[...] Nachdem die Basel I-Vorschriften einen fixen Kapitalhinterlegung von 8% für
die Banken vorsehen, wird dieser Satz durch Basel II zukünftig flexibilisiert. Die Höhe richtet
sich nach der Bonität des Kreditnehmers. Diese wird durch ein Rating festgestellt. Dazu werden
sowohl harte als auch weiche Faktoren analysiert und bewertet. Während die harten Faktoren
hauptsächlich die quantitativen Ergebnisse aus dem Jahresabschluss berücksichtigen, beziehen
sich die weichen Faktoren vorwiegend auf qualitative Aspekte wie die Unternehmensplanung,
das Know-how des Managements und die innerbetriebliche Organisation.
Basel II wird eine Verteuerung der Kredite an Unternehmen mit einer schwachen Bonität zur
Folge haben. Im Transport- und Logistikgewerbe sind davon vor allem reine Transport- und
Speditionsdienstleister betroffen. Aufgrund des enormen Wettbewerbsdrucks können sie kaum
noch Gewinne erwirtschaften. Unternehmen mit einem hohen Maß an logistischen
Dienstleistungen werden weniger betroffen sein, da ihr Geschäft meist profitabler ist. Generell
müssen sich jedoch alle Unternehmen auf eine strengere Bonitätsprüfung einstellen und
entsprechend vorbereiten.
Zur Erreichung einer guten Ratingnote ist neben einer hohen Eigenkapitalquote vor allem ein
aussagekräftiger und erfolgversprechender Geschäftsplan von Bedeutung. Zu den wichtigsten
Inhalten des Geschäftsplanes zählen realistische Planungsrechnungen für die nächsten 3 – 5
Jahre. Diese sollten aus einer Umsatz-, Kosten-, sowie Liquiditätsplanungen bestehen. Daraus
kann letztendlich abgeleitet werden, wie erfolgreich Unternehmen zukünftig agieren kann und
welche Kreditausfallrisiken bestehen.
Basel II wird auch eine höhere Bedeutung alternativer Finanzierungsmethoden zur Folge haben.
Schließlich sind diese zum Teil geeignet, die Eigenkapitalbasis zu stärken und die Liquidität zu
schonen. Zu den wichtigsten Alternativen, die in der Transport- und Logistikbranche anwendbar
sind, gehört das Mezzanin-Kapital, das Venture-Capital, die Nutzung öffentlicher Fördergelder,
das Factoring sowie das Leasing. Dem Leasing wird dabei eine besondere Bedeutung
zukommen, da es für viele Transportunternehmen die einzige Alternative darstellt.
Basel II und das damit verbundene Rating stellt auch eine Chance für die Unternehmen da.
Schließlich ist die Erreichung einer guten Ratingnote nicht nur entscheidend für die
Kreditvergabe, sondern auch für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.
