Die Anforderungen an Unternehmen, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen, sind heutzutage sehr komplex. So agieren sie in einer pluralistischen und post-traditionalen Gesellschaft, in der sie mit unterschiedlichsten Moralvorstellungen und Ansprüchen konfrontiert sind. Diese Moralvorstellungen manifestieren sich unter anderem in Unternehmenswerten. Richten sich die Handlungen von Unternehmen dabei an Werten aus, welche nur ökonomische Interessen berücksichtigen, kann es zu gravierende Konflikten zwischen ihnen und ihren Anspruchsgruppen kommen.
Die zunehmende Kritik am Shareholder-Value-Management oder die gesellschaftliche Empörung über zu hohe Bonuszahlungen an Manager sind genauso Ausdruck dieses Konfliktes, wie die steigenden Proteste gegen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, den rücksichtslose Abbau von natürlichen Ressourcen oder der Verschmutzung der Umwelt. Der sich daraus entwickelnde gesellschaftliche Druck, schafft für Unternehmen zumindest eine extrinsische Motivation, um den Ansprüchen eines ‚verantwortungsvolleren’ unternehmerischen Handelns nachzukommen. Orientieren sich Unternehmen in ihren Handlungen an eindimensionalen ökonomischen Werten, wie der Gewinnmaximierung, wirkt das ‚gesellschaftlich verantwortungsvolle Handeln’ eines Unternehmens jedoch eher aufgesetzt und wenig konsistent. So können Konzepte, welche die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung (auch unter dem Begriff CSR: Corporate Social Responsibility bekannt) prinzipiell fördern sollen, als strategisches Marketinginstrument ‚missbraucht’ werden. Wird die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung in Unternehmen dabei nur im Sinne der Verkaufsförderung bzw. Imageverbesserung verstanden, ohne dass die eigentlichen unternehmerischen Handlungen die Ansprüche anderer Stakeholder berücksichtigen, verlieren Unternehmen ihre Glaubwürdigkeit, das gesellschaftliche Vertrauen und letztlich ihre Existenzberechtigung.
Damit der Verantwortung nachgekommen werden kann, müssen gesellschaftliche Ansprüche bereits in der Handlungsorientierung des Unternehmens, in den Unternehmenswerten, berücksichtigt werden. Um zu einem Konsens über eine gemeinsame und somit gerechte Wertebasis zwischen Unternehmen und Gesellschaft zu kommen, bedarf es einer Ebene, auf der die jeweiligen Moral- und Wertevorstellungen reflektiert werden können. Diese Reflexionsebene bildet die Ethik, welche in dieser Arbeit den Schwerpunkt darstellt.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungen
1. Kurzfassung/Summary
2. Einführung
2.1 Kontext und Relevanz der Arbeit
2.2 Aufbau der Arbeit
3. Einführung in die Ethik
3.1 Ethische Grundbegriffe
3.1.1 Moralität
3.1.2 Moral
3.1.3 Ethik
3.2 Normative Ethik
3.2.1 Unterscheidung von normativer und deskriptiver Ethik und der Metaethik
3.2.2 Ethische Prinzipien
3.2.2.1 Merkmale ethischer Prinzipien
3.2.2.2 Begründung ethischer Prinzipien
3.2.2.3 Anwendung ethischer Prinzipien
3.3 Unternehmensethik
3.3.1 Einführung in die Unternehmensethik
3.3.2 Ansätze der Unternehmensethik
3.3.2.1 Prozessorientierte Ansätze der formal-normativen Unternehmensethik
3.3.2.1.1 Republikanische Dialogethik
3.3.2.1.2 Integrative Unternehmensethik
3.3.3 Die Diskursethik als Grundlage der Unternehmensethik
3.3.3.1 Merkmale der Diskursethik
3.3.3.2 BegründungsebenederDiskursethik
3.3.3.3 Anwendungsebene der Diskursethik
3.4 Zwischenfazit: Einführung in die Ethik
4. Einführung in den Wertbegriff
4.1 Etymologische Herkunft und Bedeutung des Wertbegriffs
4.2 Herkunft und Bedeutung des Wertbegriffs in den Wirtschaftswissenschaften
4.2.1 Bedeutung des Wertbegriffs in der Betriebswirtschaft
4.2.1.1 Werttheorie nach Wolfram Engels
4.2.1.2 Der Unternehmenswert
4.2.1.3 Die Unternehmensbewertung
4.2.1.3.1 DerUnternehmenswertfürAktionäre: Shareholder-Value
4.2.1.3.2 Der Unternehmenswert für Anspruchsgruppen: Stakeholder-Value
4.3 Herkunft und Bedeutung des Wertbegriffes in der Ethik
4.3.1 Wertbegriff nach Immanuel Kant
4.3.2 WertbegriffnachRudolfHermannLotze
4.3.3 WertbegriffnachFriedrichNietzsche
4.3.4 Wertbegriff nach Max Scheler
4.4 Ethische Konzepte zur Begründung von Werten
4.4.1 Metaphysische Verankerung von Werten
4.4.2 Deduktive Herleitung aus Basiswerten
4.4.3 Vertragstheoretische Begründung von Werten
4.4.4 Prozessuale Begründung von Werten
4.4.5 Interaktionsökonomische Begründung von Werten
4.5 Zwischenfazit: Einführung in den Wertbegriff
5. Ansatzpunkte ethischer Unternehmenswerte durch den Diskurs in Unternehmen
5.1 Voraussetzungen für den Diskurs in Unternehmen
5.2.1 Ansatzpunkte für den Diskurs durch die Unternehmenskommunikation
5.2.2 Prinzipien der Unternehmenskommunikation
6 Fazit und Ausblick
Quellenverzeichnis
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabellenverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abkürzungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Kurzfassung/Summary
Welche Orientierung benötigen Unternehmen, damit ihr Handeln gesellschaftliche Ansprüche berücksichtigt und sie somit ihrer Rolle des gesellschaftlichen Akteurs gerecht werden können? Diese Arbeit gibt durch den Bezug zur Ethik eine Antwort auf diese Frage. Es wird ein Konzept aufgezeigt, mit dem es gelingen kann, die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung (Corporate Social Responsibility: CSR) durch grundlegende Handlungsausrichtungen wahrzunehmen.
Indem sich Unternehmen an Werten orientieren, welche sich durch einseitige Interessen wie der Gewinnmaximierung definieren, kann es zu Konflikten mit ihren Stakeholdern kommen. Damit Unternehmenswerte Handlungsorientierungen aufweisen, in denen die Vielzahl gesellschaftlicher Ansprüche berücksichtigt ist, müssen diese ethisch reflektiert werden. Um auf diese Ansprüche grundlegend eingehen zu können, müssen Unternehmen in den Dialog mit ihren Anspruchsgruppen treten.
Es zeigt sich, dass die Diskursethik den Anforderungen eines ethischen Prinzips entspricht und sich als Verfahren für die Wert- und Normfindung anbietet. Durch ihre institutionalisierte Form des Diskurses, schafft die Diskursethik einen Reflexionsrahmen für den Dialog, welcher eine faire Ausgangslage für das Argumentieren bildet. Damit kann durch den Diskurs ein kommunikatives Fundament geschaffen werden, welches die konsensuale Einigung über moralische Geltungsansprüche und die mit ihnen verbundenen gesellschaftlichen und unternehmerischen Werte fördert. Der Diskurs zeigt eine ideale Sprechsituation auf, in der Geltungsansprüche durch die Praxis des Argumentierens verteidigt und begründet werden müssen. In diesem Rahmen, sollen herrschaftsfreie, zwanglose und rein argumentative Entscheidungen zwischen Unternehmen und ihren Anspruchsgruppen getroffen werden können, welche den Unternehmenswerten zu ihrer gesellschaftlichen Legitimation verhelfen. Durch die Implementierung von ethischen Unternehmenswerten können Unternehmen dazu beitragen, Konflikte zu lösen oder diese gar nicht erst entstehen zu lassen.
Der Diskurs kann an die bereits vorhandenen Kommunikationsstrukturen im Unternehmen anknüpfen. Werden diese Strukturen an Prinzipien ausgerichtet, welche sich an einem Diskurs orientieren, bietet die Unternehmenskommunikation eine Anwendungsebene für ethische Unternehmenswerte. Auf der Kommunikationsebene können dabei wichtige Grundlagen geschaffen werden, welche einer übergreifenden ethischen Sensibilisierung von Unternehmen dienen.
What kind of orientation do companies need to consider social claims on their business acting, which consequently enables them to fulfill their role as social actors? This work provides an answer to this question through the reference to ethics. It presents a concept where corporate social responsibility (CSR) can be perceived through the foundations of business orientation.
If companies orientate on values, which are defined by unilateral interests, such as profit maximization, they might get into conflicts with their stakeholders. Corporate values, which intent to provide an orientation for business where various social claims are taken into account, have to be reflected ethically. In order to respond to these claims in a comprehensive way, companies have to get into dialogue with their stakeholders.
This thesis demonstrates, that discourse ethics meet the requirements of ethical principals and can therefore be used as a method to determine values and norms. The discourse as the institutionalized form of discourse ethics creates a framework of ethical reflection, which consequently constitutes a fair basis for argumentation. Hence, the discourse can create a communicative foundation, which promotes the consensual agreement on the claims of moral validity and their associated social and corporate values. The discourse points to an ideal speech situation where claims of moral validity must be defended and justified by the practice of argumentation. Within this discourse framework a non-hierarchical, informal and purely argumentative decision between companies and their stakeholders should be made, which facilitates the social legitimation of corporate values. Through the implementation of ethical corporate values, companies can contribute to solving or even to avoiding social conflicts.
The discourse can be connected to communication structures, which already exist in a company. If these communication structures are aligned with principles that are orientated on the discourse, corporate communication can provide an application level for ethical corporate values. On communication level, an important foundation can be created that promotes the overarching ethical awareness of the company.
