der Betrachtung sind die Kursteilnehmer des TEAM BENEDIKT, einem Führungsseminar-Anbieter mit Sitz in Würzburg. Die besondere Kursstruktur mit den meditativen Einheiten sowie die Werteorientierung stehen im Fokus der Untersuchung. Es soll der Frage nachgegangen werden, welche Rolle Werteorientierung für das berufliche Handeln spielt, inwieweit die Kunden des TEAM BENEDIKT eine achtsamere Haltung durch die Kursteilnahme entwickeln und ob ein Transfer der werteorientierten, achtsamen Haltung, in den Berufs- und Privatalltag der Teilnehmer stattfindet.
An orientation on values seems to be increasingly important these days, especially in the working environment. The call for orientation and deceleration is getting louder while (working-)complexity increases. This dissertation will demonstrate the fact that a value-oriented mindset is of great importance for ones professional action, particularly in terms of the challenges in modern working world. The value of mindfulness is thereby given an important role.
Object of observation are the course participants of TEAM BENEDIKT, a provider of management seminars, situated in Würzburg. The orientation on values and the special direction of the courses are focused in this investigation. Which role the orientation on values play in professional activity will be examined. To which extent customers of TEAM BENEDIKT develop a mindfulness mindset by participating in these courses and whether it is possible for the participants to transfer a value-oriented, mindfulness attitude to their professional and private life will also be analyzed.
Inhaltsverzeichnis
Kurzfassung
Abstract
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Vorwort
1. Themeneinführung und Arbeitsübersicht
1.1 Problemstellung
1.2 Gang der Untersuchung
2. Das TEAM BENEDIKT
2.1 Gründung und Zielsetzung
2.2 Werteorientierung
2.3 Die besondere Kursstruktur
3. Werteorientierung im beruflichen Handeln
3.1 Grundannahmen zum Thema Werte
3.1.1 Begriffsbestimmungen
3.1.2 Werte und Werteorientierung im Unternehmen
3.2 Umsetzung von Werten im beruflichen Handeln
4. Konkretisierung am Beispiel des Wertes Achtsamkeit
4.1 Historische Entwicklung und Definition
4.2 Wirkung von Achtsamkeit
4.2.1 Buddhistische/Spirituelle Betrachtungsweise
4.2.2 Medizinische/Psychologische Betrachtungsweise
4.2.3 Personale/Interpersonale Betrachtungsweise
4.3 Eine achtsame Haltung entwickeln - in den Kursen des TEAM BENEDIKT
5. Fragestellung und Methode
5.1 Ableitung der Hypothesen
5.2 Methode
5.2.1 Forschungsdesign, Rücklaufquote und Stichprobe
5.2.2 Erhebungsinstrument
5.2.3 Durchführung und Auswertung
6. Ergebnisse
6.1 Ergebnisse hinsichtlich Werteorientierung
6.2 Ergebnisse hinsichtlich der Entwicklung von Achtsamkeit
6.3 Ergebnisse hinsichtlich der Auswirkungen von Achtsamkeit auf das berufliche Handeln
6.4 Ergebnisse hinsichtlich des Transfers von Achtsamkeit in das berufliche Handeln
6.5 Ergebnisse hinsichtlich der Auswirkungen von Achtsamkeit auf das Privatleben
6.6 Zusammenfassung der Ergebnisse
7. Diskussion
7.1 Diskussion hinsichtlich der Ergebnisse zu Werteorientierung
7.2 Diskussion hinsichtlich der Ergebnisse zur Entwicklung von Achtsamkeit
7.3 Diskussion hinsichtlich der Ergebnisse zur Auswirkungen von Achtsamkeit auf das berufliche Handeln
7.4 Diskussion hinsichtlich der Ergebnisse zum Transfer von Achtsamkeit in das berufliche Handeln .
7.5 Diskussion hinsichtlich der Ergebnisse zur Auswirkung von Achtsamkeit auf das Privatleben
8. Fazit und Ausblick
Anhang
Literaturverzeichnis
Kurzfassung
Eine Orientierung an Werten scheint in der heutigen Zeit, besonders im beruflichen Kon- text, immer bedeutsamer zu werden. Durch eine komplexere (Arbeits-)Welt wird der Ruf nach Orientierung und "Entschleunigung" lauter. Dass eine werteorientierte Haltung für das berufliche Handeln von großer Bedeutung ist, vor allem im Hinblick auf die Heraus- forderungen der modernen Arbeitswelt, soll mit der vorliegenden Arbeit aufgezeigt wer- den. Besonders dem Wert Achtsamkeit wird dabei eine bedeutende Rolle zuteil.
Gegenstand der Betrachtung sind die Kursteilnehmer des TEAM BENEDIKT, einem Füh- rungsseminar-Anbieter mit Sitz in Würzburg. Die besondere Kursstruktur mit den medi- tativen Einheiten sowie die Werteorientierung stehen im Fokus der Untersuchung. Es soll der Frage nachgegangen werden, welche Rolle Werteorientierung für das berufliche Handeln spielt, inwieweit die Kunden des TEAM BENEDIKT eine achtsamere Haltung durch die Kursteilnahme entwickeln und ob ein Transfer der werteorientierten, achtsa- men Haltung, in den Berufs- und Privatalltag der Teilnehmer stattfindet.
Schlagw ö rter: Werteorientierung, Achtsamkeit, Meditation, berufliches Handeln, Führungsseminare, TEAM BENEDIKT
Abstract
An orientation on values seems to be increasingly important these days, especially in the working environment. The call for orientation and deceleration is getting louder while (working-)complexity increases. This dissertation will demonstrate the fact that a value- oriented mindset is of great importance for ones professional action, particularly in terms of the challenges in modern working world. The value of mindfulness is thereby given an important role.
Object of observation are the course participants of TEAM BENEDIKT, a provider of management seminars, situated in Würzburg. The orientation on values and the special direction of the courses are focused in this investigation. Which role the orientation on values play in professional activity will be examined. To which extent customers of TEAM BENEDIKT develop a mindfulness mindset by participating in these courses and whether it is possible for the participants to transfer a value-oriented, mindfulness attitude to their professional and private life will also be analyzed.
