Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass Bewegung einen positiven Zusammenhang auf die körperliche Fitness von Tumorpatienten hat. Dieser Erkenntnisstand soll in dieser Bachelorarbeit nochmals aufgegriffen und überprüft werden.
Es wurden tumorerkrankte Patienten mit nicht metastasierten
Karzinomen rekrutiert, die eine adjuvante Therapie erhielten. Die Teilnehmer waren aufgefordert, anhand eines Bewegungstagebuches die tägliche Aktivität über einen Zeitraum
von zwei Wochen zu dokumentieren. Dabei musste die Art und Dauer der körperlichen Aktivität bestimmt und das körperliche und psychische Wohlbefinden bewertet werden. Am Ende dieser zwei Wochen wurde der standardisierte EORTC QLQ-C30 Fragebogen von den Patienten ausgefüllt.
Die Patienten zeigten eine Verbesserung zwischen Bewegung und körperlichem Wohlbefinden mit einer Signifikanz p = ,000, d = 0,32.
Die Untersuchung konnte eine signifikante Wirksamkeit zwischen körperlichem Wohlbefinden und körperlicher Fitness aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
II Abbildungsverzeichnis
III Tabellenverzeichnis
IV Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Krebs
2.1 Was ist Krebs?
2.2 Warum entsteht Krebs und welche Arten sind am stärksten verbreitet in Deutschland?
3 Adjuvante Therapie in der Onkologie
3.1 Nebenwirkungen
3.2 Chemotherapie und deren Nebenwirkungen
3.3 Strahlentherapie
3.4 Hormontherapie/Immuntherapie
3.5 Operative Therapie
4 Therapieformen von Bewegung und Sport in der Onkologie
4.1 Bewegungstherapie
4.1.1 Koordinationstraining
4.1.2 Krafttraining
4.1.3 Ausdauertraining
4.2 Entspannungsübungen
5 Ziele von Sport und Bewegung bei Tumorpatienten
5.1 Definierte Ziele anhand einer Sportgruppe
5.2 Bisherige Ergebnisse
5.2.1 BEST-Studie
5.2.2 Andere Studienergebnisse
5.2.2.1 Auswirkungen der Bewegung auf Lebensqualität, Depression, Körperbild, Angst bei Brustkrebspatienten
5.2.2.2 Auswirkungen Bewegung auf Lebensqualität während/nach Brustkrebsbehandlung
5.2.2.3 Bewegungstherapie bei Brustkrebspatienten
6 Methode der Untersuchung
6.1 Untersuchungsdesign
6.2 Messinstrumente
6.2.1 EORTC QLQ-C30
6.2.2 Bewegungstagebuch
6.3 Bestimmung der Variablen
6.4 Stichprobe
6.5 Untersuchungsdurchführung
6.5.1 Themenfindung
6.5.2 Befragung der Patienten
6.6 Statistische Verfahren/ Datenanalyse
7 Ergebnisse
7.1 Stichprobenbeschreibung
7.2 Definition sportliche Person
7.3 Ergebnisse zu den einzelnen Fragestellungen und Hypothesen
8 Diskussion
8.1 Stärken und Schwächen der Untersuchung
8.1.1 Paper-Pencil-Verfahren vs. Onlinebefragung
8.1.2 Stichprobengröße
8.1.3 Fehlende Informationen bei der Datenerhebung
8.1.4 Auswertungsproblem
8.2 Analyse der Stichprobe
8.3 Analyse der Messinstrumente
8.3.1 Diskussion EORTC QLQ-C30
8.3.2 Diskussion Bewegungstagebuch
8.4 Diskussion der Ergebnisse
8.4.1 Tatsächliche Sportleistung und subjektive Einschätzung dazu
8.4.2 Lebensqualität
8.4.3 Körperliche Funktion
8.4.4 Symptomskalen
8.4.5 Beantwortung der Themenfrage
8.5 Fazit für die Praxis
V Literaturverzeichnis
VI Anhangsverzeichnis
VII Anhänge
II Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Prozentualer Anteil der häufigsten Tumorlokalisationen an allen Krebsneuerkrankungen in Deutschland im Jahre 2010
Abb. 2: Erkrankungsverlauf von Brustkrebs nach Geschlecht
Abb. 3: Altersspezifische Erkrankungsrate nach Geschlecht
