"Die wichtigste, oder zumindest auffälligste Eigenart des westlichen historischen Denkens", so Burke, "ist die Betonung von Entwicklung bzw. Fortschritt, mit anderen Worten die "lineare" Sicht der Vergangenheit".
In wie weit, so die Leitfrage, ist die moderne westliche Geschichtsschreibung von der Idee des Fortschritts geprägt. Dazu werden sechs Werke der Weltgeschichtsschreibung (die sich räumlich auf den gesamten Globus und zeitlich auf eine Zeitspanne von mehr als 500 Jahren beziehen) aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts untersucht:
1. Karl Jaspers, Vom Ursprung und Ziel der Geschichte
2. Arnold J. Toynbee, Der Gang der Weltgeschichte
3. William H. McNeill, The Rise of the West
4. Leften Stavros Stavrianos, A Global History
5. Michael Mann, Die Geschichte der Macht
6. David S. Landes, Wohlstand und Armut der Nationen
Am Anfang der Untersuchung steht die nähere Bestimmung und Definition der Fortschrittsidee. Diese besteht aus einer historischen Herleitung und aus einer inhaltlichen Bestimmung der in der Idee enthaltenen Einzelideen. Dabei wird ein Fragenkatalog entwickelt, der die Untersuchung der Weltgeschichten im wesentlichen strukturiert. Nach einer kurzen generellen Einführung zum Verhältnis von Universalgeschichte und Fortschritt, folgt dann die Untersuchung der einzelnen Weltgeschichtswerke. Die Untersuchung der einzelnen Werke beinhaltet jeweils eine Einführung in Werk und Autor, eine überblickartige Darstellung von Argumentation und These des Autors, sowie die Untersuchung der Fortschrittsidee anhand der acht entwickelten Fragen. Die Einzeluntersuchungen und ihre Ergebnisse zusammenfassend und vergleichend, folgen dann eine Zusammenschau der verschiedenen Weltgeschichten. Darin werden die Weltgeschichtswerke nicht nur miteinander, sondern auch mit zeitgeschichtlichen Entwicklungen und generellen Strömungen in der Weltgeschichtsschreibung in Verbindung gesetzt. Auch die Zusammenfassung orientiert sich dabei grob am aufgestellten Fragekatalog. Im Resümee erfolgt schließlich der Versuch, die Ausgangsfrage zu beantworten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Der Fortschritt als westliche Meistererzählung
1.2 Fragestellung
1.3 These
1.4 Untersuchungszeitraum und Auswahl der Weltgeschichtswerke
1.5 Begründung der Vorgehensweise
1.6 Forschungsstand
1.7 Aufbau der Arbeit
2. Die Fortschrittsidee
2.1 Die Entstehung der Fortschrittsidee in Europa
2.1.1 Der ewige Kreislauf - Zeitvorstellungen der Antike
2.1.2 Christliche Heilsgeschichte - die Zeit wird gerichtet
2.1.3 Die Entdeckung einer neuen Zeit
2.1.4 Begriffsbildung in der Aufklärung
2.2 Inhalt der Fortschrittsidee
2.2.1 Der historische Wandel
2.2.2 Fortschritt ist ein linearer Richtungsbegriff
2.2.3 Fortschritt bezieht sich auf die Menschheit
2.2.4 Fortschritt ist eine geordnete Bewegung
2.2.5 Fortschritt impliziert die Bewertung einer zeitlichen Entwicklung
2.2.6 Fortschritt bezeichnet eine Bewegung zum Besseren
2.2.7 Fortschritt ist universell gemeint
2.2.8 Fortschritt ist ein temporaler Perspektiv- oder Planungsbegriff
2.3 Definition der Fortschrittsidee
2.4 Fortschrittsidee und Universalgeschichte
3. Karl Jaspers, Vom Ursprung und Ziel der Geschichte
3.1 Der historische Wandel bei Jaspers
3.2 Die historische Struktur bei Jaspers
3.3 Die Menschheit im Entwicklungsprozeß bei Jaspers
3.4 Die Triebkraft der historischen Entwicklung bei Jaspers
3.5 Besonders wichtige Dynamiken bei Jaspers
3.5.1 Der geistige Aufstieg des Menschen
3.5.2 Niedergang des Geistes seit der Achsenzeit
3.5.3 Wachstum von Wissen und Technik
3.5.4 Die Einigung
3.6 Bewertung des historischen Wandels bei Jaspers
3.7 Führende Entwicklungsprozesse bei Jaspers
3.8 Die Zukunft bei Jaspers
3.9 Zusammenfassung
4. Arnold J. Toynbee, A Study of History
4.1 Der historische Wandel bei Toynbee
4.2. Die historische Struktur bei Toynbee
4.3 Die Menschheit im Entwicklungsprozeß bei Toynbee
4.4 Die Triebkraft der historischen Entwicklung bei Toynbee
4.5 Besonders wichtige Dynamiken bei Toynbee
4.6 Bewertung des historischen Wandels bei Toynbee
4.7 Führende Entwicklungsprozesse bei Toynbee
4.8 Die Zukunft bei Toynbee
4.9 Zusammenfassung
5. William H. McNeill, The Rise of the West
5.1 Der historische Wandel bei McNeill
5.2 Die historische Struktur bei McNeill
5.3 Die Menschheit im Entwicklungsprozeß bei McNeill
5.4 Die Triebkraft der historischen Entwicklung bei McNeill
5.5 Besonders wichtige Dynamiken bei McNeill
5.5.1 Die Geschichte der Zivilisation
5.5.2 Die Geschichte der Integration
5.5.3 Die Geschichte vom Wachstum
5.6 Bewertung des historischen Wandels bei McNeill
5.7 Führende Entwicklungsprozesse bei McNeill
5.8 Die Zukunft bei McNeill
5.9 Zusammenfassung
6. Leften Stavros Stavrianos, A Global History, From Prehistory to the Present
6.1 Der historische Wandel bei Stavrianos
6.2 Die historische Struktur bei Stavrianos
6.3 Die Menschheit im Entwicklungsprozeß bei Stavrianos
6.4 Die Triebkraft der historischen Entwicklung bei Stavrianos
6.5 Besonders wichtige Dynamiken bei Stavrianos
6.5.1 Zivilisation
6.5.2 Die Vereinigung
6.6 Bewertung des historischen Wandels bei Stavrianos
6.7 Führende Entwicklungsprozesse bei Stavrianos
6.8 Die Zukunft bei Stavrianos
6.9 Zusammenfassung
7. Michael Mann, Geschichte der Macht
7.1 Der historische Wandel bei Mann
7.2 Die historische Struktur bei Mann
7.3 Die Menschheit im Entwicklungsprozeß bei Mann
7.4 Die Triebkraft der historischen Entwicklung bei Mann
7.5 Besonders wichtige Dynamiken bei Mann
7.5.1 Der Anstieg des Machtpotentials
7.5.2 Die Vereinigung von Machtgeflechten
7.6 Bewertung des historischen Wandels bei Mann
7.7 Führende Entwicklungsprozesse bei Mann
7.8 Die Zukunft bei Mann
7.9 Zusammenfassung
8. David S. Landes, Wohlstand und Armut der Nationen
8.1 Der historische Wandel bei Landes
8.2 Die historische Struktur bei Landes
8.3 Die Menschheit im Entwicklungsprozeß bei Landes
8.4 Die Triebkraft der historischen Entwicklung bei Landes
8.5 Besonders wichtige Dynamiken bei Landes
8.6 Bewertung des historischen Wandels bei Landes
8.7 Führende Entwicklungsprozesse bei Landes
8.8 Die Zukunft bei Landes
8.9 Zusammenfassung
9. Fortschritt in den Weltgeschichten - Eine zusammenfassende Betrachtung
9.1 Einheitliche Form und unterschiedliche Struktur des historischen Wandels
9.2 Der Fortschritt der Menschheit
9.2.1 Der Fortschritt wurde in Eurasien gemacht
9.3 Entwicklung ohne Plan
9.4 Quantität statt Qualität
9.4.1 Toynbee's Fortschritt zu Gott
9.4.2 Zivilisation, der Fortschritt der menschlichen Macht
9.4.3 Wissen und Technik, das Wachstum menschlicher Erfahrung
9.4.4 Die fortschreitende Vereinigung der Menschen
9.5 Fortschritt durch Hilfsmittel, statt Fortschritt des Menschen
9.6 Unbestimmte Zukunft
9.7 Bewertung der Fortschrittsidee
9.7.1 Enttäuschte Erwartungen
9.7.2 Niedergang
9.7.3 Fortschritt als ambivalente Entwicklung
9.7.4 Neuer Fortschrittsoptimismus
9.8 Fortschritt als Sinngebung im "Zeitalter der Sinnlosigkeit"
9.8.1 Krise der Wissenschaft
9.8.2 Respiritualisierung
9.8.3 Ablehnung allumfassender Sinngebungen
10. Resümee
10.1 Die Fortschrittsidee - eine veränderliche "Ideensammlung"
10.2 Was im 20. Jahrhundert von der Fortschrittsidee übrig blieb
10.3 Die Individualität der Fortschrittskonzepte
10.4 Abschlußbetrachtung
11. Quellen und Literaturverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Der Fortschritt als westliche Meistererzählung
Im ausgehenden 20. Jahrhundert wurde die Geschichtswissenschaft auf den Kopf gestellt. Die postmodernistische Bewegung und außereuropäische Wissenschaftler drängten die Methoden und Traditionen der westlichen Geschichtswissenschaft zu hinterfragen.[1] In die Kritik, und damit auch ins Blickfeld, gerieten dabei besonders die sogenannten "Meistererzählungen" (master narratives). Dabei handelt es sich um vorherrschende Paradigmen der Geschichtsschreibung, bzw. besonders dominierende Geschichtsbilder. Sie stammen aus dem kulturellen Erbe einer Gesellschaft. Ihre Funktion, so Jörn Rüsen, besteht darin, eine Kultur für identifikatorische Zwecke der Vergangenheit zu vergewissern.[2]
Peter Burke hat versucht Wesen und Charakter der westlichen Meistererzählung zu beschreiben.[3] Mit 10 Thesen versucht er, das westliche historische Denken in idealtypischer Form zu umreißen. Bereits seine erste These weist dem Fortschrittsgedanken einen entscheidenden Platz im westlichen Geschichtsbild zu: "Die wichtigste, oder zumindest auffälligste Eigenart des westlichen historischen Denkens", so Burke, "ist die Betonung von Entwicklung bzw. Fortschritt, mit anderen Worten die "lineare" Sicht der Vergangenheit".[4]
1.2 Fragestellung
Ich möchte in der folgenden Untersuchung der These von Peter Burke nachgehen. In wie weit, so die Leitfrage, ist die moderne westliche Geschichtsschreibung von der Idee des Fortschritts geprägt. Mit der Beantwortung dieser Frage hoffe ich exemplarisch zeigen zu können, in wie weit sich alte europäische Kultur- und Wissenschaftstraditionen in der modernen westlichen Geschichtswissenschaft in Form von Meistererzählungen niederschlagen.