Inhaltsverzeichnis
1. Kurzfassung der Seminararbeit
2. Basel II als Herausforderung für die Transport- und Logistikbranche
2.1 Definition des Basler Akkords von 1988 (Basel I)
2.2 Die wesentlichen Inhalte des Basel II-Abkommens
2.3 Das Rating als Instrument zur Feststellung der Bonität
2.4 Kriterien eines Ratings
2.5 Formen des Rating
3. Die Auswirkungen von Basel II auf das Transport- und Logistikgewerbe
4. Analyse der Ursachen für schlechte Ratingergebnisse im Transport- und Logistikgewerbe
5. Optimale Vorbereitung auf ein Rating
5.1 Aufbereitung vergangenheitsbezogener Unternehmensdaten
5.1.1 Finanzwirtschaftliche Analysemethoden
5.1.2 Mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Kennzahlen
5.2 Der Businessplan
5.2.1 Zusammenfassung des Businessplanes
5.2.2 Beschreibung des Unternehmens sowie des Führungsteams
5.2.3 Beschreibung des Investitionsvorhabens
5.2.4 Analyse und Beschreibung der Branche, des Wettbewerbs sowie der sowie Kunden
5.2.5 Darstellung der innerbetrieblichen Organisation
5.2.6 Erstellung von Planungsrechnungen
5.2.6.1 Die Umsatzplanung
5.2.6.2 Die Kostenplanung
5.2.6.3 Die Liquiditätsplanung
5.2.6.4 Darstellung des Finanzbedarfs
6. Alternative Finanzierungsmöglichkeiten
6.1 Mezzanin-Kapital
6.2 Venture Capital
6.3 Finanzierung durch öffentliche Fördermittel
6.4 Factoring
6.5 Leasing
7. Basel II als Chance für Unternehmen
9. Quellenverzeichnis
1. Kurzfassung der Seminararbeit
Basel II ist eine Herausforderung für die Wirtschaft und wird Veränderungen im Kreditwesen mit sich bringen. Nachdem die Basel I-Vorschriften einen fixen Kapitalhinterlegung von 8% für die Banken vorsehen, wird dieser Satz durch Basel II zukünftig flexibilisiert. Die Höhe richtet sich nach der Bonität des Kreditnehmers. Diese wird durch ein Rating festgestellt. Dazu werden sowohl harte als auch weiche Faktoren analysiert und bewertet. Während die harten Faktoren hauptsächlich die quantitativen Ergebnisse aus dem Jahresabschluss berücksichtigen, beziehen sich die weichen Faktoren vorwiegend auf qualitative Aspekte wie die Unternehmensplanung, das Know-how des Managements und die innerbetriebliche Organisation.
Basel II wird eine Verteuerung der Kredite an Unternehmen mit einer schwachen Bonität zur Folge haben. Im Transport- und Logistikgewerbe sind davon vor allem reine Transport- und Speditionsdienstleister betroffen. Aufgrund des enormen Wettbewerbsdrucks können sie kaum noch Gewinne erwirtschaften. Unternehmen mit einem hohen Maß an logistischen Dienstleistungen werden weniger betroffen sein, da ihr Geschäft meist profitabler ist. Generell müssen sich jedoch alle Unternehmen auf eine strengere Bonitätsprüfung einstellen und entsprechend vorbereiten.
Zur Erreichung einer guten Ratingnote ist neben einer hohen Eigenkapitalquote vor allem ein aussagekräftiger und erfolgversprechender Geschäftsplan von Bedeutung. Zu den wichtigsten Inhalten des Geschäftsplanes zählen realistische Planungsrechnungen für die nächsten 3 - 5 Jahre. Diese sollten aus einer Umsatz-, Kosten-, sowie Liquiditätsplanungen bestehen. Daraus kann letztendlich abgeleitet werden, wie erfolgreich Unternehmen zukünftig agieren kann und welche Kreditausfallrisiken bestehen.
Basel II wird auch eine höhere Bedeutung alternativer Finanzierungsmethoden zur Folge haben. Schließlich sind diese zum Teil geeignet, die Eigenkapitalbasis zu stärken und die Liquidität zu schonen. Zu den wichtigsten Alternativen, die in der Transport- und Logistikbranche anwendbar sind, gehört das Mezzanin-Kapital, das Venture-Capital, die Nutzung öffentlicher Fördergelder, das Factoring sowie das Leasing. Dem Leasing wird dabei eine besondere Bedeutung zukommen, da es für viele Transportunternehmen die einzige Alternative darstellt. Basel II und das damit verbundene Rating stellt auch eine Chance für die Unternehmen da. Schließlich ist die Erreichung einer guten Ratingnote nicht nur entscheidend für die Kreditvergabe, sondern auch für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.