Keywords: Orientation on values, mindfulness, meditation, professional action, management seminar, TEAM BENEDIKT
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Beispielfrage zur Meditationserfahrung der Kursteilnehmer
Abbildung 2: Bildung von Unterstichproben anhand des Items "Anzahl der Kursbesuche"
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Dimensionen und Items des Konstrukts "Werteorientierung"
Tabelle 2: Kategorien und Beispiel-Items für das Konstrukt "Auswirkungen auf das berufliche Handeln"
Tabelle 3: Kategorien und Beispiel-Items für das Konstrukt "Auswirkungen auf den privaten Alltag"
Tabelle 4: Gruppenbildungen zur Überprüfung der Hypothesen
Tabelle 5: Cluster-Bildung der offenen Frage zur veränderten Einstellung zu Werte
Tabelle 6: Zusammenfassung der Ergebnisse
Tabelle 7: Vergleich der Items der Kategorie "Kommunikation und Interaktion" zwischen beruflichem Handeln und Privatleben
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Vorwort
Diese Arbeit zu verfassen hatte viel mit einer Achtsamkeitsübung gemein - im gegenwärtigen Augenblick sein, gelassen und ruhig bleiben, Gefühle beobachten und ohne Wertung annehmen, dankbar sein für das was ist. Ich habe diese Übung an manchen Tagen besser und an manchen Tagen schlechter gemacht.
Mein größter Dank gilt Eva Müller und Monika Kilb vom TEAM BENEDIKT, die es mir ermöglicht haben, diese Arbeit zu schreiben. Vielen herzlichen Dank für die Offenheit und das Vertrauen. Ich habe innerhalb der Kurse, aber auch während der letzten Monate wertvolle Erfahrungen gesammelt, die ich nicht mehr missen möchte.
Des Weiteren möchte ich mich bei allen TEAM BENEDIKT Kursteilnehmern bedanken, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben und an meinem Fragebogen teilgenommen ha- ben. Ohne die vielen zahlreichen Rückmeldungen hätte ich diese Arbeit nicht schreiben können.
Ein weiterer herzlicher Dank gilt meinem Professor und Betreuer dieser Arbeit Prof. Dr. Alfred Quenzler. Danke für Ihre Offenheit gegenüber meinem Thema sowie die fachliche Beratung und Unterstützung zu jeder Zeit!
Danke an meinen lieben Chef Dr. Oliver Haas, ohne den ich nie die Möglichkeit gehabt hätte, dieses Studium zu absolvieren. Berufsbegleitend zu studieren ist das eine, eine Masterthesis in Vollzeit zu schreiben das andere. Umso glücklicher und dankbarer bin ich, dass ich die letzten Monate in Teilzeit arbeiten konnte, um mich verstärkt dieser spannenden Herausforderung zu widmen. Deshalb möchte ich mich auch bei meinen Kollegen Armin Lipp, Lea Daling und Céline Növig bedanken, die mir unglaublich den Rücken gestärkt haben und mir mit Rat und Tat zur Seite standen.
Meinem Freund und meiner Familie möchte ich für die Unterstützung während der letz- ten Monate danken. Meine Zeit für euch hielt sich sehr in Grenzen, die schlechte Laune war manchmal grenzenlos. Danke für euer Verständnis und die aufmunternden Worte!
München, August 2015
Lisa Ganster
1. Themeneinführung und Arbeitsübersicht
1.1 Problemstellung
"Ich lebe hier und jetzt. Ich bin das Er- gebnis von allem, was geschehen ist oder geschehen wird, aber ich lebe hier und jetzt." (Paulo Coelho)
Vor ein paar Jahren war es noch undenkbar, Konzepte der Achtsamkeit oder der Medita- tion mit den Begriffen "Business" oder "Management" in Verbindung zu bringen. Diese Themen waren nur Inhalt spiritueller Ratgeber oder buddhistischer Lehren und hatten nichts in der Welt der Zahlen, Fakten und des rationalen Denkens verloren.1 Betrachtet man die aktuelle Literatur und die Anzahl wissenschaftlicher Studien auf diesem Gebiet wird schnell klar, dass die scharfe Trennung von Wirtschaft und Spiritualität weichere Konturen annimmt.
Seit der Weltkonzern Google im Jahr 2007 das achtsamkeitsbasierte Konzept "Search Inside Yourself"2 für seine Mitarbeiter ins Leben gerufen hat, ist die öffentliche Aufmerk- samkeit für diese Themen noch weiter gestiegen. Der Begründer des 8-wöchigen Pro- gramms " zum Erwerb emotionaler Intelligenz durch Achtsamkeit" 3 heißt Chade-Meng Tan, ein ehemaliger Google-Ingenieur, der mittlerweile in die Personalabteilung des Konzerns gewechselt ist . 4 Auch er stellt in dem Vorwort seines gleichnamigen Buches die bis dato ungewöhnliche Konstellation der zusammenarbeitenden Parteien dar: "Die ganze Sache klingt fast wie der Auftakt zu einem guten Witz: » Ein Zen-Meister und ein Firmenchef gingen in einen Raum …« " 5.
Dass Konzepte der Achtsamkeit immer mehr Anklang im Business finden, liegt an den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt und die sich dadurch ändernden Anforde- rungen an die betriebliche Gesundheitsvorsorge: Beschleunigung, Digitalisierung, Zeit- und Leistungsdruck sowie steigende Komplexität führen zu einem massiven Anstieg von Krankheitstagen aufgrund psychischer Belastungen.6 Außerdem zeichnet sich ein Wandel der Gesellschaft ab, hin zu einem größeren Gesundheitsbewusstsein, zum Wunsch nach einer ausgeglichenen Work-Life-Balance sowie nach Selbstverwirklichung und Wohlbefinden. "Es ist nicht mehr der geschundene K ö rper, der St ä rkung braucht, sondern der ü berbeanspruchte Geist."7
Inwiefern eine werteorientierte Haltung im Sinne einer achtsamen Haltung das berufliche Handeln beeinflusst und welche Chancen hierbei für das subjektive Wohlbefinden, die Gesundheit, wie auch für die Leistungsfähigkeit im beruflichen Handeln jedes Einzelnen entstehen, soll in der vorliegenden Arbeit erörtert werden.
Gegenstand der Betrachtung sind die Kursteilnehmer des TEAM BENEDIKT, einem Füh- rungsseminar-Anbieter mit Sitz in Würzburg, der die Kurse seines Programms "Führen und geführt werden" im Kloster anbietet und dadurch die Verbindung von Business und Spiritualität in Einklang miteinander bringt. Des Weiteren sind in den Kursen achtsam- keitsbasierte Interventionen integriert, die in dieser Arbeit näher beleuchtet werden. Es soll der Frage nachgegangen werden, welche Rolle Werteorientierung für das berufliche Handeln spielt, inwieweit die Kunden des TEAM BENEDIKT eine achtsamere Haltung durch die Kursteilnahme entwickeln und ob ein Transfer der werteorientierten, achtsa- men Haltung, in den Berufs- und Privatalltag der Teilnehmer stattfindet.
1.2 Gang der Untersuchung
Im ersten Kapitel dieser Arbeit wurden die Problemstellung sowie der Gang der Untersuchung dargestellt.
