In dieser Arbeit erfolgt die Darstellung, Analyse und Bewertung der Chinapolitik der DDR-Führung in den 1980er-Jahren mit dem Ziel, die Geschichte der diplomatischen Beziehungen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Volksrepublik China vor dem Hintergrund der Epoche des Kalten Krieges zu dokumentieren.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
I Einführung
1 Zum Stand der Forschung
2 Deutsche und chinesische Quellen
3 Die Beziehungen zwischen der DDR und der VR China von 1949 bis 1979
II Die Chinapolitik der DDR in den 1980er-Jahren
1 Die Außen- und Chinapolitik der DDR und die entscheidenden Elemente
1.1 Eine Übersicht der Außenpolitik der DDR und ihre Ziele
1.2 Das Verhältnis zwischen der Außenpolitik und der Chinapolitik der DDR
1.3 Die Chinapolitik der DDR, ihre Ziele und Schwerpunkte
1.4 Die wesentlichen Elemente der Chinapolitik der DDR
1.4.1 Die Sowjetunion
1.4.2 Die USA
1.4.3 Die Bundesrepublik Deutschland
1.4.4 Die Entwicklung der VR China seit dem Ende der 1970er-Jahre
1.4.5 Die innenpolitische Situation in der DDR
1.5 Die Organe und Entscheidungsverfahren der Außenpolitik
2 Die politische Beziehung zwischen der DDR und der VR China
2.1 Wiederannäherung und Normalisierung und die erste Phase bis 1986
2.2 Staatsbesuch von Erich Honecker in der VR China im Jahr 1986
2.3 Die Entwicklung bis 1989 und das Ende der diplomatischen Beziehungen ..
2.4 DDR und Taiwan
3 Die ökonomische Beziehung zwischen der DDR und der VR China
3.1 Die Entwicklung des Außenhandels seit 1980
3.2 Abkommen über die langfristige Zusammenarbeit von 1986 bis 1990
4 Die kulturelle und wissenschaftliche Beziehung zwischen der DDR und der VR China
4.1 Aufgabe und Bedeutung des Kulturaustauschs
4.2 Die Entwicklung des Kulturaustauschs seit 1980
5 Zusammenfassung und Fazit
6 Gedrcuckte Quellen und Literaturverzeichnis .
7 Ungedruckte Archivquellen..
8 Erklärung.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Das Bruttosozialprodukt, das Bruttoinlandsprodukt und der Außenhandelsumsatz der Sowjetunion von 1970 bis 1979
Abbildung 2: Das Bruttosozialprodukt, das Bruttoinlandsprodukt und der Außenhandelsumsatz der Sowjetunion von 1980 bis 1989
Abbildung 3: Wirtschafts- und Sozialindikatoren I der Sowjetunion und ausgewählter Industriestaaten
Abbildung 4: Wirtschafts- und Sozialindikatoren II der Sowjetunion und ausgewählter Industriestaaten
Abbildung 5: Vergleich der statistischen Wirtschaftsdaten in den USA und der UdSSR im Jahr 1987
Abbildung 6: Importe und Exporte der DDR mit der VR China im Jahr 1983
Abbildung 7: Schwerpunkte der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit zwischen der DDR und der VR China von 1986 bis 1990
I Einführung
1 Zum Stand der Forschung
Die wissenschaftliche Forschungsarbeit zur Beziehung zwischen der Deutschen Demo- kratischen Republik (DDR) und der Volksrepublik China (VR China) betrifft ein spezi- elles Teilgebiet der Forschung zu den deutsch-chinesischen Beziehungen. Die Anfänge der modernen allgemeinen deutsch-chinesischen Beziehungen gehen bis auf das Jahr 1897 zurück und erstrecken sich mit einer Fülle von historischen Ereignissen bis in die Gegenwart. Bei dieser Beziehung handelt es sich um die Begegnung von zwei Ländern mit sehr unterschiedlichen Kulturkreisen, wodurch die grundlegende Forschungsfrage entsteht, warum und wie die beiden derart verschiedenen Länder überhaupt eine Zu- sammenarbeit suchten. Diese Beziehungen und ihre damit verbundenen Verflechtungen und Entwicklungen haben die Geschichte von beiden Ländern, insbesondere die von China vor 1949, stark beeinflusst. Noch in den 1990er-Jahren wurden in der wissen- schaftlichen Betrachtung die Beziehungen zwischen der DDR und der VR China als ein „ Teilaspekt der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der VR China oder im Rahmen der chinesisch-sowjetischen Beziehung behandelt “.1 Sowohl im deutschen als auch im chinesischen Sprachraum liegen nur wenige akademische Studien und Schriften zum Verhältnis der DDR und der VR China vor; in Deutschland gelten die Monographie von Harald Möller, DDR und VRCH in den 50er Jahren, 2 und die Studie Die Kulturbeziehungen zwischen der DDR und der VR China 1949-1990, Kultu- relle Diversitä t und politische Positionierung von Martina Wobst3 bisher als einzige wissenschaftliche Arbeiten, die sich auf die Beziehung zwischen der DDR und der VR China konzentriert und diese bilaterale Beziehung nachgezeichnet und dargestellt haben. Mechthild Leutner, Werner Meißner und weitere Forscher legten über den Zeitraum von 1897 bis 1995 ausgewählte Quellensammlungen in sechs Bänden - „ Deutsch- chinesische Beziehungen “4 - vor.
Es lassen sich tatsächlich zwei Hauptlinien in den bilateralen Kontakten zwischen der DDR und der VR China feststellen und nachweisen. Die eine Hauptlinie erfüllte den ausschließlichen Zweck der propagandistischen Kommunikation; die andere Hauptlinie konzentrierte sich auf die Verfolgung und Durchsetzung von konkreten Interessen und Bedürfnissen in den unterschiedlichsten (parteipolitischen) Bereichen. Als Adressat der propagandistischen Linie, wie sie sich in den öffentlichen Medien (Zeitungen, Zeit- schriften, Fernsehen und Rundfunk) und in den offiziellen Dokumenten spiegelte, fun- gierte die Zentrale der kommunistischen Bewegung in ‚Moskau‘, wobei sich die Kom- munikation in Gestalt einer stark standardisierten und sich in Wiederholungen erschöp- fenden ‚Parteisprache‘ vollzog. Im Gegensatz dazu verfolgte die realistische und an konkreten Fragestellungen interessierte Linie das Ziel, die Stabilität der Herrschaft der kommunistischen Partei, sowohl der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) in der DDR als auch der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) in der VR China, zu sichern und darüber hinaus die Stellung der DDR in der internationalen Staatengemein- schaft angesichts des Konkurrenzverhältnisses mit der BRD auf politischer Ebene zu erhöhen.
In dieser Arbeit erfolgt die Darstellung, Analyse und Bewertung der Chinapolitik der DDR-Führung in den 1980er-Jahren mit dem Ziel, die Geschichte der diplomatischen Beziehungen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Volksrepublik China vor dem Hintergrund der Epoche des Kalten Krieges zu dokumentieren. Der Kal- te Krieg umfasste die Blockkonfrontation, Bipolarität und Abschreckungsstrategie als wesentliche Merkmale im Rahmen des globalen Ost-West-Konfliktes. Alle Länder stell- ten sich aus machtpolitischen, geopolitischen und ideologischen Gründen und Motiven entweder auf die Seite der ‚Supermacht‘ Vereinigte Staaten von Amerika (USA) und ihren jeweiligen Verbündeten und Allianzen oder auf die Seite der ‚Supermacht‘ Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) und den anderen sozialistischen Staaten. Diese Phase des Kalten Krieges kann in der Geschichte der beiden Länder, DDR und VR China, als eine Phase der gegenseitigen Wiederannäherung bezeichnet werden. Die- se Wiederannäherung der beiden Nationen wurde vor allem durch drei Ereignisstränge bestimmt: (1) die Konfrontation der ‚Supermächte‘ im Kalten Krieg, die Eskalation der weltpolitischen Lage und das massive Wettrüsten zwischen der UdSSR und den USA; (2) der Verfall und schließlich der Zusammenbruch der UdSSR in den 1980er-Jahren und (3) die besonderen politischen und ökonomischen Motive respektive staatlichen Interessen der beiden Länder. Ende der 1970er-Jahre begann in der internationalen Poli- tik eine neue Ära, die durch die militärische Invasion der UdSSR in Afghanistan, ein Land, das in dieser Zeit primär eine Politik der Annäherung an die osteuropäischen Staaten verfolgte, eingeleitet wurde. Dieser Krieg in Afghanistan stellte eine starke Ver- letzung der ideologischen sowjetischen Propaganda und der allgemeinen sozialistischen Bewegung dar; die chinesische Führung betrachtete daher die UdSSR als eine Form des Sozialimperialismus 5 ; diese militärische Intervention isolierte die Führung der Sowjet- union in der internationalen Weltgemeinschaft. Im Gegensatz zu dem Einmarsch der sowjetischen Armee als Antwort auf die reformistischen kommunistischen Bestrebun- gen des ‚Prager Frühlings‘ unter der Führung von Alexander Dub ek in die Tschecho- slowakei im August 1968 entwickelte sich diese militärische Intervention in Afghanis- tan zu einer großen politischen und ökonomischen Belastung für die UdSSR. Diese In- vasion im Dezember 1979 in Verbindung mit einem dauerhaften Kriegsgeschehen in Afghanistan, das erst durch den Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan im Jahr 1989 ein Ende fand, spielte eine wichtige Rolle im nachfolgenden Zusammenbruch der UdSSR.
Das andere wichtige weltpolitische Ereignis betraf im Rahmen der iranischen ‚Islamischen Revolution‘ die gewaltsame Besetzung der US-amerikanischen Botschaft und die damit verbundene Geiselnahme von US-Diplomaten in Teheran im November 1979. Durch dieses Ereignis wurden die sicherheitspolitischen Interessen der USA im Nahen Osten schwer bedroht und die Lage dort eskalierte.
Im Februar 1979 marschierten chinesische Truppen nach einem jahrelangen Grenzstreit und insbesondere nach dem Abschluss eines Freundschaftsvertrages zwischen der Sow- jetunion und Vietnam, wodurch Vietnam zu einem wichtigen politischen und militäri- schen Partner der Sowjetunion in Südostasien aufstieg, in den Norden Vietnams, um im Rahmen eines sogenannten ‚Erziehungsfeldzuges‘ oder einer ‚Strafexpedition‘ der Sow- jetunion zu demonstrieren, dass ihre Politik gegen die chinesischen Interessen gerichtet sei. Obwohl die Sowjetunion zahlreiche Truppen entlang der Grenzen zu China und der Mongolei mobilisierte, verzichtete die Sowjetunion auf militärische Aktionen auf dem chinesischen Territorium.
Ab Januar 1979 wurde unter der Führung des US-amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter die volle diplomatische Beziehung zwischen der VR China und den USA herge- stellt; seitdem entwickelte sich die Beziehung beider Länder - trotz des im April 1979 vom amerikanischen Kongress verabschiedeten Gesetzes, dem ‚Taiwan Relations Act‘, in dem die US-amerikanische Administration zu einer Unterstützung Taiwans verpflich- tet worden ist - immer besser. Die chinesische Führung betrachtete dieses Gesetz bis in die Gegenwart hinein als eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas.
Eine sehr wichtige Entwicklung in der VR China seit 1978 besteht in der Einführung und Umsetzung der Reform- und Öffnungspolitik (᭩䶙ᔰ᭮). Unter dem starken Ein- fluss der sogenannten ‚Zweiten Führungsgeneration‘ der Kommunistischen Partei Chi- nas (KPCh), vornehmlich vertreten durch Deng Xiaoping (1904-1997), veränderte sich die chinesische Innen- und Außenpolitik entscheidend. Der Schwerpunkt der chinesi- schen Reform- und Öffnungspolitik konzentrierte sich insbesondere auf die Modernisie- rung und den Ausbau der chinesischen Volkswirtschaft in Verbindung mit einer politi- schen Öffnung zu den westlichen kapitalistischen Industriestaaten. Die grundsätzlichen ideologisch-politischen Differenzen zwischen dem Sozialismus und dem Kapitalismus sollten aufgelöst und durch pragmatische Gesichtspunkte ersetzt werden.
