Nach Marshall und seinem Werk "Citizenship and Social Class" von 1950 waren die Staatsbürgerrechte und die an sie gekoppelten sozialen Rechte, das Ergebnis eines sich über drei Jahrhunderte streckenden Demokratisierungs- und Emanzipierungsprozesses. Marshall erkennt dabei einen historischer Dreischritt: von einer feudalistischen und in Ständen geordneten Gesellschaft im 18. Jahrhundert, deren striktes Klassensystem Ungleichheiten verbürgte, zu einem rein kapitalistischen Marktsystem im 19. Jahrhundert, welches wiederum neue Ungleichheiten schuf.
Schließlich entwickelte sich im 20. Jahrhundert ein neues Statussystem, dass auf der Basis der Staatsbürgerschaft alle Bürger formal gleich stellten. Mit dieser Transformation ging nach Marshall auch die Evolution der Menschen- und Bürgerrechte einher.
Die im 18. Jahrhundert entstandenen bürgerlichen Rechte beinhalteten das Recht auf Rede-, Gedanken- und Glaubensfreiheit, das Recht auf Eigentum, die Freiheit gültige Verträge abzuschließen und das Recht auf ein Gerichtsverfahren. Mit diesen persönlichen Freiheitsrechten waren folglich die Institutionen der Gerichtshöfe verbunden. Die sich allmählich im 19. Jahrhundert etablierten politischen Rechte, eröffneten den Mitgliedern einer Gesellschaft die Möglichkeit auf Teilhabe an der politischen Herrschaft. Das Wahlrecht und das Recht auf Wählbarkeit verbürgte die politische Partizipation, welche durch die Gemeinderäte und Parlamente institutionalisiert wurde.
Schließlich entwickelten sich im 20. Jahrhundert die sozialen Rechte, die den Menschen ein Mindestmaß an sozialer Sicherheit und wirtschaftlicher Wohlfahrt versprachen. Damit entfaltete sich die Institution des Wohlfahrtsstaates, welche Träger dieser Leistungen ist.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Einführung
1.1. Themenstellung
1.2. Gang der Untersuchung und Forschungsstand
2. Theorien des Wohlfahrtstaates
2.1. Entstehung und Entwicklung des Wohlfahrtsstaates
2.1.1. Funktionalismus, Machtressourcentheorie und Institutionalismus
2.1.2. Diffusionstheorie
2.2. Typologie des Wohlfahrtsstaates nach Esping-Andersen
2.2.1. Dekommodifizierung und Stratifizierung
2.2.2. Liberaler, korporatistischer, sozialdemokratischer und mediterraner Typ
3. Der russische Wohlfahrtsstaat nach 1991
3.1. Ausgangslage des russischen Sozialsystems nach dem Zerfall der Sowjetunion
3.2. Heutige Sozialpolitik in der Russischen Föderation
3.2.1. Sozialversicherungssystem
3.2.2. Arbeitslosenunterstützung
3.2.3. Krankenversicherungssystem
3.2.4. Rentensystem
3.3. Sozialpolitik von oben, Kirche, Abhängigkeit von Rohstoffeinnahmen
4. Einordnung des russischen Sozialsystems nach Esping-Andersen
5. Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis
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