Wer zu den jüngeren Zeitgenossen gehört, bringt mit der Freien Demokratische Partei wohl in erster
Linie Forderungen nach einem „niedrigeren, gerechteren und einfacheren“ Steuersystem in
Verbindung. Gefordert von einem Parteivorsitzenden namens Guido Westerwelle, der seine Partei
über fast ein Jahrzehnt hinweg auf dieses eine Ziel als absolute Prioritär einschwor. Einmal an der
Regierung und gestärkt von einem historischen Wahlerfolg, meldete Westerwelle Anspruch auf das
Außenministerium an. Das wichtigste Ministerium für eine Partei, die das Steuersystem radikal
umbauen möchte, das Finanzministerium, überließ man hingegen dem Koalitionspartner.
Als Konsequenz änderte sich am Steuersystem nichts Grundlegendes, während Westerwelle sich als
Außenminister nicht sonderlich gut schlug. Was nun offenkundig wurde: Die FDP hatte sich über
viele Jahre hinweg zu einer „Ein-Themen-Partei“ entwickelt und war für dieses eine Thema gewählt
worden. Mit der ausgebliebenen Reform wurde die Partei Opfer ihrer konsequent selbstgewählten
Entwicklung. Thematische Impulse konnte man – abgesehen vom durchaus erfolgreichen Einsatz
gegen die Vorratsdatenspeicherung und einem Anschließen an den Acta-Protest (2011) – nicht setzen.
Im Wahljahr 2013 wurde die FDP schließlich vernichtend abgestraft. Doch: Wenn davon gesprochen
wird, dass die FDP sich zu einer Ein-Themen-Partei entwickelt hat, impliziert es, dass sie dies eben
nicht immer war. Im Mittelpunkt dieser Arbeit soll daher eine andere Entwicklung der FDP stehen:
Die Entwicklung der FDP zu einer sozialliberalen Partei in den 1960er Jahren.
In den vergangenen Jahrzehnten ist viel über die Ära erste Große Koalition sowie der sozialliberalen
Koalition geschrieben worden. Der Übergang von der einen zur anderen Koalition wurde bisher stark
aus einer Außenperspektive betrachtet. Mit dieser Arbeit soll begonnen werden, die Lücke zu
schließen, indem die Reden zusammenhängend analysiert werden, die auf den drei FDP-Parteitagen
von 1967 bis 1969 gehalten wurden. Anhand der Reden sollen die Wegmarken nachgezeichnet und
Gründe aufgezeigt werden, welche die FDP dazu bewegten, im Jahre 1969 eine Koalition mit der SPD
– dem einstigen „Klassenfeind“ – einzugehen. [...]
Inhalt
1 Einleitung
2 Hauptteil
2.1 Der FDP-Bundesparteitag 1967
2.1.1 Einleitender Teil
2.1.2 Analyse der Reden
2.2 Der FDP-Bundesparteitag 1968
2.2.1 Einleitender Teil
2.2.2 Analyse der Reden
2.1 Der FDP-Bundesparteitag 1969
2.3.1 Einleitender Teil
2.3.2 Analyse der Reden
3 Abschließende Bewertung
4 Quellen- und Literaturverzeichnis
5 Anhang
- Parteitagsprogramme
- Ergebnisse der Bundesvorstandswahl
-
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