Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Narration am Beispiel des 40. US-Präsidenten Ronald Reagan.
Der Republikaner, dem eine bemerkenswerte Karriere vom Sportkommentator, über die Schauspielerei in Hollywood, dem Amt des Gouverneurs des Staates Kalifornien bis hin zum Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten von Amerika gelang, konnte sich einer guten Reputation während seiner Regierungszeit stets sicher sein.
Dabei stellt sich die Frage, was Ronald Reagans Rhetorik so speziell und erfolgreich werden ließ.
War es das Gedankengut, die Nutzung bestimmter Stilmittel oder einfach nur sein Charme, der den US-Präsidenten so erfolgreich in dessen kommunikativen Fähigkeiten werden ließ oder war es ein Zusammenspiel von all diesen?
Die Frage, weshalb dies der Fall war, soll im Laufe der Arbeit geklärt werden.
Des Weiteren tangierte die Komponente der Religion die Sprache des US-Präsidenten.
Reagan machte sich den Exzeptionalismus bezüglich der Religion in den Vereinigten Staaten von Amerika zunutze.
Die Vereinigten Staaten von Amerika gelten auch heute noch im 21. Jahrhundert im Gegensatz zu vielen anderen industrialisierten Nationen als extrem gläubig.
Inhalt
1. Einleitung
2. Was ist eine Erzählung / narratio?
2.1. Vorkommen
2.2. Eigenschaften
2.3. Homo narrans/ Homo ludens
2.4. Narration – Bezug zur Rhetorik
2.5. Übergreifende Modelle des Erzähltextes: Kommunikationsmodell & Zwei-Ebenen-Modell nach Jahn und Nünning
3. Narratives Paradigma – Theorie von Walther Fisher: The rational world paradigm vs the narrative paradigm – Kritische Betrachtung
4. Medien: Ronald Reagan
4.1. Ronald Reagans Medienstrategie
4.2. Das persönliche Verhältnis Ronald Reagans mit den nationalen Medien
4.3. War Ronald Reagan ein Narrator?
4.4. Die Rhetorik des Ronald Reagan
4.4.1. Reagans Glaubensbezüge
4.4.2 Stilmerkmale
5. Schluss
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Nahezu jeder hörte schon einmal eine Rede oder hielt eine gar selbst. So gibt es Oratoren, welche erfolgsorientierte strategische Kommunikationsverfahren sehr gut beherrschen und die Rezipienten mit ihren Worten in ihren Bann ziehen können.[1] Jedoch gibt es genauso das Gegenteil, sodass die Rezipienten dem Vorgetragenen bereits nach wenigen Sätzen nicht mehr folgen und dem Verlauf der Rede nur noch wenig bis gar keine Aufmerksamkeit mehr schenken. Ronald Reagan gehörte zu Lebzeiten ohne jeden Zweifel zu Ersteren. Reagan war in der Lage, Menschen zu begeistern. So gilt Ronald Reagan selbst heute noch, knapp zehn Jahre nach seinem Tod, als Phänomen und Vorbild für viele.
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Narration am Beispiel des 40. US-Präsidenten Ronald Reagan. Der Republikaner, dem eine bemerkenswerte Karriere vom Sportkommentator, über die Schauspielerei in Hollywood, dem Amt des Gouverneurs des Staates Kalifornien bis hin zum Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten von Amerika gelang, konnte sich einer guten Reputation während seiner Regierungszeit stets sicher sein. Dabei stellt sich die Frage, was Ronald Reagans Rhetorik so speziell und erfolgreich werden ließ. War es das Gedankengut, die Nutzung bestimmter Stilmittel oder einfach nur sein Charme, der den US-Präsidenten so erfolgreich in dessen kommunikativen Fähigkeiten werden ließ oder war es ein Zusammenspiel von all diesen? Die Frage, weshalb dies der Fall war, soll im Laufe der Arbeit geklärt werden.
Des Weiteren tangierte die Komponente der Religion die Sprache des US-Präsidenten. Reagan machte sich den Exzeptionalismus bezüglich der Religion in den Vereinigten Staaten von Amerika zunutze. Die Vereinigten Staaten von Amerika gelten auch heute noch im 21. Jahrhundert im Gegensatz zu vielen anderen industrialisierten Nationen als extrem gläubig.