2. Basel II als Herausforderung für die Transport- und Logistikbranche
Die neuen Basel II-Bestimmungen, welche eine entscheidende Grundlage bei der Kreditvergabe darstellen, bringen tiefgreifende Veränderungen für die Unternehmen aller Branchen mit sich. Basel II ist der Versuch, das europäische Kreditwesen neu zu ordnen und den Banken ein Instrument zu schaffen, welches ihnen die Möglichkeit zur Risikoreduzierung gibt.1 Auch auf die Transport- und Logistikbranche wird sich Basel II auswirken. Die Marktmacht großer Industrie- und Handelsunternehmen sowie der klare Trend zum Outsourcing zwingt mittelständische Speditions- und Logistikdienstleister immer häufiger dazu, bestimmte Wertschöpfungsketten ihrer Kunden zu übernehmen und gleichzeitig kapitalintensive Geschäftsmodelle umzusetzen. Auf Seiten des Dienstleisters bedingt dies oft entsprechend hohe Investitionen in diverse Technologien und Anlagen, weshalb gesicherte und solide Finanzierungsmöglichkeiten von enormer Wichtigkeit sind.2
Fünfzehn Jahre sind seit dem Inkrafttreten des sogenannten Basel I-Abkommens aus dem Jahr 1988 vergangen. Bereits im Jahr 1999 wurde mit der Ausarbeitung der neuen Grundlagen begonnen. Deren endgültiger Abschluss ist für Ende des Jahres 2003 vorgesehen. Die grundlegenden Inhalte des neuen Abkommens sind jedoch schon seit längerem hinreichend und detailliert bekannt, da ein vorläufiger Plan der neuen Richtlinien bereits im Jahr 2001 unter der Bezeichnung Basel II veröffentlicht wurde. Nachdem die Umsetzung der Richtlinien in geltendes Recht mehrfach verschoben wurde, ist dieser Schritt nun für den Beginn des Jahres 2007 vorgesehen.3
2.1 Definition des Basler Akkords von 1988 (Basel I)
Im Jahre 1988 verabschiedete der Basler Ausschuss für Bankaufsicht den sogenannten Basler Akkord, welcher später auch die Bezeichnung Basel I erhielt. In den Beschlüssen wird geregelt, dass die Geschäftsbanken 8 % der von ihnen vergebenen Kreditsummen bei den Zentralbanken als Sicherheitsleistung hinterlegen müssen. Damit soll erreicht werden, dass die Einlagen von Kunden, Anlegern und Investoren zu einem gewissen Teil abgesichert sind, falls die Bank in eine finanzielle Notlage gerät. Ansonsten könnten ihnen hohe Kosten und Verluste entstehen.4 Die Regelungen sehen außerdem vor, dass die Kosten der Eigenkapitalhinterlegung einheitlich und pauschal auf alle Kredite kalkuliert werden. Zudem wird bei der Bemessung des Unternehmen vergeben wird, wodurch die jeweiligen ökonomischen Risiken unbeachtet bleiben.5 Nach den Entwicklungen in der Finanz- und Weltwirtschaft wurden die Regelungen jedoch zunehmend kritisiert und werden mittlerweile als nicht mehr ausreichend für die sich verändernden Rahmenbedingungen angesehen. Speziell die nicht vorhandene Differenzierungen der Kapitalhinterlegung nach dem Ausfallrisiko wurde zunehmend als problematisch erkannt.6 Es erwies sich, dass Unternehmen mit einer überdurchschnittlichen Bonität zu hohe und Unternehmen mit einer geringen Bonität zu niedrige Kreditzinsen bezahlen müssen. Damit findet eine Art von Quersubventionierung zwischen wohlhabenden und weniger wohlhabenden Unternehmen statt.7
2.2 Die wesentlichen Inhalte des Basel II-Abkommens
