Nach einer kurzen Einführung in die Ermittlung von Kostenabweichungen in den verschiedenen Formen der Plankostenrechnung, werden die aus der Literatur bekannten Abweichungsanalysemethoden vorgestellt. Die vorgestellten Methoden werden anhand festgelegter Bewertungskriterien kritisch überprüft und deren Einsatzmöglichkeiten unter dem Aspekt der Aufdeckung von Kostensenkungspotentialen aufgezeigt. Abschließend wird ein kurzer Ausblick auf die Möglichkeit weiterer Forschungsaktivitäten zu dem dargestellten Themenkomplex gegeben.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Symbolverzeichnis
1 Einleitung
2 Formen der Plankostenrechnung
2.1 Die starre Plankostenrechnung
2.2 Die flexible Plankostenrechnung
3 Darstellung von verschiedenen Abweichungsanalysemethoden
3.1 Auswahl geeigneter Kosteneinflussgrößen
3.2 Die alternative Abweichungsanalysemethode
3.3 Die kumulative Abweichungsanalysemethode
3.4 Die differenziert-kumulative Abweichungsanalysemethode
3.5 Die differenziert-kumulative Abweichungsanalysemethode auf Minimumbasis
3.6 Die symmetrische Abweichungsanalysemethode
4 Beurteilung der Abweichungsanalysemethoden
4.1 Anforderungen an Abweichungsanalysemethoden
4.2 Bewertung der vorgestellten Methoden
4.3 Einsatzmöglichkeiten der Abweichungsanalysemethoden
5 Schlussbetrachtung und Ausblick
Anhang
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 2.1 Formen der Plankostenrechnung
Abb. 2.2 Starre Plankostenrechnung
Abb. 2.3 Flexible Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis
Abb. 2.4 Flexible Plankostenrechnung auf Teilkostenbasis
Abb. 3.1 Aufspaltung der Gesamtabweichung
Abb. 3.2 Differenzierung der Gesamtabweichung nach Abweichungsursachen
Tabellenverzeichnis
Tab. 3.1 Katalog der Kosteneinflussgrößen bei Rummel und Gutenberg
Tab. 3.2 Abweichungsgrößen einzelner Kosteneinflussgrößen
Tab. 3.3 Grundformen der Differenzierung von Kostenabweichungen
Tab. 3.4 Vorgehensweise bei der alternativen Methode
Tab. 3.5 Zerlegung der Teilabweichungen in elementare Abweichungsbestandteile bei der alternativen Methode (Plan-Ist-Ansatz auf Istbezugsbasis)
Tab. 3.6 Zerlegung der Teilabweichungen in elementare Abweichungsbestandteile bei der alternativen Methode (Ist-Plan-Ansatz auf Planbezugsbasis)
Tab. 3.7 Vorgehensweise bei der kumulativen Methode
Tab. 3.8 Zerlegung der Teilabweichungen in elementare Abweichungsbestandteile bei der kumulativen Methode (Plan-Ist-Ansatz)
Tab. 3.9 Zerlegung der Teilabweichungen in elementare Abweichungsbestandteile bei der kumulativen Methode (Ist-Plan-Ansatz)
Tab. 3.10 Zerlegung der Teilabweichungen in elementare Abweichungsbestandteile bei der differenziert-kumulativen Methode (Plan-Ist-Ansatz auf Istbezugsbasis)
Tab. 3.11 Zerlegung der Teilabweichungen in elementare Abweichungsbestandteile bei der differenziert-kumulativen Methode (Ist-Plan-Ansatz auf Planbezugsbasis)
Tab. 3.12 Zerlegung der Teilabweichungen in elementare Abweichungsbestandteile bei der differenziert-kumulativen Methode auf Minimumbasis (Ist-Plan-Ansatz)
Tab. 3.13 Vorgehensweise bei der symmetrischen Methode
Tab. 3.14 Zerlegung der Teilabweichungen in elementare Abweichungsbestandteile bei der symmetrischen Methode (Plan-Ist-Ansatz auf Istbezugsbasis)
Tab. 3.15 Zerlegung der Teilabweichungen in elementare Abweichungsbestandteile bei der symmetrischen Methode (Ist-Plan-Ansatz auf Planbezugsbasis)
Tab. 4.1 Zusammenfassende Bewertung der vorgestellten Kostenabweichungsanalysemethoden
Symbolverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Mit einer Kostenkontrolle, die als Steuerungsinstrument zu den Elementen der Unternehmensführung gehört, wird die Zielsetzung verfolgt, Kosten aufzudecken, die auf unwirtschaftliche Aktivitäten innerhalb eines Unternehmensbereichs zurückzuführen sind. Um bei Fehlentwicklungen frühzeitig eingreifen und zukünftige Planungs- und Realisationsprozesse verbessern zu können, empfiehlt sich die Durchführung einer Kostenabweichungsanalyse, die die Kostengesamtabweichung den einzelnen Abweichungsursachen zurechnet.[1]
