Der schnelle Konjunktur- und Strukturwandel in weiten Bereichen der Wirtschaft hat in den letzten Jahren dazu geführt, daß das wirtschaftliche Umfeld für Unternehmen komplexer und schwieriger geworden ist. Die Gefahr der Existenzgefährdung nimmt stetig zu. Dies betrifft vor allem die mittelständischen Unternehmen (vgl. BERGER 1988, 785).
Vor dem Hintergrund der allgemein schlechten Konjunkturlage, der schwindenden Zahlungsmoral und der sicherlich dadurch drastisch gestiegenen Zahl der Insolvenzen, sehen sich Unternehmen immer häufiger vor die Aufgabe gestellt, „ein mit Sanierung und Konkursabwendung beauftragtes Krisenmanagement“ zu betreiben (BERGER 1988, 785) und ihr betriebliches Finanzmanagement neu zu strukturieren.
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Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird im 2. Kapitel zunächst auf die Definition und allgemeine Bedeutung mittelständischer Unternehmen eingegangen sowie das Handelsunternehmen Pack it All - GmbH vorgestellt. Es folgt ein kurzer Überblick über die derzeitige Konjunkturlage des deutschen Mittelstandes.
Kapitel 3 widmet sich der historischen Entwicklung der Eigenkapitalunterlegung von Basel I nach Basel II, erläutert externe und interne Ratings und zeigt verschiedene Ratingkonzepte und die Auswirkungen auf den Mittelstand.
In Kapitel 4 richtet sich der Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten, mit denen das betriebliche Finanzmanagement einem Liquiditätsengpaß oder einer drohenden Existenzgefährdung entgegensteuern kann. An dieser Stelle werden jedoch nur die wichtigsten und bekanntesten Maßnahmen vorgestellt.
Aufbauend auf den vorangegangenen theoretischen Ausführungen findet schließlich im 5. Kapitel eine Analyse und Bewertung des betrieblichen Finanzmanagements der Pack it All - GmbH statt. Es wird beschrieben, wie das Unternehmen auf die Auswirkungen von Basel II reagiert hat und welche Maßnahmen im einzelnen umgesetzt werden konnten.
Eine abschließende Zusammenfassung der gesamten Thematik beendet die Arbeit.
INHALTSVERZEICHNIS
1 Einführung
2 Problemstellungen und begriffliche Abgrenzungen
2.1 Die mittelständische Unternehmung
2.2 Darstellung Pack it All - GmbH
2.3 Konjunkturlage des Mittelstandes in Deutschland
3 Basel II
3.1 Geschichtliche Entwicklung von Basel I nach Basel II
3.2 Rating
3.2.1 Externes Rating
3.2.2 Internes Rating
3.3 Ratingkonzepte
3.3.1 DSGV - Rating - Verfahren
3.3.2 BVR - Rating - Verfahren
3.4 Auswirkungen auf den Mittelstand
4 Auswirkungen / Folgen für das betriebliche Finanzmanagement
4.1 Verkürzung der Kapitalbindungsfrist
4.2 Forderungsmanagement
4.3 Möglichkeiten der Eigenkapitalzufuhr
4.3.1 Eigenkapitalzufuhr durch „frisches Geld“
4.3.2 Eigenkapitalzufuhr durch Gewinnthesaurierung
4.4 Alternativen zur klassischen Kreditfinanzierung
4.4.1 Leasing
4.4.2 Factoring
4.5 Sanierung durch Umstrukturierung
4.5.1 Verkauf eines Unternehmensbereiches
4.5.2 Outsourcing
5 Fallstudie am Beispiel der Pack it All - GmbH
5.1 Beschreibung der Ausgangssituation
5.2 Eigenkapitalzufuhr durch Gesellschafter-, Arbeitnehmer-darlehen
5.3 Verkürzung der Kapitalbindungsfrist durch Abbau des Warenlagers
5.4 Reduzierung kundenspezifischer Abrufaufträge
5.5 Straffung Forderungsmanagement und Mahnwesen
5.6 Schließung einer Geschäftsstelle
5.7 Verkauf einer Geschäftsstelle
5.8 Desinvestition von Sachanlagevermögen
5.9 Auswirkungen der durchgeführten Maßnahmen
6 Schlußbetrachtung
Abkürzungsverzeichnis
Symbolverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Anlagenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Eidesstattliche Erklärung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Symbolverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Quantitative Mittelstandsdefinition des IfM Bonn
Abb. 2: Definition der EU für KMU
Abb. 3: Basel II – Zeitliche Abfolge
Abb. 4: Klassische Ratingskalen (Moody´s und S & P)
Abb. 5: Bonitätseinstufung BVR-Rating
Abb. 6: Rating der Volksbanken / Raiffeisenbanken
Abb. 7: Leasingformen
Abb. 8: Factoring
Abb. 9: Unterschied zwischen echtem und unechtem Factoring
Anlagenverzeichnis
Anlage 1: Kosten von Ratings
Anlage 2: Ratingklassen des zukünftigen BVR-Ratings
1 Einführung
Der schnelle Konjunktur- und Strukturwandel in weiten Bereichen der Wirtschaft hat in den letzten Jahren dazu geführt, daß das wirtschaftliche Umfeld für Unternehmen komplexer und schwieriger geworden ist. Die Gefahr der Existenzgefährdung nimmt stetig zu. Dies betrifft vor allem die mittelständischen Unternehmen (vgl. Berger 1988, 785).
