Die Masterarbeit beschäftigt sich mit den Rollen Deutschlands, der EU und der NATO im Kalten Krieg. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Zwei-Plus-Vier-Gesprächen und dem daraus resultierenden Zwei-Plus-Vier-Vertrag sowie der Osterweiterungen von EU und NATO ab 1990, die auch die Interessen Russlands berühren.
Um die Beweggründe hinter der Haltung Russlands gegenüber den innenpolitischen Vorgängen in der Ukraine zu begreifen werden verschiedene Theorien diskutiert, wie beispielsweise nicht verhandelte Probleme nach Ende des Kalten Kriegs oder dem jüngsten Vorwurf Michail Gorbatschows, der Westen habe sich bei dessen Ostpolitik nach der Wende nicht an Absprachen, die im Zuge der deutschen Wiedervereinigung und des Auflösungsprozesses des Ostblocks getroffen wurden, gehalten. Die Ausdehnung des nordatlantischen Verteidigungsbündnisses, welches auch nach dem Untergang der Sowjetunion und der Auflösung des Warschauer Pakts Bestand hatte, sowie die Erweiterung der Europäischen Union hätten mit einem Beitritt der Ukraine zum ersten Mal seit Eingliederung der baltischen Staaten in die westlichen Organisationen die Grenzen Russlands erreicht. Es scheint nachvollziehbar, dass der russische Präsident Putin durch die offensive und revisionistische Politik gegenüber dem Westen lediglich versucht, die in der Vergangenheit gemachten Versäumnisse auszugleichen und die Interessen seines Landes auf diese Weise bestmöglich zu wahren. In diesem Zusammenhang kommen die Fragen auf, ob das Ende des Ost-West-Konflikts in den 90ern als Startschuss eines neuen Kalten Krieges bezeichnet werden kann oder ob dieser überhaupt jemals beendet war und aus welcher Dynamik überhaupt erst eine Zuspitzung auf die Osterweiterungen der NATO und der EU möglich wurde. Diese Arbeit versucht aufzuzeigen, dass die Institutionen und Mechanismen, die zur Sicherung amerikanischer Hegemonie in den späten 40er und frühen 50er Jahren in Europa installiert wurden, im Zuge der Zwei-plus-Vier-Gespräche erneut zur Sicherung der von den USA propagierten „Neuen Weltordnung“ reaktiviert wurden, damit der amerikanische Einfluss in Europa ausgeweitet und zementiert werden konnte. Die Erweiterung der entsprechenden Institutionen entwickelte dann letztendlich eine Eigendynamik, die spätestens mit der Ausweitung der EU bis an die ukrainisch-russische Grenze einen für die Russische Föderation nicht hinnehmbaren Einschnitt in die eigene Peripherie bedeuten würde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Teilung Deutschlands und der Kalte Krieg
- Institutionen und Mechanismen der Westbindung
- Die NATO
- Die Europäische Integration
- Das Ende des Kalten Krieges
- Der NATO-Doppelbeschluss
- Die Reformpolitik Gorbatschows
- Der Mauerfall
- Institutionen und Mechanismen der Westbindung
- Die Zwei-plus-Vier-Gespräche
- Die deutsche Wiedervereinigung und die deutsche NATO-Mitgliedschaft
- Die Rolle des wiedervereinigten Deutschland in der Europäischen Union
- Die Vision einer „Neuen Weltordnung“ von 1990
- Die institutionelle Entwicklung von NATO und EU ab 1990
- Die NATO-Osterweiterung
- Die EU-Osterweiterung
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Bedeutung des Zwei-plus-Vier-Vertrags im Kontext des Kalten Krieges und dessen Ende. Sie analysiert, inwiefern dieser Vertrag die deutsche Wiedervereinigung ermöglichte und welche Auswirkungen er auf die internationale Sicherheitsarchitektur hatte.
- Der Zwei-plus-Vier-Vertrag und die deutsche Wiedervereinigung
- Die Rolle des Zwei-plus-Vier-Vertrags in der internationalen Sicherheitspolitik
- Die Auswirkungen des Zwei-plus-Vier-Vertrags auf die NATO und die EU
- Die Entwicklung der „Neuen Weltordnung“ nach dem Kalten Krieg
- Die Rolle der USA im Prozess der deutschen Wiedervereinigung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den aktuellen Konflikt zwischen der Ukraine und Russland in den Kontext des Kalten Krieges und der deutschen Wiedervereinigung. Sie führt die Problematik der russischen Sicherheitsbedenken im Zuge der NATO- und EU-Osterweiterung ein und erläutert die Relevanz des Zwei-plus-Vier-Vertrags für die Analyse des Themas.
- Die Teilung Deutschlands und der Kalte Krieg: Dieses Kapitel zeichnet die historische Entwicklung der deutschen Teilung und die Entstehung des Kalten Krieges nach. Es beleuchtet die Institutionen und Mechanismen der Westbindung, wie die NATO und die Europäische Integration, und analysiert deren Bedeutung für die deutsche Nachkriegsgeschichte.
- Die Zwei-plus-Vier-Gespräche: Dieses Kapitel analysiert die Verhandlungen zum Zwei-plus-Vier-Vertrag und dessen Einfluss auf die deutsche Wiedervereinigung. Es beleuchtet die Rolle des wiedervereinigten Deutschlands in der NATO und der EU sowie die Vision einer „Neuen Weltordnung“ nach dem Kalten Krieg.
- Die institutionelle Entwicklung von NATO und EU ab 1990: Dieses Kapitel untersucht die Entwicklung der NATO und der EU nach 1990, insbesondere die Osterweiterung beider Organisationen. Es analysiert die Auswirkungen dieser Erweiterungen auf die Sicherheitslage in Europa und auf die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen.
Schlüsselwörter
Zwei-plus-Vier-Vertrag, deutsche Wiedervereinigung, Kalter Krieg, NATO, EU, Osterweiterung, „Neue Weltordnung“, Sicherheitsarchitektur, amerikanische Hegemonie, russische Sicherheitsbedenken.
- Quote paper
- Thomas Weber (Author), 2015, Der Zwei-plus-Vier-Vertrag. Ende oder Wende im Kalten Krieg?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/306043
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