Die Kostenkontrolle gliedert sich in mehrere Teilschritte. Zunächst werden die Kontrollobjekte, die im Folgenden als Kosteneinflussgrößen bezeichnet werden, festgelegt. Danach werden die Soll- und Istgrößen dieser Kosteneinflussgrößen ermittelt. Im Rahmen eines Vergleichs von Soll- und Istgrößen wird eine Abweichungsanalyse durchgeführt, um einzelne Abweichungsursachen zu identifizieren. Abschließend werden die Ergebnisse der Abweichungsanalyse mit dem Ziel der Kontrollfeststellung und Urteilsbildung ausgewertet.[2] Um einzelnen Mitarbeitern, die als Kostenstellenleiter für ihren Bereich verantwortlich sind, nur solche Abweichungen zuzurechnen, die auch in ihrem Bereich verursacht worden sind, muss eine Gesamtabweichung in mehrere Teilabweichungen zerlegt werden. Bei multiplikativer Verknüpfung der Teilabweichungen aus unterschiedlichen Kostenstellen ergeben sich Abweichungsüberschneidungen, deren Zurechnung auf einzelne Kostenstellen sich als problematisch erweist.
Nach einer kurzen Einführung in die Ermittlung von Kostenabweichungen in den verschiedenen Formen der Plankostenrechnung, sollen die aus der Literatur bekannten Abweichungsanalysemethoden vorgestellt werden. Danach sollen die vorgestellten Methoden anhand festgelegter Bewertungskriterien kritisch überprüft und deren Einsatzmöglichkeiten unter dem Aspekt der Aufdeckung von Kostensenkungspotentialen aufgezeigt werden. Abschließend wird ein kurzer Ausblick auf die Möglichkeit weiterer Forschungsaktivitäten zu dem dargestellten Themenkomplex gegeben.
2 Formen der Plankostenrechnung
Eine Kostenrechnung, die kostenarten-, kostenstellen oder kostenträgerbezogen für in der Zukunft liegende Geschäftsperioden durchgeführt wird, wird als Plankostenrechnung bezeichnet. Bei der starren Plankostenrechnung werden die Kosten nur für einen einzigen Beschäftigungsgrad – die Planbeschäftigung xP – vorgegeben, während die flexible Plankostenrechnung eine Anpassung der Vorgaben an verschiedene Beschäftigungen ermöglicht. Weiterhin kann die flexible Plankostenrechnung auf Voll- oder Teilkostenbasis durchgeführt werden. Bei der Vollkostenrechnung werden den Kostenträgern die gesamten Kosten zugerechnet, während bei der Teilkostenrechnung nur die variablen Kosten den Kostenträgern zugerechnet werden.[3]
Abb. 2.1 Formen der Plankostenrechnung[4]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Man unterscheidet in den verschiedenen Formen der Plankostenrechnung drei Kostenbegriffe: Bei den Plankosten KP geht man von geplanten Größen sowohl für die einzusetzenden Faktormengen als auch für die Preise aus. Istkosten KI werden bestimmt, indem die effektiv verbrauchten Produktionsfaktormengen mit den entsprechenden Planpreisen multipliziert werden. Die Sollkosten KS gehen von der tatsächlich realisierten Produktionsmenge und den Planwerten aller anderen Kosteneinflussgrößen aus.
2.1 Die starre Plankostenrechnung
Bei der starren Plankostenrechnung findet eine Unterscheidung zwischen fixen und variablen Kosten nicht statt, so dass diese immer als Vollkostenrechnung durchgeführt wird. Um die Kosten zu ermitteln, die man bei Realisierung der Planbeschäftigung erwartet, wird der Plankostenverrechnungssatz Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten als Vollkostensatz wie folgt bestimmt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten (2.1)
Die verrechneten Plankosten, die von einer Kostenstelle auf die Kostenträger umgelegt werden, sind das Produkt aus Plankostenverrechnungssatz Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten und Sollbeschäftigung xS:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten (2.2)
Die Differenz zwischen Plan- und Istkosten wird als Kostenabweichung D K bezeichnet. Sie kann nicht zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit herangezogen werden, da die Planbeschäftigung nicht realisiert wurde. Zur Kostenkontrolle bei der starren Plankostenrechnung kann ein Vergleich zwischen Istkosten KI und verrechneten Plankosten Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten durchgeführt werden, mit dem die Kostengesamtabweichung D KGA ermittelt werden kann.