Vor dem Hintergrund der allgemein schlechten Konjunkturlage, der schwindenden Zahlungsmoral und der sicherlich dadurch drastisch gestiegenen Zahl der Insolvenzen, sehen sich Unternehmen immer häufiger vor die Aufgabe gestellt, „ein mit Sanierung und Konkursabwendung beauftragtes Krisenmanagement“ zu betreiben (Berger 1988, 785) und ihr betriebliches Finanzmanagement neu zu strukturieren.
Vielfältige Ursachen können zu Unternehmenskrisen führen: zunehmende Fremdkapitalkosten, zu geringes Eigenkapital, Kostensteigerungen vor allem im Bereich der Fixkosten, negative Auswirkungen durch Unternehmensinsolvenzen im Kundenkreis (vgl. Berger 1988, 793) oder auch eine falsche, kurzfristige statt mittel- oder langfristige Finanzierung durch die Hausbank.
Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, daß die deutsche Kreditwirtschaft bereits seit einiger Zeit sehr verhalten auf Mittelstandsunternehmen reagiert, obwohl die geplante und international gültige neue Eigenkapitalrichtlinie für Banken (genannt „Basel II“) nicht vor 2006 in Kraft treten soll.
Auf diese Weise geraten immer öfter „bankenabhängige“ Unternehmen in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten, weil auf einmal unerwartet Kreditlinien eingefroren und / oder dringend benötigte ‚frische’ Liquidität zur Umsetzung geplanter Expansionen und Umsatzsteigerungen nicht bereitgestellt werden. So sehen sich die „... Kapital suchenden Mittelständler .. zögerlichen Banken [gegenüber], die in dieser kritischen Phase als starke Partner für Handel und Handwerk dringend
gebraucht würden, ausgerechnet jetzt aber schwächeln.“ (Brors 2003, 8).
Die abwartende Haltung der Banken führt meist nicht nur zu Umsatzeinbußen und einer Verschlechterung der Zahlungsfähigkeit, sondern kann unter Umständen auch die Existenzgefährdung auslösen. Böse Zungen behaupten sogar, Basel II treibe den Mittelstand in die Insolvenz.
Deshalb genügt es heute längst nicht mehr, im Unternehmen vorrangig die klassischen Oberziele ‚Maximierung des Gewinns’ und ‚Maximierung der Rentabilität’ zu verfolgen. Ein Unternehmen wird sich nur dann langfristig am Markt behaupten können, wenn es seinen Zahlungsverpflichtungen stets in voller Höhe und termingerecht nachkommen kann, d.h. wenn die Liquidität dauerhaft sichergestellt ist. Dieses zu erreichen und zu erhalten stellt deshalb die Kernaufgabe des Finanzmanagements dar und ist „von höchster ökonomischer Bedeutung“ (Hauschildt / Witte 1981, 5). Denn nicht selten können finanzielle Engpässe zur Zahlungsunfähigkeit - zur sogenannten Illiquidität - führen und damit schließlich zum „Ausscheiden der illiquiden Unternehmung aus dem volkswirtschaftlichen Produktions- und Konsumprozeß“ (Perridon / Steiner 2002, 6).
