Der Aufstand vom 17. Juni 1953 löste in der Bundesrepublik Deutschland unterschiedliche Reaktionen aus. Bereits am 1. Juli 1953 fand im Bundestag eine Besprechung statt, wie der Aufstand zu deuten sei. Schließlich wurde der 17. Juni im Westen Deutschlands zum Feiertag ,,Tag der deutschen Einheit" erklärt. Der Name ,,Tag der deutschen Einheit" wurde von Herbert Wehner geprägt. Das Entstehen dieses Feiertages war einzigartig, weil ein Ereignis, dass im anderen Teil Deutschlands stattfand, zum Anlaß eines nationalen Feiertages der Bundesrepublik wurde.
In dieser Arbeit geht es um die Verbindung von Geschichte und Politik, denn folgt man Edgar Wolfrum, kann ,,Geschichte zu einer Mobilisierungsressource im politischen Kampf um Masseneinfluß und Macht werden: Sie vermag gemeinsame Bezüge zwischen diffusen Gruppen zu schaffen; mit ihr läßt sich kollektive Identität stiften und in politische Legitimation ummünzen."1 Es wird der Frage nachgegangen, wie die politischen Eliten Westdeutschlands mit dem 17. Juni umgegangen sind, welche Interpretationsmuster sie erarbeitet und in welchem Zusammenhang ihre Deutung der Ereignisse mit dem Interesse ihres jeweiligen Parteiprogramms gestanden haben. Zu diesem Zweck ist es nicht unerheblich die Ereignisgeschichte des Aufstandes zu beleuchten und historischen Arbeiten nach Urhebern und Zielen der Aufständischen zu befragen. Denn gerade die Frage nach den Beteiligten des Aufstandes und deren Absichten wurde in der politischen Diskussion durch die Parteien je unterschiedlich beantwortet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Aufstand vom 17. Juni 1953
- Arbeiteraufstand oder Volksaufstand?
- Ziele des Aufstandes
- Erste Reaktionen des Westens
- Die politische Deutung des Aufstandes
- Die Stellungnahme der CDU
- Die Stellungnahme der SPD
- Die Stellungnahme der FDP
- Das Ergebnis: Memorialisierung
- Das Kuratorium Unteilbares Deutschland
- Mitglieder, Struktur und Zielstellung
- Wirkung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Reaktion der Bundesrepublik Deutschland auf den Aufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR. Sie untersucht, wie die politischen Eliten Westdeutschlands mit diesem Ereignis umgegangen sind und welche Interpretationsmuster sie erarbeitet haben. Dabei wird der Zusammenhang zwischen der Deutung des Aufstands und den Interessen der jeweiligen Parteiprogramme beleuchtet. Die Arbeit geht der Frage nach, wie die Geschichte des Aufstands in die politische Erinnerungskultur integriert wurde und wie dieser Prozess die nationale Identität der Bundesrepublik beeinflusste.
- Die unterschiedlichen Deutungen des Aufstands vom 17. Juni 1953 in Westdeutschland
- Die Rolle der politischen Eliten in der Konstruktion der Erinnerungskultur
- Der Einfluss des Aufstands auf die nationale Identität der Bundesrepublik
- Der Zusammenhang zwischen Geschichte und Politik im Kontext des geteilten Deutschlands
- Die Memorialisierung des Aufstands und die Entstehung des „Tags der deutschen Einheit“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Aufstand vom 17. Juni 1953 in den Kontext der bundesrepublikanischen Erinnerungspolitik und erläutert die Verbindung von Geschichte und Politik. Kapitel 2 beleuchtet den Verlauf des Aufstands, untersucht die Frage nach den Beteiligten und deren Absichten sowie die unterschiedlichen Interpretationen des Aufstands als Arbeiter- oder Volksaufstand. In Kapitel 3 werden die Stellungnahmen der drei großen westdeutschen Parteien CDU, SPD und FDP zur Deutung des Aufstands und zur Erinnerungskultur analysiert. Kapitel 4 befasst sich mit dem Kuratorium Unteilbares Deutschland und dessen Rolle bei der Gestaltung der Erinnerungskultur.
Schlüsselwörter
Der Aufstand vom 17. Juni 1953, Erinnerungskultur, bundesrepublikanische Identität, Geschichtspolitik, politische Deutung, Memorialisierung, Arbeiteraufstand, Volksaufstand, Tag der deutschen Einheit, CDU, SPD, FDP, Kuratorium Unteilbares Deutschland.
- Quote paper
- Benjamin Kristek (Author), 2002, Der Aufstand vom 17. Juni 1953 in der bundesrepublikanischen Erinnerungspolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3060