Ökologische Angepaßtheit und kulturelle Akzeptanz von Projektmaßnahmen in einer Traditionellen Gesellschaft

Diplomarbeit , 1993 , 96 Seiten , Note: 1

Agrarwissenschaften

Problemstellung

Zu Beginn der 90er Jahre herrschte trotz enormer Entwicklungsanstrengungen weltweit größeres Elend, Unterernährung und mehr soziale und politische Unruhe als 25 Jahren zuvor. Wie ist das zu erklären?

Mehr als ein Viertel der Menschheit hängt von traditioneller Landwirtschaft ab. Staatliche Maßnahmen zur Modernisierung waren für große Teile der Landbevölkerung mit Marginalisierung und kultureller Entwurzelung verbunden. Entsprechend mehrten sich die Vorbehalte.

Nicht-Regierungsorganisationen (NGO's) versprachen besser mit der marginalisierten Bevölkerung zusammenarbeiteten. Traditionelles Wissen sollte in die Projektplanung und Ausführung einbezogen werden, um kulturelles Selbstverständnis und die Tragfähigkeit der Ökosysteme zu berücksichtigen.

Die Hinterfragung der bisherigen Entwicklungsarbeit spiegelte sich auch im Methodenstreit wieder. Beim „Transfer of technology“ erschien die Kommunikation oft als Einbahnstraße. Fragen der ökonomischen Durchführbarkeit, der Anpassung an bestehende Landnutzungssysteme oder kulturelle Besonderheiten fänden zu wenig Beachtung.

Aufbauend auf diesen Erfahrungen wurden partizipatorische Ansätze in der Entwicklungshilfe erarbeitet.

Untersuchungsziel

In Nordthailand versuchen thailändische Regierungsstellen und NGO‘s den Wanderfeldbau der ethnischen Minderheiten zu stoppen. Methoden des Erosionsschutzes sollen eingeführt werden. Die Berge dieser Region weisen extreme Hangneigungen auf. Entwaldung und Erosion sind überall sichtbar. Fruchtbare Humusauflagen sind bei geringem Bodenbedeckungsgrad durch die hohen Niederschlagsmengen gefährdet und vielfach schon erodiert.

Die Hill Area Development Foundation (HADF) hat sich zur Aufgabe gemacht, die Bergvölker in der Umgebung von Mae Salong (Mae Chan, Chiang Rai) bei der Abkehr vom Brandrodungsfeldbau zu unterstützen. Die vorliegende Studie zeigt die Entwicklungsarbeit der HADF exemplarisch in einem der Projektdörfer bei einem von sechs „Bergstämmen“ - den Akha.

Die Bedingungen des traditionellen Landnutzungssystems werden denen des Projektansatzes so gegenüber gestellt, dass Erfolge und Schwierigkeiten erkennbar werden. Daraus ergeben sich Schlüsse über Methoden und Inhalt der Beratungsarbeit der HADF. Abschließend wird eine Aussage getroffen, unter welchen Bedingungen NGO‘s eine Alternative in der Entwicklungszusammenarbeit darstellen und was die Voraussetzungen für verbesserte Beratungsinhalte sind.

Inhaltsverzeichnis

• EINLEITUNG
  • Problemstellung
  • Ziel der Untersuchung
  • Aufbau der Arbeit
  • Charakterisierung der Untersuchungsregion
• METHODISCHES VORGEHEN
  • Wahrnehmung im kulturellen Kontext
  • Fallstudie
  • Quellenstudium
  • Teilnehmende Beobachtung
  • Befragung von Projektbeteiligten
  • Kurzübersicht zum Vorgehen
• THEORIE DER ENTWICKLUNGSARBEIT
  • Nachhaltige Landnutzung und Verwendung lokaler Ressourcen
  • Selbstbestimmte Entwicklung von Technologie
  • Interkulturelle Kommunikation
• ALLGEMEINER HINTERGRUND
  • Traditionelle Landnutzungssysteme
    • Wanderfeldbau
    • Gemeindewald
    • Bewässerungsfeldbau
  • Situation in Nordthailand
    • Drogenhandel im »Goldenen Dreieck«
    • Geopolitische Situation in Thailand nach 1940
    • Ökologische und ökonomische Situation
• KULTUR UND WIRTSCHAFTSWEISE DER AKHA
  • Herkunft und Geschichte
  • Kulturelle Besonderheiten
  • Traditionelle Landnutzung
  • Aktuelle Probleme
• PROJEKTBESCHREIBUNG
  • Das Projekt
    • Entstehung und Ziele der Organisation
    • Aufbau der Organisation
    • Arbeitsweise
  • Das propagierte Landnutzungssystem
    • Propagierte Maßnahmen
    • Soziokulturelle Voraussetzungen
    • Ökologische und ökonomische Erwartungen
  • Projektstand
    • Realisierte Neuerungen
    • Probleme bei der Umsetzung
    • Probleme innerhalb der HADF
  • Bewertung des propagierten Landnutzungssystems
    • Beurteilung der Neuerungen
    • Methodische Änderungsvorschläge
    • Technische Änderungsvorschläge
    • Veränderungsvorschläge zu Problemen innerhalb der HADF
• DISKUSSION
  • Prognose
  • Ableitung allgemeinerer Aussagen
• LITERATURVERZEICHNIS
• ANHANG
  • Höhenlinienbild des Gebietes um Pakha Sukjai
  • Bestandteile der Feldforschung (Vorhaben)
  • Leitfaden für die Feldforschung (Orientierungsfragen)
  • Leitfaden für die Befragung von Dorfbewohnern (in Englisch)
  • Aussagen von Bewohnern Pakha Sukjais
  • Bodennutzungsintensität
  • Bodenabtrag in Abhängigkeit von der Fruchtfolge, der Hanglänge und der Hangneigung
  • Geschichte der Kuomingtang in Nordthailand
  • Sloping Agriculture Land Technology (SALT)
  • Tuenjai Deetes' Adress
  • The Lomi-Akha of Mae Salong (n.n., no title, no date, appr. 1990)
  • Gewinnung und Ausbringung von organischem Dünger
  • Integration von Feuer- und Nutzholz in Konturhecken
  • Maßnahmen zur Reduzierung des Oberflächenabflusses und Hebung der Wasserverfügbarkeit

