"Damals habe ich die große Hoffnung gehabt, [...] die militante Kampfbereitschaft der Kommunisten würde sich mit den demokratischen Traditionen und demokratischen Umgangsformen der Sozialdemokraten zu einer neuen, besseren Linkspartei zusammenfassen. Damals, da ich viele Dinge nicht kannte, war ich optimistisch und habe mich damals dafür eingesetzt, aber schon sehr bald erkannt, daß meine Hoffnungen eine Illusion waren."
Gemeinsam mit einigen Hundert sozialdemokratischer und kommunistischer Delegierter hatte sich der junge Kommunist Wolfgang Leonhard am 21. April 1946 im Berliner Admiralspalast eingefunden, um einen entscheidenden Schritt ostdeutscher Nachkriegsgeschichte zu vollziehen: die Vereinigung von KPD und SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Drei Jahrzehnte nach Ausbruch des Zwistes in der Sozialdemokratischen Partei schien die verhängnisvolle Spaltung endlich überwunden - wenn auch nur in einem Teil Deutschlands. Begleitet von großen Hoffnungen, aber auch von tiefer Besorgnis begann die SED ihre politische Arbeit, deren Resultate nicht nur den Idealisten Leonhard sehr bald enttäuschen sollten.
"Wat, schon wieder 'ne Partei? Ick hab noch von der vorigen die Neese voll!" Wer wie dieser Berliner in der Nachkriegswelt des Frühsommers 1945 Tag für Tag ums Überleben kämpfen mußte, zeigte für Parteigründungen wie diejenige der KPD kaum Interesse. Das politische Leben, das sich trotz Not und Kriegszerstörungen, trotz aller Überlebenssorgen bereits im Deutschland der ersten Nachkriegsmonate wieder entfaltete, beschränkte sich auf kleinere Kreise, war gleichwohl von hoher Intensität.
Die Arbeit befaßt sich mit der Politik von SPD und KPD in der Sowjetischen Besatzungszone, die elf Monate nach Kriegsende zur Verschmelzung beider Parteien führte. Wiewohl kaum umfassend zu beantworten, drängen sich doch immer wieder die Fragen auf, ob die KPD 1945/46 wirklich eine parlamentarische Demokratie anstrebte und ob der Akt von Ostern 1946 seitens der SPD ein freiwilliger Schritt war.
Inhalt
I. Einleitung
II.
1. Frühsommer 1945: Pluralistische Demokratie in der SBZ?
2. Das programmatische Rückgrat der KPD: Anton Ackermann und der "besondere deutsche Weg zum Sozialismus"
3. Sommer 1945: Die SPD drängt auf Vereinigung
4. Herbst 1945: Die Einheitskampagne der KPD beginnt
5. Wennigsen: Die SPD in Ost und West
6. Die Bemühungen der KPD fruchten: Die erste "Sechziger-Konferenz"
7. "Dreißig Jahre Bruderkampf finden in diesem Augenblick ihr Ende": Der Parteitag vom 21./22. April 1946
III. "Da war eine echte Begeisterung..."
Zeitgenössische Texte
Literatur
- Arbeit zitieren
- Michael Kuhlmann (Autor:in), 1997, "Brüder, in eins nun die Hände". SPD und KPD auf dem Weg zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands 1945/46, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/303212
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