Basel II setzt sich im wesentlichen aus drei Säulen zusammen. Diese sollen zur Stabilität des Finanzsystems beitragen. Säule eins regelt die modifizierten Mindestkapitalanforderungen, welche den wichtigsten Teil des Regelwerks darstellen.8 Basel II sieht im Gegensatz zu Basel I vor, die Höhe der Eigenkapitalhinterlegung vom jeweiligen Kreditrisiko abhängig zu machen. Das bedeutet, eine Bank muss bei der Kreditgewährung an ein Unternehmen mit hoher Bonität eine geringe Eigenkapitalhinterlegung leisten und an Unternehmen mit einer schwachen Bonität hingegen eine entsprechend höhere.9 Die Bonität kann als Messgröße verstanden werden. Diese zeigt an, in wie weit ein Schuldner zukünftig in der Lage sein wird, seinen Schuldendienstverpflichtungen nachzukommen.10 Als Bezugsniveau des zu hinterlegendenden Eigenkapitals soll weiterhin der alte Satz von 8% der Kreditsumme gelten. Allerdings kann der effektiv zu hinterlegende Satz dann zwischen 20% und 150% dieses Bezugsniveaus schwanken. Damit muss eine Bank im Idealfall nur 1,6% der Kreditsumme hinterlegen. Im ungünstigsten Fall kann dieser Satz bis zu 12% betragen. Die Bonität und damit das Kreditrisiko eines Bankkunden soll durch ein sogenanntes Rating festgestellt werden.11 Die Säule 2 reguliert die zukünftigen Pflichten der Kreditinstitute gegenüber den Bankenaufsichtsinstanzen. Banken müssen zukünftig den Aufsichtsbehörden gegenüber nachweisen, dass sie über angemessene Strategien verfügen, welche ihrem Risikoprofil gerecht werden und zum Erhalt ihres Eigenkapitalniveaus beitragen. Die Säule 3 reguliert alle Offenlegungs- und Transparenzvorschriften für die Bankwirtschaft.12 Diese schreiben die zukünftigen Pflichten der Banken gegenüber der Öffentlichkeit vor. Dabei müssen sie vor allem detaillierte Informationen über ihre Riskomanagementsysteme publizieren. Damit sollen die Banken zu mehr Disziplin und risikobewussterem Verhalten geleitet werden, da andere Marktteilnehmer, wie Investoren oder Anleger zukünftig die Möglichkeit erhalten, das Risikoprofil einer Bank zu analysieren und ihr Verhalten gegenüber dieser dementsprechend auszurichten.13
2.3 Das Rating als Instrument zur Feststellung der Bonität
Der aus dem englischsprachigen Raum stammende Begriff „Rating“, welcher im deutschen als Beurteilung, Bemessung oder Bewertung übersetzt werden kann, bezeichnet das Verfahren, welches nach dem Basel II-Abkommen zur Feststellung der jeweiligen Kreditrisiken und der Bonität eines Unternehmens durchgeführt werden soll.14 Das bedeutet, dass eine Firma hinsichtlich einiger Faktoren und Eigenschaften, sowie Stärken und Schwächen analysiert wird. Die Teilergebnisse der jeweils zu prüfenden Kriterien werden unter Berücksichtung von Gewichtungsfaktoren zu einem Gesamtergebnis zusammengeführt, aus welchem eine Art Schulnote errechnet wird.15 Das Ratingergebnis ist entscheidend dafür, wie die Bonität des Unternehmens eingestuft wird und welche Kreditrisiken somit verbunden sein können. Die Ratingnote bringt damit eine Wahrscheinlichkeit zum Ausdruck, ob ein Unternehmen seinen zukünftigen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen kann oder nicht.16 Da das Ergebnis des Ratingverfahrens über die Höhe des Eigenkapitals entscheidet, welches von der Bank hinterlegt werden muss, ist es auch ausschlaggebend für die Konditionen, zu denen ein Kredit vergeben wird. Eventuell kann es sogar Anlass dafür sein, dass eine Bank Kredite völlig ablehnt und die Geschäftsbeziehungen zu besonders schwachen Kunden beendet. Obwohl die offizielle Einführung der Basel II-Regelungen erst im Jahr 2007 erfolgen soll, wenden die meisten Geschäftsbanken bereits jetzt entsprechende Ratingverfahren an und nutzen deren Ergebnisse als Entscheidungsgrundlage bei der Kreditvergabe.17