Abb. 4: Teufelskreislauf des Bewegungsmangels in der Onkologie
Abb. 5: Diagramm Geschlechterverteilung
Abb. 6: Diagramm Häufigkeiten der Krebsarten dieser Studie
Abb. 7: Häufigkeiten von verschieden Symptomen
Abb. 8: Durchschnittliches Rentenzugangsalter 1993-2013
Abb. 9: Durchschnittliche Kinderanzahl je Frau
Abb. 10: Ausschnitt Bewegungstagesbuch Frage 1
III Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Akute/Chronische Nebenwirkungen in Anlehnung an Schlaaf/Schneider
Tab. 2: Empfohlene Pulstabelle bei Ausdauertraining
Tab. 3: Muskelpartien bei progressiver Muskelentspannung nach Jacobson
Tab. 4: SPSS Tabelle Stichprobenbeschreibung
Tab. 5 SPSS Tabelle Mittelwert der “Zeitangabe an sportlicher Aktivität“ der Teilnehmer (B2)
Tab. 6 SPSS Tabelle Zusammenhang zwischen „Zeit der körperlichen Aktivität (B2)“ und „Subjektive Einschätzung zur Bewegungszeit (B1)“
Tab. 7: SPSS Tabelle Zusammenhänge zwischen „Subjektive Einschätzung zur Bewegungszeit (B1)“ und den verschieden aufgelisteten Symptomskalen und eine EORTC QLQ-C Fragebogenfrage
Tab. 8 SPSS Tabelle Zusammenhänge zwischen „Zeit der körperlichen Aktivität (B2)“ und den verschieden aufgelisteten Symptomskalen
Tab. 9 SPSS Tabelle Zusammenhänge zwischen „Physical functioning“ und „Subjektive Einschätzung zur Bewegungszeit (B1)“, „Zeit der körperlichen Aktivität (B2)“ und „Körperliches Wohlbefinden“
Tab. 10 SPSS Tabelle Zusammenhänge zwischen „Körperliches Wohlbefinden (B3)“ und „Subjektive Einschätzung zur Bewegungszeit (B1)“, „Zeit der körperlichen Aktivität (B2)“ und „Schwierigkeiten bei körperlichen Anstrengung? (F1)“
Tab. 11 SPSS Tabelle Mittelwert Reha- und Praxispatienten mit B 2,3,4
IV Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Pro Jahr erkranken in Deutschland ca. 400.000 Menschen an Krebs, von denen ca. 200.000 Erkrankte sterben. Damit ist Krebs nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache (Hemgesberg, 2014). Diese Daten zeigen, dass viele Men- schen die Erkrankung überleben oder mehr Zeit gewinnen, um ihr Leben zu genießen. Die Zeit sollte jedoch mit einer guten Lebensqualität einhergehen. Lange Zeit ist die Medizin davon ausgegangen, dass Aktivität die gesundheitliche Situation von Krebser- krankten negativ beeinträchtigt. Dies konnte jedoch wissenschaftlich widerlegt werden. Durch die deutlichen Fortschritte, die in der Medizin zu verzeichnen sind, stellen sich Psychoonkologie und auch Medizin die zentrale Frage, wie den gewonnenen Jahren eine entsprechende Lebensqualität ermöglicht werden kann. Für Tumorpatienten ist es wichtig aktiv zu bleiben, um das seelische und körperliche Wohlbefinden zu begünsti- gen. Jedoch wird Krebspatienten immer noch von körperlicher Bewegung abgeraten, obwohl die bisherigen Studien keinen Vorteil für eine Schonung erbracht haben. Es zeigt sich sogar, dass körperliche Inaktivität eher zu einer Verschlechterung des Allge- meinzustandes führt. In den letzten Jahren wurden zum Thema Tumorpatienten und Bewegung vermehrt wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt (Baumann et. al., 2012). In der nachstehenden Arbeit sollen verschiedene Aktivitäten vorgestellt werden, welche zur Linderung der Nebenwirkungen beitragen und der aktuelle Forschungstand genauer diskutiert sowie den Studienergebnissen dieser Arbeitet gegenübergestellt wer- den.
