„Anders als noch vor zwanzig Jahren bilden gegenwärtig Jungen und junge Männer (mit Migrationshintergrund) – als ,Schulverlierer' – den Fokus der öffentlichen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit. Dieser Perspektivenwechsel stehe im Zusammenhang mit dem „Quantensprung“ in der Bildungsbeteiligung von Mädchen und jungen Frauen, an dem auch ,Migrantenandere' teilhaben.“
Dieses Zitat aus der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift „Betrifft Mädchen“ aus dem Jahr 2013, die durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird, zeigt deutlich, dass bei ausländischen Schülern ebenso wie bei deutschen Schülern geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen. Diese würden zu Gunsten der Mädchen ausfallen. Während Mädchen also lange Zeit als besonders benachteiligt galten, erwerben sie inzwischen häufiger bessere Schulabschlüsse als Jungen und bleiben seltener ohne einen Hauptschulabschluss als ihr männliches Pendant. (Vgl. Diefenbach, H. 2010, S. 79)
Die Brisanz und Aktualität der Themengebiete „Bildungserfolg“ und „Migrationshintergrund“ im Schulalltag wird bereits deutlich, wenn auf der Datenbank der FIS Bildung nach Werken zur Thematik gesucht wird. So befinden sich in der Datenbank der FIS Bildung über 350 Titel mit den Schlagwörtern „Migrationshintergrund“ und „Bildung“. Davon sind allein rund 200 aus den letzten fünf Jahren zur aktuellen Forschungslage zu verzeichnen.
In Anbetracht der durchschnittlich niedrigen Bildungsabschlüssen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Vergleich zu autochthonen Heranwachsenden, die im Verlauf der Arbeit noch herausgestellt werden, möchte ich in meiner Arbeit nach den Gelingensbedingungen fragen, die es gerade Mädchen und jungen Frauen mit Migrationshintergrund ermöglichen, erfolgreich im deutschen Schulsystem zu sein. Dabei war es für mich von großer Bedeutung, keine durch die breite Bevölkerung verallgemeinerbaren problemgerichteten Thesen im Zusammenhang mit Schule und Bildung zu untersuchten. (Vgl. Tepecik, E., S. 1) Stattdessen soll anhand von Interviews mit jungen, bildungserfolgreichen Frauen aus Migrantenfamilien aufgezeigt werden, welche Faktoren in deren Augen dazu beigetragen haben, dass sie bildungserfolgreich sind. Hierzu wird zunächst ein Überblick über den Forschungsstand hinsichtlich der Leistungen allochthoner Kinder und Jugendlicher geboten, um diese im Bildungssystem einordnen zu können. [...]
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 0. Einleitung
- 1. Forschungsstand
- 1.1 Leistungsstudien
- 1.1.1 Die „Third International Mathematics and Science Study“ (TIMSS)
- 1.1.2 Das „Programm for International Student Assessment“ (PISA-Studie)
- 1.1.3 Die „Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung“ (IGLU-Studie)
- 1.1.4 „Aspekte der Lernausgangslagen und der Lernentwicklung an Hamburger Schulen“ (LAU-Studie)
- 1.2 „Viele Welten leben“
- 1.3 Zusammenfassung der Ergebnisse zum Leistungsstand, Schulerfolg und Bildungsbeteiligung von Migrantenkindern und Jugendlichen
- 2. Zur Methodik der eigenen Untersuchung
- 2.1 Qualitative Untersuchung
- 2.2 Das Interview
- 2.3 Rahmenbedingungen
- 2.3.1 Auswahl und Kontaktaufnahme der Informantinnen
- 2.3.2 Interviewdauer und -Ort
- 2.4 Interviewfrage und -Ablauf
- 3. Vorstellung der Interviewpartnerinnen
- 3.1 S.
- 3.2 G.
- 3.3 E.
- 3.4 M.
- 3.5 I.
- 3.6 E.
