Als Carl Benz im Jahre 1886 das erste Automobil mit Verbrennungsmotor erfand, waren sich Zeitgenossen nicht darüber im Klaren, welche tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen aus dieser Erfindung resultieren sollten.
Um die Jahrhundertwende gab es etwa 8000 registrierte Automobile in den USA, am Vorabend der Weltwirtschaftskrise stieg diese Zahl auf 23,1 Millionen Fahrzeuge an. Aus einem kleinen und volkswirtschaftlich unbedeutenden Nischenmarkt wurde ein Massenmarkt, in dem sich die Hersteller einer scheinbar unendlichen Nachfrage ausgesetzt sahen.
Ausgehend von diesem Befund soll die Entwicklung der Automobilindustrie und der Verbreitung des Automobils im Zeitraum zwischen 1895 und 1929 nachgezeichnet werden. Diese zeitliche Beschränkung folgt der Interpretation, dass mit der ersten amerikanischen Entwicklung eines benzinbetriebenen Automobils durch die Brüder Duryea in Chicago die amerikanische Automobilgeschichte beginnt, und der einbrechenden Nachfrage durch den Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 1929 der entstandene Massenmarkt vorerst gesättigt war.
Als Erklärung für die rasche Verbreitung des Automobils führen Historiker zwei Thesen an. Einerseits rekurrieren sie auf Länderspezifika, die die Verbreitung des Automobils in den Vereinigten Staaten besonders gefördert habe. Die Erfahrung der Frontier habe zu einer gesellschaftlichen Ideologie geführt, die durch Individualität, Mobilität und Offenheit gegenüber der Technik geprägt ist. Die schnelle Adaption des Automobils ist demnach ganz und gar durch den amerikanischen Exzeptionalismus zu erklären.
Ein anderer Erklärungsansatz ist nutzentheoretischer Natur. Das Automobil vereine die Vorteile einer individuellen schienenunabhängigen Fahrt mit der Kutsche, sowie mit der Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit der Eisenbahn. Die reduzierten Fahrzeugpreise in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts verbesserten die Nutzen-Kosten-Relation und führten zur der breiten Adaption des Automobils.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Aufeinandertreffen von Automobil und amerikanischer Kultur
- Technik- und Fortschrittsoptimismus
- Zum Mobilitätsbegriff
- Automobile Frühphase
- Fortschritt durch Rückschritt
- Spielzeug der Reichen
- Zwischenfazit
- Automobiler Massenmarkt
- Fordismus
- Wahrnehmungswandel
- Automobile Sozialisation
- Banalität des Alltäglichen
- Automobilclubs
- Automobilmessen und Autorennen
- Alltagskultur
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Entwicklung der Automobilindustrie und die Verbreitung des Automobils im Zeitraum zwischen 1895 und 1929 in den Vereinigten Staaten nachzuzeichnen. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, wie das Automobil in der amerikanischen Kultur Fuß gefasst hat und welchen Einfluss es auf die Gesellschaft hatte.
- Technik- und Fortschrittsoptimismus als prägendes Merkmal der amerikanischen Kultur
- Der Einfluss des Mobilitätsbegriffs auf die Adaption des Automobils
- Die Rolle des Fordismus und seine Auswirkungen auf die Automobilproduktion
- Die Integration des Automobils in den amerikanischen Alltag
- Der Wandel der Wahrnehmung des Automobils von Luxusgut zu Massenprodukt
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel behandelt den Einfluss des amerikanischen Exzeptionalismus auf die Verbreitung des Automobils. Es untersucht, ob die schnelle Adaption des Automobils durch spezifische kulturelle Determinanten erklärt werden kann.
- Das zweite Kapitel analysiert die Ursprünge und die Folgen des fordistischen Produktionsregimes in der Automobilindustrie. Außerdem wird aufgezeigt, wie anfängliche Widerstände gegen das Automobil aufgebrochen wurden.
- Das dritte Kapitel zeigt Faktoren auf, die die Adaption des Automobils begünstigt haben oder Ausdruck der Verbreitung des Automobils waren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Automobilindustrie, amerikanische Kultur, Technik- und Fortschrittsoptimismus, Mobilität, Fordismus, Massenmarkt, Alltagskultur, Wahrnehmungswandel, Sozialisation.
- Quote paper
- Manuel Schwalm (Author), 2012, Der Massenmarkt und die Entstehung einer automobil fundierten Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/300398