Als Einführung in die Thematik dient der Theorieteil dieser Arbeit, bestehend aus den Kapiteln zwei, drei und vier. Hier wird zunächst näher auf das TEAM BENEDIKT sowie die besondere Kursstruktur eingegangen, um einen Einblick in die Vorgehensweise, Inhalte und Strukturen der Kurse zu erhalten (2. Kapitel). Im nächsten Schritt wird auf den Kom- plex der Werteorientierung im beruflichen Handeln eingegangen. Hier soll erörtert wer- den, welche Rolle Werte in der heutigen Gesellschaft und in der Unternehmenswelt spie- len und welche Relevanz eine Werteorientierung für das berufliche Handeln haben kann (3. Kapitel). Im dritten Schritt wird die Werteorientierung anhand des Wertes "Achtsam-keit" konkretisiert, da diesem Wert eine wichtige Rolle innerhalb der Kursteilnahme des TEAM BENEDIKT zuteilwird. Dabei steht die Achtsamkeitsmeditation im Vordergrund, da diese meditative Praxis während der Kursteilnahme entscheidend an der Entwicklung von Achtsamkeit beteiligt ist (4. Kapitel).
Nachdem die relevante Theorie für die vorliegende Arbeit erörtert wurde, erfolgt im fünften Kapitel die Verbindung aus Theorie und praktischer Umsetzung. Die wissenschaftliche Untersuchung wird anhand der Fragestellungen und der Methodik detailliert vorgestellt. Der Schwerpunkt in diesem Kapitel liegt auf der Bildung der zu überprüfenden Hypothesen sowie der methodischen Vorgehensweise.
Im sechsten Kapitel geht es um die Zusammenführung und Darstellung der Ergebnisse der im fünften Kapitel vorgestellten wissenschaftlichen Untersuchung. Es erfolgt eine Analyse und Interpretation der gesammelten Daten, die Rückschlüsse auf die vorher gebildeten Hypothesen ermöglichen und somit eine Überprüfung zulassen.
Im siebten Kapitel werden die Ergebnisse des vorherigen Kapitels sowie die methodische Vorgehensweise des Autors kritisch hinterfragt.
Die Arbeit wird durch ein zusammenfassendes Fazit sowie einem Ausblick abgerundet.
2. Das TEAM BENEDIKT
2.1 Gründung und Zielsetzung
8Im Jahr 2004 rief die heutige Geschäftsführerin des TEAM BENEDIKT, Eva Müller, zu- sammen mit Pater Anselm Grün, Bruder Isaak Grünberger und Dr. Friedrich Assländer das Kursprogramm "Führen und geführt werden" ins Leben. Die Kurse wurden im Stadt- kloster St. Benedikt in Würzburg angeboten, ein von Mönchen der Abtei Münsterschwar- zach geführtes Haus.
Das TEAM BENEDIKT, wie es heute besteht, wurde im Jahr 2011 als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet. Die Orientierung an den benediktinischen Traditionen ist für die Namensgebung der Gemeinschaft verantwortlich. Heute wird das TEAM BENEDIKT von vier Gesellschaftern getragen.
Das vor über 10 Jahren gegründete und stetig weiterentwickelte Kursprogramm "Führen und geführt werden" wird vom TEAM BENEDIKT noch heute angeboten und richtet sich an Menschen in beruflicher Verantwortung. Die Zielsetzung des TEAM BENEDIKT und der Kursleiter ist es, Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit zusammenzuführen. Ein wertschätzender Umgang miteinander und ein wertebewusstes Verhalten stellen für die Mitglieder der Gemeinschaft die Basis für beruflichen Erfolg dar.
Zur Zielgruppe der Kurse zählen sowohl Angestellte als auch Selbstständige aus den ver- schiedensten Bereichen und Branchen: Wirtschaftsunternehmen genauso wie soziale oder kirchliche Organisationen und öffentliche Einrichtungen. Das TEAM BENEDIKT weist Kunden aus klein- und mittelständischen Unternehmen, wie auch aus Großkonzer- nen auf.
2.2 Werteorientierung
Das TEAM BENEDIKT orientiert sich an christlichen Werten und ist offen für andere Weltanschauungen. Des Weiteren hat die Gesellschaft eigene Werte definiert, die das Handeln der Mitarbeiter und Kursleiter sowie die Ausrichtung der Gemeinschaft einrah-men sollen. Da die Werte des TEAM BENEDIKT auch im späteren Verlauf dieser Arbeit von Bedeutung sind, werden sie im Folgenden dargestellt und kurz beschrieben:9
Achtsamkeit mit Offenheit
"Wir stehen auf einem christlich-benediktinischen Fundament. Dar ü ber hinaus sch ö pfen wir auch aus anderen geistlichen Quellen wie dem Zen. Wir sind offen f ü r Menschen anderer Religionen und Weltanschauungen und respektieren diese. (...)".
Wertschätzung mit Klarheit
"Wir sehen in jedem Menschen seinen guten Wesenskern als Gottes Ebenbild. Wertsch ä t zend und achtsam gehen wir miteinander und mit der Sch ö pfung um. Wir f ö rdern Wachs tum bei uns und den Menschen, mit denen wir arbeiten, um eine stimmige, authentische Pers ö nlichkeit zu entwickeln. Mit der Bereitschaft Fehler zu machen, geben wir uns und an deren Menschen immer wieder eine neue Chance. (...)".
Spiritualität mit Professionalität
"Spiritualit ä t bedeutet f ü r uns, aus geistlichen Quellen zu sch ö pfen, im Alltag bewusst die Stille zu suchen, nach dem Sinn zu fragen und bereit zu sein, sich f ü hren zu lassen. In unsere Arbeit beziehen wir bewusst solche spirituellen Impulse mit ein. Spiritualit ä t bedeutet f ü r uns auch die Haltung der Demut, des Mutes einander zu dienen. Diese innere, geistliche Haltung verbinden wir mit einem hohen Anspruch an professionelle, handwerklich saubere Arbeit. (...)".
Lebensfreude mit Tiefgang
"In unserer Arbeit geht es h ä ufig um zentrale Fragen des menschlichen und beruflichen Mit einanders. Mit Ernsthaftigkeit, Leichtigkeit und Respekt finden wir Antworten. Zusammen suchen wir L ö sungen, die die Lebensfreude f ö rdern und pflegen Humor, um auch angesichts schwieriger Situationen zuversichtlich zu bleiben. (...)".