Aufgrund der neuen internationalen Weltlage entwickelte die Führung der DDR seit Ende der 1970er-Jahre eine neue Chinapolitik. Die Inhalte der Chinapolitik der DDR- Führung wird als ein Bestandteil der Außenpolitik der DDR in der vorliegenden Arbeit einer Analyse und Bewertung unterzogen. Die wesentlichen Bausteine dieser ostdeut- schen Chinapolitik, insbesondere die ideologischen, nationalen, internationalen, öko- nomischen sowie sowjetischen und chinesischen Implikationen, und die historischen Folgen der politischen Entscheidungen werden in der vorliegenden Arbeit mit zahlrei- chen Dokumenten, akademischen Werken und einzelnen Artikeln aus Deutschland und China analysiert und diskutiert.
Die chinesische Führung versucht, durch ihre internationale Entwicklungshilfepolitik in Afrika und Südamerika politische Unterstützung zu erhalten, wie damals die Politik von der UdSSR und der DDR. Diese Politik und ihre Nachwirkungen wird allerdings in dieser Arbeit nicht thematisiert.
2 Deutsche und chinesische Quellen
Zu den deutschen Hauptquellen zur Chinapolitik der Deutschen Demokratischen Re- publik und zu den bilateralen Beziehungen zwischen beiden Ländern zählen die offiziell veröffentlichten Dokumente aus der Publikationsreihe „ Dokumente zur Au ß enpolitik der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik “. Diese Publikationen erstrecken sich im chronologischen Verlauf auf insgesamt 33 Bände, beginnend mit Band I aus dem Jahr 1954 bis Band XXXIII/2 aus dem Jahr 1988. Alle Bände wurden vom Deut- schen Institut für Zeitgeschichte in Berlin (von 1954 bis 1963) und vom Institut für In- ternationale Beziehungen an der Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften der DDR in Potsdam (von 1964 bis 1988) herausgegeben. Neben diesen zugänglichen Do- kumenten und Akten werden weitere wichtige Quellen aus der Stiftung Archiv der Par- teien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMO) in Berlin heran- gezogen; dieses Quellenmaterial wird in dieser Arbeit als „ SAPMO-BArch “ zitiert. In diesen umfangreichen Dokumenten stehen zahlreiche Protokolle der Sitzungen des Po- litbüros und des Sekretariats des Zentralkomitees der SED aus den Jahren von 1950 bis 1989 über beispielsweise internationale Lageeinschätzungen, getroffene politische Ent- scheidungen und über die Entwicklung der diplomatischen Beziehungen zwischen der DDR und der VR China, zudem die Gesprächsprotokolle der DDR-Botschaft in Beijing und ihre jeweiligen Berichte über die politische und wirtschaftliche Entwicklung Chinas und vieles mehr als Forschungsquellen zur Verfügung.
Nach der deutschen Wiedervereinigung durch den Beitritt der DDR an die Bundesre- publik Deutschland (BRD) im Oktober 1990 wurden alle Dokumente aus dem ehemali- gen Zentralen Staatsarchiv, Dienststelle Potsdam, in das Bundesarchiv integriert, in dem die Akten von den ehemaligen Fachministerien, wie Ministerium für Auswärtige Ange- legenheiten, Ministerium für Außenhandel und Ministerium für Staatssicherheit, liegen.
Aufgrund des Archivgesetzes besteht eine generelle Schutzfrist von 30 Jahren6 für alle derartigen Akten und Unterlagen, weshalb bisher lediglich formale Beschlüsse, die frü- her durch das Politbüro der DDR zur Veröffentlichung genehmigt worden sind, zugäng- lich sind.
Eine wichtige Quelle zur Hintergrundforschung über die Chinapolitik der DDR in den 1980er-Jahren stellen die Dokumente des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland dar. Die Dokumente werden als Akten zur Auswä rtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland (1949-1953 und 1963-1976) 7 vom Institut für Zeitgeschichte im Auftrag des Auswärtigen Amtes seit 1997 herausgegeben. Diese Publikationsreihe wird jährlich durch neue Jahrgänge fortgesetzt. Für die vorliegende Arbeit werden die Bände von 1970 bis 1983 herangezogen und verwendet.
Die von Mechthild Leutner zweimal jährlich herausgegebene Zeitschrift Berliner Chi- na-Hefte sowie die monographische Reihe Berliner China-Studien, ebenfalls von Mechthild Leutner betreut und herausgegeben, sind wichtige wissenschaftliche Bezugs- quellen nicht nur für den Fachbereich der Sinologie, sondern auch für die Forschung zu den diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und China. Diese Quellen werden ebenfalls als wesentliche Forschungs- und Studienmaterialien in der vorliegenden Arbeit genutzt. Das Buch Au ß enpolitik in engen Grenzen: Die DDR im internationalen System von Hermann Wentker8 gilt als die erste wissenschaftliche Ge- samtdarstellung der Außenpolitik der DDR, die den gesamten Zeitverlauf von der Gründung bis zum Ende der DDR sowie alle thematischen Aspekte einschließlich der organisatorischen Strukturen umfasst; dieses Werk wurde als wichtige Ergänzung zu der eigenen Forschungsarbeit herangezogen, insbesondere für das Kapital über die DDR und die VR China in den 1980er-Jahren.
Neben dem Studium der offiziellen Dokumente wurden ebenso Monographien, Biogra- phien und Erinnerungen von beteiligten Personen ausgewertet wie zum Beispiel das Buch von Wjatscheslaw Kotschemassow9 mit dem Titel Meine letzte Mission: Fakten, Erinnerungen, Ü berlegungen; Wjatscheslaw Kotschemassow arbeitete von 1983 bis 1990 als sowjetischer Botschafter in der DDR.
In China existieren zu dem Thema der Beziehungen zwischen der DDR und der VR China bis 1990 lediglich Aufsätze in Zeitungen und Magazinen, wobei die propagandistischen Inhalte überwiegen. Die offiziellen chinesischen Forschungen zu den Beziehungen mit anderen sozialistischen Ländern in Europa und Asien sind bis heute nach wie vor ein vernachlässigtes Gebiet. Der chinesische Staat entwickelte insbesondere nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Staaten in Osteuropa und der Sowjetunion kein Forschungsinteresse mehr und handelte diesen Zeitraum unter dem Motto „Ebbe der internationalen kommunistischen Bewegung“10 ab.
Nach dem 7. Juli 1990 wurde die Beziehung zwischen der DDR und der VR China we- gen der Erklärung der 10. Volkskammer der DDR in der 11. Sitzung11 und im weiteren Verlauf durch die Vereinigung Deutschlands im Oktober 1990 abgebrochen; seit diesem Zeitpunkt gab es keine Publikation mehr über ein solches Thema in China. Erst im No- vember 2006 wurde ein Sammelband von Aufsätzen unter dem Titel A Century of Chi- na-German Relations 12 in Beijing veröffentlicht, das bislang als einziges chinesisches Werk zur Beziehung zwischen der VR China und Deutschland vorliegt. Die Autoren beschäftigen sich in diesem 400-seitigen Sammelband über 40 Seiten mit der Geschich- te der diplomatischen Beziehungen zwischen der VR China und der DDR von 1949 bis 1990. Dieses Buch gehört außerdem zu einer Reihe von populären akademischen Wer- ken unter dem Titel A Century History of Chinese Diplomatic Relations.
Als chinesische Quellen stehen vor allem die Akten von dem Politbüro des Zentralko- mitees der Kommunistischen Partei Chinas und die Dokumente des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der VR China zur Verfügung. Die Akten des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas sind bis heute nur in Auszügen öffentlich zugänglich, die sich vornehmlich auf einige formale Beschlüsse beziehen. Die Dokumente vom Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten bis 1965 sind erst nach einer offiziellen Mitteilung seit 2006 für die Öffentlichkeit freigegeben.13 Aus die- sem Grund sind die entsprechenden chinesischen Dokumente über die Beziehungen zwischen der DDR und der VR China in den 1980er-Jahren nicht zugänglich und ver- fügbar. Als Hauptquellen für die vorliegende Arbeit dienen erstens die veröffentlichten Quellensammlungen des Volksverlages (Ӫ≁ࠪ⡸⽮), des Chinesischen Dokumenten- Verlages (ѝഭẓṸࠪ⡸⽮) und des Zentral-Literatur-Verlages (ѝཞ᮷⥞ࠪ⡸⽮) über die Geschichte der VR China und der Kommunistischen Partei Chinas; zweitens die zahlreichen Artikel aus den Presseorganen der VR China von 1980 bis 1990 wie die ‚Volkszeitung‘ (Renmin Ribao, Ӫ≁ᰕᣕ) und weitere Broschüren über die Außenpoli- tik Chinas sowie die publizierten Erinnerungen von chinesischen Politikern.
Zur Dokumentation und Analyse des bilateralen Handels zwischen der DDR und der VR China in den 1980er-Jahren wurde primär das von der Staatlichen Zentralverwal- tung für Statistik herausgegebene Statistische Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Republik von Band 1979 bis Band 1990 verwendet. Auf der chinesischen Seite wurde der vom chinesischen Wirtschaftsverlag (ѝഭ㓿⍾ᒤ䢤⽮) herausgegebene Almanach der chinesischen Wirtschaft (ѝഭ㓿⍾ᒤ䢤, Almanac of China’s Economy) von Band 1981, der tatsächlich der erste Band dieses Almanachs darstellt, bis Band 1990 herange- zogen.
Die russischen Quellen über die russisch-chinesischen Beziehungen und zur Innenper- spektive der UdSSR wurden in Gestalt der durch Verlage in China herausgegebenen Übersetzungen genutzt; darüber hinaus wurden auch Publikationen und Forschungser- gebnisse aus englischsprachigen Ländern als wichtige ergänzende Literaturquellen ver- wendet.
Die Recherche und Auswertung von englischsprachigen Dokumenten und Quellen, die Auskünfte geben über die Beziehungen zwischen der DDR und der VR China, der UdSSR und der VR China sowie die politische Entwicklung in der DDR und VR China im Jahr 1989 konzentrierte sich vor allem auf die weltweit größte digitale Dokumen- tensammlung des Projekts ‚Cold War International History Project‘ (CWIHP) (Wilson Center). Zahlreiche Dokumente der internationalen Politikgeschichte fanden noch keine Berücksichtigung und Resonanz in der Geschichtsforschung in der VR China wie zum Beispiel ‚Interkit, 1966-1987‘ oder ‚Sino-Soviet Split, 1960-1984‘.
3 Die Beziehungen zwischen der DDR und der VR China von 1949 bis 1979
Am 25. Oktober 1949 wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen der DDR und der VR China durch einen Telegrammaustausch der jeweiligen Außenminister Georg Dertinger und Zhou Enlai herbeigeführt, unmittelbar nach den Gründung der DDR und der VR China.14 Zhou Enlai war nicht nur der Außenminister, sondern auch der Premi- erminister der Volksrepublik China sowie der Stellvertretende Vorsitzende der Kom- munistischen Partei Chinas. Die Außenpolitik der chinesischen Regierung, nicht nur mit der DDR, sondern auch mit anderen Ländern, stand bis zu seinem Tod im Januar 1976 immer unter der Führung und Leitung von Zhou Enlai. Die auswärtigen Angelegenhei- ten der chinesischen Regierung wurden am Anfang von Zhou Enlai geführt und durch sein Engagement und seine Leistungen tief geprägt.
