Ende der 60er Jahre sollte die Heimatkunde endgültig abgelöst werden. Nachfolger wurde der sogenannte wissenschaftsorientierte Sachunterricht. Ziel dieses Ansatzes sollte es sein, mehr naturwissenschaftliche sowie technische Inhalte in der Grundschule zu besprechen. Nicht wie im vorherigen Heimatkundeunterricht sollte es weiterhin nur um das nähere Umfeld der jeweiligen Schule gehen, vielmehr wurden Curricula aus den USA adaptiert.
Doch auch bei diesen Ansätzen ist der Unterricht für Einzelarbeit und Frontalunterricht konzipiert. Für Schüler die nicht der Norm entsprechen gibt es keinen Platz, die Vorgaben werden als rigide bezeichnet, es sind kaum Abweichungen möglich.
Während ich mich mit diesem Ansatz beschäftigt habe, stellte ich mir des Öfteren die Frage, wie während der ganzen Zeit mit schwachen Schülern umgegangen wurde. Wenn Unterricht so wenig handlungsorientiert ausgerichtet ist, was machen Schüler die mit dieser Form des Unterrichts nicht klargekommen sind? Es lässt sich für mich nur vermuten, dass bereits viele Kinder in der Grundschulzeit dem Stoff nicht folgen konnten und deshalb an der weiterführenden Schule nur einen unzureichenden Abschluss erreichen konnten.
Zusätzlichen schien zu keinem Zeitpunkt die soziale Kompetenz der Schüler gefördert worden zu sein. Diese erachte ich als sehr wichtig, um an weiterführenden Schulen sowohl integriert zu werden, als auch eine bessere Handlungsfähigkeit aufzubauen. Zwar wurde beim Konzept des wissenschaftsorientierten Sachunterrichts viel Wert auf die Vorbereitung für die kommenden Schulformen gelegt, jedoch lediglich unter einem rein fachlichen und naturwissenschaftlich technischen Aspekt.
Wenn ich mich an meine Zeit in der Grundschule erinnere, denke ich an ein kleines Mädchen, das den Großteil seiner Zeit an der frischen Luft verbrach- te. Ich wuchs in einer Familie mit zwei jüngeren Geschwistern auf, meine El- tern sind beide Lehrer. Auch meine Großeltern mütterlicherseits waren beide Lehrer. Alle vier waren jedoch nicht nur an Schulen tätig, sondern auch sehr naturverbunden. Aus diesem Grund lernte ich bereits vor meiner Schulzeit viele Gegebenheiten der Natur, aber auch über mein gesellschaftliches Um- feld. In der Schule hatte ich den Eindruck, dass ich noch eine ganze Menge mehr in meiner Freizeit über die Themen des Sachunterrichts lernte. Mein Opa hatte einen kleinen Hof, der als Kind für mich immer wie ein zweites Zu- hause war. Es tummelten sich dort verschiedenste Tiere: Pferde, Hunde, Tauben, Hühner, Schafe, Ziegen & sogar ein Schwein. Durch diesen nahen Bezug zu Tieren und diesem kleinen Bauernhof lernte ich fast täglich neue Dinge dazu, ohne es dabei bewusst als Lernprozess zu wahrzunehmen. Des Öfteren nahm mein Opa mich und meine Geschwister mit in die Natur. Er er- klärte uns wozu Deiche notwendig sind, warum es Ebbe und Flut gibt, welche Vögel in den Naturschutzgebieten leben, weshalb es solche Naturschutzge- biete überhaupt gibt und noch viele andere Dinge, die vermutlich in unserem Alter nur wenige andere Kinder schon wussten. Für uns war es damals im - mer ein Erlebnis mit ihm in die Natur zu fahren und dabei, ohne selbst die Absicht zu verfolgen, etwas zu lernen.
Mein Großvater wurde 1937 geboren und verstarb 2011 im Alter von 74 Jah- ren. Wenn er von seiner Anfangszeit als Lehrer erzählt hat, dann berichtete er von einer kleinen Grundschule an der Schüler aller vier Klassenstufen zu- sammen unterrichtet wurden. Es war selbstverständlich, dass die Älteren den Jüngeren halfen und man sich gegenseitig unterstützte. Damals war der Sachunterricht noch unter dem Namen „Heimatkunde“ bekannt. Ziel dieses Unterrichtes war es den SchülerInnen bevorzugt die Heimatgeographie und die Heimatgeschichte nahe zu bringen. Opa erzählte mal davon, dass er mit seinen Schülern ins Moor gelaufen ist, an einen ähnlichen Besuch in meiner Schulzeit kann ich mich ebenfalls erinnern. Es scheint also durchaus The- men zu geben die sowohl früher als auch in den letzten Jahren sehr ähnlich unterrichtet worden sind. Bei einem Besuch im Moormuseum in meiner Grundschulzeit kann ich mich an einen sehr aufregenden Tag erinnern. Es war ein Tag voller Erlebnisse, ein Tag an dem wir Schüler sehr viel auspro- bieren, anfassen und fragen durften. Beispielsweise erinnere ich mich gut daran wie wir helfen durften eine Lehmhütte zu bauen, wie es die Menschen in früheren Zeiten in unserer Region getan hatten. Außerdem weiß ich noch wie sehr wir uns darauf gefreut haben die Moorleichen mit ihren orangen Haaren anzuschauen. Wie dieser Besuch im Moor damals bei meinem Groß - vater und seinen Schülern ablief kann ich leider nicht mehr herausfinden, ich gehe allerdings davon aus, dass die Schüler sehr viel zuhören mussten, denn damals gab es dieses anschauliche Moormuseum noch nicht. Damit lässt sich vermutlich der Vorwurf bekräftigen, dass es sich im Heimatkunde- unterricht um einen Frontalunterricht ohne ein sinnvolles Gestaltungsprinzip handelte. Während ich das Thema Moor in der Grundschule als interessant erlebt habe war es in den 50er und 60er Jahren ein sehr trockenes Thema, trotz eines Ausfluges. Daraus lässt sich die These formulieren, dass die Hei- matkunde nicht als völlig veraltet darzustellen ist, ihr aber die Methoden fehl- ten um den Schülern eine ausreichende Sachorientierung mit auf den Weg zu geben.