2.3 Die besondere Kursstruktur
10Das TEAM BENEDIKT bietet derzeit 30 unterschiedliche Kurse in den Themenfeldern Führung, Teams & Projekte, Leistungsfähigkeit, Sprache & Stimme, Potenzialentfaltung sowie Personal- und Organisationsentwicklung an. Alle Kurse sind 3-tägig und finden immer montags bis mittwochs statt. Die Ausnahme bilden drei Kursreihen, die als mehrteilige Curricula (4x oder 6x 3-tägiger Kurs) mit einem Zertifikat abschließen ("Führen und geführt werden", "Systeme gut aufstellen" und "Coaching").
Die insgesamt 13 Kursleiter kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen, haben jedoch die werteorientierte Haltung gemein.
Das besondere Kursformat zeichnet das TEAM BENEDIKT aus und stellt ein Alleinstellungsmerkmal im Bereich Seminaranbieter dar. Alle 30 Kurse haben das besondere Kursformat gemein, welches auf den Wechsel aus Anspannung (theoretischer und praktischer Input) und Entspannung (Meditation) ausgerichtet ist. In der Meditation findet eine andere Art von Entspannung statt, was den Unterschied zu einer "normalen" Pause ausmacht. Es wird ein energieförderndes Abschalten und Erholen ermöglicht.
Die unterschiedlichen Seminare finden in einem von drei Kursorten statt: Geistliches Zentrum Schwanberg, Kloster Oberzell oder Kloster St. Benedikt Damme. Die klösterliche Umgebung dient als eine Quelle der Ruhe, aus der die Teilnehmer während ihrer Kursbesuche schöpfen können. Zu der klösterlichen Umgebung erfahren die Seminarteilnehmer mehrfach am Tag Zeiten der Stille in der Meditation, gemäß dem benediktinischen Grundsatz "ora et labora" ("Bete und arbeite").
Die Meditationseinheiten finden jeweils dreimal täglich für ca. 30-45 Minuten statt: Vor dem Frühstück, vor dem Mittagessen und vor dem Abendessen. Die Teilnahme an den Meditationseinheiten ist fester Bestandteil des Seminars und wird in der Regel von allen Kursteilnehmern erwartet.
3. Werteorientierung im beruflichen Handeln
3.1 Grundannahmen zum Thema Werte
Bevor es zu einer detaillierten Beleuchtung der Themenkomplexe Werte und Werteorientierung kommt, wird zunächst die Frage beantwortet, was Werte sind und wie sie definiert werden können.
3.1.1 Begriffsbestimmungen
Wie in Kapitel 1.2 bereits angedeutet, handelt es sich beim Thema Werte um einen "Komplex", was sich an der Fülle an theoretischen Annahmen, Definitionen und Betrachtungsweisen rund um den Begriff zeigt. Unterschiedliche Disziplinen (Philosophie, Ökonomie, Soziologie, Psychologie und Pädagogik) setzen sich mit der Wertethematik auseinander. Dies führt zum einen dazu, dass es keine einheitliche Werte-Definition gibt, zum anderen erschwert es somit die Diskussion um und über Werte.11
Trotz unterschiedlich ausgerichteter Auffassungen zu Werten besteht in einigen Punkten Konsens. Zum einen, dass Werte als Orientierungs- und Beurteilungsmaßstäbe dienen und dem Menschen eine Art Koordinatensystem liefern, welches ihnen hilft Entscheidungen zu treffen. Zum anderen, dass das Teilen von gemeinsamen Werten essentiell wichtig für den Zusammenhalt einer Gesellschaft ist.12
Merkmale von Werten
In der griechischen Philosophie steht das Wort "arete" für Werte, was übersetzt Tüchtigkeit und Kraft bedeutet. Im Lateinischen werden sie als "virtutes" bezeichnet, was sich mit dem deutschen Wort "Kraftquellen" übersetzen lässt. Somit könnte ein Merkmal von Werten sein, dass sie "dem Menschen innere St ä rke und Kraft" 13 schenken.
Ein weiteres Merkmal von Werten ist, dass sie dem menschlichen Dasein Sinn und Rich- tung aufzeigen, da individuelle Werte für die Steuerung des Erlebens und Verhaltens ver- antwortlich sind.14 Sie ermöglichen dem Individuum zu entscheiden, ob etwas richtig oder falsch, erstrebenswert oder doch zu lassen ist.15 Aus psychologischer Perspektive wird durch die "Wertung" eine Beziehung zwischen dem Wertgegenstand und der zu wertenden Person hergestellt.16
Des Weiteren geben Werte Gesellschaften, Unternehmen und Individuen eine Identität. So verfügt jeder Mensch über ein individuelles Werteprofil und die Gesellschaft über gesellschaftliche Werte.17
Klassifizierung von Werten
Werte können auf unterschiedliche Weise klassifiziert werden. Im ökonomischen Sinne stellt ein Wert zunächst eine Quantifizierung dar, so z.B. als Wert oder Preis eines Produktes. In diesem Zusammenhang wird von realen Werten gesprochen. Dem gegenüber stehen die ideellen Werte, die den Maßstab menschlichen Verhaltens bilden.18
Eine weitere mögliche Klassifizierung wäre die der materiellen und immateriellen Werte, welche vom Sinn ähnlich zu den beiden oberen Begriffen stehen. Ethische Werte (z.B. Ansehen) sind eher immaterieller Natur, während ökonomische Werte (z.B. Besitz) materieller Natur sind.19
Wenn im Folgenden von Werten gesprochen wird, so sind nicht die ökonomischen oder materiellen Werte gemeint, sondern die immateriellen Werte. Diese können auch als "personale Grundwerte"20 bezeichnet werden.
Werte und Werteorientierung
Auf den vorangegangenen Seiten wurde erörtert, welche Merkmale Werte aufweisen und wie sie klassifiziert werden können. Nun stellt sich die Frage, wie Werte und Werteorientierung ineinandergreifen.
Als Werteorientierung wird der Prozess der Sozialisation internalisierter Werte verstan- den, die sich in Kompetenzen oder Haltungen einer Person niederschlagen. Somit dient diese Internalisierung von (sozialen) Werten als Richtschnur für das eigene Leben. Dabei können Menschen gemeinsame Werteorientierungen entwickeln, dies erfolgt jedoch nicht zwangsweise. Werteorientierungen des Einzelnen müssen sich nicht synchron mit denen der Gesellschaft entwickeln.21
Die Orientierung an Werten ist dafür verantwortlich, dass Entscheidungen aus tieferer Überzeugung getroffen und vertreten werden können. Voraussetzung dafür ist, dass ein Konsens darüber besteht, welche Überzeugungen die eigenen Entscheidungen beein- flussen. Nach Thomé22 sind es drei Dimensionen von Wissen, auf die eine Werteorientie- rung basiert:
Wertewissen: "Was ist mir etwas wert?"
Orientierungswissen: "Woran orientiere ich mein Handeln?"