Das betriebliche Finanzmanagement ist gefordert, mit Hilfe eines funktionierenden, zeitnahen Controllings und Berichtwesens eine straffe, konsequente Finanzplanung zu verfolgen und alle kurz- und mittelfristig umsetzbaren Maßnahmen einzuleiten, um einer drohenden Illiquidität entgegenzuwirken und somit das finanzielle Gleichgewicht der Unternehmung wenn nötig auch ohne Mithilfe der Banken zu erhalten oder wieder dauerhaft herzustellen. Die „Liquiditätserhaltung [wird] zur Daueraufgabe, zur absoluten Nebenbedingung für die Sicherung der Unternehmensexistenz“ (Perridon / Steiner 2002, 6).
Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird im 2. Kapitel zunächst auf die Definition und allgemeine Bedeutung mittelständischer Unternehmen eingegangen sowie das Handelsunternehmen Pack it All - GmbH vorgestellt. Es folgt ein kurzer Überblick über die derzeitige Konjunkturlage des deutschen Mittelstandes.
Kapitel 3 widmet sich der historischen Entwicklung der Eigenkapitalunterlegung von Basel I nach Basel II, erläutert externe und interne Ratings und zeigt verschiedene Ratingkonzepte und die Auswirkungen auf den Mittelstand.
In Kapitel 4 richtet sich der Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten, mit denen das betriebliche Finanzmanagement einem Liquiditätsengpaß oder einer drohenden Existenzgefährdung entgegensteuern kann. An dieser Stelle werden jedoch nur die wichtigsten und bekanntesten Maßnahmen vorgestellt.
Aufbauend auf den vorangegangenen theoretischen Ausführungen findet schließlich im 5. Kapitel eine Analyse und Bewertung des betrieblichen Finanzmanagements der Pack it All - GmbH statt. Es wird beschrieben, wie das Unternehmen auf die Auswirkungen von Basel II reagiert hat und welche Maßnahmen im einzelnen umgesetzt werden konnten.
Eine abschließende Zusammenfassung der gesamten Thematik beendet die Arbeit.
2 Problemstellungen und begriffliche Abgrenzungen
Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Diplomarbeit sind die mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Daher soll zunächst versucht werden, diese Unternehmensklasse begrifflich einzugrenzen, typische Merkmale herauszustellen und somit deren gesamtwirtschaftliche Bedeutung abzuleiten.
Danach wird die mittelständische Unternehmung Pack it All - GmbH vorgestellt, an deren Beispiel im 5. Kapitel eine praxisnahe Analyse möglicher Einflüsse von Basel II auf das betriebliche Finanzmanagement erfolgt. Mit einer kurzen Skizzierung der aktuellen Konjunkturlage des deutschen Mittelstandes schließt das 2. Kapitel ab.
2.1 Die mittelständische Unternehmung
Leider findet sich in der einschlägigen Literatur keine gesetzliche oder allgemein gültige Definition für den Begriff „Mittelstand“.
Häufig spricht man auch von „KMU“ (kleine und mittelständische Unternehmen) oder im englischsprachigen Raum von „SME“ (Small and Medium-sized Enterprises).
Den Mittelstand deshalb lediglich als die Gesamtheit aller Klein- und Mittelbetriebe zu bezeichnen, wäre zwar einfach, würde jedoch eine Vielzahl der dazugehörigen Unternehmen außer acht lassen. So kommt man nicht umhin, geeignete Abgrenzungskriterien festzulegen.
Bei der quantitativen Abgrenzung werden solche Unternehmen dem Mittelstand zugerechnet, die bestimmte Größenmerkmale wie beispielsweise Jahresumsatz, Beschäftigtenzahl, Bilanzsumme und Beteiligungshöhe bei verbundenen Unternehmen nicht überschreiten.
Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn definiert demnach den Mittelstand in Deutschland als jene Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von weniger als 50 Mio. € (s. Abb. 1).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Quantitative Mittelstandsdefinition des IfM Bonn
Quelle: IfM Bonn 2002
Im europäischen Vergleich werden diese Größenmerkmale durch die EU-Kommission (s. Abb. 2) jedoch beschränkt auf weniger als 250 Arbeitnehmer, höchstens 50 Mio. EUR Umsatz (bisher 40 Mio. €) und max. 43 Mio. EUR Bilanzsumme (bisher 27 Mio. €).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Definition der EU für KMU 2003
Quelle: EU-Kommission 1996 / 2003
Doch der Mittelstand bestimmt sich nicht nur anhand der Betriebsgröße, sondern im besonderen auch nach qualitativen Merkmalen wie Einheit von Eigentum, Leitung, Haftung und Risiko. Wichtige Kennzeichen mittelständischer Unternehmen sind, daß sie vom Eigentümer selbst geleitet werden, wirtschaftlich und rechtlich unabhängig sind (Konzernunabhängigkeit) und der Unternehmer frei in allen seinen unternehmensrelevanten Entscheidungen ist (vgl. Internetquelle 1 / Internetquelle 2 / Internetquelle 3).
Trotz der vorgenannten Abgrenzungsschwierigkeiten ist die enorme volkswirtschaftliche Bedeutung mittelständischer Unternehmen allgemein unbestritten.
Der MittelstandsMonitor 2003, ein umfassendes Berichtswerk der Deutschen Ausgleichsbank (DtA), des Institutes für Mittelstandsforschung (IfM Bonn), des Verbandes der Vereine Creditreform, des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu Konjunktur- und Strukturfragen kleiner und mittlerer Unternehmen, schreibt, daß in Deutschland mehr als 99 % aller Unternehmen zum Mittelstand zählen, diese 70 % aller Arbeitnehmer beschäftigen und etwa 50 % der Bruttowertschöpfung des Unternehmenssektors produzieren. Zentrales qualitatives Merkmal sei die Identität von Eigentümer und verantwortlichem Management (vgl. MittelstandsMonitor 2003, 3).
2.2 Darstellung Pack it All - GmbH
Die Pack it All - GmbH mit Sitz im Regierungsbezirk Köln ist ein mittelständisches Handelsunternehmen, das sich als Systemanbieter für Verpackungsmaterial und Verpackungsmaschinen im Bereich der Um- und Transportverpackung versteht und über kundennahe Filialen nahezu alle Branchen mit Lagerware innerhalb von 48 Stunden beliefert.
Das Standard-Produktprogramm umfaßt u.a. eine große Auswahl an Kartonagen, Folien und Klebebänder sowie Umreifungsmaschinen, Stretchanlagen, Packtischen und Zubehör.
Wer dabei jedoch nicht das Richtige findet, kann seine speziellen Wünsche äußern. Geschulte Mitarbeiter suchen gemeinsam mit dem Hersteller nach einer passenden und produktionstechnisch realisierbaren Lösung und entwickeln so für den Kunden individuell angefertigte Verpackungsmittel.
Das Unternehmen wurde vor ca. 25 Jahren in der Nähe von Köln gegründet und ist inzwischen mit insgesamt sechs Verkaufsfilialen (plus ein Online-Versandhandel / E-Commerce) in den Ballungszentren Köln, Düsseldorf, Dortmund, Aachen, Koblenz und Frankfurt vor Ort vertreten.
Die regionalen Standorte ermöglichen eine kundenorientierte Betreuung und kurze Anlieferungswege. Durch einen zentral gesteuerten Einkauf und einer daraus erwachsenden Bündelung der Beschaffungsmengen ergibt sich eine starke Position gegenüber Lieferanten. Alle Filialen unterhalten vor Ort ein kleines Lager, das kontinuierlich aus dem Zentrallager Köln aufgefüllt wird.
Rund 40 Mitarbeiter agieren in den Bereichen Vertrieb, Einkauf, Logistik, Verwaltung / Personal und Finanz- und Rechnungswesen. Die Firma unterhält einen eigenen Fuhrpark, zu dem u.a. zehn eigene LKW mit Anhänger zählen.
Ein eigens für die Pack it All - GmbH programmiertes EDV-System (bestehend aus mehreren miteinander vernetzten Modulen wie Warenwirtschaftssystem, Fakturierung, Lagerhaltung, Buchhaltung, Mahnwesen u.a.) wird auf allen Unternehmensebenen für den Informationsaustausch eingesetzt. Mittels Internet bzw. Intranet sind alle Geschäftsstellen ständig miteinander verbunden.
