Die Kriegsjahre 1939 bis 1945 werden immer ein entscheidender Einschnitt in die deutsche Geschichte sein. Sie haben sowohl das wirtschaftliche und politische als auch das humanistische Bild in Deutschland geprägt. Eine wichtige Rolle in dem Zusammenspiel von staatlicher und betrieblicher Machtausübung spielen hierbei die ausländischen Arbeitskräfte, die einerseits unentbehrlich für Deutschland im Hinblick auf das Vorantreiben der Rüstungsproduktion waren, aber andererseits unter dem nationalsozialistischen Regime Hitlers mit Hilfe der einzelnen Unternehmen ausgebeutet und gepeinigt wurden. Eines der bedeutendsten Arbeitgeber dieser Zeit war das Volkswagenwerk, das mit seiner Grundsteinlegung Ende Mai 1938 in der „Stadt des KdF-Wagen“ (heutiges Wolfsburg) auf Anordnung Hitlers zu einer „vorbildlichen deutschen Arbeiterstadt“ und zu einer „Lehrstätte aus der Stadtbaukunst sozialer Siedlungen“ heranwachsen sollte.
Die vorliegende Arbeit betrachtet daher aufgrund der Bedeutung des VW-Werks im Dritten Reich die in diesem Unternehmen beschäftigten ausländischen Arbeitern in den Jahren 1938 bis 1945. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage nach den Lebensverhältnissen der ausländischen Zwangsarbeiter. Es wird ein Vergleich angestellt, inwiefern sich die Arbeits- und Lebensbedingungen der verschiedenen Nationalitäten im VW-Werk unterschieden.
Hierzu wird wie folgt vorgegangen: Zunächst soll ein Einblick in die wirtschaftliche Situation in Deutschland im Dritten Reich gegeben werden. Es wird die Arbeitsmarktlage dargestellt und aufgezeigt, wie mit dem Problem des Abzugs männlicher deutscher Arbeiter aus den Unternehmen zum Zwecke des Einsatzes bei der Wehrmacht umgegangen wurde. Daran anschließend wird zum besseren Verständnis des Lesers auf die Stellung des Volkswagenwerkes in der Wirtschaft eingegangen. Es wird kurz die Bedeutung des Werkes für das NS-Regime herausgestellt und der Wandel des Automobilherstellers zu einem der größten Rüstungsunternehmen dargelegt. Der Hauptteil widmet sich schließlich dem Einsatz ausländischer Arbeiter im Volkswagenwerk. Hier wird zunächst eine Einführung gegeben, auf welche Weise die ausländischen Arbeiter zum Zwecke des Arbeitseinsatzes in Deutschland und im Volkswagenwerk rekrutiert wurden und welche die bedeutendsten Nationalitäten im Volkswagenwerk waren. In einem weiteren Schritt wird auf die einzelnen Ausländergruppen im Hinblick auf die im Volkswagenwerk vorgefundenen Arbeits- und Lebensbedingungen eingegangen.
INHALTSVERZEICHNIS
1. Vorwort
2. Wirtschaftliche Situation/Ausländische Arbeiter in Deutschland, 1939 bis 1945
3. Das Volkswagenwerk
4. Ausländerbeschäftigung im Volkswagenwerk
4.1. Italiener
4.2. Franzosen
4.3. Niederländer
4.4. „Ostarbeiter“
5. Vergleich
1. Vorwort
Die Kriegsjahre 1939 bis 1945 werden immer ein entscheidender Einschnitt in die deutsche Geschichte sein. Sie haben sowohl das wirtschaftliche und politische als auch das humanistische Bild in Deutschland geprägt. Eine wichtige Rolle in dem Zusammenspiel von staatlicher und betrieblicher Machtausübung spielen hierbei die ausländischen Arbeitskräfte, die einerseits unentbehrlich für Deutschland im Hinblick auf das Vorantreiben der Rüstungsproduktion waren, aber andererseits unter dem nationalsozialistischen Regime Hitlers mit Hilfe der einzelnen Unternehmen ausgebeutet und gepeinigt wurden. Eines der bedeutendsten Arbeitgeber dieser Zeit war das Volkswagenwerk, das mit seiner Grundsteinlegung Ende Mai 1938 in der „Stadt des KdF-Wagen“ (heutiges Wolfsburg) auf Anordnung Hitlers zu einer „vorbildlichen deutschen Arbeiterstadt“ und zu einer „Lehrstätte aus der Stadtbaukunst sozialer Siedlungen“[1] heranwachsen sollte.
