Ein Blick in die Werbung der 50er Jahre verrät einiges über die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse bzw. weist auf grundlegende Veränderungen der Gesellschaft seit den 50er Jahren hin. Lassen sich durch eine Betrachtung von Werbemitteln wertvolle Aussagen über die jeweiligen gesellschaftlichen Zustände ihrer Entstehungszeit machen? Ist Werbegeschichte auch immer Zeitgeschichte? Um diese Fragen zu klären, möchte ich im empirischen Teil dieser Magisterarbeit ausgewählte Werbemittel unterschiedlicher Zeitabschnitte untersuchen und habe dafür deutsche Werbespots und Anzeigen aus den 50er und 90er Jahren (einschließlich 2000) gewählt.
Bei der Auswahl der Spots war für mich das Hauptkriterium, jeweils mehrere Spots zu einer bestimmten Marke zu analysieren, damit ein möglichst direkter Vergleich zwischen damals und heute möglich wird. Bezüglich der TV-Werbung beschränkt sich die Untersuchung auf eine qualitative Analyse der ausgewählten Spots.
Jeweils vier Spots gehören zu einer Marke: Die ersten beiden stammen aus den 50er Jahren, die letzten beiden aus den 90er Jahren.
Es gestaltete sich sehr schwierig, an die Werbespots – vor allem an jene aus den 50er Jahren – heranzukommen. Es gibt keine öffentlich zugänglichen Werbespot-Archive und kommerzielle, private Archive verlangen immens hohe Kosten für das Verleihen der Spots.
Ich war also auf die Kooperation von Werbeagenturen oder Unternehmen angewiesen, die noch Spots aus den 50er Jahren archivieren. Nach langwieriger Recherche habe ich einige Unternehmen für mein Vorhaben gewonnen. Miele & Cie. (Gütersloh) überlies mir einige Spots für Miele-Produkte und Daimler-Chrysler (München) schickte mir Spots für die Marke Mercedes-Benz. Ganz besonders danke ich der Hamburger Werbeagentur Ammirati Puris Lintas, die mir diverse Spots der Unilever-Produkte Sanella, Sunil und Rama zukommen lassen hat. Leider fehlen z.T. Angaben zu den genauen Erscheinungsjahren der historischen Spots. Auch die Häufigkeit der Spot-Schaltung ist meist nicht mehr zu ermitteln. Allerdings sind diese Daten für meine Untersuchungen auch unerheblich, da es mir in dieser Arbeit vor allem um eine inhaltlich-qualitative Analyse des Materials geht.
Inhaltsverzeichnis
- Werbung als Teilsystem der Wirtschaft
- Die Entstehung der Werbewirtschaft
- Aufgabe und Ziel der Werbung
- Zur gesellschaftlichen Werthaftigkeit der Güter
- Werbung als Indikator sozialen und kulturellen Wandels
- Werbung aus Sicht der Kreativen
- Werbung als Spiegelbild der Gesellschaft?
- Werbung und gesellschaftlicher Wandel
- Gesellschaftliche Kontexte der 50er Jahre
- Politische, wirtschaftliche und technische Entwicklungen
- Alltag in den 50er Jahren
- Die Mentalität der 50er Jahre
- Geschlechterrollen, Wohnsituation und Individualverkehr
- Kulturindustrie und Mode in den 50er Jahren
- Werbung in den 50er Jahren
- Werbegedichte, Konsumleitbilder und „mutti-kulturelle“ Epoche
- „Mach mal Pause!“ – Ein Slogan trifft den Puls der Zeit
- Werbefiguren der 50er Jahre
- Gesellschaftliche Kontexte der 90er Jahre
- Politische, wirtschaftliche und technische Entwicklungen
- Individualisierung und Erlebnisorientierung
- Geschlechterrollen und Werte in den 90er Jahren
- Werbung in den 90er Jahren
- Vom Konsumenten zum Prosumenten
- Emotionale Werbung und Lifestyle-Werbung
- Imagekampagnen
- Sozial-verantwortliche Werbung
- Anti-Werbung: Das Beispiel „Benetton“
- Markennamen schreiben Geschichte
- Werbespots der 50er und 90er Jahre im Vergleich
- Marke „Rama“
- Marke „Sanella“
- Marke „Sunil“
- Marke „Miele“
- Marke „Mercedes-Benz“
- Anzeigenwerbung im Stern
- Allgemeine Entwicklungen im Stern
- Anzeigen von 1957 und 1997 im Vergleich
- Marke „AEG“
- Marke „Miele“
- Marke „Constructa“
- Marke „Jockey“
- Marke „Nivea“
- Marke „Rama“
- Marke „Mercedes-Benz“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht Werbung der 50er und 90er Jahre in der BRD als Indikator sozialen und kulturellen Wandels. Die Arbeit möchte die Frage klären, inwieweit Werbung ein Spiegelbild gesellschaftlicher Zustände und Veränderungen ist. Hierzu werden ausgewählte Werbespots und Anzeigen qualitativ und quantitativ analysiert.
