Thema dieser Arbeit ist die Interpretation der wichtigsten Quellen zur Geschichte der Samaritaner (Kapitel 1), sowie, im Besonderen, zu ihrem heiligen Berg Garizim (Kapitel 2). Zahlreiche Überlieferung zeugen von der Entstehung der Protosamaritaner, der Absonderung von Jerusalem, dem Bau eines eigenen Heiligtums, neben dem heiligen Tempel des Judentums, ihrer Unterdrückung unter verschiedenen Herrschern, bis an den Rand der Auslöschung der Glaubensgemeinde, die es trotz allem schaffte, bis heute weiterzubestehen. Besondere Aufmerksamkeit soll in dieser Arbeit auf den Garizim gelegt werden, wie der Kult auf dem Berg entstand, samaritanische und heidnische Tempel, sowie christliche Kirchen gebaut und zerstört wurden. In diesem Zusammenhang wird vor allem auf die 5 Bücher Mose, dem Pentateuch, als Quelle zurückgegriffen, der für die Samaritaner die Heilige Schrift bedeutet. Daneben befinden sich wichtige Stellen zur ihrer Geschichte und der des Garizims in den „Jüdischen Altertümer“ und dem „Jüdischen Krieg“ von Josephus Flavius. Weitere beachtenswerte Quellen in deutscher Übersetzung, auch außerhalb der obig genannten, gab Jürgen Zangenberg in seinem Buch „Samareia“1 heraus.
Als Sekundärliteratur wurde Hans Gerhard Kippenbergs „Garizim und Synagoge“ hinzugezogen, in dem er die Religion der Samaritaner untersucht und dabei, neben der Geschichte der Samaritaner besonders auf den Garizimkult eingeht.2 Zur Interpretation der Josephus-Stellen gab Rita Eggers „Josephus Flavius und die Samaritaner“3 wichtige Hinweise, die sich neben der Auslegung verschiedener Absätze, mit einigen Bezeichnungen (z.B. Kuthäer) die Samaritaner betreffend, beschäftigt. Eine ausführliche Einführung in das Thema der Samaritaner geben Ferdinand Dexinger und Reinhard Pummer in ihrem Buch „Die Samaritaner“4, in dem sie Aufsätze verschiedener Autoren zusammengestellt haben, die einzelne Bereiche, die Glaubensgemeinschaft und deren Leben betreffend, vorstellen. Darunter sind, speziell für diese Arbeit, der Aufsatz „Die Heirat des Sohnes des Hohenpriesters mit der Tochter des Sanballat und der Bau des Heiligtums auf dem Garizim“ von Moshe Z. Segal, sowie die beiden Aufsätze der Herausgeber über den „Ursprung der Samaritaner im Spiegel der frühen Quellen“5 und die „Einführung in den Stand der Samaritanerforschung“6 sehr wichtig gewesen. Bis heute ist die Glaubensgemeinschaft der Samaritaner nicht ausgestorben...
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung
1.0 Die Samaritaner
1.1 Die Geschichte Samariens und der Samaritaner
1.2 Die Religion der Samaritaner
1.3 Die Samaritaner heute
2.0 Der Berg Garizim und sein Tempel
2.1 Topographie
2.2 Die Geschichte des Garizim in Quellen
2.2.1 Die Quellen
2.2.2 Geschichte des Garizim
2.2.2.1 Der Garizim im Pentateuch
2.2.2.2 Der Bau des samaritanischen Tempels
2.2.2.3 Synkretismus auf dem Garizim
2.2.2.4 Die Zerstörung des Garizimtempels
2.2.2.5 Von der Zeit nach der Zerstörung des
Tempels bis heute
Resümee
Quellen
Literaturverzeichnis
Internetseiten
Bildnachweis
Einleitung
Thema dieser Arbeit ist die Interpretation der wichtigsten Quellen zur Geschichte der Samaritaner (Kapitel 1), sowie, im Besonderen, zu ihrem heiligen Berg Garizim (Kapitel 2). Zahlreiche Überlieferung zeugen von der Entstehung der Protosamaritaner, der Absonderung von Jerusalem, dem Bau eines eigenen Heiligtums, neben dem heiligen Tempel des Judentums, ihrer Unterdrückung unter verschiedenen Herrschern, bis an den Rand der Auslöschung der Glaubensgemeinde, die es trotz allem schaffte, bis heute weiterzubestehen. Besondere Aufmerksamkeit soll in dieser Arbeit auf den Garizim gelegt werden, wie der Kult auf dem Berg entstand, samaritanische und heidnische Tempel, sowie christliche Kirchen gebaut und zerstört wurden.