Die vorliegende Arbeit betrachtet daher aufgrund der Bedeutung des VW-Werks im Dritten Reich die in diesem Unternehmen beschäftigten ausländischen Arbeitern in den Jahren 1938 bis 1945. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Frage nach den Lebensverhältnissen der ausländischen Zwangsarbeiter. Es wird ein Vergleich angestellt, inwiefern sich die Arbeits- und Lebensbedingungen der verschiedenen Nationalitäten im VW-Werk unterschieden.
Hierzu wird wie folgt vorgegangen: Zunächst soll ein Einblick in die wirtschaftliche Situation in Deutschland im Dritten Reich gegeben werden. Es wird die Arbeitsmarktlage dargestellt und aufgezeigt, wie mit dem Problem des Abzugs männlicher deutscher Arbeiter aus den Unternehmen zum Zwecke des Einsatzes bei der Wehrmacht umgegangen wurde. Daran anschließend wird zum besseren Verständnis des Lesers auf die Stellung des Volkswagenwerkes in der Wirtschaft eingegangen. Es wird kurz die Bedeutung des Werkes für das NS-Regime herausgestellt und der Wandel des Automobilherstellers zu einem der größten Rüstungsunternehmen dargelegt. Der Hauptteil widmet sich schließlich dem Einsatz ausländischer Arbeiter im Volkswagenwerk. Hier wird zunächst eine Einführung gegeben, auf welche Weise die ausländischen Arbeiter zum Zwecke des Arbeitseinsatzes in Deutschland und im Volkswagenwerk rekrutiert wurden und welche die bedeutendsten Nationalitäten im Volkswagenwerk waren. In einem weiteren Schritt wird auf die einzelnen Ausländergruppen im Hinblick auf die im Volkswagenwerk vorgefundenen Arbeits- und Lebensbedingungen eingegangen.
Abschließend werden die Unterschiede in den Lebensbedingungen kurz herausgestellt, die sich bei dem Vergleich der Analyse ergeben.
2. Wirtschaftliche Situation/Ausländische Arbeiter in Deutschland, 1939 bis 1945
In Deutschland herrschte zwar im Jahr 1939 noch Vollbeschäftigung[2], jedoch änderte sich dies rasant mit Kriegsbeginn, da die männliche Bevölkerung in Massen zum Wehrdienst verpflichtet wurde und somit die – damals noch überwiegend in Männerhand befindliche – Arbeiterschaft den Firmen nicht mehr zur Verfügung stand. Rund 11 Mio. Männer wurden im Frühjahr 1939 einberufen; zum Kriegsschluss umfasste die Einberufung zur Wehrmacht 45% aller männlichen Beschäftigten.[3] Es musste also eine Lösung gefunden werden, damit die Produktion nicht dem Stillstand unterworfen war; insbesondere vor dem Hintergrund, da der Staat ein großes Interesse daran hegte, die Produktion der Kriegswaffen nunmehr auf die verschiedenen Konzerne, und so auch auf das Volkswagenwerk, zu verlagern bzw. auszuweiten. Die NS-Machthaber versuchten das Problem des Arbeitermangels dadurch in den Griff zu bekommen, indem sie auf die erforderlichen Arbeitskräften in den besetzten und auch befreundeten Ländern zurückgriffen. Infolge dessen fand in den Jahren 1939 bis 1945 der größte Einsatz ausländischer Arbeitskräfte in der deutschen Wirtschaft seit dem Ende der Sklaverei im 19. Jahrhundert statt. In Scharen wurden Fremdarbeiter verschleppt und Zwangsarbeiter rekrutiert. Zum Ende des Krieges waren im „Großdeutschen Reich“ 7,8 Mio. ausländische Zivilarbeiter und Kriegsgefangene und rund 500.000 meist ausländische KZ-Häftlinge zu verzeichnen, was einem Ausländeranteil der in der Wirtschaft beschäftigten Arbeiter und Angestellten von ca. 30 % ausmachte.[4]
3. Das Volkswagenwerk