2. Einführung
2.1 Kontext und Relevanz der Arbeit
Für diese Arbeit wurde sich grundlegend die Frage gestellt, wie es Unternehmen als gesellschaftlichen Akteuren gelingen kann, ihr Handeln so auszurichten, dass dieses als verantwortbar gegenüber der Gesellschaft gelten kann. Die Anforderungen an Unternehmen, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen, sind heutzutage sehr komplex. So agieren sie in einer pluralistischen und post-traditionalen Gesellschaft, in der sie mit unterschiedlichsten Moralvorstellungen und Ansprüchen konfrontiert sind. Diese Moralvorstellungen manifestieren sich unter anderem in Werten, welche bewusst oder unbewusst den Handelnden eine Orientierung geben. Richten sich die Handlungen von Unternehmen dabei an Werten aus, welche nur ökonomische Interessen berücksichtigen, kann es zu gravierende Konflikten zwischen Unternehmen und ihren Anspruchsgruppen kommen.
Die zunehmende Kritik am Shareholder-Value-Management oder die gesellschaftliche Empörung über zu hohe Bonuszahlungen an Manager sind genauso Ausdruck dieses Konfliktes, wie die steigenden Proteste gegen menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, den rücksichtslose Abbau von natürlichen Ressourcen oder der Verschmutzung der Umwelt. Durch eine stetige Verbesserung der
Informationsmöglichkeiten, welche u.a. die internationale Vernetzung und Organisation von Interessensgruppen ermöglicht, wird die gesellschaftliche Wahrnehmung bzgl. der Wirkungen und Folgen unternehmerischen Handelns zunehmend sensibilisiert. Der sich daraus entwickelnde gesellschaftliche Druck, welcher sich im negativen Sinne z.B. durch Konsumentenboykotts äußern kann, schafft für Unternehmen zumindest eine extrinsische Motivation, um den Ansprüchen eines ,besseren’ und verantwortungsvolleren’ unternehmerischen Handelns nachzukommen. Orientieren sich Unternehmen in ihren Handlungen an eindimensionalen ökonomischen Werten, wie der Gewinnmaximierung, wirkt das gesellschaftlich verantwortungsvolle Handeln’ eines Unternehmens jedoch eher aufgesetzt und wenig konsistent. So könne Konzepte, welche die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung (auch unter dem Begriff CSR: Corporate Social Responsibility bekannt) prinzipiell fördern sollen, als strategisches Marketinginstrument ,missbraucht’ werden. Wird die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung in Unternehmen dabei nur im Sinne der Verkaufsförderung bzw. Imageverbesserung verstanden, ohne dass die eigentlichen unternehmerischen Handlungen die Ansprüche anderer Stakeholder berücksichtigen, verlieren Unternehmen ihre Glaubwürdigkeit und das gesellschaftliche Vertrauen.
Dadurch verstärken sie einerseits die Konflikte mit ihren Anspruchsgruppen, andererseits gefährden sie damit ihre Existenzberechtigung.
Damit der Verantwortung nachgekommen werden kann, gesellschaftliche Ansprüche grundlegend in unternehmerischem Handeln zu beachten, müssen diese bereits in der Handlungsorientierung des Unternehmens, in den Unternehmenswerten, berücksichtigt werden. Um zu einem Konsens über eine gemeinsame und somit gerechte Wertebasis zwischen Unternehmen und Gesellschaft zu kommen, bedarf es einer Ebene, auf der die jeweiligen Moral- und Wertevorstellungen reflektiert werden können. Diese Reflexionsebene bildet die Ethik, welche in dieser Arbeit den Schwerpunkt darstellt. Dabei liegt der Fokus, neben der Auseinandersetzung mit den Grundlagen der Ethik und der Unternehmensethik vor allem auf der Untersuchung ihrer Prinzipien. Diese werden in der hier vorliegenden Arbeit ausführlich behandelt, da sie den Bezugspunkt für die ethische Reflexion bilden und somit auch die Grundlage für gesellschaftlich legitimierte Unternehmenswerte schaffen.
2.2 Aufbau der Arbeit
Diese Arbeit ist in drei Teile aufgeteilt. Für die Grundlagen werden im ersten Teil der Arbeit die Begriffe Moralität, Moral und Ethik erklärt, auf die im Laufe der Arbeit immer wieder zurückgegriffen wird. Über die normative Ethik wird folgend der Bezug zu ethischen Prinzipien hergestellt. Da ethische Prinzipien eine grundlegende Basis für die normativen Handlungsorientierungen und folgend auch für die ethische Reflexion von Unternehmenswerten darstellen, wird ausführlich auf deren Merkmale sowie deren Begründungs- und Anwendungsebene eingegangen. Die Verknüpfung mit der Unternehmensethik erlaubt verschiedene Ansätze aufzuzeigen, welche sich mit ethischen Problemen im betriebswirtschaftlichen Bereich auseinandersetzen. Da sich besonders die prozessorientierten Ansätze der formal-normativen Unternehmensethik mit den Regeln für gemeinsam akzeptierte Werte befassen, wird auf diese näher eingegangen. Es wird gezeigt, dass die republikanische Dialogethik und die integrative Unternehmensethik, welche zu diesen Ansätzen der Unternehmensethik zählen, diskursethische Wurzeln besitzen. Darauf aufbauend wird untersucht, ob die Diskursethik den Anforderungen eines ethischen Prinzips entspricht und somit als Grundlage für die Unternehmensethik und die in ihr fußenden ethischen Unternehmenswerten dienen kann.
Im zweiten Teil dieser Arbeit wird sich mit dem Wertbegriff auseinandergesetzt. Dazu wird auf die etymologische Herkunft des Wertbegriffs eingegangen um eine Deutungsgrundlage zu schaffen. Da der Wertbegriff, damals wie heute, dem Kontext entsprechend unterschiedlich definiert wird, soll dieser sowohl aus der wirtschaftswissenschaftlichen als auch aus der ethischen Perspektive untersucht werden. Für die Entwicklung und Bedeutung des Wertbegriffes in den Wirtschaftswissenschaften wird sowohl auf die volkswirtschaftliche als auch auf die betriebswirtschaftliche Perspektive eingegangen. Da Unternehmenswerte heutzutage zumindest im betriebswirtschaftlichen Kontext vorrangig über die Unternehmensbewertung definiert werden, wird diese Bewertungsperspektive durch den Managementansatz des Shareholder-Values und den des Stakeholder-Values näher untersucht. Durch die Auffassungen von Immanuel Kant, Rudolf Hermann Lotze, Friedrich Nietzsche und Max Scheler wird auf die Herkunft und die Bedeutung des Wertbegriffes in der Ethik eingegangen. Die Untersuchung metaphysischer, deduktiver, vertragstheoretischer, prozessualer und interaktionsökonomischer Konzepte schaffen Ansätze, um Werte im Sinne der Ethik begründen zu können.
Im Verlauf dieser Arbeit wird gezeigt, dass der Diskursethik bzw. dem Diskurs eine wichtige Rolle für die Definition von ethischen Unternehmenswerten zukommt. Dafür soll im dritten und letzten Abschnitt dieser Arbeit auf Ansatzpunkte eingegangen werden, um den Diskurs und eine dialogorientierte Kommunikation in Unternehmen etablieren können. Dazu werden zuerst die Voraussetzungen überprüft, ob der Diskurs in Unternehmen grundsätzlich möglich ist. Im Anschluss wird konkret auf die Unternehmenskommunikation eingegangen. Durch das Aufzeigen von Gemeinsamkeiten zwischen Prinzipien der Unternehmenskommunikation und Kriterien des Diskurses werden Anknüpfungspunkte für den Diskurs im Unternehmen dargestellt. Diese Anknüpfungspunkte sollen letztlich als erste Möglichkeiten dienen, um ethische Unternehmenswerte als unternehmerische Handlungsorientierung zu etablieren.
3. Einführung in die Ethik
3.1 Ethische Grundbegriffe
In dem folgenden ersten Abschnitt sollen ethische Grundbegriffe geklärt werden. Dazu wird auf den Begriff der Moralität eingegangen, um einen Bezugsrahmen für die Differenzierung von Moral und Ethik aufzubauen. Da die Moral und die Ethik häufig, jedoch auch fälschlicherweise, mit der gleichen Bedeutung verwendet werden, soll die für die diese Arbeit wichtige Unterscheidung von Anfang an aufgebaut werden.
3.1.1 Moralität
„Moralität ist ein spezifisches humanes Phänomen, von dem jeder Mensch aus eigener Erfahrung ein intuitives Vorverständnis hat. Worum es bei Fragen der Moral und Ethik im Kern geht, lässt sich daher zunächst am besten aus ihrer elementaren Bedeutung für das Leben und Zusammenleben der Menschen begreifen.“[1]
Moralität und Sittlichkeit sollen in dieser Arbeit als synonyme Begriffe verwendet werden.[2] Nach Otfried Höffe bezeichnet die Sittlichkeit „die uneingeschränkte Verbindlichkeit, unter der der Mensch in seinem Verhalten zu den Mitmenschen, aber auch zur Natur und zu sich selbst steht.“[3] Dabei ist die Sittlichkeit, nicht wie bei der Moral (siehe Abschnitt 3.1.2) aufgrund sozialer Sanktionen konstituiert, sondern seiner selbst Willen zu befolgen und richtet sich an den Menschen als freies Vernunftwesen. Moralität ist nicht mit einer bestimmten Moral identisch, sondern bezeichnet vielmehr den unbedingten normativen Anspruch, von dem aus die Moral ihre Rechtfertigung oder auch Disqualifizierung erhält. Der Mensch zeichnet sich als sittliches Wesen dadurch aus, dass er sich zu seinen biologischen, psychologischen und soziokulturellen Bedingungen ins Verhältnis setzt und durch die Benennung, Beurteilung, Anerkennung oder Verwerfung dieser Determinationen über Vernunft[4] verfügt. Stellt sich der Mensch in seinem Handeln dem Anspruch der Moralität, tut er das Gute, handelt er absichtlich entgegengesetzt dieses Anspruches, tut er das Böse[5]
Peter Ulrich beschreibt die Moralität als ein „spezifisches humanes Phänomen“.[6] Er bezieht den Begriff grundlegend auf die „Bedingung der Möglichkeit menschlichen Seins“[7], der Conditio Humana. In diesem Sinne ist der Mensch „ein Wesen (...), dessen Verhalten im Unterschied zu demjenigen anderer Lebewesen nicht naturgesetzlich determiniert ist, sondern zu einem wesentliche Teil die Form willentlichen Handelns hat.“[8]
Als Grundlage der Möglichkeit des willentlichen Handelns zählt die Freiheit des Menschen. Freiheit und Moralität sind in diesem Sinne zwei untrennbare Ideen: „Im Begriff der Moralität wird Freiheit als das Unbedingte gedacht, als der unbedingte Anspruch, Freiheit um der Freiheit willen als das höchste menschliche Gut zu realisieren.“[9] Die Willens- und Handlungsfreiheit sind wesentlich, um eine bewusste Stellung (gedanklicher Standpunkt) zu sich selbst, der Welt und anderen Möglichkeiten des Tuns zu entwickeln.[10] Dass die Moralität einen unbedingten Selbstanspruch hat, kann man nicht bestreiten ohne den Menschen als ein willensfreies, zur Stellungnahme fähiges, zurechnungs- und verantwortungsfähiges Subjekt zu verleugnen.[11] Dieser (Selbst-) Anspruch versteht sich dabei als nicht empirisch bedingt, was die Moralität als Prinzipien- oder Vernunftbegriff definiert.[12]
Die Moralität soll in dieser Arbeit als das grundsätzliche menschliche Vermögen (Disposition) verstanden werden, das einen Selbstanspruch auf moralische Selbstbestimmung (Autonomie), moralische Empfindsamkeit (Verletzlichkeit) und moralisches Urteilsvermögen (Gewissen) hat. Moralität gehört zu der Natur des Menschen, wobei die menschlichen Grundbefindlichkeiten unabhängig von der Pluralität ihrer kulturgeschichtlichen Kultivierungsformen zu verstehen sind.[13] Durch die Moralität wird somit deutlich, dass jeder (menschliche) Akteur, der sich im unternehmerischen Kontext bewegt, grundlegend die Möglichkeiten bzw. das Vermögen besitzt, überhaupt moralisch zu handeln.