2 Krebs
Krebs ist eine Bezeichnung für bösartige Gewebsneubildungen, die auch maligne Tu- more in der Fachsprache genannt werden. Bei diesen Tumoren findet meist eine ver- mehrte Zellteilung statt, wodurch es zu einem schnellen Größenwachstum kommt. Oft bleibt die Erkrankung dabei nicht nur auf ein Organ beschränkt, sondern breitet sich in benachbarte Gewebsgebiete aus. Dabei können sie in die Blut- oder Lymphbahnen ein- dringen und über die Tumorzellen in Organe anderer Körperregionen transportiert wer- den, die dann dort als neue Tochtertumore anwachsen, die Metastasen genannt werden (Schlaaf et. al, 2013).
2.1 Was ist Krebs?
Zu Beginn einer Tumorerkrankung entsteht ein Fehler in den Genen, die das Erbgut speichern. Bestimmte Abschnitte der Erbsubstanz verändern sich und werden nicht als Fehler vom Körper erkannt und repariert und somit entziehen sie sich der normalen körpereigenen Kontrolle und können sich damit als Krebszellen entwickeln. Die Infor- mationen auf den Genen sind verfälscht und werden durch die schnelle Zellteilung ver- mehrt (Tschoepe, 2015). Onkogene, Tumorsuppressor-Gene und Reparaturgene sind bei gesunden Zellen für das Wachstum bzw. Unterdrückung und die Differenzierung der Zelle verantwortlich. Bei Krebszellen tritt an diesen Stellen eine Mutation auf und es kommt durch das körpereigene Reparatursystem zu einem Ungleichgewicht zwischen den Genen, welches ein unkontrolliertes Wachstum von Zellen nach sich zieht (Christ- mann, 2015).
2.2 Warum entsteht Krebs und welche Arten sind am stärksten verbreitet in Deutschland?
Die Medizin hat verschiedene Faktoren erforscht, die eine Krebserkrankung begünstigen können. Darunter zählen übermäßiges Aussetzen von UV-Strahlung, Tabakkonsum, Chemikalien, chronische Infektionen, starker Alkoholkonsum aber auch eine ungesunde Lebensweise durch zu wenig Sport, Gemüse und Obst. Ein weiterer Faktor ist die familiäre Disposition, die in 5-10% der Fälle für die Krebserkrankung verantwortlich ist. Durch den komplexen Vorgang der fehlerhaften Gene bzw. Krebszellen können Jahre vergehen, bis die Diagnose Krebs gestellt wird. Es sind auch verschiedene Häufigkeiten der unterschiedlichen Krebsarten zwischen Männer und Frauen zu erkennen, wie die nachfolgende Abbildung aufzeigt (RKI, 2013).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Prozentualer Anteil der häufigsten Tumorlokalisationen an allen Krebsneuerkrankungen in Deutschland im Jahre 2010 (RKI-Bericht, 2013).
Brustdrüsenkrebs gehört zu der am stärksten vererbten und verbreitesten Krebsart bei Frauen. Bei etwa 5-10% der Brustkrebserkrankten liegt eine familiäre Belastung vor. Aber auch weitere Risikofaktoren wie eine moderne Kombinationstherapie mit Östro- genen und Gestagenen bei Wechseljahrbeschwerden, Kinderlosigkeit oder ein höheres Alter bei der Erstgeburt sind bekannt (RKI-Bericht, 2013). Wie in der nachliegenden Tabelle zu erkennen, steigt die Rate der Neuerkrankungen bei Frauen stetig an und bei Männern bleibt diese stabil. Gründe für den Anstieg bei den Frauen könnten die zuvor beschriebenen Faktoren sein. Immer mehr Frauen bekommen später ihre Kinder. Die moderne Medizin der künstlichen Befruchtung macht dies möglich oder auch die Zahl der Frauen die sich bewusst gegen ein Kind entscheiden, steigt ebenfalls kontinuierlich an (Pötzsch, 2012). Die Sterberate bleibt hingegen relativ konstant, was auf eine frühere und bessere Diagnostik sowie eine verbesserte Therapie und Aufklärung zurückzufüh- ren ist (RKI-Bericht, 2013).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Erkrankungsverlauf von Brustkrebs nach Geschlecht (RKI-Bericht, 2013).
