Betrachtet man die historische Entwicklung der Jugendverbandsarbeit, so wurde diese stets von gesellschaftlichen Veränderungsprozessen beeinflusst. Insbesondere Gesellschaftsprozesse in der Postmoderne haben Auswirkungen auf die allgemeine Lebensgestaltung und im Speziellen auf die Suche nach der eigenen Identität junger Menschen. Gleichzeitig stellen diese Veränderungen, beispielsweise eine größere Vielfalt an Freizeitoptionen, auch neue Anforderungen an die katholischen Jugendverbände.
Eng damit verbunden damit sind die Fragen, welche Angebote katholische Jugendverbände (und im besonderen die Mitgliedsverbände des BDKJs) in der heutigen Zeit Heranwachsenden für ihre Identitätsentwicklung offerieren, ob ihre Angebotsformen und Strukturen für heutige Jugendliche noch ansprechend sind und wie diese verändert werden könnten, um weiterhin für junge Menschen attraktiv zu bleiben.
Die Bachelorarbeit verknüpft in drei Schwerpunkten theoriebasiertes und empirisches Vorgehen. Sie enthält neben einem kurzen Überblick über die geschichtliche Entwicklung (katholischer) Jugendverbandsarbeit eine Darstellung der aktuellen Situation am Beispiel des BDKJs im Bistum Regensburg unter Berücksichtigung heutiger Identitätsentwicklung.
Diese Darstellung umfasst einerseits den Beitrag, welchen katholische Jugendverbände zur Entwicklung einer eigenständigen Identität leisten, sowie andererseits die Herausforderungen, welche sich für die Verbände durch die gesellschaftlichen Veränderungen ergeben. Den dritten Schwerpunkt bildet eine empirische Erhebung in Form von zwei Experteninterviews, aus deren Ergebnissen Impulse für eine mögliche Weiterentwicklung verbandlicher Strukturen abgeleitet werden. Am Schluss der Arbeit werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst.
Inhalt
1. Gedanken zum Gegenstand der Arbeit
1.1 Hinführung und eigene Motivation
1.2 Bisheriger Forschungsstand
1.3 Abgrenzung und Zielsetzung der Fragestellung
1.4 Relevanz für die Soziale Arbeit
1.5 Vorgehensweise der Arbeit
2. Historische Betrachtung der kath. Jugendverbandsarbeit
2.1 Jugendarbeit vor dem Ersten Weltkrieg
2.2 Bünde in der Weimarer Republik
2.3 Jugendverbände in der Zeit des Nationalsozialismus
2.4 Wiederaufbau kurz nach dem Zweiten Weltkrieg
2.5 Erste Krisenstimmung in den 50er und 60er Jahren
2.6 Zeit der Reformen und Professionalisierung
2.7 Katholische Jugendverbände heute - im Bistum Regensburg
3. Kath. Jugendverbandsarbeit im Kontext postmoderner Identitätsarbeit
3.1 Gesellschaftliche Veränderungen in der Postmoderne
3.2 Identitätsentwicklung als Aufgabe der Jugendphase
3.2.1 Jugendphase als Basis der Identitätsbildung
3.2.2 Identität als Balance zwischen „Innen“ und „Außen“
3.2.3 Umbrüche des Identitätsverständnisses
3.3 Identitätsarbeit postmoderner Jugendlicher
3.3.1 Demografischer Wandel und fließende Übergänge
3.3.2 Veränderung von Erwerbstätigkeit und Geschlechterrollen
3.3.3 Beschleunigung und Gegenwartschrumpfung
3.3.4 Pluralisierung und Individualisierung
3.3.5 Situative Identität und Identitäts-Patchwork
3.3.6 Freizeit und Suche nach Anerkennung
3.4 Beitrag kath. Jugendverbandsarbeit zur Identitätsentwicklung
3.4.1 Nachhaltigkeit durch freiwillige Teilnahme
3.4.2 Kompetenzerwerb ohne Leistungsdruck
3.4.3 Anerkennung durch ehrenamtliches Engagement
3.4.4 Selbstorganisation und Mitbestimmung
3.4.5 Kontinuierliche Begleitung durch Einbindung in Gruppen
3.4.6 Vermittlung von Werten und Orientierungsmaßstäben
3.4.7 Hilfe zur Lebensbewältigung
3.4.8 Orientierung an Vorbildern
3.4.9 Verbandliche Organisationsstruktur als Generationendialog
3.5 Herausforderungen für die Katholische Jugendverbandsarbeit
3.5.1 Mitgliederschwund und demografische Entwicklung
3.5.2 Geringere Bedeutung von Glaube und Kirche
3.5.3 Geringere Freizeitressourcen
3.5.4 „Multioptionalität“ und verändertes Engagement
3.5.5 Verjüngung der Mitglieder
3.5.6 Geringe Attraktivität in der Öffentlichkeit
3.5.7 Geschlossenheit der Zielgruppe
4. Impulse zur Weiterentwicklung
4.1 Methodisches Vorgehen
4.1.1 Operationalisierung der Fragestellung
4.1.2 Erstellung des Interview-Leitfadens
4.1.3 Auswahl der Gesprächspartner
4.2 Auswertung der Interviews
4.3 Impulse zur Weiterentwicklung der Jugendverbandsarbeit
4.3.1 Steigerung der Attraktivität durch gute Außenwirkung
4.3.2 Potentiale erschließen durch Öffnung für neue (Ziel-)Gruppen
4.3.3 Inklusion als Chance begreifen
4.3.4 Bessere Identifikation durch schärfere Profilierung
4.3.5 Entlastung der Ehrenamtlichen durch Strukturreformen
4.3.6 Schaffung neuer Gruppenstundenmodelle
4.3.7 Nutzung neuer Medien für eine bessere Außenwirkung
4.3.8 Spezielle Angebote für jüngere Mitglieder, Mädchen und Jungen
4.3.9 Suche nach gewinnbringenden Kooperationen und Vernetzung
4.3.10 Kontinuierliche Ausrichtung an der Lebenswelt der Jugendlichen
5. Zusammenfassung der Erkenntnisse und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Verzeichnis der Abbildungen
ABBILDUNG 1: LOGO CAJ
ABBILDUNG 2: LOGO DJK
ABBILDUNG 3: LOGO DPSG
ABBILDUNG 4: LOGO J-GCL
ABBILDUNG 5: LOGO KJG
ABBILDUNG 6: LOGO KLJB
ABBILDUNG 7: LOGO KSJ
ABBILDUNG 8: LOGO KOLPINGJUGEND
ABBILDUNG 9: LOGO PSG
ABBILDUNG 10: LOGO BDKJ DV REGENSBURG
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Gedanken zum Gegenstand der Arbeit
1.1 Hinführung und eigene Motivation
Betrachtet man die historische Entwicklung der Jugendverbandsarbeit, so wurde diese stets von gesellschaftlichen Veränderungsprozessen beeinflusst und auch die heute proklamierte Krise der Verbandsarbeit war immer wieder Teil ihrer Geschichte. Insbesondere Gesellschaftsprozesse der Postmoderne haben Auswirkungen auf die allgemeine Lebensgestaltung und im Speziellen auf die Suche nach der eigenen Identität junger Menschen. Damit stellen sie in nächster Konsequenz auch neue Anforderungen an die katholischen Jugendverbände als Erfahrungsräume für Heranwachsende.
Durch meine langjährige Tätigkeit als Bezirksvorsitzende der Kolpingjugend und Kreisvorsitzende des BDKJ habe ich vermeintliche Auswirkungen dieser Veränderungstendenzen miterlebt: Nicht nur, dass es für viele Ortsgruppen der Verbände zunehmend schwieriger wurde, neue Mitglieder zu werben, auch die Suche nach jungen Menschen, die bereit sind, sich als Gruppenlei- ter, Vorsitzende oder in anderen Gremien zu binden und Verantwortung zu übernehmen, gestaltete sich als sehr anspruchsvoll. Diese Beobachtungen haben mich zu der Frage geführt, ob die Arbeit der katholischen Jugendver- bände und vor allem ihre Strukturen in der heutigen gesellschaftlichen Situa- tion und Lebenswelt der Jugendlichen für diese noch ansprechend sind.
Fraglich ist auch, welche speziellen Angebote katholische Jugendverbände den Jugendlichen für ihre Identitätsentwicklung offerieren und welche Entwicklung nötig wäre, um dieses Angebot weiterhin zu erhalten.