In diesem Zusammenhang wird vor allem auf die 5 Bücher Mose, dem Pentateuch, als Quelle zurückgegriffen, der für die Samaritaner die Heilige Schrift bedeutet. Daneben befinden sich wichtige Stellen zur ihrer Geschichte und der des Garizims in den „Jüdischen Altertümer“ und dem „Jüdischen Krieg“ von Josephus Flavius. Weitere beachtenswerte Quellen in deutscher Übersetzung, auch außerhalb der obig genannten, gab Jürgen Zangenberg in seinem Buch „Samareia“[1] heraus.
Als Sekundärliteratur wurde Hans Gerhard Kippenbergs „Garizim und Synagoge“ hinzugezogen, in dem er die Religion der Samaritaner untersucht und dabei, neben der Geschichte der Samaritaner besonders auf den Garizimkult eingeht.[2] Zur Interpretation der Josephus-Stellen gab Rita Eggers „Josephus Flavius und die Samaritaner“[3] wichtige Hinweise, die sich neben der Auslegung verschiedener Absätze, mit einigen Bezeichnungen (z.B. Kuthäer) die Samaritaner betreffend, beschäftigt. Eine ausführliche Einführung in das Thema der Samaritaner geben Ferdinand Dexinger und Reinhard Pummer in ihrem Buch „Die Samaritaner“[4], in dem sie Aufsätze verschiedener Autoren zusammengestellt haben, die einzelne Bereiche, die Glaubensgemeinschaft und deren Leben betreffend, vorstellen. Darunter sind, speziell für diese Arbeit, der Aufsatz „Die Heirat des Sohnes des Hohenpriesters mit der Tochter des Sanballat und der Bau des Heiligtums auf dem Garizim“ von Moshe Z. Segal, sowie die beiden Aufsätze der Herausgeber über den „Ursprung der Samaritaner im Spiegel der frühen Quellen“[5] und die „Einführung in den Stand der Samaritanerforschung“[6] sehr wichtig gewesen.
Bis heute ist die Glaubensgemeinschaft der Samaritaner nicht ausgestorben. Dies ist mit ein Grund dafür, dass ein so reges Interesse um dieser Religion besteht. Bis heute wird an den Ausgrabungsstellen um Sichem und auf dem Garizim geforscht und es werden immer neue archäologische Funde entdeckt, die weitere interessante Einblicke in die Forschung um die Religion der Samaritaner erlauben.
1.0 Die Samaritaner
1.1 Die Geschichte Samariens und der Samaritaner
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Karte Samariens
Das Gebiet Samarien[7] (hebr. Shomeron, heute Sabastiya, antik Sebaste) liegt in Israel und wird westlich vom Mittelmeer und östlich vom Jordan begrenzt. Im Norden schließen sich Galiläa (hebr. Hagalil), im Süden Judäa an Samarien an. Zur Topographie Samariens äußert sich Flavius Josephus in seinem „jüdischen Krieg“. Er schreibt hierzu:
(48) Das Gebiet von Samaria liegt in der Mitte zwischen Galiläa und Judäa; es beginnt bei dem in der Ebene gelegenen Dorf mit dem Namen Ginäa und endet mit dem Bezirk Akarabatene. Hinsichtlich der natürlichen Beschaffenheit unterscheidet es sich in nichts von Judäa: (49) beide Gebiete sind gebirgig, haben aber auch Ebenen aufzuweisen; was den Ackerbau betrifft, so haben sie ein mildes Klima, sind ertragreich, haben einen ausgedehnten Baumwuchs und bringen wilde und edle Früchte in Menge hervor – wie sie denn nirgends aus Wüstenstrecken bestehen, sondern größtenteils regenreich sind. (50) Alle ihre fließenden Wasser sind von ungewöhnlich angenehmen Geschmack, und infolge des reichen Bestandes an gutem Futterkraut geben die Tiere hier mehr Milch als anderwärts. Der stärkste Beweis jedoch für die Fruchtbarkeit und den guten Zustand beider Länder ist ihr Menschenreichtum (b 3, 48-50).
