Meine Untersuchung ist in den sogenannten ”Borderlands“ der USA, dem Gebiet nahe der mexikanischen Grenze, angesiedelt. Ich werde die dortige spezifische gesellschaftliche Situation in einen geschichtlichen Kontext setzen, wobei der Schwerpunkt bei den Chicanos/-as, Menschen mexikanischer Herkunft, liegen wird. Um die Auswirkungen der gesellschaftlichen Realitäten auf die Sprache aufzuzeigen, werde ich ein Kapitel der Chicano/-a-Literatur und deren Spezifik widmen, um mich schließlich den daraus resultierenden übersetzungsrelevanten Fragen zuzuwenden.
Die vorliegende Arbeit will den Anspruch an uns (zukünftige) Übersetzer/-innen formulieren, gesellschaftliche Realitäten wahrzunehmen und in den Kontext der Tätigkeit des Übersetzens zu stellen. Denn die Realität findet in der Sprache ihren Ausdruck und um diesem auch in der Übersetzung möglichst nahe zu kommen, ist eine gute Kenntnis der Umstände, in denen der Ausgangstext (AT) entstand, unerlässlich.
Gerade das Beispiel der Chicano/-a-Literatur zeigt auf, dass die Grundlage für eine gute Übersetzung das Hinterfragen eines statischen Kulturbegriffs sein muss. Stereotypen, die besagen, dass "der Engländer" gerne Tee trinkt oder "der Spanier" unpünktlich ist, können getrost über Bord geworfen werden!
Inhalt
1 Einleitung und Zielsetzung der Arbeit
2 Historische Kontextualisierung
2.1 Mexiko im 19. Jahrhundert
2.1.1 Der Mexikanisch-Amerikanische Krieg
2.2 Der "Tortilla Curtain“: Die US-mexikanische Grenze heute
2.4 Kleine Anmerkung zur Sprachstatistik
3 Die Chicano/-a-Literatur
3.1 Kontextualisierung: Sprachpolitik der USA
4 Zur Übersetzungsproblematik von Chicano/-a -Literatur
4.1 Beibehalten der Bilingualität durch das Belassen der spanischen Textteile des Originals
4.2 Übertragung in gebrochenes Deutsch
5 Schlussfolgerungen und Ausblick
6 Literaturverzeichnis und Quellenangaben
1 Einleitung und Zielsetzung der Arbeit
Sprache und Kultur sind zwei fest zusammenhängende Begriffe. Sprache kann als Teil oder als Ausdruck einer Kultur wahrgenommen oder es kann von einer eigenen „Sprachkultur“ gesprochen werden; auch in den ehemaligen Berufsbezeichnungen für Übersetzer/-innen[1], „Sprachmittler“ oder „Kulturmittler“ spiegelt sich die Zusammengehörigkeit, in diesem Fall sogar die Austauschbarkeit der beiden Begriffe wieder.
Noch immer existiert ein Kulturbegriff, der Kultur mit Nation gleichsetzt , einem klar abgrenzbaren territorialen Gebiet , in welchem eine mehr oder weniger homogene „Kulturgemeinschaft“ lebt, welche dieselben Werte teilt und dieselbe Sprache spricht und sich als Erbe einer gemeinsamen „Nationalgeschichte“ begreift. Dieser Kulturbegriff findet in der Realität, die sehr viel komplexer gestaltet ist, jedoch keine Entsprechung.
Seit einigen Jahren jedoch werden verstärkt Phänomene wie die sogenannte „Globalisierung der Kultur“ diskutiert. Transnationale Kommunikation genauso wie verstärkte Migrationsbewegungen haben festgefahrene Kultur- und Identitätsbegriffe in Bewegung gebracht.
