Diese Arbeit gibt einen strukturierten Überblick über die Entstehung und die Folgen der Finanzmarktkrise des Jahres 2008. Die USA als Ausgangspunkt der Krise sowie Deutschland stehen im Mittelpunkt der Analyse. Statistiken und konkretes Zahlenmaterial unterstützen die Ausführungen des Autors.
1 Ursachen der Krise in den USA
1.1 Entwicklung in den 1990er Jahren
In den 90er Jahren gab es eine starke Entwicklung im Techniksektor. So kamen unter anderen Handys, leistungsfähigere PCs und das Internet auf den Markt. Die sich bietenden Möglichkeiten nutzten viele Menschen und gründeten eigene Firmen. Die Unternehmen expandierten schnell und gingen an die Börse. Die Zukunftsaussichten schienen positiv und Anleger investierten in Aktien. Erste liquide Mittel wurden nicht als Rücklage einbehalten, sondern wieder reinvestiert unter anderen in Tochtergesellschaften oder Firmenfusionen.[1] Die Firmen versprachen hohe Gewinne. Als diese jedoch im Laufe der Zeit nicht erreicht wurden, gab es drastische Kurseinbrüche der Wertpapiere. Erste Verkäufe verursachten weitere Rückgänge. Die Blase war geplatzt und viele Unternehmen mussten Insolvenz anmelden.
1.2 Zeit ab der Jahrtausendwende
Auf die Internetblase folgte ein weiteres einschneidendes Ereignis. Die Terroranschläge vom 11.09.2001 ließen den amerikanischen Aktienindex zusammenbrechen. Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, reagierte die amerikanische Notenbank mit einer Senkung des Leitzinses auf 1% im Juli 2003. Aufgrund der Erfahrungswerte mit Aktien waren die amerikanischen Anleger vorsichtig bei der Investition in solche. Sachwerte wurden populärer und die Bürger investierten in Immobilien, da diese eine werthaltige Anlage darstellten. Andere nutzten die niedrigen Zinsen um alte Immobilienkredite durch ein günstigeres Darlehen abzulösen. Hausneubauten sollten keine Seltenheit mehr sein. Die Darlehen stattete man mit variablen Zinssätzen aus um von der Niedrigzinspolitik noch besser profitieren zu können.[2] Anfangs wurden die Kredite nur an Prime-Kunden[3] herausgegeben bis die Nachfrage des Marktes gesättigt war. Die Banken brauchten eine neue Strategie – sie vergaben nun auch Kredite an Kunden mit schlechter Kreditwürdigkeit – sogenannte Subprime-Kredite[4]. Die Banken kalkulierten zwar mit eventuellen Zahlungsausfällen, aber aufgrund der bisher ständig steigenden Immobilienpreise rechneten die Kreditinstitute jedoch im Falle der Zwangsversteigerung sogar mit einem Gewinn. Welche Entwicklung die Immobilienpreise nahmen, wird deutlich durch die Analyse des Immobilienpreisindex. Ausgehend vom Basisjahr 1890 lag der Index im Berichtsjahr 2000 bei ungefähr 125. Innerhalb von 5 Jahren wuchs der Index auf einen Wert von 200 an.[5] Fast jeder Bürger war nun in der Lage einen Kredit aufzunehmen und ein eigenes Haus zu bauen.[6]
1.3 Finanzprodukte der Investmentbanken
Während der Phase der Niedrigzinsen und des Immobilienbooms waren einige Investoren auf der Suche nach hohen Renditen. Einige Investmentbanken boten Lösungen an. Immobilienkredite von Regionalbanken sowie Hypothekenbanken wurden von den Investmentbanken aufgekauft. Durch die Verbriefung dieser Forderungen entstanden diverse Investmentfonds.[7] Um auf mögliche Ausfallrisiken reagieren zu können, wurden diese Kredite und Wertpapiere erneut verbrieft und noch einmal zu einem neuen Finanzprodukt erstellt.[8] Anfangs fand dieser Prozess nur mit Prime-Krediten statt. Als deren Potential erschöpft, aber die Nachfrage der Investoren noch vorhanden war, benötigten die Banken eine neue Strategie. Mittlerweile verwendete man auch Subprime-Kredite für die Erstellung der Investmentprodukte. Dies stellte ein höheres Risiko dar als die Verbriefung der Prime-Kredite. Die Banken hatten komplexe Finanzprodukte geschaffen, welche über die ganze Welt verkauft wurden. Unter anderem kauften auch deutsche Großbanken, wie z.B. die Deutsche Bank oder die Commerzbank, diese Produkte. Begünstigt wurden diese Investitionen durch die Ratingagenturen, welche das Risiko falsch einschätzten und die Papiere mit einer guten Bewertung notierten.[9]