Nach Reinhart Koselleck ist die Fortschrittsidee ein Bündel von Ideen und Erfahrungen, die erst durch Aufklärung auf einen gemeinsamen Begriff gebracht wurden.[5] Es liegt daher nahe den Fortschrittsbegriff der Aufklärung und die in im zusammengefaßten Inhalte als Grundlage zu nehmen, um dann zu untersuchen, in wie weit dieses Fortschrittskonzept auch in historiographischen Werken der Gegenwart nachzuweisen ist.
In diesem Zusammenhang, scheinen mir besonders die großen Geschichtsentwürfe, die Werke der Welt- oder Universalgeschichte interessant.[6] Keine andere Form der Geschichtsschreibung ist von je her so stark mit der Frage nach dem Fortschritt verbunden gewesen wie diese. Fortschrittsphilosophen wie Kant und Hegel legten ihre Vorstellung vom Sinn des zeitlichen Wandels in Form universalhistorischen Konstruktionen vor.[7] Ihnen ging es nicht um eine Darstellung der Vergangenheit, sondern um die Erfassung ihres allgemeinen Zusammenhangs, des historischen Plans, letztlich um die Ableitung von Sinn und Ziel der Menschheitsgeschichte. Für Paul Costello ist dieses Erkenntnisinteresse bis ins späte 20. Jahrhundert letztlich die Intention sämtlicher Universalgeschichten geblieben: "To confront world history is to confront the ultimate question of human destiny".[8] Wo ließe sich also die Idee des Fortschritts in der Moderne besser untersuchen, als in zeitgenössischen Werken der Universalgeschichte?
1.3 These
Die Fortschrittsidee ist ein, aus verschiedenen Welt- und Zeitinterpretationen zusammengesetzter, Ideenkomplex. Seit der Entstehung des Begriffs "Fortschritt" in der europäischen Aufklärung, hat sich das damit verbundene Verständnis bis in unsere Zeit entschieden verändert. Die Weltgeschichten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert reflektieren jedenfalls ein neues Verständnis des Fortschritts. Nach meiner These sind von der Fortschrittsidee, so wie sie in der Aufklärung verstanden wurde, nach dem II. Weltkrieg nur noch Rudimente in der Weltgeschichtsschreibung nachweisbar. Wesentliche Elemente der ursprünglichen Idee fehlen, andere sind nur in stark umgewandelter Form wiederzufinden.
1.4 Untersuchungszeitraum und Auswahl der Weltgeschichtswerke
Der zeitliche Untersuchungsrahmen dieser Arbeit umfaßt die letzten 50 Jahre, d.h. die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Untersuchung soll damit gleichsam aktuell, wie auch auf einen längeren Zeitraum bezogen sein. Da so die Weltgeschichten verschiedener Jahrzehnte verglichen werden können, gelingt es, kurzfristige Einflüsse auf das Fortschrittskonzept von langwierigen, etwa die gesamte Jahrhunderthälfte betreffenden, Tendenzen zu trennen.
Bei der Auswahl westlicher Weltgeschichten habe ich mich, gemäß meiner sprachlichen Möglichkeiten, auf deutsche, amerikanische und englische Universalhistoriker beschränkt. Um eine einheitliche Konzeption und Ideenführung in jeder Geschichtserzählung untersuchen zu können, sind nur Werke von Einzelautoren, also keine Kollektivwerke aufgenommen worden. Zudem habe ich nur Werke der Weltgeschichte ausgewählt, die sich räumlich auf den gesamten Globus und zeitlich auf eine Zeitspanne von mehr als 500 Jahren beziehen. Diese Einschränkung soll sicherstellen, daß allen Weltgeschichten der Untersuchung die "große Perspektive" gemeinsam ist, so daß, im Angesicht der Vielfältigkeit der Weltgeschichten, ein Vergleich möglich bleibt. Um auch einen zeitlichen Vergleich der Werke und der Fortschrittskonzeption möglich zu machen, habe ich versucht für jedes Jahrzehnt der Jahrhunderthälfte eine entsprechende Weltgeschichtskonzeption anzubieten. Chronologisch, nach Fertigstellung der Weltgeschichten, geordnet, habe ich daher folgende Werke für die Untersuchung ausgewählt:
1. Karl Jaspers, Vom Ursprung und Ziel der Geschichte
2. Arnold J. Toynbee, Der Gang der Weltgeschichte
3. William H. McNeill, The Rise of the West
4. Leften Stavros Stavrianos, A Global History
5. Michael Mann, Die Geschichte der Macht
6. David S. Landes, Wohlstand und Armut der Nationen
Diese sechs Werke repräsentieren eine gewisse Bandbreite an universalhistorischen Konzepten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neben "Vollbluthistorikern", wie Arnold J. Toynbee, William H. McNeill und Leften Stavrianos, sind auch Karl Jaspers - als Philosoph, Michael Mann - als Soziologe und David Landes - als Wirtschaftshistoriker mit ihren universalhistorischen Konzepten vertreten. Alle diese Werke haben in der Wissenschaft oder Öffentlichkeit ihrer Zeit ein breites Echo gefunden. Sie waren keine Randerscheinungen, sondern jeweils kraftvoller Ausdruck wissenschaftlichen Zeitgeistes.
1.5 Begründung der Vorgehensweise
Um eine Ausgangsbasis für die Untersuchung der Fortschrittsidee in den Weltgeschichten zu schaffen, ist zunächst eine Definition dieser Idee notwendig. Und damit ist bereits ein Hauptproblem der Untersuchung angesprochen. Wie bereits in der These angedeutet, konstituiert sich die Fortschrittsidee nämlich aus verschiedenartigen Vorstellungen und Annahmen. Definition und die Charakteristik des Ideenkomplexes erschließen sich daher nur aus der Betrachtung der Einzelelemente. Um die Fortschrittsidee zu definieren, ist deshalb jeweils eine kurze Definition ihrer Teilideen notwendig. Da die Einzelnen, in der Fortschrittsidee der Aufklärung gebündelten, Welt- und Zeitvorstellungen jedoch aus verschiedenen Zeiten stammen, ist auch eine kurze Betrachtung der historischen Genese der Fortschrittsidee für ein Verständnis unerläßlich. Ich werde daher mit einer kurzen Darstellung der Entstehung der Fortschrittsidee beginnen. Die Vorgeschichte trägt, wie sich zeigen wird, bereits einen wesentlichen Teil zur Definition des Ideenkomplexes bei.
Um die Fortschrittsidee dann in den Weltgeschichtswerken zu untersuchen, wird es, aufgrund der dargestellten Komplexität des Ideenkonstrukts, wiederum sinnvoll sein weniger die Fortschrittsidee an sich, als die sie konstituierenden Elemente in den Weltgeschichten nachzuweisen. Dazu werde ich bei der Definition der einzelnen Elemente der Fortschrittsidee jeweils eine Frage entwickeln, an der sich die Untersuchung der Werke später orientiert.
Das zweite Problem der Untersuchung besteht darin, das kaum ein weltgeschichtlicher Entwurf dem Anderen gleicht. Die Werke unterscheiden sich damit in Umfang, Aufbau, Untersuchungszeitraum und Methode erheblich voneinander. Zudem haben die Autoren, wie bereits angedeutet, sehr verschiedenartige wissenschaftliche und zeitgeschichtliche Hintergründe. Daher halte ich es für notwendig, vor der Untersuchung jeder Weltgeschichte zunächst eine kurze Einführung in Entstehungszeit, Autor, Umfang und Anspruch des Werkes zu geben. Darüber hinaus, wird jedes Werk mit den gleichen Fragen konfrontiert. So ist eine generelle Einordnung des Weltgeschichtskonzepts und damit letztlich ein Vergleich möglich.
1.6 Forschungsstand
Zum Thema Fortschritt gibt es bereits eine Vielzahl ideengeschichtlicher Darstellungen.[9] Auch über Weltgeschichtsdarstellungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist bereits geforscht worden.[10] Zudem gibt es umfangreiche Sekundärliteratur zu den einzelnen, hier behandelten, Weltgeschichtswerken. Zu einer Überschneidung der beiden Themengebiete, d.h. die Untersuchung der Fortschrittsidee in Werken der Weltgeschichte, ist es bis heute allerdings nur peripher gekommen.[11] Mein Unternehmen, mehrere einschlägige Weltgeschichten gezielt nach der Fortschrittsidee zu befragen, ist somit bisher einzigartig.