Die Risikofaktoren des Prostatakarzinoms sind bisher noch nicht gut belegt. Die For- scher gehen davon aus, dass eine erbliche Komponente vorliegt, jedoch konnte bisher die beteiligte vererbbare Genveränderung noch nicht entdeckt werden. Des weiteren begünstigt schlechte Ernährung, wie zum Beispiel Vitamin E, welches in Nahrungser- gänzungsmitteln enthalten ist, die Entstehung von einem Prostatakarzinom (RKI- Bericht, 2013). Das Alter ist bei der Krebsentstehung ebenfalls von erheblicher Bedeu- tung. Je älter der Mensch wird, desto unzuverlässiger arbeitet das Reparatursystem der Gene. So steigt, laut Robert Koch Institut, die Erkrankungsrate ab dem sechzigsten Le- bensjahr signifikant an. Das ergaben Studien aus den Jahren 2009-2010, wie in der nachliegenden Abbildung dargestellt ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Altersspezifische Erkrankungsrate nach Geschlecht (RKI-Bericht, 2013).
3 Adjuvante Therapie in der Onkologie
Einer adjuvanten Therapie geht in aller Regel eine primäre Therapie, meist Operation, voraus. Diese Form der Therapie wird bei Aussicht auf Heilung angewendet und somit ist sie eine Therapieform mit kurativem Aspekt (Baumann et. al., 2008). Die Medizin spricht von einem kurativen Aspekt, wenn die Aussicht auf die Widerherstellung der Gesundheit und somit das Abwenden einer Verschlechterung als Ziel gilt (Petru et. al., 2014). Dabei wird dem Patienten über eine kurze Therapiephase, eine weitaus höhere Akuttoxizität zugemutet, um das Therapieziel „Heilung“ mit einer höheren Wahrschein- lichkeit zu erlangen. Ist ein erhöhtes Metastasen- oder Lokalrezidivrisiko vorhanden, empfiehlt es sich zum Beispiel im Anschluss einer Operation eine adjuvante Chemothe- rapie oder Chemostrahlentherapie, meist über 6 Monate, durchzuführen. Auch bei dieser Therapieform wird häufig eine erhöhte Dosis eingesetzt (Baumann et. al., 2008).
3.1 Nebenwirkungen
Grundsätzlich unterscheiden Experten akute und chronische Nebenwirkungen. Es können akute Nebenwirkungen in chronische Nebenwirkungen übergehen oder erst später, unabhängig von dem akuten Leiden, auftreten. Beschwerden während oder bis zu 90 Tagen nach der Therapie werden als akute Nebenwirkungen bezeichnet. Ab Tag 91 spricht der Mediziner von einem chronischen Leiden.
Dieses kann auch noch Monate bis Jahre nach Therapieende auftreten und ist meist eine irreversible Folgeerscheinung (Wannenmacher et. al., 2006).
Tab. 1 Akute/Chronische Nebenwirkungen (Eigene Darstellung in Anlehnung an Schlaaf/Schneider)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.2 Chemotherapie und deren Nebenwirkungen
Die Chemotherapie wird schon seit vielen Jahrzehnten angewendet und beruht auf Be- obachtung einer schnellen Teilung von Tumorzellen. Gängig sind in der heutigen Onko- logie Kombinationen von Medikamenten bzw. Substanzen. Diese werden zum Teil an mehreren Tagen in definierten Zeitabschnitte (z.B. drei Wochen), in sogenannten Zyk- len, mehrfach wiederholt. Jedoch zieht die Chemotherapie viele Nebenwirkungen nach sich. Entzündungen der Mundschleimhaut, Durchfall, Appetitlosigkeit und sehr häufig Fatigue sind Beispiel unter denen Tumorpatienten leiden (Schlaaf et. al., 2013).