3.1.2 Moral
Das deutsche Wort Moral lässt sich von dem lateinischen Wort mos (Plural: mores: die guten Sitten) ableiten. Mos ist die lateinische Übersetzung der griechischen ethos Begriffe14 und wird, in die deutschen Wörter Sitte und Charakter übersetzt. Die Moral entspricht inhaltlich eher dem was unter έθος verstanden wird.15 Ebenso wie die Begriffe Moralität und Sittlichkeit (siehe Abschnitt 3.1.1), kann der Begriff Moral nach Pieper und anderen16 als Synonym für den Begriff Sitte verwendet werden.
Der Geltungsanspruch einer Moral ist überwiegend kulturell begründet. Sie wird über Traditionen, Religionen und (explizite) Konventionen vermittelt und gilt für eine bestimmte Gruppe von Menschen, sei es eine lokale Gemeinschaft, ein Unternehmen oder ein Familienkreis.[14] [15] [16] [17] In dieser Arbeit soll im speziellen auf die „Orte der Moral“[18] [19] in Unternehmen und dessen Bezug zu Werten eingegangen werden. Zu den Orten der Moral zählen nach Schwegler „sämtliche unternehmensexterne und - interne Regeln“™ Der unternehmerische Ort der Moral kann sich in einer Unternehmenskultur darstellen, welche das Konglomerat von Normen und Werten bildet. Die Moral bietet somit einen wichtigen Bezugspunkt für die Entstehung und Verankerung von Werten. Die moralischen Vorstellungen innerhalb von Gesellschaften beruhen meist auf einer unhinterfragten Grundübereinstimmung bzw. Zustimmung der Adressaten, welche diese als sinnvoll und positiv erfahrbar erachten. Moralisches Verhalten kommt in persönlichen Überzeugungen und Verhaltensweisen von Menschen zum Ausdruck sowie in der Verfasstheit von Institutionen. Aus dem soziologischen Blickwinkel betrachtet, dient die Moral einer Gruppe der berechenbaren Interaktion der Gruppenmitglieder, was vor allem der Integration und Stabilität sozialer Systeme dient. Dabei entsteht eine kollektive Selbsterhaltung der Gemeinschaft, welche auf Vertrauen basiert und den Einzelnen in seinen Entscheidungen entlastet. Außerdem wird durch die Moral ein Richtmaß für ein sinnvolles Leben gegeben, welches von der Gruppe als ebenso sinnvoll erachtet wird.[20] Dies führt zu der Annahme, dass menschliche Gemeinschaften die Auswahl der für sie geltenden Werte und Normen i.d.R. nach persönlichem Vorteils- und Nützlichkeitsabwägungen treffen.[21]
Nach Ulrich regelt die Moral „was man in einer sittlichen Gemeinschaft darf und was nicht, was man tun und was man lassen soll. Moralische Urteile beziehen sich auf die geltenden Rechte des gerechten, solidarischen und rücksichtsvollen Zusammenlebens in einer sozialen Gemeinschaft. Diese sozial geltenden Regeln des zwischenmenschlichen Umgangs werden moralische Normen genannt.“[22] Höffe definiert die Moral bzw. Sitte wie folgt: „Moral und Sitte stellen den für die Daseinsweise der Menschen konstitutiven (...) normativen Grundrahmen für das Verhalten vor allem zu den Mitmenschen, aber auch zur Natur und sich selbst dar“.[23] Küpper definiert den Moralbegriff etwas verkürzt aber inhaltlich ähnlich wie Höffe: „Die Moral bezeichnet die in einer sozialen Einheit geltenden Normen, Werte und Regeln.“[24] Auch andere Autoren[25] wenden sich dem Begriff der Moral bzw. Sitte in inhaltlich ähnlicher Weiser wie Höffe und Küpper zu. Dies soll als Grundlage für die Definition der Moral dienen, wie sie in dieser Arbeit Verwendung finden soll:
Die Moral kann als die Gesamtheit der gewohnten, faktisch geltenden Normen, Werte, Überzeugungen und Prinzipien bezeichnet werden, welches in einer Gesellschaft die gelebten und geltenden Vorstellungen vom Guten bzw. vom Gesollten zum Ausdruck bringt.
Durch die Beschreibung und Definition der Moral wird deutlich, dass diese immer mit situativen Bedingungen verbunden ist. Sie ist also weder feststehend noch endgültig, sie kann veralten bzw. unzeitgemäß werden und sollte deshalb inhaltlich immer offen für Kritik und Veränderung sein.[26] Ihrem Anspruch nach ist die Moral jedoch unveränderlich, es wird also immer moralische Geltungsansprüche geben.[27] Die Forderung nach Gültigkeit einer bestimmten Moral lässt sich einfacher von Menschen verstehen und akzeptieren, welche das gleiche Moralverständnis teilen. Diese sind womöglich im selben kulturellen Kontext groß bzw. erzogen worden und können entsprechend moralische Urteile oder Gefühle nachvollziehen. Im Umkehrschluss ist es verständlich, dass es in Situationen, in denen Menschen mit unterschiedlichen Moralvorstellungen aufeinander treffen, leicht zu moralischen Konflikten führen kann.[28]
Diese Konflikte lassen sich auch auf die Interaktionen zwischen Unternehmen und die das Unternehmen umgebende Gesellschaft schließen. Eine Unternehmenskultur kann somit eine Struktur von Werten und Normen entwickeln, welche innerhalb des Unternehmens als moralisch bewertet wird, jedoch den gesellschaftlichen Moralvorstellungen entgegensteht. Sind Werte und Normen in einem Unternehmen beispielsweise so konzipiert, dass sie das Streben nach Gewinnmaximierung für gut und gesollt erachten, können mögliche negative Folgen dieser Orientierung (Bsp. schlechte Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter oder Umweltverschmutzung) keine oder nur eine geringe Rolle spielen. Für Angestellte oder auch Umweltschützer deren Wert- und Moralvorstellung jedoch u.a. in guten Arbeitsbedingungen und Umweltschutz fußt, zählt das Handeln, welches sich an Werten der unternehmerischen Gewinnmaximierung orientiert, durch die für sie resultierenden negativen Folgen, als unmoralisch.[29] An diesen moralischen Konfliktpunkten finden ethische Unternehmenswerte ihren Bezugspunkt.
Um die Frage zu beantworten, welches Moralkonzept in diesem Fall gerecht ist bzw. welches Verständnis über den richtigen Lebensstil im Konfliktfall als gerechtfertigt gilt, bedarf es einer komplexen Reflexion.[30] Dazu benötigt es einer Metaebene, welche moralisches Handeln grundsätzlich thematisiert. Auf dieser Ebene müssen die Prinzipien und Kriterien zur Beurteilung von Handlungen hinterfragt werden, welche den Anspruch auf unbedingte Gültigkeit der jeweiligen Moral begründen. Das ist die Aufgabe der Ethik.
3.1.3 Ethik
Der Begriff der Ethik stammt von dem griechischen Wort „ethos“ ab, welches, wie im Abschnitt 3.1.2 erwähnt, zwei Bedeutungen hat: Sitte und Charakter.[31] [32] Dass es durch diese Begriffsherkunft oft zu Verwirrungen zwischen den Begriffen Moral und Ethik, sowie ethisch32 und moralisch kommt bzw. die Begriffe synonym genutzt werden, ist im Sprachgebrauch nicht ungewöhnlich.[33] Dennoch gilt es eine klare Abgrenzung zwischen den Begriffen Moral und Ethik vorzunehmen. Den Unterschied bildet u.a. das Reflexionsniveau. Die Ethik soll dabei gleichbedeutend als Moralphilosophie verstanden werden, also als philosophische Untersuchung der Moral.[34] Mit anderen Worten versteht sich die Ethik als eine Disziplin der praktischen Philosophie, als Wissenschaft, welche das moralische Handeln zum Gegenstand hat.[35] Im Unterschied zur Moral beansprucht die Ethik keine Geltung aufgrund situativer Handlungen.[36] Sie bezeichnet stattdessen die Praxis des Begründens von und Argumentierens um moralische Prinzipien, Werte, Normen und Urteile.[37] Die Ethik wird als die Begründungsmöglichkeit für moralische Handlungsweisen beschrieben und dient somit auch der Ausbildung eines individuellen Wertebewusstseins.[38] Annemarie Pieper beschreibt die Ethik wie folgt: „Die Ethik sagt nicht, was das Gute in Concreto ist, sondern wie man dazu kommt, etwas als gut zu beurteilen/[39] Die Ethik hat also zum Ziel, Kriterien zu bestimmen, anhand derer man ein Urteil als gut bewerten kann.
