Die Pädagogik ist innerhalb des Gebietes der Soziologie eine erziehungswissenschaftliche Disziplin, deren Forschung sich hauptsächlich auf das Beschreiben von tatsächlichen Sachveralten konzentriert, sie ist demnach ein empirische Wissenschaft. Laut Kromrey ist empirisches wissenschaftliches Arbeiten „die Phänomene der realen Welt (möglichst ,objektiv') zu beschreiben und zu klassifizieren [und] die (mög¬lichst allgemeingültigen) Regeln zu finden, durch die die Ereignisse in der realen Welt erklärt und Klassen von Ereignissen vorhergesagt werden können“ (Kromrey 1998, 22). Um Phänomene beschreiben und klassifizieren zu können, müssen zunächst die zu beschreibenden bzw. zu klassifizierenden Phänomen (Daten) erfasst werden, die dann in einem zweiten Schritt zu Gesetzmäßigkeiten zusammengefasst und in Form von Hypothesen und Theorien formuliert werden können. Eine Methode zur Erfassung von Daten ist die der Beobachtung. Im Verlauf dieser Arbeit werde ich zeigen, dass das Beobachten so¬wohl immanente, als auch Probleme im Zusammenhang mit der Anwendbarkeit auf die Theoriebildung aufwirft und ein weiteres Problem darin besteht, dass während des Prozesses der Umsetzung des Beobachteten in Sprache, viele Quellen von Beobachtungsfehlern zu finden sind. Es werden im Folgenden Beobachtungssprache und theoretische Sprache thematisiert und danach die Zweistufenkonzeption nach Carnap erläutern, da unter anderen Carnap die Bedeutung des Begriffes der Beobachtungssprache als eine der beiden Sprachebenen innerhalb dieser Konzeption entwickelt hat. Beide Sprachebenen lassen sich unter anderem anhand von Indikatoren und Operatonalisierung verbinden, wobei erhebliche Probleme auftreten können. Es wird nicht auf die verschiedenen Arten von Indikatoren und Möglichkeiten der Operatonalisierung eingegangen, da diese für die Darstellung des Problems der Beobachtungssprache nicht relevant sind. Danach wird die Problematik Wissenschaftssprache/Umgangssprache aufgegriffen, indem explizit die Tauglichkeit der Umgangssprache für die Wissenschaft, die inter- und intrapersonellen Differenzen von Beobachtungsbegriffen, auf die Mehrdeutigkeit und die Bedeutungsüberschneidungen von Beobachtungsbegriffen und auf Werturteile innerhalb der Beobachtungssprache diskutiert wird. Abschließend wird aufgezeigt, wie Beobachtungsfehler, die durch die in den vorangegangenen Kapiteln beschriebenen Mängeln der Sprache entstehen können, wenn auch nur partiell, vermieden werden können.
Inhaltsverzeichnis
1. Problemstellung
2. Beobachtungssprache in Gegensatz zur theoretischen Sprache
2.1 Zweistufenkonzeption nach Carnap
2.2 Operationalisierung anhand von Indikatoren
3. Umgangsprache im Gegensatz zur Wissenschaftssprache
3.1 Tauglichkeit von Umgangssprache für die Wissenschaft
3.2 Inter- und intrapersonelle Differenzen
3.3 Bedeutungsüberschneidungen von Begriffen
3.4 Werturteile in Beobachtungswörtern
Literaturverzeichnis
1. Problemstellung
Empirisches wissenschaftliches Arbeiten heißt, laut Kromrey, „die Phänomene der realen Welt (möglichst ,objektiv') zu beschreiben und zu klassifizieren [und] die (möglichst allgemeingültigen) Regeln zu finden, durch die die Ereignisse in der realen Welt erklärt und Klassen von Ereignissen vorhergesagt werden können“ (1998, 22). Der erste Schritt dahin ist die Erfassung der zu beschreibenden bzw. zu klassifizierenden Phänomen (Daten). Dann gilt es, sie zu Gesetzmäßigkeiten zusammenzufassen, damit sie schließlich in Form von Hypothesen und Theorien formuliert werden. Eine Methode zur Erfassung von Daten ist die der Beobachtung.