Obwohl die diplomatische Anerkennung der DDR durch die VR China eine große Be- deutung hatte, gestaltete sich die Beziehung zwischen den beiden Staaten von 1949 bis 1953 ohne einen intensiveren Austausch. Die Beziehung der beiden Länder nahm am Anfang lediglich eine allgemeine idealistische und solidarische Stellung als ‚sozialisti- sche Bruderstaaten‘ ein. „ Die Festigung der deutsch-chinesischen Freundschaft ist ein schwerer Schlag für den amerikanischen Imperialismus in seinem Bestreben, Deutsch- land zu spalten und das deutsche Volk zu versklaven und einen neuen Weltkrieg zu in- szenieren. “15 Mit Unterstützung der UdSSR versuchte die noch junge DDR, ein neues politisches, wirtschaftliches und gesellschaftliches System aufzubauen und die Herr- schaft der SED auf allen Ebenen zu stabilisieren. Der von der SED propagierte ‚Aufbau des Sozialismus‘ und die durchgeführte Sowjetisierung der Lebens- und Arbeitsbedin- gungen in der DDR fand unter anderem aufgrund der Probleme bei der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln zunehmend Widerstand bei der ‚werktätigen‘ Bevölke- rung. Im Juni 1953 brach in Ost-Berlin als Folge einer ‚Ernährungskrise‘ ein Volksauf- stand aus, der erst durch den Einsatz der sowjetischen Armee niedergeschlagen werden konnte.
Nach der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 durch Mao Zedong befand sich die chinesische Regierung in der letzten Phase des Bürgerkrieges zwischen der Kommunistischen Partei Chinas und der Chinesischen Nationalpartei (Guomindang; GMD), die sich schließlich auf die Insel Taiwan zurückziehen musste. Gleichzeitig wurde mit dem Wiederaufbau der Infrastruktur der Wirtschaft und der Landwirtschaft auf dem chinesischen Festland erfolgreich begonnen ˄ᐕ୶ъ᭩䙐઼൏ൠ䶙ભ˅. Der kommunistische Staat unter Mao Zedong formte die Staatsorgane und die Industrialisie- rung nach dem Vorbild der Sowjetunion.
Am 25. Juni 1950 überquerten nordkoreanische Truppen die Grenze nach Südkorea und nahmen bereits drei Tage später die südkoreanische Hauptstadt Seoul ein. Der Sicher- heitsrat der Vereinten Nationen (UN) verabschiedete nach dieser militärischen Invasion die ‚Resolution 85‘, wonach UN-Truppen unter der militärischen Führung der US- Amerikaner mit der Aufgabe ermächtigt wurden, die Invasion auf das Gebiet Südkoreas zurückzudrängen. Nach der UN-Offensive unterstützte die VR China Nordkorea, weil sie den Einsatz der UN-Truppen als Angriff auf Nordchina interpretierte. Im Rahmen einer Gegenoffensive im Frühjahr 1951 waren etwa 400.000 chinesische, 100.000 nord- koreanische und 200.000 UN-Soldaten beteiligt. Der Koreakrieg wurde am 27. Juli 1953 durch ein Waffenstillstandsabkommen zwischen den Vereinten Nationen (UNO) und Nordkorea beendet.
Als eine Folge des Koreakrieges wurde die VR China von den USA völkerrechtlich nicht anerkannt; die Versuche, mit den USA eine diplomatische Beziehung zu etablie- ren, wurden abgebrochen. Erst im Jahr 1979 - 26 Jahre nach dem Ende des Koreakrie- ges - wurde die diplomatische Beziehung zwischen der VR China und den USA wieder aufgenommen und hergestellt.
Eine weitere Folge des Koreakrieges ist die sogenannte Taiwan-Frage; die Vereinigung Chinas (Festland) mit Taiwan (Insel) wurde wegen des Krieges unerwartet abgebrochen; bis heute stellt die Taiwan-Frage eine wichtige Kernangelegenheit in der VR China dar. Die chinesische Regierung entwickelte vor dem Hintergrund dieses Konfliktes mit der Insel Taiwan ein wichtiges Prinzip ihrer Außenpolitik: die ‚Ein-China-Politik‘. Das Prinzip bedeutet, dass es auf der Welt nur ein einziges China, nämlich die VR China, gibt und die Provinz Taiwan gilt als ein untrennbarer Teil der VR China. Alle Staaten, die diplomatische Beziehungen zur VR China aufnehmen wollen, müssen dieses Prinzip und die Regierung der VR China als die einzige legitime Regierung Chinas anerkennen, ihre Beziehungen zu den Behörden in Taiwan müssen daher abgebrochen werden.16 Die Anerkennung der ‚Ein-China-Politik‘ erhielt China sowohl von der DDR-Regierung als auch von den anderen sozialistischen Ländern.
Da die Führungen der DDR und der VR China vor 1953 mit eigenen Schwierigkeiten und Problemen beschäftigt waren, waren sie miteinander kaum in Kontakt gekommen. Beide Länder drückten trotz dieses kontaktarmen Verhältnisses ihre gegenseitige Solidarität und Unterstützung in Form von ideologisch und propagandistisch geprägten Artikeln in Zeitungen und durch den Austausch von Briefen zwischen den Führungspersonen der beiden kommunistisch-sozialistischen Parteien.17
Aufgrund der großen geografischen Entfernung zwischen der DDR und China gestalte- ten sich die politischen Kontakte und ebenso der Warenaustausch schwierig. Enge per- sönliche Beziehungen zwischen Funktionären und Vertretern der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Kommunistischen Partei Chinas bestanden durch die Aufenthalte von Zhou Enlai, Zhu De und Deng Xiaoping in den 1920er-Jahren in
Berlin und anderen Städten Deutschlands mit deutschen Kommunisten wie Otto Braun ˄ᵾᗧ˅, Arthur Ewert, Richard Sorge, Manfred Stern und Ruth Werner (Ursula Kuczyski), die in den 1930er-Jahren die KP Chinas entweder als ‚Kundschafter‘ oder als ‚Militärberater‘ unterstützt hatten.18 Die offizielle Beziehung zwischen der DDR und der VR China seit 1949 kann auch als Fortsetzung der Kooperation in der Vergangenheit zwischen der KPD und der KP Chinas verstanden werden.
Im September 1953 wurden die diplomatischen Missionen der DDR und der VR China in Botschaften umgewandelt.19 Die diplomatischen Beziehungen entwickelten sich schnell und intensiv; 1954 besuchte Zhou Enlai die DDR und Otto Grotewohl war 1955 in Beijing. Am 25. Dezember 1955 wurde der Vertragüber Freundschaft und Zusam- menarbeit zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Volksrepublik China in Beijing abgeschlossen und von den beiden Ministerpräsidenten Otto Grote- wohl und Zhou Enlai unterzeichnet. Dieser Vertrag bildete eine wichtige und umfassen- de Grundlage für die weiteren Verträge über die Zusammenarbeit in verschiedenen Be- reichen in den 1950er-Jahren und die Verlängerung solcher Verträge in den 1980er- Jahren, die Taiwan-Frage und die Stellungnahme der DDR-Regierung zu der Anerken- nung der VR China als Mitglied in der Vollversammlung und im Sicherheitsrat der Ver- einten Nationen.20 Der 1955 geschlossene Vertrag sollte gemäß Artikel 7 bis zur Wie- dervereinigung Deutschlands 1990 und damit bis zum Erlöschen des Staates DDR auch als Subjekt des Völkerrechts Gültigkeit besitzen.
Die UdSSR hatte die beiden Länder, DDR und China, seit Langem massiv unterstützt, um zum einen in der DDR das neue politische und wirtschaftliche System ‚im Herzen Europas‘ aufzubauen und zum anderen in China den Sieg der KPCh über die Nationalis- ten der Guomindang im Bürgerkrieg sicherzustellen, beim Verlauf und Ausgang des Koreakrieges militärische Hilfe zu leisten und den wirtschaftlichen Aufbau Chinas zu unterstützen. Die UdSSR beziehungsweise Moskau spielten deswegen eine sehr bedeu- tende Rolle in der Beziehung zwischen der DDR und der VR China. Der Führungsan- spruch der Sowjetunion unter Stalin wurde von den anderen sozialistischen Ländern anerkannt.
Während des XX. Parteitages der Kommunistische Partei der Sowjetunion (KPdSU) in Moskau im Februar 1956 hatte Nikita Chruschtschow, der Erste Sekretär der Partei, die Gelegenheit genutzt, den Personenkult des im März 1953 verstorbenen Stalin anzukla- gen und die Verbrechen des Stalinismus zu verurteilen; er forderte eine Neuausrichtung der sowjetischen Wirtschaftspolitik, die unter dem Begriff der ‚Entstalinisierung‘ in die Geschichte einging. Dieses Ereignis führte nicht nur zu einer Reihe von neuen politi- schen Entwicklungen in Osteuropa, sondern auch zum Bruch zwischen der VR China und der UdSSR, der bis Ende der 1970er-Jahre anhielt. Die Führung der DDR hatte Sympathien für Stalin und wollte die massive Kritik Chruschtschows gegen Stalin nicht unterstützen. Auch in China sprach sich die KPCh gegen ‚Reformen‘ aus und ging vielmehr davon aus, dass Chruschtschow und die KPdSU die internationalen kommu- nistischen Bewegungen in der Welt schwer beschädigten. Chruschtschow und die neue Politik der Kommunistischen Partei der Sowjetunion mit den westlichen kapitalistischen Staaten und insbesondere mit den Vereinigten Staaten von Amerika wurde von der KPCh als ‚Revisionismus‘ bezeichnet und verursachte heftige Debatten zwischen Bei- jing und Moskau. Der XX. Parteitag der KPdSU im Februar 1956 stellt deswegen ein Meilenstein nicht nur in der internationalen kommunistischen Bewegung, sondern auch in der Geschichte der Beziehung zwischen der VR China und der UdSSR und der Be- ziehung zwischen der DDR und der VR China dar. SED und KPCh vertraten dieselbe Position gegen die Politik der ‚Entstalinisierung‘ und gegen Chruschtschows ‚Aufwei- chung‘; beide Parteien verstanden die neue internationale Lage als eine massive Heraus- forderung der kommunistischen Bewegung und arbeiteten daher bis 1960 noch enger zusammen.
Sechs Monate nach dem XX. Parteitag der KPdSU in Moskau besuchte Walter Ulbricht und eine ZK-Delegation der SED am 8. September 1956 Beijing. Er sprach mit Mao Zedong ausführlich und umfassend über innenpolitische und internationale Fragen; in den folgenden drei Jahren gestaltete sich die Beziehung zwischen der DDR und der VR China immer enger, zumal die beiden Parteien in mehreren wichtigen ideologischen und innenpolitischen Fragen übereinstimmten: vor allem in ihrer ablehnenden Position ge- genüber dem Projekt der ‚Entstalinisierung‘ unter Chruschtschow, in der Zustimmung der SED zur ‚Hundert-Blumen-Bewegung‘ und später zur ‚Anti-Rechtsabweichler- Kampagne‘ sowie in der Unterstützung der ‚Volkskommunen‘ in China. Seit 1956 ver- suchte die VR China, ein eigenständiges kommunistisches Gesellschaftsmodell unabhängig von der UdSSR aufzubauen. Die Solidarität der DDR-Führung mit der Politik der Kommunistischen Partei Chinas erstreckte sich bis zu dem grausamen Ereignis am 4. Juni 1989 auf dem ‚Platz des Himmlischen Friedens‘ in Beijing.21
In den 1950er-Jahren entwickelte sich die diplomatische Beziehung zwischen der DDR und der VR China gut; die Beziehungen unter allen sozialistischen Ländern gestalteten sich freundlich und solidarisch; es gab damals kaum ideologische und diplomatische Auseinandersetzungen unter den sozialistischen Ländern, besonders mit der UdSSR. Diese positive Atmosphäre stand allerdings in starker Abhängigkeit von den jeweiligen Interessen der UdSSR. Wenn beispielsweise der Fall eintrat, dass irgendein sozialisti- sches Land Meinungsverschiedenheiten oder ideologische Auseinandersetzungen mit der Führung der UdSSR hatte, eröffnete sich die Gefahr, dass dieses Land die bisheri- gen guten außenpolitischen Beziehungen mit den anderen sozialistischen Ländern ver- liert. Die historische Entwicklung der Beziehung zwischen der DDR und der VR China in den folgenden Jahren bestätigt diese Einschätzung. Weil die DDR die politische und wirtschaftliche Unterstützung der UdSSR dringend brauchte, orientierte sich ihre Au- ßenpolitik beziehungsweise ihre Chinapolitik eng an den Vorgaben und Interessen aus Moskau.
