Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema der religiösen Toleranz während der Mogulherrschaft, angefangen mit der Herrschaft Akbars, die auch als Blütezeit des Mogulreichs gilt. Am Anfang der Arbeit werde ich einen kurzen Überblick der gesamten Mogulherrschaft geben. Danach werde ich auf die Lage nichtmuslimischer Religionsgruppen und der Sikhs eingehen. Dabei unterscheide ich zwischen der Blütezeit unter Akbar, der Herrschaftszeit Jahangirs und Shah Jahans und als letztes die Herrschaft Awrangzebs, die bis 1707 ging, um die Entwicklung in diesen Phasen deutlich zu machen. Weiterhin möchte ich auf die politische und religiöse Entwicklung eingehen, wie Herrscher des Mogulreichs speziell mit Sikhs umgegangen sind, da sich der Sikhismus während der Mogulherrschaft verbreitet hat und sich die religiöse und politische Toleranz im Mogulreich mit jedem neuen Herrscher veränderte, ist es sehr interessant dies zu vergleichen. Hierzu werde ich auch die Sicht auf den Hinduismus miteinbeziehen, da es zu dieser Zeit kritisch war, Hindus und Sikhs voneinander zu trennen, bzw. einige Herrscher nicht wussten, dass sich Sikh Gurus zum Sikhismus bekannten. Im Fazit werde ich diese Punkte kurz zusammenfassen und dann die Fragestellung „Wie hat sich die Toleranz gegenüber der Sikhs während der Mogulherrschaft entwickelt?“ beantworten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Mogulherrschaft
3. Die Lage der Sikhs während der Mogulherrschaft
3.1. Sikhs unter dem Herrscher Akbar (1556-1605)
3.2. Sikhs unter Jahangir und Shah Jahan (1605-1658)
3.2. Sikhs unter dem HerrscherAwrangzeb (1658-1707)
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema der religiösen Toleranz während der Mogulherrschaft, angefangen mit der Herrschaft Akbars, die auch als Blütezeit des Mogulreichs gilt. Am Anfang der Arbeit werde ich einen kurzen Überblick der gesamten Mogulherrschaft geben. Danach werde ich auf die Lage nichtmuslimischer Religionsgruppen und der Sikhs eingehen. Dabei unterscheide ich zwischen der Blütezeit unter Akbar, der Herrschaftszeit Jahangirs und Shah Jahans und als letztes die Herrschaft Awrangzebs, die bis 1707 ging, um die Entwicklung in diesen Phasen deutlich zu machen. Weiterhin möchte ich auf die politische und religiöse Entwicklung eingehen, wie Herrscher des Mogulreichs speziell mit Sikhs umgegangen sind, da sich der Sikhismus während der Mogulherrschaft verbreitet hat und sich die religiöse und politische Toleranz im Mogulreich mit jedem neuen Herrscher veränderte, ist es sehr interessant dies zu vergleichen. Hierzu werde ich auch die Sicht auf den Hinduismus miteinbeziehen, da es zu dieser Zeit kritisch war, Hindus und Sikhs voneinander zu trennen, bzw. einige Herrscher nicht wussten, dass sich Sikh Gurus zum Sikhismus bekannten. Im Fazit werde ich diese Punkte kurz zusammenfassen und dann die Fragestellung „Wie hat sich die Toleranz gegenüber der Sikhs während der Mogulherrschaft entwickelt?" beantworten.