1.2 Bisheriger Forschungsstand
Katholische Jugendverbandsarbeit stellt sich laut Münchmeier und Böhnisch als ein wenig erforschtes Feld dar. Zwar gibt es Erhebungen zu diesem Pra- xisfeld der Jugendarbeit, diese verfolgen allerdings meist die Fragestellung, wie es um die Leistungsfähigkeit, Zielsetzung und Konzeption der Jugend- verbände bestellt ist. „Empirische Forschung zu Jugendverbänden findet sich im Vergleich dazu bisher eher selten.“ (Münchmeier et al. 2006, S. 13). Eine weitere Erhebungsintention ist das Erforschen der Zielgruppe „Jugendliche“. Hier finden sich viele Forschungen wie z. B. die Sinus-Studie „Wie ticken Ju- gendliche? 2012“ von Calmbach oder die Studie „Jugend 2010“ von Shell Deutschland, welche Jugendverbänden allerdings kaum Aufmerksamkeit zu Teil werden lassen, da im Vordergrund Anpassungsleistungen an gesell- schaftliche Strukturen stehen (vgl. Münchmeier et al. 2006, S. 10f). Da aus diesem Grund nur wenige Forschungsprojekte versuchen, empirische Er- kenntnisse über Kinder- und Jugendarbeit zu erlangen, wird dieses Arbeits- feld angreifbar. Münchmeier weist darauf hin, dass allerdings auch die Ju- gendarbeit selbst wenig Interesse an der Erhebung von gesicherten Informa- tionen hat. Er führt dies auf die Angst, sich dadurch Kritik auszusetzen und rechtfertigen zu müssen, zurück (vgl. Münchmeier 2004, S. 7). So wuchs zwar mit der Pädagogisierung der Jugendverbände auch das wissenschaftli- che Interesse an der Jugendverbandsarbeit, allerdings beschränkte sich die- ses jedoch entweder auf einzelne Verbände oder wurde von den Verbänden selbst zurück gewiesen (vgl. Böhnisch/ Gängler/ Rauschenbach 1991b, S. 163f). Zurückgeführt wird dieses „Forschungs-Vakuum“ auch auf den hohen Anteil von ehrenamtlich erbrachter Arbeit. Möglichkeiten des gemeinsamen Austauschs zwischen Wissenschaft sowie Haupt- und Ehrenamtlichen sei auch von Seiten der Wissenschaft in der Vergangenheit versäumt worden: „Die Wissenschaft hat sich in den letzten 20 Jahren allerdings auch nicht bemüht, den Diskurs mit den Jugendverbänden von sich aus zu intensivie- ren.“ (ebd.). Dies sei nach Auffassung der Autoren befremdlich, da Fragen nach Stellenwert und Struktur eine Tradition in der Forschungsarbeit haben, wie die Autoren mit einem Verweis auf Studien in den 20er Jahren belegen (vgl. ebd. S. 162). Das BMFSFJ gibt im 14. Kinder- und Jugendbericht Auf- schluss darüber, dass Jugendverbandsarbeit bereits Anstrengungen unter- nimmt, die eigene Arbeit empirisch zu überprüfen. Der Bericht nimmt hier u. a. Bezug auf die Studie zur Sportjugend (Brettschneider 2002), der Expertise für Baden-Württemberg (Rauschenbach 2010), die Studie zur Bedeutung ehrenamtlichen Engagements (Düx et al. 2008) und Erhebungen zur Jugend- leitercard der Jugendringe (vgl. BMFSFJ 2013, S. 321). Auch die evangeli- sche Verbandsarbeit fokussiert eigene Erhebungen, was die von Richard Münchmeier herausgegebene Untersuchung „Jugendliche als Akteure im Verband“ und eine 2013 vom BMFSFJ veröffentlichte Forschungsarbeit „aej- Studie: Realität und Reichweite von Jugendverbandsarbeit“ aufzeigen. Auf Seiten der katholischen Jugendverbände untersuchte der BDKJ im Bistum Speyer 2013 innerhalb „Fit fürs Leben: Jugendverbandsarbeit im BDKJ“ Kor- relationen zwischen Ganztagsschule und ehrenamtlichem Engagement und griff dabei auch den Aspekt der lebensweltbezogenen Bildung auf.
1.3 Abgrenzung und Zielsetzung der Fragestellung
Ausgehend von meinem eigenen „verbandlichen Hintergrund“ und bisher unzureichenden Forschungsergebnissen in diesem konkreten Themenbe- reich, stellen sich mir für meine Bachelorarbeit folgende Leitfragen:
- Wie gestaltet sich die Suche nach der Identität in der Postmoderne und welche neuen Herausforderungen und Bedürfnisse lassen sich für Ju- gendliche daraus ableiten?
- Welches spezielle Angebot machen katholische Jugendverbände den Jugendlichen zur Identitätsfindung?
- Sind die Strukturen der katholischen Jugendverbände noch aktuell?
- Welche Impulse zur Weiterentwicklung braucht die katholische Jugend- verbandsarbeit, um auch in Zukunft Jugendliche zu erreichen und Angebote zur Identitätsfindung zu machen?
Dabei möchte ich mich ganz klar auf den BDKJ (Bund der Deutschen Katho- lischen Jugend) mit seinen Mitgliedsverbänden als wichtige Vertreter katholi- scher Jugendverbandsarbeit beschränken, da ich hier viele eigene Erfahrun- gen sammeln konnte und mit den Strukturen vertraut bin. Aufgrund der Da- tenfülle erscheint es mir zudem sinnvoll, die Arbeit räumlich auf das Bistum Regensburg zu begrenzen, wenngleich ich mich an manchen Stellen zur
Verdeutlichung von Zusammenhängen auch umfassender auf die Situation in Bayern oder Deutschland beziehen werde.
Aufgrund des Umfangs der Arbeit ist es mir nicht möglich, ausführliche Theo- rien zu Identität und Jugendalter darzulegen, weshalb ich das Jugendalter als Zeit zur Identitätsfindung fokussiere. Auch eine genaue Definition des Ju- gendalters bedürfe einer umfangreichen Auseinandersetzung, da es nicht eindeutig zu verorten ist (vgl. BMFSFJ 2013, S. 44). Beispielsweise wurden für die Shell-Studie Jugendliche von 12 bis 25 Jahren befragt. Das SGB VIII hingegen bestimmt in §7 (1) unter 2. als Jugendlichen „[…] wer 14, aber noch nicht 18 Jahre alt ist […]“, öffnet aber gleichzeitig in §11 Jugendarbeit für junge Menschen, also für Kinder und Jugendliche bis zur Vollendung des 27.
Lebensjahres. Wienhardt wiederrum bezieht sich in seiner Veröffentlichung auf die Altersgruppe von 12 bis 21 Jahren (vgl. 2009, S. 9f), während das BMFSFJ Jugend nach der Schulstufe differenziert (vgl. BMFSFJ 2013, S. 136). Diese Beispiele zeigen m. E. auf, dass allein die Verortung der Ju- gendzeit im Lebenslauf einer umfangreichen Analyse bedürfe, weshalb ich mich in meinen Ausführungen von anhand Lebensjahren festgelegten Defini- tionen distanziere, auch weil die unterschiedlichen Zielgruppen der einzelnen Mitgliedsverbände des BDKJs keine einheitlichen Altersgrenzen zulassen. Aus Gründen der Lesbarkeit wurde zudem auf geschlechtsneutrale Formulie- rungen weitestgehend verzichtet. Die in den Ausführungen verwendeten Be- grifflichkeiten beziehen sich immer auf beiderlei Geschlechter.
Mit meiner Bachelorarbeit verfolge ich das Ziel zum einen vor dem Hinter- grund gesellschaftlicher Prozesse die Möglichkeiten, welche katholische Ju- gendverbandsarbeit für die Identitätsfindung Jugendlicher bereithält, heraus- zustellen. Zum anderen möchte ich unter Einbeziehung historischer Entwick- lungen die Herausforderungen, welche heute von der Gesellschaft und der jugendlichen Lebenswelt an die Verbände herangetragen werden, eruieren und darauf basierend Verantwortlichen Denkanstöße für mögliche Weiter- entwicklung der katholischen Jugendverbandsarbeit anbieten.
1.4 Relevanz für die Soziale Arbeit
Jugendverbände erbringen mehr als die Hälfte aller öffentlich geförderten Maßnahmen und sind daher ein wichtiger Teilbereich der Kinder- und Ju- gendarbeit (vgl. BMFSFJ 2013, S. 319). Dabei kommt besonders kirchlicher Jugendverbandsarbeit eine wichtige Position ehrenamtlichen Engagements in Deutschland zu, denn nach der Freiwilligensurvey 2004 steht das Enga- gement für Kirche und Religion an dritter Stelle (vgl. BMFSFJ 2009, S. 84). Auch Seckinger et al. belegen, dass 26% der Jugendverbände konfessionell geprägt sind und damit den höchsten Anteil der in der Untersuchung einbe- zogenen Jugendverbände einnehmen (vgl. 2009, S. 18). Relevanz für die Soziale Arbeit erhält die Frage nach der zukünftigen Entwicklung katholischer Jugendverbände nicht nur, weil die katholischen Jugendverbände durch ihre Größe eine Vielzahl an Arbeitsstellen für Sozialpädagogen bieten, sondern auch, weil ihre Bildungs- und Sozialisationsfunktion als sog. „drittes Soziali- sationsfeld“ für die Jugendlichen neben Familie, Freundeskreis und Schule einen wichtigen Beitrag zur Teilhabe an der Gesellschaft leisten (vgl. Münchmeier et al. 2006, S. 7). Gemäß §12 SGB VIII erbringen sie Leistun- gen der Kinder- und Jugendhilfe und sind damit ein obligatorisches Arbeits- feld der Sozialen Arbeit (vgl. Böhnisch et al. 1991a). Damit ist die Frage nach ihrem zukünftigen Bestehen nicht nur für die Verbände selbst von enormer Wichtigkeit, sondern hat auch Auswirkungen auf die Landschaft der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland und damit nicht zuletzt auf die Jugend- und Sozialpolitik. Denn fällt Jugendverbandsarbeit in Zukunft als außerschuli- scher Bildungsort aus, werden neue Formen der Jugendhilfe gesucht werden müssen, um in derselben niederschwelligen Struktur junge Menschen beim Heranwachsen begleiten zu können.