Als sich die sowjetisch-chinesischen Beziehungen ab 1959 allmählich verschlechterten und ihren Höhepunkt schließlich in den blutigen Zwischenfällen im Umkreis des Grenz- flusses Ussuri an der sowjetisch-chinesischen Grenze von März bis September 1969 erreichte, nahm diese sowjetisch-chinesische Entwicklung einen direkten Einfluss auf die Beziehungen zwischen der DDR und der VR China. Während dieser Krisensituation bereiteten sich die Sowjetunion und die VR China auf einen größeren Krieg selbst mit der Androhung, Atomwaffen einzusetzen, vor; aufgrund der wachsenden Spannungen zwischen der UdSSR und der VR China hatte die chinesische Führung sogar Vorberei- tungen dafür getroffen, die Hauptstadt Beijing nach Wuhan zu verlagern, wenn die Rote Armee tatsächlich Nordchina angegriffen hätte. Diese Konfliktsituation im Kalten Krieg zwischen der UdSSR und der VR China führte dazu, dass sich die diplomatischen Be- ziehungen zwischen der DDR und der VR China stark verschlechterten und beinahe zu einem vollständigen Abbruch der Beziehungen geführt hätte.
Seit 1959 begannen die Debatten, Meinungsverschiedenheiten und ideologischen Konflikte zwischen Beijing und Moskau um die indisch-chinesischen Grenzkonflikte, die Nichtverbreitung von Nuklearwaffen, die Beziehung zu den westlichen Ländern generell und insbesondere die Beziehung zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Die UdSSR hatte im Juli 1960 alle Verträge mit China für den Auf- und Ausbau der chinesischen Industrie einseitig rückgängig gemacht und alle sowjetischen Fachleute, die sich in China aufhielten, zurückgerufen; diese Entscheidung hatte die wirtschaftliche Entwicklung in China schwer beschädigt, weil zahlreiche Auf- und Ausbauprojekte nunmehr unvollendet blieben und nicht abgeschlossen werden konnten.
Im Jahr 1963, nachdem das Politbüro der KPdSU einen offenen Brief gegen China her- ausgegeben hatte, eskalierten die sowjetisch-chinesischen Beziehungen. Vom 6. Sep- tember 1963 bis zur Absetzung Chruschtschows am 14. Oktober 1964 hatte die Kom- munistische Partei Chinas eine Reihe von Kommentaren22 veröffentlicht, um ihre Posi- tion darzustellen, und kritisierte darin heftig die sowjetische Politik der ‚Entstalinisierung‘ und die Entwicklung Jugoslawiens unter Tito als Führer der Bewe- gung der blockfreien Staaten. Seitdem sich eine Reihe von militärischen Konflikten an der Grenze zwischen der UdSSR und der VR China in Fernost, Ussuri und Xinjiang,23 ereignete, wurde in der Folge die Kooperation zwischen den beiden Ländern eingestellt. Die Führung der UdSSR hatte außerdem zahlreiche Truppen - bis zu einer Million Sol- daten - und Raketen - etwa ein Drittel des Arsenals der UdSSR - gegen China entlang den Grenzen zwischen der Sowjetunion und China und der Mongolei und China mobili- siert und eingesetzt.24 Diese Situation markierte eine Wende in der Beziehung zwischen der DDR und der VR China. Bereits auf dem VI. Parteitag der SED im Jahr 1963 wur- den die Auseinandersetzungen der beiden Parteien, SED und KPCh, offenbar und in den folgenden Jahren kritisierten sich beide Parteien gegenseitig heftig. Die Konfrontation verursachte schließlich eine Reihe von unfreundlichen und gewalttätigen Ereignissen in Berlin im Jahr 1967.25
Obwohl Walter Ulbricht nicht die Zielsetzung verfolgte, die Beziehung mit der VR China vollständig abzubrechen,26 befand sich die DDR-Führung in einer schwierigen Lage, insofern die DDR weiterhin die Unterstützung und den militärischen Schutz von der UdSSR benötigte; außerdem verfügte die UdSSR auf dem Territorium der DDR über ein Kontingent von sowjetischen Streitkräften.27 Die DDR befand sich strategisch und geografisch an der Front des Kalten Krieges, wodurch sich die Außenpolitik der DDR-Führung auf dem Spannungsfeld zwischen den Interessen der UdSSR und den eigenen Interessen als unabhängiger und von der Weltgemeinschaft anerkannter Staat bewegte.
Die chinesische Regierung wollte die Beziehungen mit der DDR trotz der bestehenden Spannungen zwischen der VR China und der UdSSR weiter fortsetzen und verbessern. Dieses Interesse nach Kooperation und Zusammenarbeit drückte sich unter anderem in der chinesischen Unterstützung des sogenannten Viermächte-Status und der Teilung der Stadt Berlin in Sektoren aus.28 Auf der chinesischen Seite bestand das Interesse, in der Taiwan-Frage die Unterstützung der internationalen Weltgemeinschaft, einschließlich der DDR, zu erhalten.
1966 begann die Kulturrevolution in China, die größte politische Bewegung Chinas seit ihrer Staatsgründung im Jahr 1949. Über die Gründe, Motive und Zielsetzungen der chinesischen Kulturrevolution bestehen bis heute zahlreiche kontroverse Positionen.29 Während der Kulturrevolution von 1966 bis 1976 wurden die diplomatischen Kontakte Chinas mit fast allen anderen Staaten der Welt abgebrochen. 1967 kehrten der chinesi- sche Botschafter Zhang Haifeng in der DDR und seine Kollegen in anderen Ländern nach Beijing zurück. Sie befolgten den Befehl aus Beijing, aktiv an der Kulturrevoluti- on innerhalb Chinas teilzunehmen. Von 1967 bis 1969 entsandte Beijing keinen Nach- folger für Zhang Haifeng in die Hauptstadt der DDR. Im Gegenzug hatten der Botschaf- ter und seine Kollegen aus der DDR in Beijing ebenfalls kaum Kontakte mit den Funk- tionären und Leitern in der chinesischen Regierung.30 Wegen des Kalten Krieges hatte China kaum Kontakt mit westlichen Staaten und wurde damals lediglich von einigen Staaten wie Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden anerkannt.31 Die diplo- matischen Beziehungen mit den sozialistischen Ländern wegen der Spannungen zwi- schen der VR China und der UdSSR hatten sich in diesen Jahren weiter verschlimmert.
Seit der Gründung der VR China im Jahr 1949 verfolgte und formulierte die chinesische Regierung eine vollständig neue Außenpolitik. Im „ Gemeinsamen Programm der Poli- tischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volks “, das in den ersten Jahren der VR China als provisorische Verfassung diente, wurden die wesentlichen Prinzipien der chi- nesischen Außenpolitik angeführt: „ Die Prinzipien der Au ß enpolitik der Volksrepublik China sind die Gewä hrleistung der nationalen Unabhä ngigkeit, der Freiheit sowie der territorialen Integritä t und der Souverä nitä t, die Unterstützung für dauerhaften Frieden auf der Welt und freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen allen Völkern der Welt sowie das Auftreten gegen die Aggressions- und Kriegspolitik des Imperialismus. “32 Solche politischen Prinzipien waren vor dem Hintergrund des Kalten Krieges schwierig durchzusetzen. Die VR China wurde zuerst von der Sowjetunion und danach von den anderen sozialistischen Staaten einschließlich der DDR anerkannt. Die vollen diploma- tischen Beziehungen mit den Ländern wurden schnell hergestellt. Die USA hatte inzwi- schen das Angebot Chinas, die diplomatischen Beziehungen mit den USA aufzunehmen, abgelehnt. Neben dem ideologischen Argument, dass nämlich die VR China ein kom- munistischer Staat sei, bestand ein wichtiger Grund für die US-amerikanische Ableh- nung der chinesischen Kooperationsofferte in der Erfahrung des Koreakriegs von 1951 bis 1953. Nach dem militärischen Konflikt zwischen der VR China und den USA war die Aufnahme von ‚normalen‘ diplomatischen Beziehungen zwischen diesen beiden Staaten unmöglich. Die VR China formulierte angesichts dieser Situation eine neue Au- ßenpolitik, die als eine „Eine-Seite-Politik“ bezeichnet wurde. Diese „Eine-Seite- Politik“ bedeutete, dass sich die chinesische Regierung nur noch um die diplomatischen Beziehungen und Kontakte mit sozialistischen Ländern kümmern sollte. Entsprechend dieser Politik verfügte die VR China über wenige Kontakte mit westlichen Industrielän- dern mit der Folge, dass China über die neuen internationalen Entwicklungen in Wirt- schaft, Technik und Wissenschaft nur geringe Kenntnisse besaß. Diese negativen Erfah- rungen stellen einen sehr wichtigen Grund für die Entscheidung der chinesischen Regie- rung seit dem Ende der 1970er-Jahre dar, die Reform- und Öffnungspolitik zur Moder- nisierung der chinesischen Wirtschaft zu entwickeln.
Eine andere damalige Herausforderung der Außenpolitik Chinas bestand in einer Reihe von politischen und militärischen Konflikten mit der UdSSR, besonders die militäri- schen Konflikte im Jahr 1969, in dessen Verlauf die Sowjetunion zahlreiche Truppen- verbände entlang den sowjetisch-chinesischen und mongolisch-chinesischen Grenzen eingesetzt und stationiert hatte. Dieser sowjetische militärische Aktionismus stellte eine große Bedrohung Nordchinas dar. Die Beziehungen der VR China mit den anderen so- zialistischen Ländern, auch mit der DDR, entwickelten sich angesichts dieser Ereignisse immer schlechter. Seit Anfang der 1970er-Jahre wurde die Politik der Sowjetunion in der chinesischen Propaganda als ‚Sozialimperialismus‘ bezeichnet.33 Dieses Schlagwort war ein wichtiges Signal, das seitdem sowohl die Sowjetunion als auch die USA betraf und umfasste. Der Kalte Krieg wurde als strategischer Kampf zwischen der Sowjetuni- on und den USA um die Vorherrschaft als einzige ‚Supermacht‘ in der Welt interpretiert, sodass die beiden Länder als eine große Bedrohung für den Weltfrieden eingestuft wur- den. Die Beziehungen zwischen der VR China und der UdSSR entwickelten sich vor diesem Hintergrund ‚eiskalt‘; zwischen den Führungen beider Länder bestand bis 1978 kaum Kontakt; offizielle Kontakte fanden lediglich im Rahmen von Bestattungszere- monien anlässlich von verstorbenen Staatschefs sowohl in der UdSSR als auch in der VR China statt. Diese Phase wurde als ‚Beerdigungsdiplomatie‘ bezeichnet.
Auf der Seite der Sowjetunion wurde die vielfältige politische und wirtschaftliche Un- terstützung Chinas in der Vergangenheit als Ausdruck der konstruktiven Zusammenar- beit der Sowjetunion mit den anderen sozialistischen respektive kommunistischen Län- dern vor allem in Osteuropa unter ihrer Führung und Kontrolle verstanden. Nach der Erklärung von Beijing, dass das Ziel der neuen chinesischen Außenpolitik in der Unab- hängigkeit und Selbstständigkeit des Landes bestand, konnten die bisherigen politischen Rahmenbedingungen zwischen der Sowjetunion und der VR China nicht mehr aufrecht- erhalten werden. Diese Erklärung ist nicht nur als ideologische Propaganda des Mar- xismus-Leninismus, wie in den anderen sozialistischen Ländern, zu verstehen, sondern sie weist darüber hinaus auf die teilweise kolonialen Wurzeln der chinesischen Ge- schichte in den vergangenen Jahrhunderten zurück. Wie die UdSSR in Osteuropa ver- suchte China in Südostasien ebenfalls eine dominierende Stellung als Führungsmacht zu gewinnen und zu festigen, sodass auch ein Konkurrenzverhältnis um eigene Interessen in Südostasien zwischen der UdSSR und der VR China, besonders in Vietnam, bestand, was schließlich im Februar 1979 zum sogenannten ‚Strafkrieg‘ oder ‚Erziehungsfeld- zug‘ durch den Einmarsch von chinesischen Truppen nach Nordvietnam führte. Die dramatische Entwicklung der Beziehung zwischen der UdSSR und der VR China in den 1970er-Jahren war jedoch nicht unerwartet.
