Die Neuordnung der Börsensegmente ist in Wirtschaft und Politik ein aktuelles Thema. Nach zahlreichen Betrugsfällen am Neuen Markt griff die Deutsche Börse AG ein und verschärfte zum 24.03.2003 Beitrittsanforderungen sowie Teilnahmebedingungen.
Diese Hausarbeit besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil skizziert die Geschehnisse am Neuen Markt und befasst sich mit der Frage, weshalb die Neusegmentierung für die Deutsche Börse unausweichlich war. Ferner werden in diesem Teil die wichtigsten Aspekte der Umstrukturierung erläutert. Teil zwei hinterfragt die Ergebnisse dieser Reformen. Kann unter diesen Voraussetzungen das Vertrauen der Anleger zurück gewonnen werden? Wie bewerten Wirtschaftsexperten die von der Deutschen Börse AG vorgenommenen Änderungen? Darüber hinaus gibt dieser Teil Auskunft über alternative bzw. ergänzende Maßnahmen zum Schutz vor Betrügern auf dem Parkett.
Abschließend wird die Hausarbeit zusammengefasst; der Verfasser geht auf Gewinner und Verlierer der Umstrukturierung ein und bezieht Stellung zu diesem Thema.
Inhaltsverzeichnis
1. Problemstellung
2. Bestandsaufnahme
2.1 Neuer Markt - Aufstieg und Untergang
2.2 Die Neusegmentierung
2.2.1 Der General Standard
2.2.2 Der Prime Standard
2.2.3 Das 4. Finanzmarktförderungsgesetz (FimaföG)
3. Ausblick - Greifen die Maßnahmen?
3.1 Ein Blick in die Bedeutungslosigkeit - Der General Standard
3.2 Zulassungsvoraussetzungen im Prime Standard
3.3 Straffung der Börsensegmente
3.4 Härtere Sanktionierung
4. Zusammenfassung
5. Anhang
5.1 Aufbau der neuen Börsenstruktur
5.2 Erläuterung der Indizes im Prime Standard
5.2.1 DAX
5.2.2 MDAX
5.2.3 SDAX
5.2.4 TecDAX
5.3 Corporate Governance Kodex
Literaturverzeichnis
1. Problemstellung
Die Neuordnung der Börsensegmente ist in Wirtschaft und Politik ein aktuelles Thema. Nach zahlreichen Betrugsfällen am Neuen Markt griff die Deutsche Börse AG ein und verschärfte zum 24.03.2003 Beitrittsanforderungen sowie Teilnahmebedingungen.
Diese Hausarbeit besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil skizziert die Ge- schehnisse am Neuen Markt und befasst sich mit der Frage, weshalb die Neusegmentierung für die Deutsche Börse unausweichlich war. Ferner wer- den in diesem Teil die wichtigsten Aspekte der Umstrukturierung erläutert.
Teil zwei hinterfragt die Ergebnisse dieser Reformen. Kann unter diesen Voraussetzungen das Vertrauen der Anleger zurück gewonnen werden? Wie bewerten Wirtschaftsexperten die von der Deutschen Börse AG vorgenom- menen Änderungen? Darüber hinaus gibt dieser Teil Auskunft über alternati- ve bzw. ergänzende Maßnahmen zum Schutz vor Betrügern auf dem Par- kett.
Abschließend wird die Hausarbeit zusammengefasst; der Verfasser geht auf Gewinner und Verlierer der Umstrukturierung ein und bezieht Stellung zu diesem Thema.
2. Bestandsaufnahme
2.1 Neuer Markt - Aufstieg und Untergang
In Deutschland mangelte es an Kapital um gute Ideen zur Geschäftsreife zu führen. Deshalb schuf die Börse mit dem Neuen Markt ein Scharnier zwischen Ideen und Investoren, die bereit waren, Risikokapital für junge Wachstumsunternehmen zur Verfügung zu stellen.
Gerade einmal zwei Unternehmen waren beim Start am 10. März 1997 am neu geschaffenen Wachstumssegment der Frankfurter Börse notiert: Bertrandt und Mobilcom. Damals sahen Kritiker den mageren Anfang in den strengen Zulassungsbedingungen begründet. Dennoch schaltete der Neue Markt sehr schnell den Turbo ein. Als er zum Beispiel gerade mal vier Mona- te alt war und das Software-Unternehmen "Mensch und Maschine" den Gang an die Börse antrat, waren schon am ersten Tag der Zeichnungsfrist die Ak- tien um das 170-fache überzeichnet. Immer mehr Leute waren der Meinung, Neuemissionen seien eine Lizenz zum Gelddrucken. Aktien wurden blind gekauft, denn vielfach wurde nicht einmal gewusst, was das Unternehmen eigentlich geschäftlich treibt. Stimmen, die schon im Juli 1997 warnten, dass neben den großen Chancen auch große Risiken in diesem Marktsegment bestünden und ganz sicher Flops dabei sein würden, verhallten unbeachtet.