1.5 Vorgehensweise der Arbeit
In meiner Arbeit werden in den nächsten drei Kapiteln theoriebasiertes und empirisches Vorgehen verknüpft: Das folgende zweite Kapitel bietet einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung (katholischer) Jugendver- bandsarbeit. Im dritten Kapitel wird die aktuelle Situation katholischer Ju- gendverbandsarbeit im Bistum Regensburg unter Berücksichtigung heutiger jugendlicher Lebenswelten und der Identitätsentwicklung dargestellt. Auf die literaturgestützten Ausführungen folgt im vierten Teil eine empirische Erhe- bung, aus deren Ergebnissen Impulse für eine Weiterentwicklung verbandli- cher Strukturen abgeleitet werden. Eine Zusammenfassung der gewonnen Erkenntnisse mit Ausblick und Anregungen für weitere Forschungsmöglich- keiten bildet den Schluss der Arbeit.
2. Historische Betrachtung der kath. Jugendverbandsarbeit
2.1 Jugendarbeit vor dem Ersten Weltkrieg
Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges gab es eine Vielzahl von Verbänden und Vereinigungen. „Die konfessionellen Gruppen waren im Kaiserreich der Zahl ihrer Mitglieder nach am gewichtigsten.“ (Wendt 1991, S. 44). Maßgeb- lich geprägt wurde die Jugendarbeit in Deutschland durch die selbstorgani- sierte Initiierung der (nicht-katholischen!) Jugendbewegung an der Wende des 19. Jahrhunderts vor dem Hintergrund eines veränderten Jugendbildes in der Gesellschaft, welches mehr auf die eigenständige Existenz der Jugend verwies (vgl. Damblon 1992, S. 3). Die Bewegung wollte dabei nicht als Re- bellion oder Aufstand wahrgenommen werden, sondern stellte als Suche nach „ […] jugendgemäßen Lebensformen […]“ und Freiräumen eine Alterna- tive zu studentischen Vereinigungen dar (Herrmann 1991, S. 32). Während es die sog. „bürgerliche“ Jugendbewegung vertreten durch die 1901 gegrün- dete Vereinigung „Wandervogel“ favorisierte, durch Wanderungen und Be- gegnungen in der Natur aus den Zwängen und Normvorstellungen des bür- gerlichen Elternhauses auszubrechen, setzte sich die „proletarische“ Ju- gendbewegung in ihren Lehrlingsvereinen für bessere Rahmenbedingungen der ausgebeuteten jugendlichen Arbeitnehmer ein (vgl. Damblon 1992, S. 4ff). Denn die Kinder- und Jugendphase war nicht immer eine Schonzeit. Durch die Beschäftigung der Frauen konnten Kinder nicht mehr betreut wer- den und mussten z. T. selbst arbeiten (vgl. Münchmeier 1991a, S. 25ff). 1906 wurde die „Vereinigung der freien Jugendorganisationen Deutschlands“ als Zusammenschluss verschiedenster Lehrlingsvereine gegründet. Aufgrund von innerverbandlichen Spannungen und wiederholten Auseinandersetzun- gen mit Organen des öffentlichen Rechts wurde die Vereinigung 1908 aufge- löst (vgl. Damblon 1992, S. 9f). Die Jugendbewegung war mit der Suche nach menschlicher Nähe, Selbstverantwortlichkeit und Aufrichtigkeit ein cha- rakteristischer Ort für das Gemeinschaftserlebnis, das Erfahren von Bindun- gen durch Freundschaften und Selbstverpflichtung zur Einhaltung der Grundsätze geworden (vgl. Herrmann 1991, S. 36). Von staatlicher Seite wurde die öffentliche Jugendpflege ins Leben gerufen um die mangelnden Voraussetzungen der jungen Arbeiter kompensieren (vgl. Münchmeier 1991, S. 27). Konträr zu den Zielen der Jugendbewegung verfolgte die von Er wachsenen geführte und von der Kirche geförderte öffentliche Jugendpflege das Ziel, junge Menschen an die Normen und Einstellungen der Gesellschaft anzupassen (vgl. Damblon 1992, S. 12).
Die Wurzeln katholischer Jugendverbandsarbeit gehen noch viel weiter zu- rück und ihre Entwicklung verlief nicht immer parallel zu denen der Jugend- arbeit im Allgemeinen. 1846 wurde in Elbersfeld der erste Gesellenverein mit dem Präses Adolph Kolping gegründet. Diese Gesellenvereine schlossen sich 1895 zum „Verband der Katholischen Jünglingsvereine Deutschlands“ zusammen, etwa 20 Jahre später folgte das weibliche Pendant mit dem „Zentralverband der Jungfrauenvereinigung Deutschlands“ (vgl. Damblon 1992, S. 12). Der im Jahr 1896 gegründete „Verband der katholischen Ju- gend- und Jungmännervereine Deutschlands“ war gegensätzlich zum späte- ren „Wandervogel“ ausgerichtet und widmete sich vornehmlich der Erziehung und Bildung, sozialen und beruflichen Aufgaben und der Herausbildung jun- ger Menschen zu bewussten Christen. Die Organisationsstruktur des Ver- bandes, welcher in Bezirks- und Diözesanverbände gegliedert war, wurde maßgeblich von Carl Mosterts geprägt und entspricht im Grundsatz den heu- te noch vorherrschenden Strukturen. Auch wurden Verbandsabzeichen und die Abgabe eines Mitgliedsbeitrags eingeführt (vgl. ebd. S. 92ff).
2.2 Bünde in der Weimarer Republik
Nach dem Ersten Weltkrieg verloren die Jugendbewegung und ihre Vereini- gungen an Attraktivität, was den Raum öffnete für neue Angebotsformen. Auch die Lebenswelt der Jugendlichen veränderte sich durch neue Ausbil- dungsberufe und eine geregelte Arbeits- und Freizeit. Jugendliche verfügten nun selbständiger über ihre Freizeit, wodurch diese eine Ausdifferenzierung erfuhr. Gleichsam wurde die Jugendzeit zum Lebensgefühl erhoben. Dieses Ideal wurde allerdings schnell von der Realität in Form von Jugendarbeitslo- sigkeit und dem Gefühl der Ohnmacht eingeholt und vermischte sich mit der Sehnsucht nach einer neuen Gesellschaft. In dieser Zeit kann man von der „‘Vergesellschaftung‘“ der Jugend sprechen. Jugendverbände wurden mit
Symbolen zu Massenorganisationen und widersprachen somit dem Auslese- prinzip der Vorkriegszeit (vgl. Böhnisch/ Gängler 1991c, S. 52ff). Neu war auch eine neue Art totaler Bindung an die Jugendvereinigung, welche sich in dieser Zeit als „Bünde“ bezeichneten. Wo Jugendliche sich innerhalb der Ju- gendbewegung vom Geführt-Werden lösten, scharten sie sich nun um Ge- folgsleute und verschrieben sich mit ihrer ganzen Kraft dem Bund. Im Vor- dergrund standen dabei eine übermäßige Hervorhebung von Emotionalität und Fixierung auf die Führungsperson (vgl. ebd. S. 15f). In der katholischen Jugendverbandsarbeit kristallisierten sich schon früher Gruppen katholischer bündischer Jugend heraus, wie z. B. Quickborn, Jung- born, der Jungkreuzbund oder die Kreuzfahrerjungenschaft. Im Gegensatz zu den autoritär geführten konfessionell-ungebundenen Gruppen hatten sie sich ein demokratisches Miteinander und Partizipation auf die Fahne ge- schrieben. Da bisher alle Verbände ohne Berührungspunkte und Abstim- mungen untereinander existierten, wurden in den 20er Jahren zwei große katholische Verbände gegründet. Neben der DJK (Deutsche Jugendkraft) mit dem Ziel der Förderung sportlicher Betätigung, sollte die KJD (Katholische Jugend Deutschlands) als Dachorganisation alle katholischen Jugendver- bände vereinen (vgl. ebd. S. 94ff). Mit den katholischen Verbänden und welt- lichen Vereinigungen, wie z. B. den Neupfadfindern oder der Sozialistischen Arbeiterjugend, herrschte somit eine große Pluralität an Jugendverbänden, welche mit der Machtergreifung Hitlers und dem Alleinvertretungsanspruch der Hitlerjugend (HJ) zu einem Endpunkt gelangte (vgl. ebd. S. 18ff).
2.3 Jugendverbände in der Zeit des Nationalsozialismus
„In der Literatur wird überwiegend die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 als das Ende der deutschen Jugendbewegung angesehen […]“ (Klönne 1991, S. 58)
Die HJ erhielt regen Zulauf und forcierte eine Monopolstellung im Bereich der Jugendverbände, was sie durch Gleichschaltung und Unterdrückung der an- deren Verbände auch erreichte (vgl. ebd. S. 59). Zudem ließen sich viele bündische Jugenden vom Dritten Reich einverleiben, da ihre Ziele und Pro- gramme Berührungspunkte mit dem Nationalsozialismus aufwiesen (vgl. Damblon 1992, S. 20). Selbst bei den Leitbildern katholische und sozialisti- sche Jugendbewegungen, welche sich zuerst ablehnend gegenüber dem Nationalsozialismus positionierten, gab es Ähnlichkeiten zur HJ. Nichtsdes- totrotz kam der konfessionellen Jugendarbeit ein besonderer Stellenwert zu.
Denn durch die Betonung der Selbständigkeit kirchlicher Vereinigungen bil- deten sich Formen evangelischer Jugendvereinigungen heraus, welche eine Gegenbewegung zum Nationalsozialismus bildeten. Besonders auf der katholischen Seite blieb eine Abneigung der neuen Staatsform gegenüber bestehen (vgl. Klönne 1991, S. 58).