1.4 Der Zusammenbruch des Systems ab 2007
Das entwickelte System der amerikanischen Banken funktionierte sehr gut bis zum Jahr 2007. Zu diesem Zeitpunkt lag der Zins für Darlehen - bedingt durch den Leitzins - auf dem höchsten Stand seit 4 Jahren. Die variablen Zinsen wurden vielen Kreditnehmer nun zum Verhängnis, da die monatlichen Belastungen zu hoch waren. Die Forderungen der Bank konnten nicht mehr bedient werden. Als durch den Zinsanstieg die Nachfrage nach Immobilien sank, gab es einen starken Preisabfall der Immobilienpreise, welcher anhand des Immobilienpreisindex erkennbar ist. Bis 2009 erreichten die Immobilienpreise wieder den Wert des Jahres 2000. Dies hatte Auswirkungen für die kreditgebenden Banken.[10] Viele der finanzierten Häuser mussten zwangsversteigert werden. Da der Immobilienmarkt zusammenbrach, sahen sich die Banken gezwungen die Häuser mit Verlusten zu versteigern. Durch die hohe Anzahl der verlustbringenden Versteigerungen gerieten die Banken in Zahlungsprobleme.[11] Bedingt durch diese Prozesse wurde auch das Vertrauen der Banken untereinander belastet. Das Interbankengeschäft kam fast zum Erliegen.[12] Viele Banken hatten nun Probleme das Tagesgeschäft zu bewältigen. Dies war jedoch nicht das einzige Problem der Kreditinstitute. Durch den Ausfall der Kreditzahlungen verloren die Wertpapiere der verbrieften Kreditforderungen ihre Werthaltigkeit. Entsprechende Banken und institutionelle Anleger mussten diese Ausfallbeträge abschreiben, was wiederum ihr Eigenkapital stark belastete. Auch private Investoren verloren ihr Geld. Die Banken befanden sich in einer Krise, welche die komplette Wirtschaft belastete. Die Anzahl der Arbeitslosen stieg an.[13] Die Systemrelevanz der Banken kann eine komplette Wirtschaft zusammenbrechen lassen.[14]
2 Ursachen der Krise in Deutschland
2.1 Geschäftsphilosophie der Banken in Deutschland ab dem Jahr 2000
Zur Zeit der Jahrtausendwende fand eine Veränderung innerhalb der Großbanken statt, welche relevant war für die Entstehung der Krise. Anstatt sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren – der Vergabe von Krediten unter anderen an deutsche mittelständische Unternehmen und dem Einlagengeschäft durch Neukundengewinnung – begannen die Kreditinstitute auf renditereiche Geschäfte zu setzen. Dies beinhaltete diverse Risiken. Bereits vor der Finanzmarktkrise waren deutsche Banken kaum mit Eigenkapital ausgestattet. Die Eigenkapitalquote deutscher Banken - welche rund 4% beträgt - liegt durchschnittlich unter der Quote anderer Länder. Hinzu kommt eine niedrige Ertragslage in den Jahren vor der Finanzmarktkrise. In 2003 lag die Eigenkapitalrendite bei minus 1,5%. Die Aufwendungen der Banken überschritten die Erträge. In den darauf folgenden Jahren konnte die Eigenkapitalrendite gesteigert werden. Im Vergleich mit anderen Ländern war diese immer noch sehr gering. In 2005 betrug die Quote in Deutschland 9,2%. In der Schweiz dagegen wurde eine Quote von 18% erreicht.[15] Wegen der niedrigen Ertragssituation kauften die Deutsche Bank und die Commerzbank verbriefte Kreditforderungen aus den USA um die Ertragszahlen zu verbessern. Auch andere Wertpapiere, wie Anleihen und Aktien, erwarben die Banken zu Spekulationszwecken. Außerdem vergab die Commerzbank einen Kredit in Millionenhöhe an die US- Hypothekenbank Homebanc. Auch andere Kreditinstitute, wie z.B. die Landesbank Sachsen oder die Bayerische Landesbank, beteiligten sich an riskanten Finanzgeschäften.[16]
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[1] Erwirtschaftete Gewinne können als zukünftige Zusatzabsicherung im Unternehmen bleiben oder in Firmenwerte investiert werden.