Es stellt sich zudem die Frage, inwiefern das vorliegende Thema „Ronald Reagan als rhetorischer Narrator und sein Verhältnis zur Medienlandschaft“ für die Rhetorik interessant ist. Dabei wird zu prüfen sein, ob und falls ja, was für eine Beziehung es zwischen der Narration und der Rhetorik gibt.
Die Bachelorarbeit wird wie folgt aufgebaut sein: Der erste Teil widmet sich dem Überbegriff der Erzählung. Dabei wird auf dessen Vorkommen und Eigenschaften eingegangen. Anschließend wird das Verhältnis des Homo narrans und des Homo ludens geklärt. Des Weiteren wird der Begriff der Narration und sein Bezug zur Rhetorik erläutert. Anschließend folgen zwei übergreifende Modelle des Erzähltextes. Hierbei wird jeweils auf die Basisversionen des Kommunikationsmodells und des Zwei-Ebenen-Modells eingegangen. Unter Punkt drei wird die Theorie von Walter Fisher bezüglich der Narration zur Sprache gebracht. So liegt in diesem Punkt das Hauptaugenmerk auf der Unterscheidung von The Rational World Paradigm und The Narrative Paradigm und einer kritischen Betrachtung dieser. Ein großer Fokus dieser Arbeit wird auf der Korrelation zwischen den Medien und Ronald Reagan liegen. Dabei soll Reagans Medienstrategie und sein Umgang mit den nationalen Medien untersucht werden. Im Anschluss wird der These nachgegangen, dass Reagan ein Narrator war. Dazu wird auch auf Reagans Glaubensbezüge und vereinzelte Stilmerkmale eingegangen, bevor die Arbeit mit einem Resümee endet.
Die Motivation und das Ziel der vorliegenden Arbeit liegt einerseits darin, herauszufinden, ob Ronald Reagan als Narrator agierte und andererseits, wie er die Medien manipulierte und lenkte, um seine Interessen der amerikanischen Bevölkerung zu vermitteln, und dennoch gleichzeitig von ihnen profitierte.
2. Was ist eine Erzählung / narratio?
2.1. Vorkommen
Die Macht des Geschichtenerzählens ist seit vielen Jahrhunderten bekannt. Bereits lange Zeit vor dem geschriebenen Wort war der Erzähler der einzige Garant für die Vermittlung von Werten, Lehren und Erfahrungen. So machen Gleichnisse in der Bibel, sowohl im Alten wie auch im Neuen Testament, den Menschen seit jeher bewusst, wie komplexe theologische Informationen durch simple Geschichten/Erzählungen veranschaulicht werden können. Selbst im Mittelalter, als größtenteils nur der Klerus und der Adel in der Lage waren, sowohl zu schreiben als auch zu lesen, war die Erzählung ein fester Bestandteil des täglichen Lebens. Man kann gar sagen, dass Geschichten, ähnlich wie Bilder, stimulierend wirken.
Erzählungen sind in unserer Gesellschaft omnipräsent. Jedes Individuum tritt regelmäßig damit in Kontakt, sei es gewollt oder nicht. So werden beispielsweise Erzählungen in politischen Ansprachen, Predigten und Märchen verwendet. Doch was macht eine Erzählung en détail aus? Worin liegen ihre Tugenden und Funktionen? Schenkt man den Worten des Philosophen Roland Barthes gehör, so ist unter einer Erzählung Folgendes zu verstehen:
„Die Menge der Erzählungen ist unüberschaubar. [...] Träger der Erzählung kann die gegliederte, mündliche oder geschriebene Sprache sein, das stehende oder bewegte Bild, die Geste oder das geordnete Zusammenspiel all dieser Substanzen. [...] Außerdem findet man die Erzählung [...] zu allen Zeiten, an allen Orten und in allen Gesellschaften; die Erzählung beginnt mit der Geschichte der Menschheit. [...] sie ist international, transhistorisch, transkulturell, und damit einfach da, so wie das Leben.“[2]
2.2. Eigenschaften