„Die katholischen Jugendorganisationen nahmen allen Eingliederungsideen gegenüber eine so eindeutig ablehnende Haltung ein, daß sich rasch ein alltäglicher, emotionaler Gegensatz zwischen HJ und katholischen Jugendgruppen herausbildete.“ (ebd. S. 63)
Bis 1936 gab es für die kirchliche Jugendarbeit keine verbindlichen Richtli- nien, Leitsätze oder Programme, was den einzelnen Beteiligten einen großen Freiraum gewährte. Auch gab es bis dato wenig Versuche der Einflussnahme von Seiten des Staates. Dies sollte sich mit der Machtergreifung verändern. Durch den Abschluss eines Konkordats mit dem Vatikan hofften katholische Verbände in der NS-Zeit länger bestehen zu können. Da diese Vereinbarung aber nicht ausreichend standhalten sollte, wurden 1936 Richtlinien für die kirchliche Jugendarbeit verfasst, welche diese zentralisieren und auf rein re- ligiöse Angebote der Jugendseelsorge innerhalb der Pfarreien reduzieren sollte, um einem endgültigen Verbot zu entgehen. Dies war ein erster Schritt zu konkreten Leitlinien und Konzepten. Aus dieser Zeit stammt auch das Amt des Diözesanseelsorgers, welcher für verbandliche und nicht-verbandliche kirchliche Jugendarbeit in der Diözese verantwortlich war (vgl. Damblon 1992, S. 23ff). Obwohl etwa ein Jahr später auch die kirchlichen Vereinigun- gen aufgelöst und verboten wurden, überlebten Reste der Jugendverbände durch Rituale wie Prozessionen und Wallfahrten (vgl. Klönne 1991, S. 63).
2.4 Wiederaufbau kurz nach dem Zweiten Weltkrieg
1945 wurden Behörden zur Auflösung nationalsozialistischer Jugendorgani- sationen und zum Wiederaufbau demokratischer Jugendverbände eingerich- tet (vgl. Fehrlen/ Schubert 1991, S. 67). Bemühungen, die Bünde aus der Vorkriegszeit wieder ins Leben zu rufen, blieben aufgrund der vielen Paralle- len zur HJ erfolglos. Auch die Jugend hatte sich verändert: Während in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg Jugendliche nach Freiräumen ohne Einfluss der Erwachsenen suchten, verstand sich die Jugend der Nachkriegszeit als Teil der Gesellschaft, der gemeinsam mit den Erwachsenen die Spuren des Krieges zu beheben versuchte. Jugendarbeit wurde nach 1945 durch große Verbände, Gewerkschaften und die SPD geleistet. Im Vordergrund stand einerseits die Jugendsozialarbeit zur Beseitigung von Notständen. Anderer- seits wurden die Ziele maßgeblich durch die Besatzungsmächte bestimmt (vgl. Damblon 1992, S. 20ff). In der amerikanischen Besatzungszone wurde nach Kriegsende das Jugendarbeitsverbot aufgehoben. „Den Kirchen, die bei den Amerikanern nicht im Verdacht standen, den Nationalsozialismus unter- stützt zu haben, wurde die Gründung von örtlichen Jugendgruppen gestat- tet.“ (Fehrlen/ Schubert 1991, S. 68). Ab Herbst 1945 konnten auch nicht- konfessionelle Gruppen gemäß der Richtlinien gegründet werden. Weltan- schauliche Ziele wurden zurückhaltend formuliert, der Fokus lag auf der Ver- besserung materieller und sozialer Notlagen. Vordergründiges Ziel war die Schaffung einer Erlebnis- und Interessensgemeinschaft für Jugendliche, wel- che Geborgenheit vermitteln und der Vereinsamung entgegenwirken sollte. Mithilfe der amerikanischen Besatzer setzte sich Offene Jugendarbeit als neue Form durch und stießt auf Ablehnung durch die Jugendverbände, wel- che wahrscheinlich ihre Monopolstellung nicht verlieren wollten (vgl. ebd. S. 72ff). Im Rahmen der Fuldaer Bischofskonferenz 1945 wurden Richtlinien zur Neuordnung der kirchlichen Jugendarbeit erlassen. Ein großes Anliegen der Bischöfe war dabei die stärkere einheitliche Ausrichtung der Verbände und damit ein Zusammenführen der unterschiedlichen Strömungen. 1947 wurde in Hardehausen als Antwort darauf der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gegründet. Mitbegründer war der Geistliche Ludwig Wolker, der sich für die Wahrung der vielfältigen Arbeitsformen der Jugendarbeit ein- setzte. Der BDKJ umfasste bei seiner Gründung neben den Pfarrjugenden auch Bünde und Verbände wie Quickborn, Bund Neudeutschland und die Kolpingjugend (vgl. Damblon 1992, S. 31f). „Heute geht es dem BDKJ zuerst um eine inner- und außerkirchliche Interessensvertretung der eigenen Mit- glieder.“ (ebd., S. 32). Schließlich war 1949 mit der Gründung des Bundesju- gendrings „[...] der organisatorische Aufbau der Jugendverbandsarbeit vor- läufig abgeschlossen.“ (Fehrlen/ Schubert 1991, S. 71).
2.5 Erste Krisenstimmung in den 50er und 60er Jahren
Die Nachkriegszeit hinterließ die Jugendlichen nicht nur in ideologischer Hin- sicht in prekären Verhältnissen: Viele Jugendliche befanden sich in einem schlechten Gesundheits- und Wohnverhältnis und waren zum Großteil ar- beitslos. Gleichzeitig galt die junge Generation als Hoffnungsträger, da sie von den Anfängen des NS-Regimes unbelastet war. Die Jugend der 50er Jahre orientierte sich stark an der Erwachsenenwelt und wollte möglichst bald den Status eines Erwachsenen erwerben, um auch am Konsum teilha- ben zu können, der durch das Wirtschaftswunder ausgelöst wurde. Für die Jugendverbände wurde dies durch abnehmenden Mitgliedszahlen valide (vgl. Münchmeier 1991b, S. 87ff).
Von der allgemein formulierten „Krisenstimmung der Jugendarbeit“ hoben sich Bestrebungen zur Weiterentwicklung der katholischen Jugendarbeit ab. Mit den „Oberhirtlichen Richtlinien für die Katholische Jugendarbeit Deutsch- lands“ wurde 1957 eine Neuauflage der Richtlinien von 1936 und 1945 abge- fasst. Sie formulierten als Aufgabe katholischer Jugendarbeit die ganzheitli- che Bildung zu lebendigen Christen. Ferner sollte die Arbeit nun wieder über die Pfarreiebene hinaus Gestalt annehmen (vgl. Damblon 1992, S. 33).
2.6 Zeit der Reformen und Professionalisierung
Die Jugendverbände standen Ende der 60er Jahre der Gründung von Stu- dentenbewegungen unvorbereitet gegenüber und wurden durch sie in ihrem Selbstverständnis als Interessensvertretung der Jugend massiver Kritik aus- gesetzt, da sie im Vergleich als autoritär und reaktionär wahrgenommen wurden, sodass auch ihre weitere Existenz in Zweifel gezogen wurde. Sie reagierten daher schnell auf die Studentenbewegung: 1968 wurden Konzep- te, Formen und Ziele der Jugendverbände modifiziert, als obsolet eingestuf- tes Equipment wie Banner und Kompass und traditionelle Arbeitsformen wie „Heimabende“ verschwanden. In diesem Zuge entstanden neue Gruppen- formen, bei denen die Verbandsmitgliedschaft in den Hintergrund gerückt war. Ebenso wurde die Geschlechtertrennung aufgehoben und Bildungs- und Ferienarbeit rückten durch die Bildungsreform in den Fokus. Jugendverbän- de wurden zunehmend in die Rolle gedrängt, sich neu zu verorten und Auf gaben, Ziele und Methoden zu reflektieren. Im Rahmen dieser Diskussionen wurde zunehmend evident, dass die Schule die von der Gesellschaft gefor- derten Bildungsansprüche allein nicht befriedigen würde können, weshalb der Jugendarbeit die Rolle als außerschulischer Bildungsort zukam. Dies führte zu neuen Umstrukturierungen in Richtung Professionalisierung, um die bisher ehrenamtlich getragenen Strukturen auf den neuen Bildungsanspruch auszurichten. Auch der Einsatz von Hauptamtlichen führte dazu, Jugendar- beit als pädagogisches Handlungsfeld herauszustellen. In der praktischen Arbeit sollten Freude am Miteinander, Nähe und gutes Sozialverhalten durch eine Vielfalt von Methoden vermittelt werden. Mithilfe dieser Vielfalt und der richtungsweisenden Funktion der Hauptamtlichen gelang es der Jugendver- bandsarbeit sich wieder zu stabilisieren, besonders als die Pläne zur Ganz- tagsschule 1973 eingestellt wurden und die Jugendzentrumsbewegung etwa ein Jahr später wieder einen Rückgang verzeichnete. Um 1974 verebbten die Reformierungen und ausgelöst durch Kürzungen öffentlicher Förderungen und den Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit bahnten sich erneute Krisenzei- chen an. Die Bildungsarbeit geriet wieder in den Hintergrund und die Ju- gendarbeit sah sich den prekären Verhältnissen ohnmächtig gegenüber (vgl. Krafeld 1991, S. 93ff).
