Die Gefühle von sogenannten „Normalbürgern“ gegenüber Wohnungslosen reichen von Verständnislosigkeit über Mitleid bis hin zu Verachtung. Jedoch weiß kaum einer wie er, den oftmals gesellschaftlich isolierten, aber auch körperlich verwahrlosten Menschen begegnen soll.
Wie gelangen Wohnungslose in eine solche Situation? Und vor allem wie können sie unterstützt werden, um ihre Lebenslage zu verbessern? Wieso sind der Staat und die Gesellschaft überhaupt für die Eingliederung des Einzelnen verantwortlich? Diese Hauptfragen und ihre Antworten werden in der folgenden Facharbeit erläutert. Neben den allgemein bekannten Quellen wie Wikipedia, habe ich auch Interviews mit Betroffenen und in Sozialarbeitern, die in dem Bereich tätig sind, gemacht. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse habe ich in meine Arbeit einfließen lassen. An Stellen, an denen ich besonders ausführlich Bezug darauf nehme, ist dies noch einmal zusätzlich gekennzeichnet.
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2.Definitionen
3.Statistik
3.1 Entwicklung nach Geschlecht
3.2 Entwicklung nach Nationalität
3.3 Entwicklung nach Schulbesuchen/-abschlüssen
4. Bedeutung für die Gesellschaft
5.Ursachen
5.1 Unzureichende Bildung/ Arbeitslosigkeit
5.2 Gesundheitliche Einschränkungen
5.3 Soziale Problemfelder
5.4 Wohnraummangel
6.Lösungsansätze
7. Interviews
8. Fazit
9. Literaturverzeichnis
10. Anhang
10.1 Interviews mit Experten
10.2 Interviews mit Betroffenen
1.Einleitung
Die Gefühle von sogenannten „Normalbürgern“ gegenüber Wohnungslosen reichen von Verständnislosigkeit über Mitleid bis hin zu Verachtung. Jedoch weiß kaum einer wie er, den oftmals gesellschaftlich isolierten, aber auch körperlich verwahrlosten Menschen begegnen soll.
Wie gelangen Wohnungslose in eine solche Situation? Und vor allem wie können sie unterstützt werden, um ihre Lebenslage zu verbessern? Wieso sind der Staat und die Gesellschaft überhaupt für die Eingliederung des Einzelnen verantwortlich? Diese Hauptfragen und ihre Antworten werden in der folgenden Facharbeit erläutert. Neben den allgemein bekannten Quellen wie wikipedia, habe ich auch Interviews mit Betroffenen und in Sozialarbeitern, die in dem Bereich tätig sind, gemacht. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse habe ich in meine Arbeit einfließen lassen. An Stellen, an denen ich besonders ausführlich Bezug darauf nehme ist dies noch einmal zusätzlich gekennzeichnet.
2.Definitionen
Die Begriffe Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit werden im allgemeinen Sprachgebrauch häufig als Synonyme verwendet. Bei genauerem Betrachten wird klar, dass Obdachlosigkeit nur einen kleinen Teil der Wohnungslosigkeit ausmacht[1]. Im Folgenden möchte ich daher beide Begriffe erläutern und voneinander abgrenzen. Die BAG Wohnungslosenhilfe definiert Wohnungslose als Personen, die „nicht über einen mietvertraglich abgesicherten Wohnraum verfüg[en]“[2]. Als Obdachloser gilt man nach dem Jobcenter der Arbeitsagentur in X nur wenn man „ ohne festen Wohnsitz, das heißt mit wechselnden Schlafplätzen“ lebt.[3] Ein Problem im Umgang mit Behörden sind für von Wohnungslosigkeit Betroffene häufig auch die unterschiedliche Abgrenzung je nach Institution. So orientiert sich zum Beispiel die Zentrale Beratungsstelle der Wohnungslosen Männer der Diakonie in X eher an der Definition der Online- Enzyklopädie wikipedia. Diese lautet wie folgt: „ Obdachlosigkeit wird definiert als Zustand, in dem Menschen über keinen festen Wohnsitz verfügen und im öffentlichen Raum, im Freien, in Hospitalen oder in Notunterkünften übernachten.“ Die Fälle des „klassischen Obdachlosen“, der in der Vorstellung vieler Menschen für alle Wohnungslosen steht und der seine Nächte draußen verbringt gehen immer mehr zurück und sind zum Beispiel in X fast gar nicht mehr anzutreffen.