Zielsetzung und Themenschwerpunkte

Die Diplomarbeit untersucht die ökologische Angepasstheit und kulturelle Akzeptanz von Projektmaßnahmen zur Umstellung von traditionellem Wanderfeldbau auf dauerhafte Landwirtschaft in einem Akha-Dorf in Nordthailand. Die Arbeit analysiert die Entwicklungsarbeit einer thailändischen Nicht-Regierungsorganisation (HADF) und die Auswirkungen ihrer Maßnahmen auf die traditionelle Lebensweise der Akha.

• Die ökologischen und kulturellen Bedingungen des traditionellen Landnutzungssystems im Vergleich zum Projektansatz
• Die Erfolge und Schwierigkeiten bei der Umstellung des Landnutzungssystems
• Die methodischen und inhaltlichen Aspekte der Beratungsarbeit der HADF
• Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit von NROs
• Die sozio-kulturelle Verträglichkeit von Entwicklungsprojekten

Zusammenfassung der Kapitel

• Einleitung: Die Arbeit stellt die Problemstellung der Entwicklungsarbeit in marginalisierten Regionen dar und erläutert die Zielsetzung der Untersuchung. Sie beschreibt den Hintergrund und die Besonderheiten des Projektbereichs in Nordthailand, insbesondere die Situation der Akha-Bevölkerung.
• Methodisches Vorgehen: Die Arbeit erläutert die verwendeten Methoden der qualitativen Sozialforschung, insbesondere die teilnehmende Beobachtung und die Befragung von Projektbeteiligten. Sie stellt die Bedeutung des interkulturellen Kontextes für die Wahrnehmung und Interpretation von Daten heraus.
• Theorie der Entwicklungsarbeit: Die Arbeit diskutiert verschiedene Ansätze der Entwicklungsarbeit, insbesondere die Konzepte der nachhaltigen Landnutzung, der selbstbestimmten Entwicklung von Technologie und der interkulturellen Kommunikation. Sie kritisiert den traditionellen "Technologietransfer" und plädiert für partizipatorische Ansätze.
• Allgemeiner Hintergrund: Die Arbeit beschreibt die traditionellen Landnutzungssysteme in Nordthailand, insbesondere den Wanderfeldbau, den Gemeindewald und den Bewässerungsfeldbau. Sie beleuchtet die historische Entwicklung der Region, insbesondere den Opiumhandel und die geopolitische Situation nach 1940. Darüber hinaus werden die ökologischen und ökonomischen Herausforderungen der Region dargestellt.
• Kultur und Wirtschaftsweise der Akha: Die Arbeit beschreibt die Herkunft und Geschichte der Akha-Bevölkerung, ihre kulturellen Besonderheiten und ihre traditionelle Landnutzung. Sie beleuchtet die aktuellen Probleme der Akha in Nordthailand, insbesondere die Landknappheit, die Armut und die mangelnde Anerkennung als thailändische Staatsbürger.
• Projektbeschreibung: Die Arbeit stellt die Hill Area Development Foundation (HADF) und ihr Projekt zur Umstellung von traditionellem Wanderfeldbau auf dauerhafte Landwirtschaft vor. Sie beschreibt die Entstehung und Ziele der Organisation, ihre Struktur und Arbeitsweise sowie das propagierte Landnutzungssystem. Darüber hinaus werden die realisierten Neuerungen und die Probleme bei der Umsetzung der Projektmaßnahmen dargestellt.

Schlüsselwörter

Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Wanderfeldbau, die nachhaltige Landnutzung, die Entwicklungszusammenarbeit, die Hill Area Development Foundation (HADF), die Akha-Kultur, die sozio-kulturelle Verträglichkeit von Entwicklungsprojekten, die interkulturelle Kommunikation und die Selbstbestimmung in der Entwicklung.

• Hochschule: Universität Hohenheim (Agrarsoziologie, Landwirtschaftliche Beratung und angewandte Psychologie)
• Note: 1
• Autor: Martin Müller (Autor:in)
• Erscheinungsjahr: 1993
• Seiten: 96
• Katalognummer: V3075
• ISBN (eBook): 9783638118521
• Sprache: Deutsch
• Schlagworte: Thailand, Akha, Nachhaltige Landwirtschaft, Entwicklungsprojekte, Wanderfeldbau, Beratungsmethoden