2. Die Mogulherrschaft
Nach dem Tod seines Vaters wurde Babur Anführer in Andijan, wo er von rivalisierten Familienmitgliedern vertrieben wurde. Aufgrund seiner timuridischen Abstammung hatte er jedoch das Recht auf ehemalige Gebiete, die unter Timur standen und wurde somit Herrscher in Kabul. Um sich einen Eindruck von Indien und seiner aktuellen politischen Lage zu machen, unternahm Babur vier kurze Feldzüge und machte die Erkenntnis, dass das Delhi Sultanat, welches vom Lodi Stamm regiert wurde, in sich zerrissen war.[1] Babur nutzte die Situation und eroberte 1525/26 die Gebiete von
Lahore bis Panipat, wo er den Lodi Sultan Ibrahim durch die Kunst des Kanonengießen vor Ort besiegte.[2] Somit gründete Babur das Mogulreich mit den Zentren in Delhi und Agra. Seine Herrschaft begann mit der Eroberung 1526 und endete 1530, wonach sein ältester Sohn Humayun an die Macht kam.[3]
Humayun zog gegen die afghanischen Stämme in den Krieg und befreite Bengalen. Als er mit seinen Truppen zurück nach Agra zog, wurde Humayun von Shar Khan, dem afghanischen Stammesführer, aufgehalten und zum Unterzeichnen des Friedensvertrags gezwungen. Nachdem der Friedensvertrag abgeschlossen war, wurde das Zeltlager Humayuns nachts hinterlistig von den Afghanen überfallen. Humayun floh bei diesem Überfall 1540 nach Qavzin, welches sich unter safawidischer Herrschaft befand. Um dort Zuflucht suchen zu dürfen, musste er sich zum Shiitentum bekennen. Somit bekam er die Unterstützung der Safawiden und ihm wurde eine Truppe zur Verfügung gestellt, damit er seine Gebiete zurückerobern konnte. 1555 nahm Humayun mit dieser Truppe Lahore wieder ein, jedoch starb er bereits 1556 bei einem Unfall.[4]
Als Humayun auf der Flucht vor den Afghanen war, wurde 1542 sein Sohn Akbar geboren, der in Afghanistan aufgewachsen ist.[5] Er kam mit 13 Jahren an die Herrschaft des Mogulreichs und konsolidierte sein Reich durch Kriegszüge und durch Heiratspolitik.[6] Akbar heiratete die Tochter des Rajputenfürsten von Amber und hatte sich so zum Fürsten der Rajputen gemacht, jedoch zwang er sie nicht zu einer Konversion zum Islam. In den 1560/70er Jahren eroberte Akbar Gujarat und Bengalen. Durch seine erfolgreichen Feldzüge hatte er mit 34 Jahren aus dem Mogulreich ein Großreich gemacht.[7]
Weiterhin führte Akbar die Zentralverwaltung des Mogulreichs ein, bei dem der Herrscher das Zentrum ist und alle Entscheidungen mit seiner Zustimmung in Kraft treten. Außerdem wurde er zum Rechtssprecher, welches normalerweise die Aufgabe des Religionsgelehrten war. Da er nach einiger Zeit jedoch erkannte, sich nicht um alles kümmern zu können, gründete Akbar ein zentrales Verwaltungsapparat von Ministern. Der wakil, der sogenannte Premierminister, war seine rechte Hand und stand in direkter Verbindung zum Herrscher.[8]
Nach dem Tod Akbars 1605 kam sein Sohn Jahangir an die Macht. Jahangir führte die von seinem Vater eingeführten Bräuche und administrativen Ordnungen weiter fort. Sein Interesse an Kunst und Literatur führte dazu, dass er Dichter und Gelehrte an seinen Hof holte. Er selbst verfasste die Tuzuk-i Jahangiri auch Jahangirnama genannt, seine Autobiographie, die er nach dem Vorbild Baburs gestaltete.[9]
Sein Sohn Khusraw akzeptierte Jahangirs Herrschaftsstil nicht, weswegen er 1607 den Hof verließ und mit einer eigenen Truppe Lahore belagerte. Bevor dies geschah, holte sich Khusraw den Segen des Sikh Guru Arjan Singh, welcher sowohl für Sikhs als auch für Muslime ein wichtiger Heiliger war.[10] Khusraws Truppe wurde in Lahore bekämpft und er selbst wurde während der Flucht vor Jahangir gefasst und 1622 von seinem Bruder, ermordet.[11] Jahangir starb 1627 und es kam zu Streitigkeiten um die Nachfolgerschaft. Der Wesir sandte eine Nachricht an Shah Jahan und zögerte die Wahl des Nachfolgers hinaus, sodass dieser zum Nachfolger ernannt wurde.[12] Shah Jahan regierte 1628 bis 1659 das Großreich. Da er auch zu Lebzeiten seines Vaters Feldherr war und das Mogulreich durch die Eroberung des Gebiets Dekkhan ausdehnte, war er aufgrund der militärischen stärke seiner Truppe nach Akbar einer der wichtigsten Mogulherrscher.[13] Folglich war das Reich so groß wie noch nie, es reichte von Sind bis nach Brahmaputra und von Balkh bis zu den Südgrenzen des Dekkhans."[14] Weiterhin hatte das Reich durch die Expansion und der Zunahme der dekkhanischen Provinzen um 20 Prozent höhere Einkommen als vor 25 Jahren. Deswegen konnten Reserven gebildet und damit große Bauvorhaben finanzieren werden, wie zum Beispiel das Taj Mahal.[15]