- Entwicklung der Werbewirtschaft und deren gesellschaftliche Rolle
- Vergleich der Werbemittel der 50er und 90er Jahre
- Reflexion gesellschaftlicher Veränderungen anhand von Werbung
- Analyse von Markenbotschaften und deren Wandel über die Zeit
- Der Einfluss von gesellschaftlichen Kontexten auf die Werbung
Zusammenfassung der Kapitel
Werbung als Teilsystem der Wirtschaft: Dieses Kapitel legt die Grundlagen für die Analyse, indem es die Entstehung und die Aufgaben der Werbewirtschaft beleuchtet. Es wird die Rolle der Werbung innerhalb des Wirtschaftssystems betrachtet und die gesellschaftliche Bewertung der beworbenen Güter diskutiert. Die Kapitel unterstreichen die enge Verflechtung von Wirtschaft, Gesellschaft und Werbung.
Werbung als Indikator sozialen und kulturellen Wandels: Dieses Kapitel erörtert die theoretischen Ansätze, die die Verwendung von Werbung als Indikator für gesellschaftliche Veränderungen stützen. Es werden verschiedene Perspektiven betrachtet, unter anderem die Sicht der Kreativen und die Frage, inwieweit Werbung tatsächlich ein Spiegelbild der Gesellschaft ist. Der Wandel der Werbepraktiken selbst wird als Zeichen gesellschaftlicher Entwicklungen verstanden.
Gesellschaftliche Kontexte der 50er Jahre: Dieses Kapitel beschreibt die politischen, wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen der 50er Jahre in der BRD. Es wird ein detailliertes Bild des Alltagslebens inklusive Mentalität, Geschlechterrollen, Wohnsituation und kulturellen Einflüssen gezeichnet. Der Fokus liegt auf der Schaffung eines Kontextes für die Werbeanalyse dieser Periode.
Werbung in den 50er Jahren: Dieses Kapitel analysiert die Werbemittel der 50er Jahre. Es untersucht Werbegedichte, Konsumleitbilder und die sogenannte „Mutti-Kultur“. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Slogan „Mach mal Pause!“ als Beispiel für die Zeit. Die Analyse umfasst auch die Charakterisierung typischer Werbefiguren dieser Ära und ihren Einfluss auf die Konsumgesellschaft.
Gesellschaftliche Kontexte der 90er Jahre: Analog zu Kapitel 3 beschreibt dieses Kapitel die gesellschaftlichen Veränderungen der 90er Jahre. Es beleuchtet die politischen, wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen, den Prozess der Individualisierung und Erlebnisorientierung sowie den Wandel der Geschlechterrollen und Werte. Der Fokus liegt erneut auf dem Kontext für die anschließende Werbeanalyse.
Werbung in den 90er Jahren: Dieses Kapitel analysiert die Werbemittel der 90er Jahre. Es werden die Veränderungen vom Konsumenten zum Prosumenten, der verstärkte Einsatz emotionaler und Lifestyle-Werbung, und das Aufkommen von Imagekampagnen diskutiert. Die Kapitel erörtern auch das Phänomen der sozialverantwortlichen Werbung und der Anti-Werbung, am Beispiel von Benetton.
