Die Anforderungen an Unternehmen, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen, sind heutzutage sehr komplex. So agieren sie in einer pluralistischen und post-traditionalen Gesellschaft, in der sie mit unterschiedlichsten Moralvorstellungen und Ansprüchen konfrontiert sind. Diese Moralvorstellungen manifestieren sich unter anderem in Unternehmenswerten. Richten sich die Handlungen von Unternehmen dabei an Werten aus, welche nur ökonomische Interessen berücksichtigen, kann es zu gravierende Konflikten zwischen ihnen und ihren Anspruchsgruppen kommen.
Die zunehmende Kritik am Shareholder-Value-Management oder die gesellschaftliche Empörung über zu hohe Bonuszahlungen an Manager sind genauso Ausdruck dieses Konfliktes, wie die steigenden Proteste gegen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, den rücksichtslose Abbau von natürlichen Ressourcen oder der Verschmutzung der Umwelt. Der sich daraus entwickelnde gesellschaftliche Druck, schafft für Unternehmen zumindest eine extrinsische Motivation, um den Ansprüchen eines ‚verantwortungsvolleren’ unternehmerischen Handelns nachzukommen. Orientieren sich Unternehmen in ihren Handlungen an eindimensionalen ökonomischen Werten, wie der Gewinnmaximierung, wirkt das ‚gesellschaftlich verantwortungsvolle Handeln’ eines Unternehmens jedoch eher aufgesetzt und wenig konsistent. So können Konzepte, welche die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung (auch unter dem Begriff CSR: Corporate Social Responsibility bekannt) prinzipiell fördern sollen, als strategisches Marketinginstrument ‚missbraucht’ werden. Wird die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung in Unternehmen dabei nur im Sinne der Verkaufsförderung bzw. Imageverbesserung verstanden, ohne dass die eigentlichen unternehmerischen Handlungen die Ansprüche anderer Stakeholder berücksichtigen, verlieren Unternehmen ihre Glaubwürdigkeit, das gesellschaftliche Vertrauen und letztlich ihre Existenzberechtigung.
Damit der Verantwortung nachgekommen werden kann, müssen gesellschaftliche Ansprüche bereits in der Handlungsorientierung des Unternehmens, in den Unternehmenswerten, berücksichtigt werden. Um zu einem Konsens über eine gemeinsame und somit gerechte Wertebasis zwischen Unternehmen und Gesellschaft zu kommen, bedarf es einer Ebene, auf der die jeweiligen Moral- und Wertevorstellungen reflektiert werden können. Diese Reflexionsebene bildet die Ethik, welche in dieser Arbeit den Schwerpunkt darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- Kurzfassung/Summary
- Einführung
- Kontext und Relevanz der Arbeit
- Aufbau der Arbeit
- Einführung in die Ethik
- Ethische Grundbegriffe
- Moralität
- Moral
- Ethik
- Normative Ethik
- Unterscheidung von normativer und deskriptiver Ethik und der Metaethik
- Ethische Prinzipien
- Merkmale ethischer Prinzipien
- Begründung ethischer Prinzipien
- Anwendung ethischer Prinzipien
- Unternehmensethik
- Einführung in die Unternehmensethik
- Ansätze der Unternehmensethik
- Prozessorientierte Ansätze der formal-normativen Unternehmensethik
- Republikanische Dialogethik
- Integrative Unternehmensethik
- Prozessorientierte Ansätze der formal-normativen Unternehmensethik
- Die Diskursethik als Grundlage der Unternehmensethik
- Merkmale der Diskursethik
- Begründungsebene der Diskursethik
- Anwendungsebene der Diskursethik
- Zwischenfazit: Einführung in die Ethik
- Ethische Grundbegriffe
- Einführung in den Wertbegriff
- Etymologische Herkunft und Bedeutung des Wertbegriffs
- Herkunft und Bedeutung des Wertbegriffs in den Wirtschaftswissenschaften
- Bedeutung des Wertbegriffs in der Betriebswirtschaft
- Werttheorie nach Wolfram Engels
- Der Unternehmenswert
- Die Unternehmensbewertung
- Der Unternehmenswert für Aktionäre: Shareholder-Value
- Der Unternehmenswert für Anspruchsgruppen: Stakeholder-Value
- Bedeutung des Wertbegriffs in der Betriebswirtschaft
- Herkunft und Bedeutung des Wertbegriffes in der Ethik
- Wertbegriff nach Immanuel Kant
- Wertbegriff nach Rudolf Hermann Lotze
- Wertbegriff nach Friedrich Nietzsche
- Wertbegriff nach Max Scheler
- Ethische Konzepte zur Begründung von Werten
- Metaphysische Verankerung von Werten
- Deduktive Herleitung aus Basiswerten
- Vertragstheoretische Begründung von Werten
- Prozessuale Begründung von Werten
- Interaktionsökonomische Begründung von Werten
- Zwischenfazit: Einführung in den Wertbegriff
- Ansatzpunkte ethischer Unternehmenswerte durch den Diskurs in Unternehmen
- Voraussetzungen für den Diskurs in Unternehmen
- Ansatzpunkte für den Diskurs durch die Unternehmenskommunikation
- Prinzipien der Unternehmenskommunikation
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der Entwicklung eines Konzeptes verantwortungsvoller Unternehmensführung. Sie verfolgt das Ziel, ethische Unternehmenswerte in den Mittelpunkt der Unternehmensstrategie zu stellen und so zu einer nachhaltigen und ethischen Unternehmensentwicklung beizutragen.
- Entwicklung eines Konzeptes verantwortungsvoller Unternehmensführung
- Ethische Prinzipien und ihre Anwendung im Unternehmenskontext
- Die Rolle des Diskurses in der Förderung ethischer Unternehmenswerte
- Der Einfluss ethischer Unternehmenswerte auf die Unternehmensstrategie und -entwicklung
- Die Bedeutung der Unternehmenskommunikation für die Vermittlung ethischer Unternehmenswerte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema ethische Unternehmenswerte und deren Relevanz in der heutigen Zeit. Anschließend werden ethische Grundbegriffe und normative Ethik erläutert, um ein solides Fundament für die Untersuchung von Unternehmensethik zu schaffen. Kapitel 3 befasst sich mit verschiedenen Ansätzen der Unternehmensethik, wobei der Fokus auf der Diskursethik als Grundlage für ethische Unternehmenswerte liegt.
In Kapitel 4 wird der Wertbegriff aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet, sowohl aus der Wirtschaft als auch aus der Ethik. Es werden verschiedene ethische Konzepte zur Begründung von Werten vorgestellt, die als Grundlage für die Entwicklung ethischer Unternehmenswerte dienen können.
Kapitel 5 beschäftigt sich mit den Ansatzpunkten ethischer Unternehmenswerte durch den Diskurs in Unternehmen. Es werden die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Diskurs sowie verschiedene Ansatzpunkte für den Diskurs durch die Unternehmenskommunikation betrachtet.
Schlüsselwörter
Ethische Unternehmenswerte, Unternehmensethik, Diskursethik, Verantwortung, Nachhaltigkeit, Unternehmensstrategie, Unternehmenskommunikation, Stakeholder-Value, Wertbegriff, ethische Prinzipien.
- Citar trabajo
- Stephan Reinhold (Autor), 2014, Ethische Unternehmenswerte. Entwicklung eines Konzeptes verantwortungsvoller Unternehmensführung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299234