Nachdem 1657 Shah Jahan erkrankte, kam es zum Streit zwischen den vier Söhnen des Herrschers. Awrangzeb, der eine konservative Einstellung hatte, gewann diese Streitigkeiten und wurde Nachfolger des Herrschers, obwohl dieser noch nicht verstarb. Awrangzeb räumte seine Brüder aus dem Weg und sperrte 1658 seinen Vater in Agra ein, welcher erst acht Jahre danach starb.[16]
Das Reich expandierte unter dem neuen Mogulherrscher weiter aus. Jedoch hatte Awrangzeb das Problem, dass das Reich unbeherrschbar wurde. Es kam zu zahlreichen lokalen Aufständen und bei jedem Aufstand musste Awrangzeb zum jeweiligen Gebiet und den Frieden wieder aufstellen.[17] Während diesen Aufständen sagte sich sein Sohn Akbar von ihm los und schloss sich den aufständischen Marathen an. Er ernannte sich zum Großmogul und wollte mit der Unterstützung der Marathen und Rajputen seinen Vater absetzen und das System von Akbar dem Großen wieder aufnehmen. Jedoch gewann Awrangzeb die Gegenüberstellung mit dieser Truppe und eroberte auch die Sultanate von Golkonda und Bijapur.[18] Nach dem Tod Awrangzeb 1707 in Aurangabad kam sein Sohn Muazzam, auch Bahadur Shah genannt, an die Macht.[19] Er regierte von 1707 bis 1712 und konnte den Zerfall des Reiches durch die Aufstände der Marathen nicht mehr aufhalten.[20] Jahandar Shah, der Sohn Bahadur Shahs, hatte das Mogulreich nur ein Jahr geführt. Dieser wurde im Kampf gegen Farrukh Siyar geschlagen, floh nach Delhi und wurde dort gefangen und hingerichtet.[21]
Farrukh Siyar wurde Mogulherrscher, jedoch kam es zu großen Streitigkeiten um die Herrschaft, sodass er 1719 abgesetzt und geblendet wurde.[22] Von 1719 bis 1748 regierte Muhammad Shah, der letzte Mogulherrscher. 1738 besetzte der iranische Machthaber Nadir Shah Afshar die Regionen westlich des Indus. Als sich Muhammad Shah ihm in der Nähe von Delhi stellt, verlor er den Kampf und somit die Gebiete.[23] Es folgten viele Aufstände und das Mogulreich teilte sich in Fürstentümer, was das Ende der Mogulherrschaft war.[24] Die East India Company expandierte die militärische Dominanz und der Punjab wurde Kriegsgebiet von Persern, Afghanen, Briten und Sikhs. Jeder versuchte aufdem Gebiet das eigene Imperium aufzubauen.[25]
3. Die Lage der Sikhs während der Mogulherrschaft
Der Sikhismus entstand im 15. Jahrhundert und wurde von Guru Nanak Dev begründet. Dieser machte nach seinem Erwachungs-Erlebnis die Erkenntnis: „Es gibt keine Hindus, es gibt keine Muslime, es gibt nur Geschöpfe Gottes." Seine Lehren waren für alle Menschen. Es wurden Elemente aus dem Hinduismus und dem Islam übernommen. Ein Beispiel dafür wäre das Gottesbild im Sikhismus. Es wird daran geglaubt, dass Gott, weder männlich noch weiblich ist, das höchste Wesen ist, transzendent ist und zeitlos gegenwärtig ist.
Der Sikhismus hat viele Anhänger, die Muslime oder Hindus waren, welche sich während des Mogulreichs zum Sikhismus bekannt haben. Ein weiterer Punkt, den man beachten muss, ist, dass Sikhs wegen der Ähnlichkeit zum Hinduismus, oftmals als Hindus gesehen wurden. „The Sikhs, [...] were a community of diverse ethnic and social groups coming from diverse religious cults and social institutions but all within the broad framework of what is commonly known as Hinduism and the Hindu way of Ufe [..]."[26] Aus diesem
Grund kann man davon ausgehen, dass einige Herrscher Sikhs als Hindus sahen und diese auch als solche in ihren Biographien schilderten, wie es zum Beispiel bei Jahangir der Fall ist, worauf später eingegangen wird.