Abb. 2.2 Starre Plankostenrechnung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Da in den verrechneten Plankosten nur der Teil der Fixkosten enthalten ist, der entsprechend der Sollbezugsgröße verrechnet wurde, ist auch die Kostengesamtabweichung nicht zur Beurteilung des wirtschaftlichen Verhaltens einer Kostenstelle geeignet. Die starre Plankostenrechnung ist somit „für eine Kostenkontrolle nahezu unbrauchbar“.[5]
2.2 Die flexible Plankostenrechnung
Bei der flexiblen Plankostenrechnung werden die Plankosten in variable und fixe Bestandteile aufgeteilt. Die variablen Kosten variieren dabei proportional zur Bezugsgröße:
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (2.3)
Als Sollkostenfunktion für alternative Beschäftigungsgrade ergibt sich somit:
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (2.4)
Wie bei der starren Plankostenrechnung lassen sich auch für die flexible Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis der Verrechnungssatz und die Plankosten analog bestimmen:
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (2.5)
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (2.6)
Die Differenz zwischen den Sollkosten KS und den verrechneten Plankosten Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten wird als beschäftigungsabweichungsbedingte Kostendifferenz D KBA bezeichnet. Die verbrauchsabweichungsbedingte Kostendifferenz D KVA wird als Differenz aus den Istkosten KI und den Sollkosten KS errechnet.[6]
Abb. 2.3 Flexible Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die flexible Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis hat gegenüber der starren Plankostenrechnung den Vorteil, dass durch die Ermittlung der Sollkosten eine aussagefähige und wirkungsvolle Kostenkontrolle in den Kostenstellen, unabhängig von auftretenden Beschäftigungsschwankungen ermöglicht wird. Nachteilig ist jedoch auch hier, dass die Fixkosten in der Kalkulation weiterhin proportionalisiert werden und somit gegen das Verursachungsprinzip verstoßen wird.[7]
Diese proportionale Zuordnung der Fixkosten wird bei der flexiblen Plankostenrechnung auf Teilkostenbasis vermieden. Somit enthält der Plankostenverrechnungssatz Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten ausschließlich variable Kosten und ist bei linear homogenem Verlauf der variablen Kosten beschäftigungsunabhängig:
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (2.7)
Die verrechneten Plankosten Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten, die in der flexiblen Plankostenrechnung auf Teilkostenbasis den Sollkosten KS entsprechen, errechnen sich wie folgt:
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (2.8)
Somit ist die beschäftigungsabweichungsbedingte Kostendifferenz D KBA immer gleich Null. Die verbrauchsabweichungsbedingte Kostendifferenz D KVA wird als Differenz aus den Istkosten KI und den Sollkosten KS bzw. verrechneten Plankosten Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten bestimmt.[8]
Abb. 2.4 Flexible Plankostenrechnung auf Teilkostenbasis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die verbrauchsabweichungsbedingte Kostendifferenz kann in der Vollkostenrechnung und der Teilkostenrechnung unterschiedlich sein. Bei der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung werden in der Vollkostenrechnung fixe Kosten der sekundären Kostenstellen an die primären Kostenstellen weitergegeben. Diese werden in den primären Kostenstellen zu scheinbar variablen Kosten. „In der Teilkostenrechnung werden [...] nur die variablen Kosten auf die empfangenden Kostenstellen weiterverrechnet.“[9]
Die flexible Plankostenrechnung auf Teilkostenbasis ermöglicht wie die flexible Plankostenrechnung auf Vollkostenbasis eine aussagefähige Kostenkontrolle und ist aufgrund der Trennung in fixe und variable Bestandteile sehr gut zur Kostenkontrolle und Entscheidungsfindung geeignet.[10]
3 Darstellung der Abweichungsanalysemethoden
3.1 Auswahl geeigneter Kosteneinflussgrößen