1.7 Aufbau der Arbeit
Am Anfang steht die nähere Bestimmung und Definition der Fortschrittsidee. Diese besteht aus einer historischen Herleitung und aus einer inhaltlichen Bestimmung der in der Idee enthaltenen Einzelideen. Dabei wird ein Fragenkatalog (mit 8 Fragen) entwickelt, der die Untersuchung der Weltgeschichten im wesentlichen strukturiert. Nach einer kurzen generellen Einführung zum Verhältnis von Universalgeschichte und Fortschritt, folgt dann die Untersuchung der einzelnen Weltgeschichtswerke. Diese sind chronologisch, nach ihrer Fertigstellung, geordnet. Die Untersuchung der einzelnen Werke beinhaltet jeweils eine Einführung in Werk und Autor, eine überblickartige Darstellung von Argumentation und These des Autors, sowie die Untersuchung der Fortschrittsidee anhand der acht entwickelten Fragen. Die Einzeluntersuchungen und ihre Ergebnisse zusammenfassend und vergleichend, folgen dann eine Zusammenschau der verschiedenen Weltgeschichten. Darin werden die Weltgeschichtswerke nicht nur miteinander, sondern auch mit zeitgeschichtlichen Entwicklungen und generellen Strömungen in der Weltgeschichtsschreibung in Verbindung gesetzt. Auch die Zusammenfassung orientiert sich dabei grob am aufgestellten Fragekatalog. Im Resümee erfolgt schließlich der Versuch, die Ausgangsfrage zu beantworten.
2. Die Fortschrittsidee
2.1 Die Entstehung der Fortschrittsidee in Europa
Fortschritt ist eine Relationsbestimmung. Wie bei anderen Begriffen der Geschichte, veranschaulicht eine räumliche Metaphorik den sonst schwer vorstellbaren Ablauf von Zeit und Geschichte. Während im physisch- räumlichen das hier und da durch das "Schreiten" mit einander in Verbindung gebracht wird, verdeutlicht es in der zeitlichen Interpretation die Beziehung zwischen: früher, jetzt und dann.[12] Seit der frühsten Vergangenheit sind historische Ereignisse und Erfahrungen mit Hilfe von geeigneter Terminologie miteinander in Beziehung gesetzt worden. Es mag unter diesem Gesichtspunkt überraschen, daß der heute so geläufige Ausdruck "Fortschritt" erst im späten 18. Jahrhundert geprägt wurde.[13] Die älteren Verlaufs- und Relationsbestimmungen haben sich eher auf eine Vielfalt historischer Bewegungen oder Veränderungen bezogen. Erst in der Aufklärung wurden sie zu einem gemeinsamen Begriff gebündelt. Im Folgenden möchte ich einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Fortschrittsidee und ihrer Begrifflichkeit geben. Erstens wird diese Betrachtung die Ursprünge und Vorläufer der im Fortschritt zusammengeführten Zeit- und Geschichtsbilder offenlegen und Zweitens möchte ich Altertum und Mittelalter als historische Kontrastfolie verwenden, um die Einzigartigkeit und Neuheit des, seit der Aufklärung formulierten, Fortschrittsbewußtseins darzustellen.
2.1.1 Der ewige Kreislauf - Zeitvorstellungen der griechisch/ römischen Antike
Als Worte, die im übertragenem Sinne "Fortschritt" oder "Fortschreiten" lassen sich für die Antike z.B. "progressus", "progredi", und "profectus" nennen. Mit diesen und ähnlichen Worten wurde ein Zunehmen, eine Verbesserung oder auch Verschlechterung von persönlicher Bildung oder Tugend, aber auch die Zunahme von Städten, Macht oder Wohlstand beschrieben.[14] Die Denker der Antike, von Hesoid bis Seneca, registrierten nachweislich einen Anstieg von Wissen und menschlicher Erfahrung. Sie beobachteten, daß mit Hilfe dieser Erfahrungswerte im Laufe der Zeit Verbesserungen der menschlichen Lebensbedingungen stattgefunden hatten.[15] So ähnlich diese Ideen auch den uns heute geläufigen Vorstellungen vom Fortschritt erscheinen mögen, zwei wesentliche Unterschiede lassen das Denken des Altertums zum deutlichen Kontrast des modernen Konzepts werden.
Zum ersten handelt es sich bei allen beobachteten Fortschritten immer um bestimmte Handlungsträger oder Bereiche, d.h. es wurden eher die Dinge die sich verändern, als die Veränderungen selbst wahrgenommen. Fortschritt war demnach eine rein deskriptive, sachgebundene Feststellung.[16] Zu keiner Zeit der Antike hat sich ein Fortschrittsbegriff gebildet, der den geschichtlichen Prozeß an sich, die Verbesserung der gesellschaftlichen oder ethischen Bedingungen im Ganzen, umfaßte.[17] Zum zweiten handelte es sich bei allen Fortschrittswahrnehmungen des Altertums immer um Rückblicke. Die Feststellung der Hellenen im Gegensatz zu den Barbaren über die Zeit eine höhere Zivilisationsstufe erreicht zu haben, führte nicht zu der Behauptung, auch in Zukunft stetig höher zu schreiten.[18] Fortschritt wurde nicht zur Zukunftsvision, denn alle Errungenschaften galten nur als relativ angesichts des gesamten kosmischen Laufes. Ähnlich anderer vormoderner Kulturen war auch das europäische Denken in der Antike beherrscht von zyklischen Theorien. Nach diesen Vorstellungen läuft die menschliche Geschichte immer einen Kreislauf nach dem anderen ab. Die Antike kennt also keine Geschichtsphilosophie in unserem Sinn. Die berichteten Ereignisse tragen ihren Sinn in sich selbst, sie werden im Prinzip als Wiederkehr des Gleichen gedeutet und nicht auf ein innerweltliches oder überweltliches Ziel bezogen.[19] Eine Verherrlichung des technischen oder menschlichen Könnens hat es im Griechentum daher nie gegeben. Nach der Sage befähigt Prometheus zwar die Menschen die Erde selbst zu gestalten, der Macht der Götter kann er sie aber nicht entreißen. Vielmehr wird er selbst von Zeus gefesselt und bestraft. In dem Mythos bekundet sich die heilige Scheu vor jedem Eingriff in die Mächte der Natur.[20] Das Denken der Antike galt der Frage nach der besten, vernunftmäßigen Form des Zusammenlebens, ohne das weit in die Zukunft greifende Fortschrittspathos der Moderne.[21] Das rational-philosophische Denken des Altertums wurde in Renaissance und Aufklärung aufgegriffen. Wenn auch die Antike nicht als Ursprung der neuzeitlichen Geschichts- und Fortschrittskonzeption gelten kann, so haben die Denker des Altertums an der Herausbildung der Fortschrittsidee somit zumindest indirekt mitgewirkt.
2.1.2 Christliche Heilsgeschichte - die Zeit wird gerichtet
Mit dem Christentum tritt an die Stelle der antiken zyklischen Geschichtsauffassung die Lehre von einer linear verlaufenden Weltzeit, der Geschichte von der Schöpfung bis zu ihrer eschatologischen Erfüllung.[22] Der Vordere Orient gilt als Ursprung der auf ein letztes Ende zustrebenden Zeitinterpretation. Anders als bei asiatischen oder polytheistischen Weltanschauungen, bildete sich hier die Vorstellung eines einzigen Gottes, des höchsten Guten aus. Statt, wie in der indischen, altgriechischen oder traditionell chinesischen Vorstellung, von einem ewigen Gleichgewicht zwischen Guten und Bösen Kräften auszugehen, entstand hier der Glauben an einen Triumph des Guten über das Böse. Im alten persischen Zoratismus erwarten die Menschen, daß der Kampf zwischen Ahura-Mazda, dem weisen Gott und Ahiman, dem bösen Geist, in einer letzten Auseinandersetzung kulminieren würde, bei der das Böse besiegt wird.[23] Der Sieg des Guten über das Böse ist auch als Grundmuster in den religiösen Geschichtsvorstellungen von Judentum und Islam zu finden. So ist die klassische muslimische Historiographie zutiefst von der Überzeugung durchdrungen, daß die Geschichte mit dem Erscheinen des Mahdi, der die Feinde der Religion besiegt und Frieden und Gerechtigkeit herstellt, ihr goldenes Ende nehmen wird.[24] Auch die biblisch-jüdische Geschichtsschreibung sieht die Geschichte ihres Volkes als Wechsel von Verheißung und Erfüllung, wobei Gott den souveränen Lenker der Geschichte darstellt. Ab ca. 170 v.Chr. erlangte diese Auffassung mehr und mehr apokalyptischen Charakter, indem erstmals die Hoffnung auf Erfüllung auf das Jenseits gerichtet wird.[25] Mit Augustinus (354-430 n.Chr.) bildet sich schließlich im Mittelalter die Auffassung der Geschichte als Heilsgeschichte aus. Das Subjekt dieser Geschichte wird mit den frühchristlichen Theologen (um 200 n.Chr.) universalisiert. Anders als die Griechen und Römer bezog man sich nun auf die gesamte Menschheit.[26] Das Volk Gottes strebt, so Augustinus, mit der Zeit (unwiederholbar, unumkehrbar) auf den Tag der Erfüllung, der Vereinigung mit Gott zu.[27] Der revolutionäre Wunsch das Reich Gottes zu realisieren wird deshalb oft als wichtiger Schritt hin zu einem Fortschrittsdenken gedeutet.[28] Dennoch blieb Fortschritt solange undenkbar, als man sich seit Christi Erscheinen im letzten Zeitalter der Welt wußte, in dem sich grundsätzlich nichts Neues mehr ereignen konnte. So machte Vincenz von Lerin bereits 424 n.Chr. klar, daß die christliche Religion einen Fortschritt (profectus) kenne, daß dieser Fortschritt aber im wesentlichen nichts Neues bringe, lediglich die Religion könne über die Zeit vertieft werden.[29] Die irdische Bewegung, so kann man das christliche Geschichtsbild zusammenfassen, zielt auf ein zeitlich noch ungewisses, aber sicheres Ende dieser Welt. Ihr Verlauf ist linear und endlich zugleich, ohne daß er als solcher eine Verbesserung bieten könnte. Die Welt altert im Angesicht der ewigen Offenbarung.[30]
2.1.3 Die Entdeckung einer neuen Zeit