2.4 Kriterien eines Ratings
Beim Rating werden sowohl harte, also quantitative Faktoren als auch weiche und somit qualitative Faktoren geprüft und bewertet. Diese Faktoren fließen jeweils mit einem unterschiedlichen Gewicht in die Gesamtbewertung ein und bilden letztendlich den Wert des Ratingergebnisses.18 Die harten Faktoren fließen dabei zu einem Anteil von etwa 60 % in das Ergebnis ein, während der Anteil der weichen Faktoren die restlichen 40 % beträgt.19 Die entscheidenden harten Kriterien bilden größtenteils verschiedene Kennzahlen und Werte aus der Bilanz sowie der Gewinn- und Verlust-Rechnung. Zu diesen Kennzahlen zählt vor allem die Eigenkapitalquote. Ihre Relevanz steigt mit Basel II erheblich an. Schließlich liefert diese Kennzahl Informationen darüber, wie hoch ein Unternehmen bereits verschuldet ist und in wie weit es sich aus eigenen Mitteln finanziert. Zu den weiteren wichtigen Kennzahlen zählen verschiedene Liquiditätskennziffern, der Cash-flow sowie die Umsatz- und Kapitalrendite. Die Kennzahlen aus der Bilanz sowie der GuV sind jedoch sehr stark vergangenheitsbezogen. Deshalb kommt auch den entsprechenden Planungskennzahlen eine enorme Bedeutung zu. Schließlich geben diese Aufschluss darüber, mit welchen wirtschaftlichen Erfolgen und Risiken ein Unternehmen zukünftig rechnen kann.20
Die entscheidenden weichen Faktoren setzen sich vorwiegend aus qualitativen Kriterien des Managements, der innerbetrieblichen Erfolgssicherung sowie des bisherigen Kontoverhaltens zusammen. Zu den wichtigsten Faktoren des Managementbereichs gehört die Qualifikation und Erfahrung der Unternehmensleitung. Es ist von großer Bedeutung, dass die Führungsspitze einer Firma einen erfolgversprechenden Werdegang nachweisen kann, der ihnen ein hohes Maß an unternehmerischer Erfahrung sowie gute Marktkenntnisse bescheinigt. Es besteht außerdem eine hohe Relevanz einer rechtzeitigen und wohlüberlegten Regelung für die Unternehmensnachfolge. Speziell in mittelständischen Firmen, deren Inhaber bereits höheren Alters sind, wird dieses Thema erheblich im Ratingergebnis berücksichtigt. Schließlich kann auch eine gesicherte und qualifizierte Unternehmensnachfolge entscheidend für die zukünftigen Erfolgsaussichten einer Firma sein.21
Ein entscheidendes Kriterium der innerbetrieblichen Organisation ist die Ausprägung und Qualität der Controllingsysteme, da diese eine wichtige Voraussetzung zur Erfolgssicherung darstellen. Sie lassen erkennen, in wie weit ein Unternehmen in der Lage ist, seine Schwachstellen zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Außerdem wird in einem Rating auch das Vorhandensein und der Inhalt innerbetrieblicher Zielvereinbarungssysteme mit den Mitarbeitern bewertet, weil daraus hervorgeht, wie konsequent ein Unternehmen seine Ertragsund Leistungsziele verfolgt.22 Zur optimalen Organisation des Personalwesens zählt auch die Durchführung von Mitarbeiterschulungen. Unternehmen, die ihr Personal regelmäßig zu Lehrgängen, sowie Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen schicken, können ebenfalls mit einem positiven Einfluss auf ihr Ratingergebnis rechnen.23