Damit auftretende Abweichungen in zukünftigen Produktionsperioden vermieden bzw. reduziert werden, ist es erforderlich, diese den einzelnen Ursachen zuzuordnen. Deshalb werden in der Kostentheorie verschieden Kosteneinflussgrößen herausgestellt, durch die Kostenabweichungen verursacht werden können. Gutenberg (1983) unterscheidet bei der Bestimmung der Größen, die das Produktionskostenniveau eines Betriebes bestimmen, in fünf Einflussgrößen. Als erste Hauptkosteneinflussgröße macht er die Faktorqualitäten aus, da Betriebe, die mit den qualitativ besten Faktoren (Maschinen, Belegschaft, Werkstoffe) ausgestattet sind, auch die günstigste Kostensituation zeigen. Die Beschäftigung stellt die zweite Hauptkosteneinflussgröße dar. Die produktiven Faktoren können sich unterschiedlich gut an die Schwankungen der Beschäftigung anpassen, so dass sich bei Beschäftigungsänderungen die Faktorproportionen und somit auch das Kostenniveau ändern. Als weitere Einflussgröße werden die Faktorpreise (Betriebsmittel, Werkstoffe, Arbeitsentgelte) benannt. Eine Änderung der Betriebsgröße, die zu einer Änderung von Faktorbeschaffenheiten und
-proportionen führen kann, bildet die vierte Haupteinflussgröße. Abschließend beschreibt das Fertigungsprogramm die fünfte Größe, die sich aufgrund des Verhältnisses zur vorhandenen Betriebsausrüstung auf die Produktionskosten auswirkt.[11]
Zwischen den Hauptkosteneinflussgrößen aus dem Produktionsbereich bestehen gewisse Zusammenhänge, da beispielsweise Änderungen in der Betriebsgröße und des Fertigungsprogramms auch zu Veränderungen in den Faktorqualitäten und -proportionen führen. Somit kann man davon ausgehen, dass jede Änderung der Produktionskosten auf Änderungen in den Faktorqualitäten, Faktorproportionen und Faktorpreisen zurückzuführen ist.
Gutenberg hat durch die Herausarbeitung dieser drei Haupteinflussgrößen aufzeigen können, dass eine Vereinfachung von Kostenmodellen möglich ist, indem Kostenabhängigkeiten durch eine begrenzte Zahl von Variablen beschrieben werden. Die Ermittlung einer formalen Abhängigkeit der Kosten von den jeweiligen Einflussgrößen war nicht Gegenstand der Untersuchungen von Gutenberg.[12]
Rummel (1967) hatte bereits versucht, Gesetzmäßigkeiten zwischen den Kosteneinflussgrößen und der Kostenhöhe aufzustellen. Er geht in seinen Ausführungen davon aus, dass die Gesamtkosten additiv in Teilkosten zerlegt werden können und alle Teilkosten wiederum proportional zu ihrer Einflussgröße sind.
Ein Katalog der von Rummel und Gutenberg herausgearbeiteten Kosteneinflussgrößen ist Tabelle 3.1 zu entnehmen.[13]
Tab. 3.1 Katalog der Kosteneinflussgrößen bei Rummel und Gutenberg
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Damit die Kostengesamtabweichung auf ihre Ursachen zurückgeführt werden kann, stehen verschiedene aus der Literatur bekannte Abweichungsanalysemethoden zur Verfügung. Mit diesen können die Abweichungsursachen identifiziert werden, so dass anschließend geeignete Maßnahmen zur Gegensteuerung eingeleitet werden können.[14]
Im Folgenden werden die maßgeblichen Ursachen Preisänderung, Produktionskoeffizientenänderung und Outputmengenänderung näher untersucht. Dies führt zu einer Aufspaltung der Gesamtabweichung, die den maßgeblichen Ursachen zugeordnet werden kann.[15]
Abb. 3.1 Aufspaltung der Gesamtabweichung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Verbrauchsabweichung setzt sich aus mehreren Spezialabweichungen zusammen, z. B. der Intensitätsabweichung, Ausbeutegradabweichung und Seriengrößenabweichung. In der Regel ist eine Abspaltung sämtlicher Kosteneinflussgrößen nicht praktikabel, so dass die nach Ermittlung der einzelnen Spezialabweichungen verbleibende Differenz zur globalen Verbrauchsabweichung als Restabweichung bezeichnet und nicht genauer analysiert wird.[16] Diese nicht spezialabweichungsbedingte Restabweichung, die auch als echte verbrauchsabweichungsbedingte Kostendifferenz angesehen wird, ist aufgrund von innerbetrieblichen Unwirtschaftlichkeiten entstanden. Die zuvor beschriebenen spezialabweichungsbedingten Kostendifferenzen können aber durchaus ebenfalls auf unwirtschaftliches Handeln zurückgeführt werden, das jedoch häufig nicht unmittelbar von der Kostenstelle zu verantworten ist. So müssen Produktionskostenstellen beispielsweise häufig von den Planwerten einiger Kostenbestimmungsfaktoren - z. B. der Leistungsintensität - abweichen, um die ihr vorgegebene Produktionsmenge realisieren zu können.[17]