Entzündungen der Mundschleimhaut bedeutet für Krebspatienten eine gerötete, ent- zündlich veränderte und temperaturempfindliche Mundschleimhaut. In Extremfällen kann es bis zu schmerzhaften Geschwüren kommen. Um einer Entzündung vorzubeu- gen, sollte auf einen guten Zahnstatus geachtet und eine weiche Zahnbürste verwendet werden, um das Zahnfleisch mechanisch nicht noch weiter zu schädigen. Grundsätzlich ist darauf zu achten, die Mundschleimhäute feucht zu halten, wie z. B. durch regemäßi- ge Mundspülungen mit Salbeitee oder das Lutschen von gefrorenen Ananasstückchen. Der Verzicht auf scharfe und saure Früchte ist bei dem Leiden unabdingbar (Baumann et. al, 2012).
Durchfall ist ebenfalls eine häufige Nebenwirkung nach einer Chemotherapie oder einer Bestrahlung des Unterleibs. Der Grund liegt darin, dass meist die Schleimhäute des Dünn- und Dickdarm in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Auftreten des Durchfalls kann einen unterschiedlichen Verlauf aufzeigen. In den ersten 24 Stunden ist das Auf- treten der Nebenwirkung möglich, jedoch unbedenklich. In manchen Fällen tritt die Diarrhoe erst später auf und hält dann mehrere Tage an. Für diese Patient besteht die Gefahr von Flüssigkeitsverlust, Gewichtsverlust sowie Mangelerscheinungen und Elekt- rolytveränderungen. Die Schulmedizin stellt dafür Medikamente bereit (Dobos & Kümmel, 2011).
Appetitlosigkeit ist eine oft beobachtete Nebenwirkung durch Chemo- oder Strahlentherapie, aber auch durch die neuen Substanzen, wie eine Antikörpertherapie. Die Therapieformen haben zur Folge, das die Patienten durch den meist schnellen Gewichtsverlust kraftlos und schwach werden. Warum die Therapie zum Teil zur Appetitlosigkeit führt, ist nicht in jedem Fall bekannt. Aus diesem Grund ist das Symptom schwer zu behandeln. Die Abmagerung ist oft das am schwersten zu ertragene Symptom der Erkrankten. Die Freude an Essen geht verloren und gleichzeitig der Druck etwas essen zu müssen steigt. Die Ernährungsmedizin rät hier zu kleinen Portionen und auch Bewegung kann hier helfen, den Appetit zu steigern (Hübner, 2011).
Fatigue ist sehr verbreitet bei Tumorpatienten. 70 Prozent der Betroffenen leiden an mindestens einem Tag während der Chemo- oder Strahlentherapie unter chronischer Müdigkeit oder extremer Schwäche. Bei ca. zwei Drittel endet die Nebenwirkung mit einer Beendigung der Krebstherapie, jedoch leiden ein Drittel der Erkrankten weiterhin an Fatigue. Dies stellt eine große Belastung für die Betroffenen und Angehörigen dar. Normale Alltagshandlungen wie Haushalt oder Kochen sind kaum möglich und es wer- den auch überdurchschnittlich lange Ruhephasen benötigt. Mediziner unterscheiden deshalb in akute Fatigue, Müdigkeit, die im unmittelbaren Zusammenhang mit der Be- handlung steht und in chronische Fatigue, die noch Wochen oder Monate nach Thera- piebeendigung anhält, obwohl die Tumorerkrankung geheilt wurde oder der Krebs nicht fortschreitet. Gute Therapiemöglichkeiten bietet die Akupunktur, aber vor allem die Bewegung. Eine durch Blutarmut verursachte Fatigue kann durch eine Bluttransfusion einfach und schnell behandelt werden (Dobos & Kümmel, 2011).