3.Statistik
In Deutschland gibt es keine offiziellen Statistiken, die die aktuelle Situation erfassen. Daher führt die BAG Wohnungslosenhilfe regelmäßig Schätzungen unter Berücksichtigung verschiedener Quellen durch. Die folgenden Darstellungen und Erläuterungen beruhen auf diesen Angaben und garantieren daher keine Genauigkeit. Um die temporäre Entwicklung zu skizzieren, stelle ich die Daten vergleichend gegenüber. Auch erörtere ich das Verhältnis von männlichen zu weiblichen Betroffenen. Ebenso beleuchte ich auch den Zusammenhang zwischen der Nationalität und der Betroffenheit, sowie die Altersstruktur. Interessant erscheint mir außerdem die Betrachtung der Schulbesuche und erreichten Abschlüsse der Betroffenen. Leider gibt es zwischenzeitliche Lücken, sodass ich nicht jedes Jahr berücksichtigen kann.
3.1 Entwicklung nach Geschlecht
Alle Angaben sind Prozentwerte, da die Quellen aus unterschiedlichen Statistiken, die jeweils auf unterschiedlichen Angaben beruhen, bestehen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es ist ein deutlicher Anstieg des Anteils der Frauen an der Gesamtzahl der Wohnungslosen von 1993 bis 2011 festzustellen. Lediglich zweimal, im Jahr 2005 und im Jahr 2011, sank der prozentuale Anteil jeweils um 1,5 beziehungsweise 2 Prozentpunkte. Vom Jahr 2007 zum Jahr 2008 gab es keine Veränderung der Aufteilung. Insgesamt machen jedoch durchweg die Männer den Großteil (bis zu ca. 10-mal höherer Anteil) der Wohnungslosen aus.
3.2 Entwicklung nach Nationalität
Für viele Einwanderer ist es schwer, in Deutschland Fuß zu fassen. Manche werden arbeitslos und einige verlieren ihre Wohnmöglichkeit. Die Entwicklung der Wohnungslosen mit ausländischen Wurzeln muss jedoch auch im Zusammenhang mit der allgemeinen Entwicklung des ausländischen Bevölkerungsanteils gesehen werden. Auch im folgenden Diagramm handelt es sich um eine prozentuale Darstellung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Außer vom Jahr 2006 zum Jahr 2007, ist der Anteil der nichtdeutschen Wohnungslosen stetig gewachsen. Der Anteil der Staatenlosen stellt durchgehend nur einen sehr geringen Teil der Wohnungslosen dar. Hier gibt es auch nur kleine Schwankungen. Sowohl der Anteil der EG/EU-Bürger als auch der der sonstigen Ausländer ist stark angestiegen. Im Vergleich zum Jahr 1994 gibt 2011 mehr als dreimal so viele EG/EU-Staatsbürger, die in Deutschland als wohnungslos registriert sind und genau doppelt so viele sonstige Ausländer, die ohne festen Wohnsitz sind.
3.3 Entwicklung nach Schulbesuchen/-abschlüssen
Wohnungslosigkeit geht oft mit Arbeitslosigkeit einher. Diese kann aus einer fehlenden Schulbildung und mangelnden Abschlüssen resultieren.