Die Deutschen ließen sich anstecken von einer bis dahin nicht gekannten Euphorie, der sich in der Folge kaum jemand zu entziehen vermochte: Anleger nicht, Fondsmanager nicht, Emissionsbanken nicht und die Medien auch nicht. Eine Spirale war in Gang gesetzt worden, getragen vom Glauben an die New Economy, die nach eigenen Gesetzen funktioniert. Allein in den ersten drei Wochen des Jahres 1998 zogen die Kurse der inzwischen 17 gelisteten Unternehmen um durchschnittlich zwanzig Prozent an.
Das zog nicht nur Anleger, sondern auch jede Menge junger Unternehmen an. Wöchentlich und oftmals täglich meldeten sich Börsen-Aspiranten am Neuen Markt. Die Kurse stiegen in Schwindel erregende Höhen. Ende 1999 waren sich viele einig, dass es so nicht weitergehen kann und dass sich ei- nes Tages die Spreu vom Weizen trennen würde, verbunden mit zahlreichen unangenehmen Überraschungen. Beispielsweise EM.TV. Vorstands-Chef Thomas Haffa wurde von seinen Aktionären wie ein Pop-Star gefeiert, weil er viele von ihnen zu Millionären gemacht hatte. Innerhalb von zwei Jahren - von Januar 1998 bis Januar 2000 - war der Kurs der EM.TV-Aktie um fünf- zehntausend Prozent gestiegen.
Die große Blase, die sich inzwischen gebildet hatte, platzte im März 2000 mit großem Getöse. Den Absturz vom Höhenflug überlebten viele Unternehmen der New Economy nicht. Plötzlich schien der Neue Markt hauptsächlich ein Tummelplatz für Hochstapler und unseriöse Geschäftemacher gewesen zu sein. Den einst so gepriesenen Unternehmen wurden Betrügereien nachge- wiesen. Comroad Chef Schnabel hat 90% seiner Umsätze erfunden. EM-TV Boss Thomas Haffa muss sich seit Herbst 2002 vor dem Gericht wegen einer falschen Ad-hoc-Meldung verantworten. Wider besseren Wissens begeisterte er im Sommer 2000 seine Aktionäre mit einer Aussage, wonach Umsatz und Gewinn höher ausfallen werden als erwartet. Der Gewinn brach ein, der Kurs stürzte ins Bodenlose.
Die zahlreichen Betrugsfälle zerstörten den Ruf des Neuen Markt, die Anleger verloren vollends das Vertrauen und zogen ihr Kapital aus diesem Segment ab. Die Deutsche Börse AG beendete daraufhin dieses Kapitel. Der Nemax verabschiedete sich am 21.03.2003 - mit einem Schlusskurs von 403 Punkten. Im Vergleich zum 10. März 2000, an dem das Wachstumssegment mit 9665 Zählern sein Allzeithoch feierte, ein Minus von 96%!1
2.2 Die Neusegmentierung
Mit diesem Schritt zieht die Deutsche Börse AG die Konsequenzen aus dem Desaster um den Neuen Markt. Mit dem Ziel, das Vertrauen der Anleger zu- rück zu gewinnen, formte sie zum 24.03.2003 ihre Segmente vollkommen um. Künftig gibt es zwei Obersegmente, den General Standard und den Pri- me Standard.2
2.2.1 Der General Standard
Der General Standard richtet sich an kleinere und mittlere Unternehmen, die überwiegend nationale Investoren ansprechen und sich für ein kostengünstiges Listing interessieren. In diesem Segment reichen die gesetzlichen Mindestanforderungen aus. Dazu gehören:
- Jahresabschluss/Halbjahresbericht
- Ad-hoc-Mitteilungen auf Deutsch
2.2.2 Der Prime Standard
Der Prime Standard beinhaltet die Untersegmente DAX, MDAX, SDAX und TecDAX. Der DAX bleibt in seiner Form unverändert. Unterhalb des DAX wird zukünftig zwischen Branchen unterschieden. Die klassischen Werte fin- den sich im MDAX und im SDAX wieder.3 Im TecDAX sind die Technologie- werte enthalten.4 Der Neue Markt und der SMAX wurden aufgelöst. Die darin gelisteten Unternehmen gingen in den neuen Segmenten auf, sofern sie die Voraussetzungen dafür erfüllten.
[...]
1 Vgl. Weining (Fünf Jahre „Neuer Markt“, 2002)
2 Vgl. o. V. (General Standard, 2002)
3 Vgl. o. V. (Prime Standard, 2002)
4 Die Einzelheiten zu den neu gestalteten Indizes werden im Anhang detailliert erläutert.
- Quote paper
- Diplom-Betriebswirt (FH) Christoph Geißler (Author), 2003, Die Neuordnung der Börsensegmente durch die Deutsche Börse AG Bestandsaufnahme und Ausblick, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30680
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