Resultierend aus der begrifflichen Differenzierung von Moral und Ethik folgt, dass ethische Überlegungen nicht aus sich selbst heraus moralisch sind, durchaus aber aus eigenem Interesse aus Problematiken der Moral hervorgehen können. Ebenso kann nicht angenommen werden, dass moralische Überlegungen von sich heraus ethisch sind, sie aber zu ethischen Fragestellungen radikalisiert werden können. Über die Frage, welche Perspektive als allgemein verbindlich gelten soll, um eine Entscheidung, ein Urteil oder eine Handlung als moralisch oder unmoralisch zu bewerten, wird in der Geschichte der Philosophie[40] bereits länger diskutiert, wobei die Auffassungen darüber weit auseinander gehen.[41] Auch in der Moderne wird weiter darüber nachgedacht, welche Probleme eine ethische Theorie als ihre zentrale Fragestellung behandelt.[42]
Grundlegend kann festgehalten werden, dass sich die Ethik mit der Verbesserung[43] der menschlichen Praxis beschäftigt.[44] In diesem Zusammenhang lassen sich unterschiedliche Erkenntnisinteressen ableiten, welche sich in den Disziplinen der Metaethik, der deskriptiven- und der normativen Ethik unterscheiden.
3.2 Normative Ethik
3.2.1 Unterscheidung von normativer und deskriptiver Ethik und der Metaethik
Wie beschrieben, lässt sich die Ethik als Teil der praktischen Philosophie in die Disziplinen der normativen, der deskriptiven und der Metaethik einteilen. Die normative Ethik versucht die kantische Frage nach dem ,Was sollen wir tun?’ bzw. die Frage nach dem richtigen Handeln zu beantworten. Sie ist auf der Suche nach der richtigen Moral.[45] Dabei hat die normative Ethik zum einen die Aufgabe, die schon praktizierten Handlungen des Menschen in eine aufgeklärte und somit bessere Praxis zu transformieren.[46] Sie möchte jedoch nicht nur Soll-Zustände mit entsprechenden Handlungsorientierungen anbieten, sondern diese auch begründen und klären warum sie als ethisch gerechtfertigt gelten.[47] Aus diesem Grund hat die normative Ethik zusätzlich zur Aufgabe, ein abstraktes und allgemeingültiges Prinzip zu begründen, auf dessen Grundlage die Moral kritisch überprüft bzw. reflektiert werden kann. Um allgemeingültig zu sein, muss sich das Prinzip auf etwas unbedingtes, also mit einer nötigen Distanz auf den bloß empirischen Ist-Zustand, beziehen.[48] Um willkürliche ethische Handlungsvorschläge zu vermeiden und eine abgesicherte Lösungsperspektive für das richtige Handeln anzubieten, ist besonders die zweite Aufgabe, die Begründung eines allgemeingültigen Prinzips, für die Ethik von großer Bedeutung. Das begründete ethische Prinzip bildet den Reflexionspunkt auf den sich Normen und Werte (und somit auch die ethischen Unternehmenswerte), welche sich in einer Moralvorstellung manifestiert haben, beziehen können. Darauf wird im folgenden Abschnitt 3.2.2 vertiefend eingegangen. Für ein besseres Verständnis der normativen Ethik soll jedoch vorerst noch die Beziehung zur deskriptiven Ethik und Metaethik aufgebaut werden.
Die deskriptive Ethik ist im Vergleich zur normativen Ethik nicht auf der Suche nach der richtigen Moral. Sie möchte vielmehr das Faktum der menschlichen Moral beschreiben bzw. eine Antwort auf die Frage ,Was ist Moral?’ geben. Die deskriptive Ebene der Ethik soll dabei helfen zu verstehen, welche Rolle die Moral im Leben spielt, was es heißt, moralischen Regeln zu folgen bzw. sich von moralischen Regeln leiten zu lassen. Sie hat also zur Aufgabe die Grundlagen der moralischen Praxis zu erfassen. Denn es kommt zunächst nicht darauf an zu klären, was die richtige Moral ist, sondern vielmehr darauf, sich mit den Fragen zu den Grundzügen der Moral zu befassen. Vorstellungen moralischer Inhalte und Ideale können nicht nur in und zwischen Gesellschaften variieren, sondern ebenso auf individueller Ebene. Für die daraus resultierende Vielzahl an moralischen Auffassungen hat die deskriptive Ethik eine wichtige Rolle für die normative Ethik. Sie beschreibt die Moral im Vorfeld, damit Sie überhaupt von der normativen Ethik bewertet werden kann.[49] In Konfliktsituationen, welche durch unterschiedliche Moralvorstellungen zwischen der Gesellschaft und Unternehmen auftreten können, ist es dementsprechend vorerst die Aufgabe der deskriptiven Ethik zu beschreiben, wie sich die jeweilige Moral z.B. in Form von Unternehmenswerten manifestiert. Um die vorherrschenden Werte eines Unternehmens herauszufinden, bieten sich beispielsweise Befragungen oder Workshops an, bei denen zusammen mit den Stakeholdern analysiert wird, welche Handlungsorientierungen und Normen das alltägliche Arbeiten leiten.
Die Metaethik ist die Theorie der normativen und der deskriptiven Ethik und muss somit im gleichen Bezugsrahmen zu den beiden Disziplinen stehen. Auf der Ebene der Metaethik findet die Selbstreflexion der Ethik statt.[50] Metaethische Theorien setzen eine Stufe vor der deskriptiven und normativen Ethik an und versuchen rein formal zu untersuchen und zu begründen, was generell unter einem moralischen Urteil zu verstehen sei: ,Was ist ein moralisches Urteil?’, bzw. ,Worin unterscheiden sich moralische Urteile von anderen Urteilsarten?’. Sowohl die deskriptive als auch die normative Ethik sind in ihrer Auseinandersetzung auf diese Antworten angewiesen. Somit sind diese Fragestellungen bei der Auseinandersetzung mit der Moral keineswegs trivial. Das Aufgabengebiet der Metaethik erstreckt sich damit auf die Analyse der vielfältigen formalen Aspekte moralischer Urteile.[51]
Die normative und deskriptive Ethik sowie die Metaethik können nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Der Grund dafür liegt darin, dass die normative Ethik die Moral hinterfragt, welche von der deskriptiven Ethik beschrieben wird. Die Metaethik ist hingegen die Theorie der beiden Disziplinen. Würde sich die normative Ethik nicht auf die von der deskriptiven Ethik beschriebenen vorherrschenden Moral beziehen und dabei nicht die Möglichkeit ihrer Realisierung reflektieren, würde sie ihr praktisches Interesse verfehlen. Ohne einen Bezug zu metaethischen Überlegungen würde es die normative Ethik versäumen, ihr eigenes wissenschaftstheoretisches Vorgehen darzulegen. Hinzu kommt, dass die Metaethik sich mit der Bedeutung von Begriffen und der Anwendung von Methoden beschäftigt, was wiederum Auswirkungen auf die Inhalte der normativen Ethik hat.[52] Für den weiteren Verlauf dieser Arbeit wird die deskriptive Ethik und die Metaethik eine zur normativen Ethik untergeordnete Rolle einnehmen.
3.2.2 Ethische Prinzipien
Die normative Ethik hat also zur Aufgabe ein allgemeingültiges und abstraktes Prinzip zu begründen, welches ihr als oberstes Kriterium für die von ihr vorgeschlagenen Handlungsempfehlungen (für ein moralisch gerechtfertigtes Handeln) dient. Die Identifikation des Prinzips, welchem die Ethik folgt, soll aufgedeckt und so als ethisches Prinzip identifiziert werden. Ein Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, dass sich ethische Unternehmenswerte auf die normative Ethik beziehen. Der Bezug der normativen Ethik zu ethischen Prinzipien hat somit auch für ethische Unternehmenswerte eine wichtige Bedeutung. Auf diese wird im Folgenden bezügliche ihrer Merkmale und ihrer Begründungs- und Anwendungsebene ausführlich eingegangen werden. Es sollen dabei bereits erste direkte Bezugspunkte zwischen ethischen Prinzipien und ethischen Unternehmenswerten hergestellt werden. Diese sollen anschließend durch eine unternehmensethische und diskursethische Perspektive ausgebaut werden.
3.2.2.1 Merkmale ethischer Prinzipien
Ein Prinzip beschreibt einen letzten Grund. Das ethische Prinzip ist damit das oberste Kriterium bzw. der letzte Maßstab beim praktischen Argumentieren oder auch der letzte praktische Grundsatz. Ein ethisches Prinzip hat zur Aufgabe, dessen untergeordneten Normen und Werten zur Rechtfertigung zu dienen. Es muss somit als Metanorm angesehen werden von der aus sich die Gültigkeit einzelner Normen und Werte beurteilen lässt.[53] Für Albert Schweizer bspw. ist ein Prinzip im Sinne einer obersten inhaltlichen Norm die ,Ehrfurcht vor dem Leben’. Für Alan Gewirth gilt in diesem Kontext das ,Principle of Generic Consistency’ oder für John Rawls das ,Prinzip der Gerechtigkeit’. Aus der formalen Perspektive erhalten bspw. die ,Goldene Regel’, der kategorische Imperativ und die Diskursethik normative Gültigkeit.[54]
Da im Rahmen dieser Arbeit ein Lösungsansatz vorgestellt werden soll, bei dem Unternehmenswerte ihre ethische Legitimation durch die Berücksichtigung anderer Moralvorstellungen erhalten, wird sich mit der hier bereits angedeuteten Diskursethik als prozedurales ethisches Prinzip näher auseinandergesetzt werden. Warum sich diese als ein formales ethisches Prinzip für die Konfliktlösung zwischen gesellschaftlichen und unternehmerischen Moralvorstellungen anbietet, soll im weiteren Verlauf gezeigt werden. Zunächst wird jedoch auf die grundlegenden Merkmale des ethischen Prinzips eingegangen um später Parallelen zu der Diskursethik aufbauen zu können. Da das ethische Prinzip den Maßstab für moralische Urteile darstellen soll, muss es auch deren Merkmalen genügen um es näher identifizieren zu können. Trotzdem kann das ethische Prinzip nicht, wie das moralische Urteil, kontextgebunden sein und gleichzeitig den Anspruch auf allgemeine Gültigkeit erheben. Wie oben beschrieben, soll die Ethik auf ihren allgemeinen Punkt gebracht werden und kann sich deshalb nicht auf eine einzelne Situation beziehen.