Ebenso wie bei den beiden vorangegangenen Diagrammen handelt es sich um prozentuale Werte. Ich habe hier die Werte von 1994 bis 1996 betrachtet, da in den Jahren danach die Angaben nur sehr ungenau waren.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es ist deutlich erkennbar, dass der Anteil der Wohnungslosen mit hoher Schulbildung gestiegen ist. Doch trotz dieses Anstieges sind in allen drei Jahren am stärksten Menschen vertreten, die eine Hauptschule besucht haben(bis zu einem mehr als doppelt so hohen Anteil wie alle anderen Schulformen). Man könnte nun den Schluss ziehen, Bildung schütze vor Wohnungslosigkeit. Dies stimmt sicher teilweise. Jedoch stammen Personen, die eine Hauptschule besuchen, auch durchschnittlich deutlich häufiger aus einem sozial schwachen Umfeld als Schüler der anderen Schulformen. Es ist also nicht nur der schulische Bildungsstand, der bei der Bewertung dieser statistischen Erhebung berücksichtigt werden muss.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1994 1995 1996
Es ist wichtig einen Schullabschluss zu haben, um finanzielle Engpässe zu vermeiden, da es sehr schwierig ist ohne Schulabschluss eine Arbeitsstelle zu finden. So kann auch ein fehlender Schulabschluss zur Wohnungslosigkeit führen. Dennoch machen die Schulabbrecher nicht den größten Teil der Wohnungslosen aus. Auch ist ein leichter Rückgang ihres Anteils von 1994 bis 1996 zu vermerken. Dies ist als weiterer Hinweis darauf zu deuten, dass bei der Entstehung von Wohnungslosigkeit eine Vielzahl von Faktoren mitwirken und man die Ursache nicht auf einen Bereich, wie zum Beispiel Bildung, beschränken kann. Interessant wäre es auch, den Anteil der Personen ohne Schulabschluss unter den Wohnungslosen mit dem Anteil unter den nicht Wohnungslosen zu vergleichen. So könnte man besser beurteilen, inwiefern ein fehlender Abschluss im Zusammenhang mit Wohnungslosigkeit steht. Leider habe ich dazu keine Daten gefunden.
4. Bedeutung für die Gesellschaft
Wohnungslosigkeit betrifft nur eine Randgruppe – weshalb steht die gesamte Gesellschaft also in der Pflicht Wohnungslose zu integrieren?
„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlicher Gewalt“[4]
Deutschland ist ein Sozialstaat, das bedeutet „ der Staat verpflichtet sich, in Gesetzgebung und Verwaltung für einen sozialen Ausgleich in der Gesellschaft zu sorgen“.[5] Wohnungslose sind sozial benachteiligt und teilweise sogar gesellschaftlich isoliert. Um einen sozialen Ausgleich zu schaffen, müssen sie unterstützt werden. Ein Mensch, der wohnungslos ist, ist offensichtlich, zumindest temporär, nicht in der Lage ein menschenwürdiges Leben zu führen. Denn ohne Wohnsitz kann die körperliche Unversehrtheit nicht mehr garantiert werden. Die genaue Art der Hilfe und die Kriterien für die Leistungsberechtigung sind im Sozialgesetzbuch festgelegt. Dieses stellt die rechtliche Arbeitsgrundlage der helfenden Institutionen dar. Das Ziel der dort beschriebenen Sozialhilfe wird wie folgt konkretisiert: „Aufgabe der Sozialhilfe ist es, den Leistungsberechtigten die Führung eines Lebens zu ermöglichen, das der Würde des Menschen entspricht. Die Leistung soll sie so weit wie möglich befähigen, unabhängig von ihr zu leben; darauf haben auch die Leistungsberechtigten nach ihren Kräften hinzuarbeiten“[6] Demnach ist der Leistungsberechtigte ebenfalls verpflichtet selber, nach eigenem Vermögen, auf die Erreichung des Ziels hinzuarbeiten, ein menschenwürdiges Leben ohne staatliche Unterstützung zu führen.. Diese Bezeichnung ist jedoch sehr vage. Es ist schwierig zu beurteilen, in wie weit eine Person fähig ist, mitzuarbeiten. In den vielen Gesprächen, während meines Praktikums, mit den Mitarbeitern der zentralen Beratungsstelle für wohnungslose Männer des diakonischen Werkes in X, habe ich erfahren, dass die meisten Klienten es nicht dauerhaft schaffen, selbstständig ein menschwürdiges Leben fernab der Wohnungslosigkeit zu führen. Die meisten würden mehrfach Unterstützung brauchen. Viele würde die gemeinsam geregelte Wohnung nach einiger Zeit wieder verlieren. Durch regelmäßigen Kontakt, auch nach der Vermittlung, könnte