Markennamen schreiben Geschichte: Dieses Kapitel bietet einen Vergleich von Werbespots und Anzeigen ausgewählter Marken aus den 50er und 90er Jahren. Es analysiert den Wandel der Markenbotschaften und der Werbemethoden im Zeitverlauf. Durch die Untersuchung verschiedener Marken (Rama, Sanella, Sunil, Miele, Mercedes-Benz) wird ein breiterer Überblick über den Wandel der Werbung gegeben. Die Analyse berücksichtigt sowohl die Fernseh- als auch die Printwerbung.
Schlüsselwörter
Werbung, sozialer Wandel, kultureller Wandel, 50er Jahre, 90er Jahre, BRD, Werbespots, Anzeigen, Marken, Konsum, Gesellschaft, Image, Lifestyle, Individualisierung, Geschlechterrollen, Printwerbung, Fernsehwerbung, Konsumgesellschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Magisterarbeit: Werbung als Indikator sozialen und kulturellen Wandels (50er und 90er Jahre)
Was ist der Gegenstand dieser Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht Werbung in der Bundesrepublik Deutschland der 50er und 90er Jahre als Indikator für sozialen und kulturellen Wandel. Sie analysiert, inwieweit Werbung ein Spiegelbild gesellschaftlicher Zustände und Veränderungen darstellt. Die Analyse basiert auf qualitativen und quantitativen Untersuchungen ausgewählter Werbespots und Anzeigen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung der Werbewirtschaft, einen Vergleich von Werbemitteln der 50er und 90er Jahre, die Reflexion gesellschaftlicher Veränderungen anhand von Werbung, die Analyse von Markenbotschaften und deren Wandel über die Zeit sowie den Einfluss gesellschaftlicher Kontexte auf die Werbung. Die Analyse umfasst sowohl Printwerbung als auch Fernsehwerbung.
Welche Zeiträume werden untersucht?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Werbung in der Bundesrepublik Deutschland in den 1950er und 1990er Jahren. Diese beiden Jahrzehnte werden als repräsentativ für unterschiedliche gesellschaftliche und kulturelle Entwicklungsphasen angesehen.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet sowohl qualitative als auch quantitative Methoden der Analyse. Es werden Werbespots und Anzeigen ausgewählter Marken untersucht und verglichen, um Veränderungen in der Werbegestaltung und den Markenbotschaften aufzuzeigen.
Welche Marken werden analysiert?
Die Analyse umfasst unter anderem die Marken Rama, Sanella, Sunil, Miele, Mercedes-Benz, AEG, Constructa, Jockey und Nivea. Diese Marken wurden aufgrund ihrer Bekanntheit und ihres langjährigen Bestehens ausgewählt, um den Wandel der Werbung über die Zeit zu veranschaulichen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu den folgenden Themen: Werbung als Teilsystem der Wirtschaft; Werbung als Indikator sozialen und kulturellen Wandels; Gesellschaftliche Kontexte der 50er Jahre; Werbung in den 50er Jahren; Gesellschaftliche Kontexte der 90er Jahre; Werbung in den 90er Jahren; und Markennamen schreiben Geschichte (inkl. Vergleich von Anzeigen im Stern). Ein Inhaltsverzeichnis und eine Zusammenfassung der Kapitel sind ebenfalls enthalten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Werbung, sozialer Wandel, kultureller Wandel, 50er Jahre, 90er Jahre, BRD, Werbespots, Anzeigen, Marken, Konsum, Gesellschaft, Image, Lifestyle, Individualisierung, Geschlechterrollen, Printwerbung, Fernsehwerbung, Konsumgesellschaft.
Welche Fragen werden in der Arbeit beantwortet?
Die zentrale Frage der Arbeit lautet: Inwieweit ist Werbung ein Spiegelbild gesellschaftlicher Zustände und Veränderungen? Die Arbeit untersucht dies anhand der Analyse von Werbung aus den 1950er und 1990er Jahren und beleuchtet die Rolle der Werbung im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext.
- Citar trabajo
- Andrea Niemann (Autor), 2000, Werbung als Indikator sozialen und kulturellen Wandels, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3079