Beim Kontoverhalten interessiert sich die Bank vor allem für die bisherigen Kontobewegungen. Dazu zählt das Überziehungsverhalten und die Umsatzentwicklung. Hat ein Unternehmen in der Vergangenheit das Konto häufig überzogen oder wurden oft nur geringe Umsätze verbucht, so kann dies als Indiz für eine geringe Bonität gewertet werden.24
Das Kriterium des Marktfaktors besteht einerseits aus einem sogenannten Branchenrating, in das die Entwicklungen, Tendenzen und Chancen eines Markt einfließen.25 Andererseits wird jedoch auch die Qualität und Ausprägung der betrieblichen Strategien und Planungen analysiert, mit denen sich ein Unternehmen auf dem Markt durchsetzen will. Dazu zählt vor allem die Qualität der Produktpolitik, die Form der Preis- und Konditionenpolitik und sowie die Ausprägung der Distributionsstrategien.26
2.5 Formen des Rating
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen dem internen und externen Rating. Ein Internes
Rating wird von der kreditgebenden Bank durchgeführt.27 Damit ist es nicht neu, sondern wird schon seit jahrelang im Rahmen einer Kreditwürdigkeitsprüfung eingesetzt. Allerdings unterscheiden sich das Basel II-Ratingverfahren durch die Einbeziehung zahlreicher weicher Kriterien sowie zukunftsgerichteter Faktoren gegenüber der bisherigen Vorgehensweise. In diese flossen hauptsächlich die vergangenheitsbezogenen Werte des Jahresabschlusses hinein. Aufgrund der zunehmenden Veränderungen von Marktstrukturen und Rahmenbedingungen erkannte man jedoch die Bedeutung der planerischen Aspekte.28
Das interne Rating wird durch die Banken selbständig durchgeführt. Es kostet das Kreditinstitut je nach Umfang zwischen 250 und 7.500 Euro. Diese Kosten werden meist nicht an den betreffenden Kunden belastet, sondern stattdessen durch eine entsprechende Konditionenpolitik an die Allgemeinheit berechnet.29
Das externe Rating wird durch einen speziellen und unabhängigen Dienstleister, einer sogenannten Rating-Agentur vorgenommen. Auf diesem Gebiet hat sich in den letzten Jahren bereits ein umfassender Markt zahlreicher Anbieter entwickelt.30 Ein externes Rating kommt bei mittelständischen Unternehmen meist nur dann in Frage, wenn hohe Beträge aus alternativen Finanzierungsquellen in Betracht gezogen werden, für deren Nutzung die Investoren einen entsprechenden Ratingnachweis voraussetzen. Ansonsten liegen die Hemmnisse hauptsächlich in der Kostenfrage. Der Preis eines externen Ratings beträgt je nach Umfang und Genauigkeit des Prüfverfahrens zwischen 5.000 und 50.000 Euro.31
Die Ergebnisse interner Ratings dienen meist nur der bankinternen Verarbeitung. Deshalb erfährt der Kunde nur selten Details darüber, wie er im einzelnen bewertet wurde. Meist bekommt er von der Bank lediglich mitgeteilt, ob und zu welchen Konditionen der von ihm benötigte Kredit genehmigt wird. Die Ergebnisse des externen Ratings werden im Gegensatz zum internen Rating ausschließlich durch internationale Codes ausgedrückt. Der Kunde erhält die Auswertung in Form eines detaillierten Gutachtens vollständig zur Verfügung.32
