In diesem Essay wird die Frage verfolgt, was Philosophie ist, warum die Philosophie als Disziplin gerechtfertigt werden muss und ob sie es muss.
Die Frage nach dem ‚Warum’ ist sicherlich ein wesentliches und vielleicht das bezeichnenste Element, das man der Philosophie zusprechen kann. Es gilt zu klären, was es gibt, was man tun soll, wie und ob man etwas wissen kann oder gar ob für dieses Wissen, falls es es gibt, einen Anspruch auf Gültigkeit und Verbindlichkeit zu erheben, gerechtfertigt werden kann.
In dem Essay wird ein Bezug zu Adornos Text "Wozu noch Philosophie?" und Carnaps Text "Überwindung der Metaphysik" hergestellt und die enthaltenen Positionen auf ihre Konsequenzen bezüglich des Status der Philosophie geprüft.
Die Frage nach dem ‚Warum’ ist sicherlich eine wesentliches und vielleicht das bezeichnenste Element, das man der Philosophie zusprechen kann. Es gilt zu klären, was es gibt, was man tun soll, wie und ob man etwas wissen kann oder gar ob für dieses Wissen, falls es es gibt, einen Anspruch auf Gültigkeit und Verbindlichkeit zu erheben, gerechtfertigt werden kann. Jede Aussage, die man überhaupt treffen kann, steht auf wackligen Beinen, die der Skepsis nicht standhalten kann. Ein Dissens zwischen verschiedenen Positionen, in sämtlichen Fragen, ist, wenn man von einem Solipsismus, der besagt, dass nichts außer dem eigenen Bewusstsein existiert, absieht, kaum leugbar gegeben. Philosophische Fragen kreisen ganz grob um Orientierung, und zwar um begriffliche Orientierung, unmittelbar im Dasein und von dort aus, nötig oder unnötig, auf ein Sein übergreifend. Das Dasein kann als die existenzielle oder auch materielle Vorraussetzung oder Gegebenheit, auch für das menschliche Leben, das Sein als eine tiefere metaphysische Bedingung und Begründung dafür, gesehen werden. Die Auseinandersetzung mit dem Sein überhaupt zieht sich durch die komplette Philosophiegeschichte durch. Schon die Vorsokratiker, die oft die älteste in Philosophiegeschichten vertretene Gruppe darstellen, haben nach einem Prinzip für das Sein gesucht. Dieses waren alles umfassende Grundprinzipien, also auch über die physikalische Welt hinausgehende Erklärungen, die sie ‚archê’ nannten. Sie fanden diese in Naturelementen wie Feuer, Wasser oder Luft, aber auch in abstrakten Entitäten wie Zahlen, dem Unbegrenzten oder dem Einen. Solch ein metaphysisches Denken hilft dabei, wenn man sich zum Ziel setzt das Ganze zu erkennen und ist für eine all umfassende Erklärung der Welt, der Zeit und jeglichen Prinzipien überhaupt nötig. Der Grund dafür ist die beschränkte Erkenntnisfähigkeit des Menschen und die Eigenschaft glauben oder etwas erahnen zu können und somit gleichzeitig eine Art Erfüllung zu erfahren, sei es nur die Abwesenheit eines Gefühls der Unwissenheit wie von Friedrich Nietzsche angeführt wird. Zu glauben ist in gewisser Weise eine Ausflucht, aus anderer Sicht sinnstiftend. Um sich orientieren zu können braucht man wohl oder übel einen Ausgangspunkt. Einen solchen kann man in einer dogmatischen Vorraussetzung finden, was bedeutet, eine Begründung wird als unanzweifelbar richtig angenommen. Grundlegende Prämissen werden in der Philosophie auch als Axiome bezeichnet, welche in der Philosophiegeschichte unterschiedlich betrachtet wurden. Auf der einen Seite stellen sie nicht weiter begründbare Ursachen oder Grundurteile dar, auf der anderen beispielsweise nur unbewusste Prinzipien, die aus schon vorhandenem Wissen, der Summe der gemachten Erfahrung, abgeleitet werden. (http://www.textlog.de/1344.html zuletzt abgerufen am 21.02.2011, Rudolf Eisler-Wörterbuch der philosophischen Begriffe, 1904)
Unterschiedliche Blickwinkel auf die Philosophie und ihre Ziele und Grundlagen bieten auch für das menschliche Leben verschiedene Perspektiven. Diese sind in ihrem Einfluss auf die Philosophie sicherlich nicht zu unterschätzen. Angefangen mit Schopenhauer und Nietzsche, die den Weg für Sigmund Freud und die Psychoanalyse bereitet haben, kann man heute aus dem psychoanalytischen Verständnis, über den Willen und die Abhängigkeit des Denkens und Handelns von Trieben und Bedürfnissen, eine neue Anschauung aus diesen Gesichtspunkten auf die Philosophie und ihre Geschichte wagen. Freud nahm an, dass die Philosophie, sowie auch Religion, Kunst und politische Systembildung, seiner Triebtheorie folgen, also in gewisser Weise Ergebnisse libidinöser Bedürfnisse und Spannungen sind. (Fromm, Erich: „Psychoanalyse als Wissenschaft“, 1955, übersetzt von Liselotte und Ernst Mickel) Ob nun Freuds Libido tatsächlich der Antrieb des menschlichen Handelns ist, ist überlegenswert, aber hier nicht im Vordergrund, sondern mehr die Erkenntnis über das Unbewusste.
An dieser stelle möchte ich etwas mehr auf die Perspektive eingehen und den Ausgangspunkt zum Philosophieren überhaupt. Der Punkt ist deshalb sehr wichtig, da sich meistens aus ersten methodischen Mitteln oder Grundannahmen die folgende Philosophie, falls sie systematisch aufgebaut ist umso mehr, mehr oder weniger genau, logisch nachvollziehen lässt und sich die Beziehungen zwischen den Prämissen und Konklusionen offenlegen lassen. Der Anfang sollte demnach in der Philosophie nicht zu schnell übergangen werden. Es stellt sich, wenn man nun anfangen will zu philosophieren, die schwierige Frage, was das Philosophieren denn ist, was man dabei tut und natürlich warum man Philosophie überhaupt betreibt. Angenommen jedes eigenständige Denken sei gleichzeitig ein Philosophieren, wäre man schnell bei einer Lösung. Jeder wäre Philosoph, da jeder, auch wenn er unverschuldet unmündig sein sollte, notwendigerweise als Mensch der er ist, die Welt interpretieren muss, um in ihr agieren und reagieren zu können. Dem wörtlichen Sinn nach ist die Philosophie allerdings mehr, aus dem Griechischen übersetzt: Die Weisheitsliebe oder Freundschaft zur Weisheit. Sie ist also eine liebevolle oder freundschaftliche Beziehung zur Weisheit. Somit erhält die Bedeutung der Philosophie eine neue Dimension, nämlich die des Umgangs mit dem Wissen und der Weisheit. Es kommt nicht allein darauf an zu denken, sondern die Wahrheit kennenlernen zu wollen, sie zu achten und sich ihr ein Stück weit hinzugeben, sich jedoch gleichzeitig selbst zu lieben, zu achten und zu kennen, was auch in der Auseinandersetzung ein fortschreitender Prozess sein kann, um überhaupt erst die Grundlage zu schaffen und sich nicht zu verlieren. Der Anfänger braucht allemal Mut und etwas festen Boden unter den Füßen, um nicht jeden Bezug zu verlieren.
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- Citation du texte
- B.A. Cedric Braun (Auteur), 2011, Philosophie oder die Groteske des Seins und Daseins, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306710