Durch die Veränderung der Altersstrukturen in der Gesellschaft hat sich auch das Konstrukt Familie stark gewandelt. Kinder besuchen Kindertagesstätten, Eltern und Senioren sind berufstätig und die Generation der Ur-Großeltern hat ihren Lebensmittelpunkt in Seniorenzentren gefunden. So wird es für Familienmitglieder immer schwieriger, ihre Einstellungen, Werte und Erfahrungen weiterzugeben und den Bezug zueinander nicht zu verlieren.
Die Autorin Tina Keller beschäftigt sich mit der Frage, wie eine solche Entfremdung aufgehalten werden kann. Viel Potential sieht sie in einem intergenerativen Ansatz: der Zusammenarbeit von Kindertagesstätten und Seniorenzentren. Das Miteinander von Kindern, Eltern und älteren Menschen steigert das Verständnis für den anderen, fördert das gegenseitige Lernen und erhöht so die Lebensqualität aller Parteien.
In ihrem Handlungskonzept zeigt die Autorin sowohl Trägern als auch Fachkräften auf, wie eine Einrichtung die intergenerative Arbeit zu ihrem Markenzeichen entwickeln und eine nachhaltige Generationenbeziehung sicherstellen kann. Sie erklärt, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um ein solches Projekt umzusetzen und geht auf verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten sowie mögliche Erwartungen und Bedenken vonseiten der Fachkräfte ein. Maßnahmen und Handlungsempfehlungen zu den Themen Kooperation, Vermarktung sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kommen dabei ebenfalls nicht zu kurz.
So kann eine intergenerative Einrichtung zu einem Ort der Begegnung werden und die Vielfalt der Menschen unterschiedlichen Alters würdigen und fördern.
Inhaltsverzeichnis
Abstract 4
Abbildungsverzeichnis 6
Abkürzungsverzeichnis 7
1 Einleitung 8
2 Hintergründe und theoretische Grundlagen zur intergenerativen Arbeit 11
2.1 Der demographische Wandel 11
2.2 Ziele und Bedeutung 16
2.3 Rahmenbedingungen 18
2.4 Zusammenfassende Begriffsbestimmung 20
3 Betriebswirtschaftliche Betrachtung 22
3.1 Positionierung der Einrichtung am Markt 22
3.2 Interne Markenführung – Umsetzung der Markenidentität 28
3.3 Finanzierungsmöglichkeiten 32
4 Pädagogische Betrachtung 36
4.1 Rolle und Haltung der beteiligten Fach- und Pflegekräfte 36
4.2 Erwartungen und Bedenken der Beteiligten und Akteure 39
4.3 Wert und Gewinn für alle Beteiligten und Akteure 43
4.4 Lernaustausch und Lernprozesse für Jung und Alt 45
5 Maßnahmen und Handlungsempfehlungen für die Praxis 48
5.1 Ein offenes Haus – Orte der Bildung und der Begegnung 48
5.2 Vernetzung und Kooperation – partnerschaftliches Miteinander 51
5.3 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – Jung und Alt in aller Munde 53
5.4 Generationenprojekte - Leben und Lernen für jedes Alter 55
6 Fazit 60
Literaturverzeichnis 63
Linkverzeichnis 66
Anhang 69
Abstract
Thema dieser Arbeit ist die Fragestellung, wie der intergenerative Ansatz zu einer Marke in sozialpädagogischen Einrichtungen und somit zu einem Gewinn für die Gesellschaft werden kann. Viele Menschen leben aus den verschiedensten Gründen von ihren Familien getrennt. Die ursprüngliche generationsübergreifende Form der Weitergabe von Einstellungen, Werten und Erfahrungen gibt es häufig nicht mehr.
Durch diesen Wandel hat sich die Denkweise in der sozialen Arbeit verändert und erfordert neue Betrachtungsweisen der pädagogischen Fachkräfte in Kindertagesstätten und der Pflegefachkräfte in Seniorenzentren.