Während der bestehenden Grenzkonflikte zwischen der UdSSR und der VR China hatte die US-amerikanische Regierung Moskau eine Mahnung zukommen lassen, wonach die USA gewillt sei, die VR China zu unterstützen, wenn die UdSSR einen Atomangriff gegen China durchführen werde. Diese Initiative war ein Versuch der USA, die Bezie- hung mit der VR China zu verbessern und gleichzeitig die Sowjetunion weiter zu isolie- ren. Diese offensive Haltung der US-Regierung veränderte die Einschätzung und Zu- sammenarbeit Beijings mit den USA, sodass eine Kooperation mit den USA jetzt für möglich gehalten wurde; unmittelbar nach dieser US-amerikanischen außenpolitischen Initiative begannen die geheimen Kontakte zwischen beiden Ländern.34
Ein offener Kontakt ereignete sich im Jahr 1971 beim Besuch der US-amerikanischen Tischtennis-Mannschaft in Beijing. Dieser Besuch wurde rückblickend als ‚Ping-Pong- Diplomatie‘ bezeichnet. Am 25. Oktober 1971 wurden die Rechte der VR China gemäß der Resolution 2758 der UN-Generalversammlung in den Vereinten Nationen wie- derhergestellt.35 Die VR China war nach dieser Resolution nunmehr nicht mehr von der internationalen Weltgemeinschaft isoliert, obgleich die Kulturrevolution bis 1976 an- dauerte.
Im Jahr 1972 besuchte der damalige US-amerikanische Präsident Richard Nixon Bei- jing. Auf der amerikanischen Seite suchte die Nixon-Regierung die Unterstützung von Beijing, um den dauerhaften Krieg in Vietnam zu beenden. Neben wirtschaftlichen Mo- tiven verfolgte der China-Besuch Nixons das Ziel, seine persönliche Popularität im ei- genen Land zu steigern.36 Obwohl die vollständigen diplomatischen Beziehungen zwi- schen beiden Staaten erst ab dem 1. Januar 1979 herbeigeführt und hergestellt wurden, markiert der Staatsbesuch Nixons einen historischen Meilenstein für die zukünftige Zu- sammenarbeit beider Länder. Nach dem Staatsbesuch veröffentlichten die beiden Regie- rungen am 28. Februar 1972 ein Joint Communiqu é of the United States of America and the People ‘ s Republic of China (Shanghai Communiqu é ) 37, ein Markstein der Normali- sierung der Beziehungen zwischen der VR China und den USA seit dem Ende des Ko- reakrieges. Seit diesem Zeitpunkt stellten alle westlichen Industrieländer volle diploma- tische Beziehungen mit der VR China her, unter anderem auch die Bundesrepublik Deutschland. Die Außenminister beider Länder, Ji Pengfei (လ呿伎) und Walter Scheel, unterzeichneten am 11. Oktober 1972 das Gemeinsame Communiqu é in Beijing.38 Ab 1972 unterhielt China diplomatische Beziehungen sowohl mit der DDR als auch mit der BRD. Der Kontakt und die Beziehung mit der BRD hatte für die VR China eine wichti- ge Bedeutung, weil sie die moderne Technik und die Industrieprodukte aus der BRD für ihren eigenen industriellen Ausbau und die Weiterentwicklung der chinesischen Wirt- schaft dringend benötigte.
1972 waren die BRD und die DDR Mitglieder der Vereinten Nationen (UN) geworden, seitdem wurden beide Staaten von der internationalen Gemeinschaft völkerrechtlich aufgenommen und anerkannt. Die politische Führung der DDR stand nun vor der Auf- gabe, der Weltgemeinschaft zu zeigen, welcher Teil Deutschlands ideologisch und wirt- schaftlich tatsächlich der ‚bessere‘ Staat sei. Die DDR war ein kleines Land mit nur einem einzigen Rohstoff: die Braunkohle. Sie existierte zwischen dem Machtbereich der UdSSR und der BRD als Vertreter der ‚Weststaaten‘. Diese geopolitische Ausgangspo- sition eröffnete der DDR relativ wenige Möglichkeiten, ihre eigenen Interessen während des Kalten Krieges zu verfolgen und durchzusetzen; sogar die Stabilisierung der Herr- schaft der SED stellte eine schwierige Aufgabe für die Führung der DDR dar, besonders in den 1980er-Jahren aufgrund der politischen Bewegungen in Polen und Russland. Eine intensive Beziehung mit der VR China wurde für die DDR angesichts der geopoli- tischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen daher immer wichtiger.
In der Außenpolitik Chinas spielte die DDR eine wichtige Rolle in ihrem Kampf gegen die UdSSR und in der Beziehung zwischen der VR China und der BRD.39 Am 12. Au- gust 1970 unterzeichneten der deutsche Bundeskanzler Willy Brandt, der deutsche Au- ßenminister Walter Scheel, der sowjetische Ministerpräsident Alexei Kossygin und der sowjetische Außenminister Andrej Gromyko in Moskau den ‚Moskauer Vertrag‘. Im Vertrag verzichtete die Sowjetunion offiziell auf die rechtliche Anerkennung der DDR durch Westdeutschland (BRD) als Vorbedingung für die Verbesserung der Beziehung und den Beginn der Gespräche. Es wurde festgehalten, dass die Oder-Neiße-Linie als Westgrenze zur VR Polen und die Grenze zwischen der DDR und der BRD als unver- letzbar gelten. Trotz der Lage Westberlins innerhalb des Territoriums der DDR hatte die UdSSR im Vertrag den Status quo der De-facto-Besetzung Westberlins schließlich an- erkannt. Während der Verhandlungen in Moskau über die Zukunft von beiden deut- schen Staaten hatten die Vertreter der BRD vielmals betont, dass eine künftige Ände- rung der gegenwärtigen Grenzen in einem friedlichen Europa nicht ausschloss, dass das ‚getrennte‘ deutsche Volk in freier Selbstbestimmung seine Einheit wiedererlangen kann. Die Deutschland-Frage war für die DDR - wie die Taiwan-Frage für die VR Chi- na - von zentraler Bedeutung.
Die chinesische Führung hatte die UdSSR wegen des ‚Moskauer Vertrages‘ heftig kriti- siert; die UdSSR wurde von Beijing als ‚Verräter‘ bezeichnet.40 Die chinesische Positi- on bestand darin, dass sich Deutschland unter einer sozialistisch-kommunistischen Füh- rung wiedervereinigen respektive eine Einheit des deutschen Volkes unter dem Dach der DDR angestrebt werden sollte. Die Führung Chinas versuchte außerdem, die DDR als einen wichtigen Partner in Europa gegen die ‚sozialimperialistischen‘ Interessen der UdSSR zu gewinnen. Nach der Auffassung der chinesischen Führung hatte die UdSSR zugunsten ihrer eigenen Interessen die Rechte der DDR aufgegeben. Es wurde zudem die Kritik angeführt, dass in diesem Vertrag Westdeutschland und Berlin unter dem Begriff Deutschland zusammengefasst wären, weshalb nach dieser Sprachregelung die DDR als ein souveräner Staat nach der Ansicht der UdSSR bereits in der BRD integriert sei. Trotz der seit Langem bestehenden engen Zusammenarbeit der DDR mit der Sow- jetunion wurden in dem ‚Moskauer Vertrag‘ die nationalen Interessen der DDR zuguns- ten der Interessen der UdSSR stark beschädigt. Die Frage, ob die Führung der DDR mit der Position Beijings einverstanden war und ihre Unzufriedenheit über die Inhalte die- ses Vertrages ebenfalls gegenüber Moskau äußerte, kann im Rückblick nicht eindeutig beantwortet werden. Die SED stellte sich offenbar immer noch auf die Seite der UdSSR. Nach dem Abschluss des ‚Moskauer Vertrages‘ im August 1970 zeichnete sich jedoch ein Wendepunkt in der Entwicklung der Chinapolitik der DDR ab, indem die Führung der DDR erneut versuchte, die Beziehungen zwischen der DDR und der VR China zu intensivieren und zu verbessern. Bei der politisch offenen Frage der zukünftigen Wie- dervereinigung Deutschlands unterstützte die VR China immer die DDR, auch später, als die SED das politische Ziel der Wiedervereinigung aufgegeben und den Status quo anerkannt hatte.41 Das Thema der Wiedervereinigung nahm für die chinesische Regie- rung seit der Gründung der VR China eine sehr bedeutende Stellung ein. Vor dem Staatsbesuch Deng Xiaopings in den USA im Jahr 1979 hatte die USA militärische Truppen in Taiwan eingesetzt. Die Inhalte und Bestimmungen des ‚Moskauer Vertra- ges‘ und die Sowjetunion selbst wurden von Beijing wegen Chinas eigener Interessen- lage in der Taiwan-Frage daher sehr stark kritisiert. Dass es in Europa zwei deutsche Staaten gebe, war nach der Auffassung Beijings nur ein politisches Ergebnis des Kalten Krieges und stellte somit einen ‚unnatürlichen‘ Zustand dar. Angesichts der neuen poli- tischen Entwicklungen in Europa nahm China später die offizielle Position ein, dass die beiden deutschen Staaten auf friedliche Weise und durch Verhandlungen das Ziel einer nationalen Wiedervereinigung selbst verwirklichen und lösen sollten.
Seit Anfang der 1970er-Jahre wurde die chinesische Außenpolitik wieder aktiver. Mao Zedong versuchte, das Dilemma wegen der Kulturrevolution zu lösen,42 obwohl sich China zu diesem Zeitpunkt noch von der Weltgemeinschaft isolierte und abkapselte. Im September 1970 sendete die chinesische Regierung nach drei Jahren der Vakanz einen neuen Botschafter, Song Zhiguang (ᆻѻݹ), nach Berlin. Im Oktober 1970 besuchte Song Zhiguang Otto Winzer, den damaligen Außenminister der DDR. Bei diesem ersten Gespräch äußerte Otto Winzer das Interesse der DDR-Regierung, mit China die Zu- sammenarbeit in den Bereichen der Wirtschaft, Technik und Wissenschaft herzustellen und weiter auszubauen. Er sprach die Überlegung aus, dass eine derartige Zusammenarbeit für die Verbesserung der politischen Atmosphäre vorteilhaft wäre.43 Seitdem wurde der Kontakt zwischen der DDR und der VR China kontinuierlich aufrechterhalten und gepflegt und nach der Normalisierung der Beziehungen zwischen der UdSSR und der VR China ab dem Jahr 1978 schließlich wieder weiter ausgebaut.