Handlungswissen: "Auf welcher Grundlage treffe ich Entscheidungen?"
Oft findet in der wissenschaftlichen Literatur keine Differenzierung der Begriffe "Werte" und "Werteorientierung" statt, sie werden oftmals in eine andere Ordnung zueinander gesetzt.23 Auch hier zeigt sich, wie zu Beginn des Kapitels bereits beschrieben, die Uneinheitlichkeit in der Bestimmung der Begrifflichkeiten sowie die Komplexität des Themas rund um Werte im Allgemeinen.
Nach diesem Kapitel können folgende relevante Punkte zusammengefasst werden, die auch als Maßstab für das Verständnis von Werten und Werteorientierung in der vorlie- genden Arbeit dienen: Werte geben den Menschen Orientierung, sie stiften Identität und prägen das Verhalten und die Haltung von Individuen und Gesellschaften. Die Orientie- rung an Werten führt einerseits zu einer Vereinfachung des Lebens, andererseits auch zu einem wertvollerem Leben im Sinne einer bewussteren und bedeutsameren Lebensfüh- rung. Die eigenen und individuellen Werte zu kennen und sich dieser im täglichen Han- deln bewusst zu machen, setzt eine Beschäftigung mit den individuellen Werten voraus.
3.1.2 Werte und Werteorientierung im Unternehmen
Da der Fokus der vorliegenden Arbeit auf Werteorientierung im beruflichen Handeln gelegt wird, ist die Betrachtung von Werten und Werteorientierung im Unternehmenskontext von Bedeutung, da hier die Rahmenbedingungen für werteorientiertes berufliches Handeln festgesetzt werden.
Der Wertebegriff ist im Unternehmenskontext zunächst nichts Neues. In Leitbildern, Visionen oder Führungsgrundsätzen eines Unternehmens sind Werte ein fester Bestand- teil. Sie sollen den Mitarbeitern als Wegweiser und Richtschnur dienen und stecken in gewisser Weise die Handlungsmöglichkeiten und die wünschenswerten Verhaltenswei- sen innerhalb des Unternehmens ab. Dass sich Unternehmen verstärkt mit der Werte- thematik auseinandersetzen, wird zum einen in der Fülle an neuer Literatur zu "Werte- orientiertes Management" deutlich, zum anderen zeigt es sich auch in der Anzahl der Seminarangebote zu Themen wie "Führen mit Werten". Unternehmen stehen in Zeiten des Fachkräftemangels und der steigenden Nachfragemacht von Arbeitnehmern vor der Herausforderung, als "Ort pers ö nlicher Werte-Realisierung"24 angesehen zu werden. Ein Arbeitnehmer geht heutzutage immer mehr auf die Suche nach einem Arbeitgeber, der in seiner Werteorientierung möglichst mit den eigenen Werten übereinstimmt. Für den Erfolg eines Unternehmens ist es dabei entscheidend, dass nach außen und innen kom- munizierte Werte auch gelebt werden, um die Glaubwürdigkeit und erlebte Sinnschöp- fung (und damit verbunden die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen) zu wah- ren.25
Ein Unternehmen kann als ein soziales Gebilde bezeichnet werden, das auf gemeinsa- men Werten bzw. Grundprämissen baut. Diese Werte sind die "Quintessenz"26, die eine Unternehmenskultur prägt. Dabei bildet die Unternehmenskultur den Bezugsrahmen für Werte, die wiederum die Kultur des Unternehmens implizit oder explizit beeinflussen.27 Diese Werte können sich jedoch wandeln, denn Werteorientierung im Unternehmen ist kein statisches Konstrukt.28 Der häufig verwendete Begriff des "Wertewandels" macht dies deutlich, wobei er anders zu verstehen ist, als es zunächst den Anschein hat. Denn nicht die Werte selbst wandeln sich, sondern die Einstellung dazu. Die Erwartungen und Wertmaßstäbe zu dem, was als wertvoll angesehen wird, sind einer laufenden Verände- rung unterzogen.29
3.2 Umsetzung von Werten im beruflichen Handeln
In diesem Kapitel soll näher auf die Umsetzung von Werten im beruflichen Handeln ein- gegangen werden. Es soll der Frage nachgegangen werden, welche Voraussetzungen dafür notwendig sind und welche Möglichkeiten sich daraus für die jeweils handelnde Person erschließen.
Das menschliche Handeln wird von Gefühlen, Denkmustern, Einstellungen und Fähigkei- ten beeinflusst. Im deutschsprachigen Duden wird es mit "[...]Ausf ü hrung einer Hand- lung" 30 beschrieben. Werte sind zwar, wie oben bereits beschrieben, die Maßstäbe für notwendige Bewertungen, die daraus resultierenden Urteile bzw. Meinungen führen je- doch noch nicht automatisch zu einem entsprechenden Verhalten, also einem konkreten Handeln.31 Dies führt zu der Frage, wann Werte Einfluss auf das praktische Verhalten der Menschen haben, sie sich also in Handeln umsetzen. Dies soll im Folgenden näher erör- tert werden.
Das menschliche Verhalten hat zwei Wurzeln: die evolutionsbedingten Verhaltensprogrammierungen, die unseren Vorfahren das Überleben gesichert haben sowie das erworbene Verhalten, welches sich durch die Individualisierung entwickelt hat.32 Wenn Menschen handeln, dann suchen ihre über diese Wurzeln gespeisten Wertvorstellungen darin auch soweit wie möglich ihren konkreten Ausdruck. Jedes menschliche Streben bemüht sich, Wertegehalte zu verwirklichen.33
Nach heutiger Auffassung der Psychologie führt insbesondere die sogenannte intrinsi- sche Motivation zu einer Aktivierung dieser Werte. Diese Motivation ist vor allem auf Wachstum gerichtet und dient nicht als Ausgleich von Defiziten im Wohlbefinden . 34
Für das Aktivwerden und dem konkreten werteorientierten Handeln bedarf es neben den Motivzielen oder der Vorstellungen von dem, was wünschenswert ist, auch noch einer realen Möglichkeit, dass diese Wertvorstellungen auch tatsächlich realisierbar sind. Demnach werden Werte von Menschen nur nach Maßgabe ihrer Realisierbarkeit zur Richtschnur ihres konkreten Handelns gemacht.35
Ein Beispiel soll die vorangegangen Ausführungen verdeutlichen: Für Mitarbeiter A ist der Wert "Nachhaltigkeit" von großer Bedeutung. Er versucht diesen in seinem täglichen beruflichen Handeln bestmöglich umzusetzen, z.B. indem er Ausdrucke oder Kopien in Grenzen hält, um unnötige Papierverschwendung zu vermeiden. Der Wert gibt ihm für sein Handeln eine Orientierung ("Worauf kann ich nicht verzichten und was ist mir wichtig?") und hilft ihm dabei Entscheidungen zu treffen ("Verwende ich recycelbares Papier oder nicht?"). Außerdem vermittelt der Wert ihm Sinn, weshalb er auch sein Handeln unter Beachtung dieses Wertes als sinnstiftend empfindet. Die Voraussetzung dafür, dass er den Wert Nachhaltigkeit in seinem beruflichen Handeln umsetzen kann, ist, dass einerseits die Rahmenbedingungen dafür gegeben sind und andererseits, dass kein Zielkonflikt des Wertes mit denen des Unternehmens besteht.