Vorliegende Arbeit wird deutlich machen, daß das Beobachten eine Reihe von Problemen beinhaltet. Sie sind zum einen dem Beobachten immanent, zeigen sich im Zusammenhang mit der Anwendbarkeit auf die Theoriebildung, aber auch in den Fehlerquellen, die die Umsetzung des Beobachteten in Sprache birgt. Das zweite Kapitel meiner Arbeit stellt Beobachtungssprache und theoretische Sprache einander gegenüber - Sprache, die beobachtbare Sachverhalte und jene, die theoretische Sachverhalte beschreibt. Punkt 2.1 wird sich kurz mit der Zweistufenkonzeption nach Carnap beschäftigen, der unter anderen die Bedeutung des Begriffes der Beobachtungssprache als eine der beiden Sprachebenen innerhalb dieser Konzeption entwickelt hat. Kapitel 2.2 wird zeigen, wie sich diese beiden Sprachebenen anhand von Indikatoren und Operationalisierung verbinden lassen und welche erheblichen Probleme dabei auftreten können. Es wird jedoch nicht auf die verschiedenen Arten von Indikatoren und Möglichkeiten der Operationalisierung eingegangen, da diese für die Darstellung des Problems der Beobachtungssprache nicht relevant sind. Kapitel 3 greift die Problematik Wissenschaftssprache/Umgangssprache auf. Es wird explizit die Tauglichkeit der Umgangssprache für die Wissenschaft untersucht, da Begriffe der Beobachtungssprache häufig der Umgangssprache entnommen sind (Kap. 3.1). Die inter- und intrapersonellen Differenzen von Beobachtungsbegriffen (Kap. 3.2) führen zu sprachbedingten, die Bedeutungsüberschneidungen von Beobachtungsbegriffen (Kap. 3.3) zu systematischen Fehlern. Der Beobachtungssprache innewohnende Werturteile (Kap. 3.4) schließlich relativieren die Objektivität von empirischen Untersuchungen.
2. Beobachtungssprache im Gegensatz zur theoretischen Sprache
2.1 Zweistufenkonzeption nach Carnap
Die von Rudolf Carnap entwickelte Theorie der Zweistufenkonzeption der Wissenschaftssprache trifft eine deutliche Unterscheidung zwischen theoretischer Sprache einerseits und Beobachtungssprache andererseits. Diese Theorie - als ganzes oder in einzelnen Aspekten - dient, obwohl „seit einiger Zeit in verschiedenem Maße und von immer mehr Philosophen in Frage gestellt“ (Stegmüller 1985, 27) dennoch weiterhin als Grundlage bei der Suche nach einer Lösung des Problems der Wissenschaftssprache.
Begriffe der Beobachtungssprache als einer der zwei Sprachebenen „[...] sind dadurch gekennzeichnet, daß über ihre Anwendbarkeit auf Objekte oder Eigenschaften anhand unmittelbarer, nicht auf weitere Hilfsmittel zurückgreifender Wahrnehmung entschieden werden kann“ (Mittelstraß 1996, 869). Demnach sind sie die sprachliche Manifestierung von intersubjektiv überprüfbaren Gegebenheiten. Die über diese Gegebenheiten gemachten Aussagen bezeichnet Carnap als ‚Protokollsätze‘, Popper nennt sie ‚Basissätze‘. Durch Reduzieren der Protokollsätze auf allgemeingültige Regeln werden, wie bereits in Kapitel 1 beschrieben, Hypothesen und Theorien aufgestellt. „Über die Wahrheit einer empirischen Aussage (Hypothese) entscheidet die Konfrontation mit der Realität“ (Kromrey 1998, 42). Eine Aussage über die Realität kann allerdings nicht unmittelbar mit der Realität verglichen werden, sondern es muß ein die Realität beobachtender und das Beobachtete in Sprache fassender Mensch dazwischen geschaltet werden. (vgl. ebd. 1998, 43). Ein direkter Vergleich von Beobachtungsaussage und Hypothese kann aber nicht stattfinden, da die beiden Aussagen verschiedenen Sprachstufen, wie Carnap es formulierte, angehören (vgl. ebd. 1998, 4). Die Hypothese hat allgemeingültigen Charakter, während der Protokollsatz sich auf einen bestimmten Fall bezieht.
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- Arbeit zitieren
- Antje Adams (Autor:in), 2002, Wirtschaftspädagogische Lehr-Lern-Forschung: Problem der Beobachtungssprache, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30664
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