Die DDR-Führung war mit der damaligen Politik Moskaus in Bezug auf die BRD nicht einverstanden. Diese Unzufriedenheit spielte bei der Wiederannäherung später in den 1970er-Jahren eine wichtige Rolle. Bei der Unterzeichnung des ‚Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken‘ am 12. August 1970 hatte Walter Scheel, der Minister für auswärtige Angelegenheiten der BRD, an seinen russischen Kollegen Andrei Gromyko einen sehr kurzen, aber wichtigen Brief geschrieben:
„ [ … ] im Zusammenhang mit der heutigen Unterzeichnung des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken be ehrt sich die Regierung der Bundesrepublik Deutschland festzustellen, dass dieser Ver trag nicht im Widerspruch zu dem politischen Ziel der Bundesrepublik Deutschland steht, auf einen Zustand des Friedens in Europa hinzuwirken, in dem das deutsche Volk in freier Selbstbestimmung seine Einheit wiedererlangt.“44
Von der sowjetischen Seite hatte die BRD-Regierung keine negative Antwort oder gar eine Protestnote erhalten. Dieses ‚schweigsame‘ Verhalten schien damals zum Aus- druck zu bringen, dass in dem Fall, wenn die BRD in Zukunft auf friedliche Weise die DDR ‚wiedervereinigt‘ hätte, die Sowjetunion nichts dagegen unternehmen wollte, das heißt, sie würde die DDR im Ernstfall militärisch nicht verteidigen. Dieses sowjetische Zugeständnis wurde von Beijing als ‚Verkauf‘ gebrandmarkt. Beijing wollte diese pre- käre Lage, in der sich die DDR zu diesem Zeitpunkt befand, ausnutzen, während auf der Seite der DDR die Führung nach Möglichkeiten suchte, um mehr politische Unterstüt- zung zu erhalten. Auch wenn Beijing durch die Annäherung an die DDR das Ziel ver- folgt haben mag, das durch den ‚Moskauer Vertrag‘ angespannte Verhältnis zwischen der DDR und der UdSSR für ihre Interessen zu nutzen, erwies sich diese Strategie Bei- jings allerdings nicht als erfolgreich. Die Unterzeichnung des ‚Vertrages über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deut- schen Demokratischen Republik‘ (‚Grundlagenvertrag‘) am 21. Dezember 1972 führte zu einer Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden deutschen Staaten. Insbe- sondere im Artikel 6 des ‚Grundlagenvertrages‘ wurde festgehalten, dass sich die Ho- heitsgewalt auf das eigene Staatsgebiet beschränkt und dass beide deutschen Staaten gegenseitig die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit in inneren und äußeren Angele- genheiten respektieren.45
Der bilaterale Handel zwischen der DDR und der VR China wurde jedoch nicht auf- grund der politischen Kritik an dem ‚Moskauer Vertrag‘ oder der Folgen des ‚Grundla- genvertrages‘ abgebrochen, sondern setzte vielmehr bereits in den 1960er-Jahren ein. 1970 betrugen die Umsätze des bilateralen Handels 74.000.000 Rubel, was einem An- stieg von 24 Prozent im Vergleich zu den 1960er-Jahren entspricht. 1973 besuchte eine chinesische Delegation die Leipziger Messe; nach diesem Kontakt ging in der Propa- ganda der DDR-Medien die Kritik gegenüber der VR China stark zurück, sodass sich in der Folge die Beziehungen zwischen der DDR und der VR China allmählich verbesser- ten.
Die Art der Ausfuhrgüter der DDR hatte sich seit Anfang der 1970er-Jahre von zu- nächst Transportmaschinen zu dann vornehmlich optischen und elektronischen Instru- menten verändert. Aufgrund des Importdrucks aus den nicht-sozialistischen Ländern erwies sich eine Ausweitung des Handels mit China für die DDR als eine sinnvolle Möglichkeit des Exports, weshalb die Regierung der DDR das Ziel verfolgte, den Han- del mit der VR China weiter zu intensivieren und auszubauen. Bei dieser Form der Zu- sammenarbeit spielten die Lehren des Marxismus-Leninismus, der proletarische Inter- nationalismus und andere ideologische Überlegungen keine Rolle; hier ging es nur um ökonomische Interessen der DDR-Führung.
Nach dem Tod von Mao Zedong im September 1976 begann seit 1978 die Ära Deng Xiaopings in China, offiziell in dem 3. Plenum des 11. Parteitages der Kommunisti- schen Partei Chinas im Dezember 1978. Während der Parteisitzung hielt Deng Xiaoping eine Rede, die keine der aus Mao Zedongs Ära gewohnten Formeln und Losungen von Klassenkampf und Revolution mehr enthielten. In dieser Rede verurteilte Deng Xiao- ping die Kulturrevolution und forderte, dass die ökonomische Entwicklung des Landes die Hauptaufgabe für die Partei werden müsse.46 Im Februar 1978 hatte die Führung Chinas ebenfalls den Begriff ‚Vier Modernisierungen‘ als Entwicklungsplan angekün- digt.47
Seit der Ankündigung und Umsetzung des Reform- und Öffnungsprogramms spielen die ideologischen Prinzipien und Argumente eigentlich keine wesentliche Rolle mehr in den politischen Entscheidungsprozessen; die chinesische Regierung konzentriert sich auf die Entwicklung und Modernisierung Chinas, besonders im wirtschaftlichen Bereich, und betreibt eine realistische Außenpolitik mit allen Ländern aus praktischen Motiven. Aufgrund des neuen innen- und außenpolitischen sowie ökonomischen Umbruchs und der Entwicklung in China seit 1978, auch angesichts der neuen internationalen Lage und der Reformbewegungen in den europäischen sozialistischen Ländern formulierte die Führung der DDR eine neue Chinapolitik. In den folgenden Kapiteln wird die Chinapo- litik der DDR in den 1980er-Jahren auf der Grundlage von zahlreichen Akten, Doku- menten und einzelnen Artikeln in Zeitungen und Magazinen aus Deutschland und China vor dem Hintergrund des Kalten Krieges analysiert und diskutiert.
II Die Chinapolitik der DDR in den 1980er-Jahren
1 Die Außen- und Chinapolitik der DDR und die entscheidenden Elemente
Die Forschung zur Chinapolitik der DDR gehört in den Bereich der Forschung zur Außenpolitik der DDR. In diesem Kapital werden deshalb vor allem die Außenpolitik der DDR, ihre Interessen und Zielsetzungen, wesentlichen Elemente und Entscheidungsverfahren in den 1980er-Jahren dargestellt sowie der internationale politische Hintergrund, besonders die Entwicklung des Kalten Krieges in diesem Zeitraum besprochen. Diese breit angelegte Thematisierung der Außenpolitik der DDR schafft eine sichere Grundlage für die Einordnung der Ereignisse und Entscheidungen und ermöglicht eine wichtige Horizonterweiterung für die Forschung zur Chinapolitik der DDR.
Die speziellen chinesisch-russischen und chinesisch-amerikanischen Beziehungen stellten sehr bedeutende Elemente und Faktoren in der Entwicklung der diplomatischen Beziehungen zwischen der DDR und der VR China dar und übten auf die Chinapolitik der DDR einen starken Einfluss aus. Die Beziehungen der DDR zu der UdSSR, den USA und der VR China werden daher in den folgenden Kapiteln diskutiert, um über die Darstellung der jeweiligen Verflechtungen einen Überblick über die entscheidenden Elemente der Außen- und Chinapolitik der DDR zu gewinnen.
1.1 Eine Übersicht der Außenpolitik der DDR und ihre Ziele
Die Fragestellung, ob die DDR tatsächlich eine EIGENSTÄNDIGE Außenpolitik führte und eine UNABHÄNGIGE Diplomatie treiben konnte, wird anhand von verschiedenen Aspekten bereits seit längerer Zeit debattiert.48 Manche Forschungsansätze vertreten die Auffassung, dass die DDR durch seine eigene Verfassung und die völkerrechtliche An- erkennung als autonomer Staat vornehmlich durch die sozialistische Staatengemein- schaft ihre eigene Außenpolitik entwickelte und praktizierte und über die jeweiligen Inhalte und Zielsetzungen selbst entscheiden konnte. Andere Forschungen bewerten die Situation anders und argumentieren, dass die DDR, obwohl sie auf eine eigene Verfas- sung zurückgreifen konnte und mit einem eigenen Ministerium für Auswärtige Angele- genheiten (MfAA) nach außen auftrat, durch die Stationierung von sowjetrussischen Streitkräften mit Abschussrampen für Raketen und Kernwaffen auf ihrem Territorium nicht über eine unabhängige Entscheidungskompetenz verfügte, sondern im Gegenteil in einem abhängigen Verhältnis zur KPdSU stand und daher ihre außenpolitischen Ent- scheidungen mit der Regierung der UdSSR abstimmen musste.49 Wegen des Kalten Krieges und der besonderen geografischen Lage der DDR benötigte Berlin immer die politische Unterstützung und den militärischen Schutz der UdSSR; über den Wahrheits- gehalt dieser Aussage besteht in der gegenwärtigen Forschung kein Zweifel.50 Für die UdSSR, die daran interessiert war, ihre dominierende Machtstellung in Osteuro- pa (‚Satellitenstaaten‘) im Kalten Krieg zu behalten, bedeutete die DDR ein wichtiger geopolitischer Bestandteil im Rahmen ihrer Strategie des ‚Klassenkrieges‘. Die militäri- sche Präsenz und Stationierung der russischen Armee auf dem Territorium der DDR dauerte tatsächlich länger als die Existenz der DDR selbst; erst im Jahr 1994 zogen sich die russischen Streitkräfte gemäß des 1990 geschlossenen ‚Vertrages über die abschlie- ßende Regelung in Bezug auf Deutschland (Der Zwei-plus-Vier-Vertrag)‘ nach Russ- land zurück. Die UdSSR spielte sicher eine wichtige Rolle in der Geschichte der DDR, sogar nach ihrer ‚Auflösung‘, deshalb müssen die Forschungen zur DDR und ihrer Au- ßenpolitik das russische Element stets in ihren Überlegungen berücksichtigen. Obwohl Moskau in der Steuerung und Ausführung der Regierungsgeschäfte der DDR- Führung sehr wichtig und mächtig geworden war, schloss diese strategische und ideolo- gische Abhängigkeit jedoch keineswegs aus, dass Berlin alle Anordnungen und Richtli- nien aus Moskau unbedingt und uneingeschränkt zu befolgen hatte. Die Beziehungen zwischen der DDR und der UdSSR waren nicht nur für die DDR bedeutend, sondern ebenso für die UdSSR. Seitdem Leonid Breschnew 1964 an die Macht kam, verschlech- terte sich die wirtschaftliche Situation in der UdSSR allmählich. Die in der UdSSR her- gestellten Geräte und Maschinen besaßen eine sehr schlechte Qualität und konnten selbst bei einer Halbierung der Preise nicht exportiert werden. Die Produktivität der Leichtindustrie für die Herstellung der Güter des täglichen Bedarfs nahm rapide ab.51 Die Außenwirtschaft der UdSSR war gezwungen, die notwendigen Waren und Maschinen aus der DDR zu importieren oder über die DDR auf westlichen Märkten einzukaufen. Die UdSSR war in solchen Bereichen tatsächlich von der DDR abhängig, weshalb die DDR in den 1970er-Jahren für die UdSSR die Stellung eines bedeutenden und unverzichtbaren Handelspartners einnahm.
Spätestens seit der Aufnahme der DDR und der BRD als Mitglieder der Vereinten Nati- onen im Jahr 1972 und der jeweiligen diplomatischen Anerkennung als unabhängige Staaten kann davon ausgegangen werden, dass die DDR sicher ihre eigenen außenpoli- tischen Interessen und Ziele verfolgte, obwohl die Regierung der UdSSR die Inhalte der Außenpolitik der DDR manchmal stark beeinflusste, besonders in Bezug auf die Chi- napolitik der DDR-Führung. Insbesondere aufgrund der neuen Rahmenbedingungen der internationalen Politik und des einsetzenden Niedergangs der Wirtschaft der UdSSR seit Anfang der 1970er-Jahre entwickelte sich die innenpolitische Situation der UdSSR ne- gativ. Die DDR nahm in der Beziehung zwischen der DDR und der UdSSR daher im- mer eine wichtige Stellung ein, wodurch sich ihr relativ mehr Möglichkeiten eröffneten, ihre eigenen nationalen Interessen in Gestalt einer eigenen Außenpolitik zu verfolgen und auszuweiten; dieser ‚Spielraum‘ für eigenständige Entscheidungen galt sicherlich auch für die Chinapolitik der DDR. Die ‚selbstbewusste‘ Außendarstellung der DDR sollte später ein wichtiges Element in der Beziehung zwischen der DDR und der VR China in den 1980er-Jahren werden.
Neben diesen allgemeinen Merkmalen, wodurch sich die DDR auszeichnete und insbe- sondere ihre ‚privilegierte‘ und ‚selbstbewusste‘ Stellung gegenüber der Sowjetunion bestimmte, bestehen weitere Gründe, die darauf hinweisen, dass die DDR im Verlauf ihrer Geschichte tatsächlich eine eigenständige Außenpolitik betrieb, beispielsweise der Umstand, dass die DDR kein slawisches Land war, dass die DDR als atheistischer Staat weder in kultureller Hinsicht oder aus religiösen Traditionen oder Rücksichten von der Sowjetunion (russisch-orthodox) stark beeinflusst war, weshalb die DDR anders als andere osteuropäische Staaten nicht in den Staatenbund der sowjetischen Republiken eingegliedert wurde und somit an seiner Unabhängigkeit festhalten konnte.