Zwischen der von Augustinus und den ersten, von der christlich-scholastischen Traditionen mitgeprägten, Konzeptionen der Neuzeit von Bossuet und Vico lagen mehr als zwölf Jahrhunderte. Kleine, aber signifikante Unterschiede sind dabei festzustellen. So war die Geschichtsphilosophie von Bossuet, Vico und Herder theologisch und christlich, zugleich aber auch philosophisch und säkular gedacht.[31] Die Gesellschaftsentwürfe des Humanismus und der Renaissance stützen sich immer weniger auf die Heilgeschichte, sondern greifen eher wieder auf vorchristliche Denker wie Platon, oder wie im Falle Bossuets, auf Polybios zurück.[32] In der Lehre Bossuets schwebt Gott über den irdischen Geschehnissen und greift, ähnlich der alten griechischen Götter, regelnd ein.[33] Die Idee des intervenierenden Gottes weist eindeutig die bisher vorherrschende determinierte, gesetzhafte Geschichtssicht zurück. Die Entwicklung ist in dem Sinne nicht vorherbestimmt, sondern ergibt sich aus einem Zusammenspiel von Mensch und Gott. Mit diesem und ähnlichen Konzepten hatte die Säkularisierung der Heilsgeschichte, ein äußerst langsamer Prozeß, der seinen Höhepunkt erst in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts erfahren sollte, unweigerlich begonnen.[34] Der Humanismus machte die Idee der Autonomie des Menschen zum Konzept. Die geschichtliche Zeit wurde nun zum Objekt des menschlichen Handelns. Francesco Petrarcas (1304-74 n.Chr.) Vertreter des italienischen Humanismus, wähnte sich in einer Zeit, die sich qualitativ in vielfältiger Weise von der Vergangenheit absetzte. Allerdings war das Neue, die eigene Gegenwart, noch nicht positiv besetzt, und Petrarca dachte auch nicht an ein Fortschreiten in eine bessere Zukunft.[35] Das Vorbild sah er im Altertum, also in der Vergangenheit. Im 17. Jahrhundert begann sich dann schleichend das Bewußtsein einer "neuen Zeit" zu entwickeln.[36] Der im 18. Jahrhundert überwiegend verwendete Bewegungsausdruck "Fortgang" bezeichnete noch einen natürlichen Ablauf und konnte dementsprechend auch auf einen zyklischen Weg bezogen werden. Im 18. Jahrhundert erfolgte z.B. durch Vico und seine Vorstellung von "corsi" und "ricorsi" eine Neufassung der historischen Zyklen.[37] Erst die wachsende Naturerkenntnis in der die Autorität des Alten durch das Vertrauen in die menschliche Vernunft verdrängt wurde, erschloß eine progressive Auslegung der historischen Zeit.[38]
2.1.4 Begriffsbildung in der Aufklärung
In die Zeit der Aufklärung kommt es zur sprachlichen Bündelung der vielfältigen Erfahrungen und Erwartungen des Fortschreitens und Anwachsens auf wissenschaftlichen, technischen und moralischen Gebiet im zusammenfassenden Ausdruck "Fortschritt".[39]
Vor dem Ende des 18. Jahrhunderts gab es im Deutschen, ähnlich wie im Englischen und Französischen, keine einheitliche Terminologie. Der Fortschrittsgedanke betraf zunächst die Fortschritte in den Wissenschaften und Künsten und das Wort "progrès" wurde stets im Plural gebraucht.[40] 1772 wird für die zentralen positiven Bewegungsbegriffe "improvement", "advancement", "progress" noch eine ähnliche Skala deutscher Worte verwendet. So benutzte man das räumliche Bild "Fortgang", oder "Fortschreitung", die biologische Metapher vom "Wachstum" oder "Zuwachs", oder man sprach im moralischem Verständnis von "Verbesserung" oder "Ausbildung".[41] Schon 1798 hat sich der Wortgebrauch geändert. "Fortgang" wurde zurückgedrängt (ihm wurde die Bedeutung bloßer Bewegung überlassen), "Vervollkommnung" ist dazugekommen und schlagartig, so Reinhart Koselleck, hat sich der Terminus "Fortschritt" durchgesetzt.[42] Damit wird Fortschritt zum Kollektivsingular, der die Summe aller Einzelfortschritte in sich bündelt und sich nicht mehr auf spezielle Bereiche und partielle Erfahrungen beschränkt. Fortschritt umfaßt und beschreibt nichts geringeres als den Fortschritt der gesamten Menschheit, den Fortschritt der Zeit und später auch den Fortschritt der Geschichte.[43] So wird aus den Geschichten der einzelnen Fortschritte der abstrakte Fortschritt der Geschichte überhaupt.[44]
2.2 Inhalt der Fortschrittsidee
"Fortschritt" umfaßt ein ganzes Bündel von epochalen Erfahrungen und Vorstellungen. Ich möchte die wichtigsten von ihnen kurz Thesenartig vorstellen.[45] Erst in ihrer Gesamtheit aber erschließt sich das neue Welt-, Zeit- und Geschichtsbild, das sich mit der Aufklärung in Europa zu formieren begann. Dabei sei angemerkt, daß die große Zeit des Fortschrittsdenkens erst mit der Französischen Revolution, die klassische Fortschrittsideologie erst mit Condorcet begann. Nicht vor dem 19. Jahrhundert wird der Fortschrittsglaube zu einer Massenerscheinung, der sich keiner mehr entziehen kann.[46]
2.2.1 Der historische Wandel
Der Begriff "Fortschritt" bezeichnet, zeitlich gesehen, die Differenz zwischen bisheriger Vergangenheit und der kommenden Zukunft.[47] Grundvoraussetzung der westlichen Fortschrittsidee ist daher die Annahme, daß die menschliche Geschichte einem Wandel unterliegt, daß es also eine Differenz zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gibt.[48] Damit gewann die Zeit eine neue geschichtliche Qualität, die sie im Horizont des immer Gleichen und der Wiederkehr des Exemplarischen (in der christlichen Heilsgeschichte) noch nicht gehabt hatte.
Jacob Burckhardt stellte die Frage nach der historischen Veränderung der menschlichen Lebensumstände allerdings erneut. Burckhardt hält den Fortschritt für eine "optische Illusion", er erkennt keine besonderen Unterschiede zwischen Vergangenheit und Gegenwart, der Fortschritt des einen, so Burckhardt, sei lediglich der Niedergang des anderen.[49] Diese Position erinnert an die traditionelle chinesische Auffassung von Geschichte, welche als endlose Interaktion vieler konstituierender Elemente auf der Suche nach Ausgewogenheit beschrieben werden kann.[50] Die Annahme geht davon aus, daß kein Faktor, keine Idee zu irgendeinem Zeitpunkt gegenüber den übrigen eine prominentere Position einnehmen kann, was letztlich bedeutet, daß der geschichtliche Verlauf weder ein Muster noch eine Struktur besitzt.
Im Gegensatz zu den chinesischen Historikern zeichnen sich die europäischen Geschichtsphilosophen und ihre Ideen deutlich ab. Seit der Aufklärung suchen und erkennen sie Muster, Strukturen und Regelmäßigkeiten im Wandel der Zeit. Sie formulieren universal historische Gesetze und theoretisieren den gesamten Prozeß menschlicher Geschichte. Die zweite Grundvoraussetzung, um die Idee des Fortschritts zu denken, lautet daher: Der geschichtliche Wandel hat eine Form, und diese ist nicht nur erkennbar, sondern kann bereits erkannt werden.[51] Ausgangspunkt war die, im Kontext der Aufklärung entwickelte, Vorstellung, daß sich die Zeit nach Regeln der "Vernunft" entwickelt und ihr Lauf daher für den vernunftbegabten Menschen erkennbar ist.
Frage 1: Beschreibt der Autor einen Unterschied zwischen Vergangenheit und Gegenwart, d.h. erkennt der Autor einen historischen Wandel?
2.2.2 Fortschritt ist ein linearer Richtungsbegriff
Fortschritt bezeichnet einen geschichtlichen Wandel der in eine Richtung strebt auf lange Sicht einmalig und unwiederholbar ist.[52] Auf lange Sicht bedeutet hier, daß Fortschritt nicht notwendigerweise einen kontinuierlich gerichteten Wandel beschreibt. So können auch Spiralen, Wellen und andere, auch unregelmäßige, Verlaufsformen auf ein Ziel zustreben und damit auf lange Sicht als lineare Bewegung der geschichtlichen Zeit begriffen werden.
Klares Gegenkonzept zum Fortschritt ist dagegen die Kreislauftheorie, wie ich sie mit der griechischen Kosmologie und ihrer Renaissance durch Vico schon angeschnitten habe. Selbst große Aufklärer, wie Voltaire, Diderot, Gibbon und auch Rousseau, die ihre Gegenwart als eine Zeit der höheren Zivilisation im Gegensatz zu vergangenen Jahrhunderten beschrieben, glaubten, daß dieser Fortschritt brüchig sei, und daß ein neues Zeitalter der Barbarei diese Errungenschaften hinwegfegen würde, dem Fortschritt ein Niedergang folgen werde.[53] Kern der zyklischen Theorien ist allerdings nicht die Feststellung historischer Abfolgen von Aufstieg und Fall, sondern das Prinzip der regelmäßigen Wiederholbarkeit historischer Ereignisse. Die Stoiker und Pythagoreaner glaubten an die zyklische Wiederkehr von exakt den selben Ereignissen, während Platon und Aristoteles vom periodischen Wiederauftreten grob ähnlicher, aber nicht identischer Geschichtsstrukturen ausgingen.[54] Die Vorstellung der Epikurianer und Nietzsche, es gebe ein kosmisches Wiederauftreten historischer Ereignisse in irregulären Intervallen sprengt hingegen den Kreislaufgedanken.[55] Spiraltheorien wiederum, wie sie später bei der Untersuchung von Toynbee auftreten werden, beinhalten zunächst die regelmäßige Form der Wiederholung historischer Elemente, die dann jedoch an ihr Ende kommt, bzw. bald zu Ende kommen wird und sich damit entweder zum Niedergang, wie z.B. bei Adams[56] oder zum Fortschritt, wie bei Sorokin,[57] wandelt.
Frage 2: Ist der geschichtliche Wandel im Werk irreversibel oder wiederholbar? Vollzieht er sich kontinuierlich, regelmäßig oder unregelmäßig? Welche Struktur des Geschichtsverlaufs (Linie/ Zyklus/ Spirale oder andere Form) liegt dem Werk damit zugrunde?