Fazit der vorangehenden Ausführungen ist, dass werteorientiertes Handeln nicht allein durch das Vorhandensein von Werten umgesetzt wird, sondern an motivationale Bedin- gungen geknüpft ist. Des Weiteren ist die Umsetzung von Werten im beruflichen Han- deln von der Realisierbarkeit abhängig. Dies bedeutet, dass das Handeln nach individuel- len Wertvorstellungen nur dann erfolgt, wenn zusätzlich geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden, die dies ermöglichen.36 Das Umsetzen von Werten im beruflichen Handeln kann für jeden Einzelnen zu einer verstärkten Sinnhaftigkeit und Orientierung führen.
4. Konkretisierung am Beispiel des Wertes Achtsamkeit
Dieses Kapitel legt den Fokus auf die nähere Analyse des Wertes Achtsamkeit. Dieser Wert erfährt in der vorliegenden Arbeit aus zweierlei Gründen besondere Beachtung. Zum einen, da Achtsamkeit einer der Werte des TEAM BENEDIKT darstellt (vgl. Kapitel 2.2). Zum anderen, da die Entwicklung von Achtsamkeit innerhalb der Kursteilnahme ein wesentliches Merkmal darstellt. Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit ist, ob die Kursteilnehmer des TEAM BENEDIKT durch die Teilnahme an den Seminaren achtsamer werden und inwiefern sich ein Transfer in das berufliche Handeln sowie in den privaten Alltag der Teilnehmer bemerkbar macht.
Es soll zunächst eine Beschreibung der historischen Entwicklung von Achtsamkeit und eine Definition erfolgen. Des Weiteren werden die Wirksamkeit und Relevanz von Achtsamkeit näher betrachtet, um der Frage Rechnung zu tragen, warum eine wissenschaftliche Untersuchung dieser Thematik als sinnvoll erachtet wird.
4.1 Historische Entwicklung und Definition
In der Literatur und in zahlreichen Studien und wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema Achtsamkeit lässt sich feststellen, dass bereits die Wesensbeschreibung des Wortes sehr variiert. So wird einerseits von dem "Begriff Achtsamkeit"37 , von dem "Prinzip Achtsam- keit"38 oder dem "Konzept Achtsamkeit"39 gesprochen. In dieser Arbeit wird Achtsamkeit des Weiteren als ein Wert betrachtet, nach dem ein Mensch sein Handeln ausrichten kann. Demnach stellt sich die Frage, um was es sich bei Achtsamkeit genau handelt, oh- ne jedoch weiter darauf einzugehen, welche der verwendeten Analogien nun die richtige ist.
Achtsamkeit hat seinen Ursprung in den alten Traditionen des Buddhismus und ist somit mehr als 2500 Jahre alt.40 Es wird als Kernelement der buddhistischen Weisheitslehre angesehen: „ Der einzige Weg (...), zur Ü berwindung von Kummer und Klage, zum Ende von Schmerz und Tr ü bsal, zur Gewinnung des rechten Weges, zur Verwirklichung (...), n ä mlich die (...) Achtsamkeit ” 41 . Seit dieser Zeit hat sich der Buddhismus zwar weiterentwickelt, die Lehre der Achtsamkeit ist in ihren Wesensmerkmalen jedoch beständig geblieben.42 Auch wenn die frühen buddhistischen Wurzeln bis heute eine gültige Basis von Achtsam- keit bilden, so spielen auch Konzepte und Ideen anderer Traditionen in das Gesamtkon- strukt mit ein.43
Seinen Einzug in das westliche Denken erlangte die Achtsamkeit bereits im 19. Jahrhun- dert durch die Aufarbeitung in der frühen Psychologie. In der Mitte des 20. Jahrhunderts erfährt das Konzept breiteres öffentliches Interesse durch die erstmalige Diskussion der Integration in psychotherapeutische Interventionen.44 Um 1990 etabliert sich Achtsam- keit in modernen Therapiekonzepten, allen voran mit dem Ansatz der Mindfulness-based Stress Reduktion (MBRS) von Jon Kabat-Zinn.45 Heute stehen insbesondere die gesund- heitlichen Wirkfaktoren durch achtsamkeitsbasierte Interventionen im Fokus der Be- trachtung und werden in unterschiedlichsten Studien und Forschungsgruppen wissen- schaftlich untersucht, so z.B. in der Stressprävention, Suchtbehandlung oder Partnerschaftsberatung.46
Sprachliche Herkunft
Achtsamkeit wird in den alten Pali-Schriften47 mit dem Wort "sati" beschrieben. Das artverwandte Pali-Verb "sarati" bedeutet so viel wie "sich erinnern". Der Erinnerungsaspekt in Zusammenhang mit Achtsamkeit wird von Pali-Gelehrten mit einem Schüler Buddhas namens Ânanda in Verbindung gebracht, der sich durch ein unglaublich hohes Gedächtnisvermögen auszeichnete, welches er durch Achtsamkeit erlangt hatte.48
Im heutigen Sprachgebrauch wird Achtsamkeit oftmals mit "Beachtung schenken"("je manden oder etwas achten") oder "sich um etwas kümmern"("achte gut auf deine Sa chen") gleichgesetzt.49
Definitionen und Merkmale
In den vielen unterschiedlichen Definitionen und Operationalisierungen des Begriffs Achtsamkeit spiegeln sich die Komplexität und die Facettenvielfalt wieder. Das führt dazu, dass es noch keine allgemein akzeptierte Definition von Achtsamkeit gibt.50
Im Folgenden sollen beispielhaft einige Definitionen genannt werden. Diese sollen einerseits die oben genannte Vielfalt aufzeigen und andererseits ein besseres Verständnis für Achtsamkeit und dessen Merkmale ermöglichen.