Eine Erzählung sollte drei Eigenschaften befolgen. Die Kürze (narratio brevis), die Klarheit (narratio aperta) und die Glaubwürdigkeit (narratio probabilis). Die narratio brevis unterliegt häufig einer Fehldeutung. Darunter ist zu verstehen, dass die Erzählung keinesfalls unbedingt quantitativ, das heißt in der Länge, kurz sein muss, sondern dass es vielmehr nur das Notwendige zu erläutern gilt. Ist es hingegen nützlich und dient dem Amüsement des Adressaten, so darf die Erzählung auch ausschweifender formuliert werden. Hier ist es jedoch sinnvoll, dies bereits in der Einleitung in wenigen Sätzen anzumerken.[3] Unter Klarheit sollten sich einerseits ein durchdachter Aufbau und andererseits Verbindungen zwischen den Geschehenselementen herauskristallisieren. Die letzte der drei Tugenden, die Glaubwürdigkeit, ist auch aus der Sicht des Publikums zu sehen. So tritt jeder Zuhörer einer Narratio mit einer gewissen Erwartungshaltung entgegen gekoppelt mit einer Meinung. Diese Meinung zu bekräftigen ist verständlicherweise einfacher, als die vorhandene Meinung zu reduzieren oder gar zu einer Meinungsänderung zu gelangen. Schlussendlich ist es bei der Glaubwürdigkeit wichtig, dass der Hörer der Rede eine gewisse Natürlichkeit attestiert.[4] Zusätzlich zu diesen drei Eigenschaften fügte Marcus Fabius Quintilianus die Deutlichkeit (perspicuitas) noch hinzu.[5] Quintilian war der Ansicht, dass eine Missachtung dieser besagten Tugenden einerseits zu Desinteresse (taedium) beim Publikum und zur Verfehlung des Ziels (telos) der Erzählung führt.[6] Die Erzählung an sich zielt auf Überzeugung (Persuasion) ab und stellt die Intention der gesamten Rede dar. Der Orator will häufig bewusst nicht alles erzählen. Daher kann bei Erzählungen zum eigenen Vorteil mit Auslassungen und Modellierungen gearbeitet werden.[7]
„Ich leugne ja nicht, dass bei der Erzählung so, wie manches bestritten, manches hinzugesetzt, manches geändert, so auch manches verschwiegen werden muss. Aber verschweigen muss man, was zu verschweigen sich als nötig und als möglich erweist.“[8]
2.3. Homo narrans/ Homo ludens
Ein Begriff des US-amerikanischen Kommunikationswissenschaftler Walter Fisher ist der des homo narrans. Dieser besagt, dass sich das Bild des Menschen aus Erzählungen zusammenfügt.[9] Alasdair MacIntyros sieht den Menschen gar als „storytelling animal“[10] an, das heißt als eine Art Geschichten erzählendes Tier. So ist der Mensch als homo narrans ein „in einem elementaren Sinn Symbol gebrauchende(s) und von diesem Symbol gebrauchend abhängige(s) Wesen“.[11] Damit ist die Tatsache gemeint, dass sie sich in Zeichensystemen und Diskursen bewegen und nicht in der Welt, wie sie sonst gewöhnlicherweise ist.[12] Des Weiteren kann das Erzählen einerseits der Kontingenzerzeugung und andererseits der Kontingenzbewältigung dienen. So verfügt das Erzählen über „kein hinreichendes intrinsisches Wahrheitszeichen. Wie in einem Wirbel mischen sich darin Elemente von Wahrheit, Anschein, Hörensagen, Unwissenheit, Irrtum und Lüge.“[13] Folglich kann man Erzählungen durchaus als regelgeleitete Spiele mit der Realität verstehen und deuten. Zwischen dem homo narrans und dem sogenannten homo ludens besteht eine große Affinität. Dieses Verhältnis lässt sich am besten mit den Attributen „Freiheit, Uneigentlichkeit, Außergewöhnlichkeit, Regelbindung, Vergemeinschaftung, Festlichkeit und ein aus all dem erwachsenden kollektives Lustgefühl“ definieren.[14] Ohne Zweifel kann man zwischen der Kunst des Erzählens und dem Spiel eine gewisse Analogie erkennen. Nichtsdestotrotz gilt sowohl für das Erzählen als auch für das Spiel, dass sie nicht nur in gerahmten Handlungen gegenwärtig sind, sondern diese Eingrenzungen überschreiten und dabei mit dem irdischen Leben in Kontakt treten und sich verbinden.[15]
2.4. Narration – Bezug zur Rhetorik
Die Narration, welche ein Geschehnis in einem Handlungsablauf in erzählter Form mitteilt, findet eine eindeutige Unterscheidung zu der Deskription und der Argumentation.[16] Gemäß der klassisch-rhetorischen Redeteillehre (partes orationes) nimmt die Erzählung (narratio) das zweite von insgesamt vier Redesegmenten ein. So geht der Erzählung die Einleitung (exordium) voran und daraufhin folgt die Beweisführung (argumentatio). Die Aufgabe der Erzählung definiert sich darin, „erzählerisch die Ausgangsereignisse, das heißt jenes Geschehen zu vergegenwärtigen, auf das sich die folgende, logisch-syllogistisch strukturierte, beweisende Argumentation bezieht“.[17] Als viertes und somit letztes Segment folgt der Redeschluss (peroratio).