Die Anfänge der Stadt Samaria liegen im 9. Jahrhundert v.Chr. 1Kg 16, 15-24 beschriebt, wie Omri König über Israel wird und Samaria um 870 v. Chr. gründet.[8] Nach dem Suizid Simris, der sich selbst tötete, weil er der bezichtigt wurde den König ermordet zu haben, fiel die Macht auf Tibni und Omri, die jeder ihre Anhängerschaft hatten. Nachdem Tibni starb wurde Omri für zwölf Jahre König von Israel. In dieser Zeit kaufte er „den Berg Samaria von Schemer für zwei Zentner Silber und baute auf dem Berg eine Stadt und nannte sie Samaria nach dem Namen Schemers, dem der Berg gehört hatte.(1Kg 16, 24)“
Der Name Samaria[9] bestand also schon vor der Stadtgründung, doch bezeichnete es den Berg oder das Bergland[10], das vom König bebaut wurde und so erst zur (Haupt-)Stadt namens Samaria heranreifen konnte.
Doch schon 722/21 v.Chr. wurde Samarien, nach dreijähriger Belagerung, von den Assyrern unter Sargon erobert (2Kg 17,5-6). In seinen Annalen schrieb er:
„Ich eroberte Samaria, nahm die 27290 Menschen, die dort lebten, als Kriegsbeute, beschlagnahmte dortselbst 50 [oder 200] Streitwagen, und die restlichen Bewohner siedelte ich in Assyrien an. Ich baute die Stadt Samaria wieder auf und machte sie größer, als sie gewesen war. Menschen aus den Ländern, die ich erobert hatte, siedelte ich in ihr an und unterwies sie in ihren besonderen [wahrscheinlich technischen] Fertigkeiten. Ich setzte über sie meinen Hofbeamten als Statthalter und forderte von ihnen Steuern wie von den Bürgern Assyriens“[11]
Es wurden also fast 30.000 Einwohner deportiert und durch fremde Kolonisten „von Babel [...], von Kuta[12], von Awa, von Hamat und Sefarwajim“ (2Kg 17, 24) ersetzt. Kippenberg weist darauf hin, dass, auch wenn es sich aus Sargons Annalen und 2Kg 17 schließen lassen würde, nicht ganz Samarien von Israeliten befreit wurde, sondern sie weiterhin einen erheblichen Anteil an der Bevölkerung besaßen. Wie viel Prozent sie davon einnahmen ist umstritten,[13] es ist jedoch sicher, dass die zurückgebliebenen Israeliten den neuangesiedelten Heiden überlegen waren.[14] Diese Bevölkerungsgruppen mischten sich untereinander und es entstand eine neue religiöse Auffassung, aus der sich die Proto-Samaritaner entwickelten.[15]
Der Ursprung der samaritanischen Religionsgemeinschaft ist oft umstritten gewesen. Wurden die Samaritaner bei Montgomery[16] (1907) und auch noch in späterer Zeit, als jüdische Sekte angesehen, so führt Ferdinand Dexinger in neuerer Zeit (1991) eine sehr ausführliche Untersuchung zum Ursprung der Samaritaner durch, indem er drei Ausgangspunkte analysiert, von denen sich die samaritanische Religion entwickelt haben könnte:
I. Die Samaritaner sind Heiden-Kolonisten, die durch geeignete Einflüsse zur samaritanischen Religion kamen (das ist die Sicht der Rabbinen).
II. Die Samaritaner sind Nordreich-Israeliten, die diese Religion rein bewahrten (das ist die Sicht der Samaritaner selbst) oder durch geeignete Einflüsse zur samaritanischen Religion kamen.
III. Die Samaritaner sind Südreich-Dissidenten, die bestimmten religionsverändernden Einflüssen ausgesetzt waren.[17]
Dexinger selbst geht von der zweiten Möglichkeit aus. Er sieht in den Nordreich-Israeliten die Voraussetzung für die Entwicklung der samaritanischen Religion.[18]
Im Jahr 586 wurde das Königreich Judäa zerstört, der von Salomo errichtete Tempel vernichtet und tausende Juden ins babylonische Exil geschickt. Fünfzig Jahre später, nachdem der Persier Cyrus Babylon erobert hatte, gab er die jüdischen Gefangenen frei und gestattete ihnen die Rückkehr in ihre Heimat, wo sie ihren Tempel wieder aufbauen durften (Esr 6, 3-5). Auch die Samarier, die sich selbst als Juden ansahen, wollten sich am Bau des neuen Heiligtums beteiligen. Doch ihnen wurde entgegnet, „daß es für sie unmöglich sei, am Aufbau teilzunehmen, weil ihnen [allein] zunächst von Kyros, nun aber von Darius aufgetragen sei, den Tempel zu errichten. Es sei ihnen aber gestattet, [dort] anzubeten, und dies sei die einzige Gemeinsamkeit zu ihnen und mit allen Menschen, die zum Heiligtum kämen, um Gott zu verehren“ (a 11, 86-87). Sie waren darüber so erzürnt, dass sie mit allen Mittel versuchten, den Bau des Tempels zu behindern.