Diese Abhandlung betrachtet die Auswirkungen des demographischen Wandels und die Entstehung des intergenerativen Ansatzes. Es wird eine umfassende Analyse dieses Markenzeichens, sowohl aus betriebswirtschaftlicher als auch aus pädagogischer Sicht, dargestellt und am Ende ein Handlungskonzept für die Zusammenarbeit zwischen Kindertagesstätte und Seniorenzentrum präsentiert.
Schlüsselwörter
Intergenerativ – Generationenkonflikt – Generationenprojekte – Positionierung der Einrichtung – Markenidentität – Lerngemeinschaft – Jung und Alt
Abstract
The topic of this paper examines how the intergenerational approach is becoming a trade name in social institutions and therefore creating a benefit for the society. Many people are living separate from their families because of different reasons. The traditional family form with consideration using the transfer of approach, quality and experience were not common.
Due to this change the philosophy of social work has also transformed. A new point of view is necessary for the educational experts in day-care facilities and nursing staff in senior centres.
This paper considered the impact of demographic change and genesis of the intergenerational approach. A comprehensive analysis represented the intergenerational approach to consider both educational and the industrial management’s point of view. The conclusion will introduce a treatment concept for the cooperation between day-care facilities and senior centres.
Key words
Intergenerational – generation conflict – generation projects – positioning of the institution – brand identity – learning community – young and old
1 Einleitung
„Generativität ist kein Ziel, sondern ein Mittel auf dem Weg zur Schaffung von mehr Lebensqualität für alle Generationen“ (Lange 2014, S. 37).
Generationen bzw. verschiedene Altersgruppen kommen in allen Lebensbereichen vor: Familien und Verwandte, Arbeit und Freizeit, Schule und Kindertagesstätte und noch einige mehr. Es bilden sich automatisch Generationenverhältnisse und Zugehörigkeiten, welche durch zufällige oder geplante Begegnungen entstehen und sich entwickeln.
Doch wie wird auf diesem Weg Lebensqualität geschaffen? Was steckt hinter der Bedeutung Generativität, beziehungsweise, was ist der tiefere Sinn der intergenerativen Arbeit? Wo sollte angesetzt und welche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden?
Die Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Die Lebenserwartung der Menschen ist gestiegen, die Nachkommenschaft ist zurückgegangen. Viele Großeltern sind selbst noch berufstätig, die Kinder und Kindeskinder leben häufig aus beruflichen, persönlichen oder anderen Gründen in großer Distanz vom Rest ihres Familienkonstruktes. Kinder und Großeltern sehen sich selten und die ursprüngliche generationsübergreifende Form der Weitergabe von Einstellungen, Werten und Erfahrungen gibt es vielfach nicht mehr. Durch diesen Wandel hat sich auch die Denkweise in der sozialen Arbeit verändert. Ältere Menschen, häufig ist dies die Generation der Ur-Großeltern, brauchen die Chance, ihre Erfahrungen und Erlebnisse weitergeben zu können. So können Traditionen vererbt oder die Geschichte für die jüngere Generation besser verstanden und nachvollzogen werden. Gleichzeitig sollen Kinder die Möglichkeit erhalten, Kontakte zu vorherigen Generationen aufzubauen. Dies fordert eine neue Denkweise des pädagogischen Fachpersonals in Kindertagesstätten und der Pflegefachkräfte in Seniorenzentren. Ziel muss es sein, dem sozialen Problem einer entstehenden Generationenkluft in der Gesellschaft entgegenzusteuern und eine zunehmende Entfremdung zu verhindern.
Für die generationsübergreifenden Ansätze gibt es bisher kaum empirische Untersuchungen, Daten oder theoretische Grundlagen. Auch Fortbildungsmöglichkeiten oder Schulungen für die Mitarbeitenden1 sind wenig vorhanden. Dies fordert von den mitwirkenden Personen vor Ort ein großes Maß an kleinschrittiger, strukturierter und immer wieder selbstreflektierender Arbeit, um eine Konzeption zu gestalten, welche Halt und Orientierung sowohl nach innen, als auch, nach außen bietet.