- 4. Analyse und Vergleich der Ergebnisse
- 4.1 Hohe Bildungsaspirationen und familiäre Unterstützung
- 4.2 Sprachliche Kompetenzen und deren Erwerb
- 4.3 Freundeskreis und Sprachgebrauch
- 4.4 Printmedien
- 4.5 Moderne Geschlechterrollen
- 5. Fazit
- 5.1 Ergebnisse und Konsequenzen für die Schule
- 5.2 Forschungsdesiderat
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese wissenschaftliche Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage nach den Erfolgsfaktoren, die es Mädchen mit Migrationshintergrund ermöglichen, im deutschen Bildungssystem erfolgreich zu sein. Im Fokus stehen dabei die individuellen Lebenserfahrungen und Perspektiven dieser jungen Frauen. Die Arbeit untersucht, welche Faktoren in deren Augen zum Bildungserfolg beigetragen haben und welche Herausforderungen sie während ihrer Schulzeit bewältigt haben.
- Bildungserfolg von Mädchen mit Migrationshintergrund
- Individuelle Erfahrungen und Perspektiven
- Faktoren des Bildungserfolgs aus der Sicht der Interviewten
- Herausforderungen im deutschen Bildungssystem
- Zusammenspiel von familiärer Unterstützung, sprachlicher Kompetenz und soziokulturellem Hintergrund
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung skizziert die Relevanz des Themas „Bildungserfolg von Mädchen mit Migrationshintergrund“ im Kontext aktueller Forschungsdiskussionen. Sie stellt den Perspektivenwechsel in der Forschung hinsichtlich des Bildungserfolgs von Mädchen und Jungen mit Migrationshintergrund dar, der sich insbesondere auf den „Quantensprung“ in der Bildungsbeteiligung von Mädchen fokussiert. Die Einleitung führt in die Thematik ein und begründet die Notwendigkeit, sich mit den Erfolgsbedingungen für Mädchen mit Migrationshintergrund im deutschen Schulsystem auseinanderzusetzen.
Das Kapitel „Forschungsstand“ gibt einen Überblick über relevante Leistungsstudien wie TIMSS, PISA, IGLU und LAU, die sich mit dem Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund beschäftigen. Es werden Ergebnisse aus diesen Studien zusammengefasst, die den aktuellen Forschungsstand zu diesem Thema beleuchten.
Das Kapitel „Zur Methodik der eigenen Untersuchung“ beschreibt das qualitative Forschungsdesign, das für die Arbeit gewählt wurde. Es erläutert die Methode des Interviews als Datenerhebungsinstrument und detailliert die Rahmenbedingungen der Interviewdurchführung, einschließlich der Auswahl der Informantinnen, der Interviewdauer und des Interviewortes. Zudem wird die Interviewfrage und der Ablauf der Interviews dargestellt.
Das Kapitel „Vorstellung der Interviewpartnerinnen“ stellt die sechs jungen Frauen vor, die an der Studie teilgenommen haben. Es bietet einen kurzen Einblick in ihren persönlichen Hintergrund, ihren Bildungswegbau und ihre Erfahrungen im deutschen Schulsystem.
Das Kapitel „Analyse und Vergleich der Ergebnisse“ untersucht die in den Interviews gewonnenen Daten und stellt die Kernaussagen der Interviewten zu den Themengebieten „Bildungsaspirationen“, „Sprachkompetenz“, „Freundeskreis“, „Printmedien“ und „moderne Geschlechterrollen“ dar. Die Ergebnisse werden in Bezug auf die individuellen Lebenserfahrungen der Mädchen und die jeweiligen Rahmenbedingungen ihrer Bildungsbiografie interpretiert.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Bildungserfolg, Mädchen, Migrationshintergrund, qualitative Forschung, Interview, Bildungsaspirationen, Sprachkompetenz, familiäre Unterstützung, soziokultureller Hintergrund, Integration, Schule, deutsche Sprache.
- Arbeit zitieren
- Daniela Frei (Autor:in), 2015, Bildungserfolg von Schülerinnen mit Migrationshintergrund, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307749