Geht man von der Herstellung eines Produktes i bei Einsatz eines Faktors j aus, so werden folgende Gesamtkosten verursacht:
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (3.1)
Bei der Abweichungsanalyse soll die Kostengesamtabweichung zwischen den Istkosten KI und den Plankosten KP in ihre Teilabweichungen zerlegt werden. Grundsätzlich können Abweichungsanalysen je nach Durchführung der Differenzbildung als Plan-Ist-Ansatz oder als Ist-Plan-Ansatz vorgenommen werden:
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (3.2)
[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] (3.3)
Die ermittelten Kostenabweichungen weisen zwar gleiche Abweichungsbeträge auf, führen aber zu unterschiedlichen Vorzeichen, die bei der Interpretation berücksichtigt werden müssen.[18]
Desweiteren können zur Untersuchung der Teilabweichungen in den beiden Ansätzen die Abweichungsgrößen für die drei Kosteneinflussgrößen wie in Tabelle 3.2 dargestellt eingesetzt werden.
Tab. 3.2 Abweichungsgrößen einzelner Kosteneinflussgrößen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei Durchführung einer Abweichungsanalyse auf Planbezugsbasis, werden die jeweiligen Istwerte der Kosteneinflussgrößen in den Ansätzen aus Gleichung 3.2 bzw. 3.3 durch die jeweiligen Planwerte und Kosteneinflussgrößenänderungen aus Tabelle 3.2 ersetzt. Umgekehrt werden bei einer Abweichungsanalyse auf Istbezugsbasis die jeweiligen Planwerte der Kosteneinflussgrößen durch die jeweiligen Istwerte und Kosteneinflussgrößenänderungen ersetzt.
Somit können die in Tabelle 3.3 dargestellten vier Grundformen der Abweichungsanalyse unterschieden werden. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Vorzeichen der Kosteneinflussgrößenänderungen gemäß Tabelle 3.2 lässt sich feststellen, dass ein Plan-Ist-Ansatz auf Planbezugsbasis einem Ist-Plan-Ansatz auf dergleichen Bezugsbasis entspricht. Ebenso entspricht der Plan-Ist-Ansatz auf Istbezugsbasis dem Ist-Plan-Ansatz auf gleicher Bezugsbasis. Somit können die zu analysierenden Grundformen der Abweichungsanalyse im Folgenden auf die beiden Formen
- Ist-Plan-Ansatz auf Planbezugsbasis und
- Plan-Ist-Ansatz auf Istbezugsbasis
reduziert werden.[19]
Tab. 3.3 Grundformen der Differenzierung von Kostenabweichungen[20]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zur Veranschaulichung der Teilabweichungen aus Tabelle 3.3 werden diese für den Fall des Ist-Plan-Ansatzes auf Planbezugsbasis und einer positiven Abweichung der Kosteneinflussgrößen beispielhaft in Abbildung 3.2 dargestellt.
Abb. 3.2 Differenzierung der Gesamtabweichung nach
Abweichungsursachen[21]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aus Abbildung 3.2 wird deutlich, dass bei der multiplikativen Verknüpfung von Kosteneinflussgrößen eine vollständige verursachungsgerechte Zuordnung der Kostengesamtabweichung nach den einzelnen Kosteneinflussgrößen nicht möglich ist. In diesem Fall treten Abweichungsüberschneidungen (Abweichungsinterdependenzen) auf. Diese Kosten werden auch als Abweichungen höherer Ordnung bezeichnet und entstehen durch Planwertabweichungen von mehreren Kosteneinflussgrößen.[22] Lediglich die Abweichungen erster Ordnung lassen sich den Kosteneinflussgrößen Preis, Verbrauch und Beschäftigung direkt zuordnen.
Im Folgenden werden Abweichungsanalysemethoden vorgestellt, die die Abweichungsüberschneidungen auf unterschiedliche Art und Weise den Kosteneinflussgrößen zuordnen.