In diese Krisenstimmung fiel der 1975 gefasste Synodenbeschluss „Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit“, mit dessen Wirksamwerden neue For- men verbandlicher kirchlicher Jugendarbeit unter einer einheitlichen Grundli- nie ermöglicht wurden. Prämisse war, dass kirchliche Jugendarbeit durch die Situation der Zielgruppe legitimiert werden und Inhalte erhalten sollte (vgl. Damlbon 1992, S. 36).
„Die Synode war davon überzeugt, dass Kirche zu einer positiven Entwicklung jugendlicher Identität in besonderer Weise beiträgt und damit Selbstverwirklichung mehr als andere Angebote ermöglicht.“ (Wienhardt 2009, S. 40)
Vergleicht man diesen Synodenbeschluss mit anderen theoretischen Kon- zepten so zeigt sich, dass im Gegensatz zu anderen Haltungen die kirchliche Jugendarbeit keine Schuldzuweisungen an die Gesellschaft heranträgt. Viel mehr legt sie Wert auf eine Selbstverwirklichung des jungen Menschen, die Vermittlung von Glaubensgrundlagen und verfolgt durch den diakonischen Auftrag Gerechtigkeit für alle Menschen (vgl. Damblon 1992, S. 39ff). Ihre Bestimmung war der Dienst an der Jugend: „Der Jugend vorbehaltlos zu ‚dienen‘ ist u. a. ein besonderes Kennzeichen kirchlicher Jugendarbeit.“ (ebd. S. 40). Im gleichen Jahr wird der BDKJ zum Dachverband für die katholischen Jugendverbände (vgl. ebd. S. 105).
2.7 Katholische Jugendverbände heute - im Bistum Regensburg
„In katholischen Jugendverbänden engagieren sich allein im Bistum Regensburg über 36.000 Jugendliche und junge Erwachsene.“ (BDKJ o. J., S. 6). Die katholischen Jugendverbände arbeiten nach den sieben Grundprinzipien Christlicher Glaube, Freiwilligkeit, Selbstorganisation, Ehrenamt, Demokratie, Lebensweltbezug und Partizipation (vgl. ebd. S. 4f).
Das Bistum Regensburg „[…] gehört zu den ältesten Bistümern Deutsch- lands und ist flächenmäßig das Größte in Bayern […].“ und umfasst 669 Pfarreien, die in 33 Dekanaten gegliedert sind (Bistum Regensburg o. J.).
Im Folgenden werden nun die katholischen Jugendverbände des Bistums Regensburg kurz vorgestellt:
Christliche Arbeiter-Jugend (CAJ)
Die CAJ ist die selbständige Jugendorganisation der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und be- nennt junge Arbeiterinnen und Arbeiter zwischen 15 und 25 Jahren als ihre Zielgruppe. Die CAJ wurde 1912 von Joseph Kardinal Cardijn gegründet und erreichte ihren Höhepunkt 1966 zu einer Zeit, als durch die „Bil dungseuphorie“ in Deutschland nur Abiturienten und Studenten als gebildet galten, die Arbeiterjugend sich aber dadurch an den Rand gedrängt fühlte. Ziel der CAJ ist es, bei ihren Mitgliedern den Blick auf eigene Fähigkeiten zu lenken und im Sinne solidarischen Handelns mit der Arbeiterschaft die Ge- sellschaft mitzugestalten. Ihre Methode „sehen - urteilen - handeln“ ist be- kannt zur Beurteilung gesellschaftlicher Entwicklungen. Dabei ist es Grund- satz der CAJ, dass jeder gebildet ist, der Verantwortung übernimmt, sich einmischt und so gemeinsam aktiv wird, z. B. gegen Jugendarbeitslosigkeit und Diskriminierung (vgl. Böhnisch et al. 1991a, S. 906f). Die Arbeitsformen der CAJ umfassen beispielsweise Gruppenstunden, Treffs, Freizeiten und Wochenendaktionen (vgl. BDKJ o. J. S.9).
Deutsche Jugendkraft - Sportjugend (DJK)
Als katholischer Sportverband bietet die DJK die Verbin- dung von Leistungs- und Breitensport und dem Erleben von Gemeinschaft nach dem christlichen Menschenbild für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre an. Sie wurde 1920 in Würzburg gegründet und entstand nach ihrem Verbot in der NS-Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg neu, um in Kir- che und Gesellschaft für Belange des Sports einzutreten. Das Angebot von Sport und Spiel soll dabei einen Ausgleich zum schwindenden Bewegungsraum der Kinder und Jugendlichen schaffen. Durch ihre Zielsetzung will sie die Mitglieder zu kritischem Engagement und demokratischem Verhalten anregen (vgl. Böhnisch et al. 1991a S. 924S).
Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) Zielgruppe der DPSG sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 7 und 20 Jahren. Dabei wird in folgende Altersstufen differenziert: 8. Lebens- jahr Wölflinge, 11. Lebensjahr Jugendpfadfindertrupp, 14. Lebensjahr Pfadfindertrupp und ab dem 17. Le- bensjahr Rover. Nach Beginn der weltweiten Pfadfinderbewegung um 1908 wurden 1929 die ersten katholischen Pfadfindergruppen in den Katholischen Jungmännerverband aufgenommen. Da der Jungmännerverband in der NS- Zeit aufgelöst wurde, benannten sich die Pfadfinder in „Gemeinschaft Sankt Georg“ um und konnten weiterhin tätig bleiben. Ziel der DPSG ist die Erzie- hung zu einem kritischen, sicheren, kreativen und wachen Menschen, wel- cher Verantwortung für sich, in Gesellschaft und Kirche, und innerhalb der Pfadfinderbewegung übernimmt. „Die DPSG beansprucht neben anderen Erziehungsträgern einen eignen Erziehungsanspruch.“ Dabei stehen neben den katholischen Glaubensgrundlagen im Speziellen die Integration von Menschen mit Behinderung, sowie Naturschutz im Vordergrund (Böhnisch et al. 1991a. S. 931). Im Bistum Regensburg sind die Pfadfinder in ca. 45 Stämmen (Ortsgruppen) organisiert und treffen sich regelmäßig in Gruppen- stunden (vgl. BDKJ o. J. S. 13).
Jugendverbände der Gemeinschaft Christlichen Lebens (J-GCL) Zielgruppe sind Schüler ab der 5. Klasse bis zum jun- gen Erwachsenenalter, vorwiegend von der Realschule oder dem Gymnasium. 1921 wurde in Eichstätt der Landesverband der Studenten gegründet und 1947 das Pendant als Mädchenverband. Beide Verbände schlos sen sich 1977 mit der Abfassung einer gemeinsamen Ordnung und gemeinsamer Inhalte zusammen mit der Zielsetzung, jungen Menschen christliches Leben in der Gruppe zu vermitteln und sie auf ihrem Weg zu verantwortungsbewussten Menschen zu begleiten. Neben dieser Gemeinschafts- und Persönlichkeitsentwicklung setzt sich der Verband für die Gestaltung der eigenen Umgebung in den Bereichen Frie-den, Entwicklungspolitik, Eine-Welt-Arbeit, Ökologie, Schulpolitik und Mitge-staltung in der Kirchenpolitik ein (vgl. Böhnisch et al. 1991a, S. 989f). Durch die Verschmelzung zweier geschlechtergetrennter Verbände finden die Be-dürfnisse beider Geschlechter Eingang in das Programm. Ein wichtiges Kennzeichen der J-GCL ist ihre enge Verbindung mit der Schule, wodurch Gruppenstunden oft an der Schule stattfinden. Im Bistum Regensburg hat der Verband derzeit 350 Mitglieder in 6 Ortsgruppen (vgl. BDKJ o. J. S. 15).
Katholische Junge Gemeinde (KJG) Zielgruppe der KJG sind Katholiken zwischen 8 und 25 Jahren. Auch die KJG wurde 1970 als Zusammen- schluss zweier geschlechtergetrennter Verbände ge- gründet. Sie will gemeinsam mit jungen Menschen Antworten auf Lebens- und Glaubensfragen finden und diese zur Nachfolge Christi befähigen und zu sozialem Engagement und Mitbestimmung in Schu- le, Beruf, Politik und Wirtschaft aktivieren. Die KJG widmet sich vor allem den Bereichen Verantwortung für die Schöpfung, Frieden und Abrüstung, Mäd- chen- und Frauenarbeit und Eine-Welt-Arbeit (vgl. Böhnisch et al. 1991a, S. 1001f). In 13 Pfarreien des Bistums Regensburg gibt es derzeit eine KJG- Ortsgruppe (vgl. BDKJ o. J. S. 17).
Katholische Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB)
Als Zielgruppe nennt die KLJB katholische Jugendli- che und junge Erwachsene von 13 bis 26 Jahren, die auf dem Land leben (vgl. Böhnisch et al. 1991a, S. 1004). Die KLJB nimmt Einfluss auf die Entwick- lung des ländlichen Raums und setzt sich gegen Ungerechtigkeit und Ungleichverteilung, besonders in der „Dritten-Welt“, ein. Neben dem Bereich Landwirtschaft sind auch die Bereiche Bildung und Um- weltschutz, Glaube und Kirche, sowie internationale Arbeit Schwerpunkte der Verbandsarbeit. In der Diözese Regensburg hat der Verband ca. 11.000 Mit- glieder, welche in 380 Ortsgruppen und 11 Kreisverbänden organisiert sind (vgl. BDKJ o. J. S. 19).