Während sie [scil. die Jerusalemer] nun die Fundamente des Tempels legten und mit allem Eifer an dessen Errichtung arbeiteten, forderten die umliegenden Völker, am meisten aber das der Kuthäer, die Salmanassar, der König der Assyrer, aus Persien und Medien herangeführt und in Samaria angesiedelt hatte, nachdem er das Volk der Israeliten deportiert hatte, die Satrapen und Beamten auf, die Juden am Wiederaufbau der Stadt und der Errichtung des Tempels zu hindern. (20) Diese ließen sich durch deren Bestechungsgeschenke verderben und verkauften den Kuthäern ihre Nachlässigkeit gegenüber den Juden und Sorglosigkeit gegenüber dem Bau. (a 11, 19-20).
Auch in dieser Textstelle ist von den Kuthäern die Rede (s. Fußnote Nr. 6). Rita Egger befasst sich eingehend mit dem Thema des Vokabulars im Zusammenhang mit den Samaritanern, so auch mit den Kuthäern. Sie entnimmt aus acht Stellen des MT (masoretischer Text[19]), dass die Kittäer, wie sie in diesen Stellen genannt werden, ihre ursprüngliche Heimat im Mittelmeerraum, wahrscheinlich in Griechenland und den dazugehörigen Inseln hatten, aber auch die Römer gemeint sein könnten. Aus dem Qumran liest sie ab, dass die Kuthäer im Zusammenhang mit Assur und Ägypten standen oder sich aus mehreren Völkern zusammensetzten, aber auch hier wieder die Römer in Frage kommen. In der rabbinischen Literatur wurden die Kuthäer oft als Heiden oder Nichtjuden angesehen.
Offensichtlich ist es sehr schwierig eine geeignete Definition für die Kuthäer zu bestimmen. Klar scheint nur zu sein, dass die Bewohner Samariens Kuthäer genannt wurden und deren Name sich von den angesiedelten Menschen aus Kutha ableitete.[20]
Nach dem Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels wurde der Streit zwischen Judäern und Samariern noch heftiger, da die Mauern Jerusalems wieder aufgebaut werden sollten. Artaxerxes I. löste Judäa aus dem Verwaltungsbezirk Samarias und erklärte es zur eigenständigen Provinz unter dem Statthalter Nehemia (446-425). Dieser veranlasste, dass alle, die der Gemeinschaft der Juden angehören wollten, besonders die Priester und Leviten, die in Mischehen, mit nichtjüdischen Frauen lebten, sich scheiden lassen sollten (Neh 13, 28).
Auch der samarische Statthalter Sanballat, der schon beim Mauerbau der Gegner Nehemias war, betraf diese Maßnahme, da seine Tochter Nikaso den Hohenpriester Manasse heiraten sollte. Manasse wandte sich in seiner Entscheidung zwischen Ehe und Priesterwürde an Sanballat, der ihm einen Tempel auf dem Garizim bei Sichem versprach, in dem er sein Amt ausüben und seine Tochter heiraten könne. Die Zustimmung zur Errichtung des Heiligtums erhielt Sanballat von Alexander dem Großen, den er bei der Belagerung von Tyrus unterstütze.[21] So bildete sich mit dem Bau des Tempels auf dem Garizim (um) 330 v.Chr. eine religiöse Opposition zu Jerusalem, der sich die in Mischehen lebenden Menschen anschließen konnten.[22] Die damit verbundene Umsiedlung nach Sichem, welche die Samaritaner zu ihrer Hauptstadt erklärten, wurde allerdings nicht nur freiwillig angetreten, denn nachdem das Land durch Alexander den Großen erobert wurde, sollen die Samarier den Präfekten Syriens bei lebendigem Leib verbrannt haben.[23] Daraufhin zerstörte Alexander die Stadt Samaria und erklärte sie zur makedonischen Kolonie erklärte
200 v.Chr. fiel Samarien durch Antiochus III. (dem Großen) unter seleukidischer Herrschaft. Dies geschah nicht ohne Auswirkungen auf das Heiligtum der Samaritaner. Denn im Zuge der Hellenisierungspolitik seines Nachfolgers Antiochus IV. wurde der Garizimtempel in einen Zeus-Xenios-Tempel umgewandelt. Die Samaritaner erbaten selbst die Umbenennung, um der Judenverfolgung (sie leugneten, dass sie der jüdischen Religion angehörten, vgl. a 12, 257-264) zu entgehen.[24]
145 v. Chr. wurden, durch die Auswirkungen des Makkabäeraufstandes, die samarischen Bezirke Apherema, Lydda und Ramathaim Judäa angegliedert (Makk 11, 34), sodass Samarien sich um fast die Hälfte verkleinerte und Sichem mit dem seinem heiligen Berg nahe an die Grenze und in Schlagdistanz jüdischer Truppen verschob.[25] Dies nutzte der Hohenpriester Johannes Hyrcanus 111 v.Chr.[26] aus und zerstörte, 200 Jahre nach seinem Bau, den Tempel auf dem Garizim und einige Zeit später (125-123 oder erst 109)[27] die Stadt Sichem.