[2] Vgl: Bloss, 2009, S. 15, Vgl: Soros, 2008, S. 12
[3] Prime- Kunden: Darunter versteht man Kreditnehmer mit einer guten Kreditwürdigkeit. Aufgrund ihres Einkommens sind diese wahrscheinlich in der Lage den Kredit zurückzubezahlen.
[4] Subprime-Kredite: Darunter versteht man Darlehen, welche an kreditunwürdige Bankkunden herausgegeben wurde. Eine Rückzahlung des Darlehens inklusive Zinsen ist aufgrund der finanziellen Situation des Kreditnehmers nicht gewährleistet. Vgl: Bloss, 2009, S. 9
[5] Immobilienpreisindex: Ausgehend von einem Basisjahr als Grundlage wird die Wertentwicklung der Häuser als Zahlenreihe dargestellt. Vgl: Grömling, 2009, S. 32, Abbildung 8
[6] Vgl: Soros, S. 13 f.
[7] Investmentfonds: Verschiedene Vermögenswerte, in diesem Fall verbriefte Kreditforderungen, werden in einem Topf gesammelt. Dadurch soll ein Risikoausgleich entstehen – ein Vermögenswert springt für den anderen ein, falls dieser Verluste zeichnen sollte. Als Ertrag erhält man als Anleger eine hohe Rendite. Verbriefung: Darunter versteht man den Verkauf diverer Darlehensforderungen und die Bündelung dieser zu einer Finanzanlage.
[8] Vgl: Bloss, 2009, S. 18 f.
[9] Ratingagenturen: Bewerten das Risiko von Finanzanlagen. Je niedriger dies ist, desto besser die Bewertung. Vgl: Bloss, 2009, S. 119f und vgl: Soros, 2008, S. 15
[10] Leitzins: Ist ein Orientierungswert für Geschäftsbanken zur Kalkulation der Kredit- und Anlagezinsen. Vgl: Bloss, 2009, S. 27 und vgl: Grömling, 2009, S. 32. Abbildung 8
[11] Einen Kreditausfall muss die Bank abschreiben. Dies belastete das Eigenkapital. Tritt dies öfters ein, kann dies zur Insolvenz der Bank führen. Vgl: Michael Bloss, 2009, S. 29
[12] Interbankengeschäft: Bezeichnet den Vorgang, dass eine Bank mit Liquiditätsüberschuss, diesen einer anderen Bank kurzfristig leiht, weil diese liquide Mittel für das operative Geschäft benötigt. Vgl: Bloss, 2009, S. 27
[13] Vgl: Statista, http://de.statista.com/statistik/daten/studie/17332/umfrage/arbeitslosenquote-in-den-usa
[14] Systemrelevante Banken sind solche Kreditinstitute, die aufgrund ihrer Größe eine entscheidende Rolle in der Wirtschaft spielen, z.B. bei der Investition von Milliarden- Projekten. In Deutschland wären dies z.B. die Deutsche Bank oder die Commerzbank. Vgl: Bloss, 2009, S. 27 f., S. 34
[15] Eigenkapitalquote: Darunter versteht man das Verhältnis von Eigenkapital zur gesamten Bilanzsumme. Eigenkapitalrendite: Beschreibt das Verhältnis des Reingewinn bzw. Ertrag zum Eigenkapital. Vgl: Grömling, 2009, S. 74, Tabelle 5
[16] Vgl: Bloss, 2009, S.
- Citation du texte
- Marcus Schaumberger (Auteur), 2014, Ursachen der Finanzkrise 2008 in Deutschland und den USA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/307458