Einleitung
In dieser Arbeit soll untersucht werden, ob und inwiefern das deutsch-britische Flottenabkommen vom 18. Juni 1935 als Höhepunkt in der Außenpolitik Adolf Hitlers angesehen werden kann. Dazu wird - anhand seiner Schrift "Mein Kampf", das er in seiner Landsberger Festungshaft 1924 verfaßte und anhand seines "Zweiten Buches" aus dem Jahre 1928 – Hitlers England-Konzeption und seine Bündnisvorstellung erläutert.
Da eine erhöhte Schlagkraft der deutschen Wehrmacht dazu dienen sollte, England von dem Wert dieses erwünschten und in Hitlers Augen einzig sinnvollen Bündnisses zu überzeugen, wird die Entwicklung der Rüstung und die Frage nach der Revision des Vertrages von Versailles in den Jahren 1933-1935 in einem eigenen Teil geschildert.
Die ersten außenpolitischen Ereignisse seit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler werden kurz dargestellt und in einen Zusammenhang mit dem deutsch-britischen Verhältnis zu jener Zeit gebracht.
Die Aufzeichnung des Weges zum Flottenabkommen soll dann schließlich dazu dienen, die oben genannte Frage nach der Bedeutung des 18. Juni 1935 zu erörtern.
Auf die Darstellung der Position Englands wird weitgehend verzichtet, die verschiedenen Gruppierungen, Strömungen und Tendenzen in der Öffentlichkeit, in Presse und Parlament, also die "Verständigungsgegner" und "-anhänger" werden nicht berücksichtigt, da für diese Untersuchung nur die Handlungen der Regierung relevant sind. Auch die Kontroversen der Historiker , die Hitlers England-Politik eingehend beleuchtet haben, werden außer acht gelassen, da sich die hier aufgeführten Wissenschaftler in den Ereignissen, die in dieser Arbeit untersucht werden, nicht grundsätzlich widersprechen, was durch verschiedene Zitate verdeutlicht wird. Der Begriff der und die Einteilung in "Phasen" sowie der Ausdruck "Programm" werden aus den Werken eben jener Historiker übernommen. Das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland werden vereinfacht als "England" bezeichnet.
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1 vgl: Aigner, Dietrich: Das Ringen um England, S.107-266
2 vgl: Bracher, Karl-Dietrich: Tradition und Revolution im Nationalsozialismus, S. 24-27 und Recker, Marie-Luise: Die Außenpolitik des Dritten Reiches, S.58-63, 79-83, 102-110
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. England in Hitlers außenpolitischer Konzeption – "Politik des europäischen Gleichgewichts"
2. Voraussetzung der Bündnisfähigkeit – "Heilung der Wunden des Krieges und des Versailler Vertrages"
3. Die nationalsozialistische Außenpolitik von der "Machtergreifung" bis zum "Flottenabkommen" – "Erfolge" und "Mißerfolge"
3.1 Mißerfolge
3.1.1 Judenboykott als Drohung
3.1.2 Nationalsozialistischer Putschversuch in Österreich
3.2 Erfolge
3.2.1 Das Konkordat mit dem Vatikan
3.2.2 Der deutsch-polnische Freundschaftsvertrag
3.2.3 Die Rückgliederung des Saargebietes
4. Das deutsch-britische Flottenabkommen – Englands "unbedingte Überlegenheit"
5. Die Bedeutung des 18. Juni 1935 – Höhepunkt oder Fehleinschätzung?
Quellen- und Literaturverzeichnis
Einleitung
In dieser Arbeit soll untersucht werden, ob und inwiefern das deutsch-britische Flottenabkommen vom 18. Juni 1935 als Höhepunkt in der Außenpolitik Adolf Hitlers angesehen werden kann. Dazu wird - anhand seiner Schrift "Mein Kampf", das er in seiner Landsberger Festungshaft 1924 verfaßte und anhand seines "Zweiten Buches" aus dem Jahre 1928 – Hitlers England-Konzeption und seine Bündnisvorstellung erläutert.
Da eine erhöhte Schlagkraft der deutschen Wehrmacht dazu dienen sollte, England von dem Wert dieses erwünschten und in Hitlers Augen einzig sinnvollen Bündnisses zu überzeugen, wird die Entwicklung der Rüstung und die Frage nach der Revision des Vertrages von Versailles in den Jahren 1933-1935 in einem eigenen Teil geschildert.
Die ersten außenpolitischen Ereignisse seit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler werden kurz dargestellt und in einen Zusammenhang mit dem deutsch-britischen Verhältnis zu jener Zeit gebracht.
