Untersuchungsgegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit soll das Gebiet zwischen Langenisarhofen, Moos und Niederalteich sein, welches auf Siedlungsspuren einstiger Bewohner und Anzeichen der Fränkischen Staatskolonisation untersucht werden soll. Die grundlegende Fragestellung lautet dabei: Wurde dieses Gebiet tatsächlich durch die Fränkische Staatskolonisation geprägt und wenn ja, welche Indizien sprechen dafür?
Inhaltsverzeichnis:
Einleitung
1. Fragestellung und Auswahl der Methoden
2. Datierung und namenshistorische Gründung Langenisarhofens
3. Schema- und Funktionsnamen von Siedlungen
4. Vergleich einer Satellitenaufnahme mit einem Schrägluftbild
5. Martinspatrozinien als besonderes Merkmal fränkischer Siedlungen
6. Langstreifenmuster als weiteres Charakteristikum fränkischer Siedlungsgenese
7. Die besondere Lage des Gebiets um Langenisarhofen
8. Fazit
9. Literaturverzeichnis
Einleitung
Untersuchungsgegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit soll das Gebiet zwischen Langenisarhofen, Moos und Niederalteich sein, welches auf Siedlungsspuren einstiger Bewohner und Anzeichen der Fränkischen Staatskolonisation untersucht werden soll. Die grundlegende Fragestellung lautet dabei: Wurde dieses Gebiet tatsächlich durch die Fränkische Staatskolonisation geprägt und wenn ja, welche Indizien sprechen dafür?
1. Fragestellung und Auswahl der Methoden
Orts- und Flurformen, insbesondere auch Haus-, Hof- und Ortsnamen sind neben anderen Siedlungselementen Produkte einer historischen Entwicklung und geben Aufschluss über die verschiedenen sozialen als auch ökonomischen Bedingungen der Vergangenheit (vgl. LIENAU, 1995, S. 157ff). Dabei stellt sich natürlich häufig die Frage, „ob bereits Vorformen bzw. Vorbilder existierten, aus denen heraus eine gewählte Ursprungsform entwickelt bzw. übernommen wurde […] oder ob aus gleichen sozialen und physischen Bedingungen und der gleichen Landnahmesituation heraus gleicher Formen ohne Kenntnis der Siedler von bereits bestehenden Formtypen der gewählten Art evolutionär entwickelt wurden“ (vgl. ebd. 1995, S. 157). Da das ausgewählte Gebiet unter historisch-genetischen Siedlungsaspekten untersucht werden soll, ergeben sich daraus auch folgende Fragekomplexe: zum Einen die Erklärung der Gegenwart aus dem Vergangenem, der Entwicklungsverlauf dahin, als auch die Rekonstruktion der Vergangenheit. Um diese Fragestellungen hinreichend zu beantworten bedarf es einer Vielzahl von Methoden und Hilfsmittel, die, naturgemäß, auch in der Geschichtswissenschaft oder der Archäologie angewandt werden (vgl. LIENAU, 1995, S. 158f). Im Rahmen dieser Arbeit wird sich die Untersuchung einerseits aber aufgrund des beschränkten Rahmens als auch mangels Verfügbarkeit von antikem Kartenmaterial bzw. Besitzverzeichnissen auf die Interpretation und Analyse jüngerer Karten bzw. Luft- und Satellitenbilder beschränken.
2. Datierung und namenshistorische Gründung Langenisarhofens
Nach der Tabelle für wichtige Ortsnamenendungen in Mitteleuropa nach Bach (in LIENAU, 1995, S. 162ff) wird die Entstehung des Ortes Langenisarhofen durch die Endung –hofen, was soviel wie „eingehegter Raum“ bedeutet, auf das 7. – 10. bzw. 12. – 14. Jahrhundert datiert, da in diesen Zeiträumen die Verwendung entsprechender Namensendungen sehr beliebt und dementsprechend weit verbreitet war. Vergleicht man dies mit dem Abriß der Entwicklung der ländlichen Siedlungen in Deutschland von LIENAU (1995 S. 168ff), so wird die frühgeschichtliche Landnahmezeit auf den Zeitraum vom 3./4. bis zum 8./9. Jahrhundert datiert, was mit dem ersteren Zeitraum der Namensgebung zusammenfällt. Bei der damaligen stattfindenden Landnahme, ausgelöst durch die Völkerwanderung und die damit einhergehende Neubesiedelung, wurden vorzugsweise landwirtschaftlich nutzbare und fruchtbare Gebiete gewählt, unter anderem Lößböden, welche in Süddeutschland auch unter dem Namen Gäulandschaften bekannt sind. Im Raum Südostbayern wird das vorhandene Lössgebiet als Gäuboden bezeichnet
Abbildung 1 zeigt die Ausdehnung des fruchtbaren Gäubodens und gleichzeitig die Lage Langenisarhofens (grüne Markierung), welches deutlich im besagten Lössgebiet liegt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Ausdehnung des Gäubodens mit Lage Langenisarhofens
(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/75/G%C3%A4uboden_Fl%C3%A4che.jpg ; Zugriff: 19.06.10 – eigene Bearbeitung)
Die damaligen Siedler bevorzugten Einzelhof- und Kleingruppensiedlungen, welche sich später oftmals zu Haufenweilern bzw. –dörfern weiterentwickelten. Durch die sog. Fränkische Staatskolonisation wurde der Phase des Ausbaus der Macht der Merowinger und Karolinger ein Ende gesetzt und die Besiedlung erstmals seit den allerersten Siedlungsformen der Römer wieder gelenkt. Dabei entstanden die charakteristischen Reihensiedlungen mit angrenzenden Streifenfluren, auf welche im weiteren Verlauf noch genauer eingegangen wird.