Das Volkswagenwerk entstand aus der Idee Hitlers, ein Auto zu schaffen, das auch für die breite Bevölkerungsmasse erschwinglich ist. Dies geht unter anderem aus einer Rede Hitlers während der Grundsteinlegung des Volkswagenwerkes am 26.05.1938 hervor:
„Der Kraftwagen muss also aufhören, ein Instrument einziger Zehn- oder selbst Hunderttausende vom Glück besonders bevorzugter Menschen zu sein. Er muss werden zu einem Volksverkehrsmittel. [...]“[5]
Natürlich war dies nicht das einzige Ziel des Diktators. Es sollte vielmehr dazu dienen, den Menschen Glauben zu machen, dass das Regime auch in der Lage ist, soziale Leistungen für die arbeitenden Schichten zu erbringen, und Hitlers Ideologie eines gemeinsamen Volkes, in dem es eine Klassentrennung nicht geben sollte, untermauern, was in seiner Rede deutlich wird, in der es weiter heißt:
„ [...] Damit wird dann auch noch etwas erreicht, nämlich der Kraftwagen hört auf, ein klassentrennendes Instrument zu sein, er wird ein allgemeines Volksverkehrsinstrument.“[6]
Dieses Volksverkehrsmittel sieht Hitler in dem von Ferdinand Porsche entwickelten Käfer und so entsteht am 28.05.1937 die „Gesellschaft zur Vorbereitung des Deutschen Volkswagens mbH“ (welche am 16.09.1938 in „Volkswagen GmbH“ umbenannt wurde). Am 26.05.1938 beginnt sodann der Bau des Volkswagenwerkes in der „Stadt des KdF-Wagens“[7], das fortan von Hitler als Vorbildcharakter in der deutschen Wirtschaft propagiert wird.[8]
Der Sinn und Zweck des Werkes, nämlich die Herstellung von Automobilen, blieb nicht lange erhalten. So lag schon ein halbes Jahr später, also fast ein Jahr vor Kriegsausbruch, im Reichsluftfahrtministerium ein Konzept zur Verwendung des Volkswagenwerks im Kriege vor.[9] Das Werk sollte in die Rüstungswirtschaft überführt werden und auf Abruf der Luftwaffe zur Verfügung stehen. Dies stieß allerdings schnell auf große Schwierigkeiten, da das Unternehmen auf die Produktion von Volkswagen ausgerichtet war und somit nicht über die technische Ausstattung und das benötigte Fachpersonal verfügte.[10]
Die gesamte Rüstungsproduktion, einschließlich Kontrolle und die Verteilung von Rüstungsaufträgen, wurde in die Hände des Ministeriums, das dem Rüstungsminister Speer unterstellt war, gelegt. Jeder Rüstungsauftrag erhielt eine bestimmten Dringlichkeitsstufe, die eine Zuteilung von Material- und Arbeitskräftekontingente zur Folge hatte, sodass das Volkswagenwerk um die Aufträge mit hoher Wichtigkeit bemüht war, da dies mit einer bevorzugten Zuteilung von Material und Arbeitskräften einherging.[11]
[...]
[1] K.-J. Siegfried, Das Leben der Zwangsarbeiter im Volkswagenwerk 1939 – 1945, Frankfurt/Main (u.a.), 1988, S. 88
[2] K.-J. Siegfried (1988), S. 26
[3] F.-W. Henning, Das industrialisierte Deutschland 1914 bis 1992, 9. Auflage, Schöningh, 1997
[4] Bade, Deutsche im Ausland, Fremde in Deutschland, 2. Auflage, München, 1992, S. 354
[5] K.-J. Siegfried (1988), S. 9
[6] K.-J. Siegfried (1988), S. 9
[7] heutiges Wolfsburg
[8] vgl. hierzu: K.-J. Siegfried (1988), S. 88
[9] K.-J. Siegfried, Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit im Volkswagenwerk, Frankfurt/Main (u.a.), 1986, S. 23
[10] vgl. K.-J.Siegfried (1986), S. 24
[11] vgl. K.-J.Siegfried (1986), S. 25
- Citar trabajo
- Tanja Schwabe (Autor), 2003, Arbeiter im Volkswagenwerk im Dritten Reich - Ein Vergleich der Lebensverhältnisse ausländischer Nationalitäten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30982
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