2.2.3 Fortschritt bezieht sich auf die Menschheit
Nach Meinung der Aufklärer ist das individuelle Leben zu kurz und die Aufgabe zu groß, als das sich dem Individuum Perfektibilität zusprechen ließe.[58] Deshalb kann, nach Kant, der Fortschritt nur über die Gattung realisiert werden: "Denn die Gattung soll sich aus der rohen Natur in vielen Generationen zur Vollkommenheit empor arbeiten, dazu in der Natur zwar die Anlagen anzutreffen, die Entwicklung aber das eigene Werk des Menschen, also künstlich ist und nicht vom Individuum, sondern von der Gattung geleistet werden kann."[59] Träger des Fortschritts ist die generations-übergreifende und in diesem Sinne unsterbliche Menschheit. Wenn die Menschheit fortschreitet, ist damit nicht unbedingt gemeint, daß alle Menschen gleichzeitig fortschreiten. Vielmehr war es von vornherein üblich, die Menschheit in gleichzeitig lebende Gruppen verschiedener Kulturstufen zu gliedern. Völker, Länder, ganze Kontinente und Kulturen wurden verglichen, um aus dem Kontrast Anregung oder Beweis für den eigenen Fortschritt zu gewinnen.[60] Der Fortschritt der Menschheit kann bei vielen Theoretikern nur über besonders fortschrittliche, den Rest der Menschheit anführende, Kulturen, Zivilisationen oder gar Individuen realisiert werden.
Frage 3: Ist die Fortschrittsidee im Werk universalistisch, d.h. glaubt sie an einen Fortschritt der Menschen im Ganzen? Oder ist der Fortschritt ausschließlich, bzw. im Sinne einer Führungsrolle, auf bestimmte Handlungsträger bezogen?
2.2.4 Fortschritt ist eine geordnete Bewegung
Fortschritt beschreibt einen Prozeß, der im weitesten Sinne geplant oder durch bestimmte Gesetze geordnet ist. Auch wenn die Menschheit als ganzes fortschreitet, ist sie nicht als Subjekt mißzuverstehen, daß, wie ein Individuum, seine Geschichte zu planen imstande wäre. Eher realisiert sich der Fortschritt über die Menschheit, bzw. über ihre Geschichte. Hierzu gibt es drei verschiedene Vorstellungen. Erstens das ratiomorphe Konzept,[61] nach dessen Überzeugung der Fortschritt nicht geplant, sondern durch die Weitergabe von Wissen und Erfahrung über die Generationen sozusagen angesammelt wird. Seine Vertreter sind z.B. Antoine-Nicolas de Condorcet, Auguste Comte oder John Stuart Mill.[62] Zweitens Konzepte, wie das von Karl Marx, bei denen die Geschichte selbst Agent des Fortschritts ist. Der historische Wandel (bei Marx bestimmt durch den Klassenkampf) schafft sozusagen den Fortschritt.[63] Und Drittens die Vorstellung, es gebe eine überindividuelle Instanz, einen göttlichen oder natürlichen Plan, eine Vorsehung oder Absicht. Bei Kant ist es die "Natur", "... aus deren mechanischem Laufe sichtbarlich Zweckmäßigkeit hervorleuchtet, durch die Zwietracht der Menschen Eintracht selbst wieder ihren Willen emporkommen zu lassen, [...] als tieferliegende Weisheit einer höheren, auf den objektiven Endzweck des menschlichen Geschlechts gerichteten, und diesen Weltlauf prädeterminierenden Ursache, Vorsehung genannt wird...".[64] Was bei Kant die "Naturabsicht" ist, nennt Hegel die "List der Vernunft", Adam Smith die "unsichtbare Hand".[65] Sie alle glauben an eine steuernde Kraft, die sich der menschlichen Vernunft und Leidenschaften bedient, um ihren geheimen Plan zu realisieren.
Frage 4: Gibt es Hinweise auf eine den geschichtlichen Wandel steuernde Instanz oder Triebkraft?
2.2.5 Fortschritt impliziert die Bewertung einer zeitlichen Entwicklung
Fortschritt impliziert eine qualitative Bewertung des geschichtlichen Wandels. Diese erfolgt, laut Paul Widmer, aufgrund eines bestimmten Verhältnisses zwischen Erfahrung und Erwartung in Bezug auf eine Norm.[66] Haben Erfahrung und Erwartung eine Norm gesetzt und ihr eine Möglichkeit zur Bewährung in der Zeit eingeräumt, kann, je nach Normenvorgabe und Normenverwirklichung, ein Fortschritt bzw. Niedergang festgestellt werden.[67] Der Verfall einer Norm wird als Niedergang gewertet. Als Ziel der geschichtlichen Bewegung erscheint dann die totale Negation der Norm. Die Verbesserung einer Norm wird dagegen als Fortschritt bezeichnet. Dabei nährt die Erfahrung einer Normverbesserung die Erwartung des Fortschritts, während die Erfahrung eines Niedergangs oft einen negativen Zukunftshorizont entwirft. Bei den Apokalyptikern des 20. Jahrhunderts verhielt es sich allerdings anders herum. Hier war es, wie ich später zeigen werde, die Enttäuschung einer übersteigerten Fortschrittserwartung, die eine Niedergangserfahrung auslöste und die Zukunftsvisionen verdüsterte. Erfahrung und Erwartung stehen in einem dialektischen Spannungsverhältnis, so wie sich auch die Erfahrung und Erwartung von Fortschritt und Niedergang gegenseitig bedingen.[68] Die Möglichkeit des Fortschritts hat den Rückschritt geboren.
Frage 5: Gibt es Hinweise auf vom Autor als besonders wichtig eingeschätzte Werte oder Dynamiken?
2.2.6 Fortschritt bezeichnet eine Bewegung zum Besseren
Es dauerte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bis die Lehren einer nur in Gott enthaltenen Vollkommenheit soweit überwunden wurden, daß die Vollkommenheit als irdisch anzustrebendes Ziel ansprechbar wurde.[69] Dadurch erhielt die Geschichtsbetrachtung einen affirmativen Zukunftsbezug. Obwohl der Ausdruck "Fortschritt" auch Abläufe zum Schlechteren bezeichnen kann, meint er in der Regel eine zeitliche Bewegung zum Besseren, also einen meliorativen Wandel der Geschichte.[70] Dabei kann Fortschritt sich auf eine Zunahme oder auf eine Vervollkommnung beziehen. Erstens, quantitativ bezogen, meint Fortschritt die Anreicherung (höher, schneller, komplexer, funktionstüchtiger) von etwas positiv Bewerteten (z.B. Wissen) oder aber die Abnahme von Negativem (z.B. Kriminalität). Während zweitens, qualitativ bezogen, Fortschritt einen Wandel von etwas als niedrig bewerteten, zu etwas höher bewerteten (z.B. Erhöhung der Moral) bezeichnet.[71] Kant war zum Beispiel sicher, daß, " ... das menschliche Geschlecht beständig im Fortrücken in Ansehung der Kultur, als dem Naturzwecke desselben, ist, es auch im Fortrücken zum Besseren in Ansehung des moralischen Zweckes seines Daseins begriffen sei ...".[72] Auch Hegel deutet 1830 die gesamte Weltgeschichte als einen "Fortgang zum Besseren, der stets das Vollkommenere enthalte".[73] Die Geschichte bekommt Ziel und Sinn durch eine qualitative Steigerung bis hin zum "Endzweck der Welt".[74] Nach Hegels Vorstellung ist dieser Endzweck "das Bewußtsein des Geistes von seiner Freiheit".[75] Marx entwirft darauf aufbauend später die Erwartung eines irdischen Reichs der Freiheit, das eine klassenlose Gesellschaft bewohnt.[76] Fortschritt wird durch solche Bewertungen zum quasi religiösen Hoffnungsbegriff.[77] Löwiths These, unser modernes fortschrittsorientiertes Geschichtsdenken sei eine Säkularisierung der Heilsgeschichtlichen-Erwartung und entspringe dem biblischen Glauben an eine letzte Erfüllung, scheint jedenfalls angesichts der Vorstellung einer Art irdischen Paradieses durchaus einleuchtend.[78] Auch im Fortschrittsdenken drückt sich die alte Überzeugung eines letzten Sieges des "Guten" über das "Böse" aus. Blumenberg allerdings bestreitet, daß die moderne Geschichtsphilosophie lediglich ein Derivat des theologischen Geschichtsverständnisses sei.[79] Erstens, so Blumenberg, wurde der Fortschrittsgedanke in Renaissance und Aufklärung auch wesentlich von zukunftorientierten und utopischen Gesellschaftsentwürfen beeinflußt, deren Ursprung nicht in der Heilsgeschichte, sondern in der spätantiken Philosophie zu suchen ist. Zum zweiten ist die Fortschrittsidee nicht nur aus einem Fortschrittsglauben, sondern auch von konkreten Fortschrittserfahrungen der frühen Neuzeit entwickelt worden.[80] Der grundsätzliche semantische Unterschied zwischen christlicher Heilserwartung und moderner Geschichtsphilosophie, besteht nach Blumenberg deshalb darin, daß: " ... eine Eschatologie von einem in die Geschichte einbrechenden, dieser selbst transzendenten und heterogenen Ereignis spricht, während die Fortschrittsidee von einer jeder Gegenwart präsenten Struktur auf eine der Geschichte immanente Zukunft extrapoliert".[81] Die Fortschrittsidee ist demnach auch das Bekenntnis zur wissenschaftlichen Methode und anders als der religiöse Glaube oft auf einer breiten empirischen Basis errichtet. Blumenberg gelingt es damit, den Fortschrittglauben aus der unmittelbaren Tradition der Heilsgeschichte zu lösen. Löwiths Grundthese, nach der die Geschichtsphilosophie unmöglich autonom und prämissenfrei sein kann, hat er damit allerdings nicht aufgelöst. Egal ob christlich oder säkular, daß dem historischen Prozeß ein unbedingter Wert beigemessen wird, ist nach Löwith eine sachlich nicht zu rechtfertigende Voraussetzung.[82] Der Fortschrittsgedanke gehört zu den Mythen unserer Zeit, behauptet Friedrich Rapp deshalb.[83] Er ordnet den Glauben an den Fortschritt in den Bereich des illusionären Denkens ein. Zumindest in funktionaler Hinsicht steht der Fortschrittsgedanke damit für ihn auf derselben Stufe, wie etwa der Glaube an die Vorsehung oder die individuelle Unsterblichkeit. Fortschritt ist an sich eine Leerform, ein intentionales Denkschema, welches mit den verschiedensten religiösen, weltanschaulichen und politischen Inhalten gefüllt werden kann.[84]
Frage 6: Gibt es Anzeichen, daß der Autor im geschichtlichen Wandel eine quantitative Anreicherung und/oder eine qualitative Verbesserung erkennt?