Daher lautet die zentrale Forschungsfrage dieser Ausarbeitung:
Wie kann, durch die gezielte Zusammenarbeit zwischen Kindertagesstätte und Seniorenzentrum, die intergenerative Arbeit zu einem Markenzeichen einer Einrichtung werden und so dauerhafte und nachhaltige Generationenbeziehungen sicherstellen, um mehr Lebensqualität für alle Beteiligten und Akteure2 zu ermöglichen?
Dazu wird zunächst das Augenmerk auf die veränderte Gesellschaft, den demographischen Wandel und die veränderten Familienstrukturen gelegt. Darauf aufbauend werden die Ziele und die Bedeutung des intergenerativen Ansatzes benannt und eine präzise Interpretation formuliert. Die Ausarbeitung bietet sowohl für Träger als auch für Fachkräfte ein Handlungskonzept. Daher wird ein betriebswirtschaftlicher Blick auf die Umsetzung gerichtet und erörtert, wie der Ansatz zum Markenzeichen, der Identität der Einrichtung werden und sich durch das Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt positionieren kann. Die Finanzierungsmöglichkeiten eines solchen Konzeptes werden erwartungsgemäß berücksichtigt, da dieser Bereich besonders für die Träger solcher Einrichtungen von großer Bedeutung ist. Im weiteren Verlauf darf die pädagogische Betrachtung nicht fehlen. Der hohe Stellenwert der Rolle und Haltung der Fachkräfte bilden einen zentralen Gegenstand für die gesamte Arbeit vor Ort. Erwartungen und Bedenken sowie der Wert und der Gewinn für alle Beteiligten und Akteure werden näher betrachtet und, darauf aufbauend, Lernprozesse für Jung und Alt dargestellt.
Im Anschluss und zum Abschluss der Abhandlung wird ein Handlungskonzept für die Praxis entwickelt, mit dem Ziel, ein offenes Haus, einen Ort der Bildung und Begegnung zu schaffen. Hierzu wird das Augenmerk auf die Vernetzung und Kooperation sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gelegt. Die praxisnahen Generationenprojekte bieten eine konkrete Orientierung und Umsetzungsmöglichkeiten für die tägliche Arbeit vor Ort.
Die Idee und die Motivation zum vorliegenden Diskurs entstanden aufgrund persönlichen und beruflichen Interesses an generationsübergreifender Arbeit. Ausschlaggebend war der Neubau einer Kindertagesstätte und einer Mutter-Kind-Wohngruppe für psychisch erkrankte Eltern mit ihren Kleinkindern, in unmittelbarer Anbindung an ein Seniorenzentrum mit betreutem Wohnen, Pflegeheim und Demenzhaus. An diesem Standort treffen Generationen von null bis neunundneunzig und älter zusammen. Ein reger Austausch über Einstellungen, Ansichten, Hintergründe usw. kann stattfinden und so können die Beteiligten und Akteure in Interaktion treten. Alle Einrichtungen liegen in derselben Trägerschaft und sind räumlich eng beieinander. Das Außengelände bietet die Chance des unverbindlichen und zwanglosen Zusammentreffens und Verweilens.
Diese Abhandlung ist demnach lohnend für die Verantwortlichen der Häuser und unterstützt die Intention eines Trägers, Orte der intergenerativen Begegnungen zu gestalten, Jung und Alt nachhaltig miteinander zu verbinden und ein Feld der Lernmöglichkeiten und Exploration zu verwirklichen.
2 Hintergründe und theoretische Grundlagen zur intergenerativen Arbeit
Intergenerative Arbeit, ein Wort der Neuzeit oder das Ergebnis einer sich verändernden Welt? Was bedeutet intergenerativ und auf welchen Grundlagen baut dieser Ansatz auf? Im Folgenden wird zunächst auf den demographischen Wandel der letzten Jahrzehnte geblickt. Die Veränderung der Familien, der Familienformen und das veränderte Altersbild werden genauer betrachtet. Aufbauend auf diesem Hintergrund werden die Ziele und die Bedeutung der intergenerativen Arbeit dargestellt und die erforderlichen Rahmenbedingungen erfasst. Die abschließende Begriffsbestimmung bildet die Grundlage für das weitere Vorgehen.