Unter Pompeius (63 v.Chr.) wurde Samarien aus dem judäischen Verwaltungsbereich herausgelöst und Teil Syriens. Herodes brachte wieder Ordnung in die heidnische Stadt (43 v.Chr.), die er Sebaste nannte, denn „als Herodes nach Samaria kam und die Stadt in übler Verfassung vorfand, stellte er sie wieder her und setzte den Streitigkeiten ein Ende“ (a 14,284 = b 1, 229). Nach dessen Tod wurden die Differenzen zwischen Juden und Samaritanern besonders deutlich. Bei Josephus wird berichtet, dass Samaritaner unter Coponius (6-9 n.Chr.) menschliche Gebeine im Jerusalemer Tempel verstreuen, um dass Passahfest zu stören (a 18, 29f).
Im jüdischen Krieg verbündeten die Samaritaner sich mit Rom, doch durch die Erfolge der Juden, ließen auch sie sich dazu verleiten, ihre Freiheit anzustreben und sich gegen die römischen Truppen aufzulehnen (67 n.Chr.). Dies gelang jedoch nicht, da die Samaritaner sich auf den Garizim zurückgezogen hatten und von gegnerischen Truppen umzingelt wurden, welche die Wasserversorgung unterbanden, sodass die Samaritaner entweder verdursteten oder die Gefangenschaft vorzogen. Als Cerealius, der Führer der 5. Legion erfuhr, dass die Samaritaner unter solch erheblichem Wassermangel litten, griff er sie an, wobei er 11.600 seiner Gegner tötete (b 3, 307-315).
Nach Beendigung des Krieges gründete Vespasian die Stadt Flavia Neapolis (72 n. Chr.), das heutige Nablus, 1,5 km nordwestlich von Sichem[28], die im Laufe der Zeit zu einer der größten Städte Palästinas heranwuchs, in der sich auch Samaritaner ansiedelten.[29] Kaiser Hadrian errichtete nach 135 (nach Dexinger wahrscheinlich erst unter Antonius Pius (138-161))[30] einen heidnischen Tempel auf dem Garizim und erhob das Verbot der Beschneidung.[31] Doch auch dieses Bauwerk wurde im 4. Jahrhundert wieder abgerissen.
In der byzantinischen Periode bildeten die Samaritaner eine eigenständige Gemeinde, die hauptsächlich Baba Rabba (3.-4. Jh.) zu verdanken war. Unter ihm wurden die Synagogen wieder geöffnet und neun weitere, eine davon am Garizim, gebaut. Er bildete des Amt der „Sieben Weisen“ (drei Priester, vier Laien), welche die Aufgabe inne hatten, die Gemeinde zu leiten und Recht zu sprechen. Samarien wurde von ihm in elf Regierungsbezirke eingeteilt, die je von einem Laien und einem Priester verwaltet werden sollten.[32]
[...]
[1] Zangenberg, Jürgen: Samareia, Antike Quellen zur Geschichte und Kultur der Samaritaner in deutscher Übersetzung (TANZ 15), Tübingen 1998.
[2] Kippenberg, Hans Gerhard: Garizim und Synagoge, Traditionsgeschichtliche Untersuchungen zur samaritanischen Religion der aramäischen Periode. In: Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten, Bd. XXX. Hsrg.: Walter Burkert / Carsten Colpe, Berlin / New York 1971.
[3] Egger, Rita: Josephus Flavius und die Samaritaner, Eine terminologische Untersuchung zur Identitätsklärung der Samaritaner. Novum Testamentum et Orbis Antiquus 4. Freiburg Schweiz 1986.