Katholische Studierende Jugend (KSJ)
Zielgruppe sind Schüler weiterführender Schulen ab der 5. Klasse. Die KSJ entstand in den 70er Jahren als Ar- beitsgemeinschaft der beiden Jugendverbände „Heliand- Mädchenkreis“ und „Schülergemeinschaft im Bund Neu- deutschland“ (vgl. Böhnisch et al. 1991a, S. 1007). Ver- schiedene ganzheitliche Lern- und Gruppenformen als Gegenerfahrung zu schulischem Lernen bietet sie in Form von Gruppenstunden, Schülercafés, Gottesdiensten usw. an, um Schu-le als Lebensraum zu gestalten (vgl. BDKJ o. J. S.23).
Kolpingjugend
Aus seiner Verbandsgeschichte heraus wendet sich dieser Jugendverband in erster Linie an Ju- gendliche, die sich in Ausbildung befinden. Grundsätzlich kann uneingeschränkt jeder junge Mensch im Alter von 14 bis 30 Jahren aufgenommen werden. Der Kolping- verband wurde 1846 als Gesellenverein mit dem Geistlichen Adolph Kolping als ersten Präses gegründet und sollte die Gesellen mit Angeboten wie z. B. einer Krankenkasse unterstützen und war mitunter beteiligt an der Gründung der DKJ. Ab 1932 wurde der Name Jungkolping für Lehrlinge eingeführt, ab 1933 die Altmitglieder (Meister) als „Altkolping“ benannt und die Kolping- und Jungkolpinggruppen zur „Deutschen Kolpingfamilie“ zusammengeschlossen. „Schwerpunkte sind die Bereiche ‚Arbeit und Beruf‘, ‚Ehe und Familie‘ (Ehe- vorbereitung), ‚Gesellschaft und Politik‘ sowie ‚Kultur und Freizeit‘.“ Seit 1986 werden diese Schwerpunkte durch das Konzept der „‘arbeitsweltbezogenen Jugendverbandsarbeit‘“ von der Kolpingjugend umgesetzt. Ausgegangen wird von einem erweiterten Arbeitsverständnis, welches die Wechselwirkung mit anderen Lebensbereichen wie Familie, Glaube, Freizeit etc. miteinbe- zieht. Arbeitsformen sind u. a. die Jugendberufshilfe und Workcamps (vgl. Böhnisch et al. 1991a, S. 1010). Im Bistum Regensburg gehören dem Ver- band ca. 4700 Mitglieder aus 153 Kolpingfamilien innerhalb 15 Bezirksver- bänden an (vgl. BDKJ o. J. S. 21).
Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg (PSG)
Zielgruppe sind Mädchen von 7 bis etwa 20 Jahren. Gegliedert ist die PSG in die Altersstufen Wichtelstufe (7 -10), Pfadistufe (10 - 14), Caravellestufe (14 - 16) und die Rangerstufe (ab 16 Jahren). Die PSG wurde 1947 gegründet und knüpfte dabei an den Bund Katholischer Pfadfinderinnen, welcher 1931 gegründet. und vier Jahre später verboten worden war, an. Die Eigeninitiative der Mäd- chen, selbst als Pfadfinderin etwas zu erleben, wurde durch den Weltbund und die englische und amerikanische Besatzungszone unterstützt (vgl. Böh- nisch et al. 1991a, S. 1020). Der Verband vertritt einen ganzheitlichen Ansatz und das Vertrauen zu seinen Mitgliedern. Hauptschwerpunkt neben der er- zieherischen Arbeit nach den Pfadfinder-Grundlagen ist die Interessensver- tretung von Frauen und Mädchen in der Gesellschaft, wichtigster Grundsatz ist „leaning by doing“. Derzeit gibt es im Bistum 7 Ortsgruppen (vgl. BDKJ o. J. S. 25).
BDKJ - Bund der Deutschen Katholischen Jugend
„Der BDKJ fördert und unterstützt als Dachverband die Tätigkeit der einzelnen Mitgliedsverbände. Zu diesem Zweck vertritt der BDKJ die gemeinsamen Interessen in Kirche, Gesellschaft, Staat, sowie im internationalen Bereich. Ferner führt der BDKJ im Rahmen seiner Interessensvertretung Bildungs- maßnahmen und Aktionen durch.“
(Böhnisch et al. 1991a, S. 885f).
Der BDKJ verfügt über keine eigenen Mitglieder, diese sind als Personengruppen die Mitgliedsver- bände (MV) und Jugendorganisationen. Die MV und Jugendorganisationen sind selbständig und bestimmen über eigene Sat- zungen und Leitungsgremien ihre Ziele und Programme. Der BDKJ wurde 1947 gegründet um die Jugendverbände nach dem Krieg zu vereinen und ihnen eine gemeinsame Stimme zur Interessensvertretung zu geben (vgl. BDKJ o. J. S. 26). Er hat es sich zum Ziel gesetzt, die Selbstverwirklichung junger Menschen und eine menschenwürdige Gesellschaft zu fördern. Er handelt subsidiarisch und individuell und ist als Teil der Jugendseelsorge politisch, pädagogisch und spirituell ausgerichtet (vgl. Böhnisch et al. 1991a, S. 886). Besonders im politischen Bereich setzt sich der BDKJ für die Be- wahrung von Schöpfung, Menschenrechten und Rechte von Kindern und Jugendlichen ein. Organisiert ist der BDKJ auf Kreis-, Diözesan-, Landes- und Bundesebene. Im Bistum Regensburg umfasst er 9 MV sowie 18 Kreis- verbände (KV) und vertritt damit fast 36.000 Kinder und Jugendliche. Beson- ders die KV bieten viel Gelegenheit für junge Menschen, sich zu vor Ort zu engagieren, da sie in allen Landkreisen und kreisfreien Städten über das ge- samte Bistum verteilt sind und z. T. auch mit einer örtlichen Jugendstelle o- der einem Kreis- bzw. Stadtjugendring kooperieren (vgl. BDKJ o. J. S. 26).
Um die aktuelle Situation der benannten MV und des BDKJs im Kontext ver- änderter Bedingungen für die heutige Identitätsarbeit Jugendlicher darzustel- len, wird im Folgenden zuerst auf gesellschaftliche Veränderungsprozesse und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung einer eigenständigen Identität eingegangen.
3. Kath. Jugendverbandsarbeit im Kontext postmoderner Identitätsarbeit
3.1 Gesellschaftliche Veränderungen in der Postmoderne
Keupp et al. prognostizierten Ende der 90er Jahre in ihrem Werk über Identi- tätskonstruktionen zehn Erfahrungen von Veränderung, welche Menschen in der spätmodernen Gesellschaft machen würden und die Einfluss nehmen auf deren Identitätsfindung. Beschrieben werden sukzessive Entbettung, Ent- grenzung von Lebensmustern, Fragmentierung von Erfahrungen, Entstehung virtueller Welten, Pluralisierung, Individualisierung, Veränderungen im Zeit- empfinden und in den Geschlechterrollen, sowie ein Zurücktreten traditionel- ler sinnstiftender Institutionen. Die Autoren proklamieren, dass aufgrund ei- ner wachsenden Vielzahl von alternativen Lebensweisen bei gleichzeitigem Bedeutungsverlust traditioneller Wertevorstellungen und sinnvermittelnden Instanzen das einzelne Gesellschaftsmitglied vermehrt gefordert sei, sich einen eigenen Rahmen und Strukturen zu schaffen, an dem es sein Leben ausrichten möchte, womit das Individuum einem Komplex an ambivalenten Erwartungen gegenüber stehe. Aus den gesellschaftlichen Herausforderun- gen an den Einzelnen, sich selbst eingehend mit der eigenen Identität zu be- fassen, würden einerseits Autonomie und Entscheidungsfreiheit erwachsen, gleichzeitig aber auch der Zwang, zwischen den verschiedenen Optionen wählen zu müssen (vgl. 2013, S. 47ff).
Dass Keupp et al. vorausschauend mit einigen ihrer Thesen den Puls der heutigen Gesellschaft treffend beschrieben haben, lässt sich mit einem Blick auf zeitgenössische Veröffentlichungen belegen. So beschreibt der Soziolo- ge Uwe Schimank (2012a) in einer Betrachtung des sozialen Wandels seit dem Zweiten Weltkrieg den Übergang zu einer „‘postfordistischen‘“ Dienst- leistungs- und Wissensgesellschaft, die Globalisierung und eine zunehmen- de Individualisierung als drei charakteristische Veränderungen innerhalb der deutschen Gesellschaft. Er skizziert wie auch schon Keupp et al. das Fehlen einer kontinuierlichen gesellschaftlichen Ordnung und stellt die Strukturen als Provisorium dar (vgl. ebd.). Nach Auffassung Schimanks sei auch die Globa- lisierung als ambivalent zu bewerten, denn er sieht diese als Auslöser gesell- schaftlicher Spaltungstendenzen: Während ein Teil der Gesellschaft große Offenheit gegenüber anderen Kulturen zeige, äußere sich besonders in den unteren sozialen Schichten eine Zuwendung zum Massenkonsum, was der Soziologe auch als „‘Amerikanisierung‘“ bezeichnet (vgl. Schimank 2012c). Besonders eingehend wird auch die wachsende Individualisierung und die Abnahme an sinnstiftenden und wertevermittelnden Ligaturen von ihm be- trachtet. Für gute Lebenschancen bräuchte es neben persönlicher Freiheit und einem vielfältigen Angebot nach seiner Façon auch traditionelle Werte. Er geht hier mit Keupp et al. konform, indem er in den Individualisierungs und Pluralisierungsprozessen einen zunehmenden Zwang für das Individuum verortet: „Jeder muss immer mehr Fragen selbst entscheiden, anstatt einfach das zu tun, was ‚man‘ in seinem Milieu in entsprechenden Situationen so tut.“ Tag für Tag sei der einzelne Mensch gezwungen, sich „Entscheidungszumutungen“ zu stellen und dabei seine Selbstverantwortlichkeit und Flexibilität unter Beweis zu stellen (vgl. Schimank 2012b).