2.2.7 Fortschritt ist universell gemeint
Fortschritt bezieht sich nun nicht mehr auf umgrenzbare Sektoren wie Wissenschaft, Technik, Moral, sondern ist jetzt universell gemeint und allgemein verwendet. Wenn auch viele Theoretiker langfristig von einem umfassenden und allseitigen Fortschritt der Menschheit ausgehen, ist damit oft nicht ein gleichzeitiges Fortschreiten von allen Einzelbereichen des menschlichen Lebens, von Moral, Technik oder Wissenschaft gemeint. Sehr oft werden z.B. Fortschritte in der Wissenschaft, Technik und Ökonomie als Zugpferde und notwendige Voraussetzung für eine Verbesserung der Lebensumstände, dem Fortschreiten auf Gebieten der Politik, Moral, ja sogar der Kunst gesehen.[85]
Frage 7: Werden spezielle Fortschritte (wissenschaftlich/ technischer- oder moralisch/ geistiger Fortschritt) anderen Entwicklungen als besonders wichtig oder grundlegend vorangestellt?
2.2.8 Fortschritt ist ein temporaler Perspektiv- oder Planungsbegriff
Erst als die christliche Enderwartung ihre Gegenwärtigkeit verlor konnte ein unendlicher Zeithorizont erschlossen werden.[86] Die Zeitauffassung wurde dabei nach Vorne hin, in die Zukunft geöffnet. Der Vorlauf der Wissenschaften, die in Zukunft immer mehr zu entdecken versprachen und auch die Entdeckung neuer Welten und ihrer Völker erweckten das Bewußtsein einer allgemeinen Geschichte, die insgesamt in eine neue Zeit eintritt.[87] Es unterscheidet den neuzeitlichen Fortschrittsbegriff von seiner religiösen Herkunftsbedeutung, daß er das stehst zu erwartende Ende der Weltzeit in eine offene, bessere Zukunft verwandelt. Die Zukunft konstituierte sich als offener Handlungsraum, den es zu gestalten galt. Die Gegenwart wurde als Übergangszeit in eine solche nun planbare und verfügbar gewordene Zukunft wahrgenommen.[88] In der zunehmenden Reflexion über die unterscheidbaren Dimensionen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft wird schließlich eine geschichtliche Bewegung entdeckt, die im "Fortschritt" auf einen ersten Begriff gebracht worden ist. Fortschritt ist immer das Ergebnis eines Vergleichs, eine Bewertung der Differenz zwischen Damals und Heute, bzw. zwischen Heute und Morgen. Die Idee des Fortschritts ist damit eine Theorie, die eine Synthese der Vergangenheit und eine Prophetie der Zukunft umfaßt. Beide Orientierungswege, sowohl der nach vorn, als auch der zurück, sind problematisch. Collingwood bezweifelt die Möglichkeit, daß wir je in der Lage sein werden ein so umfassendes Wissen von der Vergangenheit zu haben, daß wir es wagen könnten es gegen die erfahrbare Gegenwart aufzuwiegen.[89] Popper wiederum wendet sich in "The Poverty of Historicism" gegen die Vorstellung, man könne mit rational wissenschaftlichen Methoden den zukünftigen Lauf der menschlichen Geschichte voraussehen.[90] Nun ist es aber gerade der Bezug auf die Zukunft, welcher der Fortschrittsidee ihren Wert, ihre Bedeutung und ihre Macht verleiht. Die Vergangenheit ist nur Bürge für den Vorgriff. Wird für die Vergangenheit ein Fortschritt festgestellt, so ist es die Annahme der Gleichförmigkeit, die auch für die Zukunft einen ähnlichen Gang der Dinge erwarten läßt. Es ist die intellektuelle Vorwegnahme der Zukunft, ein auf Wissen aufgebautes Erwarten, eine Voraussage, ein kühner Versuch, nämlich das Wagnis das Urteil der Geschichte vorwegzunehmen.
Fortschritt beinhaltet also eine konsequent auf die irdische Zukunft gerichtete Zeitperspektive. Die Geschichte erscheint als epochale Abfolge von Stufen auf dem menschlichen Weg in eine bessere Zukunft. An Kant und Fichte anknüpfend, baute schließlich Hegel dieses Geschichtsdenken zu einem umfassenden System aus. In seiner Geschichtsphilosophie verkörperte der "Weltgeist" das teleologische, der Erlösung der Menschheit entgegenstrebende, Moment.[91] Gegenstandsbestimmung, Verlaufsformen und Gesetzmäßigkeiten der Geschichte ergaben sich aus dem Gedanken der Verwirklichung des "Weltgeistes". Der "Weltgeist" stand am Ende alles Geschehens als offenbarter Sinn. Er strukturierte alles Geschehen bis zum Zeitpunkt seiner Offenbarung. Die Geschichte erhält durch den Fortschrittsgedanken eine Richtung, ein Ziel. Ein konkretes Ziel, wie es aus der christlichen Eschatologie bekannt ist, ist in der Geschichte des Fortschrittsdenkens allerdings eher selten.
Die Zielbestimmung des "Fortschritts" schwankt zwischen endlicher Perfektion und einer endlosen Zielverschiebung. Im ersten Konzept hört der Fortschritt auf, wenn eine bestimmte Ebene erreicht ist.[92] Nach Marx hat der Klassenkampf ein Ende, wenn der Kommunismus verwirklicht ist. Da dann nicht mehr die Möglichkeit zu weiteren ökonomischen, politischen oder sozialen Verbesserungen besteht, ist der Fortschritt unnötig und unmöglich.[93] Im zweiten Konzept ist das Fortschrittsziel zwar erreichbar, der Fortschritt selbst aber unendlich. Für Kant ist der "Ewige Frieden" erreichbar. Die rationale Gesellschaft die er voraussah ist aber nicht das Ende vom Fortschritt, sondern die notwendige Voraussetzung für weiteren Fortschritt, Fortschritt der weiter und immer weiter geht.[94] Charakteristisch für die Fortschrittsidee sind damit eine unbestimmte Zukunft und die fortgesetzte Vervollkommnung des gegenwärtigen Zustands mit offenen Ende. Johannes Rohbeck weist allerdings darauf hin, daß die Geschichtsphilosophie der Aufklärung nicht auf die Denkfigur der Teleologie reduziert werden kann. In der Stadientheorie, wie sie vor allem in Bezug auf den ökonomischen und technischen Fortschritt entwickelt wurde, gibt es nämlich kein angestrebtes Ziel.[95] Hier ist allein die Vorwärtsdynamik entscheidend. Eine Entwicklung provoziert und ermöglicht die andere. Es kommt zu einer lawinenartig fortschreitenden Bewegung mit offenem Ausgang.
Frage 8: Werden Erkenntnisse die aus einem Vergleich zwischen Vergangenheit und Gegenwart stammen auf die Zukunft übertragen? Beschreibt der Autor die Geschichte als einen, wie auch immer, auf die Zukunft ausgerichteten Prozeß? Gibt es eine Vorstellung von einem Ziel der Geschichte? Ist, so eine Zielvorstellung besteht, diese das letzte Ziel?
2.3 Definition der Fortschrittsidee
Die Fortschrittsidee beinhaltet, wie gezeigt wurde, eine Breite von Ideen, Annahmen, und Interpretationen. Erst aber die Kombination dieser Vorstellungen und Thesen schafft die Fortschrittsidee. Auch wenn es verschiedene Fortschrittskonzepte gibt, bewegen sie sich alle in einem gewissen Definitionsrahmen. Die Fortschrittsidee der Aufklärung beschreibt im weitesten Sinne die irreversible Veränderung der Geschichte der Menschheit, welche, durch eine Zunahme oder Verbesserung gekennzeichnet, in eine bessere, durch die Menschen gestaltbare, Zukunft strebt.