dies vermieden werden. Doch oft wird eben dieser nach der Vermittlung abgebrochen und erst nach erneutem Scheitern zu spät wieder aufgenommen. Einige Situationen könnten durch frühzeitiges Handeln der Betroffenen verhindert werden. Das heißt einerseits der Leistungsberechtigte arbeitet nicht genügend auf das zu erreichende Ziel hin. Doch andererseits sind manche Menschen auch einfach nicht fähig Termine einzuhalten. Für Personen mit einem geregelten, gesellschaftlich integrierten Leben ist das oft nicht nachvollziehbar. „Jeder kann ja wohl morgens aufstehen, wenn er einen wichtigen Termin hat“ sagen manche. Aus der Sicht eines Menschen, der es schafft, selbstständig ein menschenwürdiges Leben zu führen, scheint dies selbstverständlich. Und dennoch sind manche von Wohnungslosigkeit Betroffene, auch dazu nicht fähig. Wo also zieht man die Grenze? Das ist schwer zu sagen. Aber der Sozialstaat sieht vor, dass jedem Bürger ein menschenwürdiges Leben zusteht, wenn man also nicht beweisen kann, dass eine Person aus freien Stücken nicht mitwirkt, muss man davon ausgehen, dass sie nicht dazu fähig ist. In der Praxis bedeutet das: Jeder bekommt Hilfe. Für manch einen mag das ungerecht klingen und es gibt sicherlich auch die, häufig beklagten Fälle, in denen eine Person unterstützt wird, während sie sich selber nicht bemüht. Doch dem Sozialstaat und auch der Ethik entsprechender ist es so jemanden zu helfen, wenn man damit vermeidet, das Menschen, die sich bemühen, nicht unterstützt werden. Und sicherlich stimmen die meisten damit überein, dass die Menschenwürde unantastbar bleiben sollte.
5.Ursachen
Wohnungslosigkeit kann viele verschiedene Ursachen haben. Häufig jedoch handelt es sich um ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren, das den Betroffenen in seine Situation gebracht hat. Dabei spielen sowohl gesellschaftliche als auch individuelle Aspekte eine Rolle. Laut XX, einem Diplomsozialarbeiter der in der zentralen Beratungsstelle für wohnungslose Männer des diakonischen Werkes X tätig ist, ist es „jedoch schwierig, die Grenze zwischen individuellen Ursachen und gesellschaftlichen Gründen genau zu definieren“ (siehe Anhang, Interview mit Experten).
Auch ist kein Wohnungsloser vollständig eigenverantwortlich für seine Situation, ebenso wenig wie man ihm nicht jeglichen Beitrag dazu absprechen kann[7]. Neben individuellen Zusammenhängen und Schicksalen gibt es einige Gründe, die vermehrt anzutreffen sind. Diese werde ich im Folgenden erläutern. Zur Vereinfachung teile ich die Ursachen in Kategorien ein. Teilweise bedingt eine Ursache die andere und es entsteht eine „Kettenreaktion“.
5.1 Unzureichende Bildung/ Arbeitslosigkeit
Eine mangelnde Schul- beziehungsweise Berufsausbildung kann zur Wohnungslosigkeit führen. Denn wer eine Wohnung bezahlen muss, braucht ein Einkommen. Aufgrund von fehlender Bildung und dadurch bedingte Unterqualifizierung kann es jedoch zu Arbeitslosigkeit kommen. Doch nicht nur ein niedriger Bildungsstand löst Arbeitslosigkeit und damit verbundene Wohnungslosigkeit aus. Auch kann der allgemeine Wandel des Arbeitsmarktes, insbesondere die Zunahme der Langezeitarbeitslosigkeit, zu einer solchen Situation führen. Ebenso hätten sich, laut den Angaben von XY, einer Diplomsozialarbeiterin der zentralen Beratungsstelle für wohnungslose Männer der Diakonie in X, die Arbeitsbedingungen verschlechtert. Hinzu kommt die strukturelle Arbeitslosigkeit. Diese Faktoren können zu Ursachen für Wohnungslosigkeit werden.
[...]
[2] Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Wohnungslosenhilfe e.V.
[3] Angabe eines Mitarbeiters des Jobcenter beim Arbeitskreistreffen im Anna-Schiller-Haus im Januar 2013
[4] Grundgesetz Artikel 1, Paragraph 1
[5] Wikipedia: Sozialstaat
[6] Sozialgesetzbuch, Zwölftes Buch: Sozialhilfe
[7] Larisa von Paulgerg- Muschiol: Wege in die Wohnungslosigkeit- eine qualitative Untersuchung, S. 162f.
- Citar trabajo
- Sarah Backes (Autor), 2012, Wohnungslosigkeit. Ein Problem der Betroffenen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300673
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