[4] F. Dexinger/R. Pummer: Die Samaritaner. Wege der Forschung, Bd. 604. Darmstadt 1992.
[5] Dexinger: Ferdinand: Ursprung der Samaritaner im Spiegel der frühen Quellen, 1991. In: F. Dexinger/R. Pummer: Die Samaritaner. Wege der Forschung, Bd. 604. Darmstadt 1992, S. 67-140.
[6] Pummer, Reinhard: Einführung in den Stand der Samaritanerforschung, 1991. In: F. Dexinger/R. Pummer: Die Samaritaner. Wege der Forschung, Bd. 604. Darmstadt 1992, S. 1-66.
[7] Terminologie nach: Egger: Josephus Flavius und die Samaritaner, 1986, S. 20-21.
[8] Köckert, Matthias: Art. „Samaria“. In Theologische Realenzyklopädie, Band XXIX, Religionspsychologie - Samaritaner. Berlin/New York 1998, S. 744.
[9] Im Deutschen ist die Unterscheidung in Samarien (Gebiet) und Samaria (Stadt) möglich. In den meisten Sprachen bezeichnet allerdings der selbe Terminus beides, was die Unterscheidung oft schwierig macht. Vgl.: Egger, Rita: Josephus Flavius und die Samaritaner, 1986, S. 20-21.
[10] Born, A. van den/Baier, W.: Art. „Samaria“. In: Bibel-Lexikon. Hrsg.: Herbert Haag, Einsiedeln/Zürich, 1968, S. 1511.
[11] Nach Hayim Tadmor: Die Zeit des Ersten Tempels, die babylonische Gefangenschaft und die Restauration. In: Haim Hillel Ben-Sasson: Geschichte des jüdischen Volkes, Von den Anfängen bis zum 7. Jahrhundert. München, 1978, S. 171.
[12] Durch die Einsiedler aus Kuta bekamen die Samarier den Namen Kutäer (Chuthäer) oder Kûtîm. (Vgl.: Ben-Zvi, Jizhak: The origin of the Samaritans and their tribal divisions, 1933. In: Dexinger/Pummer: Die Samaritaner, 1992, S.187 und Kippenberg,: Garizim und Synagoge, 1971, S. 53)
[13] Kippenberg: Garizim und Synagoge, 1971, S. 36.
[14] Ebd. S. 37
[15] Ben-Sasson: Geschichte des jüdischen Volkes 1978, S. 172.
[16] Montgomery, James A.: The Samaritans. The earliest Jewish Sect. Their History, Theology and Literature. Philadelphia 1907 (Nachdruck: New York, 1968).
[17] Dexinger: Ursprung der Samaritaner im Spiegel der frühen Quellen, 1991, S. 69.
[18] Ebd. S. 82-83.
[19] Hebräischer Text des Tanach (Altes Testament der Bibel)
[20] Egger: Josephus Flavius und die Samaritaner, 1986, S. 179-193.
[21] Kippenberg: Garizim und Synagoge, 1971, S. 51.
[22] Segal, Moshe Z.: Die Heirat des Sohnes des Hohenpriesters mit der Tochter des Sanballat und der Bau des Heiligtums auf dem Garizim, 1953. In: F. Dexinger/R. Pummer: Die Samaritaner. Wege der Forschung, Bd. 604. Darmstadt 1992, S. 198-219.
[23] Kippenberg: Garizim und Synagoge, 1971, S. 47.
[24] Kippenberg: Garizim und Synagoge, 1971, S. 75.
[25] Ebd. S. 85-87.
[26] Magen, Yitzhak: Gerizim. In: The New Encyclopeadia of Archeological Excavations in the Holy Land, Bd.2. Hrsg.: Ephraim Stern. Jerusalem/London 1993.
[27] Kippenberg: Garizim und Synagoge, 1971, S. 87.
[28] Jaros, Karl/Deckert, Brigitte: Studien zur Sichem-Area. Orbis Biblicus et Orientalis 11a. Schweiz, Freiburg 1977, S. 17.
[29] Dexinger, Ferdinand: Art. „Samaritaner“. In: Theologische Realenzyklopädie, Band XXIX, Religionspsychologie - Samaritaner. Berlin/New York 1998, S. 753.
[30] Ebd. S. 753.
[31] Kippenberg: Garizim und Synagoge, 1971, S. 96-97.
[32] Ebd. S. 162-171.
- Citation du texte
- Patricia Weckauf (Auteur), 2004, Die Geschichte der Samaritaner und ihr heiliger Berg Garizim in Quellen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30955
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