2. 4 Fortschrittsidee und Universalgeschichte
Eine wesentliche Voraussetzung für die Fortschrittsidee ist, wie ich gezeigt habe, die Annahme, daß der zeitliche Wandel eine erkennbare Struktur aufweist. Das Chaos der Zeit muß als einheitlicher Prozeß gedacht werden. Das Zeitalter der Aufklärung hat mit der "vernünftigen" Philosophie, die sich an irdischen Erfahrungen und Erkenntnissen zu orientieren beanspruchte, eine Philosophie der menschlichen Zeit, eine Philosophie der Geschichte entwickelt, die genau diese Voraussetzung schaffte. Man betrachtete die Erfahrungen und Erwartungen der Menschen als ein System, einen großen Gesamtprozeß. Begrifflich erfaßt wurde diese Vorstellung seit Ende des 18. Jahrhunderts im heute so geläufigen Terminus der "Geschichte".[96] Das Konzept einer umfassenden "Geschichte" findet seinen deutlichsten Ausdruck in der Welt- bzw. Universalgeschichtsschreibung. Sie bezieht sich räumlich auf den gesamten Globus und meint zeitlich und strukturell den Gesamtprozeß der menschlichen Entwicklung.[97] Fortschrittsdenken und Universalgeschichte gehören zusammen, schreibt Reinhart Koselleck daher, sie sind zwei Seiten derselben Gesamtkonstruktion. Die Progressivität liefert das innere Prinzip, das die äußere Universalität erst zu einer echten Einheit macht. [98]
3. Karl Jaspers, Vom Ursprung und Ziel der Geschichte
Mit Karl Theodor Jaspers beginnt die Untersuchung der Weltgeschichten mit einem Wissenschaftler, bei dem, wie Ernst Nolte feststellt, fraglich ist, ob man ihn überhaupt einen Geschichtsdenker nennen darf.[99] Der 1883 geborene Jaspers, war ursprünglich Psychiater. Er hatte sich seit 1919 in zunehmenden Maße der Philosophie zugewandt, um das psychologische Phänomen der menschlichen Daseinsorientierung zu erfassen. Er formulierte das sich vergewissernde Verstehen menschlicher Existenz als "philosophische Weltorientierung", postulierte die Unmöglichkeit wissenschaftlich gesicherter Existenzerfahrung und setzte sich mit der Erfahrung von "Grenzsituationen" und "Transzendenz" auseinander.[100] Heute gilt er neben Sartre und Heidegger als Begründer der Existenzphilosophie. Die Suche nach dem Menschen und seinen Existenzbegründungen führte Jaspers Studien über den europäischen Kulturkreis und die bloße Gegenwart hinaus. Jaspers beschäftigte sich mit asiatischer Philosophie und schließlich auch mit der Geschichte der Philosophie.[101] Die traumatische Erfahrung der nationalsozialistischen Herrschaft und des zweiten Weltkrieges war dann ausschlaggebend für die Entstehung der beiden geschichtsphilosophischen Hauptwerke Jaspers. 1949 erschien "Vom Ursprung und Ziel der Geschichte",[102] 1957 folgte "Die Atombombe und die Zukunft des Menschen".[103] "Jaspers [...] kam zur Geschichte vom Erleben der Gegenwart, von der Sorge um die Zukunft her",[104] bemerkt der Universalhistoriker Golo Mann. Sein Kerninteresse ist dabei immer die gleiche Frage: "... was der Mensch heute ist, was ihn heute bedroht, was er heute sein kann und sein muß."[105] Um diese Frage zu klären, bedarf es nach Jaspers eines universalgeschichtlichen Entwurfs: "Nur die gesamte Menschheitsgeschichte vermag die Maßstäbe für den Sinn des gegenwärtigen Geschehens zu geben."(7)
[...]
[1] Einen guten Überblick über die Kritik an der westlichen Geschichtswissenschaft, bietet: Middel, Matthias/ Gibas, Monika/ Hadler, Frank, Sinnstiftung und Systemlegetimierung durch historisches Erzählen, in: Comparativ. Leipziger Beiträge zur Universalgeschichte und vergleichender Gesellschaftsforschung, Jhg. 10, 2/ 2000, S. 7-35. Eine Zusammenfassung der postmodernistischen Kritik findet sich in: Berkhofer, Robert F. Jr., Beyond the Great Story: History as Text and Discourse, London 1995; Ein prominentes Beispiel von außereuropäische Kritik der westlichen Geschichtswissenschaft stammt vom Südasienspezialisten Chakrabarty: Chakrabarty, Dipesh, Provincializing Europe. Postcoloniality and the critique of history, in: Cultural studies 6/ 1992, S. 337-357.
[2] Meistererzählungen begründen und rechtfertigen eine Kultur, in dem sie die Vergangenheit so interpretieren, das sie teleologisch auf die eigene Lebensform hinzuführen scheint. Rüsen, Jörn, Einleitung: Für eine interkulturelle Kommunikation in der Geschichte, in: ders./ Gottlob, Michael / Mittag, Achim (Hrsg.), Die Vielfalt der Kulturen. Erinnerung, Geschichte, Identität 4, Frankfurt am Main 1998, S. 23.
[3] Burke, Peter, Westliches historisches Denken in globaler Perspektive - 10 Thesen, in: Rüsen, Jörn (Hrsg.), Westliches Geschichtsdenken. Eine interkulturelle Debatte, Göttingen 1999, S. 31-49.
[4] Ebd. S. 35.
[5] Koselleck, Reinhart, Fortschritt, Stuttgart 1975, S. 352.
[6] Weltgeschichte und Universalgeschichte sind zwei Ausdrücke für die Menschheitsgeschichte und werden deshalb im folgenden von mir nicht unterschieden. Damit folge ich Schulin, Ernst (Hrsg.), Universalgeschichte, Köln 1974, S. 11.
[7] Kant, Immanuel, Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht, in: Weisschedel, Wilhelm (Hrsg.), ders. , Werksausgabe, Bd.11, Frankfurt am Main 1982; Ilting, Karl Heinz (Hrsg.), Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte (Berlin 1822/1823), Hamburg 1996.
[8] Costello, Paul, World Histoians and their Goals, Twenty- Century Answers to Modernism, Dekalb 1993, S. 213.
[9] Als Grundlegende Gesamtdarstellungen der Idee sind vor allem zu nennen: Nisbet, Robert, History of the Idea of Progress, New York 1980 und Doren, Charles Van, The Idea of Progress, London 1967. Eine neuere Aufsatzsammlung bietet: Burgen, Arnold/ Laughlin, Peter Mc/ Mittelstraß, Jürgen (Hrsg.), The Idea of Progress, Berlin 1997. Zur Geschichte des Fortschrittsbegriffs grundlegend sind Christian Meier und Reinhart Koselleck: Fortschritt, in: Geschichtliche Grundbegriffe, Historisches Lexikon zur politisch sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 2, Stuttgart 1975, S. 351-423. Eher philosophisch-systematisch untersucht wird Fortschritt dagegen in: Rapp, Friedrich, Fortschritt. Entwicklung und Sinngehalt einer philosophischen Idee, Darmstadt 1992.
[10] Umfassende Darstellung der Universalgeschichten bis zum Beginn der 70iger Jahre z.B.: Schulin, Ernst (Hrsg.), Universalgeschichte, Köln 1974. Zeitlich über Schulin und die 70iger hinaus greifend, jedoch beschränkt auf einen Kern von Universalhistorikern (u.a. Toynbee und McNeill): Costello, Paul, World Histoians and their Goals, Twenty- Century Answers to Modernism, Dekalb 1993. Eine Strukturanalyse der modernen Weltgeschichten bietet: Galtung, Johan, Welt-, Global-, Universalgeschichte und die gegenwärtige Historiographie, in: Zeitschrift für Weltgeschichte, Jahrgang 1, Heft 1, Herbst 2000, S. 9-34.
[11] So behandeln sowohl Paul Costello in der Untersuchung der Weltgeschichtsschreibung, als auch Charles van Doren in der Darstellung von Fortschrittsautoren, die Fortschrittsidee u.a. in Weltgeschichtskonzeptionen. Für eine Darstellung der Fortschrittsidee in der neueren Geschichtswissenschaft allgemein, siehe: Rupert, Karsten, Die Idee des Fortschritts in der Neueren Geschichte, Eichstätt 2000.
[12] Koselleck, Reinhart, Fortschritt, Stuttgart 1975, S. 351.
[13] Ebd. S. 352.
[14] Meier, Christian, Fortschritt in der Antike, in: Geschichtliche Grundbegriffe, Historisches Lexikon zur politisch sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 2, Stuttgart 1975, S. 353-363. Hier S. 353.
[15] Nisbet, Robert, New York 1980, S.46.
[16] Meier, Christian, Stuttgart 1975, S. 353.
[17] Ebd. S. 354.
[18] Koselleck, Reinhart, "Fortschritt" und "Niedergang", in: ders./ Widmer, Paul (Hrsg.), Niedergang. Studien zu einem geschichtlichen Thema, Stuttgart 1980, S. 217.
[19] Kuhn, Helmut/ Wiedeman, Franz (Hrsg.), Die Philosophie und die Frage nach dem Fortschritt, München 1964, S. 27-28.
[20] Ebd.
[21] Rapp, Friedrich, Darmstadt 1992, S. 120.
[22] Landmannn, Michael, Das Zeitalter als Schicksal, Basel 1956, S. 21
[23] Eine gute Einführung und Übersicht über den Zoratismus bietet z.B. Schlerath, Bernfried (Hrsg.), Zaratustra, Darmstadt 1970.
[24] Zur Eschatologie des Islam, siehe z.B.: Nasr, Seyyed Hossein, Der Islam, in: Sharma, Arvind, Innenansichten der großen Religionen, Frankfurt am Main 1997, S. 442f.
[25] Kamlah, Wilhelm, Christentum und Geschichtlichkeit, 1951, S. 112ff.
[26] Nisbet, Robert, New York 1980, S. 59f.
[27] Seckler, Max, Tradition und Fortschritt, in: Böckle, Franz/ Kaufmann, Franz-Xaver/ Rahner, Karl/ Welte, Bernhard (Hrsg.), Christlicher Glaube in moderner Gesellschaft, Freiburg 1982, S. 23-53. Hier S. 26.
[28] Kuhn, Helmut/ Wiedeman, Franz (Hrsg.), München 1964, S. 19.
[29] Koselleck, Reinhart, Fortschritt, Stuttgart 1975, S. 364.
[30] Ebd. S. 365.
[31] Rapp, Friedrich, Darmstadt 1992, S. 125.
[32] Ebd. S. 124.
[33] Breysig, Kurt, Gestaltungen des Entwicklungsgedankens, Berlin 1940, S. 44.
[34] Nisbet, Robert, New York 1980, S. 172.
[35] Koselleck, Reinhart, Neuzeit, Zur Semantik moderner Bewegungsbegriffe, in: Koselleck, Reinhart (Hrsg.), Studien zum Beginn der modernen Welt, Stuttgart 1977, S. 274.
[36] Ebd. S. 275
[37] Nisbet, Robert, New York 1980, S. 164-167.
[38] Koselleck, Reinhart, Fortschritt, Stuttgart 1975, S. 371.
[39] Rapp, Friedrich, Darmstadt 1992, S. 156.
[40] Kuhn, Helmut/ Wiedeman, Franz (Hrsg.), München 1964, S. 21.
[41] Rapp, Friedrich, Fortschritt, Darmstadt 1992, S. 156.
[42] Koselleck, Reinhart, Fortschritt, Stuttgart 1975, S. 387.