Das erreicht die Ethik, indem ihr Prinzip situationsübergreifend und durch die Distanz zum empirischen Ist-Zustand ihre Allgemeingültigkeit behaupten kann. Damit ein ethisches Prinzip seine Geltung für verschiedene Situationen gewinnen kann, muss es also abstrakt sein. Nur durch diese Abstraktion vom Empirischen kann selbiges kritisiert und beurteilt werden.[55] Eine normative Ethik, welche materiale Wertekataloge aufstellt bzw. konkrete Handlungsvorschläge macht, ist deshalb auch nicht begründbar.[56] Das ethisch Richtige ist also ein Relationsbegriff, wobei das situationsübergreifende Prinzip formal zu konzipieren ist. Dabei sollen keine inhaltlichen und konkreten Vorschriften gemacht werden. Anstatt dessen soll ein Verfahren angeboten werden, welches dabei hilft, zu situationsspezifischen Normen und Werten zu kommen und diese zu überprüfen. Vorgegebene Inhalte würden die Autonomie des Einzelnen behindern und somit auch die Grundvoraussetzung (die Freiheit) für seine Moralität in Frage stellen.[57] Da ein ethisches Prinzip also weder empirisch noch inhaltlich zu definieren ist, hat es dem Status einer regulativen Idee zu genügen, die eine Orientierung für das alltägliche Handeln vorgibt. Man könnte das ethische Prinzip mit einem Kompass vergleichen, welcher eine Richtung angibt, ohne ein konkretes Ziel oder den genauen Weg aufzuzeigen. Trotzdem das ethische Prinzip keine inhaltlichen Vorgaben macht, soll es normative Aussagen enthalten, die sich auf ein Abstraktionsniveau beziehen.[58] Wie im Abschnitt 3.1.3 aufgeführt, beschäftigt sich die Ethik mit dem globalen Ausmaß der Folgen menschlichen Handelns und den unterschiedlichen Lebensformen, die friedlich miteinander koexistieren sollen. In diesem Kontext müssen ethische Prinzipien auch eine globale Reichweite haben. Daraus ergibt sich, dass ein ethisches Prinzip universal gelten muss.[59] Es kann festgehalten werden, dass ethische Prinzipien das zentrale Thema der normativen Ethik darstellen, wobei diese abstrakt, formal und universal sein sowie dem Status einer regulativen Idee genügen sollen.
Wie bereits erwähnt, ist der Zweck der normativen Ethik die Verbesserung der Praxis. Um die freien moralischen Akteure und somit auch die Handelnden in einem Unternehmen davon überzeugen zu können, dass sie im Sinne der normativen Ethik handeln, muss ihnen die normative Ethik durch eine fundierte Begründung der ethischen Prinzipien einen Maßstab für ihr Handeln anbieten können. Des Weiteren muss sie es schaffen, die abstrakten und allgemeingültigen ethischen Prinzipien in weiteren Schritten für die spezifische Alltagspraxis aufzubereiten, damit ethische Prinzipien zu ihrer sozialen Gültigkeit gelangen können. Diese Aufbereitung stellt einen Zwischenschritt zwischen der philosophischen Begründung und der praktischen, situationsspezifischen Umsetzung dar. Es wird also versucht, die abstrakte Moralität der ethischen Prinzipien in eine konkrete Sittlichkeit der Alltagspraxis zu übertragen.[60] Dieser Zwischenschritt soll im Folgenden als Anwendung bezeichnet werden.[61] Da die Anwendungsebene ohne Bezugnahme auf ein begründetes ethisches Prinzip einer „pragmatische Entleerung des Ethischen^[62] gleichkommt bzw. ihr dadurch der Maßstab fehlen würde, soll im nächsten Schritt genauer auf die Begründung ethischer Prinzipien eingegangen werden. Anschließend soll aufgezeigt werden, warum dieser Zwischenschritt auf der Anwendungsebene für die normative Ethik nötig ist.
3.2.2.2 Begründung ethischer Prinzipien
Auch wenn die Frage nach dem richtigen moralischen Grundsatz müßig ist und es in der Philosophie keine Einigkeit darüber gibt[63], muss man sich trotzdem mit der Begründung ethischer Prinzipien auseinandersetzen, um nicht willkürlich zu agieren bzw. vorgefundene Normen und Werte als ausreichende Grundlage des Handelns zu akzeptieren. Wie oben beschrieben, ist die Begründung eines ethischen Prinzips die Grundlage für die Anwendung des selbigen und zugleich die Voraussetzung um überhaupt über situative Normen und Werte zu streiten. Ein weiterer wichtiger Grund, sich mit der Begründung des ethischen Prinzips zu befassen, ist die Gefahr der Verwässerung der ethischen Orientierungsfähigkeit durch den ethischen Pluralismus. Wenn man keine Begründungsbasis für die verschiedenen ethischen Auffassungen schafft, ist der in der Situation Handelnde orientierungslos und von der Wissenschaft allein gelassen.[64] Für die Wissenschaft, die Alltags- und Unternehmenspraxis muss durch die Begründung ethischer Prinzipien geklärt werden, ob es etwas Unbedingtes und Allgemeingültiges gibt und wie es zu formulieren ist. In der Alltagspraxis muss die normative Ethik durch ethische Prinzipien Lösungshorizonte anbieten können, da sie andernfalls an (normativer) Akzeptanz verliert. In der Unternehmenspraxis ist diese Anforderung analog durch die Unternehmensethik zu erfüllen. So müssen auch Unternehmenswerte, sobald sie ethisch reflektiert sein wollen, eine Begründungsbasis vorweisen können, die der ethischen Reflexion zugrunde liegt. Auf der wissenschaftlichen Seite kann sich die normative Ethik durch die Begründung von etwas allgemein Gültigem gegen Moralskeptiker verteidigen bzw. sich selbst auch in der praktischen Überzeugungsarbeit stärken.[65]
Um einen Bezugspunkt für die Begründung ethischer Prinzipien zu schaffen, muss eine allgemeine Zustimmungswürdigkeit[66] auf das Auswahlkriterium vorliegen. Der einzelne Mensch muss die prinzipielle Möglichkeit dazu haben, die Begründung des ethischen Prinzips einzusehen, auch wenn das ethische Prinzip faktisch nicht die Zustimmung aller Subjekte erhält. Dadurch schließen sich einige
Begründungsalternativen bereits aus:
(1) Die Bezugnahme auf Gott zur Legitimation von ethischen Prinzipien ist aus geltungslogischer Sicht nicht möglich, da der Glauben an sich nicht verallgemeinerbar ist. (2) Auch die moralische Intuition kann keine allgemeine Zustimmung erlangen, da sie subjektiven und situativen Denkgewohnheiten entspricht. (3) Der Versuch ein ethisches Prinzip aus der Natur oder anthropologischen Annahmen heraus zu begründen endet in einem naturalistischen Fehlschluss[67] und ist somit ebenso zu verwerfen. (4) Aus der nonkognitivistischen Sicht werden Interessen als möglicher Bezugspunkt für die Begründung ethischer Prinzipien angeführt.[68] Eine allgemeine Zustimmungswürdigkeit würde jedoch nur dann vorliegen, wenn es ein Interesse gibt, dem alle Menschen folgen könnten. Auch wenn es ein solches gäbe, würde ein subjektives Interesse eine gerechtfertigte Norm zu verletzen, im nonkognitivistischen Sinne rational sein, da Normen nur in Bezug auf Interessen gelten. Ändern sich die Interessen, ändern sich auch die Normen. Eine ethische Verbindlichkeit ist somit über
Interessen nicht zu erhalten. Durch die nonkognitivistische Theorie ergibt sich dementsprechend auch keine Begründung für ethische Prinzipien.[69]
Als ein geeigneter Bezugspunkt zur Begründung ethischer Prinzipien wird die Vernunft genannt.[70] Im kantischen Sinne wird unter Vernunft das Erkenntnisvermögen verstanden, die „Bezeichnung für die Fähigkeit von Menschen, sich gemeinsam über die aller Verstandestätigkeit[71] und sinnlichen Wahrnehmung vorausliegenden und durch sie vorausgesetzten Prinzipien Rechenschaft geben zu können.“[72] Auch wenn die Vernunft als potentieller Bezugspunkt für die Begründung ethischer Prinzipien gilt, muss auch diese Annahme begründet werden. Eine Begründung führt nur dann zu einer wahren/ richtigen Aussage, wenn sie keinen weiteren Grund außer des in ihm selbst liegenden Grundes mehr bedarf.[73] So behaupten Kuhlmann und Berlich, dass ein Grund als letztbegründet gelten kann, wenn dieser ohne einen aktuellen Selbstwiderspruch und ohne eine petitio principii[74] durch Ableitung bewiesen werden kann.[75] Erst durch das Gelingen dieser Letztbegründung, also durch die letzte Rechtfertigung unseres Handelns und Erkennens, kann die normative Ethik das wirkliche Vorhandensein einer Verpflichtung begründen und definieren, worin diese besteht.[76] Dabei ist nochmals zu erwähnen, dass die normative Ethik keinen absoluten Inhalt versucht zu begründen, sondern nur das moralische Prinzip letztbegründet werden soll. Der moralische Akteur behält dabei seine Freiheit, sodass er der letztbegründeten Ethik auch nur dann folgen kann, wenn er sie selbst als richtig erkannt hat.[77]
Das Problem der Letztbegründung ist eines der umstrittensten in der Philosophie bzw. Ethik. Im Zentrum der Diskussion steht dabei nicht nur die richtige Begründungsmethode, sondern auch ob eine Letztbegründung überhaupt möglich ist und angestrebt werden soll.[78] Die wirkungsmächtigsten Argumente gegen eine Letztbegründung kommen aus dem konsequenten Fallibilismus. Demnach endet diese im Münchhausen-Trilemma, bei dem sich der Versuch der deduktiven Letztbegründung in einem infinitiven Regress, einem logischen Zirkel oder einem dogmatischen Abbruch äußert.[79] Um dem Münchhausen-Trilemma zu entkommen und dementsprechend eine Letztbegründung durchzuführen, wird die von Aristoteles und Sokrates angeführte Methode der elenktischen Begründung herangezogen: „Die reflexive Besinnung auf das im Denken nicht Hintergehbare“[80]. Berlich beschreibt diese Methode als den „Aufweis eines letzten Wissens dadurch, dass dieses selbst schon als Wissen vorausgesetzt werden muss - ob man nun für oder gegen es argumentiert“.[81] Bei dieser Methode geht es zuerst darum die Voraussetzungen des Erkennens nachzuweisen. Die eigentliche Begründung geschieht dann im zweiten Schritt, indem die Voraussetzungen des Erkennens als unvermeidlich und notwendig angesehen werden können und sich somit das vorausgesetzt Erkannte nicht verneinen lässt.[82]
Die Diskursethik bietet eine solche Letztbegründung mit dem Bezug zur Vernunft an. Inwiefern die Diskursethik nicht nur hinsichtlich der Letztbegründung eine geeignete (Reflexions-)Grundlage für die normative Ethik und die Unternehmenswerte bildet, soll im Abschnitt 3.3.3 gezeigt werden.