3.3 Strahlentherapie
Es werden zwei Formen der Bestrahlung unterschieden. Zum einen die Teletherapie, eine Bestrahlung die von außen erfolgt und am häufigsten zur Anwendung kommt. Die- se Bestrahlungsart wird gegenwärtig in der Regel mit einem sogenannten Linearbe- schleuniger durchgeführt, der meist über mehrere Strahlenfelder die Dosis in den Tumor einstrahlt, sodass die Strahlung auf den Tumor konzentriert ist und gesundes Gewebe kaum der Bestrahlung ausgesetzt und damit geschont wird. Zum anderen gibt es die Form der Brachytherapie. Bei dieser Form der Bestrahlung werden radioaktive Strahler durch spezielle Schläuche, Nadeln oder Hülsen direkt in das Tumorgewebe oder in eine Körperhöhle wenige Minuten eingebracht und der Tumor somit lokalisiert bestrahlt. Beide Formen der Strahlentherapie können Nebenwirkungen nach sich ziehen. Welches Ausmaß diese haben, hängt davon ab wie viel gesundes Gewebe mitbestrahlt wird. Zum Beispiel bei einer Bestrahlung des Schädels ist Haarausfall häufig die Folge (Schlaaf et. al, 2013).
3.4 Hormontherapie/Immuntherapie
Es gibt sogenannte „hormonabhängige“ Krebsformen. Bei diesen Formen, vor allem Brust- und Prostatakrebs, reagieren die Krebszellen sehr empfindlich auf Veränderun- gen des körpereigenen Hormonspiegels. Dadurch besteht für den Arzt die Möglichkeit, durch Ausschaltung, Beschränkung oder Aktivierung von bestimmten Hormonen das Wachstum jener Krebszellen zu verlangsamen. Die Hormontherapie kann ebenfalls Ne- benwirkung nach sich ziehen, die jedoch im Verhältnis zu ihrer Wirkung akzeptabel sind (Schlaaf et. al., 2013).
Die Immuntherapie ist ein gezielter Vernichtungsversuch mit Antikörpern die Krebszel- len zu zerstören. Der menschliche Körper produziert verschiedene Antikörper um frem- de Viren oder Bakterien zu bekämpfen. Dabei entwickelt der Körper viele verschiedene Antikörper, die jeweils auf einen Erreger spezialisiert sind. Der Antikörper kann auf einer speziellen Oberfläche des Erregers andocken und diesen vernichten. Durch diesen Prozess können Krankheitserreger gut bekämpft werden. Bei Krebszellen ist dieser bio- logische Ablauf etwas komplizierter, da Krebszellen sich aus körpereigenen Zellen ent- wickeln und vom Immunsystem nicht als feindlicher Erreger erkannt werden. Die mo- derne Medizin hat es jedoch geschafft, sogenannte monoklonale Antikörper künstlich herzustellen. Diese besitzen die Eigenschaft sich mit Tumorzelloberflächen zu verbin- den und so die Immunabwehr zu aktivieren. Diese Antikörper werden in der heutigen Zeit synthetisch aus menschlichem Eiweiß hergestellt und dadurch nicht als Eindringling vom köpereigenen Immunsystem bekämpft. Die Antikörpertherapie gilt als zukunftsweisend, da sie die verschiedenen Tumorarten sehr individuell bekämpft und zielgenaue Wirkungen erreicht (Seitner et. al., 2007).
3.5 Operative Therapie
Bei soliden Tumoren, hat die operative Therapie einen sehr hohen Stellenwert. Tumore werden als solide bezeichnet, wenn diese in einem Organ örtlich lokalisiert sind. Im Gegensatz dazu sind beispielweise Leukämien im Knochenmark und Blut generalisiert vorhanden und durch Operationen nicht behandelbar. Um eine Aussicht auf Heilung zu erzielen, ist die Tumorfreiheit bei soliden Tumoren postoperativ eine wichtige Voraus- setzung. Wird eine lokale Inoperabilität eines soliden Tumors festgestellt, kann durch eine vorgeschaltete Chemo- oder Strahlentherapie oftmals eine Operabilität und damit eine Chance auf Heilung erreicht werden. Diese Therapieform wird auch als neoad- juvante Therapie bezeichnet. Die operative Therapie wird ebenfalls zur Resektion von isolierten Metastasen angewendet und kann damit die Aussicht auf Heilung ermögli- chen, wenn der Primärtumor auch operiert werden kann. Bei dieser Art der Krebser- krankung ist jedoch von einem erhöhten Rezidivrisiko auszugehen. Bei einer fortge- schrittenen Krebserkrankung wird durch die operative Therapie versucht, Komplikatio- nen wie zum Beispiel einen Darmverschluss bei Darmkrebs zu verhindern (Baumann et. al., 2012).