Zusätzlich wird die komplette Finanzbuchhaltung bis hin zur Jahresabschlußvorbereitung in der Zentrale Köln über das System DATEV abgewickelt. Somit stehen der Geschäftsleitung jederzeit aktuelle betriebswirtschaftliche Auswertungen zur Verfügung.
Trotz steigendem Konkurrenzkampf konnte sich die Pack it All - GmbH in den vergangenen Jahren gegenüber ihren Wettbewerbern behaupten und u.a. mit Hilfe eines gegründeten Einkaufsverbundes und dem Gewinnen ausgewählter Großhändler als Vertriebspartner spezieller Produkte unter einem patentierten Markennamen ihr Filialnetz stetig ausweiten und ihre Marktposition verbessern. Die jährlichen Bilanzergebnisse der Vergangenheit waren zufriedenstellend und das Unternehmen bisher jederzeit liquide.
In den vergangenen Monaten häufen sich jedoch finanzielle Engpässe. Durch die allgemein gesunkene Zahlungsmoral der Kunden lassen geplante Geldeingänge immer länger auf sich warten. Zunehmende - auch größere - Firmeninsolvenzen im Kundenkreis haben zusätzlich zu erheblichen Forderungsausfällen geführt. Unter Inkaufnahme von Skontoverlusten werden seit Monaten die Zahlungsziele bei Lieferanten voll ausgenutzt oder teilweise auch erheblich überschritten. Dennoch hat dies bislang zu keiner erkennbaren Entlastung der Liquiditätsanspannung geführt.
Weil mittlerweile auch die vereinbarten Kontokorrentlinien seit längerer Zeit erheblich überzogen sind und eine Entspannung der Situation derzeit nicht abzusehen ist, beantragt die Geschäftsleitung bei der Hausbank einen zusätzlichen Betriebsmittelkredit oder alternativ eine Ausweitung der Kontokorrentlinie. Doch selbst unter ernsthaftem finanziellem Druck wegen einer erst kürzlich durchgeführten Fusionierung mit einer ‚Sanierungsbank’ lehnt das Kreditinstitut unter Berufung auf Basel II und Rating den Antrag ab und fordert die Unternehmung statt dessen unerwartet auf, innerhalb einer Woche die Überziehung des Geschäftskontos auszugleichen und künftig nur noch im vereinbarten Kontokorrentrahmen zu verfügen.
Da die Hausbank aufgrund der Bankenfusion in ihrem finanziellen Spielraum eingeschränkt zu sein scheint (vgl. dazu auch S. 47) und von dieser Seite in absehbarer Zeit keine Hilfe zu erwarten ist, sind Geschäftsleitung und Finanzabteilung dringend gefordert, kurzfristig alle innerbetrieblichen Abläufe zu überprüfen, frische Liquidität zu beschaffen und mittels Straffung des betrieblichen Finanz-managements die finanzielle Stabilität des Unternehmens dauerhaft wieder herzustellen.
2.3 Konjunkturlage des Mittelstandes in Deutschland
Vor dem Hintergrund der seit einigen Jahren anhaltenden internationalen Wachstumsschwäche, der zunehmenden Globalisierung der Märkte und der damit verbundenen „negativen“ Auswirkungen auf die nationale Volkswirtschaft konnte sich auch in Deutschland die konjunkturell angespannte Situation – quer durch alle Wirtschaftsbereiche – leider nicht verbessern. Von Jahr zu Jahr sind neue Insolvenzrekorde zu verzeichnen.
Euler Hermes meldet rd. 41.300 Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2003 und erwartet für das Jahr 2004 rd. 43.000 Firmenzusammenbrüche (Wirtschaft Konkret Nr. 400, 8).
Vielfach davon betroffen sind kleine und mittelständische Unternehmen.
Da diese hauptsächlich auf dem inländischen Markt agieren, wirkt sich die derzeitige schwache bzw. rückläufige Binnennachfrage in Deutschland besonders belastend aus und erklärt die fortdauernde Schwäche der Mittelstandskonjunktur.
[...]
- Citation du texte
- Sylvia Gill-Hagenberg (Auteur), 2004, Das betriebliche Finanzmanagement - unter dem Einfluß von Basel II - dargestellt an dem mittelständischen Handelsunternehmen Pack it All - GmbH, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30558
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