3. Die Auswirkungen von Basel II auf das Transport- und Logistikgewerbe
Nach einer branchenübergreifenden Umfrage der Kreditanstalt für Wiederaufbau unter mittelständischen Firmen haben sich die Kreditfinanzierungsbedingungen im Jahr 2002 für etwa 45% der befragten Unternehmen verschlechtert. 2001 lag der Umfragewert noch bei 31%. Dies zeigt deutlich, dass die Banken sich zunehmend risikobewusst bei der Kreditvergabe verhalten.33 Bei einer weiteren Befragung, welche durch zwei Unternehmensberatungen durchgeführt wurde und speziell auf das Transport- und Logistikgewerbe gerichtet war ergab sich, dass ein Großteil der Firmen negative Auswirkungen durch Basel II befürchten: 89% der befragten Unternehmer und Branchen-Fachleute waren der Meinung, dass sich die Unternehmensfinanzierung im Logistikumfeld durch Basel II deutlich verschlechtern werde.34 Diese Meinung wird von Finanzexperten jedoch nicht in allen Belangen geteilt, denn trotz der bereits angewendeten Ratingverfahren hat sich das Kreditvolumen an das Speditions- und Logistikgewerbe im Jahr 2002 gegenüber 2001 um 1,8% erhöht. Die Hypovereinsbank ratet beispielsweise fast die Hälfte der mittelständischen Speditionen mit einem Ergebnis, das in Schulnoten ausgedrückt etwa als befriedigend gilt.35 Bei größeren mittelständische Speditionen und Logistikdienstleister wird sich Basel II somit eher weniger drastisch auswirken. Experten sehen deshalb die generellen Auswirkungen von Basel II auf größere Unternehmen als nicht überaus besorgniserregend an. Viele dieser Unternehmen können mit Ratingnoten rechnen, mit denen sie bei Banken noch als interessante Kunden gelten.36 Probleme bekommen werden jedoch insbesondere Spediteure, mit einem hohen Selbsteintrittsanteil und gleichzeitig niedrigen Spezialisierungsgrad sowie einem geringen Angebot logistischer Dienstleistungen. Diese Unternehmen erreichen aufgrund der problematischen Marktbedingungen häufig nur unzureichende Ratingnoten. Kleine und Kleinstbetriebe speziell aus dem Bereich der Transportdienstleistung könnten bei vielen Banken nur noch in Form eines standardisierten Rasters geratet werden, was eine wesentliche Verschlechterung ihrer Verhandlungsposition zur Folge haben kann. Der Grund dafür ist, dass diese Unternehmen dann nur noch selten eine Chance auf individuelle Gespräche mit der Bank bekommen, wenn ihr Kreditgesuch bereits im Vorfeld durch das Raster gefallen ist.37 Somit zeichnet sich ein klares Bild über die Entwicklung der Kreditfinanzierung in der Branche ab: Je stärker ein Unternehmen auf die reine Transportabwicklung oder auf die klassische speditionelle Dienstleistungen spezialisiert ist, desto problematischer entwickelt sich die Kreditvergabe aufgrund der Auswirkungen von Basel II.38 Diese Erkenntnis wird sowohl in der Finanzwirtschaft als auch im Transport- und Logistikgewerbe weitgehend geteilt. Aufgrund der ungünstigen Rahmenbedingungen und schwierigen Marktsituation wird es für reine Transportunternehmer und kleinere Spediteure zukünftig erheblich schwieriger sein, Kredite zu verhältnismäßig günstigen Konditionen zu erhalten. Vielen droht sogar die völlige Ablehnung der Bank. Studien zeigen auf, dass nach dem jetzigen Stand nur jedes sechste Speditions- und Transportunternehmen ausreichend vorbereitet für ein Rating ist.
[...]