[43] Ebd. S. 388.
[44] Ebd.
[45] Ich stütze mich dabei auf eine von Koselleck vorgenommene Auswahl, die ich allerdings ergänzt, bzw. noch feiner untergliedert habe. Vgl. Koselleck, Reinhart, Fortschritt, Stuttgart 1975, S. 352.
[46] Seckler, Max, Freiburg 1982, S. 29.
[47] Koselleck, Reinhart, Moderne Sozialgeschichte und historische Zeiten, in: Rossi Pietro (Hrsg.), Theorie der modernen Geschichtsschreibung, Frankfurt am Main 1987, S. 173-190. Hier S. 178.f.
[48] Doren, Charles Van, The Idea of Progress, London 1967, S. 5.
[49] Glanz, Peter (Hrsg.), Jacob Burckhardt, Über das Studium der Geschichte. Der Text der "Weltgeschichtlichen Betrachtungen" nach den Handschriften, München 1982.
[50] Lee, Thomas H.C., Muß die Geschichte einem rationalem Deutungsmuster folgen? Eine kritische Anfrage aus chinesischer Perspektive, in: Rüsen, Jörn (Hrsg.),Westliches Geschichtsdenken. Eine interkulturelle Debatte, Göttingen 1999, S. 268-275. Hier S. 268f.
[51] Doren, Charles Van, London 1967, S. 5.
[52] Ebd. S. 6.
[53] Burke, Peter, Göttingen 1999, S. 36.
[54] Doren, Charles Van, London 1967, S. 119ff.
[55] Ebd.
[56] Adams, Brooks, The Law of Civilisation and Decay, New York 1959.
[57] Sorokin, Pitirim W. A., Power and Morality, Boston 1959.
[58] Einer der wenigen, der an individuellen Fortschritt glaubte war Nietzsche. Da er in der Geschichte nur die unterschiedliche Ausprägung des ewig Gleichen erkannte, sah er die wahren Höhepunkte der Historie nicht am Anfang oder Ende des Zeitenlaufs, sondern in den "großen Menschen" verkörpert. Nur diese haben sich, laut Nietzsche, dem eigentlichen Menschsein angenähert und damit etwas erreicht, was die ganze Gattung nie erreichen könne. Nietzsche, Friedrich, Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben (1874), in: Schlechta, Karl (Hrsg.), Friedrich Nietzsche. Werke in drei Bänden, Bd. 1, München 1954, S. 209.
[59] Immanuel Kant, zitiert in: Cesana, Andreas, Geschichte als Entwicklung. Zur Kritik des geschichtsphilosophischen Entwicklungsdenkens, Berlin 1988, S. 154.
[60] Koselleck, Reinhart, Fortschritt, Stuttgart 1975, S. 397.
[61] Der Begriff stammt aus: Baumgartner, Hans Michael, Philosophie der Geschichte nach dem Ende der Geschichtsphilosophie. Bemerkungen zum gegenwärtigen Stand geschichtsphilosophischen Denkens, in: Nagel-Docekal, Herta (Hrsg.), Der Sinn des Historischen, Frankfurt am Main 1996, S. 145-158. Hier S. 151ff.
[62] Doren, Charles Van, London 1967, S. 26f.
[63] Rohbeck, Johannes, Technik-Kultur-Geschichte, Eine Rehabilitierung der Geschichtsphilosophie, Frankfurt am Main 2000, S. 172.
[64] Kant, Immanuel, Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf (1795, 1796), in: Weisschedel, Wilhelm (Hrsg.), ders., Theorie- und Werkausgabe. Bd. 11, Frankfurt am Main 1968, S. 198-226. Hier S. 203.
[65] Analogie nach: Kittsteiner, Heinz Dieter, Listen der Vernunft, Motive geschichtsphilosophischen Denkens, Frankfurt am Main 1998, S. 12ff., 44f, 86.
[66] Widmer, Paul, Niedergangskonzeptionen zwischen Erfahrung und Erwartung, in: Koselleck, Reinhart/ Widmer, Paul (Hrsg.), Niedergang. Studien zu einem geschichtlichen Thema, Hier S. 13ff.
[67] Ebd. S. 13
[68] Koselleck, Reinhart, Stuttgart 1980, S. 226.
[69] Koselleck, Reinhart, Fortschritt, Stuttgart 1975, S. 375.
[70] Ebd. S. 352.
[71] Doren, Charles Van, London 1967, S. 7.
[72] Kant, Immanuel, Über den Gemeinspruch: Im Völkerrecht III, Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie, Politik und Pädagogik, in: Weisschedel, Wilhelm (Hrsg.), ders., Werksausgabe, Bd.11, Frankfurt am Main 1982, S. 267- 392. Hier S. 165.
[73] Hegel, Georg Wilhelm Friedrich, Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, in: ders., Werke in 20 Bänden, Band 12, Frankfurt am Main 1970, S. 74.
[74] Ebd. S. 32.
[75] Ebd. S. 33.
[76] Löwith, Karl, Das Verhängnis des Fortschritts (1963), in: Stichweh, Klaus (Hrsg.), ders., Sämtliche Werke, Bd. 2, Stuttgart 1983, S. 392- 410. Hier S. 396.
[77] Koselleck, Reinhart, Fortschritt, Stuttgart 1975, S. 352.
[78] Löwith, Karl, Einleitung zu Weltgeschichte und Heilsgeschehen, in: Stichweh, Klaus (Hrsg.), ders., Weltgeschichte und Heilsgeschehen, Sämtliche Werke, Bd. 2, Stuttgart 1983, S. 12.
[79] Blumenberg, Hans, Säkularisierung und Selbstbehauptung, Frankfurt am Main 1974, S. 34.
[80] Ebd. S. 39- 44.
[81] Ebd. S. 39.
[82] Löwith, Karl, Einleitung zu Weltgeschichte und Heilsgeschehen, Stuttgart 1983, S. 13ff.
[83] Rapp, Friedrich, Darmstadt 1992, S. 116ff.
[84] Topitsch, Ernst, Vom Ursprung und Ende der Metaphysik, Wien 1958, S. 244.
[85] Comte und Condorcet glauben die Verbesserung der Lebensumstände als Voraussetzung für eine Verbesserung der menschlichen Natur. Tocqueville sieht 1840, nach seiner Amerika Reise, in der Entwicklung von Handel und Gewerbe eine Bewegung, welche die Tyrannei einschränken und Demokratie zu fördern vermag. Trotzky und die marxistischen Ideologie setzen den Fortschritt der "Ökonomischen Ordnung", dem Fortschritt der "Sozialen Ordnung" voraus. Vgl. Doren, Charles Van, London 1967, S. 288f, 468; Toqueville, Alexis de, Über Demokratie in Amerika, 2. Teil (1840), in: Mayer, J. P./ Zebinden, Hans (Hrsg.), ders., Werke und Briefe, Bd. 2, Stuttgart 1962, S. 6- 7.
[86] Koselleck, Reinhart, Neuzeit, Zur Semantik moderner Bewegungsbegriffe, Stuttgart 1977, S. 275.
[87] Ebd. S. 275.
[88] Ebd. S. 285.
[89] Collingwood, R. G., The Idea of History, New York 1956, S. 324-330.
[90] Popper, Karl R., The Poverty of Historicism, New York 1964, S. VI-VII.
[91] Ilting, Karl Heinz (Hrsg.), Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte (Berlin 1822/1823), Hamburg 1996.
[92] Doren, Charles Van, London 1967, S. 265.
[93] Ebd.
[94] Kant, Immanuel, Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf, Frankfurt am Main 1968.
[95] Rohbeck, Johannes, Frankfurt am Main 2000, S. 41.
[96] Es ist der Kollektivsingular von "Geschichte", der Geschichte an sich und für sich, die ohne ein ihr zugeordnetes Subjekt oder Objekt gedacht wird. Alle Einzelgeschichten sind in diesem Begriff "Geschichte" gebündelt, sie stehen im komplexen Zusammenhang miteinander, eingewoben, in die der Geschichte selbst eigentümliche Wirkungsweise. Koselleck, Reinhart, Geschichte, Geschichten und formale Zeitstrukturen, in: Oelmüller, Willi (Hrsg.), Wozu noch Geschichte?, München 1977, S. 253-266, hier S. 258 und Koselleck, Reinhart, Neuzeit, Zur Semantik moderner Bewegungsbegriffe Stuttgart 1977, S. 269.
[97] Kossok, Manfred, Von der Universal zur Globalgeschichte, in: Universalgeschichte Gestern und Heute II., Comparativ 1/ 1992, S. 92-104. Hier S. 95.
[98] Koselleck, Reinhart, Die Herausbildung des modernen Geschichtsbegriffs, in: Geschichtliche Grundbegriffe, Historisches Lexikon zur politisch sozialen Sprache in Deutschland, Bd. 2, Stuttgart 1975, S. 650-717, Hier S. 690.
[99] Nolte, Ernst, Geschichtsdenken im 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1991.
[100] Killy, Walter/ Vierhaus, Rudolf (Hrsg.), Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 5, München 1997, S. 309.
[101] 1957 erschien: Jaspers, Karl, Die großen Philosophen. 1. Bd., 3. Aufl., München 1981.
[102] Jaspers, Karl, Vom Ursprung und Ziel der Geschichte, ungekürzte Neuausgabe, München 1963. Im Folgenden, werden alle Quellennachweise, die sich auf das Werk beziehen, (in Form von Seitenzahlen) in Klammern hinter die zu belegenden Textstelle gesetzt.
[103] Jaspers, Karl, Die Atombombe und die Zukunft des Menschen. Politisches Bewußtsein in unserer Zeit, Neuausgabe 1982.
[104] Mann, Golo, Jaspers als geschichtlicher Denker, in: Piper, Klaus (Hrsg.), Jaspers, Werk und Wirkung, München 1963, S. 142-146. Hier S. 142.
[105] Ebd. S. 144.
- Citar trabajo
- Götz Kolle (Autor), 2004, Die Fortschrittsidee in ausgewählten Werken der Weltgeschichtsschreibung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29617
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