In diesem Prozess des Hinterfragens und Neudefinierens überholter Vorstellungen von dem, was Kultur sei, wird Sprache als wichtiges, aktives Element begriffen, welches individuelles wie auch kollektives Sein formt. Mit diesem Verständnis von Sprache tritt auch die/der Übersetzer/-in aus ihrem/seinem „Schattendasein“ hervor. Übersetzen kann nicht (mehr) als Tätigkeit gesehen werden, die nur darin besteht, einen Begriff der Sprache A durch sein Pendant in der Sprache B zu ersetzen, sondern die/der Übersetzer/-in wird wichtige/-r Protagonist/-in in einem Prozess, der kulturelle Identitäten hinterfragt, verändert, neu formt.
Diese Arbeit entsteht im Rahmen des Seminars „Fremdkulturelle Kompetenz Spanisch“, welches an der Fachhochschule Magdeburg-Stendal im 7. Semester des Studiengangs Fachkommunikation angeboten wird. Meine Untersuchungen beziehen sich jedoch weder auf Spanien noch auf Süd- oder Mittelamerika, sondern auf die USA - deren Amtsprache bekanntlich nicht Spanisch, sondern Englisch ist. Dass das genannte Seminar trotzdem den passenden Rahmen für diese Arbeit bildet, wird der/dem Leser/-in im Laufe der weiteren Lektüre deutlich werden.
Meine Untersuchung ist in den sogenannten ”Borderlands“[2], dem Gebiet nahe der mexikanischen Grenze, angesiedelt. Ich werde die dortige spezifische gesellschaftliche Situation in einen geschichtlichen Kontext setzen, wobei der Schwerpunkt bei den Chicanos/-as, Menschen mexikanischer Herkunft[3], liegen wird. Um die Auswirkungen der gesellschaftlichen Realitäten auf die Sprache aufzuzeigen, werde ich ein Kapitel der Chicano/-a -Literatur und deren Spezifik widmen, um mich schließlich den daraus resultierenden übersetzungsrelevanten Fragen zuzuwenden.
Die vorliegende Arbeit will den Anspruch an uns (zukünftige) Übersetzer/-innen formulieren, gesellschaftliche Realitäten wahrzunehmen und in den Kontext der Tätigkeit des Übersetzens zu stellen. Denn die Realität findet in der Sprache ihren Ausdruck und um diesem in der Übersetzung möglichst nahe zu kommen, ist eine gute Kenntnis der Umstände, in denen der Ausgangstext (AT) entstand, unerlässlich.
Gerade das Beispiel der Chicano/-a- Literatur zeigt auf, dass die Grundlage für eine gute Übersetzung das Hinterfragen eines oben kurz skizzierten Kulturbegriffs sein muss. Stereotypen, die besagen, dass "der Engländer" gerne Tee trinkt oder "der Spanier" unpünktlich ist, können getrost über Bord geworfen werden!
2 Historische Kontextualisierung
2.1 Mexiko im 19. Jahrhundert
Dieser historische Rückblick soll seinen Ausgangspunkt im Jahre 1824 haben, in welchem Mexiko unter seinem ersten Präsidenten Guadalupe Victoria zu einer Republik mit föderativer Struktur wird. Die Südgrenze des Landes ist seither unverändert, Zentralamerika hatte 1823 eine eigene Föderation gebildet. Im Norden jedoch erstreckt sich Mexiko über dieselbe Fläche wie zuvor Nueva España: diese umfasst ein Gebiet, das heute zum Südwesten der USA zählt.
Die Geschichte Mexikos des 19. Jahrhunderts ist von politischer Instabilität gekennzeichnet. Unabhängigkeitskriege[4], Revolten und Kämpfe zwischen Liberalen, die soziale Reformen unterstützen und ihren konservativen Gegnern prägen die politische Landschaft. Symptomatisch sind Korruption und ökonomische Schwäche. 1833 wird der General Santa Anna zum Präsidenten gewählt, woraufhin die Präsidentschaft in den folgenden 22 Jahren 36 mal wechselt (in dieser Periode wird Santa Anna 11 mal wiedergewählt). Das gerade von der spanischen Krone unabhängig gewordene Land ist weit von innenpolitischer Stabilität entfernt und in diese Ära fällt der Mexikanisch-Amerikanische Krieg.