4 Therapieformen von Bewegung und Sport in der Onkologie
Das Motto „viel, hilft viel“ sollte nicht angestrebt werden. Durch regelmäßige Bewe- gung wird eine Steigerung der Fitness spürbar sein. Es geht jedoch nicht darum ein Leistungssportler zu werden. Sportliche Aktivität ist durch viele Studien, die in dieser Arbeit noch näher erläutert werden, als wirksame Therapie bei chronischen Erkrankun- gen, wie zum Beispiel der Fatigue, bewiesen worden. In der Krebstherapie wird sie lei- der noch zu selten eingesetzt, da viele Onkologen ihre Patienten, die ohnehin während der Chemotherapie sehr erschöpft sind, nicht überanstrengen möchten. Zu starke Scho- nung zieht jedoch neue Probleme wie Muskelmassenabbau, Leistungseinbußen von Herz und Lunge, Kraftlosigkeit und Verminderung der Ausdauer nach sich. Bewe- gungstherapien können dem Abbauprozess entgegenwirken. Das Training muss bei Tumorpatienten sehr individuell abgestimmt und engmaschig kontrolliert werden. Me- dikamente verändern häufig das Immunsystem und die Blutgerinnung. Sollte dieser Fall eintreten, ist es für Betroffene nicht ratsam, vor allem in den Wintermonaten, die Akti- vität im Freien durchzuführen. Gefäße können sich durch die Kälte verengen und es kann zu Gerinnungsstörungen kommen oder das bereits geschwächte Immunsystem führt bei Kälte gehäufter zu Infektionen. Grundsätzlich sollte nicht an Chemo- oder Be- strahlungstagen Sport getrieben werden, da durch diese Therapieformen enorme Kräfte vom Körper abverlangt werden. Nach Operationen empfiehlt es sich nicht in den ersten fünf bis sechs Wochen aktiv sportlich zu betätigen. Es können nur leichte Bewegungs- einheiten durchgeführt werden. Hingegen empfiehlt es sich bei Patienten, deren weiße Blutkörperchen therapiebedingt reduziert sind, unter Berücksichtigung der Hygiene- maßnahmen ein Bewegungstraining durchzuführen (Dobos & Kümmel, 2011).
4.1 Bewegungstherapie
Die Bewegungstherapie ist ein übergeordneter Begriff für alle Therapieformen der Bewegung, zum Beispiel das Koordinationstraining, das Krafttraining und das Ausdauertraining. Ziel der Bewegungsübungen sind unteranderem eine bessere Ausdauer und Koordination. Die allgemein lautende Definition vom Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie (DVGS) zur Bewegungstherapie lautet:
„ Bewegungstherapie ist ärztlich indizierte und verordnete Bewegung, die vom Fachtherapeuten geplant und dosiert, gemeinsam mit dem Arzt kontrolliert und mit dem Patienten alleine oder in der Gruppe durchgeführt wird“ (Haupt et. al., 2009).
Generell sollten die Bewegungstherapien langsam begonnen werden, um eine Demoti- vation durch Überforderung oder Unsicherheit bei den Patienten zu vermeiden. Die nachfolgenden Abbildung „ Teufelskreislauf des Bewegungsmangels in der Onkologie “ soll das Problem der Inaktivität laut Baumann & Schüle, 2008 bildhaft darstellen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4 Teufelskreislauf des Bewegungsmangels in der Onkologie von Baumann und Schüle (Baumann/Schüle, 2008).