Aus staatstheoretischer und verfassungsrechtlicher Perspektive bestand die Grundlage des Handelns der Führung der DDR und speziell der Ausgestaltung ihrer Außenpolitik in der Entsprechung zur Ideologie des Marxismus-Leninismus. Das nationale Selbstver- ständnis der DDR drückte sich in der revidierten und aktualisierten DDR-Verfassung vom Oktober 1974 eindeutig aus als ‚sozialistischer Staat‘ unter der Führung der ‚mar- xistisch-leninistischen Partei‘ (SED): „ Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern. Sie ist die politische Organisation der Werktä tigen in Stadt und Land unter der Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxis- tisch-leninistischen Partei. “52
Die fünf Prinzipien der Außenpolitik der DDR wurden sehr deutlich in dem Artikel 6 der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik angeführt: „ Artikel 6
1 Die Deutsche Demokratische Republik hat getreu den Interessen des Volkes und den internationalen Verpflichtungen auf ihrem Gebiet den deutschen Militarismus und Nazismus ausgerottet. Sie betreibt eine dem Sozialismus und dem Frieden, der Völkerver stä ndigung und der Sicherheit dienenden Au ß enpolitik.
2 Die Deutsche Demokratische Republik ist für immer und unwiderruflich mit der Uni on der Sozialistischen Sowjetrepubliken verbündet. Das enge und brüderliche Bündnis mit ihr garantiert dem Volk der Deutschen Demokratischen Republik das weitere Vo ranschreiten auf dem Weg in den Sozialismus und des Friedens.
Die Deutsche Demokratische Republik ist untrennbarer Bestandteil der sozialistischen Staatengemeinschaft. Sie trä gt getreu den Prinzipien des sozialistischen Internationa- lismus zu ihrer Stä rkung bei, pflegt und entwickelt die Freundschaft, die allseitige Zu- sammenarbeit und den gegenseitigen Bestand mit allen Staaten der sozialistischen Ge- meinschaft.
3 Die Deutsche Demokratische Republik unterstützt die Staaten und Völker, die gegen den Imperialismus und sein Kolonialregime, für nationale Freiheit und Unabhä ngigkeit kä mpfen, in ihrem Ringen um gesellschaftlichen Fortschritt. Die Deutsche Demokrati- sche Republik tritt für die Verwirklichung der Prinzipien der friedlichen Koexistenz von Staaten unterschiedlicher Gesellschaftsordnungen ein und pflegt auf der Grundlage der Gleichberechtigung und gegenseitigen Achtung die Zusammenarbeit mit allen Staaten.
4 Die Deutsche Demokratische Republik setzt sich für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, für eine stabile Friedensordnung in der Welt und für allgemeine Abrüstung ein.
5 Militaristische und revanchistische Propaganda in jeder Form, Kriegshetze und Be- kundung von Glaubens-, Rassen- und Völkerha ß werden als Verbrechen geahndet. “53
Die angeführten verfassungsgemäßen Grundlagen und Ziele der DDR umfassen und vertreten ebenso die Prinzipien ihrer Außenpolitik. Die Ziele der Außenpolitik der DDR, offiziell und ideologisch, orientieren sich an den Lehren des Marxismus-Leninismus beziehungsweise an der Bewegung des proletarischen Internationalismus, beweist sich in der Unterstützung anderer sozialistischer Länder und in der Solidarität mit anderen sozialistischen Gesellschaften und strebt Frieden und friedliche Koexistenz zwischen Staaten mit unterschiedlicher Gesellschaftsordnung an.
Ein besonderes Merkmal der Verfassung der DDR zeigt sich im 2. Absatz des Artikels 6, in dem zum Ausdruck gebracht wird, dass die DDR und ihre Außenpolitik „ für immer und unwiderruflich mit der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken “ verknüpft sein sollen. Während in der Verfassung eines Landes normalerweise die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit des Landes betont wird, verbindet die DDR-Verfassung ihre Existenz mit der UdSSR. Die von der DDR-Führung selbst festgelegte verfassungsrechtliche Legitimation eines Abhängigkeitsverhältnisses mit einem anderen Land mutet in Anbe- tracht der nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem in Asien und Afrika einsetzenden na- tionalen Befreiungsbewegungen und von blutigen Befreiungskriegen gegen kolonialisti- sche Herrschaften und Besatzungsmächte seltsam an. Die Prinzipien Unabhängigkeit und Selbstständigkeit werden im Gegensatz dazu in der chinesischen Verfassung als die wichtigsten Merkmale der Souveränität des Landes genannt.54 Nach diesem Prinzip der nationalen Souveränität kam es für die chinesische Führung seit der Gründung der VR China im Jahr 1949 niemals in Betracht, sich der Vorherrschaft der Sowjetunion zu ver- pflichten, worauf die seit dem Tod Stalins bestehenden Spannungen zwischen beiden sozialistisch-kommunistischen Ländern zurückgeführt werden können.
[...]
1 Meißner, Werner, Die DDR und China 1945-1990: Politik - Wirtschaft - Kultur. Eine Quellensammlung ,Oldenbourg Akademieverlag (1. Dezember 1995), S. 11.
2 Vgl. Möller, Harald, DDR und VRCH in den 50er Jahren : (Arbeitspapier), Berlin, Brüsseler Str. 33 (1998/99).
3 Vgl. Wobst, Martina, Die Kulturbeziehungen zwischen der DDR und der VR China 1949-1990. Kulturelle Diversität und politische Positionierung, LIT; Auflage: 1., Aufl. (15. Juni 2004)
4 Vgl. Leutner (1997); Leutner (2006); Martin (2003); Leutner (1998); Leutner (1995); Meißner (1995), Eine Quellensammlung (Quellen Zur Geschichte der Deutsch-Chinesisch Beziehungen), Oldenbourg Akademieverlag
5 Seit dem Konflikt entlang der Grenze zwischen der Sowjetunion und der VR China im Jahr 1969 bezeichnete die chinesische Führung die UdSSR als ‚Sozialimperialismus‘. Der Begriff wurde erstmals als Schlagwort während des 20. Nationalfeiertags verwendet. Dieser Begriff zielte auf die Aussage ab, dass die Sowjetunion innenpolitisch eine faschistische Politik und außenpolitisch eine Aggressionspolitik betreibe. Seit dieser chinesischen Kritik an der sowjetischen Führung wurde die Beziehung zwischen der Sowjetunion und der VR China abgebrochen. Der Begriff des ‚Sozialimperialismus‘ wird seit der Reform- und Öffnungspolitik der VR China Ende der 1970er-Jahre nicht mehr gebraucht. Vgl. ‚Volkszeitung‘ (Renmin Ribao, Ӫ≁ᰕᣕ), Leitartikel vom 1. Januar 1970.
6 Vgl. Gesetz über die Sicherung und Nutzung von Archivgut des Bundes (Bundesarchivgesetz (BArchG)), 6. Januar 1988, zuletzt geändert durch § 13 Absatz 2 des Gesetzes vom 5. September 2005 (Bundesgesetzblatt, S. 2722): „§ 2a, (4) 1. Die in § 5 Abs. 1 Satz 1 genannte Schutzfrist von 30 Jahren findet auf die Bestände der Stiftung keine Anwendung. 2. Im Übrigen ist die Benutzung der Unterlagen der Stiftung unter Beachtung von § 5 Abs. 1 letzter Satz sowie der Absätze 2, 5 und 6 in dem Erlaß zu regeln.“ Quelle: Bundesministerium der Justiz.
7 Vgl. Institut für Zeitgeschichte (1994 ff.); Hans-Peter Schwarz (bis Jahrgang 1974), Horst Möller (ab Jahrgang 1975).
8 Vgl. Wentker, Hermann, Außenpolitik in engen Grenzen: Die DDR im internationalen System 1949- 1989. Veröffentlichungen zur SBZ-/DDR-Forschung im Institut für Zeitgeschichte, Oldenbourg Wissenschaftsverlag (1. September 2007).
9 Vgl. Kotschemassow, Vjaceslav, Meine letzte Mission, Fakten, Erinnerungen, Überlegungen, Dietz (1994).
10 Vgl. ᵾ⡡ॾ, վ▞ѝⲴཻ䘋˖ 㣿ьਈਾⲴц⭼⽮Պѫѹ, ⽮Պѫѹ⹄ウ, 2003 ᒤ 2 ᴸ; Li Aihua, Sozialismus nach dem Zusammenbruch von der UdSSR und Osteuropa, Forschung zum Sozialismus, Februar, 2003.
11 Vgl. Meißner (1995), S. 424-425, Dokument 213; Antrag aller Fraktionen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik zu einer gemeinsamen Erklärung über die Ereignisse vom 3. und 4. Juni 1989 in der Volksrepublik China.
12 Vgl. █⩚᰼, Ⲯᒤѝᗧޣ㌫, ц⭼⸕䇶ࠪ⡸⽮ˈेӜ, 2006, Pan Qichang: A Century of ChinaGerman Relations, World Affairs Press, Beijing, 2006
13 Seit dem 12. November 2008 sind die Dokumente vom Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten von 1956 bis 1965 öffentlich zugänglich, insgesamt 41.097 Akten mit über 366.551 Seiten; Quelle: Nach- richt am 9. Mai 2006, 12. November 2008 von der (staatlichen) Nachrichtenagentur Xinhua, Archive vom Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der VR China. Es gibt auch eine dreißigjährige Schutzfrist gemäß dem Gesetz für alle offiziellen Dokumente in der VR China, außer der Schutzfristregel gelten noch weitere wichtige Kriterien in dem Entscheidungsverfahren, ob und wie die Dokumente öffentlich zugänglich sein sollten. Nach einem Bericht vom China News Service (CNS) am 15. November 2008 wolle das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der VR China „in 3 Jahren die Archive bis 1978 gemäß dem Gesetz freigeben“. Dieser Plan wurde wegen der landesweiten Datensicherheitsprüfung aus- gesetzt. Siehe: ‚Wochenende im Süden Chinas, am 15. Juli 2009, Sturm im Geheimhaltungsamt der VR ᇶተ࡞㖅㿱仾᳤ 22 Ӫ㻛༴⨶).؍China, 22 wurden bestraft‘ (ѝഭ
14 Vgl. Meißner (1995), S. 68-69.
15 Meißner (1995), S. 70 (Anmerkung 1).
16 Nach dem ‚Consensus of 1992‘ (ҍҼޡ䇶) wird die ‚Ein-China-Politik‘ so erklärt, dass es nur ein China gäbe und sowohl das Festland-China als auch die Insel Taiwan ein Teil davon seien; siehe White Paper - The Taiwan Question and Reunification of China (1993) (ਠ⒮䰞仈оѝഭⲴ㔏а); White Paper
- The One-China Principle and the Taiwan Issue (2000) (ањѝഭⲴࡉоਠ⒮䰞仈), State Council Information Office of the People’s Republic of China (2000); Anti-Secession Law (adopted at the Third Session of the Tenth National People’s Congress on March 14) (2005).
17 Vgl. Meißner (1995), S. 69-71 (Anmerkung 1), Dokument 3; Über die Entstehung des neuen Deutschland; Huang Caoliang (1949), in: Xinhua Yuebao (ᯠॾᴸᣕ), S. 380-381; Meißner (1995), Dokument 4; Entwurf zum Aufruf der Nationalen Front, SAPMO-BArch, ZPA IV 2/20/116.
18 Vgl. Möller (1999); Kampen (1997), in: Jahrbuch für historische Kommunismusforschung, S. 88-104; Felber/Hübner (1988), in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, S. 148-172.
19 Vgl. Meißner (1995), S. 72-73 (Anmerkung 1).
20 Vgl. Meißner (1995), S. 82-83 (Anmerkung 1), Dokument 15; Gemeinsame Erklärung der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik und der Regierung der Volksrepublik China 1955.