3.2 Die alternative Abweichungsanalysemethode
Die alternative Abweichungsanalysemethode wurde erstmals in der älteren angelsächsischen Literatur vorgestellt. Bei der alternativen Abweichungsanalysemethode werden die Kosteneinflussgrößen jeweils einzeln abgespalten, so dass die einzelnen Teilabweichungen immer ausgehend von ein und derselben Kostensituation ermittelt werden. Somit ist die Reihenfolge der Abspaltung einzelner Kosteneinflussgrößen nicht von Interesse. Bei dem Plan-Ist-Ansatz auf Istbezugsbasis bilden die Istkosten KI die Basis für die Errechnung der einer Kosteneinflussgröße zuzurechnenden Teilabweichung. Nur die jeweils betrachtete Kosteneinflussgröße wird bei Ermittlung der Kostendifferenz mit ihrem Planwert angesetzt. Beim Ist-Plan-Ansatz auf Planbezugsbasis werden dagegen die Teilabweichungen der einzelnen Kosteneinflussgrößen ausgehend von den Plankosten K P bestimmt. Somit ergibt sich für die alternative Abweichungsanalysemethode die in Tabelle 3.4 dargestellte Vorgehensweise.[23]
Tab. 3.4 Vorgehensweise bei der alternativen Methode[24]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die in Tabelle 3.4 abgespaltenen Teilabweichungen sollen nun in ihre elementaren Abweichungsbestandteile zerlegt werden, um eine Bewertung der dargestellten Methode vornehmen zu können. Damit sowohl nach oben als auch nach unten abweichende Istwerte bei der Methodenbewertung Berücksichtigung finden, werden zwei Fälle unterschieden. Im ersten Fall weichen alle Kosteneinflussgrößen nach oben von ihren Planwerten ab und führen somit zu einer Kostensteigerung, während im zweiten Fall der Istwert des Verbrauchs kleiner ist als der Planwert und somit zu einer Kostensenkung führt. Die anderen Einflussgrößen führen wie im ersten Fall zu einer Kostensteigerung. Die Kostengesamtabweichung, die in beiden Fällen zu einer Kostensteigerung führt, kann bei Verwendung des Plan-Ist-Ansatzes auf Istbezugsbasis wie in Tabelle 3.5 dargestellt zerlegt werden.
[...]
[1] Vgl. Glaser (1992): S. 476; vgl. Bommes (1983): S. 16.
[2] Vgl. Kloock, Dörner (1988): S. 129.
[3] Vgl. Coenenberg (2003): S. 365; vgl. Fandel et. al. (2004): S. 295 f.
[4] Vgl. Haberstock (1999): S. 18.
[5] Vgl. Fandel et. al. (2004): S. 297 f.; vgl. Coenenberg (2003): S. 366.
[6] Vgl. Fandel et. al. (2004): S. 301 ff.
[7] Vgl. Kümpel (2003): S. 1358.
[8] Vgl. Fandel et. al. (2004): S. 308 ff.
[9] Fandel et. al. (2004): S. 309.
[10] Vgl. Coenenberg (2003): S. 371.
[11] Vgl. Gutenberg (1983): S. 344 ff.
[12] Vgl. Fandel (1996): S. 226 ff.
[13] Vgl. Rummel (1967): S. 93 ff.
[14] Vgl. Ossadnik et. al. (1997): S. 2.
[15] Vgl. Kloock et. al. (1988): S. 132.
[16] Vgl. Coenenberg (1997): S. 373.
[17] Vgl. Fandel et. al. (2004): S. 338; vgl. Glaser (1992): S. 477.
[18] Vgl. Ossadnik et. al. (1997): S. 4.
[19] Vgl. Ossadnik et. al. (1997): S. 4 ff.
[20] Vgl. Ossadnik et. al. (1997): S. 5.
[21] Vgl. Ossadnik et. al. (1997): S. 6.
[22] Vgl. Glaser (1992): S. 481.
[23] Vgl. Bommes (1983): S. 18; vgl. Kilger (2002): S. 138; vgl. Kloock et. al. (1982): S. 225 f.; vgl. Fandel et. al. (2004): S. 342.
[24] Vgl. Ossadnik et. al. (1997): S. 8.
- Citation du texte
- Andreas Firla (Auteur), 2004, Möglichkeiten und Grenzen von Kostenabweichungsanalysen in der flexiblen Plankostenrechnung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30143
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