Ein moralisches Urteil wird immer in einer konkreten und realen Situation gefällt. Der situative und somit inhaltliche Bezug dieses Urteils kann dabei nicht gleichzeitig unbedingt sein bzw. für jede andere Situation übergreifend gelten. Das gleiche gilt auch für Werte, wenn sie nur durch spezifischen (z.B. unternehmerischen) Kontextbezug geschaffen wurden und dementsprechend auch nur Gültigkeit für diesen Kontext beanspruchen dürften. Die hier beschrieben Begründung von ethischen Prinzipien abstrahiert deshalb von der konkreten Situation mit der Absicht ein formales, abstraktes und universales Prinzip im Sinne einer regulativen Idee zu definieren. Würde man auf der Begründungsebene ethischer Prinzipien verharren, würde die normative Ethik weder zeitgemäß sein, noch moralische Probleme lösen oder einen Maßstab für die alltägliche Unternehmenspraxis und ihrer Werte bieten können.[83] Es bedarf also einer vermittelnden Ebene, welche die abstrakten ethischen Prinzipien für die alltägliche Praxis anwendbar macht. Diese Ebene wird hier als die Anwendung ethischer Prinzipien beschrieben.
3.2.2.3 Anwendung ethischer Prinzipien
Die Anwendungsebene von ethischen Prinzipien ist für die Entwicklung von ethischen Unternehmenswerten vor allem deshalb von hoher Bedeutung, weil sie eine Grundlage für die Umsetzung von Werten beschreibt. Würde man diese vermittelnde Ebene überspringen, also von der Begründung ethischer Prinzipien (dem Sollen) direkt auf die alltägliche Praxis (dem Sein) schließen, würde man die empirischen Bedingungen der moralischen Akteure, die sich mit Werten befassen sollen, außer Acht lassen. Dieser Prozess wird auch als normativistischer Fehlschluss verstanden, was besonders einer normativen Ethik als praktischer Wissenschaft die Grundlage nehmen würde. Es würden idealistische Forderungen an die alltägliche Praxis in Unternehmen gestellt werden, welche von dieser nicht erfüllt werden können. Die Aufgabe der vermittelnden Anwendung ist es nun diesen normativen Fehlschluss zu vermeiden, indem sie versucht strukturelle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, welche einer direkten praktischen Umsetzung im Weg stehen würde. Die Anwendungsebene ist also nicht für die praktische Umsetzung ethischer Prinzipien zuständig, sie versucht ethische Prinzipien nur soweit aufzuarbeiten, dass die Umsetzung dieser in einer konkreten Situation vorgenommen werden kann.[84] Damit ein ethisches Prinzip durch die vermittelnde Anwendung an reale Handlungssituationen anschließen kann und somit praxisrelevant im Sinne der normativen Ethik wird, muss sie die auf der Begründungsebene durchgeführten Abstraktion rückgängig machen und auf die relevanten Merkmale der Situation eingehen. Dazu muss sie einerseits auf die Handlungsbedingungen, vor allem auf die in einer Situation wirkenden Sachzwänge, als auch auf den Menschen als handelnden Akteur eingehen. Gelingt dies der Anwendungsebene nicht, bleiben die normativen Vorgaben der Ethik für den Handelnden nichtssagend oder stehen sogar gegensätzlich zu seinen ethischen Intentionen.[85]
Somit ist es für ethische Unternehmenswerte wichtig, dass sowohl die Handlungsbedingungen als auch die Menschen, die später von diesen Werten bzw. deren Folgen betroffen sind, mit einbezogen bzw. berücksichtigt werden. Trotzdem man von der Anwendungsebene keine konkreten Handlungsanweisungen für eine spezifische Situation erwarten kann (das ist die Aufgabe der Umsetzung), ist eine allgemeine Situationskenntnis notwendig. Diese kann man jedoch von der Philosophie, als die Wissenschaft vom Allgemeinen, nicht erwarten. Somit ist die normative Ethik auf die Zusammenarbeit mit den Sozialwissenschaften (z.B. den Wirtschaftswissenschaften bzw. der Betriebswirtschaftslehre) angewiesen.[86] Will sich die normative Ethik auf die konkrete Situation beziehen, bewegt sie sich zwangsläufig zwischen systemischen und ethischen Ansprüchen.[87] Arthur Rich beschreibt in diesem Kontext die Ethik im Dilemma zwischen Opportunismus und Utopie.[88] Es sind häufig die systemischen Ansprüche, welche durch ihre Sachzwänge (z.B. ökonomische Sachzwänge) die faktisch stärkeren Imperative für den Handelnden darstellen. Der moralische Akteur kommt somit immer wieder in DilemmataSituationen. Bleibt er bei seinem ethisch gerechtfertigtem Handeln, wird er von dem Akteur, der nicht ethisch reflektiert handelt, bzw. dem strategisch Denkenden übervorteilt. Agiert er mit den gleichen Mitteln wie der strategisch Handelnde, negiert er die ethische Perspektive. Damit kommt es zur Frage der Zumutbarkeit. Es ist dabei zu klären inwieweit ein moralischer Akteur, welcher von oft dominierenden systemischen Ansprüchen und Sachzwängen umgeben ist, bereit ist, konsequent ethisch gerechtfertigt zu handeln. Diese Probleme der systemischen Sachzwänge und moralischen Zumutbarkeit bilden die allgemeinen Situationsbedingungen, welche sich dem moralisch Handelnden in den Weg stellen. Die Aufgabe der normativen Ethik ist es, sich mit diesen Bedingungen auseinandersetzen.[89] Diese Situationsbedingungen müssen auch bei der Entwicklung von ethischen Unternehmenswerten berücksichtigt werden. Ist dies nicht der Fall, können die Handlungsorientierungen welche von ethischen Unternehmenswerten ausgehen sollen, in einer nicht umsetzbaren Praxis enden. Dies würde ihre Funktion an sich aufheben.
Damit die normative Ethik handlungswirksam wird, muss sie sich neben der Auseinandersetzung mit den beschriebenen Situationsbedingungen auch direkt mit dem moralischen Akteur befassen. Dazu soll der Akteur sowohl die personalen Voraussetzungen zur Befolgung eines ethisches Prinzips erfüllen, als auch den Willen haben, nach dem ethischen Prinzip zu handeln. Diese Voraussetzungen sind dementsprechend auch bei den unternehmerischen Akteuren, welche sich an ethischen Unternehmenswerten orientieren sollen, zu beachten. Unternehmenswerte, die ethisch reflektiert sein wollen, müssen für ihre Orientierungsfunktion eine Sprache verwenden, welche es dem Akteur (Bsp. Mitarbeiter oder auch Lieferanten) als Adressat der ethischen Unternehmenswerte bzw. der normativen Ethik überhaupt ermöglicht diesen ethischen Bezug zu verstehen.[90] Die empirisch abgesicherte Moraltheorie von Lawrence Kohlberg[91] (Theory of cognitive moral development, kurz CMD) beschreibt dazu Entwicklungsniveaus und -stufen[92], von denen das MoralischHandeln-Können abhängt bzw. welche die Bedingungen aufzeigt, unter denen moralisches Lernen möglich wird. Eine normative Ethik, welche ein universelles, formales, abstraktes und als regulativ geltendes Prinzip begründet, würde sich in der kohlbergschen Hierarchie auf der obersten Stufe wiederfinden. Die normative Ethik sollte also ein Interesse daran haben, dass sich Individuen dieser obersten Stufe der moralischen Urteilsfähigkeit annähern. Da das menschliche Wollen dem rationalen Sollen meist übermächtig gegenübersteht, muss die normative Ethik funktionale Gesichtspunkte finden, welche im primären Interesse der Handelnden liegt und somit eine starke Motivation für das Wollen darstellen.[93]
Die hier bereits ansatzweise hergestellten Verbindungen zwischen normativer Ethik bzw. deren zugrundeliegenden ethischen Prinzipien und den ethischen Unternehmenswerten sollen, wie bereist angedeutet, durch den Bezug zur Unternehmensethik weiter ausgebaut und vertieft werden. Dadurch soll ein spezifischer Bezugspunkt für ethische Unternehmenswerte hergestellt werden können. Die oben beschriebenen Gedankengänge zur Begründungs- und Anwendungsebene ethischer Prinzipien werden nach einer generellen Einführung in die Unternehmensethik, im Kontext der Diskursethik wieder aufgenommen.
