In der vorliegenden Arbeit sollen die Erziehungsphilosophien des US-amerikanischen Universalphilosophen John Dewey (1859-1952) und des brasilianischen Volkspädagogen Paulo Freire (1921-1997) verglichen werden.
Es geht hierbei nicht um einen besser-schlechter-Vergleich, der dazu dienen könnte, einen der beiden Autoren „auszumustern”. Ich gehe vielmehr davon aus, dass beide Denker Wesentliches zur Disziplin der Erziehungswissenschaften beigetragen haben, und dass ihre Theorien und Gedanken immer noch aktuell sind. Es geht mir in dieser Arbeit eher um einen inhaltlich-qualitativen Vergleich. Wie noch zu zeigen sein wird, ist ein zentrales Moment in Deweys Schaffen das Streben nach Demokratie im weitesten Sinne; Freires Leben und Schreiben dreht sich um den Prozess der Befreiung von unterdrückerischen Verhältnissen.
Die Leitfrage ist daher die folgende:
Wo und in wie weit überschneiden sich Deweys Streben nach Demokratie und Freires Forderung nach Befreiung?
Genauer:
Wie dringend oder zwingend sollte sich jemand, der sich für Freires Erziehungsziel der Befreiung interessiert, auch mit Dewey auseinander setzen? Warum?
Wie dringend oder zwingend sollte sich jemand, der sich für Deweys Streben nach Demokratie interessiert, auch mit Freire auseinander setzen? Warum?
Es soll dabei hauptsächlich auf die Intentionen der Autoren – also die von ihnen vorgegebenen oder die aus ihrem Werk herauszuarbeitenden Ziele der Erziehung – eingegangen werden. Wir gehen als Forschungsprämisse also davon aus, dass die Motivationen und die Zielsetzungen eines Autors für die Auseinandersetzung mit dessen Werk besonders interessant sind. Stimmen die zwei Autoren in ihren Motiven und Zielen überein oder gibt es dabei eine wesentliche Überschneidung, dann ist folglich anzunehmen, dass das Interesse an einem der beiden auch mit dem Interesse am anderen einhergeht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kurze Einführung in die pädagogischen Theorien Deweys und Freires
- JOHN DEwey: DemoKRATIE UND ERZIEHUNG
- Kurzbiografie und ideengeschichtliche Ursprünge
- Deweys Werk und seine Problemstellungen
- Erkenntnistheorie: Der Begriff der Erfahrung
- Erziehung, Schule und Lernen
- Demokratie bei Dewey – Einführung; Bedeutung im Werk Deweys
- PAULO FREIRE: ERZIEHUNG ALS PRAXIS DER FREIHEIT
- Kurzbiografie
- Freires Werk, seine Ausgangspunkte und seine Problemstellungen
- Befreiung bei Freire – Einführung; Bedeutung im Werk Freires
- Bedeutung und Wirkung von Deweys Werk
- Bedeutung und Wirkung von Freires Werk
- Methodische Überlegungen zum Theorienvergleich
- WAS BEDEUTET VERGLEICHEN?
- WIE KÖNNEN PÄDAGOGISCHE THEORIEN VERGLICHEN WERDen?
- Das Problem der Inkommensurabilität
- Feststellung der Vergleichbarkeit
- Die Vergleichsorientierung: Bewertung oder Grundverhältnis-Klärung
- Methoden und weitere Voraussetzungen für den Grundverhältnisse klärenden Vergleich
- WIE DEWEY UND FREIRE VERGLEICHEN?
- Die Untersuchung – John Dewey und Paulo Freire im Vergleich
- DAS MATERIAL AUSWAHL DER FORSCHUNGSGRUNDLAGE
- Auswahl der Primärtexte, Biografien und Übersichtsarbeiten
- Bisherige Dewey-Freire-Vergleiche: Überblick und Auswahl
- VERGLEICHBARKEITS-VORUNTERSUCHUNG
- Vergleichbarkeits-Voruntersuchung nach Greshoff
- Vergleichbarkeits-Voruntersuchung nach Lindenberg/Wipplers Theorie der kollektiven Tatbestände und Prozesse
- INHALTLicher VergLEICH
- Inhaltlicher Vergleich nach Greshoff
- Inhaltlicher Vergleich nach Lindenberg/Wipplers Theorie der kollektiven Tatbestände und Prozesse
- Vergleichende Analyse der Begriffe Demokratie und Befreiung
- Resümee-Wer Freire sagt, muss der/die auch Dewey sagen?
- ÜBEREINSTIMMUNGEN ZWISCHEN FREIRE UND DEWEY UND DEREN BEWERTUNG
- ABWEICHUNGEN UND WIDERSPRÜCHLICHES
- Wo UND WIE SICH FREIRE UND DEWEY ERGÄNZEN
- SCHLUSSRESÜMEE UND AUSBLICK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Erziehungsphilosophien von John Dewey und Paulo Freire im Hinblick auf ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Kontext von Demokratie und Befreiung. Sie analysiert die zentralen Konzepte beider Denker und stellt deren Beiträge zur pädagogischen Theorie und Praxis gegenüber.
- Demokratie und Erziehung: Die Bedeutung von Partizipation und Selbstbestimmung
- Befreiung und Emanzipation: Die Rolle der Bildung in der Überwindung von Unterdrückung und Ungleichheit
- Erfahrung und Praxis: Die zentrale Rolle von Handlung und Reflexion im Bildungsprozess
- Kritik und Reflexion: Die Notwendigkeit der kritischen Auseinandersetzung mit bestehenden Machtstrukturen und Normen
- Bildung für alle: Die Bedeutung einer inklusiven und gerechten Bildung für alle Menschen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Arbeit in den Kontext der pädagogischen Theorie und Praxis und führt die zentralen Fragestellungen und Themen ein. Das zweite Kapitel bietet eine kurze Einführung in die pädagogischen Theorien Deweys und Freires, wobei jeweils die wichtigsten Lebensstationen und die zentralen Werke der beiden Denker vorgestellt werden. Das dritte Kapitel befasst sich mit methodischen Überlegungen zum Theorienvergleich und stellt verschiedene Methoden und Ansätze vor. Das vierte Kapitel analysiert die Theorien von Dewey und Freire im Detail und vergleicht ihre Konzepte von Demokratie und Befreiung. Schließlich werden in einem Resümee die wichtigsten Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Ergänzungen beider Denker zusammengefasst.
Schlüsselwörter
Demokratie, Befreiung, Erziehungsphilosophie, John Dewey, Paulo Freire, Erfahrung, Praxis, Partizipation, Selbstbestimmung, Inklusion, Emanzipation, kritische Pädagogik, Bildung für alle.
- Quote paper
- Gabriel Stabentheiner (Author), 2011, Demokratie und Befreiung in den Erziehungsphilosophien von John Dewey und Paulo Freire, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303399