21 Vgl. Meißner (1995), S. 397-398 (Anmerkung 1), Dokument 190; 9. Tagung der Volkskammer der DDR am 8. Juni 1989.
22 Neun Kommentare zur Kommunistischen Partei Chinas in der ‚Volkszeitung‘ (Renmin Ribao, Ӫ≁ᰕ ᣕ) und der ‚Roten Fahne‘ (Hong Qi, 㓒ᰇ) vom 6. September 1963 bis 14. Juli 1964.
23 Der größte Konflikt an der sowjetisch-chinesischen Grenze am Fluss Ussuri und auf der Insel Zhenbao Dao ereignete sich im Jahr 1969; zahlreiche sowjetische und chinesische Soldaten starben oder wurden verletzt. Gemäß dem Abkommen zwischen der sowjetischen und chinesischen Regierung aus dem Jahr 1991 (‚Sino-Russian Border Agreement‘) und dem Jahr 2005 (‚The Supplement to Sino-Russian East Border Agreement‘) gehört die Insel zu China. Im Sommer 1960 ereigneten sich bereits einige Konflikte an der Grenze zwischen Westchina, Xin Jiang und der Sowjetunion. Sowjetische Soldaten brachen dort über die Grenze ein, schlugen chinesische Bauern und vertrieben sie mit Gewalt. Dieses Ereignis war der erste Konflikt zwischen der UdSSR und der VR China; es war ein wichtiges Signal für eine Wende in den sowjetisch-chinesischen Beziehungen; siehe auch Ma Xusheng (2001).
24 Vgl. Deng Xiaoping (1995), S. 291-295; Gespräch des Vorsitzenden der Militärkommission beim ZK der KPCh, Deng Xiaoping, mit dem Generalsekretär der ZK der KPdSU, Michail Gorbatschow, am 16. Mai 1989.
25 Vgl. Meißner (1995), S. 133 (Anmerkung 1), Dokument 38; Erinnerungen des Genossen Wu Xiuquan; Geschichte der KPCh (1983), S. 186-187; Meißner (1995), S. 166, Dokument 54; China protestiert gegen die Anweisung der DDR-Behörden, Ausstellungskästen der Chinesischen Botschaft in Karlshorst zu entfernen; Xinhua News Agency, 18. Februar 1967, S. 168; Meißner (1995), Dokument 56; Zusammen- fassender Bericht über den Unfall des chinesischen Botschaftswagens am 27. Juni 1967 und die darauf folgenden Ereignisse und Maßnahmen, SAMP-BArch, ZPA NL 182/1222, S. 169; Meißner (1995), Do- kument 57; Information über die Vorgänge an der chinesischen Botschaft in Berlin-Karlshorst am 28. Juni 1967, SAPMO-BArch, ZPA NL 182/1222.
26 Vgl. Meißner (1995), S. 135 (Anmerkung 1), Dokument 39; Schlußwort des Genossen Walter Ulbricht zur Diskussion über die schriftlich vorgelegten Berichte, über das Programm und über das Referat ‚Das Programm des Sozialismus und die geschichtliche Aufgabe der Sozialistischen Einheitspartei in Deutschland‘, Meißner (1995), S. 135-137, Dokument 40; Schreiben des Ersten Sekretärs des ZK der SED, Walter Ulbricht, an den Vorsitzenden der KP Chinas, Mao Zedong, zum Auftreten der chinesischen Parteitagsdelegation auf dem VI. Parteitag der SED.
27 Die GSSD (Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland) waren Gliederungen der Land- und Luftstreitkräfte der sowjetischen Armee, die von 1945 bis 1949 in der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland (SBZ) und von 1949 bis 1994 in der DDR und BRD (nach der Wiedervereinigung Deutsch- lands von 1990 bis 1994) stationiert waren, gemäß der drei Abkommen: ‚Potsdamer Abkommen‘ (1945), ‚Abkommen über den zeitweiligen Aufenthalt sowjetischer Streitkräfte auf dem Territorium der DDR‘ (1957) und ‚Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland (Der Zwei-plus- Vier-Vertrag)‘ (1990).
28 Vgl. Meißner (1995), S. 196-198, Dokument 74; Information zur Berichterstattung der chinesischen Presse über Fragen des Abschlusses eines Friedensvertrages und die Lösung des Westberlinproblems, SAPMO-BArch, ZPA IV 2/20/115; Meißner (1995), Dokument 75, Information zur Berichterstattung der chinesischen Presse über Fragen des Abschlusses eines Friedensvertrages und die Lösung des Westber- linproblems in der Zeit vom 6. bis 18. Juli 1961, SAPMO-BArch, ZPA IV 2/20/115; Meißner (1995), Dokument 76; Schreiben von Günter Kohrt, Mitarbeiter der Abteilung Außenpolitik und Internationale Verbindungen, an das Politbüromitglied Hermann Matern vom 29. Juli 1961 zu einem geplanten Artikel in der ‚Renmin Ribao‘, SAPMO-BArch IV 2/20/115; Meißner (1995), Dokument 110; Die Differenzie- rungspolitik der chinesischen Führung - Ausdruck ihrer Spaltertätigkeit gegenüber der sozialistischen Staatengemeinschaft, SAPMO-BArch, ZPA IV B 2/20/582.
29 Vgl. Strauss (2007); Liu Guokai (1987); Barnouin (1993); Barnouin/Yu Changgen (1997); Chen Jack (1976); Jiaqi Yan/Gao Gao (1996); Lee Hong Yong (1978); Ma Jisen (2004); Joseph/Wong/Zweig (1991); Yan Jiaqi (1990).
30 Vgl. Pan Qichang (2006), S. 124.
31 Die volle diplomatische Beziehung zwischen der VR China und Großbritannien wurde erst 1972 hergestellt; es existierte 18 Jahre lang lediglich eine Vertretung von ‚charge d’affaires‘ in der VR China von 1954 bis 1972. Derartige Vertretungen bestanden ebenso mit anderen westlichen Industriestaaten wie zum Beispiel den Niederlanden. Diese Phase wurde von Beijing als „ halbe diplomatische Beziehung “ bezeichnet; vgl. World Affairs (Shi Jie Zhi Shi, ц⭼⸕䇶) (Januar 2005).
32 Zhou Yihuang/Xiao Jun (Übersetzung) (2004), S. 5-6.
33 Vgl. ‚Volkszeitung‘ (Renmin Ribao, Ӫ≁ᰕᣕ), Leitartikel am 1. Januar 1970. Die VR China befand sich damals in der Kulturrevolution, wodurch sehr extreme politische Stellungnahmen abgegeben wurden.
34 Vgl. Bader, Monika, Der sino - amerikanische Normaliesierungsprozeß: Vom Dogmatismus zum Pragmatismus? München, 1983
35 United Nations General Assembly Resolution 2758; Restoration of the lawful rights of the people’s Republic of China in the United Nations, 25. Oktober 1971.
36 Vgl. CA 9/1974, S. 554; Madsen (1995), S. 85; Trampedach (1997), in: Mitteilungen des Instituts für Asienkunde Hamburg, Nummer 279.
37 Vgl. Joint Communique of the United States of America and the People’s Republic of China (Shanghai Communique), ‚Volkszeitung’ (Renmin Ribao, Ӫ≁ᰕᣕ), 28. Februar 1972. Im ‚Shanghai Communi- qué‘ erklärten die Regierungen von der VR China und den USA, dass beide Länder gegen die Hegemonie im Asien-Pazifik-Gebiet seien. Diese Erklärung bedeutete jedoch eine gegen die Position der Sowjetuni- on gerichtete Auffassung; im Gegensatz zu den USA sah die Führung der VR China in der UdSSR eine ‚echte‘ militärische Bedrohung. Heute besitzt das ‚Shanghai Communiqué‘ noch eine realistische Bedeu- tung für die VR China und die USA, weil die US-Regierung erstmals offiziell schriftlich die ‚Ein-China- Politik‘ anerkannte.
38 Vgl. Joint Communique of the Federal Republic of Germany and the People’s Republic of China, ‚Volkszeitung‘ (Renmin Ribao, Ӫ≁ᰕᣕ), 12. Oktober 1972.
39 Vgl. Kim Sang Kyu, Die Stellung der VR China zur Deutschlandfrage 1949 - 1980, Schrift zur Rechtslage Deutschlands, Band 6. Köln, Berlin, Bonn, München 1983.
40 Vgl. Leutner/Trampedach (1995), S. 134, Dokument 50; Kommentar der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua.
41 Vgl. Meißner (1995), S. 236, Dokument 110; Die Differenzierungspolitik der chinesischen Führung - Ausdruck ihrer Spaltertätigkeit gegenüber der sozialistischen Staatengemeinschaft.
42 In der Forschung zur chinesischen Kulturrevolution wird die These aufgestellt, dass diese Kulturrevolu- tion bereits 1969 beendet gewesen sei und die folgenden Jahren bis 1976 nur eine Fortsetzung darstellen.
43 Vgl. Pan Qichang (2006), S. 125.
44 Brief zur deutschen Einheit anlässlich der Unterzeichnung des Moskauer Vertrags, Bundesgesetzblatt 1972 II, S. 356.
45 Vgl. Vertrag über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik [‚Grundlagenvertrag‘] vom 21. Dezember 1972, Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung vom 8. November 1972, Nummer 155, S. 1842-1844; Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken [‚Moskauer Vertrag‘] vom 12. August 1970, Bundesgesetzblatt 1972 II, S. 354-356.
46 Vgl. Deng Xiaoping (1995); 13. Dezember 1978: „ [ … ] emancipate the mind, seek truth from facts and unite as one in looking to the future”.
47 Die ‚Vier Modernisierungen‘ Chinas betreffen die Modernisierung der Industrie, der Landwirtschaft, der Verteidigung sowie der Wissenschaft und Technik. Dieser Begriff wurde zuerst von Zhou Enlai am 21. Dezember 1964 beim 3. Nationalen Volkskongress im Bericht über die Arbeit der Regierung eingeführt. Dieser Begriff wurde als das Ziel der Entwicklung Chinas mehrmals in den Jahren 1975, 1977 und 1978 verwendet. Siehe ‚Volkszeitung‘ (Renmin Ribao, Ӫ≁ᰕᣕ), 31. Dezember 1964; 12. Januar 1975; siehe auch Deng Xiaoping (1995).
48 Vgl. Schulz/Jacobsen/Leptin/Scheuner, GDR Foreign Policy, New York (1982); siehe auch Jacobsen/Leptin, Drei Jahrzehnte Außenpolitik der DDR, München-Wein, R. Oldenburg Verlag, 1979
49 Über die Position Japans gibt es heute eine ähnliche Diskussion. Obwohl Japan von allen Mitgliedern der Vereinten Nationen völkerrechtlich anerkannt wird, stationieren die Vereinigten Staaten von Amerika ihre Marine, die Siebte Flotte oder die Pazifik-Flotte auf japanischem Territorium seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute und spielen nach wie vor eine entscheidende Rolle in der Außenpolitik Japans, besonders in der japanischen Asienpolitik. Ob nun Japan tatsächlich unabhängig ist, ist heute eine ähnlich diskutierte Frage wie die nach der damaligen Unabhängigkeit der Entscheidungen der DDR- Führung vom sowjetischen ‚Bruderstaat‘.
50 Vgl. Schulz/Jacobsen/Leptin/Scheuner, Ulrich (1982). 28
51 Vgl. Erb, Scott, German Foreign Policy, Navigating a new Era, Lynne Rienner Publishers, Inc., 2003, S. 78-80.
52 Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik vom 6. April 1968 (in der Fassung vom 7. Oktober 1974), Artikel 1, Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik und Jugendgesetz (1989); vgl. auch GBl. 1974 I, Nr. 47, S. 432.
53 Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik (1989).
54 Verfassung der Volksrepublik China, ѝॾӪ≁ޡ઼ഭᇚ⌅, Ausgabe 1982, Law Press, Beijing (2004). 31
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.