Die Aufzeichnung des Weges zum Flottenabkommen soll dann schließlich dazu dienen, die oben genannte Frage nach der Bedeutung des 18. Juni 1935 zu erörtern.
Auf die Darstellung der Position Englands wird weitgehend verzichtet, die verschiedenen Gruppierungen, Strömungen und Tendenzen in der Öffentlichkeit, in Presse und Parlament, also die "Verständigungsgegner" und "-anhänger"[1] werden nicht berücksichtigt, da für diese Untersuchung nur die Handlungen der Regierung relevant sind. Auch die Kontroversen der Historiker[2], die Hitlers England-Politik eingehend beleuchtet haben, werden außer acht gelassen, da sich die hier aufgeführten Wissenschaftler in den Ereignissen, die in dieser Arbeit untersucht werden, nicht grundsätzlich widersprechen, was durch verschiedene Zitate verdeutlicht wird. Der Begriff der und die Einteilung in "Phasen" sowie der Ausdruck "Programm" werden aus den Werken eben jener Historiker übernommen. Das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland werden vereinfacht als "England" bezeichnet.
1. England in Hitlers außenpolitischer Konzeption – "Politik des europäischen Gleichgewichts"
Bereits als Adolf Hitler am 24. Februar 1920 das Partei-Programm der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) auf der ersten großen Massenveranstaltung derselben erläuterte, wurde klar, daß bei einer Ernennung Hitlers zum Reichskanzler eine komplette politische Neuorientierung im Deutschen Reich zu erwarten sein würde. Er verkündete die Forderungen, daß "kein Jude Volksgenosse [und somit Staatsbürger] sein [dürfe], die korrumpierende Parlamentswirtschaft bekämpft[t], die Söldnertruppe [abgeschafft], ein Volksheer [gebildet] und eine deutsche Presse [im Sinne der Regierung] geschaffen "[3] werden müsse. Doch nicht nur innen-, sondern auch außenpolitisch strebte Hitler grundlegende Veränderungen an, wie er sie bereits in "Mein Kampf" in Aussicht stellt. Seine außenpolitischen Pläne waren geprägt von seinem ideologischen Gesamtkonzept: Eroberung von Lebensraum im Osten, Herrschaft der arischen Rasse und Weltmachtstellung des Deutschen Reiches. Noch bevor die Eroberung von Lebensraum im Osten, "die erst 1924 zum festen Bestandteil seiner Konzeption wurde"[4], als Angelpunkt seiner Zielsetzung galt, war die Idee eines Bündnisses mit England entstanden. Ob diese Bündnisidee nun der zentrale Punkt Hitlers Konzeption[5] oder nur einer zweiten Prioritätsstufe zugeordnet[6] war, soll dahingestellt bleiben. Fest steht, daß dieses Streben nach einem Bündnis mit England von Anfang an einer der Eckpunkte in seinem außenpolitischen Entwurf war.
Hitlers Englandbild wurde durch seine Erlebnisse im Ersten Weltkrieg geprägt, während seine Einheit britischen Truppen gegenüber lag. Sein Bild von den Engländern, die er nur in einer Extremsituation erlebt hatte, revidierte er zu keinem Zeitpunkt, sondern hielt an dem einmal gewonnenen Klischee fest. Er war unwandelbar davon überzeugt, daß den Engländern immer "die Entschlossenheit zum Kampf und die Zähigkeit und die rücksichtslose Führung [bleibe]"[7]. "Die in seiner Sicht zielklare, entschlossene, instinktsichere Politik"[8] dieses Volkes habe es den Engländern ermöglicht, das größte Weltreich der Geschichte zu erobern und gelte daher als orientierungswürdiges Vorbild für die Deutschen.
[...]
[1] vgl: Aigner, Dietrich: Das Ringen um England, S.107-266
[2] vgl: Bracher, Karl-Dietrich: Tradition und Revolution im Nationalsozialismus, S. 24-27 und Recker, Marie-Luise: Die Außenpolitik des Dritten Reiches, S.58-63, 79-83, 102-110
[3] Zit. nach: Hofer, Walther (Hrsg.): Der Nationalsozialismus, S.28-31
[4] Hillgruber, Andreas: Deutsche Großmacht und Weltpolitik, S.184
[5] vgl.: Aigner, Dietrich: Das Ringen um England, S.53
[6] vgl.: Henke, Josef: Hitlers England-Konzeption, S.584
[7] Hitler, Adolf: Mein Kampf, S.158
[8] Aigner, Dietrich: Das Ringen um England, S.82