"Mindfulness means paying attention in a particular way: on purpose, in the present moment, and nonjudgmentally."51
"[Achtsamkeit als] das klare, unabgelenkte Beobachten dessen, was im Augenblick der je- weils gegenw ä rtigen Erfahrung (einer ä u ß eren oder inneren) wirklich vor sich geht. Es ist die unmittelbare Anschauung der eigenen k ö rperlichen und geistigen Daseinsvorg ä nge. (...)."52
"(...) dass ein Individuum ganz im Modus des Pr ä senzerlebens ist und eine Situation folglich so objektiv wie m ö glich wahrnimmt, ohne sich dabei zu potentiell unbewusst ablaufenden bewertenden Interpretationen und damit einhergehenden Verhaltensreaktionen hinrei ß en zu lassen."53
"We propose a two-component model of mindfulness. The first component involves the self- regulation of attention (...). The second component involves adopting a particular orienta- tion toward one ’ s experiences in the present moment, an orientation that is characterized by curiosity, openness, and acceptance."54
Aus der genaueren Betrachtung der oben aufgeführten Definitionen können sogleich einige Merkmale von Achtsamkeit identifiziert und abgeleitet werden. Diese sollen im Folgenden stichpunktartig beschrieben und zusammengefasst werden:
- Es geht um ein bewusstes Aufmerksamsein im gegenwärtigen Augenblick und ohne Wertung.
- Es geht um eine aktive Teilnahme am Bewusstwerden.
- Es geht sowohl um äußeres, als auch um inneres Beobachten und Wahrnehmen.
- Es geht um Objektivität und die Vermeidung von unbewusst ablaufenden, wertenden Interpretationen.
4.2 Wirkung von Achtsamkeit
Nach den vorangegangenen Beschreibungen der historischen Entwicklung und einer Auswahl an Definitionen von Achtsamkeit wird nun der Frage nachgegangen, welchen Nutzen es für jeden Einzelnen haben kann, achtsam zu sein. Welche Wirkfaktoren wer- den der Achtsamkeit in der wissenschaftlichen Forschung zugesprochen? Hier erfolgt eine Unterteilung unterschiedlicher Sichtweisen auf das Konstrukt Achtsamkeit, da je nach Perspektive und Forschungshintergrund andere Auswirkungen von Bedeutung sind.
4.2.1 Buddhistische/Spirituelle Betrachtungsweise
Betrachtet man die Auswirkungen einer achtsamen Haltung aus Sicht der traditionellen Wurzeln wird schnell deutlich, dass sich diese von der heutigen Perspektive unterschei- den. So besitzen die Ziele von Achtsamkeit in der buddhistischen Psychologie einen eher universellen Charakter.55 "Die Achtsamkeit, so k ü nde ich, (...), ist ein Helfer f ü r Alles."56 In buddhistischen Texten wird davon ausgegangen, dass das menschliche Leid und Unge- nügen aus einem "fundamentalen Fehlverst ä ndnis unserer Situation"57 herrührt. Dieses Fehlverständnis, so lehrt es Buddha, kann u.a. durch Geistesgegenwart (also Achtsam- keit) wieder aufgehoben werden. Das Sein im Hier und Jetzt macht frei - von Verlangen, Hass und Verblendung.58
Die durch Achtsamkeit hervorgerufenen reichhaltigen Erfahrungen des Lebens bewirken ein "vitaleres Lebensgef ü hl".59 Des Weiteren sollen die bewertungsfreien Beobachtungen im Moment der Achtsamkeit zu einem größeren Wahrheitsgehalt der Wahrnehmungen führen, da die eigenen geistigen Reaktionen bewusst gemacht und Interpretationen dadurch entgegengewirkt werden.60
4.2.2 Medizinische/Psychologische Betrachtungsweise
Dass die Auswirkungen von Achtsamkeit gesundheitsförderliche Komponenten aufweisen, zeigt sich in der hohen Bandbreite der achtsamkeitsbasierten Behandlungsmethoden und Interventionen, die bei Beschwerden bzw. Problemen wie Stress, Depression, Angst, Schmerzen, Süchten, Bluthochdruck, Tinnitus, Schuppenflechte als auch bei chronischen Erkrankungen eingesetzt werden.61 Im Kontext der westlichen Medizin nimmt hierbei die Achtsamkeitsmeditation eine führende Rolle ein.62
Wissenschaftlich bewiesen ist, dass Achtsamkeit bei der Entwicklung einer effektiven Regulation der eigenen Emotionen unterstützen kann.63 Bei der Achtsamkeitsmeditation werden demnach die metakognitiven Prozesse64 im Gehirn gefördert, was zu einer Ver- ringerung laufenden Grübelns führt. Nach Williams, Teasdale, Segal und Kabat-Zinn65 bewirken die eigenen Reaktionen auf eigene negative Emotionen - im Sinne eines Grü- belns und Nachforschens - eine Negativspirale, die den Gemütszustand nur noch weiter verschlechtert, anstatt eine Lösung herbeizuführen. Diese automatisch ablaufenden Re- aktionen des Gehirns können zu depressiven Verstimmungen führen. Durch Achtsamkeit und dem daraus resultierenden Beobachten und Bewusstmachen der eigenen Emotio-nen wird das Aufbrechen dieser Negativspiralen ermöglicht, was einen Rückfall in eingefahrene Gedankenmuster verhindert.66
Des Weiteren steigen die Kapazitäten im Bereich der Aufmerksamkeit durch einen Zu- wachs in unserem mentalen Arbeitsspeicher. Diese kognitiven Gewinne bewirken eine verringerte emotionale Reaktivität im Sinne eines unüberlegten Handels.67 Auch eine Steigerung positiver Emotionen und die Verringerung von negativem Affekt wurden er- wiesen.68 Diese Beobachtungen gingen mit einem gleichzeitigen Rückgang von Angstzu- ständen einher.69 So ist des Weiteren nachgewiesen, dass Achtsamkeitsmeditation zu einer Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens und der Reduzierung von psycholo- gischem Leid führt.70
Ein letzter erwähnenswerter psychologischer/medizinischer Aspekt hinsichtlich des Nutzens der Achtsamkeitsmeditation ist, dass sich in mehreren Studien eine Verbesserung des Immunsystems bei den Probanden nachweisen ließ.71
4.2.3 Personale/Interpersonale Betrachtungsweise
Die personalen/interpersonalen Wirkmechanismen von Achtsamkeit stehen im Fokus der Betrachtung dieser Arbeit und bilden im empirischen Teil die Basis der Fragestellungen, nämlich bezüglich der Integration von Achtsamkeit in das berufliche Handeln. Die nachfolgende Unterteilung in Stressempfinden und Stressresilienz, Leistungsfähigkeit sowie Kommunikation und Interaktion findet sich im späteren Verlauf der Arbeit, bei der Vorstellung des Erhebungsinstruments wieder.