Es stellt sich nun die Frage ob und falls ja, inwiefern die Narration einen Bezug zur Rhetorik hat. Seit dem 1. Jahrhundert vor Christus gab es stets Äußerungen und Definitionen zur Narration. In römischen Definitionen gab es Unterscheidungen bezüglich der Tatsächlichkeit. Einerseits gab es Ereignisse, welche sich in der Realität tatsächlich abgespielt haben und andererseits fiktive Ereignisse, die sich hingegen nicht in Wirklichkeit ereigneten, sondern nur imaginär.[18] Quintilian charakterisiert die Narration wie folgt: „Die Narration ist die zum Überzeugen nützliche einer getanen oder wie getanen Sache, die den Hörer darüber unterrichtet, was strittig ist“.[19]
Des Weiteren betont Quintilian bewusst die persuasive Bedeutung der Narration. Sie habe ihre Berechtigung und das Bestreben, dass ein Richter eine Sache nicht nur zur Kenntnis nimmt, sondern sie gutheißt, einwilligt und letzten Endes bejaht.[20] Die Rhetorik, die als Gegenstück der Dialektik angesehen werden kann, führte nach Aristoteles eine Klassifizierung durch. So spricht er bei der Verlässlichkeit des Redners vom Ethos, bei der emotionalen Disponierung oder Zubereitung des Hörers vom Pathos und beim Eingehen auf die Sache vom Pragma.[21]
2.5. Übergreifende Modelle des Erzähltextes: Kommunikationsmodell & Zwei-Ebenen-Modell nach Jahn und Nünning
Nahezu jeder, der sich in irgendeiner Form bereits mit den Geisteswissenschaften beschäftigt hat, sei es mit der Philosophie, der Theologie oder der Philologie – um nur einige zu erwähnen – kennt die Problematik der Unübersichtlichkeit. Diese spiegelt sich in einem mangelnden Konsens über die Kernbestandteile des Gegenstandes und die zwischen ihnen bestehenden Zusammenhänge.[22] Diese erläuterte und ungleiche Basis beziehungsweise Form von Wissen ist auch die wesentliche Problematik der Erzähltheorie. Die Herauskristallisierung einiger Grundmodelle aus der Summe vieler konkurrierender Ansätze setzt sich zum Ziel, den komplexen Bereich nicht nur zu gliedern, sondern auch fassbar und memorierbar zu machen.[23]
Das Kommunikations- und das Zwei-Ebenen-Modell sind zwei Modelle, welche in der Vergangenheit und auch heute noch große Beachtung gefunden haben und als nützlich in der Analyse bezüglich des Erzähltextes angesehen werden.[24]
[...]
[1] Vgl. Knape, J. (2000), S.33.
[2] Barthes, R. (1988), S.102.
[3] Vgl. Göttert, K.H. (2009), S.34.
[4] Vgl. ebd. (2009), S.34/35.
[5] Vgl. Quint. inst. 4,2,61.
[6] Vgl. ebd. 4,2,44.
[7] Vgl. Ueding, G./Steinbrink, B. (2011), S.262.
[8] Quint. inst. 4,2,67.
[9] Vgl. Koschorke, A. (2012), S.9.
[10] MacIntyre, A. (1984), S.216.
[11] Koschorke, A. (2012), S.10.
[12] Vgl. Koschorke, A. (2012), S.10.
[13] ebd. 12.
[14] Koschorke, A. (2012), S.13.
[15] ebd. 14.
[16] Vgl. Van Dijek, T. (1980), S.128ff.
[17] Knape, J. (2003), S.98.
[18] Vgl. ebd. 100.
[19] Quint. inst. 4,2,31.
[20] Vgl. ebd. 4,2,21.
[21] Vgl. Dockhorn, K. (1968), S.49f.
[22] Vgl. Nünning, A./ Jucker, A. (1999), S.9.
[23] Vgl. Wenzel, P. (2004), S.5.
[24] Vgl. ebd. 5.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2013, Ronald Reagan als rhetorischer Narrator und sein Verhältnis zur Medienlandschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/304258
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