3.3 Unternehmensethik
3.3.1 Einführung in die Unternehmensethik
Wie man im vorherigen Abschnitt zur normativen Ethik erkennen konnte, muss die Ethik, damit sie einen Anwendungsbezug erhält, auf spezifische Probleme, Prozesse, Ziele und Wirkungen der Bereiche eingehen, in denen Menschen agieren. Die Ethik soll dabei von allgemeinen Fragestellungen und Konzeptionen zu konkreten Handlungsbereichen von Menschen gelangen. Diese Bereichsethiken gliedern sich bspw. in die der Medien-, Sport,- Verkehrs- oder auch Wirtschaftsethik auf. Die Wirtschaft nimmt dabei für die Ethik ein wichtiges Bindeglied ein, da sie einen integralen Bestandteil gesellschaftlicher Interaktionen und Strukturen bildet und sich dabei mit den Beziehungen zwischen den wirtschaftlichen Akteuren (Bspw. Konsumenten, Haushalten, Unternehmen und übergreifenden Institutionen) befasst.[94] In den Wirtschaftswissenschaften hat sich die Unterscheidung in eine gesamt- und einzelwirtschaftliche Betrachtungsweise durchgesetzt, welche sich in Deutschland in den Disziplinen der Volks- und Betriebswirtschaft widerspiegelt. Die Unternehmensethik hat dabei die Behandlung von ethischen Problemen im Gegenstandsbereich der Betriebswirtschaftslehre zum Ziel.[95]
Die Unternehmensethik gliedert sich dabei auf der Mesoebene der Wirtschaftsethik, zwischen der Mikroebene der Individualethik und der Makroebene der gesamtwirtschaftlichen Rahmenordnung ein.[96] Auf dieser Mesoebene wird das moralische Agieren von wirtschaftlichen Organisationen angesprochen.[97] Grundlegend hat die Unternehmensethik die Untersuchung ethischer Fragestellungen zum Gegenstand, die in Unternehmungen bei wirtschaftlichen Entscheidungen zu berücksichtigen sind. Sie bildet somit den Bereich zwischen Betriebswirtschaftslehre und Ethik. Die Unternehmensethik bezieht sich dabei auf den Umgang mit knappen Gütern in privaten und öffentlichen als auch in erwerbs- und nichterwerbswirtschaftlichen Unternehmungen. Dabei befasst sie sich mit der Analyse, Begründung, Anwendung und den Folgen von Normen, Werten und Werturteilen bei wirtschaftlichen Entscheidungen und Handlungen.[98] In der Unternehmensethik finden Unternehmenswerte dementsprechend auch ihren direkten ethischen Bezugspunkt.
[...]
[1] Vgl. Ulrich, Peter [2008]: Integrative Wirtschaftsethik. Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie, 4., vollständig neu bearbeitete Auflage, Bern/ Stuttgart/ Wien, 2008, S. 23.
[2] Das die Begriffe Moralität und Sittlichkeit synonym verstanden werden können präzisiert u.a. Pieper, Annemarie [2000]: Einführung in die Ethik, 4. Fassung, Tübingen/ Basel, 2000, S.23.
[3] Höffe, Otfried [2002]: Sittlichkeit, in: Lexikon der Ethik, 6., neubearbeitete Auflage, Höffe, O. (Hrsg.), München, 2002, S. 233-236, S. 233.
[4] Dabei kann über theoretische Vernunft durch den Bereich des Erkennens und praktische Vernunft durch den Bereich des Handelns unterschieden werden (Weitere Ausführung zu dem Begriff Vernunft im Abschnitt 3.2.2.2.).
[5] Vgl. Höffe 2002, S. 233-236.
[6] Plessner, Helmuth [1964]: Conditio Humana, in: Propyläen Weltgeschichte, Band 1, Mann, G./ Heuss, A. (Hrsg.), Berlin/ Frankfurt, 1964, S. 33-86, S. 38.
[7] Ibid., S. 38.
[8] Ulrich 2008, S. 23f.
[9] Pieper, Annemarie [1991]: Einführung in die Ethik, 2. Fassung, Tübingen/ Basel, 1991, S. 44.
[10] Vgl. Gehlen, Arnold [1986]: Der Mensch, seine Natur und seine Stellung in der Welt, 13. Auflage, Wiesbaden, 1986, S. 9f.
[11] Vgl. Ulrich 2008, S. 24.
[12] Vgl. Pieper 2000, S.46; vgl. Pieper 1991, S. 44.
[13] Vgl. Ulrich 2008, S. 44.
[14] Der Begriff Ethos hat zwei Bedeutungen. έθος (Ethos mit kurzem ,e') beschreibt im deutschen sinngemäß den ,Wohnsitz' oder den ,vertrauten Ort' an dem wir unsere Gewohnheiten und Sitten festmachen. Man kann den Begriff auch mit Sitte, Gewohnheit oder Brauch übersetzen. In der zweiten Bedeutung wird das Wort ήθος (Ethos mit langem ,e') von Aristoteles als die Vorzüge des Charakters’ beschrieben. (Vgl. Ulrich 2008, S. 32f.)
[15] Vgl. Pieper 2000, S. 26.
[16] Vgl. Pieper 2000, S. 17; vgl. Pieper 1991, S. 25f; vgl. Höffe 2002, S. 177; vgl. Waxenberger, Bernhard [2001]: Integritätsmanagement: ein Gestaltungsmodell prinzipiengeleiteter Unternehmensführung, Bern, 2001, S.23.
[17] Vgl. König, Matthias [2003]: Diskursbezogene Unternehmensethik. Philosophische Begründung, vermittelnde Anwendung, Umsetzung, in: Schriftenreihe für Wirtschafts- und Unternehmensethik, Band 5, Beschorner, T./ König, M./ Schumann, O.J. (Hrsg.), München/ Mering, 2003, S.11.
[18] Schweidler, Walter [2001]: Einleitung, in: Werte im 21. Jahrhundert, in: Schriftenreihe Schriften des Zentrum für Europäische Integrationsforschung, Bd. 271, 1., aktualisierte Auflage., Schweidler, W. (Hrsg.), Baden Baden, S. 7-16, 2001, S. 174.
[19] Ibid. 0 Vgl. Höffe, Otfried [1977]: Moral und Sitte, in: Lexikon der Ethik, Höffe, O. (Hrsg.), München, 1977, S. 243-245, S.
[20] 186f; vgl. Schrey, Heinz-Horst [1988]. Einführung in die Ethik, 3. Auflage, Darmstadt, 1988, S. 17.
[21] Vgl. Homann, Karl [1997]: Individualisierung: Verfall der Moral? Zum ökonomischen Fundament aller Moral, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Beilage zur Wochenzeitung: Das Parlament, 16.05.1997, S. 13-21, S. 271; Vgl. Pieper, Annemarie [2003]: Einführung in die Ethik. 5. Fassung. Tübingen, Basel, 2003, S. 43f.
[22] Ulrich 2008, S. 23f.
[23] Höffe 2002, S.177.
[24] Küpper, Hans-Ulrich [2011]: Unternehmensethik. Hintergründe, Konzepte, Anwendungsbereiche, 2. Auflage, München, 2011, S. 18.
[25] Vgl. Ulrich 2008, S. 31; vgl. Pieper 2003, S. 26; vgl. Crane, Andrew/ Matten, Dirk [2007]: Business ethics. Second edition. New York/ Oxford, 2007, S. 8; vgl. Weber-Berg, A. Christoph [2007]: Mehrwert Ethik. Added values in Wirtschaft und Management, Zürich, 2007, S. 32.
[26] Vgl. Höffe 2002, S. 178.
[27] Siehe dazu Abschnitt 3.1.1. Moralität.
[28] Vgl. Ulrich 2008, S.31f.
[29] Das angeführte Beispiel ist sehr vereinfacht und plakativ dargestellt und soll lediglich zur Veranschaulichung von unterschiedlichen Moralperspektiven dienen.
[30] Vgl. Ulrich 2008, S. 31f.
[31] Vgl. Pieper 1991, S. 25f; vgl. Pieper 2003, S. 25f; vgl. Höffe 2002, S. 158f.
[32] Das Adjektiv ,ethisch’ soll im Kontext dieser Arbeit von dem Substantiv Ethik abgeleitet werden. Es soll für die wissenschaftliche Reflexionsebene der Ethik verwendet werden und bezieht sich auf Normen, Werte und Werturteile, mit denen Handlungen als positiv oder negativ in Bezug auf den Menschen beurteilt werden können. (Vgl. Küpper, 2011, S. 35.)
[33] Vgl. Pieper 2003, S. 27.
[34] Vgl. ibid., S. 27f; vgl. Tugendhat, Ernst [1993]: Vorlesung über Ethik, Frankfurt am Main, 1993, S. 25.
[35] Vgl. Kluxen, Wolfgang [1999]: Selbstverständnis und Aufgabe der Ethik, in: Handbuch der Wirtschaftsethik, Band 1, Korff, W., et al. (Hrsg.), Gütersloh, 1999, S. 152-198, S. 152 und S.196; vgl. Pieper 2003, S. 17ff.
[36] Vgl. Pieper 2003, S. 28; vgl. König 2003, S. 11.
[37] Vgl. Pieper 2000, S. 17; vgl. Weber-Berg 2007, S. 32.
[38] Vgl. Push, Marion [1997]: Revision des Mensch-Natur-Verhältnisses. Ethisch und ganzheitliche Ansätze für die universitäre Lehre, Hannover, 1997, S. 50.
[39] Pieper 2003, S. 24.
[40] Der griechische Philosoph Aristoteles (384-322 v.u.Z.) behandelte als Erster die Ethik als eigenständige philosophische Disziplin. Sein Lehrer Platon (428-348 v.u.Z.) und dessen Lehrer Sokrates (um 470-399 v.u.Z.) bemühten sich jedoch schon vor ihm um ein systematisches Verständnis darüber, was ein gutes und gelingendes Leben sowie ein gerechtes Zusammenleben ausmache. (Vgl. Pieper 2000, S.25.)
[41] Vgl. Waxenberger 2001, S. 25.
[42] Nach Annemarie Pieper sind es z.B. die Fragen nach der Glückseligkeit, der Freiheit und dem Gut und Böse. (Vgl. Pieber 2003, S. 160.) Für Jürgen Habermas bilden die Fragen nach der ,Gerechtigkeit' und nach ,dem Guten Leben' die Grundfragen der Ethik. (Vgl. Habermas, Jürgen [1992b]: Gerechtigkeit und Solidarität, in: Erläuterungen zur Diskursethik, Habermas, J. (Hrsg.), Frankfurt am Main, S. 49-76, S. 63.) Nach Peter Ulrich und Ulrich Thielemann soll die Ethik ein „vernünftiges Orientierungswissen“ bereitstellen, mit dem Anspruch eine „sinnvolle und verantwortliche Handlungsorientierung aufzuzeigen“. (Zitate: Ulrich, Peter/ Thielemann, Ulrich [1992]: Ethik und Erfolg. Unternehmensethische Denkmuster von Führungskräften - eine empirische Studie, Bern/ Stuttgart, 1992, S. 13.) Christoph Weber-Werg sieht die Fragen nach ,einem guten Leben, einem gerechten Zusammenleben und einem verantwortlichen Handeln' für die Ethik als zentral an. (Vgl. Weber-Berg 2007, S. 22ff.)
[43] Die Definition von .Verbesserung' soll hier offen bleiben.
[44] Vgl. König 2003, S. 16.