2.1.1 Der Mexikanisch-Amerikanische Krieg
Der Mexikanisch-Amerikanische Krieg findet zwischen 1846 und 1848 statt. Er kommt zustande, weil die USA vormals zum Staate Mexiko gehöriges Gebiet beanspruchen: die USA fordern das Gebiet bis zum Río Grande, Mexiko erstreckt sich jedoch bis zum Nueces River. Vorausgegangen waren Aufstände von weißen amerikanischen Siedler/-innen gegen die mexikanische Herrschaft in Texas. Unterstützt durch den Expansionskurs der USA in Richtung Westküste und nach Süden erklären diese Texas 1836 für unabhängig. Während die USA sowohl Waffen zur Unterstützung liefern, als auch die Unabhängigkeit Texas´ anerkennen, sendet Santa Anna seine Truppen aus. Trotz anfänglicher Erfolge gelingt es der mexikanischen Regierung aber nicht, die Aufständischen zu besiegen. Am 1.März 1845 wird im US-amerikanischen Kongress die Aufnahme von Texas als 28. Bundesstaat in die Union beschlossen und der demokratische Präsident James Knox Polk (1845-49) stellt weitere Gebietsforderungen an Mexiko. Zuerst versucht er es mit Kaufangeboten an das unter ständiger Geldnot leidende Nachbarland, welche allerdings abgelehnt werden. Parallel hierzu erreichen US-amerikanische Truppen unter Zachary Taylor noch im März den Río Grande, wo sie mit dem Sieg in der Schlacht von Palo Alto am 8./9. Mai 1846 die mexikanischen Truppen bis hinter den Fluss zurückdrängen. Erst jetzt erklären die USA am 13. Mai 1846 Mexiko den Krieg. Taylor dringt nun stetig weiter nach Süden vor und siegt bei Monterrey (August 1846) und Buena Vista (Februar 1847). Auch in Kalifornien und Neu-Mexiko erheben sich nun weiße amerikanische Siedler/-innen, worauf im Januar 1847 Los Angeles von US-amerikanischen Truppen besetzt wird. Mexiko seinerseits reagiert erst mehrere Wochen später mit einer eigenen Kriegserklärung, als die USA längst schon weite Teile des Landes eingenommen haben. Trotz vereinzelt heftigen Widerstandes haben die schlecht organisierten und bewaffneten mexikanischen Verbände keine Chance und am 14. September 1847 marschieren die gegnerischen Soldaten unter Winfield Scott in Mexiko-Stadt ein.
[...]
[1] Ich werde in meiner Arbeit sowohl die „männliche“ wie auch die „weibliche“ Schreibweise benützen, um Frauen auch in der Sprache sichtbar zu machen. Wird ausschließlich die „männliche“ Schreibweise benützt, bezieht sich das Geschriebene auch ausschließlich auf Männer, bzw. ist zitiert.
[2] Vgl. ANZALDÚA, Gloria: Borderlands / La Frontera. San Francisco : Aunt Lute, 1987
[3] engl./ am. “Mexican descent“, was mit Herkunft, Abstammung, Geschlecht übersetzt werden kann. Meiner Meinung nach haben diese Begriffe jedoch aus historischen Gründen im deutschen eine andere Konnotation als descent im amerikanischen. Daher finde ich diese Übersetzung nicht gelungen, würde dies aber nicht als Übersetzngsschwierigkeit, sondern als generelles Übersetzungsproblem einordnen.
[4] Die Unabhängigkeit Mexikos wird von Spanien erst 1836 anerkannt.
- Citation du texte
- Sylvia Degen (Auteur), 2004, Chicanas und Chicanos in den USA: Gesellschaftliche Realität, Sprache und Übersetzbarkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30313
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