Diese Darstellungen sollen lediglich einem kurzen Einblick in die diskrepante Lebenswirklichkeit der Individuen dienen, welche heute vermehrt eigenver- antwortlich ihr Leben und ihre Identität gestalten müssen. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Basis einer Identitätsentwicklung nicht erst bei den lebenserfahreneren Erwachsenen zu suchen ist, sondern bereits im Jugendalter beginnt. Aus diesem Grunde werden als nächstes Prozesse und Konstrukte von Identitätsentwicklung in der Jugendphase beleuchtet, bevor anschließend Herausforderungen und Bedürfnisse von Jugendlichen bei ihrer Identitätsentwicklung in der heutigen Zeit spezifiziert werden.
3.2 Identitätsentwicklung als Aufgabe der Jugendphase
3.2.1 Jugendphase als Basis der Identitätsbildung
E. Erikson geht in seiner psychodynamischen Theorie davon aus, dass nöti- ge Voraussetzungen für den Aufbau einer Identität als stabiles Konstrukt sich in der Jugendphase bilden. Durch die Bewältigung von verschiedenen Krisen und die Abhandlung der Entwicklungsaufgaben in der Jugendphase entste- hen Persönlichkeitsstrukturen, welche die Basis zur Identitätsentwicklung bilden (vgl. Hurrelmann/ Quenzel 2012, S. 33). Im Gegensatz zu ihrer Zeit als Kinder können Jugendliche bewusst über Werte und Normen kommunizieren und diese mit dem eigenen Handeln, den eigenen Fähigkeiten und Eigen schaften und ihrem Denken in Verbindung setzen. Durch die Reflexion der eigenen Handlungen und deren Ergebnisse erlangen sie ein Bild über sich, welches auch als „Selbstkonzept“ bezeichnet, was die Wichtigkeit der Ju- gendphase für die Identitätsentwicklung ausmacht (vgl. ebd. S. 93). Als Übergang oder „Statuspassage“ zwischen Kindheit und Erwachsensein ist diese Phase für eine Entwicklung der Identität prekär, da aufgrund der kör- perlichen und kognitiven Veränderungen ein Erreichen von Kontinuität er- schwert wird und gleichzeitig die Jugendlichen unter Erwartungsdruck ste- hen. Bleibt Jugendlichen die erfolgreiche Bewältigung von Krisen und Ent- wicklungsaufgaben verwehrt, kommt es zur sog. „Identitätsdiffusion“, d. h. sie verharren in Unsicherheit über ihre eigene Identität, was im weiteren Le- bensverlauf zu Persönlichkeitsstörungen führen kann (vgl. ebd. S. 81).
3.2.2 Identität als Balance zwischen „Innen“ und „Außen“
In Anlehnung an das Modell von Erikson vertreten Keupp et al. die Auffas- sung von Identität als „[…] ein selbstreflexives Scharnier zwischen der inne- ren und der äußeren Welt.“ Der Begriff der Identität meint damit die Gestal- tung einer Balance zwischen dem „Außen“ und dem „Innen“ eines Men- schen: „Es geht bei Identität immer um die Herstellung einer Passung zwi- schen dem subjektiven ‚Innen‘ und dem gesellschaftlichen ‚Außen‘ […]“. Da- bei ist Identitätsarbeit aber nicht gleichzusetzen mit der Eliminierung von Wi- dersprüchen. Vielmehr zeigt sich die Stabilität einer Identität darin, Wider- sprüchlichkeiten und Spannungen aushalten zu können bzw. diese als Moti- vation aufzufassen, neue Identitätsentwürfe anzufertigen (vgl. 2013, S. 28). Identität setzt somit das Ausbalancieren von sozialer Integration und persön- licher Individuation voraus, da beide Entwicklungsfelder sich in einem Span- nungsverhältnis gegenüber stehen (vgl. Hurrelmann/ Quenzel 2012, S. 94). Eng damit verbunden ist auch die Frage nach Prozesshaftigkeit und Stabilität von Identität. Während Identität von Erikson als stabiles Endergebnis be- schrieben wird, steht dem die Prämisse von Keupp et al. gegenüber, Identi- tätsfindung sei ein anhaltender dynamischer Entwicklungs- und Entfaltungs- prozess, auf welche ich mich in dieser Arbeit beziehe. Fraglich ist damit auch eine biografische Verortung und Abschließbarkeit diese Identitätsprozesses (vgl. Keupp et al. 2013, S. 65ff).
3.2.3 Umbrüche des Identitätsverständnisses
Historisch betrachtet fanden zwei Brüche in den Mustern der Identitätsbil- dung statt: Die vormals der Orientierung dienenden klassischen Werte wie Wohnort oder Familie wurden in der klassisch-modernen Gesellschaft im Sinne einer partiellen Individualisierung abgelöst, blieben aber aufgrund ihrer Anknüpfung an Maßstäben wie Nationalität, Berufsgruppe und Familienstand noch weitgehend konstant. Diese auf Dauer angelegten „Puzzlestücke“ von Identität galten als nicht frei zu verbinden. Zur Zeit der Spätmoderne kam es aufgrund der Akzeleration zum zweiten Umbruch, welcher einer Diffusion dieser Orientierungsmaßstäbe und die Vermischung von zentralen und peri- pheren Lebensbereichen zur Folge hatte. Aufgrund dieser Entwicklung neh- men heute Forscher Abstand von der bisherigen Vorstellung, Identität sei ein stabiles Konstrukt. Diese neue Auffassung von „[…] offener, fragmentari- scher, in sich pluralisierter und spielerisch-experimenteller Identität […]“ in Korrelation mit den vorausgehenden gesellschaftlichen Voraussetzungen beeinflusst die Identitätsfindung heutiger Jugendlicher maßgeblich und lässt diese zunehmend komplexer werden (vgl. Rosa 2011, S. 238). Die folgenden Ausführungen nehmen sechs Bereiche veränderter Voraus- setzungen und daraus hervorgehende Herausforderungen für juvenile Identi- tätsarbeit in den Blickwinkel.
3.3 Identitätsarbeit postmoderner Jugendlicher
3.3.1 Demografischer Wandel und fließende Übergänge
Deutsche Jugendliche stehen aktuell vor dem Problem, dass es immer weni- ger von ihnen gibt. Während 1950 noch 30% der Bevölkerung unter 20 Jah- ren alt waren, sind es 2012 unter 20%. Im Kontext dieser Entwicklung laufe die jüngere Generation nach Hurrelmann/ Quenzel Gefahr, durch die Sozial- politik benachteiligt zu werden. Als Minderheit erschwere sich ihre Möglich- keit, für eigene Belange einzutreten. Im Gegenzug erhalte die immer stärker wachsende Gruppe an älteren Menschen in der Öffentlichkeit mehr Aufmerk- samkeit und politischen Einfluss (vgl. 2012, S. 12ff). Durch eine Verlänge- rung der Lebensdauer käme es zudem zu einer Umstrukturierung der Le- bensphasen. Denn seit den 50er Jahren dehnten sich die Jugend- und Seni- orenphase aus, sodass die bisher wichtigsten Lebensphasen Kindheit und Erwachsenenalter in ihrem Umfang deutlich beschnitten wurden. Der Le- benslauf ist damit durch fließende Übergänge in immer mehr Lebensphasen gekennzeichnet, was einen zunehmenden Bedeutungsverlust der einzelnen Phasen auf der einen Seite zur Folge habe, wohingegen sich auf der ande- ren Seite die Bedeutung der Jugendphase noch verstärke (vgl. ebd. S. 17f). Mit den fließenden Übergängen nähern sich die jugendliche und die erwach- sene Lebenswelt einander an, was für Jugendliche den Spielraum der Ab- grenzung zu ihren Eltern einengt (vgl. ebd. S. 52 und Calmbach 2012, S. 20).