4.1.1 Koordinationstraining
In frühen Stadien der Therapie eignen sich besonders Koordinationsübungen. Sie tragen dazu bei, den Alltag besser zu bewältigen und stärken das Gleichgewicht sowie die Re- aktionsfähigkeit. Durch die leichten Übungen ist ein Gespräch zwischen Therapeut und Teilnehmern gut möglich. Dies ist wichtig für die Patient-Therapeuten-Beziehung, wel- che vertrauensvoll sein muss, um einen Therapieerfolg zu erzielen. Die Trainingseinhei- ten eignen sich zur Durchführung in Gruppen und steigern durch einen besonderen Spaßfaktor die Motivation. Jede Bewegungseinheit sollte mit einem lockeren Auf- wärmprogramm, wie zum Beispiel mit aktiven Gehen oder leichten Schwungübungen beginnen. Bei Ermüdung sollte die Einheit abgebrochen werden. Der Therapeut muss darauf achten, dass die Patienten nicht an die Belastungsspitze kommen und ihnen ein abwechslungsreiches Programm mit langsamen und leichten Übungen anbieten.
4.1.2 Krafttraining
Wie schon im oberen Abschnitt erwähnt, baut sich durch eine zu starke Schonung die Muskelmasse ab. Ein Krafttraining soll dies vermeiden und wenn möglich die Muskel- masse erhöhen. Der positive Effekt beim Krafttraining ist schon nach wenigen Einhei- ten spürbar. Der Bewegungsapparat, Bänder, Kapseln und Knochen werden gestärkt. Große Teil der Bevölkerung gehen davon aus, dass Muskeltraining ausschließlich an Fitnessgeräten möglich ist. Es gibt jedoch Alternativen wie das Fitnessband, das eigene Körpergewicht, Übungen mit gefüllten Wasserflaschen oder auch kleine Hanteln, die einen Muskelaufbau mit einfachen Hilfsmitteln ermöglichen. Tumorpatienten sollten einen individuellen Trainingsplan mit dem Physio- oder Sporttherapeuten erstellen. Ex- perten der Sporthochschule Köln empfehlen ein Krafttraining mit etwa 40-70 Prozent der Maximalkraft, d. h. es sollte nicht der volle Körpereinsatz herausgefordert werden. Grundsätzlich kann nach Absprache ein leichtes Training, 24 Stunden nach einer Opera- tion, über sechs Wochen gebremst begonnen werden. Es sollte nicht mehr als zwei bis sechs Serien mit jeweils fünfzehn bis zwanzig Wiederholungen überschreiten. Nach den sechs Wochen empfiehlt es sich die Übungen auf 75 Prozent der Maximalkraft zu stei- gern und zehn bis zwölf Wiederholungen in zwei Serien durchzuführen. Wichtig ist zu beachten, bei einer geringen Thrombozytenzahl (Blutplättchen) im Blut, der sogenann- ten Thrombozytopenie, besteht ein erhöhtes Blutungsrisiko. Deshalb ist es dringend notwendig den Blutdruck von 160/90 mmHg nicht zu überschreiten und vor sowie nach den Übungen zu kontrollieren. Nach Beendigung des Muskeltrainings sollen die bean- spruchten Muskeln sanft gedehnt werden (Dobos & Kümmel, 2011).
4.1.3 Ausdauertraining
Bei dem Ausdauertraining ist die Regelmäßigkeit ein wichtiger Faktor. Die Übungen sollten, je nach Befinden, drei- bis fünfmal pro Woche absolviert werden. 30 bis 60 Minuten pro Einheit ist das Ziel. Ein Erfolg ist nur zu verzeichnen, wenn mindestens 10 Minuten pro Übung am Stück trainiert wird. Dabei ist es für den Patienten besser mindestens 10 Minuten intensiv zu trainieren, als 20 Minuten mit nur halber Kraft. Wie viel Kraft der Betroffene aufbringt, kann durch den eigenen Puls gemessen werden. Der optimale Trainingspuls ist nach Alter gestaffelt und kann der nachfolgenden Tabelle entnommen werden (Dobos & Kümmel, 2011).
[...]
- Arbeit zitieren
- Jana Harich (Autor:in), 2015, Besteht ein Zusammenhang zwischen Bewegung und körperlichem Befinden bei Tumorpatienten?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307999
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