2.1 Der demographische Wandel
Die Altersstruktur der Bevölkerung hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und wird dies auch künftig, aufgrund abnehmender Geburtenraten und zunehmender Alterung, weiter tun. Die klassische Bevölkerungspyramide, wie noch im Jahr 1950, Abbildung 1, wandelt sich zu einem Bevölkerungspilz im Jahr 2050, Abbildung 2 und Abbildung 3 (vgl. Statistisches Bundesamt 2009).
[Dies ist eine Leseprobe. Grafiken und Tabellen sind nicht enthalten.]
Die Abbildungen machen deutlich, dass sich die demographische Zusammensetzung der Bevölkerung rasant verändert. Die Überalterung der Bevölkerung nimmt zu, daher ist es ein gesellschaftlicher Auftrag, die Zukunft von Jung und Alt zu verändern und miteinander zu gestalten. Die Potentiale des Alters müssen genutzt werden und dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Durch diesen demographischen Wandel hat sich auch zunehmend die Familienstruktur verändert. In früheren Zeiten lebten die Menschen in sogenannten Großfamilien. Die Väter waren meist die Oberhäupter, die Großeltern lebten mit im Haushalt, die Frauen blieben zu Hause und kümmerten sich um Haus, Hof und die Kindererziehung (vgl. o. A. 2014, www.gentleys.com).
Die Rolle der Frau, die längere Lebenserwartung, sowie die Lebensumstände der Neuzeit, haben dazu geführt, dass sich Familiengröße und Familienstrukturen stark gewandelt haben. Ehefrauen sind unabhängiger und meist außerhäuslich berufstätig. Die Haushalte haben ihre Produktionsfunktion verloren und versorgen sich weitgehend nicht mehr selbständig. Lediglich Haushaltsführung und kleinere Anliegen werden noch selbst erledigt (vgl. Textor 2014).
Auch die Familienformen haben sich verändert; dreiviertel aller Kinder werden zwar noch bei den Ehepaaren groß, jedoch gibt es immer mehr alternative Formen wie zum Beispiel, die Stief-, Adoptions-, Pflege-, Patchwork- oder Regenbogenfamilien3. Es wird deutlich, dass Familie sich zwar verändert hat, aber dennoch ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist, denn „das Kind seiner Eltern und Eltern seiner Kinder bleibt man ein Leben lang“ (Wolf 2010). Auch Enkelkind und Großeltern bleibt man ein Leben lang. Beziehungen zwischen Enkelkindern und ihren Großeltern sind von besonderer Bedeutung. Die Großeltern bilden die Basis des Familienverbundes, früher wie heute.
[...]
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit des Textes wird, sofern es sich nicht um Zitate handelt auf die Schreiweise „-er/Innen“ verzichtet. Alle angewandten Formen sind synonym für die männliche und weibliche Form und sprechen beide gleichberechtigt an.
2 Beteiligte und Akteure fassen alle pädagogischen und pflegerischen Fachkräfte, Kinder, Eltern, Seniorinnen und Senioren sowie sonstige ehrenamtlich und hauptamtlich Mitarbeitende zusammen.
3 Stief- und Patchworkfamilien bedeutet: es kommt zu den leiblichen Eltern mindestens ein neues Elternteil hinzu. Dabei ist es nicht entscheidend, ob die Partner verheiratet sind oder nicht.
Adoption bedeutet, dass das Kind und die leiblichen Eltern alle gegenseitigen Rechte verlieren. Die leiblichen Eltern müssen einer Adoption zustimmen.
Pflegefamilien sind Familien, welche ein fremdes Kind über einen längeren Zeitraum bei sich aufnehmen. Die leiblichen Eltern sind dazu aus verschieden Gründen gerade nicht in der Lage (vgl. Bayerisches Landesjugendamt 2015).
Regenbogenfamilien sind Familien, sind eine eigenständige Familienform, bei denen die Eltern gleichgeschlechtliche Paare sind (vgl. Rauchfleisch 2015).
- Citar trabajo
- Tina Keller (Autor), 2015, Markenzeichen Intergenerativ. Ein Handlungskonzept für die Zusammenarbeit zwischen Kindertagesstätte und Seniorenzentrum, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303258
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