3.3.2 Veränderung von Erwerbstätigkeit und Geschlechterrollen
Erwerbsarbeit galt lange Zeit als wichtigste Stütze von Identität. Sie fungiert dabei als „ […] Möglichkeit der produktiven Selbstverwirklichung, der sozialen Anerkennung und der gesellschaftlichen Teilhabe […].“ Da sich auch die Ge- sellschaft auf Erwerbsarbeit konzentriert, ist es für das Individuum fast un- möglich, einen anderen Lebensbereich ins Zentrum der Identitätskonstruktion zu stellen. Erwerbsarbeit ist damit die „Eintrittskarte in unsere Gesellschaft“ (Keupp et al. 2013 S. 123f). Schon Erikson stellte die Auswahl des richtigen Berufs für Jugendliche als die wesentlichste Entscheidung heraus, da davon die Teilhabe an der Gesellschaft und soziale Anerkennung abhängen. Er ver- tritt den Idealzustand, dass jeder Jugendliche in der Arbeitswelt „seinen“ indi- viduellen Wunscharbeitsplatz erhalten kann. Dies wurde von Keupp et al. in einer Zeit kritisch hinterfragt, welche von hohen Quoten jugendlicher Arbeits- losigkeit geprägt war und mangelnde Qualifikation viele Jugendliche beim Kampf um einen Arbeitsplatz an den Rand der Gesellschaft drängte (vgl. ebd. S. 111ff). Heute hingegen ist eine differenziertere Beschreibung indi- ziert: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt aufgrund des demografischen Wandels und des Trends zur akademischen Ausbildung so- gar einen Überschuss an freien Ausbildungsplätzen fest (vgl. BMBF 2015, S. 5f). Dem gegenüber stehen allerdings über 80.000 junge Menschen, welche bisher noch nicht vermittelt werden konnten (vgl. ebd. S. 38), was auf eine zunehmende Divergenz von jugendlichen Beschäftigungsverhältnissen hin- deutet. Im Bericht werden Besetzungs-, Versorgungs- und Passungsproble- me als Ursachen für einen disparitätischen Zugang junger Menschen zur Er- werbstätigkeit genannt (vgl. ebd. S. 54ff). „Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass sich der Übergang in Ausbildung nach wie vor für eine hohe Zahl an jungen Menschen schwierig gestaltet.“ (ebd. S. 39). Da Erwerbstätigkeit laut Keupp et al. einen wichtigen Stellenwert als Zugang und Teilhabe an der Ge- sellschaft erfährt, wird unter Einbeziehung der Erkenntnisse des BMBF eine Gruppe von Jugendlichen von der Erwerbsarbeit und damit der gesellschaft- lichen Teilhabe ausgeschlossen, was es im Hinblick auf den Erwerb einer eigenen (beruflichen) Identität als problematisch zu bewerten gilt.
Neben der Erwerbstätigkeit bilden Intimität und der Erwerb der Geschlechts- rolle den zweiten Pfeiler von Identitätsentwicklung. Die traditionelle Prägung der Geschlechterrollen durch die geschlechtsspezifische Aufteilung der Ar- beit wurde durch die vermehrte Erwerbstätigkeit der Frauen und das Entste- hen neuer Familienformen modifiziert. Durch zunehmende Belastungen im Arbeitsalltag wurde die Bedeutung der Familie als Rückzugs- und Schon-
raum immer wichtiger, was gleichzeitig Druck auf das Familienleben erzeugt. Entgegen den Thesen, welche einen Bedeutungsverlust der Familien proklamieren, spielt die Familie für junge Menschen als Ort der Sicherheit eine wachsende Rolle (vgl. Keupp et al. 2013, S. 129ff).
3.3.3 Beschleunigung und Gegenwartschrumpfung
Historisch gesehen sind Beschleunigungsprozesse nichts Neues, schon im- mer wechselten sich schubweise Phasen der Be- und Entschleunigung in der Entwicklung der Gesellschaft ab. Allerdings fand in der Moderne eine Ver- schiebung dieses Gleichgewichts hin zu einer Beschleunigung statt, welche sich auch in einer stärkeren Qualität zeigt. Beschleunigung betrachtet Rosa differenziert in den drei Aspekten Beschleunigung der Technik, des sozialen Wandels und des eigenen Lebenstempos. Die Dynamik verändere die menschliche Wahrnehmung auf Raum und Zeit und berge damit Folgen für die Identität. In Bezug auf die Sozialstrukturen stellt er fest, dass sich auch Werte, Traditionen und Orientierungen immer schneller verändern, womit eine Abnahme von Verlässlichkeit, schnelleres Veralten von Wissen und die sog. „‘Gegenwartsschrumpfung‘“ verbunden seien. Die Beschleunigung des eignen Lebens beruht auf den beiden Ursachen, dass einerseits Zeitressour- cen für Handlungen verkürzt werden und andererseits viel mehr Handlungen simultan pro Zeiteinheit getätigt werden, was dem Individuum das subjektive Gefühl von Zeitknappheit vermittelt. Die Beschleunigung sieht Rosa als be- deutsam für die Identitätsentwicklung an, da das Subjekt hier viel stärker gefordert ist, die eigene Kohärenz gegen Umbrüche und Flexibilität abzugrenzen (vgl. Rosa 2011 226ff).
Von Calmbach wird auf die damit einhergehende Forderung nach lebenslangem Lernen im fachlichen und sozialen Bereich verwiesen. Von den Heranwachsenden wird heute erwartet, nicht nur ständig Neues zu lernen, sondern sich in völlig fremden Welten schnell orientieren zu können und ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen (vgl. 2012, S.15f).
3.3.4 Pluralisierung und Individualisierung
Nach dem Sinne des Liberalismus sollte dem Einzelnen eine Vielzahl an Al- ternativen zur Verfügung stehen, aus denen er sich seine eigene Art und Weise auswählen kann, ein gutes Leben zu führen (vgl. Rosa 2011, S. 152f). Denn aus dem Anwachsen von Wahlmöglichkeiten und der Ablösung von starren traditionellen Vorgaben lassen sich durchaus Vorteile für heutige Ju- gendliche ableiten. So haben sich die Bedingungen für die Persönlichkeits- entwicklung durch die Lockerung familiärer Strukturen und einen erleichter- ten Zugang zur Rolle als Konsumenten verbessert. Junge Menschen haben aktuell den Vorteil, die mannigfaltigen Variationsmöglichkeiten der Gesell- schaft für ihre eigene Persönlichkeitsentwicklung und eigene Lebensgestal- tung zu nutzen (vgl. Hurrelmann/ Quenzel 2012, S. 246f).
Die Kehrseite von Pluralisierung und Individualisierung ist gekennzeichnet durch einen Zwang, sich kontinuierlich um die Lebensplanung zu bemühen:
„Die persönliche Identität verliert ihre Selbstverständlichkeit. Identi- tätsbildung muss bei einem Pluralismus der Lebensverhältnisse in ei- gene Regie genommen und ‚künstlich‘ fundiert werden. Jugendliche sind heute zu einer individualisierten Identitätsbildung gezwungen.“ (Nagl 2000, S. 67)
Für den Einzelnen heißt der Verlust von traditionellen Orientierungsmaßstä- ben, immer stärker gefordert zu sein, sein eigenes Leben zu planen und überdies hinaus flexibel Unvorhersehbares in die Lebensgestaltung einzube- ziehen (vgl. Rosa 2011, S. 231). Die Chance zur individuellen Gestaltung des eigenen Lebens überfordert viele Jugendliche und ist mit Unsicherheit und Ängsten verbunden (vgl. Shell Deutschland 2010, S. 41). Keupp et al. (2013, S. 273) stellen in diesem Kontext die Frage, ob sich aufgrund der wachsenden Pluralisierung überhaupt noch allgemeingültige Aussagen zur Identitätskonstruktion sagen lassen. Hurrelmann/ Quenzel weisen darauf hin, dass es für heutige Jugendliche überaus bedeutsam sei, ein eigenes Konzept ihrer Lebensplanung und Zielvorstellungen zu entwerfen, um langfristig ihren Platz in der Gesellschaft zu finden (vgl. 2012, S. 51).
Es folgt, dass bisher geltende Ideen zur Ausgestaltung des eigenen Lebens aus vorhergehenden Generationen von den heutigen Jugendlichen nicht ein- fach übernommen werden können, wie es in früheren Generationen der Fall war, was besonders bei Jugendlichen mit eher traditionellen Lebenswelten zur Verunsicherung führt, da weiterhin das Bedürfnis nach Leitlinien besteht. „Der Wunsch nach Sicherheit, Stabilität, Verbindlichkeit, Orientierung und Sinnstiftung ist hoch.“ (Calmbach 2012, S. 41).
Jugendliche müssen daher zunehmend eine eigene Ausrichtung mit „reflexi- ver Handlungssteuerung“ und „starkem Selbstbezug“ übernehmen, was von Hurrelmann/ Quenzel auch als Lebensstil „Egotaktik“ bezeichnet wird. Ge- meint ist damit eine Mischung aus eingespielten Verhaltensweisen und gleichzeitiger Kompetenz, flexibel auf neue Situationen eingehen zu können, was sich als herausragende Fähigkeit in der Postmoderne darstellt. Daraus lässt sich allerdings auch eine hohe Anforderung in Sachen Problemverarbei- tungskompetenz und Aufbau eines eigenen Lebensplans ableiten (vgl. 2012, S. 53). Calmbach spricht in diesem Zusammenhang auch von einer „[…]
Ausbreitung des Selbstverschuldungsprinzips […]“, denn auch Gesellschaft und Staat zeigen die Tendenz, immer mehr Verantwortung auf das Individuum übertragen (vgl. 2012, S. 17).
Zudem darf nicht aus den Augen verloren werden, dass die Chancen, sein Leben selbst und aktiv zu gestalten, in der Gesellschaft nicht gleich verteilt sind, da eine wachsende Gruppe benachteiligter Jugendlicher nicht nur dem wachsenden Druck nicht standhalten kann, sondern sich marginalisiert fühlt und das Risiko trägt, von Arbeitslosigkeit bedroht oder betroffen zu sein und damit ihr Leben nur unzureichend selbst gestalten kann.
[...]
- Citar trabajo
- Jennifer Kubat (Autor), 2015, Katholische Jugendverbandsarbeit im Bistum Regensburg. Geschichtliche Entwicklung und Impulse zur Weiterentwicklung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303894
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