1 Vgl. Schäfer H. / Obermeier T., Basel II- Herausforderung für den Mittelstand, 2002, S. 13.
2 Vgl. Haller, M. Kann man künftig noch fremd gehen?, in: Logistik Heute, Nr. 11/2002.
3 Vgl. http://fk.hypovereinsbank.de/pdf/konsultation_erlaeuterungen.pdf (Stand 21.09.2003), S. 1.
4 Vgl. http://www.bundesbank.de/bank/download/pdf/basel.pdf (Stand 02.10.2003), S. 15.
5 Vgl. Broschüre der bfmb GmbH, Basel II - Ein Überblick, 2003, S. 4.
6 Vgl. Everling, O. / Sarcher, W., Rating-Lexikon, 2003 S. 37.
7 Vgl. Wolf, J., Basel II - Kreditrating als Chance, 2003, S. 13.
8 Vgl. Schäfer, H. / Obermeier, T., Basel II - Herausforderung für den Mittelstand, 2002, S. 50.
9 Vgl. Everling, O. / Walburga, S., Rating-Lexikon, 2003, S. 100.
10 Vgl. Gablers Wirtschaftslexikon, 1997, S. 678.
11 Vgl. http://fk.hypovereinsbank.de/pdf/konsultation_erlaeuterungen.pdf (Stand 21.09.2003), S. 3.
12 Vgl. Brockhaus, M., Basel II, S.164, 2002, S. 62.
13 Vgl. ebenda, S. 65.
14 Vgl. Everling, O., Rating - Chance für den Mittelstand nach Basel II, 2001, S. 7.
15 Vgl. Helmke, B.: Basel II bringt Risiko ins Spiel, in Deutsche Verkehrs-Zeitung, Nr. 68 / 07.06.2003.
16 Vgl. Everling, O. / Walburga, Rating-Lexikon, 2003, S. 100.
17 Vgl. Haunerdinger, M., Unternehmensrating leicht gemacht, 2003, S. 21.
18 Vgl. Ohne Moos nix los, in: Deutsche Verkehrs-Zeitung, Ausgabe vom 15.12.2001.
19 Vgl. Stöffges, P., Weiche Faktoren mit harten Konsequenzen, in: Deutsche Verkehrs-Zeitung, Nr. 111 vom 16.09.2003.
20 Vgl. Ohne Moos nix los, in: Deutsche Verkehrs-Zeitung, Ausgabe vom 15.12.2001.
21 Vgl. Bräuchle, S., Keine Kredite mehr für Transportunternehmen, in: trans aktuell, Nr. 15/2001.
22 Vgl. Füser K. / Heidusch, M., Rating, 2002, S. 106.
23 Vgl. Braun, P. / Gstach, O., Rating kompakt, 2002, S. 244.
24 Vgl. Stöffges, P., Weiche Faktoren mit harten Konsequenzen, in: Deutsche Verkehrs-Zeitung, Nr. 111 / 16.09.2003.
25 Vgl. Helmke, B., Basel II bringt Risiko ins Spiel, in Deutsche Verkehrs-Zeitung, Nr. 68 / 07.06.2003.
26 Vgl. Stöffges, P., Weiche Faktoren mit harten Konsequenzen, in: Deutsche Verkehrs-Zeitung, Nr. 111 / 16.09.2003.
27 Vgl. Broschüre der bfmb GmbH, Basel II - Ein Überblick, 2003, S. 7.
28 Vgl. Koch, W. / Wegmann, J., Praktiker-Handbuch Rating, 2003, S. 183.
29 Vgl. Everling, O., Rating - Chance für den Mittelstand nach Basel II, 2001, S. 35.
30 Vgl. Everling, O. / Walburga, S., Rating-Lexikon, 2003, S. 19.
31 Vgl. Everling, O., Rating - Chance für den Mittelstand nach Basel II, 2001, S. 35.
32 Vgl. ebenda, S. 34.
33 Vgl. Mehr Sicherheit, weniger Risiko, in: Deutsche Verkehrs-Zeitung, Ausgabe vom 08.04.2003.
34 Vgl. Haller, M., Kann man künftig noch fremd gehen?, in: Logistik Heute, Nr. 11/2002.
35 Vgl. Helmke, B., Externes Rating bei Banken umstritten, in: Deutsche Verkehrs-Zeitung, Nr. 33 / 18.03.2003.
36 Vgl. Helmke, B., Basel II bringt Risiko ins Spiel, in: Deutsche Verkehrs-Zeitung, Nr. 68 / 07.06.2003.
37 Vgl. Hassa, E., Kampf ums Geld, in: Verkehrsrundschau, Nr. 12/2003.
38 Vgl. Bräuchle, S., Keine Kredite mehr für Transportunternehmen, in: trans aktuell, Nr. 15/2001.
- Quote paper
- Marc Rohlfing (Author), 2003, Die Auswirkungen von Basel II auf die Finanzierungsstrukturen von Transport- und Logistikdienstleistern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29611
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