Kritik zu üben ist außerdem am damals üblichen Konzept des Gesamtunter- richts. Als Gesamtunterricht verstand man den Versuch den gesamten Unter- richt um ein bestimmtes Thema herum zu konzipieren. Es wurde also in allen Fächern Bezug auf das Thema genommen. Um ein Verständnis für das Kon- zept des Gesamtunterrichts aufzubauen eignet sich das Beispiel „Zeit“ aus einem Text von Klewitz. Im Musikunterricht singen die Kinder Lieder in denen Jahreszeiten erwähnt werden, im Mathematikunterricht dreht es sich um die Anzahl von Wochentagen, im Sport laufen die Kinder im Takt wie eine Uhr. Es dreht sich bei dieser Thematik während des ganzen Schultages in irgend- einer Form um Zeit, um den Kalender, die Monate, die Wochentage. Durch dieses Konzept ist viel Individualität und Eigenständigkeit für das spätere Fach Sachunterricht verloren gegangen. Zudem bezweifle ich sehr stark, dass diese Konzept den Kindern geholfen hat Zusammenhänge besser grei- fen zu können. Das Thema Zeit ist für diese Art von Unterricht vermutlich ein Themenbereich der sich problemlos fächerübergreifend gestalten lässt, stelle man sich aber ein Thema wie „Das Ökosystem See“ vor, so würde man auf große Probleme stoßen, dieses Thema im Mathematikunterricht einbeziehen zu können. Mit Sicherheit wäre es möglich, allerdings scheint mir der Sinn und die gewünschte Effektivität bei diesem Konzept sehr fragwürdig zu sein.
Ende der 60er Jahre sollte die Heimatkunde endgültig abgelöst werden. Nachfolger wurde der sogenannte wissenschaftsorientierte Sachunterricht. Ziel dieses Ansatzes sollte es sein mehr naturwissenschaftliche sowie techni- sche Inhalte in der Grundschule zu besprechen. Nicht wie im vorherigen Hei- matkundeunterricht sollte es weiterhin nur um das nähere Umfeld der jeweili- gen Schule gehen, vielmehr wurden Curricula aus den USA adaptiert. Doch auch bei diesen Ansätzen ist der Unterricht für Einzelarbeit und Frontalunter- richt konzipiert. Für Schüler die nicht der Norm entsprechen gibt es keinen Platz, die Vorgaben werden als rigide bezeichnet, es sind kaum Abweichun- gen möglich.
Während ich mich mit diesem Ansatz beschäftigt habe, stellte ich mir des Öf- teren die Frage wie während der ganzen Zeit mit schwachen Schülern umge- gangen wurde. Wenn Unterricht so wenig handlungsorientiert ausgerichtet ist, was machen Schüler die mit dieser Form des Unterrichts nicht klarge- kommen sind? Es lässt sich für mich nur vermuten, dass bereits viele Kinder in der Grundschulzeit dem Stoff nicht folgen konnten und deshalb an der wei - terführenden Schule nur einen unzureichenden Abschluss erreichen konnten. Zusätzlichen schien zu keinem Zeitpunkt die soziale Kompetenz der Schüler gefördert worden zu sein. Diese erachte ich als sehr wichtig um an weiterfüh- renden Schulen sowohl integriert zu werden als auch eine eine bessere Handlungsfähigkeit aufzubauen. Zwar wurde beim Konzept des wissen- schaftsorientierten Sachunterrichts viel Wert auf die Vorbereitung für die kommenden Schulformen gelegt, jedoch lediglich unter einem rein fachlichen und naturwissenschaftlich technischem Aspekt. Meiner Meinung nach ist auch diese Form nicht die optimale Form des Sachunterrichts in der Grund- schule gewesen. Es fehlen gesellschaftswissenschaftliche Aspekte sowie bessere Methoden um ein Lernumfeld zu schaffen in dem sich möglichst je- der Schüler wohlfühlt und die Möglichkeit bekommt seine Fähigkeiten voll auszuschöpfen.
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- Eefke Peters (Autor), 2013, Von der Heimatkunde zum mehrperspektivischen Sachunterricht, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/304596
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