3.1. Sikhs unter dem Herrscher Akbar (1556-1605)
Wenn man sich die religiöse Sicht von Akbar anschaut, erkennt man das seine Herrschaft von religiöser Toleranz geprägt war. Er war als „gerechter Herrscher" bekannt.[27] Akbar schaffte die sehr problematisch gesehene jizya, die Kopfsteuer für Nichtmuslime, und die Pilgersteuer ab, welche von Nichtmuslimen als Diskriminierung angesehen wurde.[28] Darüber hinaus hatte er großes Interesse an Religionen,[29] spezielle auch an hindu-brahmanischer Philosophie und Mythen, was auch erklärt, dass er an mystisch-esoterischen religiösen Kulten vom Islam und Hinduismus teilnahm.[30] Seine Regierungszeit wurde von Respekt und Vertrauen beeinflusst, welche aus diesem Grund als Zeit des Friedens und der Harmonie durch die religiöse Freiheit gesehen wird.[31] Akbars bestreben, Hindus und Muslime durch Toleranz und Akzeptanz zu vereinen,[32] brachte ihn zur Dîn-i-Ilâhî. Mit diesem Religionslehre wollte er den universellen Religionsfrieden herstellen, indem alle Konfessionen innerhalb des Mogulreichs vereint werden. Akbar wollte den Islam nicht reformieren, sondern durch die Ausarbeitung der Nachteile eine neue Religion entwickeln, die für die gesamte Bevölkerung ist. Nach 1570 führte der Herrscher regelmäßige Sitzungen mit Religionsgelehrten durch, in denen über religiöse Konzepte und Vorstellungen gesprochen wurde. Diese Sitzung wurde dann nach 1578 auch für Nichtmuslime geöffnet.[33]
[...]
[1] Conermann, Stephan: Das Mogulreich, München: C.H. Beck, 2006, S. 11 f.
[2] Rothermund, Dietmar: Geschichte Indiens, München: C.H. Beck, 2002, S. 36 f.
[3] Conermann 2006, S. 13 f.
[4] Ebd., S. 14 ff.
[5] Kulke Hermann & Rothermund, Dietmar: Geschichte Indiens, 2. Aufl., München: C.H. Beck, 2010, S. 254 ff.
[6] Ebd., S.256 f.
[7] Ebd., S. 257.
[8] Conermann 2006, S. 44 f.
[9] Ebd., S. 76 ff.
[10] Conermann 2006, S. 80.
[11] Ebd., S. 81.
[12] Ebd.
[13] Kulke & Rothermund 2010, S. 263.
[14] Conermann 2006, S.83.
[15] Ebd., S. 83 ff.
[16] Ebd., S. 87.
[17] Kulke & Rothermund 2011, S. 264.
[18] Ebd., S. 266.
[19] Rothermund 2002, S. 46.
[20] Ebd.
[21] Conermann 2006, S. 114 f.
[22] Ebd.
[23] Ebd., S. 115 ff.
[24] Ebd., S. 120.
[25] Singh, Nikky-Guninder Kaur: Sikhism, London: IBTaruris, 2011, S. 127.
[26] Ray, Niharranjan: The Sikh Gurus and the Sikh Society, New Delhi: Munshiram Manoharlal Publischers, 1975, S. 100.
[27] Kulke & Rothermund 2010, S. 261.
[28] Grewal, J.S., „The Sikh Movement During the Reign of Akbar", in: I. Habib (Hg.), Akbar and his India, New Delhi, Oxford University Press 1997, S. 253.
[29] Cole, W. Owen & Sambhi, Piara Singh: The Sikhs, 2. Aufl., London: Routledge, 1989, S. 21.
[30] Ray 1975, S. 14.
[31] Cole & Sambhi 1989, S. 24.
[32] Ebd., S. 21.
[33] Conermann 2006, S. 54 ff.
- Quote paper
- Anonymous,, 2015, Religiöse Toleranz im Mogulreich in den Jahren 1556-1707, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/301889
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