Stressempfinden und Stressresilienz
Bisher beziehen sich die meisten Studien und Forschungen zu Achtsamkeit im Bereich der Arbeits- und Organisationswissenschaften auf die stressmindernde Komponente.72
[...]
1 Vgl. Ott 2010, S. 11
2 Auf Deutsch: "Suche in deinem Inneren"
3 Tan 2012, S. 24
4 Vgl. Tan 2012, S. 24
5 Tan 2012, S. 24
6 Vgl. Peters 2014, S. 39
7 Peters 2014, S. 40
8 Anmerkung: Die im zweiten Kapitel folgenden Informationen wurden aus einem Telefonat am 23.06.15 mit Eva Müller, Geschäftsführerin TEAM BENEDIKT, generiert. Außerdem diente die Homepage des TEAM BENEDIKT (www.teambenedikt.de, [23.06.15]) als Informationsquelle. Mit diesem Hinweis wer- den auf sich wiederholende Quellenangaben in diesem Kapitel verzichtet.
9 In Anlehnung an ein internes Dokument des TEAM BENEDIKT, was der Autorin von der Geschäftsführerin Eva Müller am 23.6.15 zur Verfügung gestellt wurde.
10 Anmerkung: Die Autorin hat bereits persönlich an Kursen des TEAM BENEDIKT teilgenommen. Der hier erwähnte detaillierte Ablauf stellt eine Wiedergabe von persönlichen Erfahrungen dar.
11 Vgl. Niedermeier 2014, S. 7
12 Vgl. ebd., S. 8
13 Assländer und Grün 2007, S. 86
14 Vgl. Thierfelder 2001, S. 114 in Anlehnung an Asanger und Wenninger 1999
15 Vgl. Niedermeier 2014, S.8
16 Vgl. Thierfelder 2001, S. 114 in Anlehnung an Asanger und Wenninger 1999
17 Vgl. Weibler 2008, S. 22
18 Vgl. Niedermeier 2014, S. 9 in Anlehnung an Kunze 2008
19 Vgl. Niedermeier 2014, S. 9 in Anlehnung an Dietzfelbinger 2008
20 Silberer 1991, S. 3
21 Vgl. Rosenstiel 2007, S. 48
22 Vgl. Niedermeier 2014, S. 16 in Anlehnung an Thomé 2006
23 Vgl. Weibler 2008, S. 26
24 Hemel 2012, S. 45
25 Vgl. Hemel 2012, S. 41-47
26 Vgl. Niedermeier 2014, S. 64 zitiert nach Landau 2007, S. 11
27 Vgl. Niedermeier 2014, S. 64 in Anlehnung an Dietzfelbinger 2008
28 Vgl. Thierfelder 2001, S. 132
29 Vgl. Assländer und Grün 2007, S. 86
30 Vgl. Duden-Online, Stichwort: Handeln unter www.duden.de/rechtschreibung/Handeln, [27.06.2015]
31 Vgl. Thierfelder 2001, S. 128
32 Vgl. ebd., S. 128 in Anlehnung an Volk 1994
33 Vgl. Berkel und Herzog 1997, S. 65
34 Vgl. Thierfelder 2001, S. 129
35 Vgl. Thierfelder 2001, S. 130
36 Vgl. Heinen und Fank 1997, S. 34
37 Bergomi 2007, S. 4ff.
38 Langer 2015, Buchtitel "Mindfulness: Das Prinzip Achtsamkeit"
39 Sauer 2009, S. 38ff.
40 Vgl. Sauer 2009, S. 16
41 Nyanaponika 1997, S. 13
42 Vgl. Sauer 2009, S. 16 in Anlehnung an Bechert & Gombrich 2000
43 Vgl. Buchheld und Wallach 2009, S. 36ff.
44 Vgl. Sauer 2009, S. 18
45 Vgl. ebd., S. 18 in Anlehnung an Heidenreich & Michalak 2004
46 Vgl. Sauer et al. 2011, S. 339
47 Anmerkung: Der Pali-Kanon ist die in der Sprache Pali verfasste, älteste zusammenhängend überlieferte Sammlung von Lehrreden des Buddha Siddhartha Gautama. Vgl. Enzyklopädie, Stichwort: Pali-Kanon unter www.enzyklo.de/Begriff/Pali-Kanon, [27.06.15]
48 Vgl. Anālayo 2010, S. 59
49 Vgl. Grossman 2009, S.110
50 Vgl. Dimidjian und Linehan 2003, S. 166
51 Vgl. Kabat-Zinn 1994, S. 4
52 Sauer 2009, S. 22 zitiert nach Nyanaponika 2000, S. 26
53 Kohls und Berzlanovich 2013, S. 163 in Anlehnung an Dunning 2005
54 Bishop et al. 2004, S. 232
55 Vgl. Grossman 2009, S. 134
56 Nyanaponika 1997, S. 30
57 Weber 2010, S. 66
58 Vgl. Nyanaponika 1986, S. 6
59 Grossman 2009, S. 115
60 Vgl. Grossman 2009, S. 114f. in Anlehnung an Buchheld et al. 2002; Goleman 1988; Kabat-Zinn 1993; Nanamoli & Bodhi 1995
61 Vgl. Kohls et al. 2013, S. 165 in Anlehnung an Gander et al. 2008, Hofmann et al. 2010, Chiesa et al. 2010
62 Vgl. ebd., S. 164
63 Vgl. Davis und Hayes 2011, S. 199 in Anlehnung an Corcoran et al. 2010; Farb et al. 2010; Siegel 2007b
64 Anmerkung: Metakognitive Prozesse kennzeichnen die Art und Weise, wie Menschen ihre Denkprozesse kontrollieren, regulieren oder korrigieren. Vgl. Universität Marburg, www.uni-marburg.de/fb04/ag- klin/forschung/zwangsstoerungen/metakognitive_prozesse, [24.08.2015]
65 Vgl. Williams et al. 2007, S. 33ff.
66 Vgl. Williams et al. 2007, S. 33ff.
67 Vgl. Ortner et al. 2007, S. 271f.
68 Vgl. Davis und Hayes 2011, S. 200
69 Vgl. Davis und Hayes 2011, S. 200 in Anlehnung an Hoffman et al. 2010
70 Vgl. ebd., S. 200 in Anlehnung an Carmody & Baer 2008; Coffey & Hartman 2008; Ostafin et al. 2006
71 Vgl. Davidson et al. 2003, S. 564ff.
72 Vgl. Kohls et al. 2013, S. 166 in Anlehnung an Pipe 2007; Walach et al. 2007; Yong et al. 2010; Klatt et al. 2012
- Citar trabajo
- Lisa Ganster (Autor), 2015, Werteorientierung im beruflichen Handeln, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/310232
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