Vergleicht man nun diese Erkenntnisse mit den Daten aus dem Gemeindearchiv der Stadt Moos, zu welcher der Ort Langenisarhofen gehört, so ergeben sich weitgehende Übereinstimmungen bezüglich der geschichtlichen Fakten und der vermuteten Entstehung. Erstmals erwähnt wird der Ort Isarhofen in einer Güterbeschreibung des Klosters Niederalteich, welches Luftlinie etwa 6 km entfernt liegt. Aus der sog. Breviarius Urolif geht hervor, dass der damalige Abt des Kloster, Urolfi, nachdem im Jahr 788 der bayerische Herzog Tassilo III. beseitigt wurde, dem nachfolgenden Herrscher über Bayern, Karl dem Großen, Nachweis über die Besitztümer des Klosters erbringen musste. Als das Kloster Niederalteich 741 vom damaligen bayerischen Herzog Odilo gegründet wurde, erhielt es zudem 42 Hofstellen und Waldgebiete. Eben Isarhofen befand sich auch unter diesen 42 Hofstellen, was daraus schließen lässt, dass die Gründung definitiv vor 741 erfolgte. Der Name des Ortes gibt dabei Aufschluss über dessen Lage. Isarhofen ist nämlich lediglich eine Umschreibung für „Hof an der Isar“ und wird durch einen Blick aus der Vogelperspektive nochmals bestätigt, da die Isar nur ca. 8 km Luftlinie vom Ort entfernt in die Donau mündet (vgl. REINHARD, W ; SCHMOTZ, K. (2002): Gemeinde Moos – Geschichtlicher Hintergrund. http://www.gemeinde-moos.de/html/geschichte.html ; Zugriff: 19.06.10).
3. Schema- und Funktionsnamen von Siedlungen
1913 veröffentlichte Oskar Bethge als erster die These, dass zwischen sog. schematischen Ortsnamen und der Fränkischen Siedlungsorganisation ein Zusammenhang bestehen muss. Laut Bethge sind es besonders Orte mit den Endungen –heim, -hofen, -hausen und –dorf, welche als Beweis für die geplante Errichtung von fränkischen Siedlungen dienen. Darüber hinaus fungierten einige, in Kombination mit Königsgut vorkommend, sogar als Mittelpunkte räumlicher Organisation und hatten nicht selten verwaltende Aufgaben in Steuerbezirken. Diese Theorie wurde 1995 besonders von Jochum-Godlück überprüft und auf ihre Richtigkeit untersucht. Dabei konnte „besonders für die schematischen –heim-Namen eine positive Korrelation zu frühmittelalterlichem Fiskalgut nahegelegt [werden]“ (RATUSNY 1997, S. 128). Außerdem wurden neben den schematischen auch die funktionsbezogenen Ortsnamen genauer untersucht. Dabei ist Hans-Jürgen Nitz besonders auf die Relation bezüglich der Raumstruktur der karolingischen Großgrundherrschaft eingegangen und hat für die Theorie Bethges bekräftigende Argumente entdeckt. In der sog. capitulare de villis, einer Landgüterverordnung Karls des Großen, wurde eine idealtypische funktionale Differenzierung der königlichen Großvillikationen verlangt, was ein Hinweis für eine Anhäufung von Siedlungen bestimmter Bewohner und Berufsgruppen sein könnte. Die Ortsnamen wurden demzufolge nach der entsprechenden Funktion der dortigen Bewohner benannt und enthalten in ihrem Namen den Hinweis auf ihren einstigen Entstehungsgrund. Nitz zeigte anhand des Kasseler und Marburger Raums, dass diese Behauptung tatsächlich stimmt und sich im Umkreis regionaler Herrschaftszentren auffällig oft schematische als auch funktionale Ortsnamen befinden. Anhand dieser These müssten sich im Bereich in dem zu untersuchenden Ort Langenisarhofen ebenfalls solche Orte finden lassen und in der Tat ist dies der Fall. So bestehen in der Umgebung Langenisarhofens Siedlungen wie Mühlham, Bergham oder Scheidham, die Endung –ham hier als Abwandlung von –heim, Fischerdorf, Haardorf oder Schnelldorf (vgl. ebd.)
[...]
- Arbeit zitieren
- Martin Eder (Autor:in), 2010, Das Gebiet um Langenisarhofen. Relikt einstiger fränkischer Staatskolonisation?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306300
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.