[45] Vgl. Kutschera, Franz von [1982]: Grundlagen der Ethik, Berlin, 1982, S. 39-41; vgl. Scarano, Nico [2002]: Metaethik: Ein systematischer Überblick, in: Handbuch Ethik, Düwell, M./ Hübenthal, C./ Werner, M. (Hrsg.), 2. Auflage, Stuttgart, 2002, S. 25 -35, S. 25.
[46] Vgl. Höffe, Otfried [1979]: Ethik und Politik, Frankfurt am Main, 1979, S. 51-53; vgl. Pieper 1991, S. 152-153. Vgl. Weber-Berg 2007, S. 29.
[47] Vgl. Kutschera 1982, S. 39-41; vgl. Scarano 2002, S. 25; vgl. Höffe 1979, S. 53.
[48] Vgl. Scarano 2002, S. 25f.
[49] Vgl. Weber-Berg 2007, S. 30.
[50] Vgl. Scarano 2002, S. 27.
[51] Vgl. Kutschera 1982, S.43;
[52] vgl. Pieper, Annemarie [1979]: Pragmatische und ethische Normenbegründung, Freiburg/ München, 1979, S.94.
[53] Vgl. Forschner, Maximilian [1977]: Moralprinzip, in: Lexikon der Ethik, Höffe, O. (Hrsg.), München, 1977, S. 166-168, S. 166f.
[54] Vgl. Ott, Konrad [2011]: Prinzip/Maxime/Norm/Regel, in: Handbuch Ethik, Düwell, M./ Hübenthal, C./ Werner, M. (Hrsg.), 3. aktualisierte Auflage, Stuttgart, S. 474-480, S. 475
[55] Vgl. König 2003, S. 19; Trotzdem muss das ethische Prinzip in seinem Anspruch auf Allgemeingültigkeit in die jeweilige Sprache übersetzt werden können und ebenso offen für die selbige sein. (Vgl. Kettner, Mathias [1992a]: Bereichsspezifische Relevanz. Zur konkreten Allgemeinheit der Diskursethik, in: Zur Anwendung der Diskursethik in Politik, Recht und Wissenschaft, Apel, K.O./ Kettner, M.(Hrsg.) Frankfurt am Main, 1992, , S. 317-323, S.337 und S. 342) Weitere Ausführungen dazu im Abschnitt 3.2.2.3..
[56] Vgl. Höffe 1979, S. 61.
[57] Vgl. Pieper 1991, S. 153.
[58] Vgl. Krings, Hermann [1979]: Der Grundsatz und die Maßnahme, in: Normen und Geschichte, Oelmüller, W. Hrsg.), Paderborn, 1979, S. 40-53, S. 46.
[59] Vgl. König 2003, S. 20f.
[60] Vgl. ibid, S. 21f.
[61] Im Verlauf der Arbeit wird sich an den Begriffen der „Anwendung“ und „Umsetzung“ von König orientiert. (Vgl. und im Folgenden ibid, S. 22) Zur Unterscheidung der Anwendung beschreibt er die „Umsetzung“ als den „Bezug zur spezifischen Situation(...), also die Ebene des reflektiert moralischen Urteils, der reflektiert moralischen Handlung“. Die Anwendung bereitet hingegen das begründete ethische Prinzip für die Alltagspraxis (Umsetzung) auf.
[62] Rich, Arthur [1991]: Wirtschaftsethik. 1. Grundlagen in theoretischer Perspektive, 4. Auflage, Gütersloh, 199, S. 38, zitiert aus König 2003, S. 23.
[63] Vgl. Thommen, Jean Paul [1991]: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Wiesbaden, 1991, S. 105f.
[64] Vgl. Kettner, Matthias [1992b]: Einleitung. Über einige Dilemmata angewandter Ethik - Die Beiträge im Kontext, in: Zur Anwendung der Diskursethik in Politik, Recht und Wissenschaft, Apel, K. Otto/ Kettner,M. (Hrsg.) Frankfurt am Main, 1992, S. 9-28, S. 18f.
[65] Vgl. König 2003, S. 24ff.
[66] „Die Messlatte allgemeiner Zustimmungswürdigkeit folgt aus dem Allgemeingültigkeitsanspruch moralischer Urteile, der vorauszusetzenden Freiheit beim Urteilen und dem neuzeitlich-kritischen Verständnis des Menschen: Der Mensch handelt nur nach der Maxime, der er selber zustimmen kann. Die Zustimmung orientiert sich nicht an vorgegebenen Traditionen, sondern an einem eigenen ,für richtig halten'.“ (König 2003, S. 26f.)
[67] In einem naturalistischen Fehlschluss wird etwas als normativ voraus gesetzt, woraus das Normative abgeleitet werden soll. Dies bietet jedoch nur einen zirkulären Bezug und keine Begründung. (Vgl. Tugendhat 1993, S.71.)
[68] Vgl. dazu auch Kliemt, Hartmut [1992]: Normbegründung und Normbefolgung in Ethik und Ökonomik, in: Unternehmensethik, Zeitschrift für Betriebswirtschaftslehre, Ergänzungsheft 1/92, Albach, H. (Hrsg.), Wiesbaden, 1992, S. 91-105; vgl. Hörster, Norbert [1981]: Zur Begründung einer Minimalmoral, in: Ethik Grundlagen, Probleme und Anwendungen, Morscher, E./ Stanzinger, R. (Hrsg.), Wien, 1981, S. 131-133, S. 132.
[69] Vgl. König 2003, S. 28.
[70] Dies kommt zum Beispiel in den Arbeiten von Ulrich, Steinmann/ Löhr und Apel zum Ausdruck. (Vgl. Ulrich, Peter [1997]: Integrative Wirtschaftsethik. Grundlagen einer lebensdienlichen Ökonomie, Bern/ Stuttgart/ Wien, 1997; vgl. Steinmann, Horst/ Löhr, Albert [1994]: Grundlagen der Unternehmensethik, 2. Auflage, Stuttgart, 1994; vgl. Apel, Karl- Otto [1990]: Die transzendentalpragmatische Begründung der Kommunikationsethik und das Problem der höchsten Stufe einer Entwicklungslogik des moralischen Bewusstseins, in: Diskurs und Verantwortung, Apel, K.O. (Hrsg.), Frankfurt am Main, 1990, S. 270-369)
[71] Unter dem Begriff ,Verstand' wird das „regelmäßige Verknüpfen von Elementen, im Sinne von logischen Beziehungen“ verstanden. (vgl. Mittelstrass, Jürgen [1995]: Verstand, in: Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie, Mittelstrass, J. (Hrsg.), Stuttgart/ Weimar, 1995, S. 528.)
[72] Ibid., S. 518, zitiert aus König 2003, S.29.
[73] Vgl. Berlich, Alfred [1980]: Probleme einer normativen Ethik. Einführung, in: Praktische Philosophie/ Ethik Reader 1, Apel, K.O./ Böhler, D. / Höffe, O. (Hrsg.), Frankfurt am Main, 1980, S. 248-251, S. 248.
[74] Ein petitio principii liegt dann vor, wenn ein Zirkelschluss zustande kommt. Dabei greift man auf einen Grund zurück, der vorher schon als begründungswürdig aufgetreten ist. Dies kann jedoch nicht als Letztbegründung gelten. (Vgl. König 2003, S. 31.)
[75] Vgl. Kuhlmann, Wolfgang [1985]: Reflexive Letztbegründung, Freiburg/ München, 1985, S. 23; vgl. Berlich, Alfred
[76] [1982]: Elenktik des Diskurses, in: Kommunikation und Reflektion, Kuhlmann, W./ Böhler, D. (Hrsg.), Frankfurt am Main, 1982, S. 251-287, S. 257.
[77] Vgl. König 2003, S. 29f. Vgl. Ibid., S. 30.
[78] Vgl. König 2003, S. 30.
[79] Vgl. Ibid., S. 30f; Bei einem infinitiven Regress wird immer nach einem höheren Grund gesucht, der den eben noch dargestellten Grund durch einen höheren Grund versucht abzuleiten. Der dogmatische Abbruch ist der subjektive Beschluss eines Abbruchs der Begründung um den anderen beiden Begründungsfallen zu entgehen. Dieses Vorgehen führt in eine Begründungsfalle, da man den Prozess endlos fortführen könnte. Der logische Zirkel oder Zirkelschluss wurde oben erklärt. Alle 3 Trilemma-Situationen führen zu einer nicht akzeptablen Begründung. (Vgl. Ibid., S. 31.)
[80] Ibid., S. 92.
[81] Berlich 1980, S. 249.
[82] Vgl. Gethmann, Carl Friedrich [1980]: Letztbegründung, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Ritter, J./ Gründer, K. (Hrsg.), Darmstadt, 1980, S. 251.
[83] Vgl. König 2003, S. 35.
[84] Vgl. Ibid.
[85] Vgl. König 2003, S. 36f.
[86] Vgl. Ibid.
[87] Vgl. Ibid., S. 37f.
[88] Vgl. Rich 1991, S. 39.
[89] Vgl. König 2003, S. 39f
[90] Vgl. König 2003, S. 40.
[91] Vgl. Kohlberg, Lawrence [1969]: Stages and sequence: the cognitive development approach to socialization, In: Handbook of socialization theory and research, McNally, R.(Hrsg.), Chicago, 1969, S. 347-380
[92] Siehe dazu: Anhang 2.
[93] Vgl. König 2003, S. 40ff.
[94] Vgl. Korff, Wilhelm [1999]: Individualethik, Sozialethik und Umweltethik in ihrer Differenz und Interdependenz: Geschichtliche und systematische Einordnung, in: Handbuch der Wirtschaftsethik, Band 1, Korff, W. et al. (Hrsg.), Gütersloh, 1999, S. 207-212, S. 208ff.
[95] Vgl. Küpper 2011, S.30.
[96] Vgl. Göbel, Elisabeth [2013]: Unternehmensethik. Grundlagen und praktische Umsetzung, 3. Auflage, Konstanz/ München, 2013, S.100.
[97] Vgl. Enderle, Georges [1988]: Wirtschaftsethik im Werden, Stuttgart, 1988, S. 56.
[98] Vgl. Küpper 2011, S.34ff.
- Arbeit zitieren
- Stephan Reinhold (Autor:in), 2014, Ethische Unternehmenswerte. Entwicklung eines Konzeptes verantwortungsvoller Unternehmensführung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/299234
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